Titel: Triebwerke zur mechanischen Kraftübertragung.
Fundstelle: Band 288, Jahrgang 1893, S. 245
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Triebwerke zur mechanischen Kraftübertragung. Mit Abbildungen. Triebwerke zur mechanischen Kraftübertragung. A) Bewegliche und nachstellbare Lager. Dem Grundsatze, nach welchem dem Lager die Möglichkeit zu geben ist, sich den Zufälligkeiten; welchen eine Wellenleitung ausgesetzt ist, zu fügen, wird neuerdings grosse Aufmerksamkeit geschenkt; und nicht mit Unrecht, denn eine mit Spannung gehende Welle verursacht oft bedeutende Kraftverluste. Bei den ersten, diesen Zweck verfolgenden Constructionen wandte Bancroft einen Universalhängebock an, welcher der Lagerschale gestattete, das Gewicht der Welle auf der ganzen Schalenbreite aufzunehmen. Diese Construction fand erst weitere Verbreitung durch die Umformung, welche sie durch Sellers erfuhr. Während in erster Zeit die Lager nur in zwei körnerartigen Aufhängepunten ruhten, also nur eine beschränkte Bewegung machen konnten, ordnete man später Kugelgelenke an, die eine zwanglose Bewegung nach allen Richtungen gestatteten. Damit ist jedenfalls eine bessere Construction hingestellt, als die Lager mit beschränkter Bewegung bieten. Wenn trotzdem von Specialfabriken die minderwerthige Construction beibehalten wird, so hat das darin seinen Grund, dass die Schwankungen meist nur nach einer Richtung eintreten, nach jeder anderen Richtung aber unerheblich sind. Dergleichen Lager sind unter anderen von S. Schönherr in Chemnitz, von Anthon und Söhne in Flensburg und von dem Hannoverschen Messing- und Eisenwerk in Wülfel gebaut worden. Bei diesen Lagern ruht der untere Theil der Lagerschale mit einer Kugelform auf einer geraden oder kugelförmigen Unterlage, der obere Theil wird durch eine Körnerschraube mit Gegenmutter gehalten. Diese Lager gewähren allerdings auch eine annähernd vollkommene Bewegung, wenn die Spitze der Stellschraube in dem Mittelpunkte der zu der Ausbohrung gehörigen Kugel liegt. Eine vollkommene Kugelbewegung liefern die von W. Sellers und Co. in Philadelphia construirten und unter dem Namen Sellers-Lager allgemein bekannt gewordenen Lager dadurch, dass sie in genauen Kugelformen sich bewegen. Da die Sellers-Lager eine Schalenlänge von dem Vierfachen des Wellendurchmessers gestatten, ergeben sie einen sehr geringen specifischen Druck auf die Lagerschalen und gestatten eine vortheilhafte Schmierung. Die Sellers-Lager werden in verschiedenen Formen auch von deutschen Fabriken, die sich besonders auf die Herstellung eingerichtet haben, in grosser Vollkommenheit angefertigt, Wir nennen hier nur die Berlin-Anhaltische Maschinenbau-Actiengesellschaft in Dessau, Frederking in Leipzig, Lohmann und Stolterfoth in Witten, A. Oeser Nachfolger in Penig, Nagel und Kämp in Hamburg. Eine weitere Verbesserung der Lager besteht in der Verstellbarkeit in der Höhenrichtung, wie sie unter anderen von Escher, Wys und Co. in Zürich und von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Actiengesellschaft geliefert werden. Eine Construction, die der Beweglichkeit der Lager in ausgedehnter Weise Rechnung trägt, ist das Schaukellager von W. Lorenz in Karlsruhe (D. R. P. Nr. 64015 vom 27. Januar 1892). Dasselbe gestattet der Welle, sich nach verschiedenen Richtungen zu bewegen, und zwar kann die Wellenachse sich sowohl wagerecht wie senkrecht drehen oder schaukeln und sich mit Hilfe beider Bewegungen nach den verschiedensten Richtungen im Raume einstellen. Die Doppelbewegung wird dadurch erreicht, dass die untere tragende Lagerschale nicht im Lagerstuhl, sondern in einem Zwischenstück beweglich gelagert ist, welches seinerseits beweglich im Lagerstuhl angeordnet ist. In Fig. 1 bis 11 sind einige Schaukellager als Stehlager dargestellt. Textabbildung Bd. 288, S. 245 Lorenz' Schaukellager. Die untere Lagerschale a (Fig. 1 und 2) ruht