Titel: Die Chemische Industrie auf der Columbischen Weltausstellung im J. 1893.
Autor: Otto Mühlhäuser
Fundstelle: Band 290, Jahrgang 1893, S. 64
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Die Chemische Industrie auf der Columbischen Weltausstellung im J. 1893. Von Dr. Otto Mühlhäuser. (Fortsetzung des Berichtes S. 40 d. Bd.) Mit Abbildungen. Die Chemische Industrie auf der Columbischen Weltausstellung im J. 1893. Frankreich. Solvay et Cie. in Dombasle bei Nancy. Ausstellung von Ammoniaksodafabrikaten. Kaustische Soda in Stücken, Soda, Natriumbicarbonat. Sodasalze: I. 58 procentiges CO3Na2 und 20- bis 25 procentiges NaOH; II. 48 procentige Na2CO3 und 20- bis 25 procentiges NaOH; III. 36 procentige CO3Na2 und 10- bis 15 procentige NaOH. Die Ausstellung ist ärmlich, und es befremdet, die Präparate einer solch grossen Firma in einem verlorenen Winkel auffinden zu müssen. Grossbritannien. 1) Brunner, Mond and Co., Ltd. Northwich. Diese grösste Ammoniaksodafabrik der Welt besitzt Betriebe in Northwich, Sandbach und Winnington. Folgende Productionsstatistik gibt Einblick in die Entwickelung und Leistungsfähigkeit der Firma: Produktion an Soda 1875 2500 t 1878 7600 t 1881 20600 t 1884 62000 t 1888 124000 t 1892 169000 t Die Firma stellt ihre berühmten Fabrikate in einem in altenglischem Style erbauten Pavillon aus. Ausstellungsobjecte: Kaustische Soda, Soda in verschiedenen Sorten, Natriumbicarbonat, Ammonsulfat und -chlorid, Wasserglas. 2) The United Alkali Company of England Ltd. Dieses Riesenunternehmen bildete sich im November 1890 durch Verschmelzung fast aller Alkalifirmen von Grossbritannien und Irland zu einer einzigen Gesellschaft (Greenbank-Alkali-works, Muspratt, Tennant, Kurtz, Gamble and Son, Hutchinson, Mathieson, Piekington, North Liddell, Allhusen, Globe-Alkali-works, Gaskell, Sullivan, Widness-Alkali-works u.s.w.). Das eingezahlte Kapital beträgt 8300000 Pfd. Sterl., der Reservefond 500000 Pfd. Sterl. Das Totalkapital ist also 8,8 Millionen Pfund Sterling = 166 Millionen Mark. Die Compagnie eignet 45 Werke und beschäftigt 15000 Arbeiter. 65 Locomotiven mit 2000 Bahnwaggons, eine Flotte von 100 Schiffen (10 Dampfer und 90 andere Fahrzeuge) vermitteln die An- und Abfuhr der Materialien. Die Gesellschaft, das grösste chemische Unternehmen der Welt, producirt nahezu allen Chlorkalk, alles Kaliumchlorat und Natriumchlorat, alle kaustische Soda Englands und ist bei weitem der grösste Producent von Schwefelsäure, Salzsäure auf der Welt. Die Production von Soda nach Leblanc und Solvay, Salz, Dünger, Schwefel, Kupfersulfat ist ebenfalls eine ausserordentlich grosse. Die Ausstellungsgegenstände sind: Chlorkalk, kaustische Soda, Natriumcarbonat, Natriumbicarbonat, Kaliumchlorat, Natriumchlorat, Bariumchlorat, kaustisches Kali, Kaliumcarbonat, Schwefel, unterschwefligsaures Natron, Wasserglas, Thonerdesulfat, mangansaures Natron, Braunstein, Salmiak, Ammonsulfat, Chlormagnesium, Chlorcalcium, Natriumsulfid, Chromsäure, Strontiumsalze, Kupfervitriol, Schwefelsäure, Schwefelsäureanhydrid, Salzsäure. Russland. Chemische Fabrik Tentelew in Petersburg. Ausstellung von Schwefelsäure, rauchender Schwefelsäure, Schwefelsäureanhydrid, Salzsäure, Salpetersäure. II. Industrien, welche Kohle als Rohstoff verarbeiten. Man muss glauben, dass Braun- und Steinkohlen aus vorweltlichen Pflanzen hervorgegangen sind. Wahrscheinlich verdanken die Kohlen in erster Linie