Titel: Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische Untersuchungen.
Fundstelle: Band 289, Jahrgang 1893, S. 94
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Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische Untersuchungen. (Fortsetzung des Berichtes Bd. 288 S. 43.) Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische Untersuchungen. Die Wasserbestimmung bei Untersuchung der Rohzucker. Das Vereinsdirectorium der deutschen Zuckerfabriken einigte sich bezüglich der Wasserbestimmung im Rohzucker zu folgendem Beschluss: „Die Wasserbestimmung soll nur bei einer Temperatur von 105 bis 110° C. ausgeführt und sollen dazu nur Trockenschränke verwendet werden, welche durch ihre Construction die Garantie dafür bieten, dass in ihnen wirklich die von dem Thermometer angezeigte Temperatur herrscht.“ (Nach Die Deutsche Zucker industrie, 1892 Bd. 17 S. 1451.) Bestimmung des Indigotins im Indigo. Eine grössere Zahl von Indigoanalysen, welche Ferdinand Ulzer nach seiner im vorigen Jahre veröffentlichten Methode durchführte, ergab die sonderbare Thatsache, dass bei Controlanalysen die Resultate um so besser übereinstimmten, je reiner die betreifende Indigoprobe war. Den Grund dieser Erscheinung sucht Verfasser darin, dass die organischen Begleiter des Indigotins bei Gegenwart von Alkali in der Hitze dasselbe theilweise reduciren. Um eine derartige Reduction des Indigotins durch seine organischen Begleiter in alkalischer Lösung zu verhindern, machte Verfasser einen Zusatz einer kleinen Menge eines Oxydationsmittels (Wasserstoffsuperoxyd) und änderte sein Verfahren zur Indigotinbestimmung somit, wie folgt: Etwa 1 g der höchst fein gepulverten Probe wird mit 50 cc 5proc. Natronlauge unter Zusatz von 10 cc Wasserstoffsuperoxydlösung (Stärke nicht angegeben) 10 Minuten lang gekocht. Nach dem Erkalten wird mit Wasser auf das doppelte Volumen verdünnt und durch ein gewogenes Filter filtrirt. Der Niederschlag wird zunächst mit warmem Wasser, darauf mit verdünnter Salzsäure (1 : 10), hierauf abermals mit Wasser und schliesslich mit siedendem Alkohol so lange gewaschen, bis das Filtrat blassblau gefärbt abläuft. Sodann wird der Niederschlag bei 100° getrocknet, gewogen und verascht; um die geringe Menge Asche ebenfalls zu wiegen und in Abzug zu bringen. Sammelt man die alkoholischen Filtrate gesondert in einer gewogenen Glasschale, verdampft erstere, trocknet bei 100° und wägt, so erhält man dadurch annähernd die Menge des Indigoroths. Ein guter Indigo enthielt rund 70 Proc. Indigotin und rund etwa 3 Proc. Indigoroth. (Nach Mittheilungen des k. k. Technologischen Gewerbemuseums in Wien, 1892 S. 215.) Bestimmung der rohen Carbolsäure. Die handelsübliche Methode zur Bestimmung der Phenole in der rohen Carbolsäure ergibt zu hohe Werthe. G. Schachert bringt daher folgendes Verfahren in Anwendung: 100 cc rohe Carbolsäure, von besseren Sorten nur 50 cc, werden zweimal mit je 100 cc Natronlauge vom Volumgewicht 1,1, und dann noch zwei- bis dreimal mit je 50 cc derselben Natronlauge durchgeschüttelt, bis die bei der letzten Ausschüttelung erhaltene alkalische Flüssigkeit auf Zusatz von Salzsäure keine öligen Tropfen mehr abscheidet. Die in einem Kolben von etwa 1 l Inhalt vereinigten Ausschüttelungen, welche alles Phenol, geringe Mengen von Kohlenwasserstoffen und mehr oder