Titel: | Neuere Arbeitsmesser. |
Autor: | Fr. |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 32 |
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Neuere Arbeitsmesser.
Mit Abbildungen.
Neuere Arbeitsmesser.
Auf der vorjährigen elektrotechnischen Ausstellung zu Frankfurt a. M. war ein von dem
Spinnereidirector A. Ackermann erfundener Arbeitsmesser
von der Firma Jaques Guggenheim in Lengnau (Schweiz)
ausgestellt, welcher sich hauptsächlich dadurch auszeichnet, dass im Apparat gar
kein Reibungswiderstand vorkommt und somit gar kein Kräfteverlust in Rechnung fallen
kann.
Textabbildung Bd. 286, S. 32Fig. 1.Arbeitsmesser von Ackermann. Wie die Abbildung Fig. 1 veranschaulicht,
wird die zweitheilige Gusstrommel E, deren Theile auf
einander geschraubt sind, mittels ihres Herzanpasses f
zwischen zwei Hohlcylinder D und D1 geklemmt; derjenige
Trommeltheil, der den Herzanpass f trägt, besitzt noch
vier Kegelräder FF, welche auf ihrer Achse l mittels Stift befestigt sind, sich also mit derselben
drehen. Diese Kegelräder greifen in ein grosses konisches Rad G, welches an die lose Riemenscheibe H geschraubt ist. Vier Ketten oder Eisenbänder II, deren Enden einerseits am Umfange der Kölbchen F, andererseits an vier in der Platte J
eingelassenen Schrauben befestigt sind, rollen sich auf die Naben der vier
Kugelräder EE, sobald diese letzteren, von G bezieh. der Riemenscheibe H angetrieben, sich um ihre Achsen drehen. Platte J, welche an den vier Ketten hängt, wird axial gegen die Kugelräder E gezogen, wobei die Federn RR gespannt werden. J ist durch Stift g mit dem Gleitstöpsel r
verbunden; er wird also ebenfalls gegen die Kölbchen F
hingezogen und lässt im Hohlcylinder D den zu messenden
Hohlraum zurück. Die Länge dieses Hohlraumes, welche mit dem in Pferdekräfte
eingetheilten Maasscylinder gemessen wird, gibt ohne weiteres die mechanische
Arbeit, welche aufgewandt wurde, um die Riemenscheibe H
zu drehen. Die Maassversuche sind ganz leicht und einfach zu bewerkstelligen. Am
besten verfährt man, wenn man den Arbeitsmesser auf eigens dazu hergestelltem
Vorgelege auf kuppelt; es treibt dann die Haupttransmission die Riemenscheibe S (T ist zugehörige Leerscheibe) und damit den
Arbeitsmesser, während die Scheibe H auf die zu
prüfende Maschine treibt. Wird die Riemenscheibe S
angetrieben, so beginnt die Trommel E mit den vier
konischen Kölbchen F ihre rotirende Bewegung, während
H, woran die Last der zu prüfenden Maschine hängt,
im ersten Momente noch stehen bleibt. Das grosse konische Rad G, welches mit H verbunden
ist, bleibt also zunächst ebenfalls stehen. Da sich nun Trommel E während dieser Zeit um ihre Achse dreht, so müssen
sich die Kölbchen F nicht nur mit der Trommel um deren
Achse, sondern zu gleicher Zeit auch um ihre eigenen Achsen drehen, sie wickeln
somit ein Stück der an ihnen aufgehängten Ketten II auf
und ziehen die Platten J, den Federdruck überwindend,
an sich heran. In dem Augenblicke, wo dieser Federdruck die Grösse der angeführten
Last erreicht, findet an den Kölbchen Gleichgewicht statt – sie drehen sich nicht
mehr um ihre Achsen. Sofort muss nun das grosse konische Rad G, also auch H und damit die treibende
Maschine ihre Rotation beginnen. Was hier weitläufig geschildert wird, dauert in
Wirklichkeit keine Secunde; die Kraft, welche zum Betriebe der Maschine nöthig ist,
wird vom Apparat schon in dem Augenblicke gemessen, in welchem sie ihre Bewegung
beginnt. Man erkennt an den Schwankungen des eingeschobenen Maasscylinders auch die
kleinsten Schwankungen der Maschine. Ebenso wie S kann
auch H direct von der Haupttransmission angetrieben
werden, in welchem Falle dann S die zu prüfende
Maschine treibt. Das abgelesene Kraftresultat ist dasselbe.