einem Condensationsprocesse das Dasein. Zwei oder mehrere Moleküle Cellulose haben sich unter den in der Erdrinde herrschenden Druck- und Temperaturverhältnissen, unter Verlust von Wasser, dessen Menge von dem geologischen Alter abhängt, zu einem complexen Molekül vereinigt. Glaublich ist ferner, dass die leicht zersetzbaren, die Cellulose begleitenden eiweiss-, stärke- und zuckerartigen Substanzen reducirenden Einfluss ausgeübt haben und neben der Condensation eine Hydrirung einherlief. Man könnte vermuthen, dass beispielsweise 2 Moleküle Cellulose (C12H20O10), unter Verlust von Wasser, sich zu einer Ringkette vereinigten: Textabbildung Bd. 290, S. 64 und dass die Kohle das Oxyketon eines complicirten Kohlenwasserstoffes ein „schwarzer Farbstoff“ ist. An welcher Stelle eine derartige Verbindung bei der „trockenen Destillation“ gespalten wird, stets wird man eine Verbindung ableiten können, welche sich im Steinkohlentheere vorfindet. Findet die Spaltung in der Längsrichtung statt, und das würde der bei niedriger Temperatur vorgehenden Zersetzung entsprechen, so entstehen Paraffine, findet Spaltung in der Querrichtung statt, so würden Benzol und dessen Homologe, Naphtalin, Anthracen, Diphenyl, Fluoren, Fluoranthen, Acenaphten u.s.w. sich bilden. Bis dahin hat man angenommen, dass die aromatischen Kohlenwasserstoffe aus Acetylen sich aufbauen würden, z.B.: 3 C2H2 = C6H6. Ich möchte dieser Hypothese die obige gegenüberstellen. Bituminöse Kohlen dürften immer dann entstanden sein, wenn in einem Wasserbecken die im Laufe einer langen Periode sich aufhäufenden Pflanzen und Thierleichen gleichzeitig der Zersetzung anheimgefallen sind. Dann dürfte eine Condensation zwischen Cellulose und Fettsäure die Bildung der bituminösen Kohle veranlasst haben. Seit den grundlegenden Arbeiten Engler's kann man geneigt sein, die Bildung der bituminösen Kohlen in dieser Weise aufzufassen, wenn man nicht vorzieht zu glauben, fertiges Erdöl sei in fertige Kohle eingewandert und hätten sich dann erst unter Wasserverlust zur bituminösen Kohle, Braun- oder Steinkohle, vereinigt. An der Kohlenausstellung haben sich fast alle Kohlenstaaten der Welt betheiligt. Vor allem Amerika, dessen unerschöpflicher Reichthum im Mining-building namentlich durch eine grosse Karte illustrirt wird. Danach findet sich die Kohle in fast allen Staaten und ist gleichmässig über den ganzen nördlichen Continent verbreitet. Steinkohlen finden sich in folgenden Unionsstaaten: Washington, Montana, Wyoming, Nord-Dacota, Missouri, Iowa, Illinois, Indiana, Michigan, Ohio, Pennsylvanien, Maryland, West-Virginien, Kentucky, Tennessee, Alabama, Arkansas, Indian-territory, Kansas, Colorado, New Mexiko, Utah, California. Wir können indessen auf die Ausstellung der Steinkohlen nicht eingehen und wollen an dieser Stelle nur noch eine von der Australiern Kerosine Oil and Mineral Co. Ltd. in Sidney (N. S. W.) ausgestellte bituminöse Kohle erwähnen. Diese Kohle zeigt matten Glanz, muscheligen Bruch, besitzt ein specifisches Gewicht von 1,238 und hat folgende Zusammensetzung: Flüchtige Kohlenwasserstoffe 82,5 Proc. Fixer Kohlenstoff 11,0 Asche 6,5 Sie zersetzt sich bei der Destillation der Hauptsache nach in erdölartige Kohlenwasserstoffe. Man gewinnt sie in der Katoomba-Mine am Joadja Creek bei Mittacong (N. S. W.). Bei der trockenen Destillation der Kohlen gewinnt man stets Gas, Theer und Koks als Haupt- und Nebenproducte, und