Titel: | Motor mit Schwefeläther. |
Autor: | Freytag |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 104 |
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Motor mit Schwefeläther.
Von P. de
Susini.
Mit Abbildungen.
Motor mit Schwefeläther.
Bei den mittels directen Wasserdampfes gespeisten Motoren dürfte nach den
Vervollkommnungen, welche dieselben im Laufe des letzten Jahrzehntes erfahren haben,
die Aufgabe, den Brennwerth der Kohle in ein Maximum von Arbeit umzusetzen bezieh.
den höchsten Nutzeffect der Motoren zu erreichen, als nahezu gelöst anzusehen sein;
weniger gilt dies von den Dampfkesseln, betreffs der Ausbildung der Heizfläche und
von den Feuerungsanlagen, obwohl auch hier bedeutende Fortschritte zu verzeichnen
sind. Behufs noch weiterer Ausnutzung des Brennmaterials bezieh. der damit
entwickelten hochgespannten Wasserdämpfe ging man dazu über, die letzteren nicht
direct, sondern indirect in den Motoren zur Wirkung zu bringen, indem man sie, wie
bereits früher geschehen, mit leicht verdunstbaren Flüssigkeiten in Verbindung
brachte, deren Dämpfe mit erheblich höherer Spannung als diejenige des Wasserdampfes
zur Speisung der Cylinder benutzt wurden.
Es war der Franzose Trembley, welcher zuerst vor mehr
als 40 Jahren versuchte, den Wasserdampf als Betriebsmittel von Motoren durch
Schwefeläther, der bekanntlich bei sehr niedriger Temperatur (35° C.) siedet, zu
ersetzen. Diese Versuche wurden vor einigen Jahren von Paul
de Susini in Paris wieder aufgenommen und führten zur Construction der
auch im Deutschen Reiche unter Nr. 52263 vom 17. November 1889 und Nr. 56589 vom 20.
Juni 1890 patentirten Aetherdampfmaschinen (1893 287 *
217). Bei diesen Maschinen erfolgt die Verdampfung des Schwefeläthers auf indirectem
Wege durch eine Feuerung, während dies bei einem neueren, ebenfalls von Susini entworfenen Motor, der nach Mittheilungen in Revue industrielle vom 11. Februar 1893 S. 53 seit
Kurzem in der Fabrik von Bigeon zu Paris aufgestellt
ist, wieder, wie Trembley vorgeschlagen, direct mittels
Wasserdampfes geschieht.
Während jedoch der Letztgenannte die seiner Zeit ein grosses Aufsehen erregende
Zweicylindermaschine des Dampfbootes Du Trembley (1854
131 407 und 1854 134 161)
derart construirte, dass der Abdampf des einen Cylinders den flüssigen Schwefeläther
verdampfte, und dessen gespannte Dämpfe sich im zweiten Cylinder arbeitsverrichtend
ausdehnen konnten, führt Susini dem Schwefeläther
hochgespannten Kesseldampf zu und lässt die Aetherdämpfe nach einander in beiden Cylindern seines nach dem Verbundsystem
arbeitenden Motors zur Wirkung kommen; hierbei sollen gewöhnlichen, ohne
Condensation des Abdampfes arbeitenden Dampfmaschinen gegenüber Ersparnisse bis zu
65 Proc. erzielt werden.
Die Schwierigkeiten, welche sich dem gefahrlosen Betreiben von Motoren mittels
Schwefeläther früher entgegenstellten und besonders in Undichtigkeitsverlusten der
Rohrleitungen, Cylinder deck ei, Kolben- und Schieberstangenstopfbüchsen u.s.w.
bestanden, scheinen jetzt glücklich überwunden zu sein, was nicht zum wenigsten den
äusserst genau arbeitenden Werkzeugmaschinen der Jetztzeit zu verdanken ist, wodurch
in Verbindung mit Anordnungen, wie sie bei den mit ebenfalls sehr flüchtigen
Flüssigkeiten arbeitenden Kälteerzeugungsmaschinen inzwischen geschaffen wurden,
nennenswerthe Verluste an Schwefeläther vermieden werden.
