Titel: | Ueber Broschirwebstühle. |
Autor: | R. Gotthard |
Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 153 |
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Ueber Broschirwebstühle.
Von R. Gotthard,
Ingenieur in Berlin.
Mit Abbildungen.
Ueber Broschirwebstühle.
Zur Herstellung von Geweben, welche nur an einzelnen Stellen kleine Figuren (Muster)
enthalten, die besonders effectvoll aus dem Grunde hervortreten sollen, bedient man
sich der Broschirschüsse, welche nur über die Breite der Figur selbst, nicht aber
über die ganze Kettenbreite wie bei dem Lancirschuss, sich erstrecken. Für jede auf
dem Gewebe isolirt herzustellende Figur ist daher eine besondere Broschirspule
erforderlich, deren Faden in der einzelnen Figur hin und her geht. Die
Broschirschussfäden sind dabei abwechselnd mit dem Grundschussfaden in die Kette
einzutragen. Von den an den Webstühlen angebrachten Hilfsmitteln, durch welche das
Eintragen der Broschirschussfäden in das Kettenfach in ähnlicher Weise wie bei
Schnellschützen bewirkt wird, werden insbesondere die unter den Namen
„Elberfelder Broschirlade“ und „Französische Broschirlade“ bekannt
gewordenen Broschirvorrichtungen in der Weberei verwendet.
Textabbildung Bd. 291, S. 153Fig. 1.Broschirwebstuhl von Biltz. Bei der Elberfelder Broschirlade ist die Spulenbewegung eine kreisförmige.
Die Broschirlade lässt sich an der Grundlade auf und ab bewegen, um bei gehobener
Broschirlade den Grundschuss eintragen, bei gesenkter Broschirlade aber das
Eintragen der Broschirschussfäden bewirken zu können. Die ältere Elberfelder
Broschirlade enthält drehbare ringförmige, unten offene und aussen gezahnte
Spulenhalter, die durch Zahnräder mit einander in Verbindung stehen, wobei die
Zahnräder durch eine nach rechts und links parallel zur Schussrichtung verschiebbare
Zahnstange abwechselnd eine Drehung nach der einen und nach der anderen Richtung
erfahren und dadurch die Spulenhalter entsprechend drehen. Das Broschiren erfolgt in
der Weise, dass bei der Fachbildung die dem Muster entsprechend gehobenen
Kettenfäden in das Innere der offenen ringförmigen, gesenkten Spulenhalter treten,
worauf die letzteren ihre Umdrehung ausführen, so dass der Spulenfaden eines jeden
Spulenhalters unterhalb der gehobenen Kettenfäden eingetragen wird.
Textabbildung Bd. 291, S. 153Broschirwebstuhl von Biltz.K. Biltz in Leipzig und S.
Berger in Plauen i. V. benutzen zur Drehung der ringförmigen Spulenhalter
der Elberfelder Broschirlade eine Kette. Die Spulenhalter A (Fig. 1 bis 3) sind auf dem an der
Lade L befestigten Riegel B auf Führungen D drehbar angebracht. In die
auf der Umfläche der Spulenträger angeordneten Zähne greift die über Rollen E geführte Kette K, welche
durch eine auf der Welle G sitzende Hubscheibe N, die auf einen Hebel M
einwirkt, an dem das eine Ende der Kette befestigt ist, in der einen Richtung
angezogen wird; die Zurückbewegung der Kette geschieht durch eine Feder F, welche am anderen Ende der Kette angreift. Die
Spulenträger erfahren bei jeder Bewegung der Kette eine volle Umdrehung. Diese
Vorrichtung lässt sich auch für Bandwebstühle verwenden, wobei der Schützen für den
Grundschuss wegfällt.
