Titel: Neue Verfahren und Apparate in der Zuckerfabrikation.
Autor: Stammer
Fundstelle: Band 285, Jahrgang 1892, S. 208
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Neue Verfahren und Apparate in der Zuckerfabrikation. (Fortsetzung des Berichtes S. 186 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neue Verfahren und Apparate in der Zuckerfabrikation. Ein Verfahren zur Reinigung von Füllmassen, Rohzucker und Nachproducten durch von unten nach oben durchgeleitete Syrupe (Klärsel) von steigendem specifischen Gewichte wurde Robert Lehmann und A. von Klauss in Lundenburg patentirtMan vergleiche damit die obige Nichtigkeitserklärung des Steffen'schen Patentes, von welchem sich dieses kaum durch etwa anderes als den Eintritt der Syrupe von unten unterscheiden dürfte! (D. R. P. Kl. 89 Nr. 61147 vom 3. December 1889). Die Erfindung betrifft ein Verfahren, um Zuckermassen zu reinigen oder systematisch auszudecken, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass man durch die zu reinigende Masse nach einander Syrupe oder Klärsel von steigendem specifischen Gewichte, und zwar von unten nach oben hindurchleitet, so dass ein Syrup den anderen vollständig verdrängt und auf diese Weise eine vollkommene Reinigung der Füllmassen des Rohrzuckers und der Nachproducte erzielt wird. Bisher wird das Ausdecken der Zuckermassen durch Zuleiten (Aufgiessen) von Syrupen (Klärsel) auf die Oberfläche der zu reinigenden Masse bewirkt, was mit dem Uebelstand verbunden ist, dass hierbei stets Zuckerflüssigkeiten von verschiedenem Werth sich mit einander vermischen. Der aufgegossene Syrup dringt nämlich nicht gleichmässig durch die Masse hindurch, sondern wählt sich diejenigen Stellen, welche einen geringeren Widerstand darbieten, so dass das Vorrücken der Deckflüssigkeiten an einzelnen Stellen rascher, an anderen langsamer erfolgt, das Ausdecken (Reinigen) der Masse in einer wagerechten Ebene daher nie gleichmässig vor sich gehen kann. Bei diesem bisher allgemein üblichen Vorgange, welchen man ganz richtig ein „Waschen“ der Zuckermassen nennen kann, ist die zuerst abfliessende Waschflüssigkeit am stärksten mit dem Syrup der Zuckermasse gemengt; der Gehalt an Syrup wird beim weiteren Verlaufe des Vorganges immer geringer, bis schliesslich  die Deckflüssigkeit unverändert durchfliesst. Der Erfindung gemäss werden alle mit dem genannten Reinigungsverfahren verbundenen Nachtheile dadurch beseitigt, dass man durch ein mit der zu reinigenden Zuckermasse gefülltes Gefäss unter Druck Syrupe (Klärsel) von steigendem specifischen Gewichte nach einander hindurchleitet, welche – mit Ausnahme eines ganz geringen Theiles an den Berührungsflächen – in derselben Reihenfolge unverändert aus der Masse wieder austreten, so dass also thatsächlich ein Syrup den anderen verdrängt, ohne sich mit demselben, wie dies bisher der Fall war, zu mischen. Zur Durchführung des Verfahrens ist es erforderlich, dass die Zuckerkrystalle verhindert werden, dem Druck der aufsteigenden Syrupe nachzugeben, was am besten dadurch bewirkt wird, dass man die zu reinigende Masse zwischen Sieben festhält. Ferner müssen die zu deckenden Zuckermassen vor dem Einleiten der ersten Deckflüssigkeit einen Syrup von geringerer Dichte enthalten, als diejenige der ersten Deckflüssigkeit ist, was man durch das vorgenannte herkömmliche Waschen mit Syrup von einer Concentration von 37,5° B. (spec. Gewicht 1,343) bewirkt. Schliesslich  muss das Hindurchleiten der Syrupe von