Titel: Mix und Genest's Dosenumschalter für Telephonanlagen.
Autor: Ed. Zetzsche
Fundstelle: Band 285, Jahrgang 1892, S. 231
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Mix und Genest's Dosenumschalter für Telephonanlagen. Mit Abbildungen. Mix und Genest's Dosenumschalter für Telephonanlagen. Um die den Kurbelumschaltern anhaftenden Uebelstände zu umgehen, hat die Actiengesellschaft Mix und Genest in Berlin (vgl. 1892 284 * 203 und *250) zum Gebrauche in Telephonanlagen mit mehreren Sprechstellen Scheibenumschalter in Dosenform hergestellt. Dieselben bestehen aus einer hölzernen Grundplatte und einem metallenen, vernickelten Gehäuse, aus welchem eine Kurbel oder ein Griff hervorragt. Die Kurbel trägt im Inneren des Gehäuses eine Scheibe aus isolirendem Stoff, auf welche entsprechende Contactstücke aufgeschraubt sind; vom Rande der Grundplatte her ragen dagegen in geeigneter Stellung und Zahl Contactfedern über die Scheibe, so dass sie mit den Contactstücken in Berührung treten können. Solche Umschalter gewähren neben ihrer gefälligen Form durch die Verlegung der Contacte in ein verschlossenes Gehäuse eine grössere Sicherheit. Nachstehend mögen zwei verschiedene Formen derselben besprochen werden, welche in zwei häufig vorkommenden Fällen zur Verwendung kommen sollen, nämlich: 1) wenn derselbe Telephonapparat nach Bedarf in zwei verschiedenen Leitungen benutzt werden soll, und 2) wenn dieselbe Stelle befähigt werden soll, ebensowohl mit den beiden Nachbarstellen zu sprechen, als sich in die Leitung bloss mit einem Rufwecker als Zwischen stelle einzuschalten. Textabbildung Bd. 285, S. 232Mix und Genest's Dosenumschalter. Für den ersten Fall würde der in Fig. 1 abgebildete Kurbelumschalter mit zwei Kurbeln und drei Contacten in der gezeichneten Schaltung verwendet werden können. Bei der angegebenen Stellung der beiden Kurbeln 1 und 2 ist der Telephonapparatsatz T durch 1 über 3 zwischen der Leitung L1 und der Erde E eingeschaltet, zwischen der Leitung L2 und E dagegen liegt über 2 und 4 der Wecker W; schiebt man mittels des Knopfes an der Verbindungsschiene beide Kurbeln nach rechts (wie in Fig. 2), so verlegt man W in L1 und T in L2 , denn man erhält ganz die Anordnung, in welche Fig. 2 übergeht, wenn man 6, 7 und W2 hinweglässt. Die beiden an T noch sichtbaren Drähte WZ und MZ dienen zum Zuführen des einen Poles der Weck- oder Rufbatterie und des einen Poles der Mikrophonbatterie. Soll die Sprechstelle sowohl in L1 wie in L2 sprechen, zugleich aber auch ihren Telephonapparat T aus L1 L2 als durchgehender Leitung ganz ausschalten und dafür einen Wecker W2 einschalten können, so muss der Umschalter mit zwei Kurbeln 1 und 2 noch zwei Contacte (6 und 7) mehr erhalten, und zwischen die letzteren ist, wie es Fig. 2 zeigt, der Wecker W2 einzuschalten. Dann stellt der Umschalter in der Mittelstellung der Kurbeln einen Stromweg L1, 1, 6, W2, 7, 2, L2 her, während T und W1 von L1 L2 abgeschaltet sind; bei Stellung der Kurbeln nach rechts und nach links wird T in die eine, W1 in die andere der beiden Leitungen eingeschaltet und W2 isolirt. Es ist übrigens leicht zu erkennen, dass man – sofern man Werth darauf legen zu sollen glaubt – die Schaltung in Fig. 2 so umändern kann, dass man mit einem einzigen Wecker auskommen kann, welcher natürlich bald in eine durchgehende Leitung einzuschalten, bald einerseits an Erde E zu legen ist. Den Dosenumschalter, welcher den Kurbelumschalter in der Schaltung nach Fig. 1 zu ersetzen bestimmt ist, führt Fig. 3 vor Augen. In seinen beiden Stellungen zeigt der weisse Strich an dem Griff oder der Kurbel nach den Ziffern 1 und 2. Es sind hier vier Contactfedern f1, f2, f3 und f4, welche im Kreise um 90° von einander entfernt sind und einander so gegenüberstehen, dass in der einen Stellung des Griffes von den beiden nahezu halbkreisförmigen Contactstücken der Scheibe f1 und f2 , sowie f3 und f4 leitend mit einander verbunden werden, in der anderen Stellung dagegen f1 mit f4 und f3 mit f2 ; dabei treten etwa f1 und f3 an die Stelle von 1 und 2 in Fig. 1, sowie f2 an Stelle von 3 und f4 an Stelle von 4. Dieser Umschalter kann selbstverständlich auch als Stromwender benutzt werden. Der Dosenumschalter, welcher den Kurbelumschalter in Fig. 2 ersetzen soll, fällt etwas minder einfach aus. Sein Griff muss in drei verschiedene Stellungen gebracht werden können, und in diesen zeigt der auf ihm angebrachte weisse Strich beim Durchsprechen auf den Buchstaben D in Fig. 4, beim Sprechen in L1 bezieh. L2 dagegen auf die Ziffern 1 bezieh. 