mit einem Auge drehbar auf einem entsprechenden Auge eines Zwischenstückes b, das zu einer Tropfschale ausgebildet ist. Ein Zapfen der Unterschale greift in eine entsprechende Bohrung der Tropfschale ein. Derselbe dient zum Centriren und Festhalten der Lagerschale a und b. Seine Bodenfläche braucht nicht als Unterstützung der Lagerschale benutzt zu werden; die Unterstützung erfolgt durch das erste Auge, das sich um den Zapfen f auf dem Auge des Zwischenstückes b dreht. Das letztere ruht mit einer Warze oder Wulst g mit geringem Spiel in einer Mulde des Lagerstuhles oder der Fussplatte c, so dass das Zwischenstück oder die Tropfschale b senkrecht schaukeln kann. Das Zwischenstück kann auch eine Mulde erhalten und mit dieser auf einer Warze des Lagerstuhles senkrecht schaukeln. Textabbildung Bd. 288, S. 246 Lorenz' Schaukellager. Zur Aufnahme des Riemenzuges, zur Sicherung der Lagerschalen und zur Entlastung derselben wie der Druckschraube d sind die beiden Seitenwandungen der Tropfschale in der Mitte des Lagers, die untere Lagerschale umschliessend, mit geringem Spielraum bis zum Wellenmittel emporgebaut, so dass sie der zur Seite gedrückten Lagerschale einen Widerhalt darbieten. Textabbildung Bd. 288, S. 246 Lorenz' Schaukellager. Die Lagerschalen werden mit geringem Spielraum von einem mit geeignetem Querschnitt versehenen Bügel e umfasst, welcher mittels Bolzen scharnierartig mit der Fussplatte c verbunden ist und bei einseitigem Riemenzug zurEntlastung und Sicherung der Tropfschale zum Widerhalt für dieselbe dient. Der Bügel trägt die Druckschraube d zum Halten der oberen Lagerschale und zum Uebertragen des Druckes auf den Bügel bezieh. auf den Lagerstuhl. In Fig. 3 und 4 ist eine Abänderung der beschriebenen Doppellagerung dargestellt, bei welcher die untere Lagerschale nicht in einer Mulde der Tropfschale, sondern mittels seitlich angebrachter Warzen k mit geringem Spiel in den Seitenwangen des Zwischenstückes bezieh. der Tropfschale b gelagert ist und in ihr senkrecht schaukeln kann. Die Tropfschale wird auf ihrer Unterstützung wieder durch einen Zapfen l centrirt und geführt. Fig. 5 und 6 zeigen eine Doppellagerung mit einfachem Zwischenstück b und beispielsweise an der Lagerplatte angebrachter Tropfschale. Diese Anordnung kann gleichfalls zur Auswechselung grösserer Lagerschalen gegen kleinere; unter Beibehaltung des für letztere passenden Lagerstuhles benutzt werden. An Stelle der zur wagerechten Drehung der Unterschale oder des Zwischenstückes dienenden Augen und Centrirungszapfen können sowohl die Unterschalen in den Zwischenstücken, wie letztere im Lagerstuhl oder in der Fussplatte mittels halbkugelförmiger Warzen mo an ersteren und entsprechenden Aushöhlungen in letzteren gelagert werden, wie Fig. 7 zeigt. Textabbildung Bd. 288, S. 246 Lorenz' Schaukellager. Die Warzen haben in den Aushöhlungen geringes Spiel. Bei dieser Doppellagerung kann auch die ungelagerte Welle sich vermöge der beiden Warzenunterstützungen nach den verschiedensten Richtungen einstellen und so viel schwingen und schaukeln, dass sich die Lagerschalen der Welle genau anpassen und selbst richtig einstellen können. Die halbkugelförmigen Warzen mo und Vertiefungen können auch umgekehrt angewendet werden, wie die Fig. 8 zeigt. Die Warze des Zwischenstückes oder der Tropfschale b greift hier in eine Aushöhlung der Lagerschale a, und eine Warze h des Lagerstuhles greift in eine Aushöhlung von b. Auch können solche halbkugelförmige Warzen zu einer Wulst s von ähnlichem Querschnitt ausgebildet werden, der sich im Lagerstuhlkörper auf jeder Seite annähernd bis zum Lagermittel hinaufzieht. Das Zwischenstück oder die Tropfschale wird hierauf mit einer entsprechenden Aushöhlung gelagert und kann nun auf dem Wulste schaukeln, wie Fig. 9 veranschaulicht. Die halbkugelförmigen Warzen können in gewissen Grenzen mit beliebig kleineren oder grösseren