Titel: Neuere Pumpen.
Fundstelle: Band 288, Jahrgang 1893, S. 106
Download: XML
Neuere Pumpen. (Fortsetzung des Berichtes S. 73 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neuere Pumpen. Einen kritischen Vortrag über die Fortschritte im Bau von Wasserwerksmaschinen hat auf der 29. Jahresversammlung des deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern in Stettin der auf diesem Gebiete bewanderte Professor Riedler-Berlin gehalten. Wir geben diesen Vortrag in seinen wesentlichen Punkten wieder. Zunächst warnt der Vortragende davor, Wasserwerksanlagen nach der Schablone auszuführen, vielmehr sollman nach den mannigfachen Bedingungen und den vielgestaltigen örtlichen Verhältnissen die Entscheidung von Fall zu Fall treffen. Als Beleg werden die Anlagen in Köln, Essen, Rotterdam und Leipzig angeführt, welche äusserlich kaum eine Aehnlichkeit zeigen und die den besonderen Bedingungen gegenüber dennoch eine Berechtigung haben. Für einen Hauptfortschritt in der Ausbildung der Wasserwerksmaschine hält der Vortragende die Berücksichtigung der unmittelbaren Kraftübertragung; er äussert sich darüber (auszüglich) in folgender Weise: Es gibt viele Fachleute; die heute noch der Meinung sind, man müsse Wasserpumpen mit sehr geringen Geschwindigkeiten und mit Uebersetzungen durch Zahnräder o. dergl. betreiben. Die Hinfälligkeit solcher Anschauung dürfte wohl kaum erst zu erweisen sein. Dem widerspricht schon die Thatsache, dass solche Räderübersetzungen bei grossen Maschinen überhaupt kaum ausgeführt werden, und wegen ihrer Unvollkommenheiten auch nicht gut ausführbar sind, somit dürfte kein Nachweis darüber nöthig sein, dass man dieselben bei kleineren Maschinen, also unter weniger schwierigen Verhältnissen, entbehren kann. Trotzdem gibt es noch immer Vertreter der Ansicht, dass Pumpen nur mit einer Kolbengeschwindigkeit von 1 Fuss in der Secunde laufen müssen. Nach Anführung einiger Beispiele kommt der Vortragende zu dem Schluss, dass die unmittelbare Kuppelung des Dampfkolbens mit dem Pumpenkolben ganz selbstverständlich sei. Ausserdem gelte der allgemeine Grundsatz des Maschinenbaues: alle Kräfte in der Maschine selbst und auf dem kürzesten Wege aufzufangen, ganz besonders für Pumpen; aus diesem Grunde solle man auch die einfach wirkenden Pumpen zu vermeiden suchen. Von einer gut ausgeführten Pumpe verlangt der Vortragende auch, dass sie im Bedarfs- und Nothfalle weit über ihre normale Leistung gesteigert werden kann. Das einzige berechtigte Hinderniss bei Erhöhung der Geschwindigkeit kann immer nur die Saughöhe sein; nur durch diese ist eine absolute Grenze gegeben, von welcher an die Pumpe nicht mehr vollsaugen und nicht mehr betriebsfähig sein kann. Sonst ist ein thatsächliches Hinderniss nicht gegeben; die einzelnen Maschinentheile lassen sich ohne erhebliche Kosten doch alle so ausführen, dass die Maschine weit steigerungsfähig ist. Dass die Geschwindigkeit nicht erheblich gesteigert wird, hat seine Begründung in vielen Fällen nur in der unrichtigen Aufstellung, im verwickelten Weg, welchen die Kräfte zurücklegen müssen, und nicht immer in Einzelheiten der Maschinen, wie z.B. in Ventilen, die man als Sündenbock für die verschiedenartigsten Fehler hinzustellen beliebt. Einer der bedeutendsten Fortschritte, den die Wasserwerksmaschinen aufweisen, hat Bezug auf die Genauigkeit ihrer Ausführung. Das, was gute Maschinenfabriken in dieser Beziehung gegenwärtig leisten, ist höchst hervorragend und mit dem Maschinenbau der früheren Zeit nicht vergleichbar. Die Anschauung, dass hohe Genauigkeit in der Ausführung nur bei kleineren Maschinen erforderlich sei, ist unsinnig; im Gegentheil, gerade die grossen Maschinen sind diejenigen, welche sorgfältigste Arbeit