Die Abbildungen Fig. 1
und 2 veranschaulichen
eine Anlage, welcher Dampf aus einem Röhrenkessel A
zugeführt wird, der in einem neben der Maschinenstube gelegenen, von dieser jedoch
vollständig abgeschlossenen Raume aufgestellt ist. Die zur Vollziehung des
Kreislaufes des Schwefeläthers erforderlichen Apparate sind in der Maschinenstube
untergebracht und, um Platz zu sparen, was auf Schiffsfahrzeugen, sowie auch bei den
meisten elektrischen Centralstationen in Städten von Wichtigkeit, über einander
liegend angeordnet.
Textabbildung Bd. 289, S. 104Susini's Aethermotor. Der als sogen. Hammermaschine ausgebildete Motor unterscheidet sich nur
wenig von den nach diesem System erbauten Dampfmaschinen; er hat Cylinder von 229
bezieh. 452 mm Durchmesser für 300 mm Kolbenhub und entwickelt mit 420 k in der
Stunde verdampftem Kesselwasser, welches Dampf von 8 bis 10 at Spannung liefert,
eine effective Leistung von 50 ; hierbei gelangen die Aetherdämpfe mit einer
Spannung von 25 at zur Maschine. Mit Hilfe eines in die vom Kessel A kommende Dampfleitung a
eingeschalteten Druckminderventiles R wird der
Wasserdampf auf eine der Temperatur der zu verwendenden Aetherdämpfe entsprechende
Spannung gebracht und zunächst in die Mäntel der Cylinder geleitet, deren Wandungen
damit eine Temperatur annehmen, welche etwas höher liegt, als diejenige der in dem
Kessel C – Verdichtungskessel (condenso-générateur)
genannt – erzeugten Aetherdämpfe; hierauf strömt der Wasserdampf durch das die
Leitung b für die nach der Maschine strömenden
Aetherdämpfe umgebende Rohr a1, von welchem noch, damit der Dampf gleichzeitig an beiden Enden des
Kessels C zur Wirkung kommen kann, ein Rohr abzweigt in
den letzteren, und bewirkt hier die Verdampfung des flüssigen Schwefeläthers.
Der Kessel C besteht aus zwei concentrisch in einander
liegenden Cylindern (Fig. 3), von denen der innere in
der Mitte eine Rohrwand trägt, welche behufs Circulation des flüssigen Aethers mit
zwischen den Rohren angebrachten Löchern von 8 mm Bohrung, sowie auf ihrem Umfange
mit Rinnen versehen ist.
Textabbildung Bd. 289, S. 105Fig. 3.Kessel für Susini's Aethermotor. Nach Bedürfniss kann dem Kessel C übrigens
auch direct durch das von der Hauptleitung a
abzweigende Rohr H Dampf zugeführt werden; letzterer
umspült behufs Verdampfung des Aethers den mit aufgeschweissten Böden versehenen
Innencylinder des Kessels C und geht durch das
Rohrbündel desselben. Das sich bildende Condensationswasser fliesst in dem Rohre c nach dem Dampfkessel A
zurück, um hier von Neuem verdampft zu werden, während die Aetherdämpfe nach
erfolgter Expansion in den beiden Cylindern der Maschine durch das Rohr b1 in den Condensator
D entweichen, der in gleicher Weise wie der Kessel
C aus zwei in einander liegenden Cylindern gebildet
ist. Um eine möglichst wirksame Condensation im Kessel D herbeizuführen, strömt das durch den Stutzen x (Fig. 2)
desselben einströmende kalte Wasser wegen einer direct hinter dem genannten Stutzen
liegenden Scheidewand erst durch das Röhrenbündel des Innencylinders und erst in
seinem Rücklaufe um diesen herum nach dem Ablaufrohre y; der wieder flüssig gewordene Aether tritt dagegen durch den Stutzen d in das Saugrohr einer Pumpe E (Fig. 1 und
2), deren
Druckleitung e mit dem Kessel C in Verbindung steht, so dass der Kreislauf der beiden Flüssigkeiten von
Neuem erfolgen kann.
