Titel: Germain's galvanisches Element mit Cellulosefüllung.
Fundstelle: Band 286, Jahrgang 1892, S. 185
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Germain's galvanisches Element mit Cellulosefüllung. Mit Abbildung. Germain's galvanisches Element mit Cellulosefüllung. Textabbildung Bd. 286, S. 185Germain's Element mit Cellulosefüllung. Zur Herstellung von galvanischen Elementen erweist sich besonders günstig die Cellulose von Cocosnuss (Cofferdam), welche Germain 1885 zuerst versucht hat. Durch einfache Behandlung gewinnt man mehrere Arten Cellulose, welche in höherem Maasse als im natürlichen Zustande das Vermögen, Flüssigkeiten aufzunehmen und in sich zurückzuhalten, besitzen und von den wirksamen Flüssigkeiten der galvanischen Elemente nicht angegriffen werden. Wird die Cellulose mit einer geeigneten Flüssigkeit getränkt, so kann man mit entsprechenden Elektroden ein gutes feuchtes oder trockenes Element herstellen. Die Cellulose wird stark zusammengepresst; dies hat den Vortheil, dass das Zink viel regelmässiger verbraucht wird, weil der Druck und folglich der Contact der Flüssigkeit sich an jeder sich aushöhlenden Stelle stärker vermindert als in den benachbarten Stellen; ferner hat der Druck eine eigenthümliche Einwirkung auf den Widerstand des Gemisches aus Kohle und Manganbioxyd und vermindert denselben merklich, sichert dadurch aber eine bessere Depolarisirung. Andererseits verhütet die Natur der Cellulose und ihre Eigenschaft, die Gase aufzusaugen, die Bildung einer Gasschicht an den Elektroden, ja selbst eine mechanische Trennung. Es reicht aber nicht aus, dass die Flüssigkeit unbeweglich gemacht wird, es muss auch das Auswachsen und das Verdunsten der Flüssigkeiten verhütet und das Element völlig dicht, luftdicht und unzerbrechlich gemacht werden. Deshalb nimmt man statt des Cofferdam der Marine ausgewählte Cellulose und möglichst reines Zink. Wie die Abbildung sehen lässt, ist die Hülle des Elementes aus Eichenholz und auf fünf Seiten auf Halbholz überblattet, während die sechste, den Deckel bildende Seite aufgeschraubt und eingefugt ist. Man kocht die Hülle erst in Paraffin zum Austreiben der Feuchtigkeit, dann macht man sie luftdicht mittels eines Theeranstrichs oder besser eines Kautschukgewebes. Eine reine Zinkplatte, die auf der einen Seite amalgamirt, auf der anderen gefirnisst ist, wird auf den Boden der Büchse gelegt; man hat auf sie einen Kupferstab aufgenietet, der an der einen Seite der Büchse emporsteigt. Dieser Stab und die Vernietung sind gefirnisst und mit einem halben Bambusrohr überdeckt, welches eine dichte Rinne bildet, so dass die Flüssigkeit die Oeffnung der Büchse nicht erreichen kann, aus welcher der mit Schraubengewinde versehene Stab als Pol heraustritt. Auf diese Platte bringt man mit der Hand schichtenweise eine erste Lage Cellulose auf, welche heiss mit einer Chlorhydratlösung (von der Dichte 1,1) getränkt ist, im Gewichtsverhältniss 1 Cellulose auf 3,5 bis 4 Flüssigkeit. Darauf legt man die Kohle auf, umgeben von einem Bett von körnigem Manganbioxyd. Die sehr dichte Kohle ist mit einem mit Schraubengewinde versehenen Neusilberstabe ausgerüstet, welcher als positiver Pol aus der Büchse heraustritt. Die Dichtung am Holze bewirkt eine mittels einer flachen Schraubenmutter angepresste Kautschukscheibe. Die Kohle ist sorgfältig getränkt, so dass die Flüssigkeit nicht eindringen kann; dies verbessert die Depolarisirung. Ueber die körnige Schicht gibt man eine zweite Lage Cellulose und darauf die zweite Zinkplatte. Darauf endlich kommt die Kautschukhülle und endlich eine Holzplatte, gegen welche sich eine Anzahl kräftiger Federn aus gefirnisstem Stahl stemmen. Um den gewünschten Druck zu geben, schliesst man die Büchse unter einer Presse mit kräftigen Schrauben. Man erreicht so einen Druck bis 200 g auf 1 qc. Unter diesem Drucke schwitzt die Flüssigkeit schwach gegen die Zinkplatte aus. Nun ist das Element zum Gebrauche fertig. Die elektromotorische Kraft ist 1,5 Volt. Zufolge der vollkommenen Büchsen findet kein Auswachsen statt und die Abnutzung bei offenem Stromkreise ist = 0. Man hat auch mehrfache Batterien hergestellt, bei denen mehrere Elemente in derselben verschlossenen Büchse vereinigt sind. Ein Element mit Platten von doppelter Grösse hat in einem Stromkreise mit 10 Ohm äusserem Widerstand 200 Tage zu 24 Stunden regelmässig gearbeitet und 380 Ampère-Stunden oder 1370000 Coulomb geleistet; die Klemmenspannung ist nicht unter 0,72 Volt herabgegangen.