erfordern. Leider wird diesem Factor wenig, zeitweilig sogar keine Bedeutung zugemessen, unter anderem durch das Submissionswesen, welches in vielen Fällen Maschinen zur Vergebung bringt, einzig und allein nach den Preisangaben, ohne jede Rücksichtnahme auf die Genauigkeit der Ausführung. Im Weiteren macht der Vortragende darauf aufmerksam, dass eine Maschine, wenn sie in der Werkstätte genau hergestellt wurde; auch so aufgestellt und betrieben werden muss, dass sie ihre Genauigkeit nicht verlieren kann. Dies findet vielfach nicht die verdiente Beachtung. In dieser Beziehung sind die häufigsten Fehler: die Nichtbeachtung sowohl der Durchbiegung der Maschinentheile und Rahmen durch ihr eigenes Gewicht, als auch der freien Ausdehnung durch die Erwärmung und der unvermeidlichen Formveränderungen, wenn die freie Ausdehnung gehindert wird. Letzterer Fehler kommt häufig vor, und es gibt Maschinen, bei denen der Dampfcylinder im Augenblick der ersten Ingangsetzung quer durchgerissen ist, in Folge der secundären ungünstigen Beanspruchungen durch Wärmeausdehnung. Sehr häufig sind auch die Fälle, dass Maschinen vorzeitig unbrauchbar werden in Folge schädlicher Durchbiegungen einzelner Maschinentheile und Nichtbeachtung der diesbezüglichen Grundsätze. Was der Vortragende über die Dampfvertheilung sagt, können wir hier übergehen. Dreicylinderanordnung hält er für Maschinen unter 100 nicht für angezeigt, da diese hohen Dampfdruck erfordern (nicht unter 8 at) und zu umständlich sind. Aber selbst wenn die Maschinenfrage vollständig gelöst wäre, so würden zur Zeit dennoch Bedenken entstehen wegen der Dampfkessel. Da die Maschine nur Berechtigung hat bei Dampfspannungen von 10 bis 14 at Ueberdruck, so kann man bei bewährten Kesselsystemen bleiben, etwa Cornwall-Kessel oder Schiffskessel, und diese für die hohe Pressung ausführen. Das ist auch geschehen, aber mit grossen Kosten und manchen Nachtheilen für Herstellung und Betrieb. Ueberwiegend aber wird man bei diesen hohen Dampfspannungen auf „Kunstkessel“ übergehen. Der Betrieb derselben ist aber an bestimmte Bedingungen geknüpft, darunter eine, die nicht immer zu erfüllen ist: dass sie mit reinem Wasser gespeist werden müssen. Dass sie trockenen Dampf liefern, wird von allen solchen Kesseln behauptet, aber erwiesen ist das keineswegs. Der Vortragende ist zwar überzeugt, dass die Wasserrohrkessel ihre Zukunft haben, würde aber nicht wagen, einen grossen Betrieb mit dem nächstbesten System nach den bisherigen unvollständigen Erfahrungen durchzuführen. Auf diesem Gebiet, soweit es die Dampfvertheilung für den Betrieb von Wasserwerksmaschinen betrifft, geht man vielleicht zu rasch und zu weit. Gewiss ist es ungerechtfertigt, nach den heutigen Erfahrungen und Anforderungen für grössere Anlagen Cornwall-Maschinen, Hubmaschinen ohne Schwungrad oder Eincylinderdampfmaschinen oder überhaupt Maschinen zu bauen, die nicht vollkommene Dampfausnutzung gewähren; aber der Sprung sollte bei massig grossen Anlagen nicht bis zur äussersten Grenze der Dreicylindermaschinen gemacht werden. Was bei vieltausendpferdigen Schiffsmaschinen bewährt ist, lässt sich nicht ohne weiteres auf beliebige Wasserwerksanlagen übertragen. Im Anschlusse an die Frage der Dampfvertheilung bei Dampfpumpen und die Frage des vortheilhaftesten Betriebes derselben bespricht der Vortragende die Eigenthümlichkeiten einer älteren Hubmaschine ohne Kurbel und Schwungrad, der Worthington-Pumpe. Es gibt Fachleute,welche die Worthington-Pumpe als solche hinstellen, dass nunmehr alle Schwungradmaschinen veraltet seien. Einige sind sogar so weit gegangen, zu sagen: die europäischen Ingenieure seien überhaupt auf dem Irrwege mit ihren Constructionen; die Amerikaner haben das Richtige