Titel: Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und Zubehör.
Fundstelle: Band 288, Jahrgang 1893, S. 87
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Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und Zubehör. (Patentklasse 21. Fortsetzung des Berichtes Bd. 286 S. 59.)Vgl. auch D. p. J. 1892 285 168 * 277 263; 286 78 159 * 258. 1893 287 * 84 88 144 181 * 186 192 216 * 227 255. Mit Abbildungen. Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und Zubehör. 1) Die „Short“ Electric Railway Co. in Cleveland, Ohio (vgl. 1892 286 * 259) hat vor einiger Zeit eine sehr beachtenswerthe Bauart von Dynamomaschinen für den Eisenbahnbetrieb ausgeführt. Fig. 1 gibt nach Iron, Januar 1892 * S. 69, die Ansicht einer solchen Dynamo von 150 , welche sehr kräftig in ihrer Form und einfach in der Bauart erscheint; sie ist im Stande, bei ununterbrochenem Betrieb einen Strom von 225 Ampère mit 500 Volt Spannung, d. i. von 112500 Watt zu liefern, doch kann die Leistung sowohl hinsichtlich der Strommenge, als auch hinsichtlich der Spannung um wenigstens 30 Proc. gesteigert werden. Textabbildung Bd. 288, S. 87 Fig. 1.Dynamo der Short Electric Railway Co. Der Rahmen der Feldmagnete ist ein einfaches Gussstück von mehr als 3600 k Gewicht, aus den weichsten Roheisensorten hergestellt und sehr langsam in der Form abgekühlt, so dass es, wenn bearbeitet, sehr leicht Eindrücke durch den Hammer annimmt. Gegen dieses schwere Rahmenstück sind leichte, mit Nebenschluss- und Reihenwickelung versehene Feldmagnete gebolzt, deren eigenthümlich geformte Polstücke den Seiten des Ankers gegenüberstehen und ein kräftiges, fast durchaus gleichförmiges magnetisches Feld innerhalb eines schmalen „magnetischen Spaltes“ von grossem Durchmesser bilden. In diesem Spalt bewegt sich der Anker, ein Gramme-Ring; der Werth dieser Form; welche zuerst und längere Zeit allein von der Short Company für Eisenbahnmotoren und Dynamo angewendet wurde, wird jetzt allgemeiner anerkannt. Die Magnete arbeiten stets weit unter dem Sättigungspunkte, selbst bei schwerer Ueberladung. Auf die Ankerwelle von 2,74 m Länge und 152 mm Durchmesser ist eine massive, den Grundring aufnehmende Nabe aufgekeilt. Der Ankerkern ist aus dünnem, spiralförmig auf den Grundringen aufgewickeltem, fest zusammengenietetem Eisenblech hergestellt. Der äussere Theil des Ringes ist etwas breiter als der übrige und mit eingefrästen Nuthen versehen, so dass ein abgeänderter Pacinotti-Ring entsteht. Jede der 200 Spulen ist so auf den Kern rund um den hohlen Ring gewickelt, dass sie von allen Seiten der Luft ausgesetzt ist. Die vorstehenden Spulen bilden eine Art Windflügel; der von diesem bewegte Luftstrom ist in 3 bis 4,5 m Abstand von der Maschine noch sehr gut wahrzunehmen. Deshalb laufen sowohl der Anker, als auch das Feld vollkommen kühl, und selbst bei schwerer Ueberlastung ist es beinahe unmöglich, dass eine Spule verbrennt. Die Zerstörung einer einzelnen Spule hat ferner keinen Einfluss auf die benachbarten, ja nötigenfalls kann die Maschine selbst einige Tage ohne Erneuerung einer beschädigten Spule laufen; der Ersatz einer verbrannten Spule aber ist einfach und billig zu bewirken. Der Durchmesser des Ankers hat die beträchtliche Grösse von 914 mm. Die Ankerwelle