Titel: | Ueber Hochofenschlacken und deren Verwerthung. |
Autor: | R. Zsigmondy |
Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 233 |
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Ueber Hochofenschlacken und deren
Verwerthung.
Mit Abbildungen.
Ueber Hochofenschlacken und deren Verwerthung.
Ueber die Verwerthung von Hochofenschlacken in den Hütten der Oesterreichischen alpinen Montangesellschaft liegen neuerdings
ausführliche Berichte vor.
Den Vorträgen des k. k. Artilleriehauptmanns Franz
WalterMittheilungen des k. k. technologischen
Gewerbemuseums in Wien, 1890 S. 165 und 177. und des
Hütteningenieurs Max PaulovichVortrag,
gehalten am 5. Februar in der Fachgruppe der Berg- und Hüttenmänner des
Ingenieur- und Architektenvereins in Wien. können wir entnehmen,
dass an der Verwerthung der Hochofenschlacke für Pflasterungs-, Beschotterungs- und
Bauzwecke in Oesterreich rege gearbeitet wird.
Die bedeutendsten Fortschritte wurden in der Erzeugung von Schlackenziegeln und in
der Herstellung von Metallic-Pflaster gemacht.
Erzeugung von Schlackenziegeln.
Bekanntlich hat die Firma Lürmann, Mayer und Wieking in
Osnabrück die Fabrikation von Schlackenziegeln zuerst in grossem Maasstabe
betrieben. Dieselbe belief sich 1875 bereits auf 5073400 Stück (vgl. auch 1891 279 41).
Gegenwärtig wird die Herstellung von Schlackenziegeln in mehreren anderen Hütten, so
namentlich in der Eisenhütte Schwechat bei Wien, mit grossem Erfolge betrieben.
Die Granulation der Schlacke (über deren Zweck schon mehrfach berichtet wurde, vgl.
1890 275 433 und 1891 279 69)
wird daselbst zweckmässig in folgender Weise ausgeführt:
Die Schlacke, welche während des Eisenabstiches über die Trift läuft, fliesst in
einem Gerinne mit einem Wasserstrahle zusammen, wird dabei granulirt und gelangt
nach ganz kurzem Laufe in ein tieferes Bassin, aus dem sie gleich ausgebaggert
werden kann.
Der mit dem Schlackensande zu mischende Kalk (etwa 1 Th. Kalk auf 6 Th.
Schlackensand) wird in Löschkufen mit so viel Wasser vermengt, als zur Herstellung
eines feuchten Kalkschlammes erforderlich ist.
Textabbildung Bd. 284, S. 233Fig. 1.Stein's Mischmaschine Kalk und Schlackensand werden nun in geeigneten Mischvorrichtungen mit
einander vermengt. Die Einrichtung einer vielfach verwendeten Mischmaschine, von Albrecht
Stein in Wetzlar construirt, ist die folgende:
Die durch die rotirenden Daumen b in stossweise
Erschütterung versetzte Eintragslutte a (Fig. 1) führt die von einem Arbeiter aufgeschütteten
Materialien Kalk und Schlakkensand dem Walzenpaare c
zu. Diesem Walzenpaare fällt die Aufgabe zu: 1) zu verhindern, dass grössere
Schlackentheile oder andere fremde Körper dem Mischwerke zugeführt werden und 2) den
durch die Walzen gezogenen Schlackensand in möglichst gleichmässiger, noch weiter
zerkleinerter Form dem Mischer abzuwerfen.Die hier
beigegebenen Zeichnungen sind der Oesterreichischen
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen und dem Vortrage von Paulovich entnommen.
In dem eigentlichen Mischraume sind drei wagerecht in einander greifende
Mischgarnituren angebracht, welche durch Zahnradvorgelege in entsprechende Rotation
zu einander versetzt werden, wodurch die innige Mischung von Sand und Kalk erfolgt.
Selbsthätig wird die Masse auch aus dem Mischraume entfernt, von einem Arbeiter
weggenommen und bleibt nun – in den meisten Fällen – 10 bis 12 Stunden lang zur
Trocknung liegen.
Textabbildung Bd. 284, S. 234Fig. 2.Ziegelpresse von Stein. Eine Mischmaschine von 2 bis 3 mischt in einer Schicht leicht
Materialien für 9000 bis 10000 Stück Ziegel.
