Titel: | Ueber den Fortschritt und die Entwickelung im englischen Schiffsmaschinenbau. |
Autor: | Freytag |
Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 98 |
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Ueber den Fortschritt und die Entwickelung
im englischen Schiffsmaschinenbau.
Mit Abbildungen.
Ueber den Fortschritt und die Entwickelung im englischen
Schiffsmaschinenbau.
Alfred Blechynden hielt im J. 1891 vor der Institution
of Mechanical Engineers zu Liverpool einen Vortrag über die Fortschritte im
Schiffsmaschinenbau während des letzten Jahrzehntes, welcher, in Engineering vom 21. August 1891 veröffentlicht,
gewissermaassen als eine Fortsetzung der in dem genannten Verein 19 bezieh. 10 Jahre
früher von Fr. Brammwell bezieh. C. Marshall über die damaligen wichtigen Neuerungen im
Schiffsmaschinenbau gehaltenen Vorträge gelten kann.
Textabbildung Bd. 287, S. 97Fig. 1.Schiffsmaschine mit dreifacher Expansion. Die Auslassungen von C. Marshall im J. 1881
(1882 243 89) bezogen sich namentlich auf die damals
allgemein zur Einführung gelangten Zweifach-Expansionsmaschinen, welche, längere
Fahrten vorausgesetzt, mit einem durchschnittlichen Kesseldruck von 5,5 at, einer
Kolbengeschwindigkeit von 2,372 m in der Secunde und bei 0,371 qm Heizfläche auf 1
indicirte einen Kohlenverbrauch von 0,83 k für 1 Stunde und 1 indicirte
erforderten. Dreifach-Expansionsmaschinen hatte der genannte Redner
vollständig unerwähnt gelassen, obwohl zwei derartige Maschinen damals bereits 7
Jahre lang im Betrieb waren, nämlich die Maschine des von John Elder and Comp. nach Zeichnungen von A. C.
Kirk erbauten Dampfers Propontis mit Cylindern
von 584, 1048 und 1578 mm Durchmesser für 1067 mm Kolbenhub und die Maschine des
Dampfers Sexta mit Cylindern von 280, 432 und 610 mm
Durchmesser für 457 mm Kolbenhub, welche nach Angabe von C.
Franklin, damals in London, auf den Ouseburn Engine
Works in Newcastle-on-Tyne erbaut wurde; beide Maschinen (Fig. 1) wurden im J. 1873 fertig gestellt, 1874
erprobt und waren, wie dies gewöhnlich auch jetzt der Fall ist, mit einer dreifach
gekröpften Kurbelwelle versehen.
Seit dem Jahre 1881 haben die mit dreifacher Expansion des Dampfes arbeitenden
Schiffsmaschinen die Zweifach-Expansionsmaschinen immer mehr verdrängt und es
sind für erstere Kesseldrücke bis zu 13⅓ at zur Einführung gekommen; auch mit
Vierfach-Expansionsmaschinen verschiedener Gestalt sind hier und da Versuche gemacht
worden und mannigfache Aenderungen in Folge des höheren Kesseldruckes, sowie der
grösseren Leistung der Maschinen nothwendig geworden.
Wir wollen zunächst die Fortschritte an Schiffskesseln,
sodann diejenigen an den Schiffsmaschinen während der
letzten 10 Jahre auszüglich besprechen.
Künstlicher Zug. Bis vor ungefähr 10 Jahren beschränkte
sich in England die Anwendung des künstlichen oder verstärkten Zuges auf die Kessel
von Torpedofahrzeugen und dreier Kreuzer mit Leistungen von je 2850 ,
obgleich auf amerikanischen Dampfern schon länger hiervon Gebrauch gemacht wurde.
Seitdem hat der verstärkte Zug auf allen Seeschiffen, mögen dieselben zur
Beförderung von Personen oder Frachten dienen, eine ausgebreitete Verwendung
gefunden, da es mit Hilfe desselben möglich ist, die Leistung eines jeden Kessels
beträchtlich zu erhöhen. Solange die Intensität des verstärkten Zuges innerhalb
gewisser Grenzen gehalten wird, machen sich Uebelstände am Kessel nicht bemerkbar,
wenn man denselben jedoch zu sehr forcirt, sind häufige und kostspielige Reparaturen
am Kessel, sowie ein frühzeitiges Zugrundegehen desselben zu erwarten.
Es gibt verschiedene Methoden, um künstlichen Zug in den Kesseln zu erzeugen. In
England benutzte man zuerst abgeschlossene Heizräume, in welche mittels Ventilatoren
Wind mit einer Pressung von 25 bis 76 mm Wassersäule geblasen wurde; diese
Einrichtung hatte gewiss den Vorzug grosser Einfachheit und ermöglichte, den Raum
vor den Kesseln kühl zu erhalten, liess indess in Bezug auf Reinlichkeit zu wünschen
übrig und verursachte, sobald die Bunkerthüren nicht vollständig dicht geschlossen
waren, grosse Unannehmlichkeiten auf Deck. Möglicher Weise arbeitete man mit dieser
Einrichtung auch nicht ganz so ökonomisch wie mit der Anordnung geschlossener
Aschenfälle, doch haben bezügliche Versuche ergeben, dass man bei massigem Winddruck
wenigstens nicht unökonomischer arbeitete, als mit natürlichem Zug. In Amerika war
es namentlich gebräuchlich, die Aschen fälle zu schliessen und die von den
Ventilatoren kommende Windleitung in dieselben hinein zu legen, was in Bezug auf
Reinlichkeit seine grossen Vorzüge hat; auch sind die Kesselbleche weniger starken
Abkühlungen in Folge Eindringens von kalter Luft ausgesetzt, als dies beim Feuern
mit geschlossenen Heizräumen der Fall ist.