Im Kessel C liegen 860 Rohre von 16 mm innerem
Durchmesser und 1 mm Wandstärke, im Condensator 1264 Rohre von 11 mm innerem
Durchmesser bei einer Wandstärke von 0,5 mm; beide Kessel sind mit den zum
Ingangsetzen der Maschine, sowie zur Sicherheit des Betriebes nothwendigen Armaturen
ausgerüstet.
Zum Reinigen, wie auch zum Füllen des Kessels C dient
das Rohr V (Fig. 3),
während die Rohre m und n
nach einem Manometer bezieh. Vacuummeter führen. Die beiden am Kessel C angeordneten Sicherheitsventile (Fig. 1) für je einen der
beiden Cylinder liegen in Gehäusen, deren Aussenflanschen durch Krümmer f mit dem in die Atmosphäre ausmündenden Steigrohr f1 verbunden sind; alle
Rohre, welche mit dem Innencylinder in Verbindung stehen, sind nach aussen
sorgfältig durch Stopfbüchsen abgedichtet.
Auch am Condensator D ist für jeden der beiden Cylinder,
sei es für den Fall, dass ein Entweichen von Aether in den äusseren Cylinder oder
eine zu grosse Spannung in Folge unterbrochener Condensation der Aetherdämpfe im
inneren Cylinder stattfindet, ein Sicherheitsventil vorgesehen, deren Gehäuse
ebenfalls an das Steigrohr f1 anschliessen; die Grösse des Gegendruckes kann auch hier an einem
Manometer oder Vacuummeter abgelesen werden.
Das Dichthalten von Schieber- und Kolbenstangen-Stopfbüchsen der Maschine, was für
den gefahrlosen und ökonomischen Betrieb von höchster Wichtigkeit, hat Susini durch eine Einrichtung, wie sie in ähnlicher
Weise sich an den Compressoren von Kälteerzeugungsmaschinen vorfindet, zu erreichen
gesucht.
Textabbildung Bd. 289, S. 105Fig. 4.Stopfbüchse für Susini's Aethermotor. Jede Stopfbüchse ist nämlich von einem mit Glycerin angefüllten Mantel
umgeben, der, wie in Fig. 4 ersichtlich, durch Kanäle
mit den Oeffnungen eines zwischen Grundbüchse und Brille liegenden kleinen Kolbens
aus Bronze in Verbindung steht; das Glycerin verhütet ein Entweichen der
Aetherdämpfe und dient gleichzeitig zur Schmierung der Stangen. Wegen der geringen
Dichtigkeit der Aetherdämpfe im Verhältniss zum Glycerin treten erstere bei
eintretenden Undichtheiten durch das Glycerin in die Oeffnungen des kleinen Kolbens
und von hier durch den mit Glycerin angefüllten Mantel in das Röhrchen eines auf der
Stopfbüchse befestigten Behälters, dessen oberer Theil mit einem Manometer versehen
ist; zum Erkennen des Flüssigkeitsspiegels des Glycerins im Behälter dient ein
Schauglas. Behufs Circulation des Glycerins führt ein auf der Abbildung (Fig. 4) punktirt angegebenes Röhrchen vom unteren
Theile des Behälters nach dem tiefsten Punkte des Stopf büchsenmantels und, um die
in den Behälter aufsteigenden Aetherdämpfe wieder zu verdichten, vom oberen Theile
desselben noch ein Röhrchen nach dem Condensator.