Textabbildung Bd. 291, S. 153Broschirlade von Krahnen und Gobbers. Um eine zwangläufige, aber doch leichte Kreisbewegung der Spulenhalter zu
ermöglichen, haben Krahnen und Gobbers in Crefeld die
Broschirlade aus zwei Schienen a und b gebildet (Fig. 4 bis 8), welche zwischen sich
eine Zahnstange c halten, der mittels des Armes d eine hin und her gehende Bewegung ertheilt wird. Die
Ausschnitte e der Lade sind nach innen zu kreisförmig
erweitert, um die kreisförmig gestalteten Spulenhalter B aufzunehmen, welche durch Deckplatten g in
diesen kreisförmigen Ausschnitten leicht drehbar gehalten werden. Die Spulenhalter
bestehen aus einem offenen Ringkörper, welcher auf der Aussenseite mit einer
Verzahnung h ausgestattet ist, in welche die Zahnstange
c eingreift. Bei der Stellung der Broschirlade nach
Fig. 4 sind die
Ausschnitte e geöffnet, so dass die zur Bildung der
Broschirfigur zu hebenden Kettenfäden durchgehen können, wonach die Broschirspulen
unter den gehobenen Kettenfäden durchgeführt werden. Nach der Zeichnung ist ein
Spulengehäuse C mit wagerecht und parallel zum
Spulenhalter B laufender Spule mit dem mit
Aussenverzahnung ausgestatteten Spulenhalter B
vereinigt.
Textabbildung Bd. 291, S. 154
Mahr's Broschirlade.
Textabbildung Bd. 291, S. 154
Broschirwebstuhl von Charmetant.
Ebenso lässt sich auch ein Spulengehäuse verwenden,
welches derart mit dem Spulenhalter verbunden ist, dass die Drehachse der Spule nach
vorn zeigt, also zur Lade im Winkel steht.
Eine Broschirlade, bei welcher die zum Eintragen des Broschirschusses in die Kette
dienenden Schützen eine kreisförmige Bewegung ausführen, welche jedoch nicht in
wechselnder Umdrehungsrichtung, sondern stets in einer und derselben Richtung
erfolgt, so dass der Broschirschuss stets nur von einer Seite durch die Kette
geführt wird, rührt von J. H. Mahr in Flensburg her (D.
R. P. Kl. 86 Nr. 47835). Diese Einrichtung soll vorzugsweise bei Bandwebstühlen zur
Herstellung von Borten mit aufliegender Litze Verwendung finden. Um den Schützen in
der Lade zu halten und zu führen, ist die Lade mit einer Aussparung versehen, in
welche ein entsprechend gestalteter Schlitten des Schützens greift. Dieser Schlitten
ist entweder aussen (Fig.
9), oder innen (Fig. 10) mit einem Zahnsegment versehen, in welches kleine Treibräder e eingreifen, welche durch Zwischenräder f (Fig. 9) oder durch ein in
der Mitte sitzendes Rad g (Fig. 10) angetrieben
werden. Damit das Zahnsegment des Schützens stets im Eingriff mit den Treibrädern
bleibt, wird das Zahnsegment, bevor es das eine Treibrad verlässt, bereits von dem
nächstfolgenden ergriffen. Die Broschirvorrichtung kann mit zwei, drei oder mehreren
kreisenden Schützen arbeiten, welche dann je nach der Anzahl derselben ½, ⅓ u.s.w.
Umdrehung machen, wenn das antreibende Rad sich einmal gedreht hat. Auf einem mit
diesen Broschirvorrichtungen ausgerüsteten Bandwebstuhl lassen sich Borten mit
aufliegenden Litzen erzeugen, indem gleichzeitig mit den kreisenden Schützen auch
geradlinig auf der Lade hin und her gehende Schützen in Anwendung kommen.
