Titel: | Ueber Walzen und Walzwerke. |
Fundstelle: | Band 289, Jahrgang 1893, S. 196 |
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Ueber Walzen und Walzwerke.
(Fortsetzung des Berichtes S. 169 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber Walzen und Walzwerke.
3) Walzen und Walzengerüste. Ein eigenthümliches
Walzwerk ist von A. Defert in Marnal (Dep. Haute Marne)
angegeben und demselben unter Nr. 56177 vom 15. April 1890 ab für das Deutsche Reich
patentirt worden. Das Walzwerk dient zum Auswalzen von Metallstäben mittels in
ununterbrochener Reihenfolge liegender Scheiben artiger Walzen, die zwischen zwei
Scheiben so angeordnet sind, dass die Kalibermittel auf demselben Umkreise
liegen. Die Walzen sind so angeordnet, dass ihre Achsen abwechselnd senkrecht und
parallel zur Hauptbetriebsachse liegen, und dass ihre Geschwindigkeit der Streckung
des Walzgutes entsprechend zunimmt. Dem Walzwerk werden nur Stäbe von bestimmter
Stärke übergeben, so dass nöthigenfalls Präparirwalzen zur Verwendung kommen müssen.
Ebenso wird nöthigenfalls das aus der Walze tretende Walzgut noch der Wirkung von
Vollendwalzen unterworfen, welche den gewünschten Querschnitt liefern.
Textabbildung Bd. 289, S. 195Fig. 15.Defert's Walzwerk. Die Vorrichtung wird durch Fig. 15 und 16 erläutert. A ist der
aus Vordertheil und Rückentheil zusammengesetzte Gestellkranz, der die Walzenpaare
aa trägt, deren Achsen abwechselnd parallel zu den
Radien des Kranzes A und parallel zu den Flächen des
Kranzmantels gerichtet sind.
Die Walzen a haben Kalibervertiefungen, deren
Querschnitte vom Eintrittspunkte E des Walzgutes nach
dem Austrittspunkte S hin abnehmen. Sämmtliche
Kalibermittel liegen auf demselben Umkreise von der Triebwelle B aus gerechnet; und sämmtliche Walzen haben gleichen
Durchmesser. Die Bewegung der Walzen wird durch zwei Zahnräder auf jedes Paar Walzen
übertragen. Von diesen Zahnrädern sitzt je das eine fest auf der gemeinsamen
Triebwelle B, während das zweite auf der Verlängerung
einer der Achsen je eines Walzenpaares befestigt ist. Die Walzen je eines zusammen
arbeitenden Paares selbst sind durch zwei gleiche Stirnräder verbunden. Die
Zahnräder zum Antrieb der Walzen mit wagerechten Achsen sind Stirnräder, für die
Walzen, deren Achsen nach den Radien des Kranzes A
angeordnet sind, werden konische Räder verwendet. Damit die auf den Walzen sitzenden
Räder nicht einen zu grossen Durchmesser erhalten, sind bei beiden Sorten der
Betriebsräder Zwischenräder vorgesehen.
Die Achsen der Walzen ruhen in zweitheiligen Lagerschalen, welche je besonders noch
durch einen transversalen Schnitt getheilt sind. Die Art der Anstellung ist aus den
Figuren zu
ersehen, ebenso auch die Form der Führungsstücke g,
welche aus zweitheiligen, in Federn ruhenden Haltern bestehen und die dem Walzgute
etwas Spielraum gewähren.
Textabbildung Bd. 289, S. 196Fig. 16.Defert's Walzwerk.Textabbildung Bd. 289, S. 196Clark's Walzwerke. Die Hauptwelle B wird auf dem von dem
Gestellkranz A abgelegenen Ende durch einen Lagerbock
P getragen; sie durchdringt ferner eine Gestell
wand F, in welcher die Enden der wagerechten Walzen auf
einer Seite gelagert sind. Die scheibenförmigen Walzen a sind auf ihren Achsen mittels konischer Keilringe befestigt, gegen
welche sich Hülsen von aufgeschraubten Muttern anpressen. Etwa ausgeschliffene
Walzen können nach Neubearbeitung für das vorhergehende Kaliber neu benutzt werden,
wodurch sich die Betriebskosten erheblich vermindern. Die Patentschrift gibt die
Einzeltheile des Walzwerkes in ihrer constructiven Durchbildung genau an und
beschreibt auch einen zugehörigen Haspel mit Reibungsantrieb, Vorrichtung zum
augenblicklichen Stillsetzen, besondere Stellungsänderung für die Geschwindigkeit,
worauf wir hier, als unserem Berichte fernliegend, nicht näher eingehen.