Textabbildung Bd. 289, S. 105Fig. 5.Susini's Abscheider für den Aethermotor. Zur Abscheidung des von den Aetherdämpfen mitgerissenen Glycerins dient
ein in dem Ausströmrohr b1 (Fig. 1 und
2) eingeschalteter
Reinigungsapparat F, dessen Construction aus Fig. 5 hervorgeht. Beim Durchströmen der Aetherdämpfe
durch die zwischen Ein- und Austrittsstutzen des Reinigungsapparates in den
concentrisch zu einander liegenden Blechcylindern schachbrettförmig angeordneten
Oeffnungen werden dieselben vom Glycerin befreit; letzteres sammelt sich am Boden
des Apparates an und kann diesem beim Anhalten der Maschine entnommen werden.
Die Anlage arbeitet ausschliesslich mit frischem Kesseldampf, doch würden sich
Aenderungen nicht nöthig machen, sofern Abdampf zur Verwendung gelangte – höchstens
dass noch selbsthätige Reinigungshähne für das Condensationswasser anzuordnen
sind.
Nachstehend einige Versuchsergebnisse des Motors:
Admissionsdruck
25
k
Druck der abziehenden Aetherdämpfe
0,5
k
Expansionsgrad des kleinen Cylinders
6,423
„ „ grossen „
3,892
Gesammtexpansion
25
fach
Effective Leistung
50
Soll eine mittels Wasserdampf gespeiste Condensationsmaschine von gleichen
Abmessungen wie die vorstehend genannte Aethermaschine die Leistung von 50
effectiven mit derselben Gesammtexpansion (Eg
= 0,04) und einer Admissionsspannung von 9 at (abs.) entwickeln, so müsste dieselbe
nach dem Hilfsbuch für Dampfmaschinentechniker von Hrabák, 2. Aufl. 1891 S. 96, mit 2,5 m
Kolbengeschwindigkeit, entsprechend 250 Umdrehungen in der Minute, laufen, während
die Aethermaschine zur Hervorbringung der genannten Leistung nur eine
Kolbengeschwindigkeit von 0,65 m, entsprechend 65 Umdrehungen in der Minute,
braucht. (Hierbei ist ein Wirkungsgrad von 0,7 angenommen.)
Ein Vorzug der Aethermaschine gegenüber der mit Wasserdampf betriebenen Maschine
besteht demnach – gleiche Leistungen vorausgesetzt – schon darin, dass die
Rohrleitungen, Ein- und Austrittskanäle viel kleiner werden als für den Dampf, bei
dem sie wegen der bedeutend höheren Kolbengeschwindigkeit entsprechend grössere
Abmessungen erhalten müssen, in Folge dessen auch Schieber, Excenter u. dgl. grösser
ausfallen.
Wie bereits oben bemerkt, waren zur Hervorbringung der Leistung von 50 effectiven
der Aetherdampfmaschine in der Stunde 420 k Wasser zu verdampfen. Beim
Betreiben der Maschine mittels Wasserdampf würden nach Hrabák mit geheiztem Mantel des Hoch-, Niederdruckcylinders und
Zwischenbehälters bei exacter Ausführung und Instandhaltung für 1 indicirte
und Stunde 6,5 k, demnach für \frac{50}{0,7}= etwa 70 indicirte
455 k Dampf in der Stunde erforderlich sein.
Rechnet man für Abkühlungsverluste in den Dampfleitungen und für aus dem Kessel etwa
mitgerissenes Wasser 5 Proc. des zum Betreiben der Maschine nöthigen Dampfes, so
müssen bei der mit Wasserdampf betriebenen Maschine stündlich ungefähr 480 k Wasser
im Kessel verdampft werden, was zu Gunsten der Aethermaschine eine Ersparniss von 60
k Wasser in der Stunde oder von ungefähr 14,3 Proc. ergibt. In Wirklichkeit wird die
Ersparniss noch bedeutender ausfallen, da der Dampfconsum einer Maschine von 50
effectiven sich wohl stets höher als 6,5 k für 1 indicirte und
Stunde stellen wird.
