Titel: | Aufbereitungsrost und Schwingsieb. |
Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 31 |
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Aufbereitungsrost und Schwingsieb.
Mit Abbildungen.
Aufbereitungsrost und Schwingsieb.
Der Aufbereitungsrost zur Separation von Steinkohlen,
System Klein (D. R. P. Nr. 59637 und Nr. 56929 und
Oesterreichisch-Ungarisches Privilegium) dient zum Sortiren von Kohlen in zwei oder
mehrere Korngrössen. Wie aus den Fig. 1 bis 3 ersichtlich ist,
besteht derselbe aus einem festliegenden Längsrost a,
mit Roststäben a1a2, welche von
Querträgern b gehalten werden.
Die Längsstäbe a1 sind
in kleineren, die Stäbe a2 in grösseren Entfernungen von einander eingelegt, um zweierlei
Korngrössen zu separiren. Ferner befindet sich an demselben ein beweglicher Querrost
c, bestehend aus zwei Längsträgern d, zwischen denen die Querstäbe c1 in kleineren und die Stäbe c2 in grösseren
Entfernungen befestigt sind. Gleichzeitig ist an diesen Querrost die Ein- und
Ausschüttrinne e befestigt.
Textabbildung Bd. 287, S. 32Klein's Aufbereitungsrost für Steinkohlen. Der gesammte Querrost ist mittels zweier Wellen f
f1, vier Gelenkstücken g, zweier Wellen hh1, die durch zwei Stangen i gekuppelt sind, und vier Hängearmen k, an
den vier Zapfen l und vier Böcken m aufgehängt. Seine Bewegung erfolgt durch zwei
Excenter n, welche an den Wellen h1 und f1 angreifen. Die
Excenter n sitzen auf der Welle o, welche in den Lagern p ruht und durch die
Riemenscheibe q angetrieben wird.
Die Wirkungsweise des Rostes besteht darin, dass sich der zwischen dem festliegenden
Längsrost a in einer eigenthümlichen Curve bewegende
Querrost c bei jeder Umdrehung mit den nach oben
gerichteten Spitzen seiner kammartigen Querstäbe ein wenig über den Längsrost
erhebt, einen grösseren fast geradlinigen Weg nach vorwärts zurücklegt, sich etwas
unter den Längsrost senkt und nun nach hinten zurückkehrt.
Durch dieses bei jeder Umdrehung einmal stattfindende Hervortreten der Zacken der
Querstäbe und deren gleichzeitiger Bewegung von vorn nach hinten oberhalb der
Längsstäbe wird die aufgeschüttete Kohle leicht aufgelockert; alle kleineren Stücke
fallen durch, während die grösseren von den Querstäben gehoben, nach hinten
geschoben und wieder auf die Längsstäbe sanft aufgelegt werden.
Durch die eigentümliche Bewegung des Rostes unterscheidet sich derselbe von allen
anderen Rostconstructionen; sein alles unnöthige Reiben und Schütteln der
Kohlenstücke an und unter einander vermeidendes Separiren und Fortbewegen der Kohle
auf wagerechter, selbst auf ansteigender Bahn schont die grobe Kohle sehr und
vermindert den Einrieb.
Es können mehrere Siebe hinter einander angeordnet werden, jedoch dient der Rost
hauptsächlich für die gröberen Sorten. Die Separation wird in Folge der rechteckigen
Oeffnungen sehr wirksam und liefert eine sehr gleichmassige Korngrösse.
Die im Aufbereitungsfache rühmlichst bekannte Wilhelmshütte in Waldenburg-Schlesien,
welche die Anfertigung dieser Roste übernommen hat, führt als
Eigenthümlichkeiten des Klein'schen Rostes folgende
an:
1) Der Rost lässt flachbrüchige Stücke nicht durchfallen.
2) Kann er mit zwei oder mehr Lochweiten ausgeführt werden, somit die Kohle in
mehrere Sorten direct trennen.
3) Der Rost erfordert sehr geringe Sturzhöhe, da derselbe wagerecht arbeiten
kann.
4) Das Material erleidet die grösstmöglichste Schonung.
5) Durch Anwendung nur eines Excenters (bei grossen
Rostbreiten sind deren zwei erforderlich) ist die Anzahl der dem Verschleiss
unterliegenden Theile möglichst gering.
6) Stossfreier Gang, da der grösste Theil des Rostgewichtes auf einer Unterstützung
fest verlagert ist, und die auftretenden Massenwirkungen durch Gegengewichte
möglichst ausgeglichen sind; demzufolge auch geringer Kraftverbrauch.
7) Leichteste Zugänglichkeit, Bedienung und Aufstellung.