läuft in breiten, selbstcentrirenden Lagern mit selbsthätiger Schmierung durch auf der Welle ruhende Ringe, welche das Oel aus dem unteren Behälter nehmen. Der Stand des Oeles ist durch ein Schauglas an jedem Lager zu erkennen. Eine besondere Eigenthümlichkeit besteht noch in der Anordnung eines Druckringkugellagers auf der Stromsammlerseite, welches einige hundert Kugeln enthält und die Stösse der Ankerwelle nach jeder Richtung aufnimmt, wodurch ein Warmlaufen der Lager verhindert wird. Der Stromsammler hat ungewöhnlich grossen Durchmesser (508 mm); er hat 200 Stäbe, so dass die Spannung zwischen zwei benachbarten nur klein und das Funkengeben möglichst vermieden ist. Die vier Kohlenbürsten werden von zwei unabhängigen Ringen mit besonderen Bürstenhaltern getragen, so dass dieselben sehr genau auf die neutrale Stelle eingestellt werden können. Die Polklemmen der Feldspulen werden von zwei schweren, zu beiden Seiten des Gestelles der Maschine befestigten Stangen getragen. Die Maschine steht auf einer schweren Grundplatte, auf welcher sie auf V-förmigen Leisten in gewöhnlicher Weise verstellt werden kann, um den Antriebsriemen in richtiger Spannung zu erhalten. Die Short Company baut derartige Maschinen zu 75, 100, 150, 300 und 500 Die letzte Gattung soll 100 Umdrehungen in der Minute machen und mit einer stehenden Verbundmaschine unmittelbar gekuppelt werden. 2) Willem Smit und Co. in Slikkerveer, Holland (vgl. 1891 279 * 54, 281 * 1) haben eine neue Dampfdynamo für einige Kriegsschiffe der holländischen Marine ausgeführt. Die Zwillingsmaschine hat nach Iron, Juli 1891 * S. 90, Cylinder von 127 mm Durchmesser, 153 mm Hub, arbeitet mit 4,2 at kleinster Spannung und macht bei normalem Gange 325 Umdrehungen in der Minute. Bei dieser Geschwindigkeitgibt die Dynamo einen Strom von 70 Ampère mit 80 Volt, was als normale Leistung bei andauerndem Betriebe anzunehmen ist. Das Gesammtgewicht der Maschine ist etwa 900 k; also etwa 1 k für 6,22 Watt. Bei grösserer Geschwindigkeit würde die Leistung noch grösser sein. Die Maschine hat im Ganzen 1,83 m Länge, 0,711 m Breite und 1,37 m Höhe. Textabbildung Bd. 288, S. 88 Fig. 2.Scott's Dynamoanordnung. Der als Gramme-Ring ausgeführte Anker hat 610 mm Durchmesser und 254 mm Breite, und dient gleichzeitig als Schwungrad, so dass unter Beihilfe der um 90° versetzten Kurbeln ein sehr regelmässiger Gang erzielt wird, zu dessen Sicherung noch ein wagerecht liegender „Acme“-Regulator angebracht ist. Innerhalb des Ankers befinden sich die kreuzförmig angeordneten Magnete, deren äussere Enden die mit gemischter Wickelung versehenen Spulen enthalten, so dass zwei Nord- und zwei Südpole in abwechselnder Folge vorhanden sind. Entsprechend diesen Doppelpolen sind vier Bürsten vorhanden, welche auf einem Stromsammler mit 88 Abtheilungen schleifen. Der Magnetkern besteht aus zusammengebolzten Eisenblechscheiben. Der Anker und die Magnete sind durch eine Haube von Eisenblech überdeckt. Diese Dampfdynamo soll sich besonders für Schiffsbeleuchtung eignen, weil sie einen sehr geringen magnetischen Einfluss auf die Schiffscompasse ausübt. Auch ist die Maschine an und für sich zuverlässig, weil die Drähte der Ankerwickelung nicht auf oder gegen einander gepresst sind und keine