Titel: Ueber Neuerungen im Heizungswesen.
Autor: R. Fiedler
Fundstelle: Band 288, Jahrgang 1893, S. 77
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Ueber Neuerungen im Heizungswesen. Von Ingenieur R. Fiedler. (Patentklasse 36. Schluss des Berichtes S. 54 d. Bd.) Mit Abbildungen. Ueber Neuerungen im Heizungswesen. Sicherheitsvorrichtungen an Gasöfen. Das in den Gasöfen zur Verwendung gelangende Brennmaterial, das Leuchtgas, birgt insofern eine nicht geringe Gefahr in sich, als es in Verbindung mit atmosphärischer Luft ein höchst explosibles Gasgemisch bildet, das bei zufälliger Entzündung beträchtlichen materiellen Schaden anzurichten vermag. Andererseits kann, wie die Statistik der Vergiftungsfälle durch Leuchtgas ergibt, durch das Austreten des Gases aus der Leitung namentlich, während die Bewohner im Schlaf liegen, Gesundheit und Leben derselben in hohem Grade gefährdet werden. Wenn die letztere Gefahr für Gasöfen auch nicht in demselben Maasse, wie beispielsweise für Beleuchtungsflammen, vorhanden ist, da der lebhafte Zug im Schornstein und Ofen das Gas gar nicht erst ins Zimmer treten lässt, sondern es sogleich ableitet, so bleibt doch die erstere Gefahr, die Möglichkeit einer Explosion, bestehen. Namentlich liegt diese Gefahr beim Anzünden des Ofens vor, sei es, dass sich an den Brennern oder Hähnen im Inneren des Ofens kleine Undichtigkeiten befinden, die sich während des Betriebes nicht entdecken lassen, oder dass die Gashähne geöffnet wurden, bevor man zur Entzündung des Gases eine offene Flamme zur Hand hatte. Die Beseitigung der erwähnten Gefahren wird auf verschiedenen Wegen versucht. Bei dem bereits erwähnten Ofen mit geschlossenem Brennraum von Häsecke ist in derNähe der Gasbrenner eine beständig brennende kleine Zündflamme nach Art der von den Regenerativgaslampen her bekannten angeordnet, welche das etwa entströmende Gas entzündet. Bei dem Wybauw'schen Ofen wurde bereits der Sicherheitsventile Erwähnung gethan, welche beim Anheizen des Ofens geöffnet sind und sich später durch die Ausdehnung einer zweitheiligen Metallfeder schliessen. Ausser diesen beiden liegt noch eine ganze Anzahl von Sicherheitsvorrichtungen vor, bei welchen verschiedene Mittel zur Erreichung des angestrebten Zweckes zur Anwendung gebracht sind. Textabbildung Bd. 288, S. 77 Fig. 36.Pieper's Sicherheitsvorrichtung. Die Sicherheitsvorrichtung von Carl Pieper in Berlin (* D. R. P. Nr. 54901 vom 6. Juli 1890) besteht in einer Verriegelung des Gashahnes, so dass letzterer in seiner Bewegung von der Handhabung einer Klappe, welche zum Zweck des Anzündens der Brenner geöffnet werden muss, abhängig ist. Diese Klappe K (Fig. 36) steht einerseits mittels der Hebel h mit einem Schieber S, andererseits unter Vermittelung des kurzen Armes v mit einer bei s1 geführten Stange s in Verbindung. Wird die Klappe K geschlossen, so gibt der Schieber S die von ihm bisher überdeckte Abzugsöffnung nach den Zügen frei, während gleichzeitig das untere Ende der Stange s in eine Durchbohrung des auf der Stange des Hahnkükens sitzenden Ansatzes a eintritt. Bei dieser Stellung der Klappe K ist daher ein Oeffnen des Gashahnes unmöglich; das letztere kann vielmehr erst erfolgen, wenn die Klappe K in die punktirte Stellung gebracht und der Schieber S über die Zugöffnung gezogen ist. Das aus den Brennern austretende Gas kann sich daher, falls es nicht gleich entzündet wird, nicht in den Zügen ansammeln, sondern tritt in das Zimmer und macht sich durch seinen Geruch bemerklich. Nachdem darauf die Brenner entzündet sind, wird die Klappe K wieder geschlossen