8) Billige Anschaffungskosten, da der Apparat leicht construirt und auf einem
Holzrahmen montirt werden kann. Der Apparat ist in jedem Raum leicht einzubauen, da
er frei im Gebäude steht und keines besonderen Fundamentes, sondern nur eines
Gerüstes zur Unterstützung bedarf.
9) Die Lochung des Rostes kann durch das Auswechseln der Längsstabträger, der
Querstäbe von Gusseisen und durch Versetzen der Längsstäbe, ohne weiteres
Auseinandernehmen des Apparates, leicht verändert werden.
Für die weitere Separation der durch die engste Lochung des Klein'schen Rostes hindurchgefallenen Kohle dient das zum Patent
angemeldete Schwingsieb von Klein, welches auf ähnlicher Grundlage wie der Rost construirt ist.
Bei demselben ist das bewegende Excenter wie beim Rost in Hängeschwingen gestützt und
mit dem Siebrahmen gelenkig verbunden, wodurch demselben ebenfalls eine zwangläufige
Bewegung aber in ansteigender ellipsenähnlicher Curve ertheilt wird. Der Unterschied
gegen den Rost besteht darin, dass hier dem ganzen Siebsystem die eigenthümliche
Bewegung mitgetheilt wird.
Das auf den über einander liegenden Sieben befindliche Material wird beim Beginn der
halben Excenterdrehung mit einer entsprechenden Geschwindigkeit angehoben und durch
die dem Siebrahmen ertheilte Wurfbewegung mitgenommen.
Am höchsten Punkt der Curve angelangt, bewirkt der Beginn der anderen halben
Excentertour einen raschen Niedergang des Siebkastens, wodurch dem in der Bewegung
verharrenden Material die Unterlage entzogen wird, welche letztere sich indessen
rasch im Bogen rückwärts bewegt und bei vollendeter Umdrehung mit dem mittlerweile
wieder aufgefallenen Material das Spiel von neuem beginnt.
Die Höhe, sowie die Schieflage der Curve lassen sich, entsprechend der
Geschwindigkeit, mit welcher der Apparat arbeiten soll, und der Art des Materials
beliebig einstellen.
Als Eigenthümlichkeiten des Klein'schen Schwingsiebes
werden angeführt:
1) Nasse sowohl wie trockene Kohle werden rein separirt, weil die hüpfende Bewegung
des Materials ein Verschmanden oder Verstopfen der Sieblöcher nicht zulässt.
2) Die Schwingungscurve der Siebfläche kann durch Verstellen der
Aufhängepunkte dem zu sortirenden Material angepasst werden.
3) Bestmöglichste Ausnutzung der Siebfläche und damit verbundene grosse
Leistungsfähigkeit.
4) Bequemste Zugänglichkeit der Siebe und der beweglichen Theile.
5) Lagerung des Apparates auf einem Rahmen. Werden zwei solcher Apparate über
einander gelegt, um etwa sechs Sorten zu erzeugen, so tritt noch der Vortheil hinzu,
dass man den gröberen Sieben des oberen, sowie den feineren Sieben des unteren
Apparates eine entsprechend gewählte Tourenzahl geben kann.
Textabbildung Bd. 287, S. 33Klein'sches Schwingsieb. Dass dieser Apparat in seiner Leistungsfähigkeit allen anderen
Siebrättersystemen gleichkommt, sich aber in Bezug auf Billigkeit der Anschaffung
sehr zu seinem Vortheile von den in wagerechter Lage kreisförmig bewegten Rättern
unterscheidet, ist ersichtlich, und spricht auch das Wegfallen aller Fundamente,
sowie die leichte Zugänglichkeit der Siebe sehr zu Gunsten des neuen
Schwingsiebes.
Auch ist der Umstand nicht unwesentlich, dass durch die hier hervorgerufene
eigenthümliche, schwebende Bewegung des Materials sich weniger Abrieb und
Verschleiss der Siebe ergibt, als bei den rasch umgehenden Kreiselrättern.
Das Sieb arbeitet mit ganz geringer Neigung, stossfrei und mit geringem
Kraftbedarf.
Die Aufstellung ist ebenfalls überall thunlich, da der Apparat vom Gebäude und
Gebälke unabhängig aufgestellt werden kann und wenig Raum einnimmt.
Die Siebe brauchen nicht, wie vorstehend gezeichnet, unter einander angeordnet zu
werden, sondern können auch in einer Ebene liegen. Die Wahl der einen oder anderen
Construction wird durch die Räumlichkeit, in welcher die Aufstellung erfolgen soll,
bestimmt.