unterscheidet man danach Leuchtgasfabriken, Carbonisirungsanstalten, Schweelereien und Kokereien. Wir besprechen hier nur diejenigen Industrien, welche auf der Ausstellung durch Firmen vertreten sind, und zwar zunächst die Koksindustrie, dann die auf Theer gegründeten Fabrikationen: Theerdestillation, Theerproducten- und Theerfarbenfabrikation, die sächsische Mineralölindustrie und zum Schluss die Koks benöthigende neue Carborundumfabrikation. A) Koksindustrie. Koks wird entweder als Nebenproduct bei der Gewinnung von Leuchtgas erhalten, oder er wird für metallurgische Zwecke, hauptsächlich für die Eisenindustrie eigens fabricirt. Letztere verlangt einen unschmelzbaren, harten, festen, den Druck der Hochofenbeschickung aushaltenden Koks von hohem specifischen Gewicht, möglichster Aschen- und Schwefelfreiheit. Diesen Anforderungen genügt der Gaskoks nicht, er ist voluminös, weich und von ungleichmässiger Beschaffenheit, er dient daher häuslichen und kleingewerblichen Zwecken. Die Eisenindustrie stellt den Koks entweder selbst her oder aber es fliesst ihr der ausserordentlich grosse Bedarf aus selbständigen Riesenkokereien zu. Die trockene Destillation der Steinkohlen geeigneter Qualität wird in gemauerten Oefen ausgeführt. Dabei steigert man die Temperatur nur langsam und lässt die Destillationsproducte längere Zeit mit dem glühenden Inhalt in Berührung. Die resultirenden Gase sind daher meist kohlenstoffarm und dienen zum Heizen der Oefen. Die übrigen Producte, Theer und Ammoniak, werden entweder mit verbrannt oder gewonnen und man unterscheidet daher zwischen Koksöfen mit und solchen ohne Vorrichtungen zur Gewinnung der Nebenproducte. Die KoksproductionMan rechnet auf 1 t Eisen 1800 Pfund Koks. der Hauptindustrieländer verhält sich – wenn man die Eisenausbringungen zum Maasstabe nimmt – wie folgt: Grossbritannien 7,3 Vereinigte Staaten 6,6 Deutsches Reich 4,0 Frankreich 1,7 Belgien 0,7 Oesterreich-Ungarn 0,7 Die folgende Tabelle gibt Einblick in die Zusammensetzung der Koke verschiedener Distrikte und Länder: Ort Gebun-dener C FlüchtigeStoffe Asche Wasser Schwefel Untersucht von: Cedar Grove Kanawha 95,02   4,40 0,58 M. A. Scoville. East Bank desgl. 89,95   9,13   0,378 Powellton Fayette 93,25   1,50 5,15 1,10 Hy. Froehling. Great Kanawha desgl. 95,86   3,62 0,51 A. S. Mc Creath. Crescent desgl. 90,31 1,77   7,92 0,59 J. W. Mallett. Eagle and St. Clair desgl. 90,48   9,00 0,50 Porter und Going. Nuttallburg desgl. 93,00   6,76 0,27 C. E. Dwight Echo desgl. 97,71 0,14   1,86 0,29 0,56 J. B. Britton. Caperton desgl. 94,62 0,24   4,91 0,23 0,54       desgl. Fire Creek desgl. 91,94 0,49   6,92 0,10 0,53. A. S. Mc Creath Stone Cliff desgl. 89,66 2,68   6,60 0,06 0,66 Heager und Wickham. Quinnimont desgl. 93,85   5,85 0,30 J. B. Britton. Echo desgl. 92,73 0,71   5,15 1,41 0,58 Heager und Wickham. Pocahontas Mercer andMc Dowell 92,58 0,49   6,04 0,19 0,67 Mc Creath und d'Invilliers. Pocahontas Nr. 3 desgl. 92,24 0,71   6,28 0,18 0,56 desgl. Stephenson and Mohler desgl. 92,81 1,05   4,91 0,66 0,54 desgl. Clements Marion 87,50 11,00 0,30 1,20 A. S. Mc Creath. Montana desgl. 89,85 0,90   8,40 0,76 0,82       desgl. Monongah desgl. 91,08 1,85   6,17 0,24 0,66       desgl. Austen Preston 87,98 11,57 0,45 P. B. Wilson. Davis Tucker 90,60 1,49   6,96 0,18 0,77 Thomas desgl. 