Man brachte auch künstlichen Zug in der Weise hervor, dass man einen Ventilator in
die Rauchkammer setzte, zum Zwecke, die Luft durch die Feuerungen anzusaugen und mit
den Verbrennungsproducten in den Schornstein zu jagen; hierbei werden die kostspieligen
Einrichtungen, welche beim Unterwindgebläse nöthig sind, vollständig vermieden.
In Bezug auf Kohlenersparniss bei Anwendung verstärkten Zuges ist aus der
nachstehenden Tabelle II zu entnehmen, dass während der mittlere Verbrauch an Kohlen
in Kesseln mit natürlichem Zug 1,573 Pfund (engl.) für 1 indicirte und
Stunde beträgt, dieser sich bei Kesseln mit verstärktem Zug auf 1,336 Pfund (engl.)
vermindert, demnach im letzteren Falle eine Erparniss an Kohle von 15 Proc.
resultirt. Ist nun auch ein Theil dieser Ersparniss auf Rechnung anderer Wärme
erhaltender Einrichtungen zu setzen, mit denen die neueren Dampfer ausgerüstet sind,
so unterliegt es doch keinem Zweifel, dass mittels verstärkten Zuges selbst ein
verhältnissmässig kleiner Kessel eine bedeutende Leistung zu entwickeln im Stande
ist, zu deren Erzeugung bei nur natürlichem Zuge ein viel grösserer Kessel
erforderlich wäre; auch hat sich herausgestellt, dass bei verstärktem Zuge in den
Kesseln selbst minderwerthige Kohlen verbrannt werden können, die sonst nicht an
Bord genommen werden konnten.
Es soll bei Kesseln mit für die Wassercirculation ausreichenden Räumen durch
Anordnung des verstärkten Zuges die Dampferzeugung um ungefähr 30 bis 40 Proc. bei
länger anhaltendem Betriebe und bei kurzen Fahrten auf das Doppelte gegenüber dem
natürlichen Zuge erhöht werden können.
Kessel. Ueber Aenderungen bezüglich der Gestalt
gewöhnlicher Schiffskessel ist wenig Neues zu berichten; zwar haben Thornycroft und Yarrow den
Wasserröhrenkesseln besondere Aufmerksamkeit zugewendet, um an Gewicht möglichst zu
sparen und höhere Geschwindigkeiten als bisher auch mit kleineren Schiffen zu
erreichen; es dürfte die allgemeine Benutzung von Wasserröhrenkesseln indess hier
wohl aus dem Grunde seine Bedenken haben, als doch meist nur ein oder zwei derartige
Kessel vorhanden sind und bei dem Brache eines Rohres sogleich der ganze Kessel
unbrauchbar wird, während bei den gewöhnlichen Schiffskesseln der Bruch eines Rohres
durch einfaches Eintreiben eines Stopfen unschädlich gemacht werden kann.
Der grosse Vortheil der Wasserröhrenkessel, welcher in dem geringen Gewichte des von
ihnen aufgenommenen Wassers besteht, dürfte auch insofern zum Nachtheile für die
Verwendung derselben auf kleineren Schiffen sprechen, als die Speisung nun äusserst
sorgfältig und gleichmässig stattfinden muss, um eine constante Dampfspannung halten
zu können.
Nicht unerwähnt darf bleiben, dass bei Schiffskesseln an Stelle des Schmiedeeisens,
ausgenommen bei den Rohren, vorwiegend Stahl getreten ist und ferner die
hauptsächlichsten Arbeiten bei Anfertigung der Kessel nur noch mittels Maschinen
ausgeführt werden; auch ist das Stanzen der Nietlöcher ganz verworfen worden, und es
werden dieselben jetzt fast überall gebohrt. In Rücksicht hierauf haben das Board of Trade und der britische Lloyd die Lieferungsbedingungen für Schiffskessel in
Bezug auf die Blechstärken entsprechend geändert und auch sonst mannigfache
Erleichterungen eintreten lassen.
Vor einigen Jahren bereits baute die Royal Navy Kessel,
deren Wandungen um 18 Proc. schwächer waren als diejenigen, welche das Board of Trade und der Lloyd
damals vorschrieben, und es wurden diese Kessel bei der Prüfung nicht auf den
doppelten Arbeitsdruck, sondern nur auf einen Druck gepresst, der ungefähr 6,3 k
über dem Arbeitsdrucke lag; trotzdem haben diese Kessel allen Anforderungen in Bezug
auf Festigkeit vollständig Genüge geleistet. Es darf übrigens, wenigstens bei
starken Blechen, nicht angenommen werden, dass, wenn dieselben z.B. um 18 Proc.
leichter gehalten werden, sie auch in demselben Verhältnisse weniger
widerstandsfähig sind, da die Schwierigkeit der Herstellung solcher Bleche, sowie
die Wahrscheinlichkeit von Fehlern in denselben mit der Stärke zunimmt und es
demnach wenigstens in vielen Fällen zweifelhaft erscheinen dürfte, ob der
Gewichtsunterschied in Wirklichkeit einen Einfluss auf die Festigkeit ausübt; das
Board of Trade schreibt übrigens für alle schweren
Platten besondere Festigkeitsprüfungen vor.