Halbmessern ausgeführt werden. Es ist jedoch zweckmässig, das Maass der Halbmesser erheblich kleiner zu nehmen, als der Abstand des Lagermittels vom Unterstützungspunkt der Warze beträgt. Lagerungen, bei welchen die Radien der Warzen grösser sind als dieser Abstand, sind nicht zweckmässig. Nimmt man Warzen von einem Halbmesser, dessen Länge gleich letzterem Abstand ist, so erhält man für die Unterschale eine Kugellagerung, ähnlich der Sellers'schen Lagerung. Textabbildung Bd. 288, S. 247 Kugellager von Essers. In Fig. 10 und 11 sind zwei Lager mit Vergrösserung der Warzenlagerung auf eine Kugellagerung dargestellt. Die Zwischenstücke b enthalten entsprechend grössere Aushöhlungen, in welchen die Halbkugeln n der Unterschalen a mit oder ohne Spiel ruhen. Die Zwischenstücke können auf vertieften oder erhabenen Lagerflächen pq mit mehr oder weniger grossen Halbmessern auf entsprechend geformten Unterstützungen des Lagerstuhles c ruhen. Letztere Lagerungen können kugelförmig oder muldenförmig und mit mehr oder weniger Spiel eingerichtet sein. Auch in diesen Fällen der Doppellagerung ist ein Schaukeln der Welle und Lagerschale in wagerechter und senkrechter Richtung ermöglicht. Die Zwischenstücke können zu Tropfschalen ausgebildet sein. Textabbildung Bd. 288, S. 247 Fig. 14.Kugellager von Essers. Ueberhaupt können bei den einzelnen Anordnungen die Zapfenlagerungen mit den vertieften oder erhabenen Warzenlagerungen und letztere gegen einander vertauscht Anwendung finden. Die Lorenz'schen Lager haben eine gefällige Form, sind leicht einzubauen bezieh. auszurichten und eignen sich für Steh-, Hänge- und Consollager. Sie werden für Grössen von 30 bis 100 mm, um je 10 mm steigend, ausgeführt, für zwischenliegende Wellenstärken wird die nächst höhere Lagernummer gewählt und passend ausgebohrt. Das Kugellager von E. Essers in M.-Gladbach (D. R. P. Nr. 65706 vom 8. März 1892) hat ein zweitheiliges Lager (Fig. 12, 13 und 14) mit beweglichen Lagerschalen, welchezur Vermeidung des seitlichen Aufbiegens fast oder vollständig zum Aufliegen gebracht sind. Die Lagerschalen e haben aussen in der Längenmitte eine vollständige Kugelzone, die von einer anderen umschlossen wird, welche durch den Körper a und den Schlussring b gebildet ist. Der Ring b ist mit Körper a durch die Schrauben c, welche elastische Unterlagscheiben g haben, verschraubt. Letztere verhindern ein Klemmen der Lagerschalen. Um die Welle in den Körper a und den Ring b auf die Welle und gegen den Körper bringen zu können, ist an letzterem und am Ringe ein Streifen von der Breite der Wellendicke d ausgeschnitten. Diese Ausschnitte können gegen einander versetzt und möglichst dem Riemenzuge entgegengesetzt angebracht werden. Der Ausschnitt am Körper kann durch ein Schlusstück f verdeckt werden. Diese Lager sind auch für stehende Wellen geeignet und schliessen sich auch glatt den Wandconsolen an. Für beide Fälle gibt die Patentschrift Abbildungen. Die Lancaster-Lager sind in senkrechter Richtung um zwei an der unteren Lagerschale angebrachte Zapfen drehbar; zur wagerechten Drehung dient eine besondere Pfanne, in der die erwähnten Zapfen gelagert sind. Die Einrichtung ist aus den nebenstehenden, Iron entnommenen Fig. 15, 16 und 17 deutlich zu ersehen, und ergibt sich aus denselben auch, dass die Form des Lagers sehr gedrängt ist. Die Fabrikanten desselben sind Lancaster und Tonge in Pendleton bei Manchester. Textabbildung Bd. 288, S. 247 Lancaster-Lager. E. A. Bredenberg in Sundsvall (Schweden) beabsichtigt mit seinem durch D. R. P. Nr. 62816 vom 16. Januar 1891 geschützten Lager der Welle Schwankungen um ihre Querachse zu ermöglichen. In Fig. 18 ist c der Lagerkörper, aa sind die Stossringe, bb zwei frei angebrachte Ringe. a und b sind mit Ringnuthen von halbkreisförmigem Querschnitt versehen, in denen Kugeln angebracht sind, die als Führung dienen. Um nun eine gewisse