Auf ein Walzwerk zum Walzen sehr langer Schienen bezieht sich das amerikanische
Patent Nr. 397339 von Edward L. Clark in Pittsburg, Pa.
(Fig. 17 und 18). Jedes Kaliber wird
durch ein besonderes Walzenpaar gebildet. Alle Walzenpaare liegen in drei Reihen
neben einander, so dass in der ersten Reihe die Kaliber abc, in der zweiten Reihe die Kaliber def und
in der dritten Reihe die Kaliber ghi liegen. Zwischen
den Walzenpaaren a und b,
b und c, d und e,
e und f, g und h,
h und i sind lange Rollbahnen; und vor den
Walzenpaaren c und d, f
und g sind schiefe Ebenen rs zur Querverschiebung der Schiene angeordnet. Demgemäss müssen sich die
Walzenpaare abcghi in gleicher, und die Walzenpaare def in entgegengesetzter Richtung drehen, was dadurch
erzielt wird, dass von den in einer Linie liegenden Walzenpaaren abwechselnd die
Unter- und Oberwalze von der jeder Linie gemeinschaftlichen Dampfmaschine
angetrieben wird.
Der Gang der Schiene ist folgender: Walzen a, Rollbahn,
Walzen b, Rollbahn, Walzen c, Querverschiebung über r nach Walzen d, Walzen d, Rollbahn,
Walzen e, Rollbahn, Walzen f, Querverschiebung über s nach Walzen g, Walzen g, Rollbahn,
Walzen h, Rollbahn, Walzen i.
Toussaint Bicheroux in Düsseldorf hat sich unter D. R.
P. Nr. 66728 vom 23. August 1891 eine Vorrichtung zum Aufbiegen und Fertigwalzen
vorgewalzter Profileisen patentiren lassen.
Textabbildung Bd. 289, S. 196Bicheroux' Vorrichtung zum Aufbiegen und Fertigwalzen. Um die nach dem Patent Nr. 63066 (Fig. 19 bis 22) hergestellten, noch
unfertigen Profileisen in die endgültige Form überzuführen, d.h. die
zusammengewalzten Lappen aus einander zu biegen, kann man vor dem Fertigkaliber der
Walzen a einen Keil b
anordnen, der von dem hydraulischen Kolben e zwischen
die zusammengewalzten Lappen des Schienenfusses getrieben wird, während die Schiene
selbst von dem Ständer d und dem gegen sie gedrückten
hydraulischen Kolben i geführt wird und die Walzen a die Schiene durch diese Führung ziehen. Anstatt
dieser Anordnung können auch verschiedene, die zusammengewalzten Lappen in eine
Ebene aufbiegenden Walzen ou von doppelkegelförmiger
und dann glatter Form angewendet werden.
Unter Nr. 55470 vom 18. Juni 1890 ist der Firma R. und G.
Schmöle in Menden, Westfalen, eine Einrichtung an Walzwerken für dünnes
Blech patentirt worden (Fig. 23), welche beim
Auswalzen dünner Blechpackete Unglücksfälle verhüten und die Packete glatt gegen die
untere Walze halten soll. Zu diesem Zwecke sind nahe an den Walzenständern zwei um
Zapfen a drehbare Arme b
angeordnet, die eine Druckrolle c tragen und durch
Federn d in der Schwebe erhalten werden. Nachdem der
Arbeiter das Blechpacket zwischen die Walzen eingeführt hat, lässt er es mit seinem
hinteren Ende auf den Tisch o fallen und drückt es dann
mittels der Druckrolle c gegen die Unterwalze.