unten nach oben gleichmässig und nicht zu rasch erfolgen. Handelt es sich um die Reinigung von Rohzucker oder Nachproducten, und kann die gereinigte Waare ausgeschleudert werden, so wäre es unrichtig, reinere Klärsel zu verwenden. Man bringt dann den den Krystallen anhaftenden Syrup bezieh. den dichtesten Theil des Gemenges, welches sich beim „Waschen“ ergibt, direct zur Melasseentzuckerungsstation, nicht aber einen besseren Syrup (wie dies bisher auch beim Affiniren der Fall war), welcher verschlechtert wird. So wendet man z.B. als ersten Syrup solchen von einem Reinheitsquotienten von 90 bis 92 an. Bei besonders schlechten Nachproducten wird vorher noch ein Syrup vom Quotienten 70 bis 75 hindurchgeleitet. Sollen auf Deckzucker zu verarbeitende Füllmassen ausgedeckt werden, so werden statt der bei der Reinigung des Rohzuckers und der Nachproducte verwendeten genannten Syrupe der Reihe nach der gleichwertige, aber specifisch leichtere Syrup, ferner hellgelbes Klärsel und schliesslich reinste Deckkläre hindurch geleitet. Das beschriebene Verfahren macht nur geringe und unwesentliche Aenderungen bekannter Reinigungsapparate nothwendig. Bei Ausführung desselben bringt man die zu deckende Masse (Füllmasse, Rohzucker oder Nebenproducte) in ein cylindrisches, oben und unten durch je ein Sieb und einen kegelförmigen Boden und Deckel abgeschlossenes Gefäss. Der abwaschende Syrup von etwa 37,3° B. wird durch den Deckel oder eine Oeffnung knapp oberhalb des oberen Siebes eingeleitet und durch ein am Boden angesetztes Rohr und ein mit demselben verbundenes Rohr ausserhalb des Gefässes bis zur Höhe des oberen Siebes geleitet, um dort auszutreten. Zeigt der austretende Syrup beständig 37,5° B., so wird die bewegliche Zuleitung abgeschraubt und mit dem Einleiten des ersten Syrups von unten begonnen. Zu diesem Zwecke münden die absperrbar eingerichteten Zuleitungen der Decksyrupe in das Rohr des kegelförmigen Bodens. Die verdrängten Syrupe treten der Reihe nach durch die Eintrittsöffnung des abwaschenden Syrups aus. Stehen Centrifugen zur Verfügung, so genügt zur Reinigung des Rohzuckers und der Nachproducte das Durchleiten zweier Syrupe, welche der Farbe nach leicht und sicher getrennt werden. Beim Ausdecken der Füllmasse auf Würfel nach dem Langen'schen Verfahren unterbleibt das Abschleudern des Grünsyrups; die Kasten gelangen sofort nach der Abkühlung auf die entsprechend umgeänderten Decktische, der Syrup der Masse wird durch gleichwerthigen, aber leichteren Syrup abgewaschen und hierauf von unten nach oben mit hellgelben reinsten Klärseln von steigendem specifischen Gewichte gedeckt. Selbstverständlich müssen die Kasten, welche vortheilhaft zu je vier über einander gestellt werden, entsprechend abgedichtet sein. Patentanspruch: Ein Verfahren zum Ausdecken von Füllmassen, Rohzucker und Nachproducten, dadurch gekennzeichnet, dass Syrupe oder Klärsel von steigendem specifischen Gewichte nach einander unter Druck von unten nach oben durch die zu reinigende Masse geleitet werden, so dass ein Syrup (Klärsel) den andern vollständig verdrängt. Ein Pülpefänger wurde Forstreuter in Oschersleben unter Nr. 60397 vom 7. Juli 1891 ab patentirt. Der Apparat besteht aus einem Behälter mit einem Siebzwischenboden, welcher um eine dem Rande naheliegende Achse gehoben und gesenkt werden kann, und aus einem Rüttelwerk, welches den Siebboden in stossweise Bewegung versetzt, so dass derselbe von der sich an seiner unteren Seite ansetzenden