Das so vorbereitete Material kommt hierauf in die Presse. Die hier Fig. 2 dargestellte Presse stammt ebenfalls von Albrecht Stein.Vgl. Lürmann, Stahl und Eisen, 1891 S.
72. Der Füllkasten a wird während des
Ganges der Maschine vom Arbeiter stets voll gehalten. Ein mittels zweier Excenter
von der Kurbelwelle aus bethätigter Zubringer schliesst diesen Raum nach unten, dem
eigentlichen Pressraume, ab. Der Zubringer lässt so viel Material in den Pressraum
fallen, als zur Herstellung eines Ziegels
erforderlich ist. Ist die Füllung erfolgt, so bewegt sich der an den Kreuzkopf
gekuppelte Presskolben A vorwärts, während ein kleiner,
von einem Schlitten geführter Kolben B, welcher auf dem
Maschinenbrette seine Führung hat, sich nach rückwärts bewegt und im Pressraume
so lange vorschiebt, bis der Kolben A auf die
Ziegelmasse zu drücken anfängt. In diesem Momente kommt der Kolben B zur Ruhe und wird von den Schlittenexcentern so lange
festgehalten, bis die Pressung erfolgt ist. Hierauf treten die beiden
Schlittenexcenter ausser Wirksamkeit, der Schleppkolben B wird zurückgeschoben, während der Presskolben A den fertigen Ziegel in wagerechter Lage aus dem Presskasten drückt.
Der Presskolben A weicht zurück; sobald er seinen
Rücklauf vollendet hat, ist bereits eine neue Füllung erfolgt und das Spiel beginnt
von Neuem.
Die Leistungsfähigkeit einer solchen Ziegelpressmaschine von 7 bis 8 beträgt
bei 10stündiger effectiver Arbeitszeit 9000 bis 10000 Stück Ziegel, sie würde aber
noch bedeutend steigen, wenn der Arbeiter im Stande wäre, die Ziegel schnell genug
wegzunehmen.
Die aus der Pressmaschine kommenden Ziegel (ihre Grösse beträgt 210 mm, 140 mm und 70
mm) sind weich und leicht zerbrechlich; sie müssen mit grosser Vorsicht nach dem
Trockenplatze gebracht werden. Man schichtet die Ziegel in möglichst langen Reihen,
meist 11 Scharen über einander, so dass ein solcher Ziegelstoss 17000 bis 20000
Stück zählt. Während der ersten Tage der Luftlagerung müssen die Ziegel mit Sorgfalt
vor Regenwasser geschützt werden, später sind sie unempfindlich dagegen.
Nach ½ bis 1 Jahr sind die Ziegel so fest, dass sie als Baumaterial verwendet werden
können.
Die Erhärtung ist theils der chemischen Einwirkung des Kalkes auf die granulirte
Schlacke, theils der Bildung von Kalkcarbonat zuzuschreiben. Wie bedeutend die
Festigkeit der Schlackenziegel durch diese Processe werden kann, zeigt folgende
Tabelle, welche die Resultate einer Prüfung der Schlackenziegel von Seiten der
königl. Prüfungsstation für Baumaterialien zu Berlin wiedergibt:
Gedrückte Fläche = 300 qc.
Lufttrocken
Wassersatt
An der Luft ausgefroren
Unter Wasser ausgefroren
Nr.
Zerstörung beik auf 1 qc
Nr.
Zerstörung beik auf 1 qc
Nr.
Zerstörung beik auf 1 qc
Nr.
Zerstörung beik auf 1 qc
1 2 3 4 5 6 7 8 910
129,9 167,0 148,5 150,3
139,2 152,2 170,8 126,2 144,8
148,5
11121314151617181920
129,9 159,6 144,8 133,6
163,3 148,5 141,1 141,1 148,5
144,8
21222324252627282930
148,5 144,8 139,2 150,3
163,3 137,3 126,2 133,6 155,9
129,9
31323334353637383940
155,9 148,5 129,9 133,6
135,5 129,9 139,2 133,6 154,1
137,3
Mittel
148
Mittel
146
Mittel
143
Mittel
140
EigenesGewicht
3,970 k
EigenesGewicht
4,041 k
EigenesGewicht
3,988 k
EigenesGewicht
4,052 k
Die 20 für die Frostversuche bestimmten Steine wurden zunächst 12 Stunden ins Wasser
gelegt; hierauf wurden 10 von ihnen bei einer Temperatur von – 12 bis – 15° C. 25
Stunden dem Froste an der Luft, die übrigen 10 Steine während derselben Zeit und
derselben Temperatur dem Froste und dem Wasser ausgesetzt, ohne Risse und ohne Gewichtsverlust zu
erleiden.