Textabbildung Bd. 289, S. 197Fig. 23.Schmöle's Sicherheitsvorrichtung. Neuerdings werden an die Plattenwalzwerke ungemein gesteigerte Ansprüche
gestellt in Bezug auf Grösse und Stärke der Platten. Die Mittel, mit denen man
bemüht ist, diesen Ansprüchen nachzukommen, sind gesteigerte Leistung der Walzen,
also grössere Länge und grösserer Durchmesser, gesteigerte Arbeitsgeschwindigkeit
und leistungsfähigere Hebewerke.
R. J. Jackson in Pittsburg hat nach dem amerikanischen
Patente Nr. 418371 noch ein weiteres Auskunftsmittel gesucht, indem er dicht vor und
hinter dem Blechwalzwerk je einen Glühofen mit Rollwalzen auf der Sohle anordnet, so
dass das in dem einen Ofen glühend gemachte Blech durch die Walzen sofort in den
zweiten Ofen gelangt und durch die Walzen wieder in den ersten Ofen zurückbefördert
wird. Die Flamme geht parallel den Walzen durch die Oefen. Da bei diesem Verfahren
die Platten stets wieder nachgewärmt werden, so vollzieht sich die Arbeit leichter
und glatter.
Um mit den schweren Blechen leichter hantiren und insbesondere die Blechplatten auf
dem Walzentische ohne Handarbeit beliebig verdrehen zu können, theilt Ch. Davy den Walzentisch senkrecht zur Walzenachse,
durch Anbringung eines Zwischenträgers, in zwei Hälften und versieht jede mit einer
Reihe von Führungswalzen, welche unabhängig von einander in bekannter Weise mittels
Kegelrädern angetrieben werden. Die Verbindung der Kegelradwellen der beiden
Führungswalzenabtheilungen mit der Haupttransmission ist so ausgeführt, dass man
durch Verstellen einer Kuppelung die beiden Walzenreihen entweder in gleiche oder
entgegengesetzte Drehung versetzen kann. Im ersten Falle bewegt sich das Blech
senkrecht zur Walzenachse, im letzteren wird es um eine senkrechte Achse
verdreht.
Ein Blechwalzwerk mit selbstthätiger Umführung der Bleche um eine der Walzen herum
durch endlose Ketten ist Hermann Meyer in
Düsseldorf-Oberbilk unter Nr. 65878 vom 23. Februar 1892 patentirt. Die endlosen
Ketten d (Fig. 24),
welche die zu walzenden Bleche um die Walze c
selbstthätig herumführen, sind bis nahe an die Arbeitsstellen heran um die
Walze c gespannt und laufen in der Richtung der
Bewegung dieser Walze herum. Zwischen letzterer und den Ketten (von denen in der
Figur nur eine zu sehen ist) sind Rollen g angeordnet,
um die Blechtafeln auf einer kurzen Strecke von der Walze abzuheben und sie über
Bürsten r zu führen oder einer neuen Druckstelle der
Walzen auszusetzen.
Textabbildung Bd. 289, S. 197Fig. 24.Meyer's Blechwalzwerk. Belagbleche mit rautenförmiger Musterung will nach den amerikanischen
Patenten Nr. 409049 und Nr. 409050 W. J. Lewis in
Pittsburg dadurch herstellen; dass er eine glatte Walze mit einer solchen, die mit
cylindrischen Ringen versehen ist, zusammen arbeiten lässt. Das zu verarbeitende
Blech wird zweimal, und zwar schräg, je nach der Richtung der zu erzielenden Rauten
durchgewalzt. Wir bezweifeln sehr, dass auf diese Weise eine nur einigermaassen
handelsfähige Waare erzielt werden kann.
Ueber Universalwalzen brachte Nr. 11 der Zeitschrift Stahl
und Eisen vom 25. Juni 1892 einige Bemerkungen, die wir hier folgen
lassen:
Die für das Auswalzen von Röhreneisen, leichterem Brückenmaterial
u.s.w. in Gebrauch befindlichen Universalwalzwerke haben in den letzten Jahren
mannigfaltige Umänderungen erfahren, auf die hinzuweisen der Zweck dieser kurzen
Abhandlung sein soll.