Beweglichkeit zu erzielen, sind zwischen den Rollen b und dem Lagerkörper Platten d aus Kork, Gummi, Kautschuk o. dgl. angebracht. Die freien Ringe b sind ballig abgedreht und stehen ebenso wie der Lagerkörper etwas gegen die Welle zurück. Ob der Erfinder Vorrichtungen getroffen hat, eine Drehung der Ringe b zu verhüten, ist aus der Patentschrift nicht zu ersehen, er scheint sich darauf zu verlassen, dass die Reibung der Scheiben b an den Kugeln unter allen Umständen grösser ist als an den Zwischenlagsscheiben. Sollte dies nicht der Fall sein, und wir halten dies für durchaus nicht ausgeschlossen, so würde die Zwischenlage sehr bald dem Untergange geweiht sein und die ganze Vorrichtung damit ihren Zweck verlieren. Wir erinnern nur an den ähnlichen Fall, der bei solchen Lagerschalen beobachtet worden ist, bei welchen in der Voraussetzung, dass die Reibung der Schalen am Lagerkörper unter allen Umständen grösser sei als an der Welle, man eine Befestigung der Schalen bezüglich des Mitnehmer von der Welle weglassen könne. Beim Warmlaufens der Welle bestätigte sich indess diese Voraussetzung nicht, und die Constructionen, die sich auf dieselbe stützten, wurden bald verlassen und die Lagerschalenstifte traten wieder in ihre Rechte. Textabbildung Bd. 288, S. 248 Fig. 18.Bredenberg's nachgiebiges Lager. Bei dem Lager von J. P. Vallin in Skattmansö Bruk, Vittinge (D. R. P. Nr. 61598) soll die Welle zur Verstärkung an der Lagerstelle eine concentrische kugelige Verstärkung und das Lager entsprechend halbkugelig gestaltete Schalen erhalten. Der Schmierölbehälter sitzt an der Fusslagerplatte und speist das Lager mittels mehrerer Oelrinnen. Das abgeschleuderte Oel wird in den Oelbehälter zurückgeführt. Einen praktischen Zweck können wir in dem Lager nicht entdecken, auch können wir keinen Grund dafür auffinden, dass die Welle an der Lagerstelle einer Verstärkung bedürfe. Textabbildung Bd. 288, S. 248 Fig. 19.Wortmann's nachstellbares Lager. Ein Wellenlager mit vier verstellbaren, durch zwischenliegende Keilstücke verbundenen Lagerschalen ist Ernst Wortmann in München unter der Nr. 41447 vom 19. Februar 1887 patentirt worden (Fig. 19). Von vier gleichen Lagerschalen können die unteren Schalen aa jede für sich durch Schrauben uc, die oberen Schalen bb gemeinsam durch den Lagerdeckel nachgestellt werden, und zwar unter Mitwirkung der Keilstücke k und des Presstückes p. Das Ganze ist so angeordnet, dass durch Anpressen des Pressstückes p mittels zweier Schrauben o gegen die oberen Lagerschalen bb die vier Lagerschalen derart verbunden werden, dass dieselben gleichsam ein Ganzes bilden. Eine Nachstellung mittels Keilbewegung zeigt das D. R. P. Nr. 46383, ein Stehlager von Leutert in Giebichenstein (Fig. 20). Bei derselben werden die Schalen mit Keilbewegung durch angegossene Knaggen an der Ueberschreitung einer bestimmten Weglänge und in Folge dessen an übermässigem Drucke auf die Welle dadurch gehindert, dass jene gegen Vorsprünge, die im Lagerkörper und -Deckel angebracht sind, anstossen. Bei späterem Nachstellen der Schalen müssen die Knaggen bezieh. die Vorsprünge nachgefeilt werden. Textabbildung Bd. 288, S. 248 Fig. 20.Leutert's Lager mit Keilstellung. Von anstellbaren Lagern sei hier noch das universal einstellbare Stehlager von B. Dobson in Bolton (Lancaster) erwähnt, das als D. R. P. Nr. 46880 patentirt ist (Fig. 21). Die Construction besteht aus zwei drehbar in einander gelagerten excentrischen Cylindern, deren einer das die Welle tragende Zapfenlager umfasst, während der andere in dem Lagerkörper ruht. Die Excenter sind mit Lappen versehen, an denen mittels Bolzen je eine Zugstange befestigt ist, durch welche dieselben um einander bewegt werden können. Auf diese Weise ist eine genau centrische Einstellung des Lagers zu einer bestimmten Lage des Wellenmittels zu erreichen, da das doppelte Excenter eine gleichzeitige Bewegung