und die Stange s tritt dabei in eine zweite Durchbohrung des Ansatzes a ein, so dass nun der Gashahn von aussen nicht geschlossen werden kann. Gleichfalls um eine Hahnsicherung handelt es sich bei der den Warsteiner Gruben- und Hüttenwerken in Warstein unter * Nr. 57228 vom 28. November 1890 patentirten Einrichtung. Dieselbe ist in den Fig. 37 und 38 dargestellt und besteht aus einer an der Kurbel k des Gashahnes G angeschlossenen Stange s, welche an ihrem vorderen Ende mit zwei Einschnitten e versehen ist. Je nachdem der eine oder andere derselben in die äussere Ofenwandung eingelegt ist, befindet sich der Gashahn G in ganz geöffneter oder ganz geschlossener Stellung. Oberhalb des Gasbrenners ist die Zündflamme z angeordnet, deren Hahnküken h von aussen mittels eines Vierkantschlüssels gedreht wird. Auf diesem Küken befindet sich ein Sperrhaken r, der sich bei entsprechender Stellung der Stange s in eines der Löcher l derselben einlegt und damit die Stange s und den Gashahn G verriegelt. Soll der Ofen angeheizt werden, so wird der Zündflammenhahn h geöffnet, die Zündflamme z angesteckt und die nun nicht mehr verriegelte Stange s aus ihrem Einschnitt gehoben und herausgezogen, worauf sich das aus dem Brenner nunmehr ausströmende Gas an der Flamme z entzündet. Nachdem dies geschehen, schliesst man den Zündflammenhahn h, wobei sich der Sperrhaken r in das entsprechende Loch l der Stange s einlegt und letztere festhält. – Zum Abstellen der Heizung wird zunächst der Zündhahn h geöffnet, hierdurch der Sperrhaken r zurückgezogen und darauf die Stange s in den anderen Ausschnitt e eingelegt. Durch Zurückdrehen des Hahnkükens h wird darauf die Flamme z wieder zum Verlöschen gebracht und durch Eingriff des Sperrhakens r der Gashahn G in seiner geschlossenen Stellung gesichert. Textabbildung Bd. 288, S. 78 Hahnsicherung der Warsteiner Hüttenwerke. Textabbildung Bd. 288, S. 78 Fig. 39.Haag's Gasdoppelhahn. Eine durch ihre Einfachheit empfehlenswerthe Einrichtung zur Verhütung von Gasexplosionen ist der Gasdoppelhahn für Heizzwecke von Verwittwete Frau Marianne Haag in Köln a. Rh. (* D. R. P. Nr. 66701 vom 11. August 1891), welcher in Fig. 39 dargestellt ist. Das Gas tritt durch die Oeffnung g in das Gehäuse G ein, passirt das hohle Hahnküken y und strömt durch die Seitenöffnung r desselben und den Anschlusstutzen s zum Brenner. Im oberen Theile des Hahnkükens y ist ein kleinerer Kegel z mit axialer und radialer Bohrung a angeordnet, welcher das Zündflammenrohr u speist. Durch Drehung des Kegels y wird das Gas für den Brenner abgesperrt, während es bei Drehung des Kegels z nur vom Eintritt in die Stichflamme abgeschnitten wird. Ein auf dem Hahngehäuse G angeordneter Halter h hält den Knebel i des Kegels z fest, so dass die seitliche Oeffnungdes Kegels z, welche dem Zündflammenrohr u das Gas zuführt, durch Drehung des Kükens y allmählich geschlossen wird. Um ein leichtes Anzünden der Gasflammen zu ermöglichen und es zugleich zu vermeiden, dass einige derselben übersehen werden, wendet Franz Schörg jun. in München (* D. R. P. Nr. 51777 vom 18. September 1889) einen umlegbaren Brenner an. Es sind zu dem Zweck sämmtliche Brenner, welche aus halbkreisförmig gekrümmten Rohren bestehen, an einem gemeinschaftlichen Vertheilungsrohr angeordnet, das mittels eines biegsamen Schlauches mit dem Gaszuleitungsrohre verbunden wird. Das Vertheilungsrohr ist mittels geeigneter Stützen in der Weise um eine Achse im Sockel des Ofens drehbar gelagert, dass beim Oeffnen der Thür und dem Auslösen einer Sperrvorrichtung das Vertheilungsrohr nebst