Hervorgerufen sind dieselben hauptsächlich dadurch, dass die alte
Construction für das neue, mehr und mehr in allgemeine Verwendung kommende
Flusseisen- und Stahlmaterial als zu schwach sich erwiesen hatte, und dass
vorzugsweise die verschleissenden und durch den Walzprocess am meisten in Anspruch
genommenen Theile einer neuen Durchbildung unterworfen werden mussten.
Die Duisburger
Maschinenbau-Actiengesellschaft vorm. Bechern und Keetman zu Duisburg a.
Rhein befasst sich seit etwa 30 Jahren mit dem Bau von Universal walz
werken und hat z.B. seit dem Jahre 1880 allein 18 vollständige
Universalwalzwerksanlagen an die bedeutendsten Firmen des In- und Auslandes
geliefert. Das Bestreben obiger Firma war stets darauf gerichtet, das
Universalwalzwerk mit Zubehör entsprechend den Anforderungen und auf Grund eigener
Erfahrungen und Rathschläge seitens der ausübenden Walzwerksingenieure zu
verbessern und zu vervollkommnen, so dass die jetzige Construction den auch
neuerdings an diesen wichtigen Apparat gestellten Anforderungen entsprechen
dürfte.
Die oben erwähnten 18 Anlagen theilen sich in folgende
Kategorien:
Universalwalzwerke (Duo) mit Unterbetrieb der senkrechten Walzen:
fünf vollständige Anlagen.
Universalwalzwerke (Duo) mit Oberbetrieb der senkrechten Walzen:
neun vollständige Anlagen.
Universalreversirwalzwerk mit Oberbetrieb der senkrechten Walzen:
eine vollständige Anlage.
Universaltriowalzwerke mit Oberbetrieb der senkrechten Walzen:
drei vollständige Anlagen.
Die Walzwerke mit Unterbetrieb der senkrechten Walzen erhielten
wagerechte Walzen, deren Durchmesser sich zwischen 420 bis 470 mm bewegten; sie
dienten zum Walzen von Eisen von 55 bis 360 mm Breite bei einer Dicke bis zu 1 mm
herunter.
Textabbildung Bd. 289, S. 198
Fig. 25.Universalwalzwerk der Duisburger
Maschinenbau-Aktiengesellschaft.
Die Strassen mit Oberbetrieb wurden meistentheils mit wagerechten
Walzen von 470 bis 600 mm Durchmesser ausgerüstet, für eine zu walzende Breite von
60 bis 650 mm und eine Dicke des Eisens bis zu 2 mm.
Das Universalreversirwalzwerk diente zum Walzen starker
Flacheisenstäbe von 100 bis 600 mm Breite und war mit wagerechten Walzen von 635 mm
Durchmesser versehen.
Ein Universaltrio hatte drei gleiche Walzen von 345 mm und diente
zum Glätten von 6 bis 34 mm dicken Stahlbändern.
Zwei der Universaltriowalzwerke waren mit wagerechten Walzen (drei
gleiche Walzen) von 660 mm Durchmesser zum Walzen von 130 bis 700 mm breitem
Brücken-Eisenbahnmaterial, mit solchen von 600 mm Durchmesser und einer Mittelwalze
von 460 mm Durchmesser zum Walzen von Röhreneisen von 100 bis 570 mm Breite in den
üblichen Dicken bestimmt.
Das in der Abbildung Fig. 25
dargestellte Universalduowalzwerk, hauptsächlich zur Erzeugung von Röhreneisen
bestimmt, hat wagerechte Walzen von 470 mm Durchmesser und ist mit senkrechten
Walzen von 385 mm Durchmesser versehen. Die Breite der zu walzenden Eisenstäbe liegt
zwischen 90 und 350 mm.
Der Antrieb der senkrechten Walzen geschieht von oben durch
konische Räder aus Stahlguss. Die senkrechten Walzenspindeln sind oben in kräftig
gebauten Halslagern geführt, die ihrerseits wieder in starken schmiedeeisernen
Führungsbalken von rechteckigem Querschnitt gelagert sind. Dasselbe gilt von den
Spurlagern, in denen der untere Theil der Spindel läuft. Diese Art der Lagerung
gestattet ein leichtes Ein- und Ausbauen der Lager selbst und hat gegen die frühere
Art der Lagerung in gusseisernen Balken den Vorzug bedeutend grösserer Sicherheit,
so dass die früher öfter eintretenden Brüche der Führungsbalken, die zu
empfindlichen Störungen Anlass gaben, ausgeschlossen sind.