Kreuzverbindungen an den Enden haben, wodurch einerseits Kurzschlüsse, wie sie bei Trommelreibern wohl vorkommen, verhütet sind, während andererseits die etwaige Erneuerung einer Wickelung leicht durch jeden gewöhnlichen Maschinisten ausgeführt werden kann. 3) W. H. Scott und W. B. Sisling treffen zur Vermeidung der Schwierigkeiten, welche sich beim Laden von Speicherzellen in Privatanlagen durch das Erforderniss einer, etwa 25 Proc. betragenden Extraspannung ergeben, die in Fig. 2, nach Iron, Januar 1892 * S. 29, skizzirte Anordnung, welche von der Firma Laurence, Scott and Co. in Norwich (vgl. 1892 283 * 253, 286 * 61) ausgeführt wird. Die Dynamo hat einen Hilfstromkreis, der etwa 30 Proc. Extraspannung hat und beim Laden der Batterie hinter den Hauptankerstromkreis geschaltet werden kann. In der gezeichneten Stellung des Umschalters geht der Hauptstrom von den Bürsten am Stromsammler M durch die hinter einander geschalteten Spulen der Feldmagnete W nach dem Dynamoumschalter D, über A durch das Lampenammeter L nach den Lampen und von da durch den selbsthätigen Ausschalter S zurück nach den Bürsten. Die Batterien entladen in Parallelschaltung, indem ihr Stromkreis durch den Umschalter R, das Batterieammeter K und den Richtungszeiger I nach dem Batterieumschalter E geht. Die Batterien sind auf diese Weise im Nebenschluss zu den Hauptbürsten und können den Dynamostrom nicht umkehren. Wird aber der Umschalter arm E auf die Contacte C gebracht, wobei H und D ruhig liegen bleiben, so ladet der Hilfsanker vom Stromsammler N die Zellen, die Lampen werden, wie vorher, nur vom Hauptankerstromkreis gespeist. Wird dagegen E nach A umgelegt, wobei der Arm D durch die Schubstange F ausser Berührung mit A gebracht wird, so werden die Lampen nur von der Batterie gespeist, während die Dynamo sich ganz ausser dem Stromkreise befindet. Die Batterien können auch allein geladen werden, wozu man E auf C legen und den Dynamostromkreis durch Bewegen des Hebels H nach links öffnen muss. Der Hebel H vermag nur D auf A und zugleich E auf B zu legen, bezieh. D allein von A zu entfernen. 4) Die Flachringdynamo von S. Schuckert in Nürnberg (vgl. 1884 254 * 467) ist in ihrer allgemeinen Anordnung bekannt, wir geben jedoch in Fig. 3 die Abbildung einer solchen für 200 . Textabbildung Bd. 288, S. 89 Fig. 3.Schukert's Flachringdynamo. Dieselbe hat zu jeder Seite des Flachringankers zehn Magnetpole, deren Kern mit der betreffenden Gestellwand in einem Stück gegossen ist. Letztere besteht aus zwei, im wagerechten Durchmesser an einander gesetzten Hälften, wodurch etwaige Ausbesserungen am Anker sehr erleichtert werden, da sich die obere Hälfte abnehmen lässt. Der Anker ist mit 840 besonderen Abtheilungen gewickelt und daher hat der Stromsammler einen sehr grossen Durchmesser erhalten. Die Maschine soll einen Wirkungsgrad von 92 Proc. haben. 