Gegen Feuchtigkeit verhalten sich die Schlackenziegel sehr günstig. Sie nehmen nur
wenig Wasser auf, wie nachstehende Tabelle zeigen wird:
Das Gewicht der Probestücke
Die Wasseraufnahme
beimEintreffen
25 Stunden aufheissen
Eisen-plattengetrocknet
12
100
125
für 1 Versuchs-stück
für 1 k Probe-gewicht
in Procent des Gewichtes
Stunden im Wasser gelegen
nach 125 Stunden
nach 12 Stunden
nach 125 Stund.
4,033
3,598
4,019
4,041
4,041
–
–
–
–
Die Wasserauf-nahme beträgtsomit:
0,421
0,443
0,443
0,443
0,124
11,7
12,4
Ziegel, welche nur eine Woche lang an der Luft gelagert waren, wurden in Wasser
gebracht. In dieser kurzen Zeit waren die Ziegel genügend erhärtet, um der
Einwirkung des Wassers Widerstand zu leisten, welcher Umstand sie für Wasserbauten
besonders geeignet erscheinen lässt.
Gegen hohe Temperaturen sind die Schlackenziegel allerdings empfindlich, doch
vertragen sie ohne Schaden noch eine Temperatur der Essengase von 250 bis 300°
C.
Das Mauerwerk aus Schlackenziegeln – als Mörtel wird ein Gemenge von Schlackensand
und Kalk verwendet – trocknet schnell und bietet ausserdem für den Bewohner den
Vortheil, dass Nägel, in die Wand eingetrieben, überall gut halten. Ein Geruch nach
Schwefelwasserstoff ist nicht zu befürchten.
Der Verkaufspreis ist sehr gering und stellte sich im Werke auf 9 bis 10 fl. ö. W.
für 1000 Stück Ziegel. Im Sommer 1890 wurden in Schwechat über eine Million Stück
Schlackenziegel hergestellt; die Verwendung derselben nimmt an Ausdehnung immer mehr
zu; so sind im Eisenwerke Schwechat, sowie im Neuberger Revier zahlreiche Bauten aus
Schlackenziegeln hergestellt und es sind dieselben als ausschliessliches Baumaterial
für die Bauwerke der Bahnlinie Eisenerz-Vordernberg in Aussicht genommen.
Metallic-Pflaster.
Dieses unter dem Namen Wilkes Metallic- oder
Metall-Pflaster in England und Belgien seit einiger Zeit mit Erfolg verwendete
Pflaster wird aus einem Gemisch von gekörnter Grau- oder Weisseisenschlacke mit
Portlandcement und Wasser hergestellt. Der beim Brechen von Strassenschotter
abfallende Rieselschotter oder Rieselsand ist nach Entfernung des Staubes durch
Waschen vorzüglich dafür geeignet.
Auf einer Plattform von mindestens 16 qm werden 2 Vol.-Th. Rieselschotter, 1 Vol.-Th.
Rieselsand und 1 Vol.-Th. Portlandcement trocken durch einander geschaufelt und dann
mit Wasser, dem (zur Verzögerung allzu schnellen Abbindens) etwas Natrium- und
Ammoniumcarbonat (auf je 100 l Wasser ¼ k Soda und 1/10 k kohlensaures Ammon) zugesetzt wird,
befeuchtet, bis sich ein dicker Brei gebildet hat.
Dieses Gemenge wird nun in Quadraten von 2 bis höchstens 3 m Seitenlänge auf die
gestampfte und geebnete Unterlage in einer Dicke von 90 bis 100 mm aufgetragen,
mittels einer Abstrichplatte ausgestrichen und nach Beginn des Abbindens mit
Glätteisen weiter bearbeitet.
