Titel: Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, Potasche und verwandter Industriezweige.
Fundstelle: Band 288, Jahrgang 1893, S. 255
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Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, Potasche und verwandter Industriezweige. (Schluss des Berichtes S. 185 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, Potasche und verwandter Industriezweige. Verfahren und Apparat zur Herstellung von Bariumhyperoxyd aus Bariumcarbonat. Um aus kohlensaurem Baryt reinen, wasserfreien Baryt zu erhalten, wie solcher zur Herstellung von Bariumsuperoxyd nöthig ist, vermischt man ersteren nach Th. v. Dienheim mit der theoretisch erforderlichen Menge Kohle und glüht. Die der Umwandelung schädlichen Gase (Kohlensäure, Sauerstoff) werden entweder durch Einblasen eines inerten, reinen und heissen Gases entfernt, oder dadurch unschädlich gemacht, dass man der Masse von dieser leicht zu trennende Kohlestücke zusetzt oder die Retortenwand mit solchen auskleidet. Textabbildung Bd. 288, S. 254 Fig. 7.v. Dienheim's Barytofen. Die Ausführung des Verfahrens geschieht nach der beigegebenen Zeichnung der Anlage (Fig. 7). Der v. Dienheim's Barytofen. senkrechte hermetisch verschlossene Schachtofen besteht aus drei übereinander angeordneten Räumen EF, AB, CD, welche das Füllen und Entleeren der Retorten bei Abschluss der äusseren Luft gestatten und unter sich durch die Sohlen c, d und a, b in Verbindung stehen, die mit Oeffnungen behufs Circulation und Entfernung der Gase versehen sind. Die Flammen des Herdes dringen durch den Kanal K ein, erhitzen die Retorte A, die zurEntcarbonisirung dient, desgleichen die Retorte B, in welcher die höhere Oxydation des Baryts stattfindet, und wärmen endlich das in F und E befindliche Material vor. Durch Rohr r tritt das erwähnte heisse inerte Gas ein, durchstreicht die Retorte A und den Füllraum E und entweicht durch t. In gleicher Weise führt man der Retorte B durch r1 Sauerstoff zu, welcher durch Rohr t1 austritt. Nach Entfernung der Sohlen a und b fällt das fertige Product in die Wagen g und g1. (D. R. P. Kl. 12 Nr. 64349 vom 19. September 1891.) Apparat zur Gewinnung von Sauerstoff aus atmosphärischer Luft. Die Absorption des Luftsauerstoffs bei hoher Temperatur bewirkt J. H. Parkinson durch eine schwammigporöse Masse eines Alkalimanganats. Die Austreibung des Sauerstoffs erfolgt durch Erzeugung eines Vacuums. Der zur Ausführung dienende Apparat besteht aus mehreren Retorten, in denen abwechselnd die Sauerstoffabsorption stattfindet bezieh. das Vacuum zum Austreiben des Sauerstoffs erzeugt wird. Verschiedene Rohrleitungen, Umstellventile, Ableitungsrohre, Luftpumpen und Wärmeregler ermöglichen einen continuirlichen Betrieb. (D. R. P. Nr. 62538 vom 12. Juni 1891.) Darstellung eines lockeren Magnesiumcarbonats aus Ammoniummagnesiumcarbonat. Um das durch Fällen von Chlormagnesium mittels Ammoniumcarbonat oder Ammoniak und Kohlensäure erhaltene Ammoniummagnesiumcarbonat in Magnesiumcarbonat überzuführen, erwärmt die Firma M. M. Rotten in Berlin die erwähnte Ammoniummagnesiumverbindung unter Anwendung eines Vacuums möglichst gleichmässig auf 60 bis 70° in einem Trockenapparat, der mit Condensator, Luftpumpe und Bewegungsvorrichtung versehen ist. Aus dem Doppelsalz entweicht ein Gemisch von Ammoniak, Kohlensäure und Wasserdampf zum Condensator, an dessen Kühlflächen die Dämpfe niedergeschlagen werden und so die Wirkung der Pumpe unterstützen, während die kohlensaure Magnesia als lockere Masse zurückbleibt. (D. R. P. Kl. 75 Nr. 65582 vom 20. August 