Fasermasse immer wieder gereinigt wird. Der Saft wird von unten nach oben durch den Behälter geführt. Textabbildung Bd. 285, S. 209 Pülpefänger von Forstreuter. Fig. 1 der Zeichnungen zeigt einen Senkrechtschnitt des Pülpefängers, Fig. 2 einen Wagerechtschnitt oberhalb des Siebbodens a. Letzterer ist nahe dem Rande um die Achse b drehbar. An der gegenüberliegenden Seite ruht derselbe auf einem starken Gummiblock c, welcher in einem an der Gefässwand angebrachten Halter d befestigt ist. Auf der oberen Seite trägt das Sieb über dem Gummiblock eine Verstärkung e, auf welche die Daumen einer durch die Gefässwand g hindurchreichenden Daumenwelle f wirken. Letztere hat im dargestellten Falle drei Daumen, welche scharf abgesetzt sind, so dass jedesmal, wenn ein Daumen die Verstärkung e freigibt, das Sieb durch den unmittelbar vorher beim Niederdrücken der Verstärkung e stark zusammengepressten Gummi plötzlich um den Absatz des Daumens hochgeschnellt wird. Es leuchtet ein, dass der Gummi auch durch eine Feder ersetzt werden kann. Der Rohsaft tritt durch den Stutzen h in das Gefäss ein und erfährt durch die über dem Stutzen befindliche Haube h1 eine Bewegungsänderung, zum Zweck der gleichmassigen Vertheilung des Saftes auf den vollen Querschnitt des Gefässes. Der Saft steigt dann von unten gegen das Sieb auf und findet hierbei bereits eine Vorfiltrirung statt, indem die beim Rütteln des Siebes von der unteren Fläche desselben abfallende Pülpe einen Theil der im aufsteigenden Saft enthaltenen Fasermassen mit zu Boden reisst. Textabbildung Bd. 285, S. 209 Fig. 3.Herold's Batterie-Verdampfapparat. Die feineren Theile der Pülpe legen sich unten gegen das Sieb. Dieselben würden sehr bald eine Verstopfung des Siebes herbeiführen, jedoch wird einer solchen durch das in oben beschriebener Weise herbeigeführte Rütteln des Siebes vorgebeugt, indem die an der unteren Fläche des Siebes angesetzte Pülpe durch die jedesmalige schlagartige Erschütterung immer wieder abgeschüttelt wird. Patentanspruch. Ein Pülpefänger, bestehend aus einem von unten nach oben vom Saft durchflossenen Gefäss mit Siebzwischenboden (a), welcher durch ein Rüttelwerk periodisch in Erschütterung versetzt wird, um das Sieb immer wieder von der an seiner unteren Fläche angesetzten Pülpe zu reinigen und durch diese abgeschüttelte, zu Boden sinkende Pülpe gleichzeitig eine Vorfiltrirung des aufsteigenden Saftes herbeizuführenEin anderer Pülpefänger ist beschrieben in D. p. J. 1892 285 * 116.. Batterie-Verdampfapparat ohne Heizrohre von Johann Herold in Prag (D. R. P. Kl. 89 Nr. 60780 vom 19. August 1890). Da die gewöhnlichen Verdampfapparate für stark gespannte Dämpfe nicht zweckmässig erscheinen, hat der Erfinder einen Schnellverdampfapparat mit Kammern ohne Heizrohre (Batterienapparat) construirt, der in Fig. 4 im Senkrechtschnitt, in Fig. 5 im Grundriss dargestellt ist. Fig. 6 zeigt den Längsschnitt einer Kammer und Fig. 7 die Zusammenstellung der einzelnen Apparate unter einander. Der Apparat besteht aus einer Batterie von Kammern, welche auf einander mittels gedichteter Auflageflächen liegen und so zusammen befestigt sind, dass sie leicht aus einander genommen werden können. Jede Kammer hat vier Stutzen und besteht aus zwei über einander angebrachten, getrennten Abtheilungen, wovon die untere für den Dampf und die obere für den Saft dient. Jede dieser Abtheilungen ist mit senkrechten Wänden ww1 w2 bezieh. vv1 v2 versehen, so dass der Saft, wie auch der