Zweckmässig ist es, in die Stossfugen der an einander grenzenden Platten
elastische Stoffe, wie Holzspäne, Streifen von Dachpappe u. dgl., zu bringen, um bei
bedeutenden Temperaturschwankungen der Rissebildung vorzubeugen. Das Pflaster
erhärtet sehr rasch und kann wenige Stunden nach seiner Herstellung begangen und
befahren werden.
In Wien, Brunn und Troppau wurden 1890 mehr als 16000 qm Strassen und Gehwege mit
diesem Pflaster belegt, der Preis desselben ist gering (etwa 1 bis 2 fl. ö. W. für 1
qm). Bisher hat sich dasselbe gut bewährt.
Will man kleinere Platten aus diesem Material erzeugen, so ist die Operation die
gleiche, nur mit dem Unterschiede, dass man die fertigen Platten nach erfolgter
Erhärtung in ein Wasserglasbad setzt, sie darin 2 bis 3 Tage liegen lässt und erst
dann auf den Lagerplatz schafft. Das Bad wird durch Auflösen von 3,2 l
Natronwasserglas in 3 cbm Wasser gewonnen.
Mit derartigen Platten kann bei strenger Winterkälte gepflastert werden. Als
vortheilhaft sind erfahrungsgemäss folgende Dimensionen festgestellt worden: für
Trottoirs 25 bis 30 mm, für Trottoirrand- und Rinnensteine 150 mm, für Pflasterungen
von Strassen 80 bis 100 mm Dicke.
Strassenbeschotterung.
Die Verwendung der Schlacke für Strassenbeschotterung ist ziemlich alt und manche
Hütten haben bedeutende Mengen Schlacke für diesen Zweck nutzbar gemacht. Immerhin
kann diese Verwendungsart nur örtliche Bedeutung haben und bleibt für grössere
Entfernungen nur dann von Werth, wenn kein anderes Beschotterungsmaterial in der
Nähe sich findet. Ein Nachtheil derartig beschotterter Strassen ist der, dass sie
bei starkem Gebrauche mit schweren Fuhrwerken zur Staubbildung neigen.
Die Schlacke von Graueisen wird, um sie compact zu erhalten, in Formen gegossen und
darin langsam erkalten gelassen. Erfolgt die Erkaltung in einem Sandbette, so geht
die glasige, spröde, sonst nicht verwendbare Schlacke in eine steinartige,
brauchbare Schlacke über. Brechmaschinen zerkleinern diese Stücke dann auf die
Schottergrösse von 2 bis 3 cc.
Die Leistungsfähigkeit eines Schlackenbrechers von 3 bis 4 stellt sich in
einem Monat – alle Stillstände wegen Reparaturen eingerechnet – auf 400 bis 500 cbm
Schotter.
Das Eisenwerk Schwechat hat mehrere Strassen in der Umgebung von Wien mit Schotter
versehen und gelegentlich der Erweiterung des Centralfriedhofes bei Wien 24368 cbm
Schlacke als Haldenschlacke und groben Schotter abgesetzt.
Schlackenwürfel.
Schlackenwürfel können in beliebiger Grösse hergestellt werden. Man giesst dieselben
in Formen, die in folgender Weise angeordnet werden: Auf drei wagerecht gelegten
Eisenbahnschienen a (Fig.
3) werden Rohschienen b in Abständen von 16
bis 20 mm gelegt in der Weise, dass die Schlitze s frei
bleiben. Starke Winkel c werden auf die Rohschienen
derart aufgestellt, dass würfelartige Räume gebildet werden. Auf diese Winkel wird
eine zweite Lage von Rohschienen d in denselben
Abständen gelegt, darauf die zweite Lage von Winkeln e
gestellt und diese mit einer dritten Lage von Rohschienen f überdeckt.
Textabbildung Bd. 284, S. 236Fig. 3.Form für Schlackenwürfel. Das so hergestellte Formgerüst wird mit einem Sanddamm g umgeben, der das Formgerüst etwas überragt und vorn
tümpelartig ausgeweitet ist, welche Erweiterung als Einlauf dient. Die flüssige
Schlacke steigt von unten durch die Schlitze in die Formen, füllt diese aus und
bildet schliesslich oben eine 10 cm dicke Decke, die die innere Schlackenmasse vor
allzu schneller Abkühlung schützt. Nach 12 Stunden Abkühlung kann man mit dem
Ausheben der Schlackenziegel beginnen.
