Titel: Ueber neuere Kämmaschinen.
Autor: H. Glafey
Fundstelle: Band 288, Jahrgang 1893, S. 97
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Ueber neuere Kämmaschinen.Vgl. D. p. J. 1884 253 305; 1891 282 174. Von H. Glafey, Ingenieur in Berlin. Mit Abbildungen. Ueber neuere Kämmaschinen. Auf dem Gebiete des Kämmaschinenbaues sind in den letzten zehn Jahren zahlreiche Erfindungen aufzuweisen, welche bei möglichster Einfachheit der Maschinen selbst ein in hohem Grade vollkommenes Arbeiten derselben anstreben und hierbei entweder auf einer Verbesserung der vorhandenen Grundsysteme der Kämmaschinen oder aber auf einer vortheilhaften Zusammenstellung der denselben eigenthümlichen Arbeitsorgane zu neuen Systemen beruhen. Mit Rücksicht hierauf dürfte es gerechtfertigt erscheinen, der nachfolgenden Besprechung der einzelnen in Vorschlag gebrachten Neuerungen nicht die einzelnen Grundsysteme, sondern eine Zerlegung der Kämmmaschinen in zwei Gruppen zu Grunde zu legen, von denen die erste alle Maschinen umfasst, welche mit Zangen und Kämmen arbeiten, während der zweiten diejenigen angehören, welche nur mit Kämmen arbeiten. Der Vertreter der ersten Klasse ist die Heilmann'sche Kämmaschine, auf sie bezieht sich der grösste Theil der Erfindungen und diese sollen deshalb zunächst einer Betrachtung unterzogen werden. Die Reinheit des Kammzuges richtet sich bei der Heilmann'schen Kämmaschine bekanntlich nach der Stellung des Vorstechkammes. Je näher beim Abreissen des von der Kämmwalze ausgekämmten Bartes der Vorstechkamm an der Spitze des Bartes in denselben eindringt, desto mehr Fasern werden zurückbleiben, so dass nur die längeren Fasern in den Kammzug übergehen, aber auch mehr Kämmling erzielt wird. Je weiter der Vorstechkamm von der Spitze des Bartes eindringt, desto mehr Kammzug erhält man. Die äusserste Grenze, bis zu der man hierbei gehen kann, ist durch diejenige Linie bestimmt, in welcher die Spitzen des letzten Nadelstabes der Kammwalze den Bart durchdringen. Will man also je nach der Feinheit des Fasermaterials und der Art seiner Verwendung in der Spinnerei den Reinheitsgrad des Kammzuges verändern, so kann dies nur durch eine Verstellung des Vorstechkammes geschehen. Mit dieser Verstellung muss aber die Einstellung der Abreissvorrichtung Hand in Hand gehen, und da letztere ausserordentlich mühsam und zeitraubend ist, so pflegte man bisher überhaupt auf die Einstellung des Einstechkammes zu verzichten. L. Offermann in Leipzig regelt nun die Reinheit des Kammzuges mit Hilfe der Speisevorrichtung nach dem Inhalt der Patentschrift Nr. 62224 in folgender Weise: Die bisher benutzte Speisevorrichtung (Fig. 1) besteht im Wesentlichen aus zwei Theilen, dem aus zwei Platten r zusammengesetzten Rost und dem Speisekamm g. Die beidenPlatten r sind in einem gewissen Abstand fest mit einander verbunden und nehmen das Faserband zwischen sich auf. Die Nadelreihen des mittels der Stangen v bewegten Speisekammes g können durch Schlitze der Platten r hindurch in das Faserband treten und der Speisekamm führt sich zu diesem Zwecke mittels der Stifte u in dem Roste r. Textabbildung Bd. 288, S. 97 Fig. 1.Offermann's Speisevorrichtung. Textabbildung Bd. 288, S. 97 Offermann's Speisevorrichtung. Letzterer ruht auf der die untere Zangenbacke bildenden Platte t und ist gelenkig mit den beiden um Zapfen l drehbaren Hebeln m verbunden, durch deren Schwingungen die ganze Speisevorrichtung auf der Platte t hin und her bewegt wird. Für die Führungsstifte u sind zu diesem Zweck Schlitze in der Platte t vorgesehen. Der Vorstechkamm p ist mittels der beiden Arme w mit dem Zapfen o der Hebel m verbunden, so dass derselbe