1891.) Eisenoxydsalze aus abgerösteten Eisenkiesen. Das in den abgerösteten Eisenkiesen hinterbleibende Eisenoxyd, welches bislang wenig oder keine Beachtung fand, weil man es für säureunlöslich hielt, ist nach A. und P. Buisine sowohl in Schwefelsäure als auch Salzsäure löslich. Rührt man den feingemahlenen Pyritrückstand mit 66grädiger Schwefelsäure an und kocht mehrere Stunden, so erhält man ein wasserfreies, graues Pulver, welches aus einem Gemenge von neutralem und saurem Eisenoxydsalz besteht. Um es zu lösen, wird es mit wenig heissem Wasser angerührt, hydratisirt und dann erst das nöthige Lösungswasser hinzugefügt. Die salzsaure Verbindung erhält man am einfachsten, indem man das Salzsäuregas vom Sodaofen direct durch den auf einander geschichteten Pyritrückstand leitet. Um das schwefelsaure Eisen in das Oxydulsalz überzuführen, wird es in wässeriger Lösung mittels metallischem Eisen reducirt. (Nach Färber-Zeitung, 1892/93 S. 76.) Herstellung von Cellulosenitrat. Für die Darstellung von Cellulosehexanitrat ist es nach den Versuchen der Zellstofffabrik Waldhof Bedingung, dass der Zellstoff (Sulfitstoff) rein und gleichmässig vertheilt ist. Es wird daher das zerkleinerte Holz mit saurer schwefligsaurer Kalklösung behandelt, dann mit Chlorkalk gebleicht, nach dem Auswaschen mit verdünnter Aetznatronlauge bearbeitet und schliesslich mit Alkohol gereinigt. Sodann wird die sorgfältig gewaschene und getrocknete Cellulose in eine gleichmässige, pulverartige Fasermasse verwandelt, die bei gelindem Druck sich zu Flocken ballt, mit Wasser aber sofort zu einem gleichmässigen losen Brei zerfällt und nach dem Nitriren, Auswaschen und Trocknen ein Product liefert, welches bei längerem Erwärmen auf 70° keine Jodkaliumstärkepapier bläuenden nitrosen Zersetzungsproducte mehr abgibt. Textabbildung Bd. 288, S. 255 Fig. 8.Desintegrator zur Darstellung von Zellstoff. Der dafür verwendete Desintegrator besteht aus zwei von einander unabhängigen Maschinenelementen a (Fig. 8) und b, von welchen jedes für sich auf einer Welle festgekeilt ist. Jedes Maschinenelement besteht aus einem System von vier (mindestens drei) concentrisch auf einem gemeinschaftlichen Grundring d befestigten, etwa 13 mm starken Eisenstäbchen, welche an den freistehenden Enden durch schmiedeeiserne Ringe verbunden sind. Die beiden Maschinenelemente sind so ausgeführt, dass die concentrisch gelagerten Eisenstäbchen des einen Elementes in die entsprechenden Zwischenräume des anderen Elementes genau passen, also beide kämm artig in einander eingreifen. Die Wellen mit den Elementen rotiren in entgegengesetzter Richtung mit einer Geschwindigkeit von mindestens 1500 Umdrehungen in der Minute, so dass die bei e in den Trichter gebrachte Cellulose, in Folge der Centrifugalkraft durch die Eisenstäbchen geschleudert, zertheilt wird. Die Herstellung der zerkleinerten Cellulose geschieht nun in der Weise, dass man die gereinigte und getrocknete Masse mehrere Male, z.B. vier- bis fünfmal; durch den Desintegrator oder durch eine entsprechende Anzahl hinter einander aufgestellter Desintegratoren gehen lässt, bis eine nach dem Nitriren herausgenommene Probe, nachdem dieselbe gewaschen und getrocknet, die oben angegebene Prüfung aushält. (D. R. P. Nr. 64878.) Nitrirschleuder von Selwig und Lange. Die Nitrirschleuder von Selwig und Lange besteht aus einem feststehenden Säurebehälter und einer gelochtenSchleudertrommel, welche in dem Behälter drehbar ist. In diese Trommel, deren Inneres sich durch die Löcher im Mantel ebenfalls mit Säure anfüllt, wird der zu nitrirende Körper