90,05 1,16   7,94 0,15 0,70 J. W. Powell. BradfordCaperton ConnellsvillePennsylvania 89,5789,15   9,11  9,65 0,821,20 A. S. Mc Creath. B. Crowther. Seymour Biossburg, Pa. 84,76 13,34   0,998 A. S. Mc Creath. Holmes und Broth Beaver Co., Pa. 84,72 12,63 1,99       desgl. Pratt Bed Alabama 88,87 0,75   8,99 0,19 1,18 Mc Creath und d'Invilliers. Dade Mines Georgia 75,91 1,09 21,75 0,54 0,67 desgl. Etna Mincs Tennessee 85,45 1,10 11,08 0,85 1,45 desgl. Bromney England 91,58   6,86 Bell. Mons Belgien 91,30   6,20 De Maisilly. Westfalen Deutschland 85,06   0,40 Muck. An der Koksausstellung betheiligen sich in grösserem oder kleinerem Maasstabe fast alle Industriestaaten der Welt, vor allem die Vereinigten Staaten von Amerika. Kur amerikanische Aussteller und auch ein deutscher gewähren indessen dem Interessenten tiefere Einblicke in die Verhältnisse. Amerika. Die Koksindustrie dieses Landes nimmt unter den mächtiger entwickelten Industrien in Bezug auf Grösse und Bedeutung den ersten Rang ein. 19 Staaten und Territorien, voran Pennsylvanien und West-Virginien, betheiligen sich an dieser Industrie. In Pennsylvanien hat das vom Yonghiogheny-River durchflossene Gebiet von Connellsville die Führerschaft übernommen. Dieses Gebiet versorgt nicht allein die am Allegheny- und Monongahela-River angesiedelte grossartige Eisenindustrie mit Koks, es exportirt sogar den Koks durch ganz Amerika und Kanada. Da die im Connellsville-Becken ausgeführte Betriebsweise typisch für die Art und Weise der Koksgewinnung überhaupt ist, so soll sie eine besondere Betrachtung finden. Die der Verkokung unterworfene bituminöse Kohle entstammt dem bei Connellsville gelegenen Becken. Dasselbe nimmt eine Fläche von 147 Quadratmeilen ein. Die Mächtigkeit der Schicht ist 9 Fuss. Die Kohle ist ausserordentlich weich, fast frei von Schiefer und Schwefel und sehr gleichartig. Ihre Zusammensetzung wird wie folgt angegeben: Wasser 1,130 Proc. Flüchtige Stoffe 29,812 Gebundener C 60,420 Schwefel 0,689 Asche 7,949 Man gewinnt die Kohle nach dem sogen. „double heading-pillar-and room-system“. Die Kohlenwerke sind meist durch Schienengleise mit den Koksöfen verbunden und werden direct mit den aus dem Inneren der Mine kommenden Wagen beschickt. Der Betrieb der Wagen geschieht im Inneren des Bergwerkes durch Esel, Pferde oder Drahtseilmotoren, ausserhalb aber auch mit Locomotiven. An den im Distrikte in Betrieb stehenden 17250 Oefen betheiligen sich 85 Firmen. Das kleinste Werk, der Great-Bluff, hat 16 Oefen, das grösste, die Anlage von H. C. Frick und Co., besitzt 11000 Oefen. Zur Darstellung des Koks dienen die alten – in England allgemein gebrauchten – „Bienenkorböfen“, welche ein- oder zweireihig aufgeführt die Bezeichnungen „bank“ -oder „block-ovens“ führen. Das Licht des Ofens hat einen Durchmesser von 6 bis 12 Fuss und eine Höhe von 5 bis 7 Fuss. Jeder Ofen hat seitlich eine Thür (20 × 30 Zoll) und eine Füll- bezieh. Rauchöffnung. Zum Aufbau sind nöthig 3000 feuerfeste Ziegelsteine, sogen. „crown-brick“, 1200 „lining-brick“, 120 gewöhnliche Ziegel für den Boden, 20 Cubik-Yards Mauersteine. Man beschickt die Oefen durch die obere Oeffnung aus Wagen, deren Inhalt dem Fassungsraume des Ofens entspricht. Die pyramidal im Ofen aufgehäufte Kohle wird schliesslich mit einer Hacke geebnet. Dann schliesst man die Thür B durch Vermauern mit Ziegelsteinen und Verschmieren der Fugen mit einem aus Lehm und scharfkantigem Sande hergestellten Mörtel. In etwa ½ Stunde entsteigt der Rauchöffnung ein blasser bläulicher Rauch, der allmählich dunkler und stärker wird. In einer weiteren halben Stunde erfolgt dann gewöhnlich eine Explosion, und damit kommt der Ofen in vollen Brand. Die Kohle brennt von oben aus nieder, der Brand selbst wird durch Luftöffnungen, welche rings um den Gewölbebogen der Thür angebracht sind, regulirt. In 48 bezieh. 