weniger beträchtliche Mengen von Brandharzen gelöst enthalten, werden zur Entfernung der Kohlenwasserstoffe mit dem gleichen Volumen Wasser verdünnt der Destillation unterworfen, bis keine Oeltropfen mehr übergehen und das Destillat völlig klar abtropft. Nach dem Abkühlen des Kolbeninhaltes säuert man mit roher Salzsäure an und destillirt von Neuem. Die Phenole condensiren sich mit den Wasserdämpfen in der Vorlage. Wenn etwa 200 cc übergegangen sind, wird die Destillation unterbrochen, das überdestillirte Wasser von den Phenolen ab- und in den Kolben zurückgegossen und das Oel in einen Messcylinder gebracht. Darauf wird die Destillation fortgesetzt, nach einiger Zeit wieder unterbrochen, das wässerige Destillat in den Kolben zurückgegeben und das Oel mit dem vorigen vereinigt. Dies wird so oft wiederholt, bis sich keine Oeltropfen mehr im Destillate zeigen. Das letzte Destillat, welches etwa 60 bis 70 cc beträgt, wird im Messcylinder mit Kochsalz versetzt bis zur Uebersättigung, bei Seite gestellt und der Rest ausgeschiedenen Phenols abgelesen und zu oben gefundenem hinzugezählt. Die Zahlen, welche nach der Schacherl'schen Methode erhalten werden, sind niedriger als die nach der bislang handelsüblichen Methode. (Nach Zeitschrift des österreichischen Apotheker-Vereins, 1892 Bd. 30 S. 794, durch Chemiker-Zeitung, Repertörium, 1892 Bd. 26 S. 365.) Eine andere Methode zur Werthbestimmung der rohen Carbolsäure gibt F. Seiler an; danach werden 100 g rohe Carbolsäure mit 100 g Kalkmilch (1 : 5) unter Umrühren eine Stunde lang auf dem Wasserbade erwärmt, mit 100 cc Wasser versetzt und nach dem Erkalten filtrirt. Das Filtrat wird mit Salzsäure angesäuert und die abgeschiedenen Kresole mittels Scheidetrichter getrennt. (Nach Schweizer Wochenschrift für Pharmacie, 1892 S. 365, durch Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 S. 626.) Methode zur Bestimmung des Stickstoffs in Nitraten. Carl Arnold hat in Gemeinschaft mit Konrad Wedemeyer seine vor einigen Jahren veröffentlichte Methode zur Bestimmung des Stickstoffs, welche wegen vielfacher Vorsichtsmaassregeln nicht in allgemeine Anwendung gekommen ist, so abgeändert, dass sie in Fällen, m denen die Will-Varrentrapp'sche Methode im Stiche lässt, allgemein anwendbar ist. Verfasser benutzen zum Verbrennen der Nitrate ein Gemenge von gleichen Theilen Natriumformiat, Natronkalk und krystallwasserhaltigem Natriumthiosulfat mit 2 Th. entwässertem Natriumthiosulfat. Die Verbrennungsröhren werden 45 cm lang gewählt und hinten auf 5 cm Länge mit einem Gemisch von 1 Th. Natriumformiat und 9 Th. Natronkalk und dann mit 25 bis 28 cm langer Schicht des obigen Gemenges mit der zu untersuchenden Substanz beschickt, auf welche man wieder eine 10 cm lange Schicht von Natronkalk mit Natriumformiat folgen lässt. Sämmtliche Mischungen sind grob gepulvert und werden so eingefüllt, dass sie die Röhre vollkommen ausfüllen. Ein Kanal braucht nicht geklopft zu werden, weil das Gemenge aus Natronkalk und Natriumformiat beim Glühen porös wird. Nach dem Einlegen der Röhre in den Verbrennungsofen kann man sehr rasch die vorgelegte Schicht erhitzen und ohne besondere Vorsichtsmaassregeln die Verbrennung vornehmen. Ist die Verbrennung beendet, so erhitzt man die hintere 5 cm lange Schicht und treibt durch den entwickelten Wasserstoff den Rest des