Titel: | Methoden zur Untersuchung von Nahrungs-, Genussmitteln und Verbrauchsgegenständen. |
Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 186 |
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Methoden zur Untersuchung von Nahrungs-,
Genussmitteln und Verbrauchsgegenständen.
Methoden zur Untersuchung von Nahrungs-, Genussmitteln und
Verbrauchsgegenständen.
Reinigung des Trinkwassers durch Eisen.
In den Städten Antwerpen, Dortrecht, Paris, Nancy und einigen anderen wird eine
Reinigung des Trinkwassers nach einem Vorschlage Anderson's, erfolgreich dadurch erzielt, dass
man Eisenbohrspäne in einem langsam rotirenden, von Wasser mässig schnell
durchflossenen Cylinder, der mit Röhren versehen ist, um Luft einzuleiten, mit
letzterer in Berührung bringt. Durch Einwirkung der Kohlensäure auf die blanken
Eisentheilchen bildet sich zunächst Eisencarbonat, das in Wasser theils sich löst,
theils suspendirt bleibt. Beim Hinzutreten der Luft wird Ferrohydroxyd abgeschieden,
das sich rasch oxydirt und seinerseits wieder die organischen Stoffe oxydirt und mit
niederschlägt. Der flockige Absatz gestattet schnelles und vollständiges Filtriren
durch ein einfaches Sandfilter.
Um nun den kostspieligen Anderson'schen Apparat zu
vermeiden, setzt P. SiedlerApotheker-Zeitung, 7 S.
185. dem zu reinigenden Wasser direct eine Lösung von
Eisendicarbonat hinzu.
Vergleichende Versuche bezüglich des Chamäleon-Verbrauches und der Zahl der
entwickelungsfähigen Keime in einem Trinkwasser mit und ohne Eisendicarbonatzusatz
zeigten in der That einen verbessernden Einfluss dieses Zusatzes, der vermuthlich
durch nachherige Sandfiltration noch erhöht worden wäre. Da Eisendicarbonat leicht
in Mineralwasserapparaten herzustellen ist, und das ganze Verfahren irgend welche
technische Schwierigkeit im Grossen nicht darbietet, möchte Verfasser zu Versuchen
im Grossen auffordern.
Günstige Berichte über das Anderson'sche Verfahren
liegen auch aus Amerika vor. Dort findet dasselbe Anwendung in den
Belmontwasserwerken zu Philadelphia. Versuche von Henry
Leffmann und William Beam bestätigen, dass
durch das Verfahren nicht allein suspendirte Stoffe aller Art entfernt, sondern auch
Ammoniak, die sauren Stickstoffverbindungen und organische Stoffe erheblich
vermindert werden. Namentlich wird hervorgehoben, dass auch der Gehalt an Mikroben
wesentlich herabgesetzt wird. (Nach Chemisches
Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 228, 823 und 824.)
Bestimmung der festen Stoffe im Wasser.
Beim Eindampfen Magnesium- und Calciumchlorid haltiger Wässer empfiehlt A. Hazen einen Zusatz von überschüssigem
Natriumcarbonat, um die Erdalkalichloride in Carbonate umzuwandeln und um einen
nicht hygroskopischen Rückstand zu erhalten. Unterliess Verfasser den Zusatz von
überschüssigem Natriumcarbonat, so fand er den Gesammtrückstand des Krystallwassers
wegen zu hoch, den Glührückstand aber zu niedrig, weil ein grosser Theil des an
Magnesium gebundenen Chlors, auch Salpetersäure, entwichen war. (Nach Journal of the Analytical Chemistry, 5140, durch Chemiker-Zeitung, Repertorium 1891 Bd. 15 S. 271.)
Anforderungen der Gesundheitspflege an die Beschaffenheit der
Milch.