5) C. J. Barley und H. Stevenson in London wählen nach ihrem englischen Patent Nr. 4086 vom 15. März 1890 zur Kuppelung der Anker welle A mit der Kurbelwelle B der treibenden Dampfmaschine die in Fig. 4 skizzirte Anordnung, welche gleichzeitig eine Isolirung der beiden Wellen herstellt. Jede derselben ist mit einem flanschenförmigen Ansatz a bezieh. b an ihrem Ende versehen und in der Mitte ausgedreht. In diese Vertiefungen c und zwischen die beiden Flanschen wird ein Isolirmittel C gebracht,welches gleichzeitig kegelförmige, in entsprechende Löcher beider Flanschen eingreifende Büchsen bildet, in welche die kegelförmig gestalteten Verbindungsbolzen D eingesetzt werden. Textabbildung Bd. 288, S. 89 Fig. 4.Barley's Kuppelung der Ankerwelle. Textabbildung Bd. 288, S. 89 Fig. 5.Atkinson's Kuppelung. 6) C. W. und L. W. Atkinson in London versehen nach dem englischen Patent Nr. 536 vom 10. Januar 1891 die Welle A (Fig. 5) mit dem fest aufgekeilten Stromsammler B, auf dessen Stirnfläche die Contactstreifen f angebracht sind. Auf der Welle A sitzt lose eine Hülse d mit den kreisförmigen Ringen d1 zwischen denen ein mit Schraubengewinde versehener Ring b angebracht ist. Derselbe greift in einen anderen Ring a, der mit einem Ansätze den Umfang des Stromsammlers umgibt. Auf der Hülse d sind Büchsen c angebracht, in denen die Bürsten g befestigt sind. Wenn sich der Stromsammler oder die Bürsten abnutzen, so werden diese näher an ersteren herangebracht, indem der Ring b weiter auf a hinaufgeschraubt wird. Textabbildung Bd. 288, S. 89 Fig. 6.Postlethwaithe's Elektromotor. 7) Der in England unter Nr. 2337 vom 13. Februar 1890 patentirte Elektromotor von G. R. Postlethwaite in Aston bei Birmingham ist in Fig. 6 im Längenschnitt gezeichnet. Die in den beiden Gestellwänden A der Maschine gelagerte Ankerwelle B trägt auf der einen Seite die fest aufgekeilte Antriebscheibe B1, auf der anderen Seite den lose sitzenden Stromsammler D, welcher mit Hilfe der entlang einer Feder der Ankerwelle mittels des Hebels C1 verschiebbaren Klauenkuppelung C mit der Welle gekuppelt werden kann. Der Anker E hat kreuzförmigen Querschnitt d2 (vgl. Fig. 7). Die Feldmagnete e (Fig. 7), deren zwölf vorhanden sind, haben aus zwei durch das Joch e4 verbundenen Platten e2 bestehende strippenförmige Kerne G und G1, die mit der auf die Gestell wände A aufgeschraubten kreisförmigen Hülle F (Fig. 6) verbunden sind. Die Wickelungen der gegenüberstehenden Theile G und G1 sind hinter einander geschaltet, so dass sie thatsächlich einen Elektromagnet bilden. Die zwölf Magnete sind in drei Gruppen zu je vier getheilt und mit drei positiven Bürsten H in folgender Weise verbunden. Denkt man sich Magnete mit 1 bis 12 numerirt, so sind die positiven Drähte von 1, 2 und 3 so mit einander verbunden, dass sie ein Ende bilden. Der negative Draht von 1 ist dann mit dem positiven von 4, der negative von 4 mit dem positiven von 7 und der negative von 7 mit dem positiven von 10 verbunden. Die Drähte von 2 und von 3 sind in ähnlicher Weise mit denen von 5, 8 und 11 bezieh. mit denen von 6, 9 und 12 verbunden. Die negativen Enden der Spulen 10, 11 und 12 sind mit der Bürste H verbunden. Die Contactrolle dieser Bürste drückt eine Feder auf den Stromsammler D, der vier metallische Streifen enthält, die in elektrischer Verbindung mit seiner metallischen Stirnfläche stehen, an deren Rande die negativen Bürsten schleifen. Textabbildung Bd. 288, S. 90 Fig. 7.Postlethwaite's Elektromotor. Textabbildung Bd. 288, S. 90 Kapp's Anker. 