Ueber denselben Gegenstand wurde auch in einer Sitzung der Vereinigung der Naval
Architects im J. 1888 verhandelt und John Scott in
Greenock unterwarf einen nach Vorschrift der britischen Admiralität erbauten Kessel
einer hydraulischen Druckprobe, bei der sich mit genügender Klarheit zeigte, dass
die Bleche im Stande waren, wenigstens dem doppelten Arbeitsdrucke, für welchen der
Kessel bestimmt war, Widerstand zu leisten. Nach Ansicht von Blechynden wäre es ohne weitere Erörterung an der Zeit, dass das Board of Trade und der Lloyd ihre Vorschriften nach dieser Richtung hin einer zeitgemässen
Aenderung unterzögen.
Textabbildung Bd. 287, S. 98Fig. 2.Taylor's Schiffsmaschine. Die immer höher werdenden Dampfspannungen sind auch auf die Feuerungen der
Kessel nicht ohne Einfluss geblieben und haben zu wellenförmig, gerippt und
spiralförmig gestalteten Feuerzügen geführt, welche damit, ohne dass eine bedeutende
Zunahme der Wandstärke erforderlich ist, auch grösseren äusseren Drücken gewachsen
sind. Es ist die Ansicht vieler Ingenieure, dass mit starken Feuerplatten keine
vortheilhafte Verdampfungen erzielt werden können, und aus diesem Grunde hat auch
das Board of Trade festgesetzt, dass Feuerplatten nur
bis zu höchstens 16 mm (⅝ Zoll engl.) Dicke benutzt werden dürfen, obgleich
allgemein anerkannt worden ist, dass der Zustand, in dem sich die Oberfläche einer
Feuerplatte befindet, von weit grösserem Einfluss auf die Wärmeleitung ist, als das
Material und die Stärke derselben. Es ist in Bezug hierauf an die Versuche zu
erinnern, welche Blechynden im J. 1878 an eisernen und
messingenen Kesselrohren anstellte, um deren Wärmeleitungsvermögen festzustellen;
solange die Oberflächen vollständig rein gehalten wurden, zeigten die Messingrohre
eine bedeutend grössere Leistungsfähigkeit, beim gewöhnlichen Betriebe war jedoch
ein Unterschied nicht mehr bemerkbar. Im J. 1867 stellte Isherwood entsprechende Versuche mit Platten von ⅛, ¼ und ⅜ Zoll (engl.)
Stärke an und fand, dass die letztere überhaupt keinen Einfluss auf die Resultate
ausübte. Aus dem ermittelten Verhältniss der Wärmeleitung durch dünne Bleche und
längs Metallstangen hat man geschlossen, dass die Widerstände der Oberflächen,
sofern dieselben vollständig
Textabbildung Bd. 287, S. 99
Verschiedene Typen von Schiffsmaschinen.
rein, ungefähr 97,5 Proc. derjenigen eines Eisen- oder
Stahlbleches von ½ Zoll (engl.) Dicke betragen, so dass, wenn eine Platte frei von
Walzfehlern, ihre Dicke bezüglich der Wärmeleitung nur eine nebensächliche Rolle
spielt, und z.B. die Verstärkung einer Feuerplatte von ½ Zoll auf ¾ Zoll (engl.) nur
einem Mehrwiderstande von höchstens 1¼ Proc. entsprechen wird. Aus diesem Grunde
haben einige Ingenieure Feuerplatten von ¾ Zoll (engl.) Stärke verwendet, unter
diesen Alexander Taylor in Newcastle-on-Tyne, welcher
berichtet, dass solche Feuerzüge nach fünfjährigem Betriebe noch vollständig gut
erhalten und genügende Resultate gezeigt haben.
Was die Grössenverhältnisse der Kessel anbetrifft, so ist keine Zunahme in den
Abmessungen derselben gegenüber den früher erbauten Kesseln zu bemerken, im
Gegentheil haben die höheren Dampfspannungen kleinere Kesselconstructionen entstehen
lassen; es ist zweifelhaft, ob derartige grosse Kessel, wie solche auf den Dampfern
Wyoming und Wisconsin
sich vorfinden, je wieder erbaut werden.
Maschine. Der Einbau von Drei- und
Vierfach-Expansionsmaschinen an Stelle der Zweifach-Expansionsmaschinen veranlasste
entsprechende Aenderungen an den Maschinen. Im Gegensatze zu den eingangs erwähnten
ersten beiden Dreifach-Expansionsmaschinen, welche, wie es jetzt in der Regel
geschieht, mit einer dreifach gekröpften Kurbelwelle arbeiteten, waren die von Alexander Taylor im J. 1881 eingeführten Maschinen der
von der Ostküste abfahrenden Schiffe nach dem Zweikurbelsystem gebaut, indem, wie
Fig. 2 ersichtlich, der Hochdruckcylinder über
den Mitteldruckcylinder gesetzt wurde. Bis vor wenigen Jahren schienen die Ansichten
über die Zweckmässigkeit einer mit drei oder zwei Kurbeln nach dem Tandemsystem
arbeitenden Dreifach-Expansionsmaschine getheilt zu sein; bei letzteren setzte man
den Hochdruckcylinder entweder über den Mitteldruck- oder auch über den
Niederdruckcylinder, doch ist man in der Neuzeit von dem Bau derartiger Maschinen,
mit Ausnahme da, wo alte Verbundmaschinen durch Aufsetzen eines dritten Cylinders in
Dreifach-Expansionsmaschinen umgewandelt werden, vollständig abgekommen, was seinen
Grund in der bedeutenden Höhenabmessung dieser Maschinen gegenüber den
Dreikurbelmaschinen zu haben scheint. Gleichzeitig legte man behufs besserer
Zugänglichkeit die Schieber von den Seiten hinter oder vor die Maschine und regelte
deren Bewegungen mittels geeigneter Steuerungen von der Kurbel oder Pleuelstange
aus. Es ist allerdings richtig; dass durch diese Anordnung die Länge der Maschine
vermindert wird, indess bleibt dieselbe nun von den Abmessungen der
Kurbelwellenlager, der Kurbel u.s.w. abhängig.