Heizdampf einen schlangenartigen, in den Zeichnungen mit Pfeilen angedeuteten Weg von wenigstens 20 m Länge beschreiben muss. Die Kammern liegen auf Stutzen A B C D der Fundamentplatte, auf welcher sich noch ein besonderer Stutzen F für das Dampfrohr E befindet. Dieses ist mittels der Stutzen ss1 s2 u.s.w. mit allen Kammern verbunden. Der Heizdampf tritt durch diese und durch Kanäle kk1 k2 u.s.w. in jede einzelne Kammer bei uu1 u2 besonders ein, bewegt sich in den zwischen den Wänden ww1 w2 schlangenartig gebildeten Räumen nach der Pfeilrichtung bis zu den Austrittskanälen a, wobei er den zu seiner Condensirung nöthigen, wenigstens 20 m langen Weg beschreibt. Hier tritt er condensirt in das durch die Stutzen tt1 t2 gebildete Rohr, durch welches er bei S entfernt wird. Textabbildung Bd. 285, S. 210 Herold's Batterie-Verdampfapparat. Ueber dieser Abtheilung für Dampf befindet sich, wie schon erwähnt, in jeder Kammer eine Abtheilung für den Saft. In diese tritt ebenfalls in jeder Kammer separat der Saft bei xx1 x2 ein, nachdem er durch Stutzen X in das durch die Stutzen mm1 m2 gebildete Rohr eingeführt wird. Dieser Saft bewegt sich entgegengesetzt zum Dampfwege schlangenartig vom Eingange in die Kammern um die Wände vv1 v2 so lange, bis er nach einem Wege von wenigstens 20 m seinen Kanal y erreicht, um da abgedampft durch das durch die Stutzen z gebildete Rohr, bei Y in einen anderen, zweiten, dritten u.s.w. Verdampfkörper gebracht zu werden. Jede dieser Kammern verdampft den ihr zugeführten Saft separat, so dass der in eine jede dieser Kammern KK1 K2 eingeführte Saft nur in dieser Kammer verdampft wird und in keine weitere Kammer desselben Verdampfkörpers eintritt. Textabbildung Bd. 285, S. 210 Herold's Batterie-Verdampfapparat. Das Gleiche gilt von dem Heizdampf, der in jede Kammer separat eingeführt wird und aus derselben condensirt abgeht. Der Dampf, der sich bei dieser Operation aus dem Saft bildet, entweicht aus jeder Kammer auf ihrer Peripherie bei pp1 p2. Die oberen äusseren Wandungen der Kammern mit Ausnahme ihrer vier runden Stutzen sind nämlich, wie in Fig. 3 im Schnitt und in Fig. 5 punktirt angegeben, durchweg nicht senkrecht, sondern schräg in der Weise construirt, dass die obere Peripherie der Kammerwandungen grösser ist (also verbreitert) als ihre untere. Da nun die Kammern nur mit ihren vier Stutzen auf einander sitzen und ihre untere Wand (Basis) höher liegt als die wagerechte untere Fläche dieser vier Stutzen, so entsteht auf der ganzen oberen Peripherie der Kammerwandung ein freier Raum pp1 p2 , durch welchen nach den in Fig. 1 eingezeichneten Pfeilrichtungen der Saftdampf entweicht. Da nun dieser Saftdampf in allen Kammern gleich gespannt sein muss, entweicht derselbe aus allen Kammern in die Höhe und geht durch B aus einem Apparat in den nächsten über. Der durch die sämmtlichen Kammerstutzen z herausgelangte abgedampfte Saft entweicht durch den Stutzen Y der Fundamentplatte aus dem Apparat. Um nun diesen Saft aus einem Verdampfkörper in den nächsten zu bringen, wird dieser Stutzen Y mit dem Safteinlasstutzen X der Fundamentplatte des nächsten Apparates durch ein gewöhnliches wagerechtes Knierohr q (Fig. 7) verbunden. Diese Verdampfung ist somit eine Gegenstrom Verdampfung, wobei jede Kammer als ein selbständiger Verdampfapparat arbeitet und von keiner anderen abhängig ist, so dass beispielsweise für eine geringe Menge Saft nur eine einzige grosse Kammer den Verdampfapparat bildet. Auf der