Nach Soxhlet hat man den Nährwerth der Milch von ihrem
diätetischen zu unterscheiden. Ersterer hängt ab
von der Fütterung der Kühe, sowie von der Regelmässigkeit der Melkzeit. Die
Mischmilch mehrerer Kühe ist der einer einzelnen vorzuziehen, weil sie gleich
mässiger zusammengesetzt ist. Einen Wasserzusatz hält Verfasser nicht für schädlich,
wenigstens für Kinder nicht; desgleichen sieht er auch einen Wasserzusatz nicht für
Vermögensschädigung an, während er das Abrahmen der Milch, sowie eine Vermischung
mit Vollmilch für eine wesentliche Verschlechterung bezeichnet, da ihr ein
Hauptnährstoff fehlt.
Der diätetische Werth der Milch hängt vorzüglich von dem Grade ihrer Verunreinigung
durch Staub, übelriechende Gase, Futterreste und Kuhfäkalien ab. Eine directe
Gesundheitsschädigung wird durch die mit dem Staub und Fäkalien eingeführten
Bakterien verursacht. Es sollte daher die Milch stets sterilisirt werden, namentlich
dann, wenn sie für Kinder Verwendung findet. Da beim Sterilisiren Veränderungen vor
sich gehen, die um so grösser sind, je höhere Temperaturen angewandt wurden, so
empfiehlt es sich, die Milch längere Zeit auf mässiger Temperatur zu halten. (Nach
Deutsche Medicinische Wochenschrift, Bd. 17 S.
1119, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S.
63.)
Zusammensetzung des Quark aus Schafmilch.
G. Sartori untersuchte in den Jahren 1887 und 1890 die
Mischmilch einer grösseren Anzahl Schafe aus Viehständen mit ziemlich gleicher
Fütterung. Die Zusammensetzung der Milch beider Jahre war nahezu dieselbe; nur war
im J. 1890 der Fettgehalt ein etwas grösserer. Der Quark aus dieser Schafmilch, in
Italien „Ricotte“ genannt, ist ärmer an Eiweiss als jener der Kuhmilch, aber
reich an Fett, welches bis zu einem Drittel im feuchten Quark vorherrscht. (Nach Molkerei-Zeitung, 1891 Nr. 20, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 65.)
Oelige und talgige Butter.
Ueber die Ursache der Entstehung der öligen und talgigen Butter war bislang nichts
Näheres bekannt. Weigmann allerdings war es gelungen,
aus einem Rahm, der Schimmelpilze enthielt, eine Butter herzustellen, welche anfangs
stark ölig, später talgig schmeckte. J. Siedel gelang
es ebenfalls eine ölige Butter zu erhalten, und zwar aus einem Rahm einer
schadhaften verzinnten Satte. Verfasser wies in dem der Satte anhaftenden Rahm, der
einen stechenden Geruch zeigte, Eisenlactat nach und glaubte dieses als die Ursache
des Oeligwerdens der Butter ansprechen zu dürfen. Und thatsächlich war aus einem
Rahm, dem geringe Mengen Eisenlactat zugesetzt waren, ölige Butter zu gewinnen.
(Nach Milch-Zeitung, Bd. 20 S. 1019, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 66.)
Nachweis von Margarine in der Butter.
Ein einfaches Verfahren zum Nachweis von Margarine in der Butter rührt von Pennetier her. Betrachtet man reine oder gesalzene
Butter unter dem Mikroskop im polarisirten Licht, so sieht man in dem durch ein
Gypsblättchen gefärbten Gesichtsfeld nichts besonderes. Enthält aber die Probe etwas
Margarine oder geschmolzene Butter, so erscheinen andersfarbige Stellen in dem
Präparate. Man kann also nur Butter im natürlichen Zustande einerseits von
geschmolzener Butter und Margarine andererseits unterscheiden. Augusto Pizzi, der Butter auf die angegebene Weise
untersuchte, glaubt, das angegebene Verfahren als beachtenswerth empfehlen zu
können. (Nach Le Stazione speriment. agric. ital.,
22131 bis 137, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd.
1 S. 831.)
Bestimmung des Chlors im Wein.