Ammoniaks aus, wobei sorgfältig darauf zu achten ist, dass man das Erhitzen der ganzen Röhre erst dann unterbricht, wenn kein Wassertropfen mehr übergeht. Als Vorlage zum Auffangen des Ammoniaks benutzen Verfasser ¼ n-Salzsäure, welche sie mit ¼ n-Ammoniak zurücktitriren, unter Anwendung von Fluorescem bezieh. Lakmoid, auf welche Schwefelwasserstoff nicht einwirkt. Das Verfahren eignet sich zur Bestimmung von Nitraten organischer und anorganischer Natur, jedoch nicht für Nitrite und Nitroverbindungen, ebenso auch nicht für die Nitrate des Pyridins und Chinolins. (Nach Zeitschrift für analytische Chemie, 1892 Bd. 33 S. 389.) Directe Bestimmung des Stickstoffs im Salpeter. Die Bestimmung des Stickstoffs im Salpeter nach Ueberführung desselben in Ammoniak durch Reduction in alkalischer Lösung mit Wasserstoff in statu nascendi, in ihrer ursprünglichen Form von Harcourt und Sievert angegeben, wurde mehrfach versucht und empfohlen. So auch von O. BöttcherDie landwirthschaftl. Versuchsstat., 1892 Bd. 41 S. 105. und A. Stutzer. Eine neue Methode, welche A. Devarda ausarbeitete, beruht im Principe darauf, dass die Salpetersäure (salpetersaure Salze) in verdünnter Kalilauge mit Hilfe von Aluminium- und Zinkpulver in Ammoniak übergeführt wird. Diese Metalle werden als Legirung verwendet, die aus 45 Th. Aluminium, 50 Th. Kupfer und 5 Th. Zink besteht. Die Verwendung der Metalle als Legirung ist wesentlich, weil letztere, die sehr spröde ist und leicht fein gepulvert werden kann, besser wirkt als ein mechanisches Gemenge der Metalle. Die Ausführung der Methode ist die folgende: 10 g Salpeter werden zu einem Liter gelöst und 50 cc der Lösung (= 0,5 g Salpeter) in einem 600 bis 1000 cc fassenden Erlenmeyer-Kolben mit etwa 60 cc Wasser verdünnt, 5 cc Alkohol, 40 cc Kalilauge vom Volumengewicht 1,3, 2 bis 2,5 g der fein gepulverten obigen Legirung zugesetzt und der Kolben mit einem eigenen Destillirapparat verbunden, dessen nähere Einrichtung, die Verfasser ausführlich beschreibt, im Original nachgesehen werden möge. Zur Einleitung der Reaction erhitzt man gelinde und lässt dann etwa ½ Stunde stehen, bis die Reaction beendet ist, was sich dadurch zu erkennen gibt, dass die Wasserstoffentwickelung nahezu oder gänzlich aufhört. Man erwärmt nun wieder und beginnt mit dem Destilliren, das anfangs, so lange noch geringe Mengen von Zink vorhanden sind (etwa 10 Minuten), langsam, dann aber so lebhaft erfolgen muss, dass in der Vorlage eine Dampfausströmung bemerkbar wird. Die ganze Destillation dauert nicht länger als 20 Minuten, vom Beginne des Kochens an gerechnet. Das abdestillirte Ammoniak wird in Schwefelsäure aufgefangen und wie gewöhnlich mit Barytlösung titrirt. Die ganze Bestimmung des Salpeterstickstoffs nach dieser Methode beansprucht etwa 1 Stunde Zeit und wenig Beaufsichtigung; die Resultate sind absolut genau, wie folgende Belege zeigen: Berechnet Gefunden Kalisalpeter, chemisch rein 13,86 13,88 Natronsalpeter, chemisch rein 16,47 16,46 Blinder Versuch, ohne Salpeter   0,00 Die soeben beschriebene Methode zur Salpeterstickstoffbestimmung lässt sich auch bei Gegenwart von Ammoniak anwenden, das eventuell vor der Reduction abdestillirt werden kann, dagegen nicht bei Gegenwart von organischen stickstoffhaltigen Substanzen. (Nach Chemiker-Zeitung, 1892 Bd. 16 S. 1952.) (Fortsetzung folgt.)