eingetragen, darauf die Nitrirung vorgenommen und nach Beendigung derselben die Säure abgelassen. Alsdann wird die Trommel in Bewegung gesetzt und so die vom Nitrirproduct aufgesogene Säure abgeschleudert. Der Umstand, dass bei diesem Apparat der Säurebehälter feststeht, ermöglicht es, denselben mit einer Einrichtung zur Regelung der Temperatur vor und während des Nitrirens zu versehen. Ferner lassen sich Säurebehälter und Schleudertrommel nach beendigtem Nitriren einfach durch Oeffnen des am Boden des Säurebehälters angebrachten Hahnes von der nicht vom Nitrirproduct aufgesogenen Säure entleeren, was den Vortheil mit sich bringt, dass eine geringere Masse in Bewegung gesetzt zu werden braucht, und das Abschleudern der Säure über den oberen Trommelrand wegfällt, wodurch die starke Entwickelung der Säuredämpfe vermieden wird. Der Antrieb der Trommel kann von unten oder oben erfolgen. In beistehender Fig. 9 geschieht der Antrieb von unten. B ist der cylindrische, mit schmiedeeisernem Kühl- oder Wärmemantel C versehene, gusseiserne Säurebehälter, der gleichzeitig als Gestell des ganzen Apparates dient. Der Boden desselben ist geneigt; an der tiefsten Stelle befindet sich die Entleerungsöffnung D mit dem Säureablasshahn H. A ist die Schleudertrommel, welche theils aus Schmiedeeisen theils aus Gusseisen angefertigt, den Behälter möglichst ausfüllt. Die Spindel, auf welcher die Trommel befestigt ist, geht durch den auf dem Boden des Säurebehälters aufstehenden, centralen kegelförmigen Aufsatz L hindurch nach unten, wo sie die Antriebsriemenscheibe trägt und durch ein Spurlager unterstützt wird. Ihr Halslager ist der Einwirkung der Säure dadurch entzogen, dass der obere Rand des Aufsatzes L, in welchem es angeordnet ist, über dem Säurespiegel liegt. Ein ringförmiger, bis über den Innenrand der Trommel C hinüberreichender Deckel F über dem Säurebehälter verhindert, dass beim Eintragen des zu nitrirenden Materials in die mit Säure angefüllte Trommel etwas davon in den Zwischenraum zwischen letzterem und dem Mantel C fällt. Zum Auffangen und Absaugen der sich entwickelnden Säuredämpfe dient in Verbindung mit einem Exhaustor der Dunstfang (Giftherd) J, welcher an der Seite mit einer Arbeitsthür K versehen ist. Die während des Schleuderns auftretenden Dämpfe werden durch das Rohr G abgeführt, welches, gleichfalls in Verbindung mit dem Exhaustor stehend, in den Deckel F einmündet. Die Säure wird durch das Zuflussrohr E eingelassen, das durch die Hähne H1H2H3 mit den drei verschiedenen Säurebehältern verbunden ist. Textabbildung Bd. 288, S. 255 Fig. 9.Nitrirschleuder von Selwig und Lange. Die Nitrirung findet in dem Apparat in genau derselben Weise wie in gewöhnlichen Nitrirapparaten statt. (D. R. P. Nr. 64447.) Beobachtungen über den Verlauf der Gerbstoffaufnahme in der Versetzgrube. Nach den Untersuchungen und Beobachtungen von Carl Sadlon steht die Gerbstoffaufnahme in der Versetzgrube seitens der Häute nicht in einfachem Verhältniss zur Zeit.Bezüglich der Gerbstoffaufnahme durch die Haut vergleiche übrigens D. p. J. 1892 284 256, 283 und 286 93. 