Wenn es sich darum handelt, bloss das Chlor eines Chlornatriumzusatzes im Wein zu
ermitteln, so kann man nach Versuchen von W. Seifert
das Chlor in der Asche bestimmen. Der Wein wird mit Natriumcarbonat neutralisirt,
eingedampft und verascht. Die Asche wird sodann in verdünnter, reiner Salpetersäure
gelöst, wobei ein grosser Ueberschuss an Säure zu vermeiden ist, und das Chlor durch
Titration nach der Volhard'schen Methode bestimmt.
Die Resultate sind etwas niedriger als die gewichtsanalytischen, aber zur praktischen
Beurtheilung eines Weines von hinreichender Genauigkeit. (Nach Zeitschrift für analytische Chemie, 1892 Bd. 31 S.
186.)
A. Solaro gibt von den zur Chlorbestimmung im Wein
vorgeschlagenen Methoden derjenigen mit Rhodanammonium den Vorzug. Man entfärbt den
Wein mit Thierkohle, setzt zu 20 cc des Filtrats einige Tropfen Salpetersäure und
eine hinreichende Menge 1/20-Normalsilberlösung; füllt auf 50 cc auf und
filtrirt das Chlorsilber ab. In 25 cc des Filtrats wird dann das überschüssige
Silber mit Rhodanammonium zurücktitrirt. (Nach Le Stazione
speriment. agric. ital., 21154, durch Chemisches
Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 77.)
Bestimmung des Glycerins im Wein.
Die Bestimmung des Glycerins im Wein nach dem Verfahren der Commission zur Berathung einheitlicher Methoden für die Analyse des Weins
im kaiserl. Gesundheitsamte ist bekanntlich eine ziemlich umständliche und nicht
genaue (vgl. 1892 284 297). Der mit etwas Quarzsand und
Kalkmilch versetzte eingedampfte Wein lässt sich, wenn derselbe fast bis zur Trockne
gedampft, öfters sehr schwer von der Schale abkratzen und zerreiben, in Folge dessen
eine gewisse Menge Glycerin unextrahirt im Rückstand bleiben kann. Diesem Uebelstand
begegnet Prof. Dr. Marco T. Lecco dadurch, dass er
statt 5 g Sand 100 g dem Weine zusetzt. Die Bestimmung kann ausserdem bedeutend
vereinfacht werden, wenn man statt 100 cc Wein nur 10 cc anwendet und auf folgende
Weise verfährt: 10 cc Wein werden mit etwa 0,1 g trockenem Kalkhydrat gut vermischt,
dann 10 g Quarzsand zugesetzt und auf dem Wasserbade bis fast zur Trockne
eingedampft. Der Rückstand wird mit heissem absoluten Alkohol 4- bis 5mal extrahirt
und der Alkoholauszug in einem kleinen etwa 100 cc fassenden Kolben filtrirt. Man
erhält auf diese Weise etwa 40 bis 50 cc Filtrat. Dieses wird auf dem Wasserbade
eingedampft und der syrupdicke Rückstand in demselben Kolben in 5 cc Alkohol gelöst,
7,5 cc Aether zugesetzt, der Kolben gut verkorkt, einige Stunden stehen gelassen,
die klare äther-alkoholische Lösung in ein gewogenes Wägefläschchen abgegossen,
nöthigenfalls abfiltrirt, eingedampft, eine Stunde im Wassertrockenschranke
getrocknet und gewogen.
Nach diesem abgeänderten Verfahren erhielt Verfasser immer um 0,107 bis 0,365 Proc.
mehr Glycerin als nach der üblichen Methode. Bei Anwendung von 100 cc Wein (entsprechend 1 g
Kalkhydrat und 100 g Sand) wurden noch besser unter sich übereinstimmende Zahlen
erzielt.