8) G. Kapp in London (vgl. 1892 283 * 254) verwendet nach dem englischen Patent Nr. 4858 vom 28. März 1890 für mehrpolige Dynamomaschinen einen Anker, dessen Kern aus einzelnen ringförmigen Lagen dünnen Blechs besteht, die jede aus einer Anzahl von Bogenstücken zusammengesetzt ist, wodurch an Material gespart wird (Fig. 8). Jeder Bogen ist auf der inneren Seite mit einem Ohr versehen, durch welches ein Bolzen P gesteckt werden kann, und diese Ohren sind so an den Bögen angebracht, dass in zwei neben einander liegenden Lagen derselben ihre Stösse wechseln. Bei Herstellung des Ankerkernes wird zunächst ein starker eiserner Ring auf die Bolzen geschoben, dann folgt eine Anzahl aus jenen Bögen bestehender Scheiben, die gegen einander isolirt sind. Dann folgen zwei starke concentrische Ringe D (Fig. 9), von denen der innere mit Ohren versehen ist, durch welche die Bolzen P gesteckt werden, während der äussere am Umfange mit Mitnehmer H ausgestattet ist. Die beiden Ringe B werden durch Zwischenstücke in bestimmter Entfernung von einander gehalten, so dass ein Luftzwischenraum zwischen ihnen verbleibt. Derartige Zwischenlagen sind mehrere auf der Länge des Kernes vertheilt, wie Fig. 10 sehen lässt. 9) A. E. Wadley in London versieht nach seinem englischen Patent Nr. 11499 vom 23. Juli 1890 den Anker A (Fig. 11 und 12) der Dynamo mit den beiderseitigen Verlängerungen B. Der Anker ist auf der in den Lagern D laufenden Welle C, s befestigt und dreht sich zwischen den Polen S, N, S des Feldmagnetes. Der mittlere Pol N desselben umfasst die obere Hälfte des stärkeren Theiles des Ankers, während die Seitenpole S, S die Verlängerungen B des Ankers vollständig umfassen, denselben aber genügenden Spielraum zur freien Drehung lassend. Die Kerne der Pole S, N, S sind mit den Wickelungen E, F, G versehenund durch das Joch H verbunden; der Mittelpol N ist in entgegengesetztem Sinne wie die Seitenpole S, S magnetisirt. Der Anker ist cylindrisch, aus Scheiben d von schwachem Eisenblech aufgebaut, die gegen einander isolirt und fest auf die auf der Welle s befestigten Eisenstangen c aufgezogen sind, mit denen sie in magnetischer Verbindung stehen. Diese Stangen treten über den Kern und die Wickelung w des Ankers nach beiden Seiten vor, bilden die erwähnten, in den Polen S, S laufenden Verlängerungen B, B desselben. Die Wickelung w des Ankerkörpers ist mit dem Stromsammler verbunden. Textabbildung Bd. 288, S. 90 Wadley's Anker. Textabbildung Bd. 288, S. 90 Fig. 13.Stanley's Verbindung für Dynamo. 10) W. Stanley in Great Barrington, Mass. (vgl. 1891 279 * 177; 1892 285 104) und O. B. Shallenberger in Rochester, N. Y., geben in dem englischen Patent Nr. 10187 vom 1. Juli 1890 folgende Verbindung für eine selbsterregende Dynamo: N und S (Fig. 13) sind die mit den Wickelungen m, m versehenen Feldmagnete; zwischen ihnen dreht sich der Anker C, der mit den beiden unabhängigen Spulen A und B versehen ist. Eine der Spulen, A, ist mit den Hauptleitern L1 und L2 des Arbeitstromkreises W durch Ringe c, c verbunden, während die Enden der anderen Spule B mit den Feldmagnetwickelungen m, m durch den Berichtigungstromsammler D und die Bürsten d1 und d2 verbunden sind, um die Erregung der Magnete zu bewirken. Die Spule B befindet sich in Vertiefungen des Ankerkernes, in welche die Drähte durch Oeffnungen o eingeführt sind, die nach Einbringen der Drähte durch