Die Cylinder der Aethermaschine besitzen Wandstärken von 25 mm, was in Anbetracht des
hohen Anfangsdruckes der Aetherdämpfe, deren Temperatur diejenige der Wasserdämpfe
von 9 at Spannung indess noch nicht erreicht, gerechtfertigt erscheint.
Beide Cylinder arbeiten mit von Hand einstellbarer Meyer'scher Expansionssteuerung; der Regulator, System Denis, bethätigt eine in der Zuführungsleitung der
Aetherdämpfe hinter einem Absperrventil liegende Drosselklappe. Behufs Ausgleichung
der Gewichte der bewegten Massen sind die Kurbeln mit angeschmiedeten Gegengewichten
von je 255 k versehen.
Der Motor dürfte namentlich als Schiffsmaschine ganz vorzügliche Dienste leisten, da
die hoch gespannten Aetherdämpfe in Verbindung mit grossen
Kolbengeschwindigkeiten für eine gewisse Leistung nur geringe
Constructionsabmessungen erfordern; andererseits lässt sich wegen der geringen
latenten Verdampfungswärme des Aethers die zum Betriebe erforderliche Spannung
desselben sehr schnell erreichen und da ferner nur eine geringe Steigerung der
Spannung des Wasserdampfes nothwendig ist, um diejenige der Aetherdämpfe ganz
bedeutend zu vergrössern, auch die normale Leistung des Motors in verhältnissmässig
kurzer Zeit nicht unerheblich steigern. Hierzu kommt weiter, dass dasselbe Wasser
stets von Neuem in den Kessel zurückgelangt, wodurch Kesselsteinbildungen vermieden,
sowie wegen der gleichmässigen Temperaturen, denen die Wendungen des Kessels
unterworfen, auch die Bleche weniger angestrengt werden.
Um die Leistungen eines kleineren mit Schwefeläther betriebenen Motors festzustellen,
wurden in den Werkstätten von Digeon an einer
wagerechten Eincylindermaschine von 300 mm Cylinderdurchmesser bei 400 mm Kolbenhub
bezügliche Versuche angestellt; der Kessel zur Erzeugung des zur Verdampfung des
Aethers erforderlichen Wasserdampfes besass eine Heizfläche von 6 qm. Der Dampf
gelangte mit einer Spannung von 2,75 k in den Verdichtungskessel mit 32 qm
Verdampfungsoberfläche; die dem letzteren entströmenden Aetherdämpfe zeigten eine
Spannung von 8,75 k.
Es ergaben sich folgende Resultate:
Minutliche Umdrehungen des Motors
60
Mittleres Gewicht am Bremszaum
136
k
Eigengewicht
4,7
k
Totales Gewicht
140,7
k
Hebelarm
1,242
m
Effective Leistung
14,632
Mittlere indicirte Leistung
19,623
Wirksame Kolbenoberfläche
0,0706
qm
Brennmaterial für 1 ind. und Stunde
0,866
k
Verdampftes Wasser für 1 ind.
und Stunde
5,970
k
Condensationswasser für 1 ind.
und Stunde
276
l
Da der Kessel eine Heizfläche von 6 qm, d.h. für 1 indicirte von nur 0,3058
qm besitzt und selbst die grössten mit natürlichem Zug arbeitenden Kessel zur
Erzeugung von Betriebsdampf eine Heizfläche von mindestens 0,8 qm für 1 indicirte
erfordern, ergibt sich zu Gunsten der mit Aether betriebenen Anlage eine
Ersparniss an Heizfläche von 0,4942 qm für jede indicirte oder von 61,77
Proc.
Ein zweiter Versuch wurde an demselben Motor mit Wasserdampf von 7,4 k Spannung
angestellt; höhere Spannungen liessen sich wegen der unzureichenden Speisung des
Kessels, der eine verhältnissmässig grosse Menge Dampf liefern musste, nicht
erreichen.