1893 287 238 und 288 143. Die Haut nimmt aus einer Gerbstofflösung während der Zeit, in welcher keine Gerbstoffzufuhr von aussen stattfindet, den Gerbstoff mit immer abnehmender Geschwindigkeit auf. Graphisch dargestellt ergibt sich für die Gerbstoffaufnahme der Haut eine Parabel. Verfasser zieht aus seinen Beobachtungen daher den Schluss, dass es für die Praxis angezeigt sei, die Häute nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt im Satze zu belassen, weil eine Belassung über diesen Zeitpunkt hinaus mehr Verlust an Zinsen verursache, als die Gewichts- und Qualitätszunahme des Leders betrage. (Nach eingesandtem Separatabdruck aus „Der Gerber“, Nr. 429 und 430.) Verfahren und Vorrichtung zum Gerben von Häuten und Fellen. Im Gegensatz zum Schnellgerben in rotirenden Fässern sucht Thomas Cowburn in Mödling bei Wien dasselbe durch Schaukeln in einem geschlossenen Kasten zu erreichen. Die Häute oder Felle werden in einem geschlossenen Kasten durch Schaukeln so hin und her geschleudert, dass sie dabei abwechselnd auf die Fleisch- und Narbenseite zu liegen kommen, indem sie dabei fortwährend von der Gerbflüssigkeit bespült und bearbeitet werden. Der betreffende Kasten ruht in der Mitte auf einer Achse, an den Enden auf starken Stützfedern und wird mittels einer Handhabe oder durch Maschinenkraft hin und her bewegt. Ein Zusammenziehen oder Runzeln der Narbenseite soll bei diesem Verfahren nicht vorkommen. (D. R. P. Kl. 28 Nr. 65945 vom 4. März 1892.) Verfahren zum Gerben unter Luftleere bezieh. unter Druck. Nach einem Gustave van Haecht und Charles Obozinski in Brüssel ertheilten Patente werden die Häute über einem durchbrochenen Ueber- oder Zwischenboden des Gerbebottichs unter Zwischenlegen von Schichten von Lohe, Holzwolle oder einem anderen elastischen losen Stoff auf einander gelegt. Die Schichten können dabei von den Häuten durch Zwischenlagerung von Gewebe, Geflecht, Zeug oder dergleichen Stoffen getrennt werden. Alsdann verfährt man in bekannter Weise weiter: man evacuirt den Gerbebottich, lässt die Gerbstoffflüssigkeit einfliessen und darauf eine Druckpumpe wirken, um so die Gerbstoffflüssigkeit möglichst rasch und gleichmässig in die Häute eindringen zu lassen. Die Holzwolle hält als sehr lockeres Material die Häute in gewisser Entfernung von einander, so dass die Gerbebrühe auf alle Theile der Haut gleichmässig einwirkt. (D. R. P. Kl. 28 Nr. 64441 vom 1. October 1891.) Einrichtung und Verfahren zum Färben und Gerben, zum Beizen oder Imprägniren von porösen Stoffen, wie Leder, Rauhwaaren, mittels Druckluft. Bei den bisher gebräuchlichen Methoden, Leder und andere poröse Stoffe zu färben und weiter zu behandeln, wurde die Farbe, Beize hauptsächlich durch Aufsaugen von Material aufgenommen und eine gleichzeitige Vertheilung der Farbe entweder durch Centrifugalkraft oder durch Auswalzen oder Bürsten erreicht. Da diesem Verfahren verschiedene Uebelstände anhaften, so bewerkstelligt J. Goldschmidt in Fürth die Aufnahme von Farbe, Beize u. dergl. durch Luftdruck. Das Leder oder der Stoff wird in einem geschlossenen Kaum der Einwirkung von Druckluft ausgesetzt, nachdem vorher die Farbe oder Beize auf den Stoff aufgetragen ist; dabei wird, da der Stoff porös, also lufthaltig ist, durch den Aussendruck ein tiefes, gleichmässiges Eindringen der Farbe in den Stoff herbeigeführt. Auf die maschinelle Einrichtung des Verfahrens sei hier nur hingewiesen; dieselbe ist aus der österreichischen Patentschrift zu ersehen. Die Vortheile, welche das neue Verfahren gewährt, sind die folgenden: Das Ausstreichen oder Ausplattiren ist wegen des raschen Eindringens der Farbe und Fixirmittel meistens unnöthig, es wird einerseits das Leder ungemein geschont und andererseits wesentlich an Gare und Nahrung gespart. Die Färbung selbst ist eine vollständig gleichmässige, lebhafte und feurige, während die Rückseite des Leders blendend weiss bleibt. Dass durch die neue Methode ungemein gespart wird an Zeit und Raum, geht daraus hervor, dass einmal die Zeitdauer der Einwirkung der Druckluft auf das Leder erfahrungsgemäss eine