Pflöcke i verschlossen werden. Auf diese Weise ist ein geschlossener magnetischer Kreis gebildet, durch welchen nur ein Theil der Linien des magnetischen Kraftfeldes geht. Mit der Spule B ist eine Hilfsspule E verbunden, die aus verhältnissmässig wenig Drahtwindungen besteht und hinter die Spule A geschaltet ist. Befindet sich die Spule B in der Stellung der geringsten elektrischen Kraft, so geht der Strom der Spule A durch die Hilfsspule E; in Folge dieser Stromzunahme in E werden Kraftlinien entwickelt, die je nach der Richtung eine Zu- oder Abnahme der Polarität des Ankerkernes und eine Zu- oder Abnahme der in die Spule B eintretenden Kraftlinien erzeugen. Textabbildung Bd. 288, S. 91 Parcelle's vielpoliger Elektromotor. 11) A. L. Parcelle in Boston, Nordamerika, schlägt in dem englischen Patent Nr. 6831 vom 21. April 1891 folgende Verbesserung an vielpoligen Elektromotoren mit feststehenden Feldmagneten und um dieselben sich drehenden ringförmigen Ankern vor. Die Kerne der radial gerichteten Feldmagnete A (Fig. 14 und 15) sind in der Mitte auf einem eisernen Jochstücke B angebracht, welches an einer der Gestellwände der Maschine befestigt ist. Die Magnete sind so gewickelt, dass sie abwechselnd Nord- und Südpole geben. Der Anker I1 ist ein Gramme-Ring, möglichst dünn und so breit wie die Magnetkerne. Er ist mit Hilfe von Zähnen E, E am inneren Umfange eines entsprechend breiten, am besten nicht magnetischen Ringes D befestigt, der durch Speichen F mit einer auf der Maschinenwelle aufgekeilten, in das Jochstück B eintretenden Nabe G verbunden ist, die ausserhalb den durch die Mutter I gehaltenen Stromsammler H trägt. In Folge dieser ganzen Anordnung werden alle Spulen beständig wirksam erhalten und alle todten Punkte beseitigt. Durch Drehen der Bürsten um 45° wird die Umdrehungsrichtung der Maschine umgekehrt. Textabbildung Bd. 288, S. 91 Fig. 16.Steuerung von Siemens. 12) A. Siemens in London (vgl. 1890 276 * 439) trifft zur Steuerung von Elektromotoren, welche Arbeitsmaschinen, z.B. eine Winde, betreiben, die folgende Einrichtung (Englisches Patent Nr. 13357 vom 25. August 1890). In Fig. 16 bezeichnet A den Anker, B1 und B2 die Stromsammlerbürsten und C die Feldmagnetwickelung eines zum Betriebe einer Winde dienenden Elektromotors. Der mit dem Handgriffe L versehene Steuerungshebel trägt zwei gegen einander isolirte leitende Platten E1 und E2, welche mit zwei inneren Bögen F1 und F2 und zwei äusseren Bögen G1 und G2 Contact machen können. Letztere bestehen aus mehreren isolirten Theilen, welche mit einer Reihe von Widerständen R1 und R2 verbunden sind. Fernerist noch ein ausgedehnter äusserer Bogen H angebracht, mit dem entweder E1 oder E2 Contact macht, wenn die andere Platte über G2 oder G1 steht. Der Hebel K eines Kohlenausschalters trägt eine Rolle Je, gegen welche das kammförmige Ende l des Hebels L trifft, sobald dieser Hebel in seine mittlere Stellung kommt, wodurch die Kohlen M des Ausschalters von einander getrennt und der Strom vom Motor abgeschlossen wird. Befindet sich der Hebel L in der gezeichneten Stellung, so nimmt der Strom folgenden Weg: Von dem positiven Pole durch M, K, C, Theile des Widerstandes R1, G1, E1, F1, B1, A, B2, F2, E2, H durch den gleichbleibenden Widerstand R zum