Die seitliche Anstellung der senkrechten Walzen geschieht durch
Druckschrauben, die mit Rechts- und Linksgewinde versehen sind. Dieselben werden von
einer Handradachse aus durch ein Rädergetriebe bewegt. In neuester Zeit ist
dieses Rädergetriebe durch Schneckenräder und Schnecke ersetzt worden, wodurch ein
genaueres Parallelstellen der senkrechten Walzen erzielt werden kann. Das Anstellen
der oberen Hauptdruckschrauben geschieht vom Kammwalzgerüst aus und wird durch eine
speciell dafür construirte Frictionsanstellvorrichtung bewirkt, die von einem Mann
sehr bequem bewegt und dirigirt werden kann, und die für den Aufgang der
Druckschrauben einen Weg von 8 mm, für den Niedergang derselben einen solchen von 4
mm in je einer Secunde zulässt mit beliebig dazwischen liegenden Aenderungen
bezüglich dieser Wege. Durch diese Einrichtung fallen die gewöhnlich angewandten
Anstellräder fort, zu deren Bedienung zwei bis drei Mann erforderlich waren.
Sämmtliche vorerwähnten Anlagen sind mit der oben erwähnten Frictionsanstellung
versehen, die übrigens auch vielfach für Blechwalzwerke Eingang gefunden hat. Ein an
dem Kammwalzgerüst angebrachtes Zifferblatt, dessen Zeiger werk von der oberen
Antriebsachse bewegt wird, gestattet ein bequemes Ablesen der einzelnen
Druckabnahmen. Hinter der Walze ist ein etwa 7 m langer, durch einen Dampfcylinder
bewegter Rolltisch (Ueberhebetisch) angeordnet, der ein leichtes Uebergeben der
Packete gestattet und so eingerichtet ist, dass er ein Durchstecken bereits lang
gewalzter Stäbe unter dem Walzgerüst her gestattet.
Sämmtliche Achsen sind in langen Rothgussschalen gelagert, so dass
der Verschleiss trotz der sehr grossen Beanspruchung gering ist. Alle Achsen sind
aus Stahl, die Antriebräder sowie der Einbau aus Stahlguss hergestellt. Zu erwähnen
ist noch die am oberen Einbaustück angebrachte Keil Stellung, die den Zweck hat, die
Oberwalze genau einzustellen.
Die Zwischenspindeln sind in Vorrichtungen gelagert, die ein
leichtes Ein- und Ausbauen gestatten.
Die meisten der alten Universalwalzwerksanlagen kranken an einer
ungenügenden Lagerung der bewegten und stark in Anspruch genommenen Theile, deren
Abmessungen oft sehr schwach gehalten waren. Vorerwähnte Firma hat in den letzten 5
bis 6 Jahren diesem Uebelstande durch besondere Construction, die immer wieder
verbessert wurde, abgeholfen.
Zum Schluss noch einige Worte über die Universalwalzwerke mit
Unterbetrieb.
Dieselben sind in neuerer Zeit ganz umconstruirt und ist dabei
namentlich grosse Sorgfalt auf eine verbesserte Construction des sonst viele
Unannehmlichkeiten verursachenden Unterbetriebs verwendet worden, so dass die
Hauptübelstände gehoben sein dürften. Auch die Lagerung der Unterwalze ist gegen
früher umgeändert worden und gestattet ein leichtes Ausbauen derselben bei grosser
Solidität. Im Allgemeinen soll man bei Neuanlagen, wenn eben angängig, den
Oberbetrieb der senkrechten Walzen vorsehen, der ausser der besseren
Uebersichtlichkeit noch andere Vortheile gegenüber dem Unterbetrieb besitzt.
J. Kennedy in Pittsburg, Pa., hat nach dem
amerikanischen Patente Nr. 466051 an dem Universalwalzwerk einige Neuerungen
vorgeschlagen.