kurze sein und dass ferner eine Anzahl Leder zu gleicher Zeit behandelt werden kann. (Oesterreichisches Patent vom 14. März 1892.) Apparat zum Erwärmen und Abkühlen von Gerbbrühen. In der Erkenntniss, dass zur völligen Erschöpfung eines Gerbematerials auch eine entsprechend hohe Temperatur nöthig ist, construirten die Amerikaner schon seit längerer Zeit Apparate, welche gestatten, die Gerbbrühen zu erhitzen und abzukühlen. Der neueste derartige Apparat ist der von der Redstone Abbott Heater Company in Olean, Nordamerika, gebaute, der in Nachstehendem kurz beschrieben werden soll: Der auf einem Holzgestell ruhende Apparat ist ein aus Kesselblech dampfdicht hergestellter, aufrecht stehender Cylinder, dessen beide Böden gewölbt sind. Im Inneren des Cylinders befinden sich starke Messingrohre, die an ihren Enden mit einander verbunden sind. Durch diese Messingrohre schickt man die Gerbbrühe. Soll dieselbe erwärmt werden, so lässt man in den Cylinder den Abdampf der Maschine, der Pumpen, oder auch, wenn nöthig, direct den Kesseldampf einströmen, und zwar münden diese Röhren im oberen Theil des Apparates, während die kalte Brühe im unteren Theile in die vom Dampf umspülten Messingrohre eintritt und erwärmt aus dem oberen gewölbten Boden wieder abfliesst. – Beim Abkühlen der Brühe tritt an Stelle des Dampfes kaltes Wasser. Die Apparate werden in verschiedenen Grössen gebaut; bei den grössten erreichen die Messingrohre nahezu eine Länge von 240 m. Alle Theile des Apparates, welche mit der Brühe in Berührung kommen, sind entweder aus Kupfer oder Messing. Ein Leckwerden des Apparates soll nicht vorkommen. (Nach Gerber-Zeitung, 1893 Bd. 36 S. 23.) Verfahren zur Destillation von Holzklein und Holzabfällen. Um die Entfernung der, bei gewöhnlicher Destillation der Holzabfälle, Sägespäne u.s.w. auftretenden Wassermengen aus dem Holzessig zu umgehen, presst F. J. Bergmann in Neheim a. d. Ruhr die Abfälle vor der Destillation unter einem Druck von 300 at in scheibenförmige, durchlöcherte Briquets. Man erhält dann bei der Destillation sofort einen ziemlich starken Holzessig. (D. R. P. Kl. 12 Nr. 65447 vom 31. Januar 1891.) Darstellung der Weinsäure aus Stärke, Dextrin oder Fruchtzucker. Um aus Stärke, Dextrin oder Fruchtzucker Weinsäure herzustellen, verfährt F. Naquet in Paris in der Weise, dass er Stärke mit Salpetersäure in statu nascendi behandelt. Es werden zu diesem Zweck 100 Th. Stärke mit Wasser und 90 Th. Schwefelsäure (51 bis 52° B.) erhitzt, um zunächst die Stärke in Zucker überzuführen. Alsdann werden 180 Th. Schwefelsäure, 500 Th. Wasser mit 150 Th. Natriumnitrat oder der äquivalenten Menge Kaliumnitrat zugesetzt und das Gemisch auf 100° erhitzt. Sobald die Reaction sich verlangsamt, wird abgekühlt und von neuem erhitzt und die Erhitzung 2 bis 3 Tage lang fortgesetzt unter Ersatz des verdampften Wassers, jedoch so, dass die Temperatur 100° nicht erreicht. Ist die Reaction gänzlich beendet, was an dem Aufhören der Gasentwickelung zu erkennen ist, so dampft man, ohne jedoch 100° zu überschreiten, bis zur Syrupconsistenz ein und untersucht, ob keine Oxalsäure mehr vorhanden ist. Lässt sich keine Oxalsäure nachweisen, so wird die freie Säure allmählich mit Calciumcarbonat abgestumpft und die Lösung der Weinsäure mittels Filterpresse von dem Niederschlag getrennt, der gut ausgewaschen wird. Das Filtrat wird mit Calciumcarbonat versetzt, das gefällte Calciumtartrat abfiltrirt und sorgfältig ausgewaschen. Aus dem letzteren wird dann die Weinsäure auf die gewöhnliche Weise durch Freimachen mit Schwefelsäure gewonnen. Tritt bei