Zur Beantwortung der Frage, inwiefern das Eindampfen des mit Kalkhydrat und Sand
versetzten Weines einen Einfluss auf die Resultate ausübt, führte Verfasser in einem
und demselben Wein drei Glycerinbestimmungen aus: eine nach dem oben beschriebenen
abgeänderten Verfahren; eine zweite nach derselben Methode, jedoch wurde stärker
eingedampft, der Rückstand mit etwas Wasser befeuchtet und mit absolutem Alkohol
ausgezogen; und eine dritte, bei der noch stärker ohne umzurühren eingedampft und
der Rückstand direct mit absolutem Alkohol ausgezogen wurde. Es zeigte sich, dass
das stärkere Eindampfen einen eher günstigen als nachtheiligen Einfluss auf die
Resultate ausübt, und dass man bei stärkerem Eindampfen die beinahe ganz trockene
Masse direct mit absolutem Alkohol, ohne Wasserzusatz, extrahiren kann. Wenn sich
diese Resultate bei weiterer Prüfung bewähren, so wird dadurch die Methode der
Glycerinbestimmung noch vereinfacht. (Nach Chemiker-Zeitung, 1892 Bd. 16 S. 504.)
Untersuchung von Thee.
A. Domergue und Cl. Nicolas
bestimmen bei Untersuchungen des Thees quantitativ: 1) Feuchtigkeit, 2) Asche, 3)
lösliche Bestandtheile, 4) Theïn, 5) wässeriges Extract, 6) sulfathaltige Asche, 7)
Mangan der sulfathaltigen Asche.
Das Theïn bestimmen Verfasser wie folgt: 5 g grob gepulperte Theeblätter werden
einige Minuten mit 50 bis 60 cc Wasser gekocht, mit 100 cc 3procentiger
Quecksilberacetatlösung versetzt, filtrirt und gewaschen, bis Filtrat farblos
abläuft. Das Filtrat – 300 g – wird auf dem Wasserbad bis auf 20 oder 25 cc
eingedampft, 2 g Magnesiumoxyd und 1/15 g Glaspulver oder Sand zugesetzt, und zur
staubigen Trockne gebracht. Der Rückstand wird mit einem Gemisch gleicher Theile
Chloroform und Benzin im Soxhlet-Apparat ausgezogen, und der Auszug eingedampft. Es
hinterbleibt das Theïn mit etwas Wachs vermengt als weisse amorphe Masse. Durch
Umkrystallisiren aus heissem Wasser erhält man das Theïn als Krystalle. Das Mangan
wird in der Asche aus 2 g Thee bestimmt. Man setzt derselben 1 g Bleisuperoxyd und 5
cc Salpetersäure zu, erhitzt zum Sieden, füllt auf 50 cc auf und vergleicht die
abgegossene rothviolette Flüssigkeit mit typischer Kaliumpermanganatlösung
colorimetrisch. Der Gehalt an Mangan schwankte zwischen 0,022 und 0,065 Proc.
Der Theïngehalt der von den Verfassern untersuchten Theesorten schwankte bei einem
Preis von 3,60 bis 7 M. für 1 k zwischen 2,27 und 4,39 Proc. Es ist also im
Allgemeinen der Handelswerth des schwarzen Thees dem Theïngehalt nahezu
proportional. Der Wassergehalt beträgt durchschnittlich 10 Proc., der Extractgehalt
29,35 bis 55,73 Proc., der Aschengehalt rund 6 Proc. (Nach Journal de Pharm. et de Chimie, 25302, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 833.)
Theïnbestimmung im Thee.
P. Cazeneuve und A. Biétrix
prüften mehrere Verfahren zur Bestimmung des Theïns im Thee und gelangten zu
folgendem Ergebniss:
Das durch Petit angegebene Verfahren im Codex kann
weder zum Ausziehen noch zur Bestimmung des Theïns dienen.
Die Methode von Loche ist zu lang und gestattet nicht
eine völlige Erschöpfung der Theeblätter mittels Wasser.
Diejenige von Paul und Couwley ist zwar genau, aber viel zu zeitraubend und umständlich.