den Brennern sich aus dem Ofen herauslegt und ein leichtes Entzünden sämmtlicher Brenner ermöglicht. Einige Aehnlichkeit mit der zuvor beschriebenen Construction von Pieper bietet eine andere Schutzvorrichtung der Warsteiner Gruben- und Hüttenwerke in Warstein, (* D. R. P. Nr. 40757 vom 3. April 1887) insofern als auch bei dieser Einrichtung die Oeffnung für die Züge während des Anzündens der Flammen verschlossen wird. Es ist zu dem Zweck eine um Zapfen drehbare Blechplatte im Ofen angeordnet, welche mit der Thür der Heizkammer durch Gelenke und Stangen verbunden ist. Bei geschlossener Thür der Heizkammer liegt die Blechplatte an der hinteren Wand der Kammer an; wird jedoch die Thür zum Zweck des Anheizens des Ofens geöffnet, so zieht sie mittels der erwähnten Stangen die Blechplatte so nach vorn, dass sie sich in schräger Richtung über die Gasbrenner legt und das denselben entströmende Gas statt in die Züge des Ofens ins Zimmer leitet. Textabbildung Bd. 288, S. 78 Fig. 40.Knabe's Sicherheitsofen mit Drahtgewebe. Bei der von Wilhelm Knabe in Warstein angegebenen Vorrichtung (* D. R. P. Nr. 44695 vom 31. Januar 1888) hat offenbar die von den Sicherheitslampen her bekannte Eigenschaft engmaschiger Drahtgewebe, die Explosion eines Gasgemisches zu localisiren und die Flammen nicht hindurchtreten zu lassen, zum Vorbilde gedient. Es ist daher über dem Brenner A (Fig. 40), welcher aus lauter einzelnen Röhren besteht, denen das Gas aus der Leitung B zugeführt wird, ein Körper C angeordnet, der dem Drahtcylinder der bekannten Sicherheitslampen entspricht. Dieser Körper ist aus Chamotte hergestellt und mit zahlreichen Bohrungen von 1 bis 2 mm Weite versehen. Derselbe ruht auf den kreuzweis gestellten Trägern E und wird von einer Blechhaube D überdeckt. Die Zuführung der Verbrennungsluft erfolgt zum Zwecke einer guten Vorwärmung derselben auf dem Wege der Pfeile g, sowie während des Anheizens durch die später zu verschliessenden Oeffnungen h. Wird nun der Gashahn geöffnet; ohne dass das Gas sogleich entzündet wäre, so entweicht dasselbe durch die Bohrungen des Chamottekörpers C und die Haube D in die Züge des Ofens. Beim nunmehrigen Entzünden des Gases tritt allerdings eine Explosion ein, dieselbe erstreckt sich aber nur auf das unter dem Chamotteeinsatz C angesammelte Gas, da sich dieselbe durch die engen Bohrungen nicht fortzupflanzen vermag. Beim regelrechten Betriebe des Ofens schlagen die Flammen um den unteren Rand des Einsatzes C herum, der dadurch selbst ins Glühen geräth und eine völlige Verbrennung aller Gastheilchen herbeiführt. Textabbildung Bd. 288, S. 79 Knabe's Sicherheitsofen mit Drahtgewebe. Von derselben Firma rührt eine zweite Construction (* D. R. P. Nr. 45949 vom 16. October 1887) her, welche in Fig. 41 und 42 dargestellt ist und durch welche ein doppelter Zweck erstrebt wird. Einmal soll die Ansammlung von Gas im Heizkörper verhindert werden, wenn nach dem Oeffnen des Gashahns die Brenner nicht frühzeitig genug angezündet werden können, das andere Mal sollen die Flammen vor dem Erlöschen durch einen rückschlagenden Windstoss im Schornstein geschützt werden. Der ersteren Gefahr wird dadurch begegnet; dass die Brennkammer A beweglich angeordnet ist und im Nichtbetriebe des Ofens so steht, dass die Verbindung derselben mit dem Heizkörper unterbrochen ist. Die Kammer A ist mittels der Zapfen B an den feststehenden Platten G drehbar angeordnet und trägt an der einen Seite eine aus dem Ofen herausragende Stange C mit Ansatz D. Dem letzteren steht der Gashahn E gegenüber, der mittels einer nicht dargestellten, auf