Vielfache Benutzung in der Weberei hat die sogen. französische Broschirlade wegen
ihrer praktischen Verwendbarkeit gefunden. Die Spulenbewegung ist bei dieser
Broschirvorrichtung eine auf und ab steigende und parallel zu den Schussfäden hin
und her gehende. Diese Broschirlade besteht aus einem wagerechten Stab, an welchem
in geringen Abständen von einander nach abwärts gerichtete Spulenträger mit ihren
oberen Enden befestigt sind. Das untere Ende dieser Spulenträger läuft spitz zu, so
dass bei der Senkung der Broschirlade in die Arbeitsstellung die ausgehobenen
Kettenfäden leicht in die Zwischenräume zwischen den Spulenträgern gedrängt werden
können. Beim Broschiren mit der französischen Broschirlade werden nach Senkung der
letzteren und der dem Muster entsprechenden Hebung der Kettenfäden die Spulen aus
ihren Spulenträgern durch das Fach hindurch zu den benachbarten Spulenträgern
geschoben. Nachdem die Broschirlade wieder nach oben aus dem Bereich des Oberfaches
bewegt ist, erfolgt nach Fachbildung das Eintragen eines Grundschusses mittels des
gewöhnlichen Schützens. Beim nun folgenden Broschirschuss, der nach Einsenkung der
Broschirlade und Bildung des Faches stattfindet, werden die Broschirspulen aus den
Spulenträgern in einer zu ihrer ersten Verschiebungsbewegung entgegengesetzten
Richtung wieder in die benachbarten Spulenträger zurückgeschoben, so dass sie ihre
ursprüngliche Stellung wieder einnehmen. Nach Hebung der Broschirlade und erneuter
Fachbildung wird der zweite Grundschuss eingetragen, worauf sich das Spiel
wiederholt.
Lässt man einen solchen Broschirwebstuhl mit französischer Broschirlade sämmtliche
Bewegungen selbsthätig ausführen, so kann die Production erheblich gesteigert
werden. Einige mechanische Webstühle dieser Art sollen im Nachfolgenden zur
Darstellung gelangen.
Bei dem mechanischen Broschirwebstuhl von C. Charmetant
in Lyon (D. R. P. Kl. 86 Nr. 57824), Fig. 11 bis 15, besteht die
Broschirlade aus einem parallel zum Ladendeckel liegenden Stahlstab 1, der mit den Schienen 15
und 151 einen festen,
viereckigen Rahmen bildet, welcher um die Zapfen 181, die in Stelleisen 19
am Stuhlgestell gelagert sind, vor- und zurückschwingen und so aus der in Fig. 12 punktirt
dargestellten Ruhestellung in die Arbeitslage gebracht werden kann. Es stützt sich
hierzu Stab 1 mittels der an ihm befestigten Schienen
11 auf zwei Stelleisen 16, die an den Schienen 17, deren Drehzapfen
181 ist,
festgeschraubt sind. Die Schienen 17 bilden demnach die
Stelzen oder Schwingen der Broschirlade. Um der letzteren während des Schwingens um
181 eine
Vertikalbewegung zu gestatten, sind die Zapfen 181 nicht direct an den Schienen 17, sondern an Coulissen 18 angebracht, in denen sich die Stangen 17
auf und nieder schieben können.
Textabbildung Bd. 291, S. 155Broschirwebstuhl von Charmetant. Die Ueberführung der Broschirlade aus der Ruhelage in die Arbeitsstellung
erfolgt durch die auf der unteren Welle 27 des Stuhles
angebrachte Hubscheibe 24, welche durch Zahnräder mit
der Uebersetzung 1 : 2 von der Haupt- oder Kurbelwelle 33 angetrieben wird. Die Hubscheibe 24
schiebt eine auf dem lothrechten Arm der Schubstange 25
befestigte Gleitrolle und damit die Stange 25 nach
rechts, welche letztere dadurch den oberen Armen der doppelarmigen Hebel 20 einen Ausschlag nach rechts ertheilt.
Die unteren Enden der Broschirladenschwingen 17
sind mit den Hebeln 20 durch Drehzapfen verbunden, so
dass der untere Theil von 17 mit 20 nach rechts, der obere Theil von 17 und die Broschirlade nach links schwingt, letztere
also in ihre Arbeitslage gelangt. Den Rückgang in die Ruhelage vermittelt eine am
unteren Arm von 20 wirkende Schraubenfeder 22. Nach jedem Broschirschuss kann ein Grundschuss
mittels des gewöhnlichen Schützens eingetragen werden.