Derartige Maschinen sind in den Abbildungen Fig. 3 und 4 veranschaulicht,
während die Abbildungen Fig.
5 bis 10
verschiedene andere Ausführungsformen von Dreifach-Expansionsmaschinen zeigen. Für
Schaufelraddampfer hat sich die mit schwingenden Cylindern arbeitende
Dreifach-Expansionsmaschine nach Rogger's Angabe (Fig. 11 und 12) vorzüglich
bewährt.
Von Vierfach-Expansionsmaschinen ist zunächst die älteste Type von Denny (Fig. 13), welche aus
zwei Paar über einander gestellten, nach dem Tandemsystem arbeitenden Cylindern
besteht und von der Barrow Shipbuilding Company erbaut
wurde, zu erwähnen. Richardson in Newcastle construirte
eine mit vier Kurbeln arbeitende derartige Maschine (Fig. 15), während Fleming und Ferguson eine
solche mit zwei Paar Cylindern, die mittels zweier dreieckiger Rahmen auf zwei
Kurbeln arbeiten (Fig.
16), in Anwendung brachten; letztere Maschine ist im Princip derjenigen
von Bernay (Fig. 14), welche in dem
Organ der Institution of Civil Engineers, 1881 S.
147, näher beschrieben wurde, ähnlich.
Zwei der am meisten ausgeführten Formen von Dreifach-Expansionsmaschinen zeigen die
Abbildungen Fig. 17 und
18; Hochdruck-,
Mitteldruck- und Niederdruckcylinder liegen in der genannten Reihenfolge angeordnet.
Der Condensator bildet einen Theil des Maschinengestelles und die hinter demselben
liegenden Pumpen werden durch Hebel betrieben. Bei kleineren Maschinen sind die
Cylinder starr mit einander verschraubt, während sie bei grossen Maschinen
vollständig unabhängig von einander liegen und nur durch kräftige, zwischen
angegossenen Kloben liegende Versteifungstangen mit einander verbunden sind. Es
geschieht letzteres, um eine Aenderung der Entfernungen zwischen den Mitten der
Cylinder in Folge Wärmeausdehnung zu verhüten, doch meint Blechynden, dass dieser Grund mehr von theoretischer als praktischer
Bedeutung sei und eine starre Verbindung der Cylinder, wie sie bei kleineren
Maschinen üblich, vorzuziehen ist.
Bei den früheren ungeschützten Fahrzeugen der Marine lagen die sämmtlichen Maschinen
unter der Wasserlinie und es kamen fast ausnahmsweise nur wagerechte Maschinen in
Anwendung; jetzt sind letztere fast überall durch senkrechte Maschinen ersetzt
worden, nachdem man denselben den nöthigen Schutz durch Panzerplatten geben
konnte.
Textabbildung Bd. 287, S. 100Verschiedene Typen von Schiffsmaschinen. Grössere Maschinen werden seit kurzem, wie die Abbildungen (Fig. 19 und 20) erkennen lassen, auf
der Vorderseite offen gebaut und zu dem Zwecke die Cylinder derselben hinten durch
Ständer aus Gusstahl, vorn durch schmiedeeiserne Säulen unterstützt. Die Speise-,
Lenz- und Circulationspumpen werden durch besondere Dampfmaschinen betrieben; auch
für die Luftpumpen werden mitunter besondere Dampfmaschinen vorgesehen, was
namentlich für Kriegsschiffe insofern von Wichtigkeit ist, als sich das Vacuum und der Condensator
frei von niedergeschlagenem Wasser halten lässt, während die Hauptmaschinen still
stehen und damit irgend welche nothwendige Schiffsbewegungen sofort auszuführen
vermögen. Es soll dies für Dreikurbelmaschinen weniger wichtig sein, als für solche
mit zwei Kurbeln.
Bei den neueren Kreuzern, welche erforderlichenfalls mit sehr grossen
Geschwindigkeiten fahren müssen, für gewöhnlich aber nur die Hälfte derselben
annehmen, würden die Maschinen zur Entwickelung der für die letztere Geschwindigkeit
nöthigen Leistung viel zu gross sein und daher unökonomisch arbeiten. Auf grösseren
Schiffen wird diesem Uebelstande dadurch abgeholfen, dass man die Maschinen zum
Betreiben der Schiffsschraube trennt und die eine vorn, die andere hinten so
aufstellt, dass erstere abgekuppelt werden kann, wenn letztere allein die für
gewöhnlich nöthige Arbeit entwickelt. Die Maschinen der Kreuzer Lepanto, Italia, Re Umberto und Sardegna in Italien, sowie die auf den der britischen Marine angehörigen
Kreuzern Blake und Blenheim befindlichen Maschinen sind in dieser Weise ausgeführt.
In kleineren Schiffen würde eine derartige Einrichtung wegen des begrenzten Raumes
nicht gut anzuordnen sein, doch liesse sich die Schwierigkeit hier vielleicht
dadurch vermeiden, dass man in dem bezüglichen Falle die Maschine nur mit Hoch- und
Mitteldruckcylinder als Verbundmaschine arbeiten lässt und den vorn aufzustellenden
Niederdruckcylinder abkuppelt; eine derartige Einrichtung zeigt die Abbildung Fig. 21.