2; die letzteren beiden Stellungen weichen um 180° von einander ab, die dritte Stellung liegt in der Mitte zwischen jenen beiden. Entsprechend der Fig. 2 besitzt dieser Umschalter nicht bloss vier, sondern sechs Contactfedern und dazu vier Schleifcontacte. Zwei Schleifcontacte übernehmen im Verein mit den Contactfedern f1, f2, f3 und f4 die Aufgaben, welche der Umschalter Fig. 3 zu lösen vermag, die beiden anderen Schleifcontacte aber haben – wie die Contacte 6 und 7 in Fig. 2 – bei der Stellung des Griffes auf D unter Mitwirkung der Contactfedern f5 und f6 die Leitungen L1 und L2 mit dem Wecker W2 in Verbindung zu setzen. Die beiden äusseren Stellungen auf 1 und 2 in diesem Umschalter und die beiden Stellungen auf 1 und 2 in dem ersten Umschalter sind durch einen von der Seite her an die Scheibe herantretenden Anschlag festgelegt, bis zu welchem die Scheibe mit dem einen oder dem anderen von zwei Vorsprüngen durch den Griff oder die Kurbel heran zu bewegen ist. Bei der mittleren Stellung auf D dagegen legen sich im zweiten Umschalter die Contactfedern in Vertiefungen ein, so dass da ebenfalls das Eintreffen in der richtigen Stellung beim Drehen leicht herausgefühlt werden kann. Textabbildung Bd. 285, S. 232Mix und Genest's Dosenumschalter. Die Anordnung im Inneren kann verschieden gewählt werden. Man könnte etwa die sechs Contactfedern in Abständen von je 60° im Kreise paarweise einander gegenüber stellen, an f2 und f3 die Leitungen L1 und L2 legen, f1 und f4 an die Stelle von 3 und 4 in Fig. 2 treten lassen und die zugehörigen beiden Schleifcontacte c1 und c2 so anordnen, dass c1 120° im Bogen misst und in der einen Stellung zugleich f1 und f3 , in der anderen aber f4 und zugleich die mit f3 zu verbindende Feder f6 berührt, wogegen c2 nur 60° im Bogen messen würde, um im ersteren Falle zugleich f4 und die mit f2 zu verbindende Feder f5 zu berühren, im zweiten Falle aber zugleich f1 und f2. Die beiden anderen, mit W2 verbundenen Schleifcontacte c3 und c4 würden dann einfach um je 90° von f5 bezieh. f6 entfernt auf der Scheibe angebracht werden müssen. Es liesse sich ferner bei Anwendung von vier Contactbögen von geeigneter Form und Lage auch ohne die beiden Contactfedern f5 und f6 auskommen. Mix und Genest haben für diesen Umschalter eine von der vorstehend skizzirten abweichende Anordnung gewählt. Sie führen nämlich die Leitungen L1 und L2 an zwei Contactfedern f1 und f2 , welche zwei an der Unterseite der hölzernen Umschalterscheibe angebrachte halbkreisförmige Schleifcontacte a und b berühren; letztere sind mit zwei Metallplatten c und d auf der oberen Fläche der Scheibe verbunden, über welcher sich die mit T und W1 verbundenen Federn f3 und f4 und die W2 zwischen sich eingeschaltet enthaltenden Federn f5 und f6 paarweise einander gegenüber stehen. Bei der Stellung auf D liegen c und d unter f5 und f6 , während f3 und f4 auf der Holzscheibe des Umschalters liegen; also ist W2 durch a und b zwischen L1 und L2 eingeschaltet. Wird der Wirbel um fast 90° nach links gedreht, so kommt c unter f4, d unter f4 , und es wird L1 über a, c und f3 mit T, L2 über b, d und f4 mit W1 verbunden. Dreht man dagegen den Wirbel aus seiner Mittelstellung um fast 90° nach rechts, so kommt d unter f3, c unter f4 , also tritt L1 über a und c mit f4 und zugleich L2 über b und d mit f3 in Berührung. Anscheinend einfacher gestaltet sich diese Anordnung, wenn man alle sechs Federn auf der oberen Fläche der Scheibe schleifen lässt, und zwar f1, f2, f3 und f4 , ganz wie beim Umschalter Fig. 3, in demselben Kreise und über a und b, f5 und f6 dagegen über Verbreiterungen c und d an a und b in einem zweiten Kreise. Bezüglich der Wahl der Wecker wäre noch zu empfehlen, dass, wenn an den Endstellen der Leitungen L1 und L2 Selbstunterbrecher aufgestellt werden, in der Zwischenstelle als W2 ein Einzelschläger, oder ein Wecker mit Selbstausschluss verwendet werde; werden dagegen in den Endstellen Wecker mit Selbstausschluss verwendet, so ist auch für W2 ein solcher zu nehmen. Ed. Zetzsche.