Titel: Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, Potasche und verwandter Industriezweige.
Fundstelle: Band 288, Jahrgang 1893, S. 186
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Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, Potasche und verwandter Industriezweige. Mit Abbildungen. Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, Potasche und verwandter Industriezweige. Darstellung reiner concentrirter Salpetersäure. Zur Gewinnung einer höchst concentrirten Salpetersäure zersetzt Fr. Valentiner in Leipzig-Plagwitz Salpeter mit Schwefelsäure im luftleeren Baum. Der dazu dienende Apparat besteht aus einer im Wasserbad stehenden Retorte, einem Kühler mit Vorlage und einer Woulff'schen Flasche, welche mit der Luftpumpe in Verbindung steht. (D. R. P. Nr. 63207 vom 8. September 1891; Auszüge aus den Patentschriften, 1892 Bd. 13 S. 773.) Darstellung von Soda in kleinen Krystallen. Soda in Form kleiner Krystallnadeln erhält man nach A. Kind dadurch, dass man feingepulverte, lockere Ammoniaksoda allmählich und unter stetigem Umrühren mit 70 Th. Wasser von 80 bis 90° anrührt und die entstandene teigartige Masse so lange bearbeitet, bis alles Wasser gebunden ist. Die Masse schwillt hierbei zu einem Haufwerk feiner Krystallnadeln an und ist nach dem Abkühlen ohne weiteres zur Verpackung fertig. (D. R. P. Nr. 66327.) Darstellung von Potasche, Soda bezieh. schwefligsauren Alkalien. Um aus Alkalifluorid die entsprechenden Carbonate zu erzeugen, wird dasselbe nach Kranz in Thorn in einer Reihe von gusseisernen Cylindern mit Rührvorrichtung bei Gegenwart von gallertartiger Kieselsäure oder feingepulvertem Feldspath systematisch in möglichst concentrirter Lösung mit Kohlensäure bezieh. Schwefeldioxyd behandelt. Die hierbei stattfindenden Reactionen lassen sich nach folgenden Gleichungen ausdrücken: 6KFl + SiO2 + 4CO2 + 2H2O = K2SiFl6 + 4KHCO3; 6KFl + SiO2 + 2SO2 = K2SiFl6 + 2K2SO3. Das ausgeschiedene Kieselfluoralkali wird von der Lösung des Alkalibicarbonats bezieh. Alkalisulfits getrennt und in einem Sodaofen bei Rothglut niedergeschmolzen. Es hinterbleibt Fluoralkali, während Fluorsiliciumgas entweicht, das in Wasser aufgefangen und dadurch in Kieselsäure und Kieselfluorwasserstoffsäure gespalten wird. Letztere wird sodann mittels Alkalichlorid in das Alkalisalz übergeführt und als solches einer neuen Schmelzung unterworfen. (D. R. P. Kl. 75 Nr. 65784 vom 24. Februar 1891.) Darstellung von Fluoralkali aus Kieselfluoralkali. Das bei obiger Darstellung von Alkalicarbonaten erhaltene Kieselfluoralkali, sowie auch Fluorcalcium verarbeitet derselbe Patentinhaber, Kranz in Thorn, auch nach einem anderen, gleichfalls patentirten Verfahren. Das Kieselfluoralkali wird in einem verbleiten, gusseisernen Kessel mit concentrirter Schwefelsäure erhitzt und das entweichende Gasgemenge aus Fluorwasserstoff und Fluorsilicium durch eine Reihe zur Hälfte mit Wasser gefüllter Flaschen geleitet. Hierbei wird das Fluorsilicium wie bekannt zerlegt in Kieselsäure und Kieselfluorwasserstoff. Die entstehende Kieselsäure aber setzt sich mit dem gleichzeitig vorhandenen Fluorwasserstoff wieder um in Fluorsilicium und Wasser, bis schliesslich ziemlich reines