Textabbildung Bd. 289, S. 198Fig. 26.Kennedy's Steuerung an dem Universalwalzwerk. Um die senkrechten Walzen a (Fig. 26) verhältnissmässig dünn halten und doch
genügend enge zusammenrücken und mit kräftigen Antriebsrädern versehen zu können,
sind dieselben mit noch zwei anderen Walzen b in
besonderen Lagern c gelagert, die mittels der Schrauben
e und des hydraulischen
Cylinders i gleichmässig wagerecht verstellt werden
können. Die Walzen ab stehen durch Zahntriebe o mit einander in Eingriff und werden durch verhältnissmässig grosse
Kegelräder r von der gemeinschaftlichen Welle s aus angetrieben.
Unter dem Namen Verbundwalzmaschine hat Abram Reese in
Pittsburg sich unter Nr. 68009 ein Walzwerk zur Herstellung von U- und Doppel-⊤-Eisen patentiren lassen. Die Einrichtung
besteht aus zwei hinter einander liegenden Universalgerüsten, deren wagerechte
Walzen nach der herzustellenden ⊤-Form bearbeitet sind (bei U-Eisen bleibt die Oberwalze einfach cylindrisch), während die
cylindrischen senkrechten Walzen den Fuss bearbeiten. Als Sonderconstruction ist
erwähnenswerth, dass die wagerechten Walzen des zweiten Gerüstes scheibenförmig
gehalten und von so grossem Durchmesser sind, dass die senkrechten Walzen zwischen
den Laufachsen derselben Platz finden. Es fallen also die vier Walzen in eine Ebene und schliessen das Walzgut wirksam ein.
4) Querwalzwerke. Wir haben 1888 268 * 390 über das Simond'sche
Querwalzverfahren berichtet. Nach einer Mittheilung in The
Journal of the Franklin Institute, Vol. 126 S. 345, ist das Verfahren
weiter ausgebildet; der ausführliche Bericht gibt eine ganze Reihe neuer
Verwendungen des Simond'schen Walzwerkes an, so zur
Herstellung von Kugeln, Schrauben in vielen Formen (nebst Angaben über
Festigkeitsversuche, denen die Schraubenbolzen unterworfen worden sind), kurz zur
Herstellung einer ganzen Musterkarte verschiedener Rotationskörper. Der Bericht gibt
zugleich eine Uebersicht über den Entwicklungsgang des Querwalzverfahrens. An der a.
a. O. beschriebenen Einrichtung ist übrigens nichts Wesentliches geändert.
Das Simond'sche Walzwerk arbeitet mit zwei nach
verschiedenen Richtungen bewegten Platten, deren Herstellung erhebliche Kosten
verursacht. Es fehlt deshalb nicht an erfolgreichen Versuchen, Querwalzen für
besondere Zwecke mit Walzen von gewöhnlicher Form einzurichten.
Textabbildung Bd. 289, S. 199Annener Walzwerk zum Rundwalzen. Ein derartiges Walzwerk zum Rund- und Konischwalzen ist dem Annener Walzwerk in Annen unter Nr. 56545 vom 28.
August 1890 ab patentirt. Das Walzgut wird gleichzeitig von drei Walzen bearbeitet,
die so gelagert sind, dass ihre Mittellinien in den Kanten eines gleichseitigen oder
gleichschenkeligen Prismas liegen. Das Walzgut wird genau kreisrund bearbeitet, da
es in jedem Querschnitt stets gleichzeitig an drei Stellen gefasst wird, die in
demselben Kreisumfang gelegen sind. Die nebenstehende Fig. 27 gibt einen
schematischen Querschnitt des Walzwerkes. Die beiden Walzen a und b sind parallel neben einander und
seitlich verschiebbar gelagert, während Walze c in der
Mitte über beiden auf und ab beweglich angeordnet ist. Zum Zweck des Einlegens des
Arbeitsstückes d wird c
gehoben, und dann bis zur Berührung mit dem Arbeitsstück gesenkt bezieh. weiter
angedrückt. Die Walzen bewegen sich in der Pfeilrichtung. Um auch dünne Stücke
walzen zu können, als z.B. Gewehrläufe, wird die Walze c kleiner gewählt (Fig. 28), unter Umständen auch die Walzen a
und b (Fig. 29). Um diese
alsdann gegen Durchbiegen zu schützen, werden besondere Trag- oder Stützwalzen c1a1b1 angeordnet, wie Fig. 29 und 30 zeigt. Nebenbei sei
bemerkt, dass die Gewehrläufe als Doppelkonus die dünne Stelle in der Mitte
ausgewalzt werden. Zwecks Bearbeitung worden sie in der Hälfte getheilt. Die
entsprechend konisch geformten Walzen drücken das Material spiralig nach aussen, was
für die Qualität von Vortheil ist.