Der Arbeitsmesser ist auf vier Rollen gelagert, daher leicht transportabel, auch ist
es mit einer Stütze zum Befestigen an der Decke versehen.
Zum Messen des entstehenden Hohlraumes ist ein besonderer Messcylinder construirt,
dessen oberer Theil genau in diesen Hohlraum passt und dessen unterer Theil einen
Zeiger trägt, der auf einer bis 1/10 eingetheilten Scala verschiebbar ist.
Die Scala ist bei 540 Umdrehungen in der Minute ermittelt; jede andere beliebige
Umdrehungszahl n, die sich bei einem Versuch ergibt,
ist demnach durch 540 zu dividiren und die an der Scala abgelesene Pferdekraft S mit dem Quotienten \frac{n}{540}
zu multipliciren.
Der Apparat wiegt etwa 200 k; die Antriebrolle hat bei 80 mm Breite einen
Durchmesser von 265 mm.
Namentlich auch zur Prüfung von Schmiermaterialien bezüglich ihrer
Reibungsverminderung lässt sich dieser Arbeitsmesser vortheilhaft benutzen.
Das directe Ablesen einer fortgeleiteten Arbeit bezieh. Betriebskraft ermöglicht auch
der Arbeitsmesser von Schmidt, Kranz und Co. in
Nordhausen, welcher als Kuppelung zweier Wellen oder als Riemenscheibe benutzt
werden kann. In den Abbildungen (Fig. 2 bis 3) ist der Apparat als
Kuppelung betrachtet und die Scheibe a auf die
treibende, die Scheibe b auf die getriebene Welle
gekeilt. In dem Hohlraum der Scheibe a ist der
doppelarmige Hebel e um den Zapfen f drehbar gelagert, während in der Scheibe b ein Zapfen g befestigt
ist, welcher durch eine längliche Oeffnung in den Hohlraum von a hineinreicht.
Textabbildung Bd. 286, S. 33Arbeitsmesser von Schmidt. Nimmt man nun an, dass sich die Scheibe a im
Sinne des Pfeiles dreht, so wird der Arm e1 des Hebels e die
Scheibe b mittels des Zapfens g mitnehmen, da derselbe durch die in dem drehbaren Gehäuse h angebrachte Schraubenfeder und Zugstange k festgehalten wird.
Entsprechend der zu übertragenden Kraft wird der Zapfen g auf den Hebelarm e1 einen bestimmten Druck ausüben, wodurch die Feder
um ein gewisses Maass zusammengedrückt wird, so dass der Hebelarm e2 nach rechts
ausschlagen und der an demselben. befindliche Fuss über den Umfang der Scheibe a durch einen in letzterem angebrachten Schlitz
hervortreten kann.
Dicht am Umfang der Scheibe a ruht nun die Rolle eines
Schalthebels m, welcher in der Schiene s gelagert ist; letztere ist einerseits auf die Nabe
von a gesteckt, andererseits an der Wand oder irgend
einem Gebäudetheil befestigt.
So oft nun der über den Umfang von a hervorragende Fuss
des Hebels e2 unter dem
Schalthebel durchgeht, hebt er diesen an und schiebt dadurch das Schaltrad o mittels einer Sperrklinke entsprechend vor, während
der Gegenkegel p jede Rückwärtsdrehung von o verhindert.
Je grösser die Umdrehungszahl der Welle und die zu übertragende Kraft bezieh. die
Erhebung des Hebelfusses ist, desto schneller wird sich das Schaltrad o drehen.
Mittels eines Anschlages am Schaltrad o wird nun bei
jeder Umdrehung desselben der Hubzähler r bethätigt und
dieser zeigt, da alle Verhältnisse so gewählt sind, dass jede Umdrehung des
Schaltrades o = 1/100, bei den grösseren Nummern 1/10 Stunden- entspricht (d.h. 1
während 1 Stunde = 3600 . 75 = 27000 mk) ganze Stunden- und zwei
Decimalstellen davon an.
Fr.