Textabbildung Bd. 287, S. 101Fig. 21.Verschiedene Typen von Schiffsmaschinen.Kolbenschieber. Mit der Benutzung hochgespannter Dämpfe
sind Kolbenschieber in den Hochdruckcylindern, zuweilen auch in den
Mitteldruckcylindern zur allgemeinen Einführung gekommen, da diese anderen
Schieberconstructionen gegenüber den grossen Vorzug besitzen, bei guter Ausführung
beinahe ohne jegliche Reibung thätig zu sein. Früher pflegte man die Kolbenschieber
mit federnden Ringen zu umgeben, welche häufige Störungen im regelmässigen Betriebe
verursachten und einen ziemlichen Betrag an Reibungsarbeit verzehrten, weshalb Blechynden Kolbenschieber mit in den Abbildungen (Fig. 22 bis 24) ersichtlichen
nachstellbaren Ringen ohne Federn nach Vorschlag von James
Thompson von der Pacific Steam Navigation
Company in Anwendung brachte. Diese mit Rillen versehenen Ringe besitzen
die Vorzüge der massiven Ringe insoweit, als die geringe Reibung in Betracht kommt,
und können bei eingetretenen Durchleckungen von Dampf durch Einschieben
entsprechender Zwischenlagen in den Verbindungsflaschen leicht nachgestellt werden.
In kleineren Maschinen wird dieser Ring auch für die Kolben der Hoch- und
Mitteldruckcylinder verwendet; allerdings gibt derselbe keinen so dampfdichten
Schluss, wie der federnde Ring, doch werden irgend welche kleine Durchleckungen vom
Niederdruckcylinder aufgenommen und solche ganz geringen Verluste an Leistung durch
die verminderte Reibung der Kolben Schieber vollständig aufgewogen. Für
Niederdruckcylinder empfiehlt Blechynden die Anwendung
von Kolbenschiebern nicht, da, wenn dieselben mit federnden Ringen umgeben werden,
ihre Reibung ungefähr ebenso gross und manchmal noch grösser ist als diejenige gut
entlasteter Flachschieber und bei Benutzung nicht federnder Ringe die Durchleckungen
von Dampf hier sehr nachtheilige Folgen haben. Die unvermeidlich grossen schädlichen
Räume bilden im Uebrigen einen weiteren Grund gegen die Anwendung der Kolbenschieber
bei Niederdruckcylindern und namentlich ist dies bei Dreifach-Expansionsmaschinen zu
beachten, wo es bei dem üblichen Füllungsverhältniss schwer fällt, die Compression
des Dampfes so weit auszudehnen, als es die Sparsamkeit und die Leichtigkeit des
Ganges erfordern.
Textabbildung Bd. 287, S. 101Blechynden's Kolbenschieber.Steuerung. Von den in dem letzten Jahrzehnt neu
eingeführten Steuerungen sind besonders diejenigen von Hawthorn und Joy zu erwähnen, welche im J.
1880 auftauchten; letztere Steuerung entspricht im Princip den in mannigfacher
Gestalt zur Ausführung gekommenen Steuerungen von Charles
Brown. Die Vortheile der neueren Steuerungen liegen in ihrer beinahe
mathematisch genauen Dampfvertheilung, dem constanten Voreilen und der Verringerung
ihrer Einzeltheile; indirect spricht noch zu ihren Gunsten, dass sich mit ihrer
Anwendung die Länge der ganzen Maschine verkleinert, und die Schieber selbst, wie
bereits früher erwähnt, zugänglicher werden.
Diese unverkennbaren Vorzüge haben denn auch zu einer grossen Anzahl neuerer
Constructionen von Steuerungen geführt, deren Bewegungen direct von der Pleuelstange
oder der Kurbel abgeleitet werden, und es hatte eine Zeitlang den Anschein, als ob
die alte Stephenson'sche Coulissensteuerung nun
vollständig verschwinden würde; dies ist jedoch nicht zu befürchten, da, wenngleich
sie theoretisch keine genau gleiche Vertheilung des Dampfes gewährt, praktisch die
Wirkung derselben doch ebenso genau wie bei der besten neueren Steuerung gemacht
werden kann und dass das Voreilen ein verschiedenes ist, dürfte auch nicht weiter in
Betracht kommen, da ein constanter Voreilungswinkel im Uebrigen seine grossen
Vorzüge besitzt.
Eine Bewegung der Stephenson'schen Coulisse lässt sich
bei irgend welchen erforderlichen Aenderungen in der Bewegung des Schiffes mit
Leichtigkeit erreichen, was bei den neueren Steuerungen nicht in demselben Maasse der
Fall ist; hierzu kommt weiter, dass die einfache geometrische Bewegung der Coulisse
auch gewöhnlich in dem Maschinenräume verstanden wird, was für die Sicherheit des
Betriebes von Bedeutung ist.
Für schnellaufende Maschinen empfiehlt Blechynden die
neueren Steuerungen durchaus nicht, da mittels derselben irgend welche
Bewegungsänderungen meist nie direct ausgeführt werden können, und hält, wennschon
diese Steuerungen bei schnellaufenden Maschinen häufig und sogar bei einigen
wagerechten Maschinen der Marine, wo die Platzfrage eine Hauptrolle spielte,
angewandt wurden, namentlich auch in Anbetracht, dass plötzliche Stösse, denen die
Einzeltheile derselben ausgesetzt sind, ein merkliches Federn der verschiedenen
Steuerungshebel verursachen, die Coulissenbewegung als am geeignetsten für
Schiffsmaschinen.
Kurbelwelle. Für gewöhnliche Handelsdampfer ist die aus
einem Stück geschmiedete Kurbelwelle veraltet und an deren Stelle die aus mehreren
Theilen und aufgezwängten Kurbeln bestehende Welle getreten, welche, wennschon etwas
schwerer, so doch wegen ihrer Herstellung bedeutend zuverlässiger erscheint, als die
erstere.