Textabbildung Bd. 289, S. 199Annener Walzwerk zum Rundwalzen. Das Anpressen der oberen Walze geschieht, wie Fig. 30 und 31 zeigen, durch
Presswasser. Die Laufzapfen der beiden unteren Walzen a
und b sind so in den Gerüstständern untergebracht, dass
sie nicht gehoben werden können. Die Walze a trägt die
lose Kuppelung, durch welche das Vorgelege ein- und ausgerückt wird; sowie ein
Zahnrad a1, in welches
das Zahnrad g1 der
untergelegten Welle g eingreift. Ein auf dieser selben
Welle sitzendes, gleich grosses Zahnrad greift auf der anderen Seite des
Gerüstständers in ein dem Rade a1 entsprechendes, auf der Walze b angebrachtes Rad, so dass die Walzen a und b sich mit gleicher
Geschwindigkeit drehen. Die beiden oberen Walzen c und
c1 (die als
Schleppwalzen construirt sind) ruhen an jedem Ende in je einem gemeinsamen
Einbaustück h. Diese Stücke sind in den Ständern A der Höhe nach verstellbar, so dass die Walzen c und c1 gemeinschaftlich gehoben oder gesenkt werden. Die
übrige Einrichtung ist wie bei den Walzen üblich und bedarf keiner weiteren
Beschreibung. Zur Sicherheit gegen Zersprengungen sind auch die üblichen
Sicherheitsventile angebracht. Das selbsthätige Heben der Presscylinder besorgt je
ein mit Gewicht belasteter Doppelhebel z, deren
Gewichte über dem Walzengerüst schweben. Hat das Werkstück die beabsichtigte Dicke
erreicht, so öffnet eine mit dem Lager der Oberwalze verbundene Stange r das Ventil s, wonach das
Druckwasser aus der Leitung v nicht unter die Wasserdruckkolben
o, sondern in die Ableitung x gelangt.
Das Walzmaterial soll bei diesem Walzverfahren in höherem Grade verdichtet werden,
als bei jedem anderen Verfahren. Vergleichende Versuche sind unseres Wissens zur
Stütze dieser Behauptung bisher nicht angestellt worden, jedoch hat sie die
Wahrscheinlichkeit für sich.
Befremdet hat uns der zweite Patentanspruch auf „Ein Walzwerk, bei welchem die
Durchbiegung der durch die hydraulische Vorrichtung bethätigten Walze durch eine
zwischen diese Walze und die Druckvorrichtung eingeschaltete stärkere Walze
verhütet wird“. Dergleichen Tragwalzen sind seit etwa 20 Jahren in
Blechwalzwerken vielfach zur Verwendung gekommen.
Textabbildung Bd. 289, S. 200Hesse's Walzwerk. Denselben Zweck, Wellen von rundem Querschnitt, aber beliebig geformtem
Längsschnitt walzen zu können, verfolgt das Walzwerk von Paul Hesse in Iserlohn (Oesterreichisch-Ungarisches Privilegium vom 13.
Mai 1892), Fig. 32 bis
37. Eine beliebige
Anzahl, jedoch mindestens drei Rollen b sind mittels
der Gleitstücke c mit dem gemeinsamen Stellrad g so verbunden, dass durch Drehen des Rades g die Zahnräder h und
mittels der Gliederkette die Keile d verstellt werden.
Letztere bewegen sich auf den fest, aber drehbar gelagerten Rollen c und bewirken daher ein Enger- oder Weiterstellen
der Rollen b während des Walzprocesses.
In Fig. 33 und 34 dreht sich dabei das
zu walzende Stück a und wird in der Längsrichtung
geschoben oder gezogen, wobei f feststeht, während in
Fig. 35 das zu
walzende Stück a feststeht und der Gesammtmechanismus
f1 sich dreht und
verschiebt.