neben der üblichen selbständigen Verticalbewegung auch die gleiche Verschiebung in Richtung des Faserbandes erhält. Die Hauptstellungen der Zange, des Vorstechkammes und der Speisevorrichtung sind in den Fig. 2 bis 5 wiedergegeben. Die Auskämmung des Faserbartes durch das Nadelsegment der Kammwalze erfolgt bei geschlossener Zange zt (Fig. 2). Während dieser Zeit tritt der Speisekamm g im Sinne des Pfeiles 1 aus dem Roste r, so dass beide Theile im Sinne der Pfeile 2 (Fig. 3) um den der Speisung entsprechenden Betrag x nach rückwärts gleiten können, ohne das von der geschlossenen Zange zt festgehaltene Faserband mitzunehmen. Nach erfolgter Rückwärtsbewegung des Speiseapparates rg muss sich bei noch immer geschlossener Zange zt der Speisekamm g wieder senken im Sinne des Pfeiles 3 (Fig. 4), weil die jetzt stattfindende Speisung nicht durch die glatten Flächen der Rostplatten r, sondern durch die Nadeln des Kammes g vermittelt werden kann. Wenn sich dann nach dem Vorübergange des Kammsegmentes die Zange zt geöffnet hat, erfolgt die Speisung durch Vorbewegung des Rostes r mit dem Kamme g im Sinne des Pfeiles 4 (Fig. 5). Der Vorstechkamm nimmt an diesen Bewegungen Theil und senkt sich in den vom Nadelsegment der Kammwalze gekämmten Faserbart (Fig. 5), sobald die Spitze desselben von der Abreissvorrichtung erfasst ist. Während des Abreissens hat nicht allein der Vorstechkamm p im Faserbande zu verharren, sondern auch der Speisekamm g, weil letzterem jetzt die Führung der abgerissenen Fasern obliegt. Vorstechkamm p, Rost r und Speisekamm g bleiben also während des Abreissens unbeweglich, bis sich die Zange wieder geschlossen hat (Fig. 2). Alsdann erfolgt wieder der Austritt des Speisekammes und des Vorstechkammes, wie vorhin beschrieben. Die neue Speisevorrichtung unterscheidet sich nun dadurch von der bisher beschriebenen, dass Vorstechkamm, Rost- und Speisekamm bei geöffneter Zange zt (Fig. 5) nicht in ihrer Lage verharren, sondern gemeinsam eine Rückwärtsbewegung im Sinne des Pfeiles 5 (Fig. 6) ausführen, und zwar entweder kurz vor Schluss des Abreissens, also zu einer Zeit, wo sämmtliche Fasern noch von der Abreiss Vorrichtung erfasst sind, oder unmittelbar nach erfolgtem Abriss, jedenfalls aber bevor die Zange zt sich wieder schliesst. In Folge dessen wird das Faserband in der gleichen Richtung zurückbewegt, so dass also nach Schluss der Zange (Fig. 7) der aus der Zange hängende Bart um den Betrag y jener Rückwärtsverschiebung gekürzt ist. Da die Menge des ausgeschiedenen Kämmlings abhängig ist von der Länge des beim Kämmen durch das Nadelsegment der Kämmwalze aus der geschlossenen Zange vorstehenden Bartes und offenbar geringer wird, wenn in der beschriebenen Weise das Faserband um den Betrag y (Fig. 7) zurückgeschoben ist, so ergibt sich, dass man durch Veränderung jenes Betrages die Menge des ausgeschiedenen Kämmlings und damit die Reinheit des Kammzuges regeln kann. Da der Vorstechkamm p ferner beim Abreissen wie bisher stets dicht an den Abreisscylinder herangebracht werden muss, so ergibt sich, dass die Spei se Vorrichtung nicht wie bisher um den Betrag x der Speisung gegen die Zange im Sinne des Pfeiles 4(Fig. 5), sondern nunmehr um den Betrag (x + y) vorgeschoben werden muss, also um den Betrag der Speisung x vermehrt um den Betrag y der Rückwärtsbewegung des Faserbandes bei offener Zange. Dass diese Art der Speisung gestattet, die Regelung der Reinheit des Kammzuges vorzunehmen, ohne dass die Abreissvorrichtung eingestellt zu werden braucht, ergibt sich sofort aus Fig. 8. Da nur die äusserste linke Stellung I des Vorstechkammes p (Fig. 5) unverändert zu bleiben braucht, so hat man nur