negativen Pole. Der Motor bewegt sich dann in der einen Richtung und entwickelt mehr oder weniger Kraft, je nachdem der Hebel L mehr oder weniger Widerstände R1 einschaltet. Wird der Hebel über seine Mittelstellung nach rechts umgelegt, so erhält der Motor die entgegengesetzte Umdrehungsrichtung. Textabbildung Bd. 288, S. 91 Southard's ringförmiger Kern. 13) B. D. Southard in Chicago empfiehlt im englischen Patent Nr. 5135 vom 23. März 1891 für Dynamomaschinen und Elektromotoren einen schmalen ringförmigen, aus einer grossen Anzahl dünner Platten hergestellten Kern D (Fig. 17). Die Form dieser aus dünnem Blech gestanzten Platten, sowie die Art ihrer Zusammenstellung ist aus Fig. 18 ersichtlich. Es werden so viel Platten d zusammengelegt, bis sie einen Bogen von der gewünschten Länge des Cylinders besitzen, dessen Querschnitt der flachen Seite einer der Platten gleicht; durch die Bolzen d1 werden sie zusammengehalten. Der aus lauter solchen Bogenstücken zusammengestellte Ring wird dann mit Hilfe der Endscheiben C auf der Ankerwelle A befestigt. Wie aus Fig. 18 zu ersehen, bilden die zusammengelegten Bögen die inneren Kerben oder Kanäle d3 und die von den Streifen d7 überdeckten äusseren die Kanäle d2, welche sich über die Breite des Ringes erstrecken und in welche die aus isolirtem Draht hergestellten Spulen E (Fig. 19) eingelegt werden. Diese letzteren können, sobald einer der Bögen entfernt wird, leicht auf den vorhergehenden aufgeschoben werden. Die Bolzen d1 dienen gleichzeitig zur Befestigung der Bögen an den Endscheiben C. Die Enden der Wickelungsdrähte werden mit denen der benachbarten Spulen verbunden, während die zwischen denselben liegenden Enden durch Drähte F mit dem Stromsammler B in Verbindung gebracht werden. 14) W. B. Sayers' (vgl. 1888 270 54) patentirte Dynamo, ausgeführt von S. L. Hemming und Co. in Birmingham, sind hauptsächlich für elektrolytische Zwecke bestimmt. Derartige Maschinen dürfen bekanntlich nur eine geringe Spannung ergeben. Dies erreicht man gewöhnlich durch geringe Zahl der Ankerwickelungen, oder durch ein schwaches magnetisches Feld, oder durch geringe Geschwindigkeit des Ankers; im ersteren Falle erhält man ebenfalls entsprechend wenig Stromsammlerabtheilungen, wodurch die Neigung der Maschine zum Funkengeben erhöht wird, im letzteren Falle dagegen ergibt sich eine geringe Nutzleistung für die Gewichtseinheit der Maschine. Sayers erzielt nun bei seiner in Fig. 20 abgebildeten Maschine dasselbe dadurch, dass er die Polstücke der Feldmagnete mit einer Anzahl tiefer, parallel zur Ankerachse liegenden Nuthen versieht (Fig. 21), welche das magnetische Feld in ihrer Nachbarschaft schwächen; ferner können durch Hilfsbürsten Spulen beim Durchlaufen dieser Stellen kurz geschlossen werden, so dass keine Funken entstehen. Die Maschine hat acht derartiger Hilfsbürsten; zwischen je zwei derselben kann die Hälfte des Gesammtstromes des Ankers entnommen werden mit einer Spannung, welche abhängt von dem Umfange des Ankers und demjenigen Theile des ganzen Feldes, welcher durch die zwischen den beiden Bürsten liegenden Spulen ausgeschnitten wird. Diese Hilfsbürsten haben sich im Gebrauche bewährt; sie haben niemals mehr als die Hälfte des von den Hauptbürsten aufgenommenen Stromes