72 Stunden ist sämmtliche Kohle verkokt. Man erhält eine Ausbeute von 69 Proc. Die rothglühende Masse wird – nach Oeffnung der Thür – abgekühlt. Das geschieht durch Einspritzen von reinem Wasser aus einer 3- bis 4 zölligen Gasröhre. Der vollständig abgekühlte Koks wird dann aus dem Ofen gezogen und in Bahn wagen geladen. Oefen, welche zum ersten Male beschickt worden sind, entzündet man mit Holz oder rothglühenden Kohlen, genau so wie man irgend einen Ofen anzündet. Ein sich seit einiger Zeit in Gebrauch befindender Ofen ist so heiss, dass die in den Mauern aufgespeicherte Hitze die Kohle entflammt. Der so erhaltbare Koks hat Silberglanz, ist porös, zäh und frei von Unreinheiten, er trägt die schweren Lasten der Hochofenbeschickung leicht. Seine Zusammensetzung wird wie folgt angegeben: Wasser 0,070 Proc. Flüchtige Stoffe 0,880 Gebundener C 89,509 Schwefel 0,711 Asche 8,830 Ein kürzlich analysirter, der Connelsville-Region entstammender Koks hatte folgende Zusammensetzung:Vgl. O. Mühlhäuser, Zeitschrift für angewandte Chemie, 1893 Heft 16. C 90,24 Proc. H2O 0,28 SiO2 5,53 P2O5 0,05 SO3 0,00 Cl 0,01 Fe2O3 2,22 Al2O3 1,69 CaO 0,18 MgOK2O 0,06 Von den im Distrikte in Betrieb stehenden 17250 Oefen gehören 10927 in die Fayette und 6323 in die Westmoreland Cty. Die Oefen geben bei einer Beschickung mit täglich 35000 t Kohle eine Ausbeute von 1725 Waggons Koks, was einer Jahresproduction von 10 Millionen Tonnen Koks entspricht. Die bedeutendsten Regionen in West-Virginien, dem nächstgrössten Koks producirenden Staate, sind der grosse New River-, Upper Kanawha-, Pocahondas- und Fairmont-Distrikt. West-Virginien verkokte 1892 2011668 t Kohle und erzeugte 1313449 t Koks. Aussteller: 1) H. C. Frick Coke Co. in Pittsburgh, Pa. Diese Gesellschaft ist die älteste des Connellsville-Distriktes, besitzt die werthvollsten Kohlenfelder und controllirt 41000 Acres Steinkohle. Die Kokerei wurde 1871 von H. C. Frick ins Leben gerufen und begann die Arbeit unter dem Namen Frick und Co. mit 50 Oefen auf einem 300 Acres umfassenden Gebiete. Schon im folgenden Jahre kamen 50 Oefen hinzu und zu gleicher Zeit baute die Compagnie 100 Oefen am Yonghiogheny bei Broad Ford. Der Ofenbau fuhr fort. 1873 ging jedoch das Geschäft – in Folge der grossen Finanzpanik mit der Eisenindustrie – herunter, der Kokspreis für die Tonne fiel auf 90 Ct. herab. 1879 kam plötzlicher Umschwung, der Preis stieg auf 5 Doll. und der Ofenbau begann von Neuem; 1882 eignete die Gesellschaft 1026 Oefen und 3000 Acres Land. Textabbildung Bd. 290, S. 66Ofen der Frick Coke Co. Im selben Jahre traten Carnegie broth. und Co. ins Geschäft ein und die Firma nahm den jetzigen Namen an. Bei dieser Gelegenheit wurde das Actienkapital auf 2 Millionen Dollar erhöht, 1883 auf 3 und 1889 auf 5 Millionen Dollar. Heute besitzt die Gesellschaft etwa 11000 Oefen. 