Die Spulen c (Fig. 15), die den
Broschirschussfaden tragen, stecken auf dünnen Hülsen, auf denen sie sich mit
genügend starker Reibung drehen, um die nöthige Spannung des ablaufenden Fadens zu
erzielen. Die Hülsen sind lose drehbar auf die nicht drehbaren Achsen b gesteckt, jedoch mit ihnen durch um b gewundene Schraubenfedern in der Weise verbunden,
dass das eine Ende der Feder an b, das andere Ende an
der Hülse befestigt ist. Beim Abziehen des Fadens drehen sich zunächst Spule und
Hülse auf b, wobei die Schraubenfeder zusammengedreht,
gespannt wird, bis diese Federspannung grösser als
die Reibung zwischen Spule und Hülse geworden ist, worauf die Hülse stehen bleibt
und sich nun die Spule auf der Hülse dreht. Wird der Faden locker, so drehen sich
Hülse und Spule unter Wirkung der Schraubenfeder rückwärts und winden den Faden
wieder auf.
Die Achse b der Spule ist im Deckel a einer cylindrischen Büchse 9 befestigt, die die Spule umhüllt und oben einen Ausschnitt zur
Beobachtung der Spule, unten einen Längsschlitz zum Abführen des Fadens besitzt. Die
Spulenbüchsen 9 sind mit der Mantelfläche an die
Schlitten d der Broschirlade befestigt, um mit einer
geringen Verticalbewegung der Broschirlade bezieh. mit geringer Fachhöhe arbeiten zu
können. Die Schlitten d sind oben verzahnt und gleiten
in Nuthen der Spulenträger 3, die aus zwei durch die
Schrauben 4 verbundenen Hälften zusammengesetzt sind
und die mittels der Bleche 6 und 7 an der Schiene 1 befestigt werden. Die Bleche 7 sind keilförmig zugeschnitten, damit sie beim Einsenken in das Oberfach
die Kettenfäden zur Seite drängen und dadurch Platz zum Eintreten der Spule c schaffen. Die Fäden des Oberfaches gelangen dabei in
die Zwischenräume der Spulenträger. In die Verzahnung der Schlitten d greifen die lose auf den Schrauben 4 drehbaren Zahnräder 5
ein, die oben wieder in eine längs der Broschirlade hinlaufende, in die Schiene 1 eingelassene Zahnstange 2 eingreifen. An jedem Ende von 2 ist ein
nach oben durch Einschnitte der Schiene 1 reichender
Arm 21 angebracht, an
dem das Winkelstück 10 angeschraubt ist (Fig. 13 und 14). 10 trägt einen Zapfen 101, den die Stange 13 umfasst, die durch den an 11 drehbaren Winkelhebel 12 und die
Zugstangen 14mit dem um 29 drehbaren
Tritt 28 verbunden wird (Fig. 11 und 12). Tritt Daumenscheibe
30 den linken Tritt 28
nieder, so wird 14 nach oben und 13 nach rechts (Fig. 11) hin bewegt,
welche Bewegung durch 101
10 21 auf die
Zahnstange 2, also mittels der Zahnräder 5 unter Umkehr der Bewegungsrichtung auf die Schlitten
d mit den Spulen c
übertragen wird. Schlitten und Spulen wandern also nach links hin durch das Fach bis
in die benachbarten Spulenträger, worauf die Broschirlade gehoben wird. Auf der
anderen Seite des Stuhles ist eine gleiche Daumenscheibe 301, um 180° gegen die erste versetzt,
angebracht, deren Tritt in derselben Weise, wie oben beschrieben, mit dem rechten
Ende der Zahnstange 2 verbunden ist und somit die
Linksbewegung der letzteren, also die Rechtsbewegung der Broschirspulen
veranlasst.