gefunden, und das ist die Hubmaschine, die Worthington-Pumpe. Ueber diese und ähnliche Pumpen sind die widersinnigsten, durch nichts begründeten Behauptungen aufgestellt worden und sind jetzt in der technischen Literatur schwarz auf weiss zu lesen; Behauptungen, welche zum Theil sogar unabänderliche wissenschaftliche Grundsätze auf den Kopf stellen. Man kann ja einer Construction gute Eigenschaften nachrühmen, auf geschäftlichem Felde werden die Eigenthümlichkeiten und Vorzüge eines Systems leider in der Regel sehr einseitig auf Kosten anderer Systeme gerühmt, aber wissenschaftliche Principien lassen sich hierdurch nicht verschieben. Der Vortragende hält die Worthington-Pumpe, aber nur die Original-Worthington-Pumpe, nicht ihre NachahmungenWir sind hier mit dem Verfasser nicht einverstanden, sondern halten den deutschen Maschinenbau bezüglich guter Ausführung dem englischen gegenüber für mindestens ebenbürtig und die deutschen Ingenieure für mindestens ebenso intelligent als die englischen. (Vergl. Anlage für Stettin S. 63.)D. R. für die vollkommenste Hubmaschine, da sie auf Grund langjähriger Erfahrungen in vollkommener Weise ausgeführt ist; ihre Beurtheilung ist nur abhängig von den allgemeinen Grundlagen, die Ausführung der Originalmaschinen ist eine untadelhafte; ihre Mängel können nur in den allgemeinen Grundlagen die Ursache haben. Die Behauptungen, welche zu Gunsten der Hubmaschinen gemacht werden, laufen im Wesentlichen auf Folgendes hinaus: Mit den Schwungradmaschinen kann man allerdings die vortheilhafteste Dampfwirkung, also beliebig weitgehende Expansion erzielen, aber man muss die Nachtheile des Schwungrades in den Kauf nehmen, also Reibung, Arbeitsverlust, grössere Kosten u.s.w. Diese Behauptung kann unmittelbar nicht bestritten, nur eingeschränkt werden dahin, dass die Reibungsverluste durch das Schwungrad und den Kurbelbetrieb bei Weitem nicht so gross sind, als behauptet wird. Nach Versuchen von Thurston ist unzweifelhaft nachgewiesen, dass die einzelnen Reibungsverluste bei Maschinen ungefähr so viel Promille betragen, als man nach den alten Morin'schen Reibungscoefficienten Procente berechnete, woraus sich auch die Thatsache erklärt, dass man im Stande ist, grössere Pumpen mit Schwungraddampfmaschinen direct zu betreiben und einen Gesammtwirkungsgrad von nahe 90 Proc., bei bester Ausführung sogar über 90 Proc., einschliesslich aller Pumpenwiderstände zu erzielen, während mit Hubmaschinen, wegen der Unvollkommenheit der Dampfmaschine (grosser, schädlicher Raum, unbestimmter, ungleicher Hub, geringe Kolbengeschwindigkeit), ein besserer Wirkungsgrad nicht erzielt wird. Weiter aber wird behauptet; die Schwungmaschine sei unvortheilhaft wegen schlechter „Wasserwirkung“. Das ist ein neu eingeführter Begriff, und unter dieser schlechten „Wasserwirkung“ wird verstanden das Verhältniss zwischen Geschwindigkeitsänderungen des Kolbens und der Wasserbeschleunigung. Beim Kurbelbetrieb ändern sich die Kolbengeschwindigkeiten, von Null auf ein Maximum steigend, und dann wieder auf Null zurückgehend. Nun wird gesagt; das gibt Geschwindigkeitsänderungen, also Beschleunigungen, welchen die Wassersäule folgen muss. Dagegen ist nichts einzuwenden; nur gilt dies ebenso wohl von den Schwungmaschinen mit Kurbelbetrieb, wie auch von den Hubmaschinen. Nun aber wird willkürlich behauptet, das sei bei den Hubmaschinen nicht der Fall; bei denselben habe der Kolben „eine gleichmässige Bewegung“; es gebe keine Geschwindigkeitsänderung, also auch keine Beschleunigung der Wassermassen und keine Gefahr. Der Vortragende macht dagegen geltend, dass der Kolben einer Hubmaschine doch auch seinen Hub wechseln muss, und wenn ein Kolben seinen Hub wechselt, dann hat er im Hubwechsel