In Schwechat wurde 1889 ein Trottoir aus solchen Schlackenwürfeln hergestellt, das
sich bis heute recht gut erhalten hat. (Vgl. über „in Blöcken gegossene
Schlacke“ 1891 279 22.)
Eine andere Verwerthung findet die Hochofenschlacke im Gusswerke Mariazell. Sie wird
daselbst im granulirten Zustande mit fettem Sand gemischt als Formsand für
Giessereizwecke angewendet. Da in der dortigen
Gegend ein passender Formsand gänzlich fehlt, so ist diese Verwendungsart
entschieden nutzbringend zu nennen. In anderen Hütten, z.B. im Zöptauer Eisenwerk,
wird die heisse Schlacke dazu benutzt, die aus Sand hergestellten Gussformen zu
trocknen, womit eine nicht unbedeutende Ersparniss an Brennmaterial verbunden
ist.
Die Analysen einiger Hochofenschlacken sind von Paulovich in folgender Tabelle zusammengestellt:
Analysen von Hochofenschlacken.
Name des Hochofens
SiO2
Al2O3
MgO
CaO
MnO
FeO
K2ONa2O
CaS
Silici-rungs-grad
Von Roheisen
Anmerkung
Schwechat
35,7 33,25
16,31 12,17
18,6712,93
24,75 31,26
2,75 4,91
1,27 0,95
––
1,131,98
0,83 0,82
WeisseisenGraueisen
Koksbetrieb„
Vordernberg
44,67
20,48
2,4
24,98
6,52
0,9
0,05
1,23
Weisseisen
Holzkohlenbetrieb
Neuberg
40,9543,7
8,710,4
16,3213,17
30,35 23,54
2,18 5,10
0,6 0,13
0,322,22
–1,24
1,11,3
GraueisenWeisseisen
„„
Hieflau
39,25 48,75
12,85 8,11
14,76 9,78
8,22 5,65
22,1422,73
2,01 3,76
––
––
1,061,7
SpiegeleisenWeisseisen
„„
Georgs-Marienhütte
33,6
11,2
8,99
27,02
10,98
0,97
2,42Bas4,04
–
0,9
Graueisen
Koksbetrieb
Osnabrück
30,65
9,18
7,58
40,25
2,97
1,51
2,22Bas5,24
–
0,8
Spiegeleisen
„
Saarbrücken
38,2
14,9
1,5
47,1
–
–
–
–
0,97
Weisseisen
„
Einen historischen Ueberblick über die Einführung seiner
Schlackenform in Deutschland gibt Fritz W.
Lürmann in Stahl und Eisen, 1891 S. 553. Der
sehr lesenswerthe Artikel erläutert in Wort und Zeichnung die verschiedenen
Uebergangsformen, welche zur Einführung des Hochofens mit geschlossener Brust für
Koksbetrieb geführt haben, und schildert gleichzeitig die verschiedenen
Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten, mit denen ein Erfinder oft bei Einführung und
finanzieller Verwerthung einer bereits erprobten, brauchbaren Erfindung zu kämpfen
hat.
Vorrichtung zum schnellen Kühlen von Schlacke von William Turnau in Middlesborough on Tees (Englisches
Patent Nr. 17053 vom 25. October 1890).
Ununterbrochen wirkende Vorrichtung zum Abkühlen von
flüssiger Schlacke und zum Verladen der erstarrten Schlackenblöcke von Friedrich Wilhelm Lührmann in Düsseldorf (D. R. P. Kl.
40 Nr. 56386 vom 13. September 1890). – In einer auf Rollen ruhenden, um eine
Horizontalachse drehbaren Trommel sind die Schlackenformen, eine neben der anderen,
derart angeordnet, dass sie die Innenwandung der Trommel ausfüllen. Die unteren
Formen tauchen in einen Wasserbehälter, die oberen werden durch Brausewasser
gekühlt. Die Entleerung der Formen geschieht durch Drehung der Trommel, wobei die
gekühlten Schlackenblöcke aus den Formen fallen.
Schlackenhaldewagen von John M.
Hartmann in Philadelphia (Amerikanisches Patent Nr. 443574).