Centrifugalpumpen. Dieselben finden mehr als früher zu
Circulationszwecken Verwendung, da sie den Vortheil bieten, den Condensator stets
kühl zu halten, und auch als wirksame Hilfe bei Leckungen benutzt werden können.
Dampfrohre. Die Zerstörungen kupferner Dampfrohre an
Bord der Dampfer Elbe, Lahn und anderer Schiffe haben
besondere Aufmerksamkeit auf das Material, sowie auf die Art und Weise der
Herstellung solcher Rohre gelenkt. Da eine Schwächung des Materials an den
Löthstellen kupferner Rohre nicht zu vermeiden ist, hat man gezogene Kupferrohre in
Anwendung gebracht; da diese jedoch über 178 mm Durchmesser schwer beschaffbar sind,
glaubte man auf elektrischem Wege hergestellte kupferne Rohre verwenden zu können,
indess scheint das Verfahren der Herstellung solcher Rohre aus den Versuchstadien
noch nicht herausgetreten zu sein. Man war deshalb auf die Benutzung gelötheter
Kupferrohre angewiesen und verstärkte die Wandungen derselben durch Umwickelung mit
Stahl-, auch Kupferdraht, oder dadurch, dass man in gewissen Abständen Stahl- oder
Eisenbänder um dieselben legte; derartige Rohre haben sich gut bewährt. Sowohl aus
ökonomischen Gründen, als auch um das Material bei der Anfertigung möglichst zu
schonen, empfiehlt es sich, Rohrkrümmungen nur da, wo es unbedingt nöthig,
anzuordnen, wennschon sich dieselben besser bewährt haben, als man erwarten
sollte.
Ausser dem Kupfer hat man auch Stahl und Eisen als Material für Dampfrohre benutzt.
Als man dazu überging, höhere Dampfspannungen einzuführen, fertigte Alex. Taylor die Dampfrohre aus Schmiedeeisen. Ein
derartiges Rohr war im J. 1882 versuchsweise auf einem Schiffe zur Verwendung
gekommen und wurde unlängst zum Zwecke näherer Untersuchung durch ein anderes
ersetzt; die Beobachtungen, über welche Magnus Sandison
vor der North-East Coast Institution of Engineers and Shipbuilders berichtete,
ergaben, dass das in den Werkstätten von A. und J.
Stewart zusammengeschweisste, mit aufgeschraubten und aussen verlötheten
Flanschen versehene, nicht umwickelte oder sonst irgendwie gegen Wärmeabgabe
geschützte Rohr von 178 mm äusserem Durchmesser und 9,5 mm Wandstärke an der
Schnittstelle eine Wandstärke von 8,1 und 9,5 mm zeigte, die Abnutzung während der
8½ jährigen Benutzung demnach nur eine geringe war. Die innere Fläche des Rohres
zeigte auch nicht die geringste Spur von Vertiefungen oder Corrosionen und war mit
einer dünnen Eisenoxydschicht von höchstens 0,8 mm Dicke belegt; da wo diese Schicht
am dicksten war, erschien sie von den Einwirkungen des Dampfes gefurcht, und nach
ihrer Entfernung kam das reine Eisen zum Vorschein. Es scheint demnach, dass irgend
welche Gefahr mit der Benutzung eiserner Rohre nicht verknüpft ist und dieselben
zuverlässiger sind als kupferne Rohre; je grösser die Rohre im Durchmesser werden,
um so bedenklicher erscheint allerdings ein Zusammenschweissen derselben, indess
könnten sie in den Fällen durch Ueberlappung und Vernieten hergestellt werden.
Allen Anforderungen dürften die nach dem Mannesmann'schen Verfahren hergestellten Stahlrohre entsprechen.
Gusstahl hat Blechynden zu Krümmern, Verbindungstheilen
u. dgl. ebenso wie auch für Schieberkasten von Dampfmaschinen benutzt und damit in
jeder Beziehung genügende Resultate erzielt; es ist dieses Material aus dem Grunde
zur Einführung gelangt, weil seiner Zeit unberechtigte Zweifel bezüglich der
Festigkeit des zu 87 Proc. aus Kupfer bestehenden Kanonenmetalles bei höheren
Temperaturen auftauchten.
Vorwärmung des Speisewassers. Um einerseits den Kessel
gegen die nachtheiligen Einwirkungen von kaltem Speisewasser zu schützen und
andererseits den Brennmaterialverbrauch möglichst her abzudrücken, war man darauf
bedacht, dem Speisewasser vor dem Eintritt in den Kessel Wärme zuzuführen, und
benutzte zu dem Zwecke häufig die von James Weir
eingeführte Methode. Dieselbe gründet sich darauf, dass, wenn das von den Luftpumpen
geförderte Condensationswasser durch Aufnahme von Dampf, der aus dem Receiver
entnommen wird, eine Temperaturerhöhung erfährt, die zur Erzeugung von Dampf aus
diesem Wasser nöthige Kohlenmenge im Gegensatze zu der bei Nichterhitzung des
Wassers erforderlichen eine viel geringere sein soll als diejenige, welche der
Leistung entspricht, die von der Maschine mittels des aus dem Receiver entnommenen,
zur Erhitzung des Speisewassers dienenden Dampfes entwickelt werden kann, nachdem
derselbe in allen Cylindern wirksam gewesen ist.