doch die Geschwindigkeit Null, und diese muss doch erst allmählich auf andere Geschwindigkeit übergehen, und die Kolben- und Wasserbeschleunigung lässt sich durch kein Mittel vermeiden. Bei Schwungradmaschinen ergeben sich die Geschwindigkeitsänderungen aus dem Gesetz des Kurbeltriebes. Durch genügend grosse Schwungmasse kann constante Kurbelgeschwindigkeit erzielt werden, dies gibt höchst günstige Beschleunigungsverhältnisse, weil die Geschwindigkeit des Pumpenkolbens von Null in sehr günstiger Weise wächst, so allmählich und vortheilhaft, wie dies in anderer Weise gar nicht vortheilhafter geschehen kann. Bei der Hubmaschine ohne Schwungrad ergibt sich ein Uebergang des Hubkolbens bei grosser und plötzlicher Geschwindigkeitsänderung und der kann nur ungünstig erfolgen, weil der vermittelnde Einfluss des Kurbeltriebes und der Schwungmassen fehlt. Dies erklärt auch die Thatsache, dass Hubmaschinen über ihre sehr geringe normale Hubzahl fast gar nicht gesteigert werden können, weil dann die Anfangsbeschleunigung zu sehr gesteigert wird und die Pumpe in jedem Hubwechsel heftig stösst. Bei der Hubmaschine ist die anfängliche Geschwindigkeitsänderung eine viel grössere und die gefährliche Anfangsbeschleunigung muss eine grössere sein, weil die Massenbewegung niemals in der allmählichen Weise hergestellt werden kann; wie bei der Schwungradmaschine. Dass eine Pumpe zertrümmert wird, ist ja gewiss häufig vorgekommen, aber bei Hubmaschinen noch viel öfter als bei Schwungradmaschinen, und die Ursache sind nicht die Schwungmassen, sondern Fehler an der Pumpe. Der unbestrittenen Thatsache, dass die Schwungradmaschinen vortheilhafteste Dampfwirkungen ermöglichen; ist nicht nur jetzt, sondern auch schon vor Jahrzehnten die Behauptung gegenübergestellt worden, das könnten die Hubmaschinen auch; in diesen könne der Dampf auch beliebig expandiren, weil man die für die Expansion erforderlichen Schwungmassen durch die Wassermassen ersetzen könne. Die Behauptung ist theoretisch nicht unrichtig, aber es ist bisher keine Pumpe bekannt geworden, welche das geleistet hätte. Man ist so weit gegangen, zu sagen: Durch diese Massenbewegung kann man das Ventilspiel ersparen; das Ventil hat nur zu reguliren; auch etwas, was theoretisch nicht unrichtig ist, was aber Niemand ausführen kann. Nachdem die Expansion mit Wassermassenausgleichung überall misslungen ist, wird die Unmöglichkeit der Durchführung meistens zugestanden und man wendet in neuester Zeit bei den Hubmaschinen Hilfsvorrichtungen an, die bekannten Ausgleich Vorrichtungen. Es wird Luft comprimirtoder sonst ein Widerstand erzeugt, und nachher wieder Kraft abgegeben. Ein solcher Ausgleicheapparat, der mit hohen Spannungen arbeitet, in der Regel über 20 at, verursacht sehr wesentliche Kosten und Betriebsschwierigkeiten und beeinträchtigt die Einfachheit der Hubmaschine, die dann nicht mehr die einfache Maschine ist, die sie war, sondern die sich den complicirtesten Schwungradmaschinen nähert und kostspieliger als Schwungradmaschinen wird, der letzteren aber in jeder Hinsicht nachsteht, ganz besonders hinsichtlich der Betriebskosten. Mit der Benutzung solcher Ausgleichungen lässt sich aber die Gesammtexpansion, die bei jeder Schwungradmaschine erzielt wird, nicht erreichen, und der Dampfverbrauch ist auch bei den besten Ausführungen um mindestens ein Viertheil grösser, als bei guten Schwungradmaschinen. Ohne vollkommenste Ausführung ist der Dampfverbrauch der Hubmaschinen um die Hälfte und mehr grösser als bei guten Schwungradmaschinen und es ist unbegreiflich, wie ein solches Maschinensystem bei grossen Wasserwerksanlagen, wo die Anlagekosten gegenüber den Betriebskosten nicht die erste Rolle spielen, überhaupt in Frage kommen