seiner Achse aufgekeilten Nase sich gegen den Ansatz D legt. Letzterer ist so gestellt, dass beim Schluss des Hahns E gleichzeitig die Heizkammer in die punktirt angegebene Lage gelangt. Beim Anzünden des Gases bleibt die Kammer in ihrer Stellung, bis dasselbe erfolgt ist und man sie absichtlich in ihre zweite Lage, welche die Verbindung zwischen ihr und den Zügen herstellt; umdreht. Um das Verlöschen der Flammen durch einen gelegentlichen Windstoss im Schornstein zu verhüten, ist über der Heizkammer die wagerechte Platte H eingebaut, welche die rückstauenden Gase seitlich an der Brennkammer vorbeiführt. Im Anschluss an die Sicherheitsvorrichtungen für Gasöfen möge zweier Einrichtungen Erwähnung gethan werden, welche zum Zweck der Regulirung des Gas- bezieh. Luftstromes Verwendung finden. Der von Otto Böhm in Stuttgart herrührende automatische Temperaturregulator fürGasfeuerungen (* D. R. P. Nr. 44531 vom 25. December 1887) besteht aus einem Zwischengliede P (Fig. 43), das an einer beliebigen Stelle des zu heizenden Raumes in die Gasleitung eingeschaltet wird. In demselben ist ein Ventilkörper Q mittels eines Stiftes S geführt, dessen unteres Ende auf dem vertical beweglichen Hebel T aufruht. Mit seiner Rückenfläche stützt sich der letztere gegen das freie Ende einer Spiralfeder w, deren anderes Ende auf einer im Mittelpunkt des Gehäuses v angeordneten, einen Zeiger tragenden Achse befestigt ist. Sinkt nun die Temperatur in dem zu regulirenden Raume unter die gewünschte Grenze, so hebt sich bei dem Zusammenrollen der Spiralfeder u, welche einen Druck auf den Hebel T ausübt, das Ventil Q, in Folge dessen eine grössere Gasmenge zum Brenner tritt und eine stärkere Wärmeerzeugung stattfindet. Im entgegengesetzten Falle senkt sich bei dem Aufrollen der Feder das Ventil Q, und es tritt eine Temperaturerniedrigung ein. Um indessen, falls der Ventilkörper Q sich dicht auf seinen Sitz aufgesetzt haben sollte, ein völliges Erlöschen der Heizbrenner zu verhindern, ist in der Querwand des Ventils eine Oeffnung Z vorgesehen, deren freie Querschnittsfläche durch Verstellen der Ventilschraube variirt werden kann. Textabbildung Bd. 288, S. 79 Fig. 43.Böhn's selbsthätiger Temperaturregulator. Textabbildung Bd. 288, S. 79 Erdmann's Regulirvorrichtung. Die erwähnte zweite Regulirvorrichtung bezieht sich auf die Zuführung der Verbrennungsluft zu den Gasflammen und ist von Carl Erdmann, in Firma Carl Schade Nachf. in Leipzig angegeben (* D. R. P. Nr. 48766 vom 9. Februar 1888). Dieselbe beruht darin, dass die Menge der zugeführten Verbrennungsluft in ein bestimmtes Verhältniss zur Menge des ausströmenden Gases gesetzt wird. Von den verschiedenen Ausführungsformen dieses Princips ist eine in den Fig. 44 und 45 zur Darstellung gebracht. Wie aus denselben ersichtlich, ist der Boden F des Ofens mit einer Anzahl von Ausschnitten versehen, denen gleichgeformte Ausschnitte in der Scheibe F1 entsprechen. Letztere ist um einen centralen Zapfen drehbar und mit einer Kette O versehen, welche um ein am Hahnküken H befestigtes Kettenrad P gelegt ist. Die Bewegung dieses Kükens überträgt sich demnach auf die Scheibe F1, welche die Ausschnitte der Scheibe F mehr oder weniger verdeckt. Kochherde mit Gasfeuerung. Neben der Verwendung als Brennmaterial in Zimmeröfen dient das Leuchtgas auch in passend construirten Kochherden zu Koch- und Bratzwecken. In ihrer äusseren Erscheinung pflegen sich die Gaskochherde wenig von den gebräuchlichen Ausführungsformen derartiger Einrichtungen für Kohlenbrand zu unterscheiden. Die Fig. 46 und 47 zeigen einen