den Endpunkt II der Rückwärtsbewegung des Vorstechkammes nebst Speisevorrichtung zu verändern, derart, dass einmal diese Theile um den Betrag y, das andere Mal um einen Betrag y1 bei geöffneter Zange sich rückwärts bewegen und in die Endstellung II bezieh. II1 gelangen. Die Speisung ist dann nur so einzurichten, dass sie stets um den gleichen Betrag x erfolgt, also III bezieh. III1 die Endstellungen der Speisevorrichtung darstellen, welche der Fig. 3 entsprechen würden. Man kann also die Abreissvorrichtung ein für alle Mal zur Zange in den Abstand einstellen, welcher dem schwierigsten Fasermaterial bezieh. der grössten Kämmlingsmenge entspricht, und durch Veränderung der Bewegungsmechanismen für die Speisevorrichtung den Betrag y bestimmen, um den das Faserband bei geöffneter Zange jedesmal wieder zurückbewegt werden muss. Die ganze Regelung der Reinheit der Kämmung beschränkt sich nunmehr auf eine stets einfach einzurichtende Einstellung von Bewegungsmechanismen für die Speisung, von der die Abreiss Vorrichtung ganz und gar unabhängig ist. Die Bedingungen, welchen dieser Bewegungsmechanismus zu entsprechen hat, ergeben sich aus Fig. 8. Die Speisevorrichtung muss bei geöffneter Zange um einen veränderbaren, bei geschlossener Zange um einen nicht veränderbaren Betrag zurückgeschoben und in jedem Fall um die Summe beider Beträge vorgeschoben werden. Ein diesen Bedingungen entsprechender, besonders einfacher Mechanismus ist als Beispiel in Fig. 9 und 10 dargestellt. Der durch eine Feder n beständig nach abwärts gezogene Hebel m ruht mittels der Rolle s auf dem Arme f3 des um Zapfen d drehbaren Hebels f, dessen Rolle f2 auf dem Umfange der Daumenscheibe c der Triebwelle a läuft. Um den Zapfen d ist ein zweiter Hebel e lose drehbar, dessen Rolle e2 auf dem Umfange einer zweiten Daumenscheibe b läuft, welche neben der Scheibe c auf der Triebwelle a angeordnet ist. An den Naben der Hebel ef sitzen ferner Arme e1f1, von denen e1 mit einer Stellschraube i versehen ist, welche gestattet, die Stellung der Hebel e und f gegen einander beliebig zu verändern. Damit der Mechanismus in der gewünschten Weise thätig ist, muss nun die Daumenscheibe b so eingerichtet sein, dass sie unter Beihilfe der Feder n die Rückwärtsverschiebung des Speiserostes mit Speisekamm um den Betrag x der Speisung bewirken kann, während die Daumenscheibe c so zu gestalten ist, dass sie das Faserband um die Summe beider Beträge x und y verschieben und den Vorstechkamm in die richtige Lage zur Abreissvorrichtung bringen kann. Der concentrische Theil der Daumenscheibe e entspricht dann der Stellung der Theile während des Abreissens. Die Veränderung des Betrages y (Fig. 7 und 8) wird durch die Stellschraube i erzielt. Ist die Schraube i so eingestellt, dass sich die beiden Arme e1 und f1 berühren können, so kann sich der Hebel f um den radialen Abstand der concentrischen Theile der Daumenscheiben bc senken, und dieser Betrag entspricht dann dem Maximum von y und demgemäss dem Minimum des in der Maschine zu erzielenden Kämmlings. Wird die Schraube i aber so weit nach abwärts geschraubt, dass ihr unteres Ende beim Uebergang in die Stellung Fig. 6 den Arm f1 des Hebels f berührt, so ist eine Relativbewegung zwischen den Hebeln e und f ausgeschlossen; der Betrag y wird also Null, es findet keine Verschiebung des Faserbandes bei geöffneter Zange statt, die Kämmlingsmenge wird ein Maximum und die Maschine arbeitet wie die bisherigen Kämmaschinen. Zwischen diesen beiden Grenzen kann man lediglich mittels der Schraube i die Menge des Kämmlings und damit die Reinheit des Kammzuges bequem regeln. Textabbildung Bd. 288, S. 99 Offermann's