Verfasser empfehlen statt dessen ein Verfahren von Cazeneuve und Caillol, das letzterer schon im
J. 1877 angegeben hat, nur mit dem Unterschied, dass sie statt Magnesia Kalk
anwenden. Man mischt den Thee mit der Hälfte seines Gewichtes Kalk, befeuchtet das
Gemisch mit Wasser und trocknet dasselbe im Wasserbade. Hierauf extrahirt man die
trockene Masse in einem Extractionsapparat während zwei Stunden mit reinem
Chloroform und destillirt letzteres ab. Der Rückstand wird mit siedendem Wasser
aufgenommen, mit etwas Thierkohle versetzt, filtrirt und das Filtrat zur
Krystallisation eingeengt. Dieses Verfahren ist einfach und von genügender
Genauigkeit. Die Untersuchungen der Verfasser bestätigen aufs neue, dass der Werth
eines Thees nicht lediglich von einem grossen Theïngehalt abhängt, sondern auch von
dem Gehalt an ätherischen Oelen, von seinem Aroma. (Nach Moniteur Scientifique, 1892 Sér. 4 T. VI S. 253.)
Erkennung des gefrorenen Fleisches.
Frisches und durch Kälte conservirtes Fleisch lassen sich nach Maljean unter dem Mikroskop leicht von einander
unterscheiden. Das dem Inneren des Fleisches entnommene Blut (oder Fleischsaft)
zeigt nämlich, wenn das Fleisch frisch ist, deutlich zahlreiche rothe Blutkörperchen
von normaler Färbung, die in einem farblosen Serum schwimmen. Ist dagegen das
Fleisch gefroren gewesen, so findet man im Blute oder Fleischsaft keine normalen
Blutkörperchen; dieselben sind sämmtlich mehr oder weniger deformirt, während die
umgebende Flüssigkeit eine verhältnissmässig dunkle Färbung besitzt. (Nach Journal Pharm. Chim., 1892 5 Sér. 25348, nach Chemiker-Zeitung, Repertorium 1892 Bd. 16 S. 133.)
Anormal zusammengesetztes Brod.
Die Zuckerfabrik in dem Dorfe Ramon bei Woronesch liess ein Brod aus Roggenmehl
herstellen, dem 25 bis 35 Proc. Runkelrübenabfall beigemengt war. Dieses Brod soll
nach Ansicht der Aerzte und mehrerer Einwohner vollkommen unschädlich und von gutem
Geschmack sein. Der Preis ist um 25 bis 40 Proc. geringer als der des gewöhnlichen
Brodes. (Nach Rev. internat. des falsificat., 1892 5
126, durch Chemiker-Zeitung, Repertorium 1892 Bd. 16 S.
133.)
Wassergehalt des Brodes.
Schaffer bestimmte mittels des Soxhlet'schen Trockenapparates den Wassergehalt des Brodes. Letzterer
schwankte zwischen 33,3 und 43,3 Proc. Und zwar wurde diese grösste Differenz
gefunden bei Broden von gleicher Grösse und aus dem gleichen Mehle hergestellt.
Verfasser empfiehlt daher bei Aenderungen der Bestimmungen des Brodverkaufes nicht
nur das Gewicht, sondern auch das Ausbacken des Brodes zu berücksichtigen. (Nach Schweiz. Wochenschrift für Pharmacie, 30130, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 825.)
Berauschend wirkender Roggen.
M. Prilieux fand in vorjährigen Roggenkörnern, die in
der Dordognegegend geerntet waren, einen Pilz, dessen Mycelium die äussere
Eiweisschicht befallen und theilweise Zerstörung der Stärkekörner verursacht hatte.
Die Wirkung, welche das mit solchem Roggen gebackene Brod auf die Bewohner äusserte,
welche von demselben gegessen, war der des Taumellolchs ähnlich, jedoch stärker und
schneller. (Nach Rev. internat. des falsificat., 1892 5
109, durch Chemiker-Zeitung, Repertorium 1892 Bd. 16 S.
133.)
Zinnchlorür in Pfefferkuchen.
Ponchet fand in Pfefferkuchen bis 0,5 Proc. Zinnchlorür.