Gaskochherd der Firma Carl Pieper in Berlin (* D. R. P. Nr. 44 765 vom 26. Juli 1887), welcher mit drei Einsätzen in der Herdplatte, sowie einer Heizung für den Bratofen versehen ist. Das Gas tritt durch das Zuführungsrohr B in einen Vertheilapparat, von dem es je nach der Stellung der entsprechenden Hähne den verschiedenen Verbrauchsstellen im Herde zugeführt wird. Von dem Vertheilapparat ist ein dünnes, stets unverschlossenes Röhrchen c abgezweigt, das an jedem Brenner ein kleines Zündflämmchen beständig mit Gas speist. Um zu verhindern, dass die unter dem Bratofen brennenden Gasflammen denselben an einer Stelle übermässig erhitzen, erfolgt die Luftzufuhr zu dem Röhrenbrenner g in der Weise, dass die Verbrennungsluft durch Durchbrechungen der Scheidewand i hinter dem Brenner eintritt, über denselben hinwegströmt und die aus dem Rohr g austretenden Flammen derart niederdrückt, dass sie in horizontaler Richtung den Boden des Bratofens umspülen. Die Verbrennungsproducte umziehen dann weiter in Richtung der Pfeile die übrigen Seiten des Bratofens, umkreisen das Wasserschiff und treten, nachdem sie auch noch die im Sockel des Herdes angeordneten Wärmräume bestrichen haben, durch die Oeffnung m in den Schornstein über. Textabbildung Bd. 288, S. 80 Pieper's Gaskochherd. Textabbildung Bd. 288, S. 80 Rotten's Gasofen. Der Gasofen der Firma M. M. Rotten in Berlin (* D. R. P. Nr. 63451 vom 26. Juli 1891) ist durch eine besondere Brennerconstruction ausgezeichnet, welche aus der Fig. 48 ersichtlich ist, während die Gesammteinrichtung des Ofens in Fig. 49 dargestellt ist. Das Gas strömt aus der düsenartig gestalteten Oeffnung des Hahnes h aus und reisst dabei die zur Verbrennung erforderliche Luft mit sich. Die Röhrenbrenner sind nun derart zu einander gestellt, dass sich die aus versetzt zu einander angebrachten Oeffnungenaustretenden Gasströme gegenseitig durchwirbeln und innig mit der durch den regulirbaren Schieber S zuströmenden secundären Verbrennungsluft mischen. Die Chamotteplatten C engen den Verbrennungsraum ein und leiten die Flammen unter das Kochgefäss. Derartige Brenner sind im Sockel des Herdofens unter einer Isolirplatte P angeordnet, welche die auf ihr stehende Bratpfanne vor der stärksten Hitze schützen soll. Die Verbrennungsgase steigen durch den engen Spalt A nach oben, werden durch das in der Höhe verstellbare schildartige Deckblech D auf die Bratpfanne herabgedrückt, um dieser die „Oberhitze“ zuzuführen, treten durch den Spalt M in den Kanal K über und entweichen nach Bespülung der Herdplatte H durch das Abzugsrohr Z und den Trichter T in den Schornstein. Im oberen Theil des Ofens sind die Brenner B, innerhalb der besonderen Verbrennungskammern V angeordnet, denen die Luft durch den Kanal L zugeführt wird. Textabbildung Bd. 288, S. 80 Fig. 50.Göhde's Gaskochherd. Um einen Gaskochherd neben der Verwendung als Bratofen auch noch zum Rösten von Fleisch, das ist der Zubereitung desselben lediglich durch die strahlende Wärme des Brennmaterials, geeignet zu machen, baut Richard Göhde in Berlin (* D. R. P. Nr. 61290 vom 22. Juli 1891) eine Blechplatte b in den Ofen ein, welche mittels des Gelenkes a um eine Achse c drehbar ist. In der dargestellten Lage (Fig. 50) erhitzen die dem Brenner i entströmenden Flammen die Bratpfanne, welche unmittelbar auf die Platte b gestellt wird. Soll dagegen der Ofen zum Rösten von Fleisch verwendet werden, so wird die Platte b in die Höhe geklappt, so dass das Stück ac senkrecht zu stehen kommt und sich das Vorder stück des Bleches b mit seitlichen Lappen auf die Träger e der