Die Zugstangen 14 sind aus zwei durch Schraubenfedern
mit einander verbundenen Theilen zusammengesetzt, um eine gewisse Nachgiebigkeit der
Stangen zu erzielen und die auftretenden Stösse zu mildern. Die ganze Broschirlade
lässt sich auf den beiden Stelleisen 16 und Schwingen
17 in der Richtung der Schussfäden verschieben, so
dass die Spulen c an verschiedenen Stellen der
Gewebebreite zur Wirkung gebracht werden können. Um diese Verschiebung der
Broschirlade zu bewirken, werden durch die Jacquard-Maschine die Stangen 40 gehoben (Fig. 11), welche dadurch
mittels der Hebel 41, der Zugstangen 42 und der Winkelhebel 43
die Linksbewegung der einarmigen Hebel 44 veranlassen.
Die Hebel 44 sind durch die Stangen 45 mit dem am Rahmen der Broschirlade 1 15 151 befestigten
Arm 46 verbunden und veranlassen daher die
Linksverschiebung der Lade, die durch eine Schraubenfeder 48 immer nach rechts hin gezogen wird. Durch Einlegen der Klinken 47 in die Hebel 44 kann
die Rechtsbewegung der Broschirlade beim Niedergang der Stangen 40 verhindert werden.
Textabbildung Bd. 291, S. 156Broschirwebstuhl der Sächsischen Webstuhlfabrik. Die Fig. 16
bis 20 stellen den mechanischen Broschirwebstuhl der
Sächsischen Webstuhlfabrik in Chemnitz (D. R. P.
Kl. 86 Nr. 67250) dar. Das Broschiren erfolgt nach Maassgabe einer Karte von der
Schaft- oder Jacquard-Maschine des Stuhles aus. In Fig. 16 und 17 ist, die Einrichtung
für eine Schaftmaschine angegeben. Wenn broschirt werden soll, wird auf die Hebel
a, die sich mit den Wellen b im Stuhlgestell drehen, ein Zug nach links (Fig. 16) ausgeübt und
dadurch werden mittels der Drähte c die Gewichtshebel
d gehoben, die sich um die Zapfen e am Stuhlgestell drehen. Zwischen zwei Fingern an den
der Lade zugekehrten Enden dieser Hebel d liegen die
Einleggabeln f, um Zapfen g im Stuhlgestell drehbar. Durch diese Anordnung wird erreicht, dass, wenn
die Gewichtshebel d angehoben werden, die Einleggabeln
f sich senken. Zu gleicher Zeit erfolgt durch
Vermittelung der Wellen b, Hebel h und Drähte i ein
Ausheben der Schlagfallen k, so dass die Schlagnasen
l unter den Fallen hinwegschlagen und kein
Schützenschlag stattfindet. Die Einleggabeln f wirken
nun auf die Einleghebel m, die an beiden Enden einer an
der hinteren Seite des Ladendeckels n parallel zu
diesem angeordneten Welle n1 befestigt sind. Diese Welle trägt die ganze Broschirlade an den Hebeln
n2, und durch
Drehung der Welle kann die Broschirlade aus ihrer Ruhestellung in die
Arbeitsstellung und zurück gebracht werden.
Textabbildung Bd. 291, S. 156
Broschirwebstuhl der Sächsischen Webstuhlfabrik.
In der Ruhestellung steht die Broschirlade oberhalb des
Faches, wie in Fig. 17 punktirt
angegeben, und wird in dieser Stellung mittels an den Einleghebeln m angeordneter Federn m2 und entsprechender Anschläge gehalten. Beim Arbeiten des Stuhles
ohne Broschirlade stehen die Einleggabeln f so hoch,
dass die Einleghebel m unter ihnen weg schwingen;
werden die Einleggabeln aber gesenkt, so stemmen sie sich beim Rückwärtsschwingen
der Lade in die Mäuler der Einleghebel m, und die
Broschirlade wird, wenn die Lade ganz hinten liegt, in die Arbeitsstellung gebracht,
in der die Broschirschiffchen sich im Fach befinden und geschlagen werden können.
Beim Vorwärtsschwingen der Stuhllade dreht sich auch die Broschirlade aus der
Arbeitsstellung zurück in die Ruhestellung, und die Einleghebel m verlassen die Gabeln f
und letztere werden von den Gewichtshebeln d wieder in
ihre obere Stellung gehoben.