Fluorsilicium entweicht, während der Fluorwasserstoff vom Wasser absorbirt wird. 3SiFl4 + 2H2O = SiO2 + 2H2SiFl6 SiO2 + 4HFl = SiFl4 + 2H2O. Das entweichende Fluorsilicium wird in Bleikammern über Fluorcalcium geleitet, das gebildete Kieselfluorcalcium in wässerige Lösung gebracht und mit Alkalichlorid in Kieselfluoralkali übergeführt, das als solches von Neuem in den Process eingeführt wird. Die Flussäure dagegen dient zur Zersetzung des bei der Zerlegung von Kieselfluoralkali mit Schwefelsäure erhaltenen sauren Alkalisulfats, z.B. NaHSO4 + HFl = NaFl + H2SO4. Die Trennung des Fluorsiliciums vom Fluorwasserstoff kann auch auf folgende Weise bewirkt werden: Man leitet das Gasgemisch entweder über trockenes Alkalichloridpulver oder lässt es in Bleikammern direct über Fluorcalciumpulver und mit etwas Schwefelsäure befeuchtetes saures Alkalisulfat streichen, welches in Bleitrögen untergebracht ist. Hierbei nimmt das Sulfat aus dem Gasgemenge hauptsächlich Fluorwasserstoff auf unter Bildung von Fluoralkali und Schwefelsäure, während das Fluorsilicium vom Fluorcalcium absorbirt wird. Schliesslich kann der ganze Process auch in einem einzigen Apparate ausgeführt werden. Das Kieselfluoralkali wird mit Schwefelsäure (Volumgewicht 1,55) erhitzt. Es bildet sich wie oben Fluorsilicium, das sich zersetzt, indem es die Kieselsäure an der Oberfläche abscheidet, und Fluorwasserstoff, der entweicht und durch Alkalibisulfat absorbirt wird, welch letzteres sich in einem oberen, durch Wasser gekühlten Gefässraum befindet. (D. R. P. Kl. 75 Nr. 65576 vom 10. Juli 1891.) Elektrolytische Darstellung der Alkali- und Erdalkalimetalle, sowie der Hydrate derselben. G. J. Atkins und E. Applegarth wollen Alkali- und Erdalkalimetalle, sowie deren Hydrate in der Weise elektrolytisch darstellen, dass sie über die Kathode ununterbrochen Quecksilber laufen lassen, was sie durch folgende Einrichtung zu erreichen suchen: Ein innen amalgamirter Metallcylinder A (Fig. 1), welcher als Kathode dient, ist unten mit einem Ablassrohr B versehen, das in vorliegendem Falle mit einem Heber B1 versehen ist, aber auch mittels Hahn oder Ventil verschliessbar gemacht werden kann. Das obere Ende dieses Cylinders erweitert sich bei C trichterförmig, um das untere Ende eines zweiten Cylinders D so in sich aufzunehmen, dass zwischen der Aussenseite des inneren CylindersD und der inneren Seite des äusseren Cylinders A ein enger, ringförmiger Raum gelassen wird, damit, wenn man durch das Rohr E Quecksilber in diesen Trichter fliessen lässt, dieses durch den engen ringförmigen Raum geht und verhältnissmässig langsam über die amalgamirte Fläche des Cylinders A hinabläuft, sich auf dem Boden ansammelt und durch B abgelassen wird. Der Metallcylinder A dient als feststehende Kathode, welche durch die Leitung A1 mit einer Dynamomaschine in Verbindung gebracht werden kann, und enthält eine zur Zersetzung geeignete Lösung, wie z.B. Chlornatrium. In der Mitte des Cylinders A befindet sich die Anode F aus Kohle, welche mit einem unten geschlossenen Schlauch aus dichtem Hanfgewebe umgeben ist und durch die Leitung F1 mit der Dynamomaschine verbunden wird. Die Anode besteht entweder aus einer Hohlspindel oder einer Röhre H, welche, auf