kann. Diagramme von zahlreichen Hubmaschinen liessen sich für diese Behauptung ins Feld führen. Die Worthington-Pumpen sind auch nicht billiger als Schwungradmaschinen; sobald für die Schwungradmaschine eine auch nur massige Geschwindigkeit angenommen wird. Werden die allgemein üblichen sehr niedrigen Umdrehungszahlen nur um 25 Proc. erhöht, so ist der Preis einer Schwungradmaschine schon geringer als der einer Worthington-Pumpe. Betreibt man die Schwungradmaschine mit grösseren Geschwindigkeiten, so ist sie wesentlich billiger als die Hubmaschine. Es wäre sehr an der Zeit, die zahlreichen, über die Hubmaschinen in die Welt gesetzten unrichtigen Behauptungen schärfer zu prüfen und streng zu unterscheiden zwischen wissenschaftlich und erfahrungsgemäss feststehenden Grundlagen und den im Interesse der Geschäftsanpreisung zu Gunsten eines marktfähigen Massenartikels aufgestellten Behauptungen. Der Vortragende geht nun zu den eigentlichen Pumpen über und erblickt die Fortschritte im Pumpenbau hauptsächlich darin, dass die wissenschaftlichen Grundlagen besser erkannt und berücksichtigt werden, als dies früher der Fall war. Es dürfte kaum eine Maschine geben, bei welcher gegen unveränderliche Grundlagen und Naturgesetze so viel gesündigt worden ist, als gerade bei den Pumpen. Als Belag hierfür werden die Fehler an den Saug- und Druckwindkesseln angeführt. – Die ältesten Wasserwerkspumpen findet man gewöhnlich ohne Saugewindkessel, bei den späteren sind wohl welche vorhanden, aber meistens an einer zu tief gelegenen Stelle der Saugeleitung, nur die neueste Anlage hat ihn in der Regel, wie es gemacht werden muss, unmittelbar unter den Saugventilen. Der Saugwindkessel wirkt aber nur dann, wenn er auf bestimmte Höhe mit Luft gefüllt ist. Nicht 10 Proc. der vorhandenen Saugwindkessel sind aber mit denjenigen Vorrichtungen versehen; die unerlässlich sind, um den Windkessel in richtigem Stand zu erhalten. Dazu sind Wasserstandsgläser oder Probirvorrichtungen, Vacuummeter u. dergl. erforderlich, welche alle Vorgänge im Inneren des Sauge Windkessels erkennen und nötigenfalls deren Regelung bewirken lassen. Für die Brüche an Pumpengusstücken, die so häufig vorkommen, als ob das ein unvermeidliches Uebel sei, macht der Vortragende lediglich die unrichtige Construction verantwortlich, die besonders in der unzureichenden Berücksichtigung der durch die Stutzenöffnungen veranlassten Schwächungen begründet ist. (Unseres Erachtens liegt der Grund meistens in der ungeschickten Anordnung und Vertheilung des Gussmateriales. Plötzliche Uebergänge in der Wandstärke, scharfe Biegungen sind unbedingt zu vermeiden, denn diese sind Ursache der gefährlichen Molekularspannungen in den Gusstücken. Diese Spannungen machen das Gusstück unzuverlässig, unberechenbar und führten schon oft bei unbelasteten Gusstücken den Bruch herbei. D. R.) Ein wichtiges Detail an Pumpen sind die Ventile, die der Vortragende jedoch nur bedingt als den wichtigsten Bestandtheil ansieht. Einer schlecht construirten Pumpe kann auch durch das beste Ventil nicht geholfen werden; die Ventilconstruction selbst ist durchaus nebensächlich, sie gewinnt erst Bedeutung, wenn die Construction im Allgemeinen richtig ist und nun durch eine besondere Ventilart bestimmten Bedingungen entsprochen werden muss. Die heutige grosse Mannigfaltigkeit der Ventile hält der Vortragende nicht für berechtigt, sondern schreibt nur wenigen Ventilformen einen grösseren Werth zu. Als solche Formen werden die Stufenventile und die Ringventile angeführt, mit denen auch schwierige Aufgaben gelöst werden können. Die Gruppenventile, also die Anordnung, dass man einen Gesammtquerschnitt auf eine grosse Anzahl von Einzelventilen vertheilt, hält der Vortragende