Die Temperatur des Speisewassers ist selbstverständlich durch diejenige des Dampfes
im Receiver begrenzt. Angenommen, eine Dreifach-Expansionsmaschine arbeite unter
nachstehenden Verhältnissen ohne Vorwärmung des Speisewassers: Kesselspannung 10,5
at, indicirte Leistung des Hochdruckcylinders 398 , des Mittel- und
Niederdruckcylinders zusammen 790 , demnach total 1188 , Temperatur
des Condensationswassers 38° C. Wenn dieselbe Maschine zum Vorwärmen des
Speisewassers Dampf abgeben soll, können sich die Verhältnisse wie folgt gestalten:
Angenommen das Speisewasser sei auf 104° C. erhitzt und es wären hierzu aus dem
ersten Receiver 10,88 Proc. an Dampf erforderlich gewesen; dann stellt sich die
indicirte Leistung im Hochdruckcylinder wie früher auf 398 , diejenige im
Mittel- und Niederdruckcylinder würde dagegen 10,88 Proc. weniger als vordem, also
nur 705 ,
die totale Leistung demnach 1103 oder 93 Proc. der ohne Vorwärmung des
Speisewassers entwickelten Leistung betragen. Um jedes Kilo Speisewasser von 104° C.
in Dampf von 180° C. zu verwandeln, sind 557 Wärmeeinheiten gegenüber 623
Wärmeeinheiten des Speisewassers von 38° C. erforderlich, entsprechend einem
Verbrauch von nur 89,4 Proc. derjenigen Wärme, welche ohne Vorwärmung des
Speisewassers nöthig wäre. Das Verhältniss des Wärme Verbrauches zur entwickelten
Leistung stellt sich demnach wie 89,4 : 93 = 96,4 Proc., d.h. es ergibt sich ein
Minderverbrauch an Wärme von 3,6 Proc. Wenn man den Heizdampf aus dem
Niederdruckreceiver entnommen hätte, würde die Ersparniss ungefähr doppelt so gross
ausfallen, wie vordem.
Auch andere Vorwärmer, mehr oder weniger auf demselben Princip beruhend, sowie
solche, welche das Speisewasser in einer Anzahl im Innern des Kessels liegender
Rohre erhitzen, so dass dasselbe mit seiner Siedetemperatur in den Kessel tritt,
sind zur Einführung gekommen.
Beschaffung von frischem Wasser. In unmittelbarer
Verbindung mit den zur Speisung des Kessels dienenden Apparaten stehen die Mittel,
welche man anwendete, um die an den Sicherheitsventilen, den Stopfbüchsen, Flanschen
u. dgl., sowie durch Ausgiessen der Luftpumpen entstehenden Dampf- und
Wasserverluste zu ersetzen. Bis vor einigen Jahren speiste man Seewasser in die
Kessel und nahm dabei den Uebelstand mit in Kauf, dass sich die Innenflächen
desselben mit Salzkrusten überzogen, welche die Verdampfungsfähigkeit des Kessels
stark beeinflussten und ein Ueberhitzen der Platten befürchten liessen: letzterer
Uebelstand wurde mit Einführung höherer Kesselspannungen noch bedenklicher und man
war gezwungen, um die Heizflächen frei von Ablagerungen zu halten, frisches Wasser
in den Kessel zu bringen. Dies kann auf zweierlei Arten entweder einzeln oder
gemeinschaftlich geschehen; entweder führte man einen hinreichenden Vorrath von
frischem Wasser in besonderen Behältern mit oder man destillirte das Seewasser in
eigens zu diesem Zwecke mitgeführten Apparaten. Bei der Construction derartiger
Destillir- oder Verdampfungsapparate wurden die Thatsachen zu Grunde gelegt, dass,
wenn Wasser auf eine höhere Temperatur erhitzt wird, als diejenige beträgt, welche
dem Drucke auf seiner Oberfläche entspricht, Verdampfung stattfindet und ferner ein
Wärmedurchgang des Dampfes von der einen Seite einer Platte nach dem Wasser auf der
anderen Seite derselben äusserst schnell vor sich geht. In der Praxis wird die
Destillation in der Weise vollführt, dass Dampf, vielleicht aus dem ersten Receiver,
durch eine Anzahl von Rohren im Innern eines Verdampfers strömt, dessen Dampfraum
entweder mit dem zweiten Receiver oder dem Condensator verbunden ist; die Temperatur
des Dampfes im Innern der Rohre ist dabei höher als diejenige des Dampfes im zweiten
Receiver oder dem Condensator, so dass das im Apparat befindliche Wasser verdampft
und nach erfolgter Verdichtung im Condensator nun zum Ersätze für Verluste benutzt
werden kann.
Verhältniss des Maschinengewichtes (Kessel bezieh.
Dampfmaschine) zur entwickelten Leistung. Es war bisher üblich, das Gewicht
der Maschine bezieh. des Kessels mit der indicirten Leistung zu vergleichen und das
Verhältniss in Pfund (engl.) für indicirtes Pferd auszudrücken. Solange Maschinen
von Schiffen derselben Bauart und ungefähr derselben Umlaufsgeschwindigkeit mit
einander in Vergleich kommen; werden grosse
Unterschiede nicht bemerkbar werden; die Umdrehungsgeschwindigkeit spielt indess
eine wichtige Rolle in Bezug auf die von der Maschine zu leistende Arbeit, und da
sie von der Fahrgeschwindigkeit des Schiffes abhängig ist, werden die auf
Schnellfahrzeugen befindlichen Maschinen im Allgemeinen vorteilhafter erscheinen,
als es in Wirklichkeit der Fall ist. Es ist aus diesem Grunde jedenfalls
zweckmässiger, das Gewicht der Maschine, ausschliesslich desjenigen des
Condensators, auf den Cylinderinhalt und die Arbeitsdrücke; wo diese wesentlich
verschieden sind, zu beziehen, als direct auf die indicirte Leistung.