der Krystallisation eine Schwärzung der Masse auf, so würde dies auf Spuren von Zuckersäure hindeuten. Man setzt in solchem Falle den 10. oder 12. Theil der Menge der angewandten Stärke an Salpetersäure zu, welche die letzten Spuren der Zuckersäure zerstört. Die Ausbeute an Calciumtartrat beträgt zwischen 120 bis 140 Proc. des Stärkemehls und diejenige an Weinsäure zwischen 56 bis 64 Proc. Die bei den Versuchen des Verfassers sich ergebende Thatsache, dass man mit einem Gemisch aus Schwefelsäure und einem Nitrat eine bessere Ausbeute erzielt als mit einem Gemisch aus Schwefel- und Salpetersäure, sowie dass man mit Salpetersäure allein so gut wie gar keine Ausbeute erhält, schreibt ersterer der Wirkung der Schwefelsäure zu, indem er annimmt, dass diese mit dem Zucker eine Sulfosäure bilde, welche leichter oxydirbar sei als derZucker selbst; eine Annahme, welche sich durch einen Versuch bestätigte. Die Processe für die Darstellung der Weinsäure aus Stärkemehl lassen sich nach folgenden Gleichungen ausdrücken:   C6H12O6 + 3O = H2O + C6H10O8 Fruchtzucker           Zuckersäure   C6H10O8 + 3O =   C2H2O4 + C4H6O6 Zuckersäure Oxalsäure Weinsäure (D. R. P. Nr. 64401) Verfahren und zugehöriger Apparat zur continuirlichen Gewinnung von Aceton. Ein Verfahren zur Gewinnung von Aceton aus Acetaten durch trockene Destillation ist Sigmund Herz in Prag patentirt worden. Die trockene Destillation erfolgt in röhrenartigen, allseits geschlossenen Retorten a, b, c, d, e (Fig. 10) aus Metall oder gebranntem Thon, welche, an beiden Seiten mit Stutzen und Bügelverschluss versehen, zu einem System vereint in einem Flammofen F so eingemauert sind, dass die Erwärmung aller Retorten möglichst gleichmässig stattfindet. Die bei der trockenen Destillation der Acetate entstehenden Dämpfe werden durch einen Stutzen f aus jeder Retorte in ein gemeinsames Centralgefäss A (unter hydraulischem Abschluss) geführt, aus welchem ein für jedes System gemeinsames Abzugsrohr g die gesammelten Dämpfe des ganzen Systems zu einer Kühlschlange S leitet. Textabbildung Bd. 288, S. 257 Fig. 10.Apparat zur Acetongewinnung von Herz. In letzterer werden die Acetondampfe durch starke Kühlung verdichtet. Das Destillat fliesst aus einem Siphon h ab, an dessen oberen Theil sich ein Austrittsrohr zum Abzug der unverdichteten Gase befindet. Diese Gase werden in Colonnen- oder ähnlichen Standrohren mit Siebböden C und Gegenwasserstrahl oder durch Brausen bekannter Art gewaschen und schliesslich durch eine Woulff'sche Flasche W geleitet. Die gesammelten Waschwässer werden dem Destillat von h zur Rectification beigefügt, während die von der Woulff'schen Flasche abgehenden Gase während der Operation unter die Heizung geleitet werden und dort verbrennen. Nach Beendigung des Processes wird mittels einer Luftpumpe L (oder sonst einer Vorrichtung) der Gasstrom von der Woulff'schen Flasche aus in den hinteren Stutzen der Retortenröhre K eingeleitet, die durch einen Hahn abgesperrt ist, wodurch man die letzten Reste des gasförmigen Productes heraustreibt. Sobald dies geschehen und die Retorte völlig mit dem indifferenten Gas erfüllt ist, wird der Bügelverschluss an der Stirnseite bei f geöffnet und die Neuchargirung der Retorte bewirkt, so dass erstere bei Abschluss von etwa eindringender Luft in die heisse Retorte erfolgt. Zum Chargiren dienen patronenartige Innenrohre, die mit Rohmaterial gefüllt, rasch ausgewechselt werden, worauf die Retorte verschlossen, der Gasstrom beim Aspirator abgesperrt und wieder unter die Feuerung geleitet wird. (Oesterreichisches Patent vom 16. Juni 1891.)