eines bestimmten Punktes in zwei Ebenen gestattet. Textabbildung Bd. 288, S. 248 Fig. 21.Dobson's Lageranstellung. Textabbildung Bd. 288, S. 248 Oerenstein's Achslager. Achslager für Erdtransportwagen hat sich Oerenstein unter Nr. 53718 und Nr. 53720 patentiren lassen, bei denen insbesondere auf die gute Befestigung des Unterlagers Werth gelegt wird (Fig. 22 und 23). Um die Verbindung des Lageruntertheiles mit dem Lagerobertheile so zu gestalten, dass die Verwendung von Stücken, welche bei der Fahrt verloren gehen können, vermieden wird, und dass die erforderlichen Handhabungen auch von dem ungeübtesten Arbeiter sicher vorgenommen werden können, dient als Befestigungsmittel ein Bolzen, dessen eines Ende von einem Bolzenkopf gebildet wird und dessen anderes Ende in einem kurzen Arm rechtwinkelig umgebogen ist. An seiner oberen Fläche ist dieser Arm stark abgerundet, unterhalb des Bolzenkopfes ist ein Federring auf den Bolzenschaft gesteckt. Die am Lagerkörper erforderlichen Einrichtungen bestehen in Schlitzen, welche durch den Ober- und Untertheil hindurchgehen und bei ersterem in die beiden Löcher für die Befestigungsbolzen des Lagers verlaufen und in Einkerbungen der Unterflächen der Lappen des Untertheiles, sowie in einer Abschrägung dieser Unterfläche von der Kante der Einkerbung bis zur Kante des Schlitzes übergehen. Die Bolzen werden von oben in den Lagerobertheil eingeführt und dieser an den Längsträger geschraubt, womit zugleich einem Herausfallen der Bolzen vorgebeugt ist. Textabbildung Bd. 288, S. 249 Fig. 24.Tripp's Rollenlager. Die Bolzen erhalten hierbei eine solche Stellung, dass ihre Arme quer zur Radachse stehen, und lässt sich alsdann der Untertheil über dieselben hinweg an dem Obertheile anbringen. Hierauf werden die Bolzen mittels eines gegabelten Schlüssels um 90° gedreht, so dass ihre Arme parallel zur Radachse stehen. Bei dieser Drehung bewegen sich diese längs der schrägen Fläche des Untertheiles, wobei die Bolzen gegen den Widerstand der Federn etwas herabgezogen werden, bis die Arme schliesslich in die Kerben einklinken und in dieser Lage durch die Federn erhalten werden. Diese Lager werden von der Firma Max Orenstein, Berlin W., Linkstrasse Nr. 9, angefertigt und vertrieben. B) Rollenlager. Man hat vielfach versucht, die Lager mit gleitender Reibung zu beseitigen und durch Rollenlager zu ersetzen. Wie gross der Erfolg gewesen ist, zeigt der Umstand, dass bei den Fahrrädern fast ausschliesslich Rollenlager zur Verwendung kommen. Weniger geeignet scheinen die Rollenlager bei schweren Fahrzeugen zu sein. Da jedoch der Vortheil der Rollenlager unzweifelhaft vorhanden ist, so ist man unablässig bemüht gewesen, eine für die praktische Verwendung brauchbare Ausführung zu finden. Textabbildung Bd. 288, S. 249 Fig. 25.Tripp's Rollenlager. Der Hauptübelstand der Rollenlager liegt in der schnellen Abnutzung der Rollen, mögen diese nun aus cylindrischen Körpern oder aus Kugeln bestehen. Durch diese Abnutzung werden die cylindrischen Rollen aus ihrer normalen Lage parallel der Achse des Zapfens gedrängtund thun in Folge dessen mehr Schaden als Gutes. Die Abnutzung wird durch Eintreten von Staub und feinem Sand zwischen die Rollen beschleunigt. Dem genannten Uebelstande soll in der durch beistehende Abbildungen veranschaulichten, von Tripp (Fig. 24 und 25) herrührenden Construction dadurch abgeholfen werden, dass die Rollen oder Walzen stets parallel der Zapfenachse gehalten werden durch Einfügung eines Ringes mit Stiften, auf welchem die Walzen sich drehen, und dadurch, dass der Lagerkasten nach aussen hin völlig dicht verschlossen ist, so dass kein Staub u.s.w. zwischen die Walzen eintreten kann. Versuche mit diesem verbesserten Lager haben befriedigende Resultate ergeben. Die Fabrikanten der Vorrichtung sind die Tripp Anti-Friction Journal Bearing Co., 33 India Wharf, Boston, Mass. Textabbildung Bd. 