Zeichnung ist die aus 13 Kammern bestehende Batterie mit einem Mantel TU aus Eisenblech versehen, welcher auf seinem höchsten Punkte einen Saftfänger R zur Ableitung des in der Batterie erzeugten Saftdampfes besitzt. Dieser Mantel ist jedoch nicht unbedingt nöthig, und kann man den Saftdampf auch auf eine andere Art ableiten, wenn man nämlich die sämmtlichen Kammern auf einander dampfdicht aufsetzt und in jede in der Mitte eine oder mehrere Oeffnungen, die alle über einander stehen, anbringt. Die oberste Kammer muss dann mit einem Ableitungsstutzen versehen werden. Beide dieser Constructionsarten haben ihre Vortheile; diese sind: 1) der Apparat besitzt eine möglichst niedrige Saftschicht, welche eine schnelle Verdampfung ermöglicht und bewirkt, dass der Saft in jeder Kammer gerade so eingedickt wird, wie in jedem anderen Apparat, z, B. von 35,7° Brix auf 45° Brix; 2) jede Kammer kann möglichst rasch durch eine andere ersetzt werden, was durch die Aufhängevorrichtung bei Z und das Mannloch L erfolgt; 3) jede Kammer kann rasch gereinigt werden; 4) jeder Apparat, d.h. jeder Verdampfkörper eines so hergestellten Verdampfsystems kann beliebig vergrössert werden, wenn man auf die oberste Kammer noch eine oder mehrere Kammern aufsetzt. Der in die Kammer bei X eingetretene Saft (Fig. 3 und 4) tritt abgedampft bei Y aus derselben heraus. Der bei u (Fig. 4 und 5) eingetretene Heizdampf geht condensirt bei a (Fig. 6) nach dem Stutzen t ab. Patentanspruch: Ein Batterie-Verdampfapparat ohne Heizrohre, bestehend aus Kammern KK1 K2 ..., welche so auf einander stehen, dass eine Batterie solcher Kammern einen Verdampfkörper bildet, und wobei jede Kammer aus zwei übereinander gelegenen Abtheilungen besteht und der Saft in der oberen, der Dampf in der unteren Abtheilung durch geeignete Zwischenwände vv und ww genöthigt ist, einen langen Weg zu beschreiben, und wobei ferner der Saft bei xx1 x2... eintritt und bei yy1 y2 abgeht, während der Dampf bei uu1 u2... eingeführt wird und bei aa1 a2... den Apparat verlässt, und wobei der Saft in jeder Kammer, gesondert vom Heizdampf, so abgedampft wird, dass er aus dieser sofort in eine Kammer K eines anderen Verdampfkörpers übergehen kann, in solcher Weise, dass der Vacuumapparat den letzten Verdampfkörper bildet, zu dem Zwecke, hochgespannten Heizdampf verwenden und Condensationswässer zur Anwärmung benutzen zu können. Ein Rieselverdampfapparat wurde M. Schröder in Magdeburg patentirt (D. R. P. Kl. 89 Nr. 61275 vom 30. Juli 1891Das Patent ist an Haacke und Schallehn in Magdeburg übertragen.). Der auf in Fig. 8 und 9 dargestellte Schnellverdampfapparat besteht aus einem stehenden gewöhnlichen Verdampfapparat mit einem Heizsystem b, gebildet durch senkrechte Heizröhren, in welche die zu verdampfende Flüssigkeit eingeführt wird, während um die Röhren herum sich die Heizgase befinden. Würde die Flüssigkeit, wie dies bei den bis jetzt bestehenden Apparaten thatsächlich geschieht, unmittelbar in die Röhren in grossen Mengen eintreten können, so könnte an eine bessere Verdampfung dieses Apparates gegenüber denen älterer Bauart natürlich nicht gedacht werden. Um nun eine ganz ausserordentlich schnelle Verdampfung zu erzielen, ist es nothwendig, dass den Dampfblasen, die sich in den Röhren beim Abdampfen bilden, ein möglichst bequemer Austritt geschaffen wird, was am besten dadurch zu erreichen ist, dass die zu verdampfende Flüssigkeit in möglichst dünnen Schichten an den inneren Rohrwandungen