Kuchenbackbleche auflegt. Darauf wird an der Stelle, wo sich bisher die Blechplatte b befand, ein Rost mit den darauf lagernden zu röstenden Fleischstücken eingeschoben, welch letzteren nun sowohl von unten die directe Hitze der Brenner i als auch von oben die von dem Blech b reflectirte Wärme zugeführt wird. Eine Kochherdconstruction, welche die Vorzüge der Feuerung mit Gas mit denen der Kohlenfeuerung zu vereinigen sucht, ist die von Otto Wehle in Düsseldorf (* D. R. P. Nr. 51133 vom 16. December 1888). Der Herd ist daher ausser mit den gebräuchlichen Feuerungen für Kohlenbrand mit Gasbrennern versehen, welche leicht in den Herd eingesetzt und aus ihm entfernt werden können. Im Anschluss an die vorstehend betrachtete Gruppe derjenigen Oefen, in welchen Leuchtgas und zwar in fertigem Zustande als Brennmaterial dient, mögen noch einige Heizvorrichtungen Erwähnung finden, in denen ebenfalls gasförmiges Brennmaterial zur Verwendung gelangt, in welchen die Vergasung indessen erst in der Heizvorrichtung selbst erfolgt. Gewöhnlich wird zu diesem Zweck Erdöl verwendet, dem zuweilen, um es leichter entzündlich zu machen, eine geringe Menge Ligroin zugesetzt wird. Textabbildung Bd. 288, S. 81 Fig. 51.Zetter's Petroleumgasapparat. Eine für Kochzwecke durchgebildete Ausführungsform der mit Erdöl gespeisten Heizvorrichtungen ist der Petroleumgasapparat von Emil Zetter in Solothurn und Carl Michel in Grenchen (Schweiz) (* D. R. P. Nr. 49225 vom 11. Januar 1889), Fig. 51. Das Erdöl befindet sich in einem Vorrathsbehälter B und tritt von hier aus durch das Rohr a und ein genau justirbares Nadelventil b in das verticale Rohr d über. An letzteres ist mittels des leicht lösbaren Bügels c der Verdampfungsapparat angeschlossen. Derselbe besteht aus einem langen, senkrecht zu dem Stutzen e liegenden Rohre f, in welches das Erdöl aus dem Rohre d, nachdem es einen im Stutzen e angeordneten Asbestpfropf passirt hat, noch im flüssigen Zustande übertritt, um durch die Hitze der unter dem Rohre f brennenden Flammen l1 vergast zu werden. Dieses Erdölgas tritt aus der feinen, durch ein Nadelventil k regulirbaren Oeffnung h unter Druck aus, strömt unter Mitreissung der zu seiner Verbrennung erforderlichen Luftmenge in die gegenüberliegende Mündung des Rohres n und wird an den Brennern n2, n3 verbrannt. Textabbildung Bd. 288, S. 81 Fig. 52.Oeldampfbrenner von Strauss. Nach gleichem Principe ist der Oeldampfbrenner für Heizzwecke von Emil Strauss in Berlin (* D. R. P. Nr. 66406 vom 2. März 1892) construirt, der insbesondere zur Heizung von Pferdebahnwagen Verwendung finden soll. Auch bei dieser Construction ist das Erdöl in einem hochgelegenen Vorrathsbehälter d untergebracht; von wo aus es dem Vergasungsapparat, welcher im vorliegenden Falle sich unter dem Wagen in dem Kasten e befindet, durch ein Rohr d2 zugeführt wird. Die Verbrennungsproducte durchstreichen die unter den Sitzbänken im Wagen liegenden Rohre b, b1 und entweichen durch die senkrechten Rohre c. Der Vergasungsapparat, der in seinen Einzelheiten in Fig. 53 dargestellt ist, besteht aus einem unterenSammelbehälter h, dem das Erdöl durch das bereits erwähnte Rohr d2 tropfenweise zufliesst, und der Retorte l. Die Wandungen der letzteren sind von dem Kanal K durchzogen, der in der Achse des Brenners unter der Ausströmungsmutter m endigt. – Soll der Apparat in Betrieb gesetzt werden, so wird der Hahn im Zuflussrohr d2 geöffnet und zum Anwärmen der Retorte l ein Spiritusbrenner o, welcher in Fig. 53 in punktirten Linien dargestellt ist, unter die Retorte l gestellt. Die erzeugte Hitze theilt