geeignete Weise mit der Kohle F umgeben, die zu zersetzende Lösung auf den Boden des Schlauchrohres G leitet. Während nun die Lösung allmählich bis zum oberen Theil um die Aussenfläche der Anode empor steigt, wird sie durch den Strom zersetzt, wobei der grösste Theil des Natriums durch den Schlauch G hindurch zur Kathode tritt. Die zersetzte Lösung fliesst durch das Rohr J ab, indem sie das freigemachte Chlor mitnehmen soll. Textabbildung Bd. 288, S. 186 Fig. 1. Soll Alkalihydrat dargestellt werden, so lässt man durch K Wasser in den Kathodenraum A einströmen; es entwickelt sich Wasserstoff, und die gebildete Lauge zieht durch das Rohr J ab. Um die Sammlung und Entfernung der entwickelten Gase aus der Kathoden- bezieh. Anodenkammer zu erleichtern, können letztere mit Deckeln und Ablassrohren versehen werden, welche das Gas in geeignete Behälter führen. Damit die Kathodenfläche A stets amalgamirt bleibt, wird das Niederfliessen des Quecksilbers in der Kathode A dadurch verlangsamt, dass man die Innenfläche mit wagerechten Rippen versieht, über welche das Quecksilber hinwegrieselt. Anstatt das Quecksilber dem oberen Ende der Kathode zuzuführen und durch seine Schwere über die wirksame Fläche laufen zu lassen, kann die Kathode selbst durch irgend eine geeignete mechanische Vorrichtung bewegt werden, so dass sich mit derselben eine dünne Schicht Quecksilber bewegt. Ueber das Nähere dieser Einrichtung wird auf die Patentschrift verwiesen. (D. R. P. Nr. 64409.) Herstellung von Alkalicarbonat mittels Elektrolyse. Das Bestreben, aus den Alkalichloriden die betreffenden Carbonate herzustellen auf einem kürzeren und einfacheren Weg, hat zwei Verfahren gezeitigt, welche mittels Elektrolyse dies zu erreichen suchen. So wollen Eugène Hermite und André Dubosc in Paris Alkalicarbonat dadurch erzeugen, dass sie Alkalichloridlösung in Gegenwart von gelatinöser Thonerde oder Aluminiumchlorid der Elektrolyse unterwerfen. Wird ein Strom verwendet, der eben zur Zersetzung des Alkalichlorids hinreicht, so wird das gebildete Alkalialuminat, weil seine Verbindungswärme höher ist als jene des Alkalichlorids, durch den Strom nicht wieder zerlegt werden. Das Alkalialuminat wird sodann durch Kohlensäure zerlegt. (D. R. P. Kl. 75 Nr. 66089 vom 23. April 1892.) Ein anderes Verfahren von den Ingenieuren Wilhelm Spilker und Carl Löwe, welches in Oesterreich patentirt und an die Vereinigten Chemischen Fabriken in Leopoldshall übertragen ist, bezweckt die Herstellung von Lösungen der Monocarbonate der Alkalimetalle und von gasförmigem Chlor aus den entsprechenden Halogenalkalien durch den elektrischen Strom. Die Vortheile des Verfahrens sollen darin liegen, dass die Bildung von Alkali und Chlor zu einer continuirlichen, bei jeder Concentration der verschiedenen Producte sich vollziehenden gemacht wird, und das Alkali in Form einer Lösung frei von Halogenalkali gewonnen wird. Versuche haben ergeben, dass eine constante, genau den verschiedenen Strommengen entsprechende Zersetzung der Halogenalkalien dann eintritt, wenn in dem durch ein Diaphragma mit Anoden- und Kathodenraum getrennten elektrolytischen Bade nur derjenige Raum, in welchem thatsächlich das Chlor gebildet wird, d.h. der