In Fig. 35 wird die
Einwirkung auf die Rollen b1 mittels Gleitstücke c1, Hebel n und der
feststehenden bezieh. drehenden Klaue o bewirkt. Diese
Vorrichtung ist zur Herstellung von Waffenartikeln, z.B. Gewehrläufen, bestimmt; den
Keilen d in Fig. 33 und 34 können solche Formen
gegeben werden, dass man beliebig profilirte Stangen u. dgl. erzeugen kann. Wenn
z.B. die Rollen der Gleitstücke c durch die Federn i in Vertiefungen gedrückt werden, so wird das
Walzstück a dicker, während Erhöhungen auf den Keilen
d eine Verdünnung des Walzstückes bewirken.
Durch die Rollen m werden den Rollen b Kühl- und Schmiermaterialien zugeführt. Die Keile d können auch aus Schrauben bestehen, um die
Druckwirkung zu erhöhen. Die Fasern der Walzstücke werden nicht nur in der
Längsrichtung gestreckt, sondern auch gleichzeitig spiralförmig gewunden, so dass
eine bedeutende Verbesserung der Qualität stattfindet. Daher eignet sich dies
Verfahren insbesondere zur Herstellung von Gewehrläufen, Kanonenröhren, welche
widerstandsfähig gegen die Reibung der Geschosse sein, sowie grosse Zähigkeit
besitzen müssen.
Man hat durch Erhöhung und Verminderung der Tourenzahl des Walzstückes a oder des Mechanismus ff1, durch gleichzeitige Aenderung des
Druckes der Walzen b ein einfaches Mittel, entweder
stark gepresste, harte, oder stark gezogene gedrehte, weiches Gefüge an beliebigen
Stellen des Walzstückes zu erzielen. Ebenso kann man eine oder mehrere Rollen bb1 zum Vorwalzen, die
anderen Rollen dagegen zum Glätten des Umfanges verwenden, indem man z.B. den
Durchmesser der Zahnräder h entsprechend ändert und
dadurch mehr oder weniger Verschiebung der Keile d in
Fig. 33 und 34 hervorruft.
Um hohle Körper walzen, innen härten und glätten zu können, wird ein Block l (Fig. 36) mit einem Loch
versehen und wie Fig.
37 angibt, auf einem hohlen oder massiven Dorn q ausgewalzt. Dieser wird im Schlitten x
geführt, wobei das Walzstück l den Schlitten vor sich
her schiebt. Der Schlitten kann auch, als Greifklaue gebildet, den Walzkörper
ziehen, wobei der Dorn q während des Walzens schnell
gedreht und hin und her geschoben wird. Gewehrläufe, Kanonenrohre u. dgl. werden
z.B. nahezu auf Kaliber gebohrt, mit Zügen versehen, dann erhitzt, dann werden durch
feine Löcher in der Wandung von q nach einander Härte-,
Kühl-, Schmier- und Schleifmasse eingepresst, und der Lauf innen somit gehärtet und
polirt, während q und l
stets in Bewegung bleiben. Durch Führungen, Streckung durch Zug wird dabei ein
Verziehen des Laufes verhindert.
In Fig. 37 ist der
Körper mit einer grossen Bohrung v versehen und wird
auf einem entsprechenden Dorn im Walzwerk ausgewalzt, während durch die kleine
Bohrung s das Rohr geleitet wird und auf den Dorn einen
Zug ausübt, sowie gleichzeitig Schmier-, Härte-, Kühl- und Schleifmasse zu- und
ableitet. Dieser Walzkörper ist insbesondere für Hinterladergeschütze bestimmt. Die
Reinigung der Züge
erfolgt nach dem Härten mittels Sandpatronen, Messer u.s.w.
Textabbildung Bd. 289, S. 201Hesse's Walzwerk. In der englischen Patentschrift Nr. 3124 vom 17. Februar 1892, welche
denselben Gegenstand betrifft, ist der Beschreibung ein Längsschnitt beigegeben, den
wir zum besseren Verständniss der ganzen Anordnung hier als Fig. 38 und 39 folgen lassen.
(Fortsetzung folgt.)