Bei diesen Versuchen wurden nachstehende Resultate erzielt:
Effective Leistung
7,64
Brennmaterial für 1 ind. und Stunde
2,771
k
Verdampftes Wasser für 1 ind.
und Stunde
20
l
Condensationswasser für 1 ind.
und Stunde
488
l
Schliesslich wurde noch ein dritter Versuch mit dem Abdampfe, welcher einem kleinen
am Kessel montirten Motor von Olry und Granddemange
entströmte, vorgenommen; der mittels des Abdampfes in dem Verdichtungskessel verdampfte Aether
diente wie vordem zum Betreiben der wagerechten Eincylindermaschine.
Hierbei wurden folgende Zahlen festgestellt:
Leistung des kleinen Dampfmotors
4,97
Anfängliche Spannung der Aetherdämpfe
5,4
k
Leistung der wagerechten Maschine mit Aether
7,32
Totale entwickelte Leistung
12,29
Der bei sämmtlichen Versuchen festgestellte äusserst ökonomische Betrieb der mit
Schwefeläher betriebenen Motoren rührt im Wesentlichen daher, dass sich, gleiche
Temperaturen im Condensator vorausgesetzt, die Expansion der hochgespannten
Aetherdämpfe, welche im Uebrigen nach den abgenommenen Indicatordiagrammen ziemlich
genau der adiabatischen Curve entsprechend ausfällt, weiter treiben lässt, als
diejenige der Wasserdämpfe mit geringeren Anfangsspannungen und ferner bei
Einströmung und Expansion der Aetherdämpfe in Folge Berührung derselben mit den
metallischen Cylinderwandungen keine Condensationsverluste, wie dies bei den
Wasserdämpfen der Fall ist, entstehen; erstere werden vielmehr, da im gesättigten
Zustande durch die angewärmten Cylinderwandungen, welche, wie bereits erwähnt, eine
höhere Temperatur als die Aetherdämpfe selbst besitzen, überhitzt, und verlassen die
Maschine mit einer Temperatur, welche merklich höher liegt, als diejenige, welche
ihrer absoluten Endspannung entspricht.
Was noch die mit Anwendung des Schwefeläthers verbundenen Gefahren anbelangt, so ist
anzuführen, dass derselbe mit der atmosphärischen Luft ein explosives Gemenge
bildet, und deshalb zwischen Kessel- und Maschinenraum keine directe Verbindung
bestehen darf; ferner ist wegen der leichten Entzündung des Schwefeläthers jeder
Feuerfunke, z.B. aus Tabakspfeifen, Cigarren u. dgl. von dem Maschinenraum fern zu
halten, wie auch dessen Beleuchtung nur mittels elektrischer Glühlampen,
anderenfalls von aussen geschehen darf.
Das gegenüber der atmosphärischen Luft bedeutende specifische Gewicht des
Schwefeläthers (1 : 2,586) verhütet im Uebrigen ein schnelles Vermengen desselben
mit der ersteren und da der Schwefeläther ausserdem einen äusserst scharfen,
durchdringenden Geruch besitzt, werden etwaige Undichtheiten dem Maschinenpersonal
bald bemerkbar, so dass frühzeitig genug Vorkehrungen zur Verhütung jeglicher Gefahr
getroffen werden können.
Uebrigens hat ein weit entzündlicherer Stoff als Schwefeläther – der
Schwefelkohlenstoff – in der Industrie zum Extrahiren von Oel aus Samen aller Art
eine ausgedehnte Verwendung gefunden, ohne durch seine Gefährlichkeit bisher Anlass
zur Nichtweiterbenutzung gegeben zu haben.
Die Entzündungstemperatur des Schwefelkohlenstoffes beträgt nach Frankland 149° C, während festgestellt wurde, dass sich
Schwefeläther bei dieser Temperatur noch nicht entzündete.
Die Schwierigkeiten in der Benutzung des Schwefeläthers erscheinen demnach nicht so
gross, um dessen Einführung zu dem besprochenen Zwecke zu verhindern, um so weniger,
als damit nach obigen Versuchen die Ersparniss an Betriebskosten eine ganz
erhebliche wird.
Freytag.