Kämmvorrichtung. Die Abreissvorrichtung der Heilmann'schen Maschine ist gebildet aus dem mit der Kammtrommel verbundenen Ledersegment und dem im Wagen ruhenden geriffelten Abreisscylinder. Von der Dicke des letzteren hängt das Maass des entstehenden Kämmlings ab und wird derselbe deshalb so dünn als möglich genommen. Da jedoch der für kürzeres Fasermaterial wünschenswerthe Minimaldurchmesser aus technischen Gründen unerreichbar ist, so sind die neueren Bestrebungen dahin gerichtet; die gedachte Abreissvorrichtung durch eine Zange zu ersetzen. Die Abreisszangen haben ausser ihrer Complicirtheit den Nachtheil, dass durch das plötzliche und gewaltsame Abreissen des Faserbartes ein höchst mangelhaftes Band gebildet wird. L. Offermann in Leipzig hat deshalb im J. 1886 eine Vorrichtung in Vorschlag gebracht, welche die den beiden Abreissvorrichtungen eigenen Vortheile vereinigen soll und zu diesem Zweck in der Hauptsache aus einem aus zwei verschieden hoch liegenden Abtheilungen zusammengesetzten Ledersegment besteht. Die Wirkungsweise dieser durch Patent Nr. 38153 geschützten Vorrichtung ist die folgende. k (Fig. 11 und 12) ist die Kammtrommel mit zwei Nadelsegmenten l und zwei Ledersegmenten d. m ist die Zange, n der Vorstechkamm und p der im Wagen ruhendeAbreisscylinder. Die genannten Organe sind von bekannter Ausführung mit Ausnahme der Ledersegmente d, welche, wie aus der Zeichnung ersichtlich ist, aus zwei Theilen bestehen. Das Leder a bildet den ersten, a1 dagegen den zweiten Theil des Segmentes. Das Leder a1 ist auf seiner ganzen Länge concentrisch, während a nur in seiner vorderen Hälfte concentrisch, in seinem hinteren Theil jedoch excentrisch ist, so dass seine hintere Kante x tiefer liegt als die vordere Kante y des Leders a1. Textabbildung Bd. 288, S. 99 Offermann's Kämmtrommel. In Fig. 11 ist die Maschine dargestellt in dem Augenblick, wo der Abreissobercylinder p gegen das Ledersegment anstösst, der ausgekämmte Faserkopf von beiden ergriffen wird und durch die Drehbewegung derselben der Abriss vor sich geht. Es werden dabei alle Fasern abgerissen, welche über die Berührungslinie c des Cylinders mit dem Segment hinausragen. Diese Abreisslinie liegt in der Verbindungslinie der Achsen der Kammtrommel und des Abreisscylinders. Nachdem das Segment fortgeschritten ist bis zu dem in Fig. 12 dargestellten Punkte, wo der Cylinder sich in den von den Ledern a und a1 gebildeten Spalt gelegt hat und gegen das Leder a1 anstösst, entsteht eine neue Berührungslinie, welche der Zange näher liegt als die voraufgegangene. Während vorher alle Fasern, die über c hinausragten, erfasst und vorwärts gezogen wurden, werden nunmehr auch diejenigen Fasern erfasst, welche über q hinausragen, deren vordere Enden also zwischen c1 und c liegen, und da bei fortschreitender Drehbewegung der Cylinder p das Leder a verlässt und auf a1 übergeht, so müssen die in der neuen Berührungslinie erfassten Fasern der Drehbewegung folgen. Durch die geringe Drehbewegung von c1 nach c wird die frühere entferntere Abrisslinie zwar wieder hergestellt, allein da die in c1 ergriffenen Fasern bis hierher mitgeführt wurden, so bewirkt die fortgesetzte Drehbewegung des Segmentes, dass auch diese Fasern vollständig abgerissen werden. Dieses zweitheilige Ledersegment hat demnach auf die Länge des vor der Zange hängenden Faserbartes und folglich auf das Kämmlingsverhältniss denselben Einfluss wie ein Abreisscylinder von wesentlich geringerem Durchmesser. Dieselbe Wirkung wird erzielt, wenn das Leder a concentrisch angeordnet ist, jedoch einen kleineren Radius hat als a1, so dass der Höhenunterschied zwischen x und y derselbe bleibt oder auch, wenn