herabrieselt. Zu diesem Zwecke sind, wie aus Fig. 9 zu ersehen ist, kleine halbkreisförmige oder tellerförmige Einsätze tt in jedem einzelnen Heizrohr angebracht, die so weit von den inneren Rohrwandungen abstehen, als die Schicht der herunterlaufenden Flüssigkeit dick gewünscht wird. Diese Teller sind zur Achse der Röhren etwas schiefwinklig angeordnet, damit die Flüssigkeit sich nicht auf denselben längere Zeit aufhalten kann, sondern schnellstens an die Rohrwandungen geführt wird. Die Teller sind, um ein freies Abfallen der Flüssigkeit zu vermeiden, selbstverständlich versetzt auf der Stange S angeordnet, so dass jeder Flüssigkeitstropfen entweder den ersten oder den darunterliegenden Teller berühren muss, um von dem einen oder dem anderen an die Rohrwandung angepresst zu werden. Die entwickelten Brüden gehen auf der anderen der nicht durch einen Teller verschlossenen Seite der Heizrohre nach oben. Um nun eine möglichst gleichmässige Vertheilung der Flüssigkeit im Apparat zu erreichen und um nicht Gefahr zu laufen, dass sich diese nur die ihr zunächst liegenden Heizrohre zum Hinablaufen aussucht, ist es nöthig, dass über dem Rohrboden eine Vorkehrung getroffen wird, die ermöglicht, dass die Flüssigkeit in ganz dünnen Strahlen allen Röhren gleichmassig zuläuft. Dieser Zweck kann dadurch erreicht werden, dass ein starkes Sieb aus gelochtem Blech fest in den oberen Saftraum eingebaut wird; auf diesem Sieb befindet sich ein zweites, ebenfalls aus gelochtem Blech von derselben Lochung als das darunterliegende. Textabbildung Bd. 285, S. 211 Schröder's Rieselverdampfer. Das obere Sieb kann mittels einer kurzen bogenartigen Zahnstange, die auf demselben befestigt ist, wagerecht verschoben werden, so dass auf diese Weise die Löcher des unten liegenden Siebes ganz nach Bedarf geöffnet oder geschlossen werden können. Die Zahnstange wird durch ein kleines Getriebe mit Stellvorrichtung von aussen bewegt. Patentansprüche. 1) Ein Verdampfapparat, bei welchem die zu einer schnellen Verdampfung erforderliche Zuführung der Flüssigkeit in möglichst dünnen Rieselschichten an die Heizflächen dadurch erzielt wird, dass in den stehenden Heizröhren Tellerausschnitte (t) in Abständen versetzt unter einander vorgesehen sind. 2) Bei einem Verdampfer der unter 1) gekennzeichneten Art: über dem oberen Rohrboden der Heizröhren angeordnete, wagerecht gegen einander nach Bedarf von aussen verschiebbare Siebböden zum Zwecke der Vertheilung der zu verdampfenden Flüssigkeit in die einzelnen Röhren. Die Wochenschrift des österreichisch-ungarischen Centralvereins für Rübenzuckerindustrie, 1892 Nr. 6, entnimmt Folgendes dem Scientific American über das in Nord-Amerika versuchte Verfahren der Reinigung von Rohzucker aus Zuckerrohr mittels Auswaschens durch Alkohol. Die Vortheile des Auswaschens von Zucker mit Alkohol nach älteren Verfahren haben von der bedeutenden Zollvergütung hergerührt, da diese Methode in Folge des grossen Alkoholverbrauches sehr kostspielig war. In dem von Rammon F. Cordero in Venezuela patentirten Apparat wird der Alkohol wieder zurückgenommen und neuerdings zum Waschen der nachfolgenden Zuckerbeschickung verwendet. Die Operationen des Waschens des Zuckers, das Destilliren und Condensiren des Alkohols werden hinter einander vorgenommen. Das Waschen einer Zuckerfüllung geschieht gleichzeitig mit der Trennung des Alkohols von der Melasse der vorhergehenden Ladung. Der Zucker, der gewaschen werden soll, kommt in ein (konisches) trichterförmiges Gefäss, wird niedergedrückt und mit einem Presstuch bedeckt, über welchem ein Drahtsieb angebracht ist, um den Alkohol gleichmässig zu vertheilen. Durch einen aufgeschraubten Deckel ist der Trichter verschlossen. Der Alkohol (gewöhnlich 38 Proc.) fliesst derartig durch ein Ausflussventil des zweiten von zwei über einander angeordneten Behältern, dass die Verbindung hergestellt ist und der Alkohol den Zucker durchsickert. Im unteren Theil des Konus ist eine Glasplatte angebracht, durch die man das Fortschreiten des Processes beobachten kann. Bei Beginn des Processes wird auch ein Abflusshahn des Trichters successive geöffnet. Der Trichter selbst steht mit einem langen, liegenden Reservoir in Verbindung. Das Oeffnen des Hahnes wird derartig vorgenommen, dass der die Melasse abführende Alkohol keinen Zucker mitreisst. Sobald man an der Glasplatte des Abflussrohres sieht, dass der abfliessende Alkohol keine Melasse mehr enthält, werden die beiden Hähne geschlossen und ein in der Deckplatte befindlicher Hahn zum Einlassen von Luft geöffnet; ebenso ein Hahn, der zu einer Pumpe führt, wodurch entweder heisse oder kalte Luft durch den gewaschenen Zucker gesaugt wird, bis durch eine kleine Oeffnung mit einem Hahn (Probirhahn), die an der Druckseite der Pumpe angebracht ist, kein Alkoholgeruch mehr wahrnehmbar ist. Diese mit Alkohol geschwängerte Luft streicht nun durch zwei Waschgefässe (das erste kleiner als das zweite), wo der Alkohol absorbirt wird. Die gereinigte Luft entweicht sodann. Aus dem zweiten Gefässe wird das Gemisch von Alkohol und Wasser in das Alkoholmelassereservoir geleitet. Hierauf wird der Zucker aus dem Konus genommen und eine neue Charge eingefüllt. Wenn man nun glaubt, dass die Melasse mit dem Alkohol und Wasser in dem langen Reservoir gut gemischt ist, wird das Gemisch in einen Siedekessel geleitet, wo es auf eine höhere Temperatur gebracht wird. Der Kessel ist mit einem Helm überdeckt, der mit einem Lutterkasten in Verbindung steht, von welchem ein Rohr zum ersten der beiden Kühler führt. Die Destillirblase hat ein Ventil zum Ablassen der Melassen und aller Unreinlichkeiten und ein zweites zum Entweichen der Luft, die darin enthalten ist. Ebenso befindet sich an der Destillirblase ein Wasserstandglas mit Eintheilung, um die Grösse der Beschickung in den Zeitperioden feststellen zu können. Die Kühler sind von allen Seiten von kaltem Wasser umspült. Die Windungen des ersten Kühlers sind an ihrer tiefsten Stelle mit dem Lutterkasten durch ein Ventil in Verbindung, um den niedergrädigen Alkohol hinunter zu schicken. Ausserdem sind auch die Windungen des ersten Kühlers mit dem oberen Ende des zweiten Kühlers derart verbunden, dass hochgradiger Alkoholdampf übergeht. Von dem zweiten Kühler geht der Alkohol in das Reservoir, von welchem er durch eine Röhre herausfliesst, um den Process von vorne zu beginnen. Ein mit einem Hahn versehenes Rohr führt von diesem Behälter zu einem anderen, der mit dem Zuckerwaschtrichter in Verbindung steht, während ein gebogenes Rohr mit einem Hahn an seiner höchsten Stelle den Luftdruck in den zwei Behältern ausgleicht. Dampf oder irgend eine andere Heizkraft kann bei diesem Apparat ebenfalls verwendet werden, der bestimmt ist, eine grosse Arbeitersparniss, ebenso wie eine vollkommene Ausnützung zu erzielen, einerseits in Folge der Unlöslichkeit des Zuckers in Alkohol und andererseits der besseren Qualität des erhaltenen Productes. Stammer.