Anodenraum, eine Lösung von Halogenalkali enthält, während der Kathodenraum mit einer neutralen oder schwachsauren Lösung des betreffenden Alkalis gefüllt ist. Praktisch wendet man hierbei Kohlensäure an. Sorgt man dafür, dass der Kathodenraum mit einer Lösung von neutralem oder schwachsaurem Alkalicarbonat gefüllt ist, während der Anodenraum das entsprechende Chlorid, Bromid, Jodid gelöst enthält, so findet die Zersetzung gemäss folgender typischen Gleichung statt: \underbrace{\mbox{Na}_2\mbox{CO}_3+(2\,\mbox{CO}_2+\mbox{Na}_2\mbox{O})}_{\mbox{Kathode}}+\underbrace{2\,\mbox{NaCl}+\mbox{H}_2\mbox{O}}_{\mbox{Anode}}=\underbrace{3\,\mbox{Na}_2+\mbox{H}_2}_{\mbox{Kathode}}+\underbrace{2\,\mbox{Cl}}_{\mbox{Anode}} d.h. der Anodenraum verliert durch eine Art elektrolytischer Osmose seinen Alkaligehalt unter gleichzeitiger Chlorentwickelung, während der Kathodenraum dieses Alkali aufnimmt und letzteres unter Wasserstoffentwickelung mit dem dort vorhandenen Sesquicarbonat neutrales Carbonat bildet. Diese Reaction vollzieht sich ganz unabhängig von der Concentration sowohl des Kathoden- als Anodenraumes. Ferner stellte sich heraus, dass von Anfang der Zersetzung an, d.h. bei jeder beliebigen Concentration in Anoden- und Kathodenflüssigkeit, der Anodenraum an Volumen ab-, der Kathodenraum dagegen gleichzeitig an Volumen zunimmt. Steht nun die Concentration der Kathodenlösung zur Concentration der Anodenlösung in einem bestimmten Verhältniss, so nimmt durch die Elektrolyse die Concentration des Kathodenraumes an kohlensaurem Alkali nicht mehr zu, sondern lediglich, und zwar genau entsprechend der verwendeten Strommenge, das Volumen. Ebenso bleibt die Concentration des Chlorids im Anodenraum constant unter Abnahme des Volumens. Dies ist z.B. der Fall, wenn der Kathodenraum eine Lösung von etwa 15,5 Proc. Na2CO3; der Anodenraum eine Lösung von etwa 18 Proc. NaCl enthält, d.h. wenn die Concentrationdes Carbonats zu der des Chlorids im Verhältniss der Aequivalente steht. Diese Thatsache ist für den Fabrikbetrieb von grösster Wichtigkeit. Man bringt demgemäss den Process so in Ausführung, dass eine Reihe von elektrischen Bädern treppenförmig aufgestellt wird in der Weise, dass Kathoden- mit Kathoden-, Anoden- mit Anodenraumen in Verbindung stehen. Erstere sind mit Carbonat-, letztere mit den entsprechenden Chloridlösungen gefüllt. Leitet man nun in den Kathodenraum des obersten Bades oder besser in ein damit in Verbindung stehendes Gefäss, das natürlich ebenfalls mit Carbonatlösung gefüllt ist, Kohlensäure ein und lässt gleichzeitig in den Anodenraum des obersten Bades continuirlich frische Chloridlösung zufliessen, so fliesst aus dem Kathodenraum des untersten Bades fortwährend fertige Carbonatlösung aus, während gleichzeitig aus den verschlossenen Anodenraumen der verschiedenen Bäder ein continuirlicher Chlorgasstrom entweicht. (Oesterreichisches Patent Kl. 75 vom 26. Mai 1892.) Darstellung von Soda und Chlor. Um in einer einzigen Operation durch Erhitzen eines Gemenges von Kochsalz und Eisenvitriol zur Rothglut Natriumcarbonat und Chlor zu erhalten, will Theophile Raynaud in Moustier-sur-Sambre, Belgien, auf folgende Weise verfahren: Ein Gemenge von Kochsalz und