288, S. 249 Sauvageot's Rollenlager. Den gleichen Zweck, die Parallelführung, sucht Sauvageot nach Revue industrielle vom 31. October 1891 dadurch zu erreichen, dass er den Rollen, wie Fig. 26, 27 zeigen, an beiden Enden einen Einschnitt gibt, der auf Leisten seine Führung hat. Die Schmierung des Lagers ist dadurch gesichert, dass jede der Rollen von Zeit zu Zeit den unteren, mit Oel angefüllten Theil des Lagers durchläuft und dort die nöthige Menge Oel aufnimmt. H. Lamb in Kent lässt nach dem englischen Patent Nr. 12202 vom 8. Juli 1891 bei den Achsen der Schiffsschrauben die etwa erforderlichen Kuppelungen in Rollenlagern laufen und gibt den Rollen zur Sicherung der parallelen Lage an beiden Enden eine Führung, indem er sie je in einen gemeinschaftlichen Ring lagert. Die Seiten des Rollenlagers sind gegen Eintritt von Staub und zur Vermeidung von Unfällen durch Kappen geschützt, die mit dem Lager verschraubt sind. Textabbildung Bd. 288, S. 249 Bougouin's Rollenlager. Bougouin, Mechaniker in Paris, hat nach Revue industrielle vom 28. März 1891 den Rollen verschiedene Durchmesser gegeben, wie aus Fig. 28 und 29, der Zeichnung einer Wagenachsbüchse zu ersehen ist. Die Achse hat ringförmige Bunde, zwischen welchen die Reibungsrollen laufen. Die Achsenbunde laufen auf dem geringeren Durchmesser der Rollen, während für den grösseren Durchmesser entsprechende Laufflächen in der Büchse ausgebohrt sind. Im Uebrigen haben die Laufrollen hinreichend Spiel. Damit keine gleitende Reibung entsteht, müssen folgende Beziehungen stattfinden. Da die Rollen aus einem Stück bestehen, so muss deren Umdrehungszahl U für r und r1 dieselbe sein, folglich ist (s. Figur): U=\frac{R}{r}=\frac{r_1}{R_1} Für kleine Rollenlager genügt eine einzige Rollenreihe, für grössere wird man zwei oder mehr Rollenreihen anwenden, die man aber kurz halten soll, um das Abweichen von der parallelen Lage möglichst zu verhindern, denn bei geringer Länge regelt eine Rolle die andere. Textabbildung Bd. 288, S. 250 Fig. 30.Grant's Lager. Ueber die Ausführungsform der Lager gibt die Figur genügend Auskunft. Die Compagnie des tramvays-sud in Paris hat vergleichende Versuche zwischen ihren üblichen Wagen und einem mit Bougouin'schen Frictionsrollen versehenen angestellt, wobei sich für erstere eine Zugkraft von 90 k bezieh. 120 k ergab, während für die Rollenlager nur 80 k erforderlich waren. Das Ergebniss würde noch günstiger gewesen sein, wenn das Rollenlager Zeit gehabt hätte, sich vor dem Versuche etwas einzulaufen, was nicht der Fall war. Der Erfinder hat diese Rollenlager für den Gebrauch bei raschgehenden Dynamomaschinen in Vorschlag gebracht. Ueber das Grant'sche Lager, ausgeführt von der Simonds Rolling Machine Co. in Fitchbury, Mass., gibt American Machinist vom 4. August 1890 eine Beschreibung nebst Abbildung (Fig. 30). Das Lager hat einen mit einer Hartgussumhüllung a versehenen Zapfen. In dem durch den Deckel b verschlossenen Lagerkörper befindet sich ein aus Hartguss hergestelltes Futter c. Zwischen den Oberflächen von a und c laufen Kugeln, welche durch nach innen verbreiterte Ringe von gehärtetem Stahl in richtiger Lage gehalten werden. Gegen das Laufrad ist das Lager durch zwei Lederringe e und f und zwischengelegten Filz abgedichtet. Ueber den Lagerkörper greift eine mit Gummizwischenlage g an das Laufrad angeschraubte Kappe h. Textabbildung Bd. 288, S. 250 Fig. 31.Howard's Rollkugellager. Ein Versuch, der auf der Boston- und Albany-Eisenbahn angestellt wurde, ergab, dass sich die Zugkraft dieser mit Roilager versehenen Wagen gegen Wagen mit Büchsen alten Systems im Verhältniss von 398:90 Pfund verringerte, was zu mehrfachen Nachbestellungen veranlasst haben soll. Wir stehen dieser Construction und diesen Angaben etwas zweifelnd gegenüber. H. Howard in Providence verwendet zur Führung der Rollkugeln eine Spirale, die, wie American Machinist