das Leder a concentrisch angeordnet ist und denselben Radius wie a1 hat, der zwischen den Ledern gebildete Spalt aber angemessen erweitert wird. Die Hin- und Herbewegung des Abreissapparates beschränkt die Arbeitsleistung der Heilmann'schen Kämmmaschine wesentlich, weil in Folge dieser Bewegung nicht über eine gewisse Geschwindigkeit hinausgegangen werden kann. Zur Beseitigung dieses Mangels haben Bourcart fils & Co. in Gebweiler i. Els. im J. 1886 einen Abreissapparat in Vorschlag gebracht, bei welchem die Schwingbewegung dadurch vermieden wird, dass der abgerissene Faserbart nicht von zwei Walzen, vielmehr nur von einer, der unteren Abreisswalze, in Gemeinschaft mit einem schwingend beweglichen Klemmbacken festgehalten wird. Das Zusammenspiel der Organe ist hierbei folgendes: Das Auskämmen des von der Zange MM1 gehaltenen Faserbartes α (Fig. 13) bietet nichts Bemerkenswerthes; während dieser Periode ist sowohl der Abreisscylinder A, als auch der Abzugscylinder D ausser Berührung mit der Kämmwalze. Der Riffelcylinder C steht still und die Backe O drückt den zuvor gekämmten Faserbart β gegen den Cylinder D. Der aus der von letzterem und der Backe O gebildeten Zange hervorhängende Faserbart wird nun zunächst bei der Weiterdrehung der Kämmwalze von dem Kammsegment B gekämmt (Fig. 15). Sobald jedoch der diesem Kammsegment folgende geriffelte Sector S dem Cylinder A gegenüber zu liegen kommt, senkt sich dieser und erfasst das vordere Ende des aus der Zange MM1 hervorhängenden Faserbartes a (Fig. 14), indem er gegen den geriffelten Sector S drückt. In Folge dessen wird bei der Weiterdrehung der Kämmwalze der gekämmte Faserbart α durch den gesenkten Vorstechkamm hindurchgezogen,während der Kämmling zurückbleibt. Gleichzeitig dreht sich auch die Backe O im Sinne des Pfeiles 2 (Fig. 13), so dass auch der Abzugscylinder D sich auf den Sector legt, die Angriffsfläche x der Backe O aber sich vom Abzugscylinder entfernt (Fig. 14). Sobald der Cylinder D mit S in Berührung gekommen ist und die Backe O das Faserband β freigegeben hat, beginnen der Riffelcylinder C, sowie der Abzugscylinder D sich zu drehen, und es erfolgt die Vereinigung des hinteren Endes des Faserbandes β mit dem vorderen Ende des vom Cylinder A abgerissenen Faserbartes α. Ist diese Vereinigung beendet, so wird die Backe im Sinne des Pfeiles 3 (Fig. 14) gedreht, die Fläche x drückt das Faserband β gegen den Cylinder 2), derselbe wird vom Sector abgehoben und kommt in demselben Augenblicke, ebenso wie der Riffelcylinder C zum Stillstand. Desgleichen entfernt sich auch der Cylinder A nach Beendigung des Abreissens von der Kämm walze und gelangt zum Stillstand. Beim Weiterdrehen der letzteren wird dann das hintere Ende des von D und O gehaltenen Faserbartes β von dem folgenden Kammsegment gekämmt (Fig. 15) und die folgenden Operationen wiederholen sich in der beschriebenen Weise. Textabbildung Bd. 288, S. 100 Bourcart's Kämm- und Abreissapparat. Wenn man den Abreisscylinder A fortfallen lässt, so muss der Cylinder D das Abreissen allein übernehmen und also dem Vorstechkamme F möglichst nahe gebracht werden. Da die Dauer der Drehung von C und D die Länge des aus der Zange DO frei heraushängenden Faserbartes einerseits und die Länge der Uebereinanderlage der einzelnen Faserbärte andererseits bestimmt, so kann man beides entsprechend der Faserlänge dadurch reguliren, dass man die Cylinder C und D sich längere oder kürzere Zeit drehen lässt. Um mittels der Heilmann'schen Kämmaschine Fasern rein kämmen zu können, ist es bekanntlich erforderlich, den oberen Zangenbacken möglichst nahe an die Nadelspitzen des Kammes zu stellen; wodurch jedoch