Dasselbe soll absichtlich dem Teig zugesetzt werden, um diesen zum Bearbeiten
geeigneter zu machen, und um eine ansehnlichere Waare zu erzeugen. (Nach Journ. de pharm. et de chimie durch Pharmaceutische Centralhalle, 1892 Bd. 33 S. 315.)
Zinn in Conserven.
H. A. Weber wies in einer Anzahl Conserven Zinn nach.
Veranlassung zu diesen Untersuchungen gab eine Vergiftungserscheinung in Folge
Genusses einer zinnhaltigen Conserve, die freilich auch eine Spur Blei enthielt. Es
wurden gefunden:
Grains1
Grain = 0,0648 g; 1 Pfund (englisch) = 453,5925 g. SnO2im Pfund
Grains SnO2im
Pfund
Kürbis
2,97
Pfirsiche
2,268
„
3,11
Brombeeren
4,20
„
0,38
Kirschen
2,898
Hubbard Squash (?)
1,85
Kürbis
1,299
Tomaten
0,84
Liebesäpfel
0,92
„
0,98
Erbsen
0,30
Erbsen
0,48
Grüne Bohnen
1,08
(daneben 2,06 Grains CuO)
Lachs
0,30
Pilze
1,40
Milch
nichts
Brombeeren
0,80
Ananas
0,686
Blaubeeren
2,10
„
1,11
Lachs
0,94
Birnen
0,518
Die Büchsen waren in den meisten Fällen inwendig geätzt. (Nach Journal of the American Chemical Society, 13207, durch
Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 62.)
Auch Niederstadt macht darauf aufmerksam, dass die
verzinnten Weissblechconservedosen zu verwerfen seien. Namentlich gebe das Salzen
der grünen Gemüseconserven (Bohnen, Erbsen, Gurken u.a.) Veranlassung zur Bildung
von Zinndoppelsalzen. Ebenso wenig dürfte das Conserviren mit Schwefeldioxyd
gestattet werden wegen der Löslichkeit des Zinns in schwefliger und Schwefelsäure.
(Nach Apotheker-Zeitung, 6 588, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 62.)
Bleihaltige Gummi-Einlege- und Dichtungsringe für
Conserveweissblechfalzdosen.
W. Reuss wies in einer Anzahl Conserven, welche in
Weissblechfalzdosen mit Gummidichtungsringen verpackt waren, auffallende Mengen Blei
nach. Eine Untersuchung der Gummiringe zeigte, dass dieselben 60 bis 66 Proc.
Mennige enthielten, welche von sauren Conserven leicht gelöst wird. Verfasser
versuchte daher völlig bleifreie, überhaupt giftfreie Dichtungsringe herzustellen,
was ihm auch gelang. (Nach Chemiker-Zeitung, Bd.
15 S. 1522 und 1583.)
Bleihaltige Metallkapseln zu Flaschenverschlüssen.
An der Unterseite der Metallkapsel einer Rothweinflasche fand Alfred Bertschinger eine 1 mm dicke Schicht Bleicarbonat. Die Kapsel
enthielt 92 Proc. Blei. Da hierdurch Veranlassung zu Bleivergiftungen gegeben werden
kann, so ist Verfasser der Ansicht, die Anwendung stark bleihaltiger Kapseln zu
verbieten. Hefelmann beobachtete einen ähnlichen Fall
an einer mit Nordhäuser gefüllten Feldflasche mit übergreifendem Metalldeckel (etwa
90 Proc. Blei), an dem sich die untergeklebte dünne Korkscheibe abgelöst hatte.
Durch die Einwirkung der freien organischen Säuren des Branntweins waren ganz
erhebliche Mengen Blei in Lösung gegangen. – In einer Probe Schwarzthee fand Bertschinger ebenfalls beträchtliche Mengen
Bleicarbonat, die vermuthlich von der Auskleidung der Theekiste mit Bleifolie
herrührte. – Aehnliche Beobachtungen wurden auch schon von Wolffhügel und Ch. Giraro gemacht. (Nach Schweizerische Wochenschrift für Pharmacie, 29399,
durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 2 S. 62.)