vom29. October 1891 berichtet (D. R. P. Nr. 60317 vom 18. November 1890), mit einer eingedrehten Höhlung, wie die Fig. 31 zeigt, versehen ist. Die Spirale ist in der Weite nachstellbar. Um den Druck in der Längenrichtung der Welle aufzuheben, ist diese mit einem Bunde und einer Rollenscheibe versehen, welche den Druck auf die Seitenwand des Lagers überträgt. Textabbildung Bd. 288, S. 250 Rollenlager für Eisenbahnwagen. Eingehendere Versuche mit Rollenlagern theilt The Engineer vom 14. April 1893 mit. Wir geben aus dieser Abhandlung nur auszüglich die Zeichnung und Beschreibung einer Eisenbahnwagenbüchse wieder (Fig. 32 und 33), bei der die gleitende Reibung gänzlich beseitigt werden soll. Achse und Achsenbüchse sind genau cylindrisch ausgebohrt, wobei die Büchse auf die doppelte Weite des Durchmessers der Rollen, vermehrt um die Stärke des Achsendurchmessers, gebohrt ist. Die Achse ist 3¾ Zoll engl. stark. Die sieben Laufrollen haben 2½ Zoll Durchmesser. Die Rollen sind an den Enden mit kleinen, doppeltkonisch eingedrehten Zapfen versehen, zwischen denen eine entsprechende Kugel angebracht ist, die den Rollen als Leitung dient. An beiden Enden des Lagers ist ein Deckel angebracht, der den Kugeln nach innen als Führung dient, zur äusseren Führung ist ein Ring angeordnet, der die Bewegung der Kugeln mitmacht. Zur Aufnahme des Längsdruckes der Achse dient eine einzelne Kugel von gehärtetem Stahl. Um die Rollen während ihres Durchganges durch den Lagerdeckel in der richtigen Lage zu erhalten, sind zwei Stahlplatten in demselben angebracht. Textabbildung Bd. 288, S. 250 Fig. 34.Rollenlager für stehende Wellen. Eine ähnliche Construction desselben Erfinders ist in Fig. 34 dargestellt, die nach dem Vorhergehenden eine nähere Erklärung wohl nicht bedarf. W. L. Spence in Manchester erreicht nach dem englischen Patent Nr. 5176 vom 16. März 1892 eine reichliche Schmierung des Lagers dadurch, dass er nach Fig. 35 über die Welle eine Gliederkette C legt, die mit ihrem unteren Ende in einen Oelbehälter taucht. Das mechanisch mitgerissene Oel setzt sich an der Welle ab, ein Ueberschuss wird durch Röhrchen auf ein Filter F geleitet und demnächst wieder benutzt. Textabbildung Bd. 288, S. 251 Fig. 35.Spence's Lagerschmierung. Die Aufgabe, Lager herzustellen, in denen die Welle mit dem Lagermetall möglichst wenig in Berührung kommt, haben nach Revue industrielle vom 4. März 1893 Dymcoff und Stamatoff in der durch Fig. 36 und 37 erläuterten Weise zu lösen gesucht. Der Zapfen P der Welle ist von drei Schalenstücken M umgeben, die zwischen sich und dem Zapfen einen Abstand von 0,5 bis 1 mm frei lassen. In den Räumen L ist das Oelkissen gebildet, das durch die Ringe D abgegrenzt wird. Die Ringe sind mit Dichtungsnuthen e versehen, die von den Oelrinnen n aus mit Oel gefüllt sind. Die Ringe werden durch Rankenfedern F an den Zapfen gedrückt. Der Zufluss des Oeles wird bei R durch Ventile unter gleiche Spannung gehalten und durch D geregelt, das Rohr c dient zur Herbeileitung des unter Druck stehenden Oeles. Die Ringe B werden zwar nie ganz dicht schliessen, doch ist dies kein Nachtheil, da das ablaufende Oel ohne Schwierigkeit nach irgend einem bewährten Verfahren gereinigt und wieder verwendet werden kann. Bezüglich der Vorrichtung zum Zurückpumpen des Oeles verweisen wir auf die angeführte Quelle. Textabbildung Bd. 288, S. 251 Dymcoff's Lager mit Oelschicht. Die Verwendung des Systems für stehende Wellen bietet nichts wesentlich Neues und ist wohl ohne weiteres aus Fig. 38 verständlich. Nachstehend sei noch A. Còret's Alarmapparat für Maschinenlager erwähnt, den die Wollenzeitung wie folgt beschreibt: Die Vorrichtung dient dazu, das Bedienungspersonal von Maschinen nicht nur von dem bereits eingetretenen Heisslaufen bewegter Theile zu benachrichtigen, sondern schon dann die Aufmerksamkeit auf solche Organe zu lenken, wenn dieselben eine