bei weniger kräftigem Fasermaterial leicht ein Zerreissen der Fasern eintritt. Behufs Vermeidung dieses Uebelstandes hat L. Offermann in Leipzig im J. 1883 in der Patentschrift Nr. 23870 (1884 253 306) ein System von Druckschienen angegeben, welche den Faserbart von der Zange herab und in die Zähne des Kammsegmentes eindrücken. Gleichzeitig ist der letzte Kamm des Kammsegmentes beweglich eingerichtet, derart, dass er, nachdem die Druckschienen den Bart eingedrückt haben, den bereits vorgekämmten Theil des Bartes rein kämmt. Auf diese Weise ist allerdings erzielt, dass der obere Zangenbacken etwas weiter abgestellt werden kann, indessen ist der angedeutete Uebelstand nur theilweise beseitigt, wie sich aus folgenden Erwägungen ergibt. Der Faserbart soll sachgemäss von den Nadeln des Kammsegmentes erst von dem Punkte durchstochen und ausgekämmt werden, wo der Vorstechkamm eintritt. Das Kämmen zwischen dieser Stelle und dem Kneifpunkte der Zange ist nicht allein überflüssig, sondern auch schädlich, weil hier die Fasern stets stark zusammengepresst sind. Bei Wolle beträgt diese nicht zu kämmende Länge etwa 7 bis 8 mm, und da die Speisung gleich gross ist, so folgt, dass mit den bisher bekannten Kammsegmenten die Wolle an der bezeichneten Stelle zweimal gekämmt wird, wodurch die erste Kämmung unter den erwähnten ungünstigen Bedingungen erfolgt. Textabbildung Bd. 288, S. 101 Fig. 16.Offermann's Verbesserung an Heilmann's Kämmaschine. Bei den gewöhnlichen Kämmaschinen und auch bei denjenigen des Patentes Nr. 23870 bewegen sich die Spitzen der Nadeln sämmtlich auf einem Kreisbogen, sie müssen daher stets an einem Punkte einstechen, welcher zwischen Vorstechkamm und Zange liegt, es wird also der angedeutete Uebelstand nicht beseitigt. L. Off ermann will dies nun bei seiner durch Patent Nr. 62073 geschützten Maschine dadurch erreichen, dass er sämmtliche Nadelstäbe, ähnlich wie er dies bei dem Patent Nr. 23870 für den letzten Nadelstab vorgeschlagen hat, beweglich macht und bei der Drehung der Kammtrommel so steuert, dass ihre Spitzen keine Kreislinie beschreiben, sondern unterhalb der Zange in das Innere der Trommel zurück, dannerst in der Arbeitsrichtung des Vorstechkammes in den Faserbart eintreten. Die Kämme wirken dann ähnlich wie die Kämme einer Nadelstabstrecke und es wird die erste schädliche Auskämmung des Faserbartes vermieden. Die Einrichtung bietet den weiteren Vortheil, dass die Stelle, an der die erste Auskämmung beginnt und später der Vorstechkamm in den Faserbart eintritt, erheblich näher nach der Zange verlegt werden kann, wodurch die Maschine auch zur Verarbeitung von kurzfaserigem Material sehr geeignet wird. Dieser Uebelstand ist angesichts der unbefriedigenden Leistung der Heilmann'schen Kämmaschine in ihren bisherigen Bauarten beim Kämmen kurzfaserigen Materials, insbesondere der kurzen Baumwollarten, von ganz besonderer Bedeutung. Die Beweglichkeit sämmtlicher Nadelstäbe ermöglicht es ferner, durch besondere am Rücken der Nadelstäbe angeordnete Streichbleche die Nadelstäbe selbsthätig auszuputzen und die Entfernung der Unreinigkeiten durch die Bürsten walze zu befördern. Die Nadelstäbe können entweder eine radiale Verschiebung oder auch eine Schwingbewegung unter Vermittelung von Leitschienen ausführen. Den letzten Fall veranschaulicht Fig. 16. Die Nadelstäbe sitzen auf Schienen e, welche die Ausputzbleche m tragen und mit diesen auf Armen q ruhen. Die letzteren befinden sich drehbar an der Trommel und werden durch Federn g derart nach aussen gedrückt, dass ihre Köpfe an der Leitschiene K entlang gleiten und mit den Nadeln die erforderliche Bewegung ausführen. (Fortsetzung folgt.)