sich durch das centrale Rohr R dem Sammelbehälter h mit und verwandelt einen Theil des Erdöls in Dampf, der durch das Rohr E emporsteigt. Auf diesem Wege kommt derselbe mit immer heisseren Metalltheilen in Berührung, wodurch die Umwandelung in Gras bewirkt wird, das aus der Mutter m ausströmt und sich entzündet. Damit die feine Oeffnung der Mutter m durch Schmutz u. dergl. nicht verstopft werden kann, ist in derselben eine Nadel d auf einer Spiralfeder gelagert, welche bei den Stössen des Wagens in Schwingungen versetzt wird und die Unreinigkeiten beseitigt. Oberhalb der Retorte ist ein Vertheilungsteller n für die Flammen angeordnet. Nachdem der Spiritusbrenner o einige Zeit gebrannt hat, kann derselbe entfernt werden, da alsdann der Apparat selbst genug Hitze erzeugt, um eine ständige Verdampfung des Erdöls im Behälter h herbeizuführen. Nach Angabe des Erfinders soll der Erdölverbrauch verhältnissmässig gering sein und sich für die Heizung eines im Betriebe befindlichen Pferdebahnwagens auf 1 l innerhalb 6 Stunden belaufen. Falls diese Angaben, die uns etwas niedrig gegriffen erscheinen, zutreffend sind, würden die Materialkosten dieser Heizung nur 2 bis 3 Pfennige in der Stunde betragen. Textabbildung Bd. 288, S. 81 Fig. 53.Oeldampfbrenner von Strauss. Ein Erdölofen, dessen Brennereinrichtung grosse Aehnlichkeit mit der der gebräuchlichen Erdöllampen hat, ist von Lyman Prentice Converse in Chicago (V. St. A.) construirt und in Fig. 54 dargestellt (* D. R. P. Nr. 53768 vom 18. Januar 1890). Im Sockel des Ofens befindet sich der ringförmige Erdölbehälter C, der mittels der Röhren t mit dem unteren Ende des Dochtrohres s in Verbindung steht und durch den Stutzen x gefüllt wird. Concentrisch zu dem Dochtrohr s ist ein Cylinder p angeordnet, der an seinem oberen Ende von einem mit dem Deckel o1 verschlossenen Siebe o überdeckt ist. In einiger Höhe über dem Oelbehälter C befindet sich das ebenfalls ringförmige, durch das Rohr z zu füllende Wasserreservoir D. Die obere Oeffnung desselben ist mit einem Deckel i überdeckt, welcher zugleich den Luftraum y übergreift und nur einen schmalen, ringförmigen Auslass r1 nach dem von dem Ringe h eingeschlossenen Raum besitzt. Nachdem das Obertheil des Ofens um das Gelenk b zur Seite geklappt ist, wird der Docht d entzündet und mittels des Triebs l2 eingestellt. Die Flamme breitet sich dabei um das Sieb o aus, aus dessen Maschen die im Rohre p zugeführte Luft ausströmt. Während diese Luftzuführung nach dem Inneren der Flamme stattfindet, tritt durch den Zwischenraum q auch von aussen her ein Luftstrom an dieselbe heran. Zugleich wird jedoch durch die strahlende Wärme der Flamme das im Behälter D befindliche Wasser nach und nach in Dampf verwandelt, der durch den schmalen Auslass r1 in den Hohlraum des Ringes h eintritt und nebst der durch den Ringkanal r angesaugten Luft sich den Flammen beimischt. Die Verbrennungsgase durchziehen dann den oberen Theil des Ofens, saugen dabei noch in verschiedener Höhe desselben durch die Oeffnungen f Luft ein und treten durch die Oeffnung c ins Zimmer aus. Die letztere Einrichtung sind wir geneigt, trotz der gegentheiligen Versicherungen der Patentschrift für wenig empfehlenswerth zu halten, da nicht nur eine Bereicherung der Zimmerluft an Kohlensäure nothwendiger Weise eintreten muss, sondern auch zu erwarten steht, dass sich die bekannten, unangenehm riechenden Verbrennungsproducte des Erdöls bilden werden, die überall da auftreten, wo letzteres ohne Cylinder in freier Flamme verbrennt. Textabbildung Bd. 288, S. 82 Fig. 54.Converse's Erdölofen.