Eisenvitriol in molekularen Mengen wird in einem Ofen mit doppeltem Gewölbe zur Rothglut erhitzt. Hierbei entwickelt sich reines Chlor oder Salzsäure, je nachdem man den Process trocken oder feucht führt, d.h. entweder unter gänzlichem Ausschluss von „Feuchtigkeit“ oder dieser Zutritt gestattet, und im Ofen hinterbleibt ein Gemenge von Eisenoxyd und Natriumsulfat (Fe2O3 + Na2SO4). Sobald die Chlor- bezieh. Salzsäureentwickelung aufhört, erhöht man die Temperatur des Ofens, indem man gleichzeitig dem Gemenge so viel Holzkohle zusetzt, dass die Umsetzung zwischen Eisenoxyd und Natriumsulfat angeblich nach folgenden Gleichungen verlaufen kann: 3Na2SO4 + 2Fe2O3 + 16C = Fe4Na6S3 + 14CO + 2CO2. Die Verbindung Fe4Na6S3 wird aber durch die Einwirkung der gleichzeitig entstandenen Kohlensäure bei Gegenwart von Sauerstoff zerlegt in Fe4Na6S3 + 2CO2 + O2 = 2Na2CO3 + Fe4Na2S3. Das Natriumcarbonat wird sodann durch Auslaugen von der Eisen-Natrium-Schwefelverbindung getrennt, in welcher durch Liegen an der Luft das Schwefeleisen wieder in Eisenvitriol verwandelt werden soll. (Oesterreichisches Patent vom 10. December 1891.) Vorkommen und Bildung von Glaubersalz in den Kalibergwerken von Kalusz. In dem Kainitlager der Kalibergwerke von Kalusz, Galizien, bemerkte R. Zaloziecki an einer Stelle, wo Lauge aus den Spalten heraussickerte, eine beträchtliche Krystallbildung, der man bislang keine Bedeutung zulegte, weil man die Krystalle ohne weiteres für Sylvin hielt. Verfasser jedoch, der die Krystalle näher untersuchte, fand, dass dieselben aus fast reinem Natriumsulfat bestanden. Die Zusammensetzung war die folgende: WasserNatriumsulfat 52,2542,50 Proc. Na2SO4 +10H2O= 94,75 Proc. Kaliumsulfat   1,56 Calciumsulfat   0,33 Chlornatrium   1,85 Chlormagnesium   0,87 –––––––––––– 99,36 Proc. Verfasser war anfangs der Meinung, dass das Glaubersalz fertig gebildet vorhanden sei, welches durch Auslaugen der oberen Deckschichten durch Tagwässer fortgeführt werde. Allein eine Untersuchung des dem Kainit als Decke dienenden Gypsthones deutete darauf hin, dass die Bildung des Glaubersalzes bedingt ist durch die Wechselwirkung der Bestandtheile des Kainits bei Aufnahme von Wasser. Und in der That wurde dies durch den Versuch im Laboratorium bestätigt. Verfasser liess in einer engen, unten ausgezogenen Röhre, die mit einem Asbestpfropf verschlossen war, durch eine Schicht von 30 cm Höhe fein gemahlenen KainitsDie Zusammensetzung des Kainits war: Wasser 15,84; Unlösliches 11,07; K2SO4 17,03; MgSO4 13,05; MgCl2 9,54; NaCl 31,33; CaSO4 2,24. eine 10proc. Kochsalzlösung bei einer Temperatur von 5 bis 8° langsam hindurchsickern und fing das Filtrat in Mengen von 4 mal 50 cc auf. Der ausgelaugte Rückstand wurde mit Wasser ausgekocht und die Auskochung ebenfalls untersucht. Kurz zusammengestellt war das Ergebniss das folgende: Filtrat I. Freiwillig nichts. Beim Eindampfen Gyps-Kaliummagnesiumsulfat (Schönit) und Kochsalz; in Lösung Chlormagnesium. Filtrat II. Freiwillig Natriumsulfat mit 7H2O. Beim Eindampfen Gyps, Kochsalz; in Lösung Chlormagnesium. Filtrat III. Freiwillig nichts. Beim Eindampfen Natriumsulfat in monoklinen Prismen. Na2SO4 + 10H2O. Salz mit Gyps. Filtrat IV. Freiwillig nichts. Beim