nicht für zweckmässig, sowohl der Kosten wegen, als weil sich die kleinen Ventile nicht alle öffnen, sondern nur nach Maassgabe der verschiedenen Widerstände und meist nur in unmittelbarem Wasserstrome, und der Durchgangsquerschnitt ist ein viel kleinerer; als bei der Berechnung zu Grunde gelegt wurde. Man würde genau dasselbe erreichen, wenn man die Ventile mit geringerem Durchgangsquerschnitt, aber in solcher Construction ausführte, dass die Ventile sich auch richtig öffnen müssen. (Wir sind der Meinung, dass dieser Anschauung nur wenige Techniker bedingungslos beitreten werden; für ungeschickt angeordnete Gruppenventile, die nicht gleichmässig bezieh. nicht der Durchflussgeschwindigkeit entsprechend vertheilt sind, auf die das durchfliessende Wasser demgemäss mit verschiedener Geschwindigkeit treffen muss, mag der Vortragende Recht haben. D. R.) Bezüglich der Geschwindigkeit der Pumpen ist der Vortragende der Meinung, dass rasch gehende Pumpen erst noch gebaut werden müssten, und er hält Pumpen mit 1 bis 2 m Kolbengeschwindigkeit bei 50 bis 60 Umdrehungen noch für solche mit normalem Gange. Er behauptet vielmehr: „Es ist das Ziel und die Zukunft des Pumpenbaues, alle Pumpen mit denselben Geschwindigkeiten zu betreiben, die bei Dampfmaschinen die vortheilhaftesten sind, mit der Einschränkung, dass man bei kurzhubigen Pumpen nicht auf zu grosse Hubzahlen gelangt. Die Kolbengeschwindigkeit kann beliebig sein, sie kann auch 3 bis 4 m betragen; die empfindlichere Grenze kann nur die Hubzahl sein, weil diese maassgebend ist für den Schluss der Ventile, das ist die Zurücklegung eines bestimmten Weges in kurzer Zeit.“ Im weiteren Verlauf gibt der Vortragende zu, dass zwar mit Ring- und Stufen ventilen jeder beliebige Durchgangsquerschnitt zu erzielen sei, dass aber für grössere Abmessungen und grössere Geschwindigkeit deren Construction „ungeheuer beschwerlich und kostspielig“ werde und „die Steigerungsfähigkeit ihrer Geschwindigkeit alles zu wünschen übrig lasse“. „Solche Ventile,“ sagt der Vortragende wörtlich, sind nicht mehr zweckmässig; sie enthalten eine solche Summe von Dichtungsflächen, dass bei höherem Druck sogar die Instandhaltung schwierig wird. Es sind Ventilkasten erforderlich von solchen Abmessungen, dass die Sache zwar technisch ausführbar, aber nicht zweckmässig ist. „Diese Uebelstände vermeide ich dadurch, dass ich dem Ventil den vollen Hub gebe, so wie er theoretisch, mit Einrechnung der hydraulischen Widerstände, erforderlich ist, während umgekehrt bei den selbsthätigen Ventilen der Hub in dem Maasse verkleinert werden muss, als man die Geschwindigkeit erhöht. Bei raschem Gang darf der freie Ventilhub nur wenige Millimeter betragen; es muss daher der Ventilumfang ins Ungeheure vergrössert werden. Ich nutze aber bei kleinstem Ventilumfang den Hub vollständig aus. Ein Ventil von so grossem Hub kann sich aber dann nicht mehr selbsthätig schliessen, das ist unmöglich; ich verwende deshalb für den Schluss des Ventils einen eigenen Mechanismus, eine Steuerung.Vgl. S. 73, wo Ventile nach Riedeler dargestellt sind. Das Ventil muss dann genau im Hubwechsel geräuschlos und gezwungen sich schliessen. Alle gefährlichen Folgen, welche aus schlechter und ungenauer Function der Ventile entstehen, sind vollständig beseitigt und die Pumpe ist bei sonst richtiger Construction für ruhigen Gang befähigt; die Geschwindigkeit kann erhöht werden, wodurch sich die Abmessungen und Kosten wesentlich vermindern. „Das ist das einfache Princip der gesteuerten Ventile. Dieses ist mehrfach sehr missverständlich aufgefasst worden. Es wurde mir zugemuthet: Ich bewegte die Wassermassen mit fabelhaften Geschwindigkeiten, die im höchsten Grade gefährlich wären u. dergl. Das ist