Einrichtung zum Fortschaffen der Schlacke aus der Nähe der
Oefen von William Handon in Middlesborough on
Tees, England (Amerikanisches Patent Nr. 447683). Eine endlose Kette führt die
Kasten, welche zur Aufnahme der Schlacke bestimmt sind, auf einem Theile ihres Weges
durch Wasserbehälter dem Schlackenwagen zu.
Constantin Bochkoltz beschreibt einen Schlackentransportwagen (D. R. P. Kl. 20 Nr. 55086 vom
22. März 1890), bei welchem die noch flüssige Schlacke durch einen mit einer Thür
verschlossenen Abstich bis auf den letzten Rest entleert werden kann. Eine
genauere Beschreibung dieser Wagen gibt Fritz W.
Lürmann in Stahl und Eisen, 1891 S. 370.
In einem im Berliner Architektenverein am 1. December 1890 gehaltenen Vortrage
besprach Stadtbauinspeetor Pinkenberg die Gewinnung und Verwendung des Schlackencementes.
(Bezüglich der Herstellung von Schlackencement vgl. die Arbeit von Prost 1890 275 445 und 1891
279 69.)
Zur Zeit sind in Deutschland etwa zehn Fabriken mit der Herstellung von
Schlackencement beschäftigt mit einer Jahreserzeugung von ungefähr 600000 t. Für den
Berliner Markt kommt hauptsächlich der Schlackencement der Victoriafabrik in Thale
am Harz in Betracht. Dieselbe verwendet Schlackensand aus den Hochöfen Blankenburg
und Harzburg, ihr Fabrikat kostet die Tonne zu 170 k Inhalt frei Berlin etwa 5
M.
Bei der Verwendung von Schlackencement für Bauzwecke kommen vornehmlich zwei
Eigenschaften in Betracht, die sich unter Umständen in unangenehmer Weise bemerkbar
machen können: 1) ein sehr langsames Abbinden (15 bis 22 Stunden) und 2) das geringe
Eigengewicht von Schlackencement.
Das langsame Abbinden des Schlackencementes kann die Festigkeit desselben bei
Einwirkung von Frost beeinflussen, das geringe Eigengewicht dagegen kann bei
Betonschüttungen störend wirken, weil dasselbe zu Entmischungen der Mörtelmasse
Veranlassung geben kann.
Einwirkung von Frost während des Abbindens führte zu ungünstigen Ergebnissen bei
Schlackencement, während Frostproben, welche die königl. Prüfungsstation im J. 1889
mit bereits abgebundenen Probekörpern aus Schlackencement angestellt hatte, die
Zugproben glänzend bestanden.
Die Verwendung von Schlackencement unter Wasser beim Bau der Kaiser-Wilhelm-Brücke
und der Moltke-Brücke zu Berlin hat ungünstige Resultate ergeben, dagegen hat der
Schlackencement sich bei Hochbauten sehr gut bewährt.
Soll der Cement zum Vermauern angewendet werden, so thut man gut, den Mörtel
möglichst steif anzumachen und auf das Sorgfältigste durchzuarbeiten. Die Steine
müssen mit Wasser vollständig durchnässt sein, damit sie dem Cement nicht die zum
Abbinden nöthige Wassermenge entziehen. Während des Abbindens ist der Cement in Ruhe
zu lassen, nachher ist es vortheilhaft, zum Nachhärten möglichst viel Wasser
zuzubringen.
Eine sehr gute Eigenschaft des Schlackencements ist die, dass er, beim Versetzen von
Sandsteinquadern verwendet, entgegen dem Portlandcement, nicht ausschlägt. An der
Moltke-Brücke ist der Victoriaschlackencement (im Gemenge 1 Th. Cement: 1 Th. Sand)
mit durchaus gutem Erfolge zum Vergiessen der rothen Mainsandsteine verwendet
worden.
Ein Treiben des Cementes ist in Rücksicht auf seine Erzeugung vollkommen
ausgeschlossen. Solange der Cement der Einwirkung des Wassers ausgesetzt ist, hat
derselbe eine blaugrüne Färbung, die beim Trocknen einer gelblichen Färbung Platz
macht.
Der Schlackencement erfordert eine verständige Behandlung und Verwendung am richtigen
Platze, besitzt aber – abgesehen von der Billigkeit – derartig gute Eigenschaften,
dass er die Aufmerksamkeit der Ingenieure beanspruchen kann.
Dr. R. Zsigmondy.