Eindampfen Natriumsulfat mit etwas Gyps. Filtrat V. Durch Auskochen und Abdampfen des Rückstandes Gyps. Natriumsulfat mit Kaliumsulfat. Es bildet sich also bei Einwirkung von Salzlösung auf Kainit in niedrigen Temperaturen in reichlicher Menge Natriumsulfat, welches bei entsprechender Concentration zur Ausscheidung gelangen kann. Die Umsetzung zwischen dem Chlornatrium und Magnesiumsulfat des Kainits geschieht offenbar nach der Gleichung: 2NaCl + MgSO4 = Na2SO4 + MgCl2. Am Schlusse seiner Abhandlung weist Verfasser noch auf die Thatsache hin, dass in Filtrat II das Natriumsulfat Na2SO4 + 7H2O zuerst auskrystallisirte, ohne dass eine Spur Gyps mit ausfiel, dass die Fällung des Gypses vielmehr erst dann eintrat, als die vom Glaubersalz abfiltrirte Lauge eingedampft wurde. Es liegt also hier der Fall vor, dass ein schwerlöslicher Körper erst nach dem leichtlöslichen zur Abscheidung kommt. Diese Thatsache scheint auf etwas modificirte Löslichkeitsverhältnisse des Gypses in Sulfaten hinzudeuten. Man darf deshalb die Gypsniederschläge in Salzlagern nicht ohne weiteres schematisch behandeln. (Nach Monatshefte für Chemie, 1892 Bd. 13 S. 504.) Neuerungen im Salinenwesen. Die Neuerungen im Salinenwesen sind von C. v. Balzbergeiner kritischen Besprechung unterzogen worden, der nachstehende Mittheilungen entnommen sind: 1) Apparat zur Verdampfung von Salzlösungen und anderen Flüssigkeiten. Die National Salt and Chemical Company in New Jersey (Vereinigte Staaten Amerikas) verdampft Lösungen in der WeiseD. R. P. Nr. 57757., dass sie dieselben in fein vertheiltem Sprühregen einem Strom heisser Luft entgegenführt und so durch möglichst innige Berührung beider eine rasche Verdampfung erzielt. Fig. 2a., Bd. 288, S. 188 Fig. 2b., Bd. 288, S. 188 Die Ausführung des Apparates (Fig. 2a), der in drei Variationen hergestellt wird, ist eine sehr einfache. B ist eine mit vielen Schlitzen versehene Lutte, die, an beiden Enden verschlossen, an den Trägern b1 und b2 in die weitere Lutte A eingehängt ist. Die heisse Luft oder die heissen Gase werden durch das Rohr B1 in die Lutte B eingedrückt oder eingesaugt, die dann durch die Schlitze b, in zahlreiche Ströme vertheilt, in den Zwischenraum der Lutten A und B eintritt und nach oben entweicht. Eine um die Lutte B gelegte ringförmige Röhre C ist an ihrer unteren Seite mit zahlreichen Löchern versehen und hat den Zweck, die in dieselbe eintretende Flüssigkeit in einem feinen Regen in das Gefäss D abtropfen zu lassen. Auf diesem Wege werden die heissen Gase ganzes oder theilweises Verdunsten der Flüssigkeit bewirken und sich gleichzeitig mit den Dämpfen sättigen; die ausgeschiedenen Salzkrystalle fallen mit der Flüssigkeit in das Gefäss D, aus welchem sie mittels des Schiebers d2 entfernt werden können, während die sich ansammelnde Flüssigkeit durch das Rohr D1 abrinnt und sodann durch eine Pumpe abermals in das Rohr C eingeführt werden kann. Eine zweite Construction unterscheidet sich von der in Fig. 3 bis 4 dargestellten nur dadurch, dass die äussere Lutte mit dem Sammelgefäss fest verbunden ist und Flüssigkeit sowie auch Krystalle unten durch einen Schieber abgelassen werden. Bei einer dritten Construction endlich fehlt die innere