ganz unrichtig; es handelt sich nur um das Detail; um den nie versagenden Ventilschluss zu erzielen. Der Ventilhub ist grösser, als man ihn sonst machen darf, und die Folgen dieses grossen Ventilhubs sind durch die Steuerung ausgeglichen. Das Ventil muss sich dann schliessen, trotz des grossen Hubes, und dieser einfache Vorgang lässt die erwähnten grossen Vortheile ausnutzen. „Im Uebrigen ändere ich aber gar nichts; im Gegentheil gehe ich vorsichtiger vor, als viele andere. Ich weiss nicht, wie ich mich in der kürzesten Weise ausdrücken soll; ich möchte Folgendes veranschaulichen: Eine Wassersäule ist anzusaugen, diese bewegt sich in der Saugleitung mit geringer Geschwindigkeit zur Pumpe hin, und von dieser Wassermasse schneidet man mit den älteren, langsam laufenden Pumpen ein bestimmtes Wasservolumen weg; dieses ist aber so gross und so schwer, dass es nur mit grossen Kräften weiterbefördert werden kann. Das will ich, als gefährlich, vermeiden. Ich schneide von der sich langsam bewegenden Saugwassersäule einfach die Abschnitte rascher und kleiner ab, jede einzelne Wassermasse mit kleineren Kräften weiter befördernd. Ich weiche dadurch allen Schwierigkeiten aus, die bei grossen Maschinen aus den sehr grossen Kräften und Massen sich ergeben. Worin da eine Gefahr liegen soll, ist mir unerklärlich, denn die Windkessel wende ich an wie andere; im Gegentheil, ich kann sie wegen der viel geringeren Abmessungen viel wirksamer und günstiger anbringen, als bei langsam laufenden Pumpen; ich habe keine schwierige Massenbewegung, die irgendwie eine Gefahr bringen könnte. „Das Missverständniss kommt daher, dass, wenn von rasch laufenden Maschinen die Rede ist, der rasche Gang willkürlich auf die Bewegung der ganzen Wassersäule übertragen wird. Das ist durchaus unzutreffend; die grössere Kolbengeschwindigkeit und Hubzahl, die ich in Folge der gesteuerten Ventile auszuführen in der Lage bin, haben mit der Wassergeschwindigkeit direct nichts zu schaffen; letztere, sowie die Wassermassen kann ich nach Belieben klein halten. „Rascher Gang ist bei selbsthätigen Ventilen auch deshalb bedenklich und selbst normaler, d.h. langsamer Gang nicht ohne gelegentliche Gefahr, weil es keine Construction von selbsthätigen Ventilen gibt, bei welcher nicht gelegentlich der Schluss des Ventils versagen könnte. Die Ventilführungen sind nicht der Art, dass ein Klemmen des Ventils unmöglich wäre; weiter liegen alle Ventile in Wasserströmung, können also durch die Wasserströmung schief gezogen werden, also kurz, der Fall kommt bei selbsthätigen Ventilen vor, dass ein Versagen des Ventilschlusses eintritt, das Ventil gelegentlich seine uncontrolirbaren Bewegungen ausführt. Tritt aber einmal ein Versagen der Ventile ein, so treten bei langsam laufenden Pumpen, wegen der unvermeidlich grossen Kräfte und Massen, sofort sehr gefährliche Folgen auf, Folgen, die bei sonst ganz gleichen Umständen viel unbedenklicher wären, wenn die Pumpen rascher, das ist mit geringen Kraftwirkungen und geringeren Massen betrieben würden. „Solchen unsicheren, gefährlichen Zustand will ich nicht; das Ventil muss eine ganz genaue, nie versagende Bewegung machen, deshalb versehe ich es mit einer Steuerung. Ich halte es für die grösste, wenn auch durch Jahrhunderte ererbte Unvollkommenheit der Pumpen, dass der wichtigste Bestandtheil, das Ventil, gelegentlich eine uncontrolirbare, nicht genau vorgeschriebene Bewegung ausführen und dadurch Gefahren hervorrufen kann. „Was ich durch die gesteuerten Ventile erziele, ist die rasche Aufeinanderfolge der Abschnitte und die sichere Fortbewegung kleiner Wassermassen mit kleinen Kräften und die absolut sichere Bewegung des Ventiles. Ich habe die Construction nie für etwas anderes