21 Locomotiven und 1600 Eisenbahnwagen führen die Waare ab; die Arbeit in den Bergwerken geschieht mit 4200 Wagen, 180 Dampfkesseln, 36 Meilen Drahtseil und 88 Paaren stationärer Maschinen. Die Firma stellt folgende Objecte aus: a) Eine riesige Kokspyramide; Schrank mit verschiedenen Kokssorten (pea, nut, smellstone, crushed coke, egg-size). b) Modell einer Koksanlage (Bankofen) mit Kohlenförderungsanlage (Kessel- und Maschinenhaus), Hebethurm, Schacht; Modell einer Kohlenhebeanlage (hoisting shaft). c) Modelle von Minenwagen, Kokseisenbahnwagenzug. d) Relief der Connellsville-Cokes-Region. e) Karten, Photographien der verschiedenen Kokswerke der Gesellschaft. 2) St. Bernhardt Coal Co. in Earlington, Ky. Ausstellung von 48 und 72 St. Koks. 3) Fast Tennessee land Co. in Harriman, Te. Ausstellung von Koks aus Kohlen von der Byrd-mine. 4) Pocahontas Coke Co. Stellt Koks aus. 5) West-Virginia. Ausstellung von Koks aller Art durch westvirginische Firmen. 6) An der Koksausstellung nehmen fast alle Kohlenstaaten Amerikas theil. Deutschland: Während man in England und Amerika durch die allgemeine Anwendung der Bienenkorböfen – in welche von aussen Luft eintritt; so dass durch Verbrennung eines Theiles der Kohle die Hauptmenge verkokt – die Nebenproducte einfach verbrennt, verloren gibt, hat man in Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, Potasche und verwandter Industriezweige. Deutschland, Oesterreich und Belgien angefangen, den Theer und das Ammoniak zu gewinnen. Diese Neuerung erfolgte Anfang der 80 er Jahre. Die Einführung der Generatorfeuerung in den Gasfabriken bezieh. die darauf basirte Methode der Gasbereitung bei hohen Temperaturen hatte die Verschlechterung und Verringerung der Theermengen im Gefolge. Das dadurch veranlasste Ansteigen der Theerpreise: 1879 1884 1886 1889 23 54–60 12 20 M. für 1000 k dann namentlich auch die Furcht, das elektrische Licht möchte die Production noch mehr herunterdrücken, geben den Anlass zu allgemeinerer Durchführung der Gewinnung der Nebenproducte der Koksfabrikation. Diese geschieht in Deutschland mittels der von G. Hoffmann und Otto erfundenen Vorrichtungen. Neben den von Hoffmann-Otto ausgeführten Anlagen existirt in Deutschland der vielfach verbreitete Coppé-Ofen, in welchem die Kohle nur von aussen erhitzt wird, Theer und Gase entweichen durch Abzugskanäle und werden unter der Sohle des nächsten Ofens und in den Ofen umringenden Zwischenkanälen verbrannt. Auf das dem Coppé-Ofen zu Grunde liegende Princip: Erhitzung der Kohle in der Muffel und Ableitung der Gase, haben Hoffmann und Otto ihren Ofen gegründet, sie saugen die aus dem Ofen entweichenden Gase ab, condensiren Theer und Ammoniak und benutzen die nicht condensirbaren Leuchtgase zum Heizen der Muffel. 60 Oefen bilden gewöhnlich ein System. Nach Lürmann waren in Deutschland Anfang 1892 15726 Koksöfen mit einer Jahresproduction von etwa 7 ¾ Millionen Tonnen Koks im Betriebe und davon etwa 10 Proc. mit Einrichtungen zum Gewinn von Nebenproducten. Der sehr verbreitete Otto-Hoffmann-Ofen erzeugt je nach der Kohle aus 1 t trockener Kohle 680 bis 760 k Koks, 27,5 bis 42,8 k Theer und 8,5 bis 12 k Ammonsulfat. Die Oefen lohnen sich indessen nur bei hohen Ammoniak- und Theerpreisen. Aussteller: C. Otto und Co. in Dahlhausen a. Rh. a) Ausstellung von Zeichnungen von Koksöfen System Hoffmann-Otto, Koksausdrückmaschinen, Apparaten zur Condensation der Nebenproducte, Ammoniakaufarbeitungsanlage, Anlage von 60 Oefen. b) Koks. c) Theer und Theerpräparate: Solventnaphta, Benzol, Carbolsäure, Creosotöl, Fettöl, Naphtalin, Anthracen, Grünöl, Pech. d) Ammoniakwasser, Ammonsulfat. (Fortsetzung folgt.)