Lutte gänzlich und die äussere ist an ihrem unteren Ende vielfach durchlocht in der Weise, dass die Löcher mit einem Mantel umgeben sind, von welchem der Gasstrom durch die Löcher in das Innere der Lutte eindringt. Ein Exhaustor entfernt dann die gesättigten und abgekühlten Gase. Textabbildung Bd. 288, S. 189 Fig. 3. Textabbildung Bd. 288, S. 189 Fig. 4. Verfasser weist darauf hin, dass die Verdampfung von Flüssigkeiten durch directe Berührung mit Heizgasen oder erhitzter Luft schon mehrfach versucht und ausgeführt worden ist und führt die diesbezüglichen Patente an. Gleichwohl hat sie eine Anwendung in grösserem Maasstabe im Salinen wesen noch nicht gefunden. Der Grund hie von liegt darin, dass die Erzeugung grosser Mengen hoch erhitzter Luft mit grossen Schwierigkeiten und einem viel grösseren Wärmeaufwand verbunden ist, als die Erzeugung von Salz auf gewöhnliche Weise erfordert. 2) Rotirender Trockenapparat für Kochsalz und ähnliche Stoffe.D. R. P. Nr. 59617. Der von Fischer in Schönebeck construirte Apparat zum Trocknen von Kochsalz und anderen Salzen besteht aus einer schräg gestellten rotirenden Trommel in festem Gehäuse, deren unterer Achszapfen in einer Stopfbüchse gelagert ist. Um zu vermeiden, dass das Trockengut während des Betriebes durch das Rohr L herausfällt, ist bei g ein Kranz angebracht, welcher gebogene Bleche trägt. Diese gebogenen Bleche lassen an ihren schiefen Flächen das Trockengut an der Einströmung vorbei an die Wandungen der Trommel abrutschen. Das Trocknen geschieht entweder mit erhitzter Luft oder mit Dampf; für den ersteren Fall dient die Construction, wie sie Fig. 3 darstellt; für den letzteren jene von Fig. 4. Bei Anwendung erhitzter Luft tritt dieselbe bei L in den Apparat, durchstreicht die Trommel von unten nach oben, wobei das Trockengut durch in l angebrachte Wellblechstreifen durchgeschaufelt und in fein vertheiltem Zustande dem Strome der heissen Luft entgegengeschüttet wird, und verlässt am oberen Ende die Trommel. Bei dem Apparate für erhitzte Luft wirkt auf den Stahlzapfen s eine Stellschraube q, durch deren Drehung eine geringe Verschiebung der rotirenden Achse ermöglicht und dadurchein gutes Abdichten des Apparates in den beiden Verschlusskapseln erreicht wird. Bei dem für Dampf eingerichteten Apparat ist die Achse hohl und dient zur Abführung des Condensationswassers. Die Trocknung des Salzes in Trommeln oder Gehäusen ist ebenfalls schon mehrfach ausgeführt worden;D. R. P. Nr. 35006. sie leidet aber an dem Uebelstand, dass das Salz durch das Rosten der Trommelwände missfarbig wurde und auch die glänzende Aussenseite der Krystalle verlor. Der Fischer'sche Apparat hat allerdings den Vortheil, dass die zugeführte heisse Luft die ganze Trommel durchstreicht und nicht, wie bei den älteren Methoden, nur den oberen Abschnitt der schrägliegenden Trommel, gleichwohl wird aber ein Rosten der Trommelwände nicht zu verhindern sein. 3) Verfahren zur Reinigung von Soole. Das von Mauricio Mannel Monsanto in Hoboken, New Jersey (Nordamerika) angegebene VerfahrenD. R. P. Nr. 55976. zur Reinigung von Soole besteht darin, dass die Sulfate, Carbonate und Chloride des Calciums, des Magnesiums und des Eisens durch Zusatz von Trinatriumphosphat (Na3PO4) gefällt und mittels Filtration entfernt werden. Als Nebenproduct bildet sich bei der Reinigung aus dem Natrium des Natriumphosphates und der Schwefelsäure der Sulfate Natriumsulfat, welches als leicht löslich in die Mutterlauge übergeht. Ein anderer Theil des Natriumphosphates bildet durch Umsetzung mit Chloriden Natriumchlorid. Das Trinatriumphosphat hat die Eigenschaft, das Eisen nicht anzugreifen und bei Umsetzung mit den Salzen der Soole freie Säuren (z.B. HCl) nicht auftreten zu lassen. Die bei der Reinigung entstehenden sehr leichten und flockigen Niederschläge von Calcium- und Magnesiumphosphat wirken auch mechanisch reinigend auf die Soole, indem sie suspendirte Verunreinigungen auf sich niederschlagen. In der Praxis stellte es sich heraus, dass das Natriumphosphat die Eigenthümlichkeit besitzt, dem Gyps die Eigenschaft zu nehmen, sich an den heissen Oberflächen der Verdampfungsschalen festzusetzen, und so die Bildung von Pfannenstein verhindert, selbst wenn eine geringere Menge Natriumphosphat zugesetzt wird als zur Sättigung des Kalksulfats nöthig ist. Der Niederschlag kann entweder dadurch von der gereinigten Soole getrennt werden, dass man ihn absetzen lässt und die Soole abzieht, oder dadurch, dass man den ganzen Pfanneninhalt durch eine Filterpresse schickt. Verfasser berechnet an der Hand eines Beispieles die zur Reinigung der betreffenden Soole nöthige Menge Natriumphosphat und zeigt, dass zur Zeit die Reinigung der Soole mit Natriumphosphat wegen des hohen Preises desselben noch zu theuer ist. 4) Verbesserte Salzpfanneneinrichtung der Schweizer Rheinsalinen in Rheinfelden.Eidgen. Patent Nr. 3906 vom Jahre 1891. Diese Einrichtung bezweckt den in der Soole enthaltenen Gyps durch Erhitzung derselben im geschlossenen Raume zu fällen. Es ist zu diesem Zweck in die Pfanne ein durch zwei Flammrohre heizbarer Kessel eingebaut. Dieser Kessel ist mit einem Deckel dicht verschlossen, so dass trotz Ueberhitzung der Soole keine oder nur geringe Dampfbildung stattfindet. Die erhitzte Soole tritt dann auf den beiden Längsseiten mit geringer Wallung in die äussere Pfanne, wo sie durch Wärmeabgabe der vom Kessel abziehenden Gase weiter verdampft wird. Zum Ersatz der verdampfenden Soole tritt durch ein besonderes Rohr frische, kalte Soole ununterbrochen ein. Durch das Erhitzen der Soole wird der in derselben enthaltene Gyps theilweise als Schlamm auf dem Kesselboden abgelagert, theils als Kruste an den äusseren Wandungen der Flammrohre abgesetzt, ohne dass dabei Salz mit niedergeschlagen wird. Die Gypskrusten lösen sich leicht von den Rohrwandungen ab, namentlich wenn sie einem Temperaturwechsel ausgesetzt werden. Die Entgypsung der Soole hängt in diesem Apparate in erster Linie von der Heizfläche, das ist dem Umfange der Flammrohre ab und dann von der Höhe der Temperatur der erhitzten Soole. Wenn in diesem Apparat die Soole auch nicht vollständig vom Gyps befreit werden kann, so bezeichnet Verfasser denselben doch als vortheilhaft, und zwar aus dem Grunde, weil der Pfannenboden nicht direct von der Stichflamme berührt wird, was viel zur Schonung derartiger Pfannen beiträgt und somit auch die Reparaturkosten vermindert. (Fortsetzung folgt.)