In der nachstehenden Tabelle I sind die bezüglichen Gewichte von neun
Dreifach-Expansionsmaschinen auf beide Arten der Vergleichung ermittelt worden. Es
ist ersichtlich, dass, obgleich die Doppelschraubenmaschinen Nr. 5 und Nr. 6
derselben Maschinentype wie die Einfachschraubenmaschinen Nr. 1 bis 4 angehören, wie
dies aus ihren Gewichten auf den Cubikfuss Cylinderinhalt hervorgeht, doch ihre
Gewichte für indicirtes Pferd in Folge der höheren Umdrehungszahlen bedeutend
niedriger ausfallen als bei den letzteren Maschinen. Vergleicht man die der
Kriegsmarine angehörige Maschine Nr. 9 mit den Maschinen Nr. 1 bis 6 von
Handelsfahrzeugen, so zeigt sich, dass letztere um ungefähr 44 Proc. für die Einheit
des Cylinderinhaltes schwerer sind. Das niedrige Kesselgewicht für 100 Quadratfuss
(engl.) Heizfläche in Nr. 7 bis 9, welches ungefähr 22 Proc.
Tabelle I.
Abmessungen, Leistungen und Cylindervolumina von
Dreifach-Expansionsmaschinen sowie bezügliche Gewichte derselben.
Textabbildung Bd. 287, S. 103
Nummer des Dampfers; Eine oder zwei
Schrauben; Cylinder; Durchmesser; Kolbenhub; Minutliche Umdrehungen; Kesseldruck
pro Zoll; Indicirte Leistung; Cylindervolumen; Heizfläche; Total; pro
indicirtes; Gewichte; Maschine; Kessel; Bezügliche Gewichte; Maschine pro
Cubikf. Cylindervolumen; Kessel pro 100 Fuss Heizfläche; Schiffstype;
Handelsschiffe; Kriegsschiff (wagerechte Masch.); (senkrechte Masch.)
Tabelle II.
Abmessungen von Schiffsmaschinen mit dreifacher Expansion und
Kesseln nebst Versuchsergebnissen.
(Alle Werthe sind in englischem Maass bezieh. Gewichtssystem
ausgedrückt.)
Textabbildung Bd. 287, S. 104
Nummer des Dampfers; Cylinder;
Durchmesser; Hub; Condensator-Kühlfläche; Schraube; Steigung; Anzahl; Länge;
Heizfläche total; Rostfläche; Kessel; Dampfdruck in Pfd. pro Zoll; Minutliche
Umdrehungen; Kolbengeschwindigkeit Fuss pro Minute; Indicirte Leistung; pro
indicirtes; pro Pfd. Kohle und Stunde; Indicirte HP pro Fuss Rostfläche;
Verbrannte Kohle pro Fuss Rostfläche und Stunde; Bemerkungen; Mittelwerthe von
allen 28 Schiffen; bei natürlichem Zug; künstlichem; D = künstlicher Zug, H =
Vorwärmung des Speisewassers.
Tabelle III.
Vergleichende Zusammenstellung der Hauptabmessungen von
Schiffsmaschinen aus den Jahren 1872, 1881 und 1891, sowie Kohleverbrauch
derselben.
Kessel, Maschinen und Kohle
Wirkliche Ergebnisse
Verglichen mit 1872
Verglichen mit 1881
1872
1881
1891
1872
1881
1891
1872
1881
1891
Kesseldruck in Pfund auf den Quadratzoll
52,4
77,4
158,5
1,000
1,479
3,020
0,677
1,000
2,048
Heizfläche für 1 indicirte in Quadratfuss
4,410
3,919
3,274
1,000
0,889
0,743
1,125
1,000
0,837
Minutliche Umdrehungen
55,67
58,66
63,75
1,000
1,050
1,143
0,949
1,000
1,084
Kolbengeschwindigkeit in Fuss in der Minute
376
467
529
1,000
1,241
1,405
0,805
1,000
1,133
Verbrauchte Kohle für 1 indicirte und Stunde in
Pfund
2,110
1,828
1,522
1,000
0,866
0,721
1,153
1,000
0,833
geringer ist als in Nr. 1 bis 6, dürfte in der sparsamen
Verwendung von Material überhaupt, sowie derjenigen schwächerer Bleche nach den von
der Admiralität für den Bau von Schiffskesseln erlassenen Vorschriften seinen Grund
haben.
Ersparniss an Brennmaterial. Aus Tabelle II sind
bezügliche Angaben zu entnehmen; der durchschnittliche Kohleverbrauch stellt sich
hiernach für 1 indicirte und Stunde auf 1,522 Pfund (engl.) bei einem
durchschnittlichen Arbeitsdruck von 158,5 Pfund auf 1 Quadratzoll (engl.).
In Tabelle III sind einige Hauptabmessungen, sowie der Kohle verbrauch von
Schiffsmaschinen aus den Jahren 1872, 1881 und 1891 angegeben und mit einander
verglichen. Der Kohleverbrauch hat sich danach um 16,7 Proc. in den letzten Jahren
und um 27,9 Proc. innerhalb der letzten 29 Jahre vermindert. Die minutlichen
Umdrehungszahlen sind in den bezüglichen Verhältnissen 100 : 105 : 114 gewachsen und
die Kolbengeschwindigkeiten verhalten sich wie 100 : 124 : 140.
Bezüglich der Leistungen der auf Handels- und Kriegsschiffen arbeitenden
Dampfmaschinen ist aus den 1888 268 * 13 gebrachten
Angaben zu entnehmen, dass sich dieselben in dem letzten Jahrzehnt um mehr als das
Doppelte vergrössert haben.
Freytag.