Temperatur annehmen, die nicht unberücksichtigt bleiben darf. Zur Erreichung dieses Zweckes wendet Còret zwei Arten von Apparaten an. Dersogen. Thermosignalapparat besteht aus einer feststehenden cylindrischen Hülse, die auf dem zu controlirenden Lager o. dgl. befestigt ist, und in welcher sich der aus einer Anzahl in einander verschiebbarer beidseitig konischer Hohlscheiben von dünnem Messingblech (0,1 bis 0,2 mm stark) bestehende eigentliche Signalapparat befindet. Letzterer dreht sich mit dem betreffenden Maschinentheil und ist mit einer Flüssigkeit gefüllt, die einer starken Ausdehnung durch die Wärme fähig ist, als Alkohol, Schwefeläther u. dgl. Die oberste Hohlscheibe besitzt einen Stift, der durch den Deckel der Hülse geht. Dicht an dem, durch diesen Stift beschriebenen Wege befindet sich ein Läutewerk, dessen Hammer ebenfalls mit einem Stift oder Ansatz versehen ist, der mit dem an der letzten Scheibe des Hohlkörpers befestigten Stift correspondirt. Bei normaler Temperatur der Laufstelle berühren sich beide Stifte nicht. Tritt jedoch eine Temperaturerhöhung ein, so dehnt sich die Flüssigkeit und mit ihr der Hohlkörper aus, beide Stifte berühren sich in Folge dessen, und das Läutewerk tritt in Thätigkeit. Bei einer abweichenden Form dieses Apparates ist der Hohlkörper durch eine Spiralfeder ersetzt, welche gegen den Deckel der Hülse drückt und den Signalstift nach innen zieht. Auf dem Boden der Hülse befindet sich ein Kolben, gegen welchen das freie Ende der Rankenfeder andrückt und unter welchem sich eine Kugel aus Talg oder Wachs befindet, die den Kolben und somit die Feder so in Spannung erhält, dass der mit letzterer verbundene Signalstift den Ansatz des Läutewerkes nicht berührt. Bei eintretender Erwärmung schmilzt die Kugel, der Kolben schnellt vorwärts und das an dem Stifte der Feder befindliche Querstück tritt mit dem Stifte des Läutewerkes in Contact. Textabbildung Bd. 288, S. 251 Fig. 38.Dymcoff's Lager mit Oelschicht. Anstatt mit dem Stifte des Läutewerkes kann man den Signalstift auch mit dem Hebel einer elektrischen Leitung in Verbindung setzen und so das Signal auf weitere Entfernungen übermitteln, oder man kann beide Methoden anwenden und gleichzeitig den Bedienenden durch das Läutewerk, sowie den Aufsichtsbeamten durch die elektrische Leitung benachrichtigen. Je nach der Beschaffenheit der zu controlirenden Theile und der Art ihrer Bewegung lässt der Erfinder weitere Abänderungen in der Construction des Apparates eintreten, welche alle näher zu beschreiben hier zu weit führen würde. Für schnell rotirende Wellen, wie beispielsweise an Dynamomaschinen, hat der Erfinder eine Art Patrone construirt, deren Explosion das Läuten der Signalglocke des Thermosignalapparates ersetzt. Die Patrone hat die Form eines glatten Cylinders, ist ungefähr 25. mm lang, ebenso breit und hat eine Wandstärke von 1 bis 2 mm; sie wird durch einen messingnen Deckel von 0,1 bis 0,2 mm Blechstärke verschlossen. Der schmale Rand des Deckels wird mit Zinn vergossen. In dem Boden der Patrone befinden sich zwei mit Gewinden versehene Oeffnungen von je 2 mm Durchmesser. Die Patrone wird zunächst in eine einer starken Ausdehnung fähige, oder bei niederer Temperatur siedende Flüssigkeit getaucht und füllt sich mit derselben. Hierauf werden die beiden Oeffnungen durch Gewindestöpsel verschlossen, letztere glatt abgeschnitten und der äusseren Wandfläche gleich gemacht. Erhitzt sich das mit einer solchen Patrone versehene Lager, so erfolgt, sobald ein gewisser Hitzegrad erreicht ist, die Explosion, indem der aufgelöthete Deckel unter starkem Knall hinweggeschleudert wird. Je nach der angewendeten Flüssigkeit kann die Explosion schon bei einer Temperatur von 60° E. eintreten, doch kann man auch durch Abweichungen in dem Durchmesser der Patrone und der Blechstärke des Deckels den Eintritt der Explosion bis über 100° hinaus verzögern.