ausgegeben, als für ein Detail, welches eine sonst richtig gebaute Pumpe befähigt, diese einzelnen Abschnitte rasch zu machen, mit viel geringeren Kräften, und deshalb auch viel sicherer zu arbeiten, als langsam laufende Pumpen, bei welchen schon die grossen Kräfte und Formveränderungen allein bedeutende Gefahren mit sich bringen. „Ich wünschte, es gäbe eine Statistik derjenigen grossen Pumpen, welche nur deshalb verunglückt sind, weil sie bei langsamem Gang mit so übermässig grossen Belastungen arbeiten und bei den geringsten Störungen der Ventilbewegung die zerstörende Wirkung dieser grossen Kräfte hervorrufen müssen. Ich bin überzeugt, die Unfälle, die aus dem Umstand entstanden sind und entstehen werden; sind viel häufiger und viel gefährlicher, als die Gefahren, welche rascher Gang mit sich bringt. Bei raschemGang habe ich es, unter Voraussetzung ganz zuverlässig arbeitender Ventile, nur mit den Abnutzungsverhältnissen zu thun; die lassen sich leicht beherrschen. Mit Massenbewegungen und allen ihren Gefahren habe ich nichts zu thun, weil die absatzweise zu bewegenden Wassermassen viel geringer sein können, als sie bei irgend welcher anderen, gut construirten Pumpe unvermeidlich sind. „Nach den heutigen Erfahrungen lässt sich die Behauptung begründen, dass durch die Anwendung des Zwangsschlusses für die Ventile, bei gleichen Anlagekosten, unbedingt eine Mehrleistung von mindestens 75 Proc. erreichbar ist. Und weiters sind mit diesem System Aufgaben gelöst worden, welche mit gewöhnlichen Pumpen mit selbsthätigen Ventilen nur mit viel höheren Kosten lösbar wären. „Bei der ersten Durchführung des Systems der gesteuerten Ventile hatte ich sehr grosse Schwierigkeiten durchzukämpfen, es ist aber stets gelungen, sie zu überwinden, und es sind mir viele Fälle vorgekommen, wo man der Sache ohne jedes Vorurtheil entgegengetreten ist und mit bestem Erfolg die Sache ausgeführt hat. Zu meiner ganz besonderen Freude ist das jetzt auch in England und Amerika geschehen, unter recht schwierigen Verhältnissen und mehrfach in directem erfolgreichen Wettbewerb mit den besten Worthington-Maschinen.“ Dem anerkennenswerthen Vortrage Riedler's wurde von Thometzeck, dem Director des Bonner Wasserwerkes, der Einwurf gemacht, dass man sich bei Wasserversorgungsanlagen für Städte aus dem Grunde mit einer geringeren Geschwindigkeit begnügen müsse, da die Dauerhaftigkeit der Anlage die erste Bedingung sei. Ref. ist der Meinung, dass diese Rücksichtnahme wenigstens in demselben Maasse für Bergwerkspumpen gelten muss. Noch ein Umstand müsste wohl in Erwägung gezogen werden: Es wird unseren Lesern bekannt sein, dass die grossen Erfolge der schnell laufenden Dampfmaschinen hauptsächlich dem von Radinger gegebenen Anstosse zufolge in der Nutzbarmachung der lebendigen Kraft der sich bewegenden Theile der Dampfmaschine erreicht sind. Gegenüber der lebendigen Kraft des Gestänges verschwinden die Gewichte des Dampfes vollständig. Bei dem Wasser liegen aber die Verhältnisse ganz anders, da die Wassermasse einen bedeutenden Einfluss ausübt. Ferner übt jede Richtungsänderung einen bedeutenden Einfluss auf alle das Wasser umschliessenden Theile aus, was beim Dampfe nur in geringem Maasse der Fall ist. Ebenso wirkt jeder Schlag bekanntlich in der Wasserleitung auf eine weite Entfernung auf Pumpe und Leitungstheile. Es sind hier nur einige Umstände namhaft gemacht; wie weit dieselben einwirken und wie weit die regelmässige Wiederkehr der Pumpenschläge zu den vorkommenden Brüchen beitragen, das sind alles noch Fragen, die der Erledigung harren und die eine dankbare Aufgabe für weitere Forschungen bilden. Herrn Riedler aber gebührt für seine Anregungen unzweifelhaft der lebhafteste Dank. (Fortsetzung folgt.)