aufzunehmen, meist viel weniger, so dass sie sehr leicht gemacht werden können. Die bisher so gebauten Maschinen geben an den Hauptbürsten etwa 10 Volt für Messingniederschlag, 7,5 Volt für Nickel, 5 bis 2,5 Volt für Silber und Kupfer. Die Anordnung eignet sich hauptsächlich für Trommelanker, weil da, mag der Strom nur von einer Seite des Stromsammlers, oder von beiden Seiten bei unregelmässiger Stellung abgenommen werden, die Verdrehung des Feldes an beiden Seiten des Ankers die nämliche ist, weil der Draht irgend einer Spule auf beiden Seiten des Ankers läuft. Da dies beim Ringanker nicht der Fall ist, eignet sich dieser weniger für den gedachten Zweck. Textabbildung Bd. 288, S. 92 Fig. 20.Sayer's Dynamo. Textabbildung Bd. 288, S. 92 Fig. 21.Sayer's Dynamo. 15) E. Sechehaye in London stellt nach dem englischen Patent Nr. 7981 vom 22. Mai 1890 die Magnetkerne seiner Dynamo, oder Elektromotoren aus einer Anzahl dünner Platten her, welche hufeisenförmig eine über die andere gebogen sind. Die Enden zweier solcher hufeisenförmigen Kerne stossen gegen einander und werden durchSchrauben C (Fig. 22) in dieser Stellung erhalten, so dass sie eine geschlossene Schleife bilden, welche zur Aufnahme des Ankers D cylindrisch ausgeschnitten ist. Letzterer besteht aus einem röhrenförmigen, auf der Welle H befestigten Kernstück, auf welches kreisrunde Scheiben K mit Löchern in ihrer Mitte aufgeschoben sind; diese Scheiben werden durch die auf beide Enden des Mittelstückes J aufgeschraubten Endflanschen J1 und J2 zusammengehalten. Die Bürsten werden von dem drehbar auf einem der Lager angebrachten Träger N getragen, welcher zwei klemmenartige Augen N1 zur Aufnahme der kurzen Bolzen O besitzt. Auf letzteren gleiten lose die eigentlichen Bürstenhalter P mit den Bürsten, welche durch Federn gegen den Stromsammler gedrückt werden, deren Spannung durch eine auf das Ende des Bolzens O aufgeschraubte Mutter geregelt werden kann. Die Bürstenhalter werden durch an den Spindeln befindliche Stifte o in der richtigen Stellung auf den Spindeln erhalten, welche in Löcher der Bürstenhalter eingreifen. Textabbildung Bd. 288, S. 92 Fig. 22.Sechehaye's Magnetkerne. Textabbildung Bd. 288, S. 92 Groswith's Anker. 16) H. Groswith in Philadelphia bringt auf dem Anker seines neuen Elektromotors (Englisches Patent Nr. 16570 vom 18. October 1890) zwei von einander unabhängige Wickelungen A und A1 (Fig. 23 und 24) an und zu jeder Seite des Ankers einen Stromsammler K gewöhnlicher Bauart, der jeder seine eigenen Bürsten hat. Die Feldmagnete D haben gleichfalls zwei Reihen Spulen d und g; ein Ende jeder Reihe ist mit einer Bürste ihres betreffenden Stromsammlers und einem gewöhnlichen Leiter verbunden, während das andere Ende einer jeden dieser Spulenreihen mit der entsprechenden anderen Bürste und einem Contact für äusseren Anschluss in Verbindung steht. Der Strom vom Stromerzeuger geht durch die Ankerspule A, um diese zu erregen, während die andere Spule A1 eine Inductionsspule ist, durch welche die in der Ankerwickelung inducirten Ströme mittels einer Bürste abgeführt werden und mit Hilfe des Drahtes g um die Feldmagnetkerne gehen und zurück zu der anderen Bürste gelangen und die Erregung der Feldmagnete unterstützen. (Schluss folgt.)