Textabbildung Bd. 291, S. 157Fig. 20.Kurbelzeugwebstuhl der Sächsischen Webstuhlfabrik. Die Schiffchen erhalten ihre Bewegung durch je zwei Zahnräder o und Zahnstange o3. Um die Bewegung der Broschirschiffchen zu
erzielen, muss die Zahnstange o3 abwechselnd nach rechts und links bewegt werden.
Zu diesem Zweck steht die Zahnstange durch aufgenietete Knaggen p mit den Armen p1 in Verbindung, welche wiederum auf der
eigentlichen Schlagschiene r befestigt sind. Diese
Schlagschiene findet ihre Führung in entsprechenden Schlitzen der Einleghebel m und der Broschirladenhebel n2, die beide auf der Broschirwelle n1 montirt sind, so
dass die ganze Verbindung o3
p p1
r mit der Broschirlade schwingen muss. Die
Schlagschiene r greift weiter mit einer Nase r1 von oben zwischen
die Knaggen des auf der Welle n1 verschiebbaren Schlagmuffes r2 ein und letzterer
wird mittels des dreiarmigen Hebels s, der mit seiner
Rolle s1 von hinten
zwischen die Knaggen greift, hin und her bewegt. Der Hebel s schwingt um den Bolzen s4; letzterer sitzt im Schlitten s5 und dieser ist auf
der Schiene s6
verschiebbar und greift mit einer Nase s7 zwischen die Knaggen des rechten Einleghebels m, so dass diese ganze Schlagvorrichtung mit der
Broschirwelle n1
seitlich verschoben werden kann. An den beiden wagerechten Armen von s sitzen ferner in Kreuzgelenken die beiden
Schlagplatinen s2
s3, welche auf den
Dreiecken t t1 des
Schlagcylinders t2
aufliegen und mit ihren unteren Verlängerungen zwischen je zwei Fingern des am
Stuhlgestell montirten Schlaghebels v geführt sind.
Dieser Schlaghebel erhält von dem auf der Kurbelwelle k6 angebrachten Daumen v1 durch Rollenhebel
v2 und Zugstange
v3 eine schwingende
Bewegung, und zwar schwingt er mit seinem wagerechten Arm immer kurz nach oben, wenn
die Lade ihre hinterste Stellung erreicht hat. In dieser Stellung können die Nasen
der Platinen s2
s3 abwechselnd in zwei
pfannenartige Vertiefungen v4 des Hebels v eingreifen, so dass bei der
Bewegung des Hebels die entsprechende Platine sich nach oben bewegt und durch die
Verbindung s s1
r2
r1
r p1
p o3
o die Broschirschiffchen seitlich verschoben werden,
während zugleich die andere Platine sich nach unten bewegt. Damit nun die Platinen
s2
s3 abwechselnd von den
Pfannen des Hebels v erfasst werden, ist, mit der
ganzen Stuhllade schwingend, der Schaltcylinder t2 angeordnet, auf dessen um 60° gegen einander
versetzten Dreiecken die Platinen s2
s3 aufliegen. Es wird
auf diese Weise immer nur diejenige Platine vom Schlaghebel erfasst, welche auf der
Seite des Dreiecks aufliegt, während die andere auf der Spitze ihres Dreiecks
liegende Platine (s2)
ausser Bereich des Schlaghebels sich befindet. Das Wenden des Cylinders t2 erfolgt mittels der
Wendegabel t5, welche
am Bolzen t6 des
rechten Einleghebels m eingelenkt ist und an ihrem
unteren Ende, wie die Schlagplatinen, ihre Führung zwischen zwei Fingern des
Schlaghebels v findet. Ein Wenden des Cylinders t2 wird also nur dann
erfolgen, wenn sich die Broschirlade in die Arbeitsstellung bewegt, und erst dann
findet also auch die Umwechselung der Schlagrichtung statt. Der Schlaghebel v wird nun zwar bei jeder Umdrehung des Stuhles bewegt,
er schlägt aber leer auf die zuletzt von ihm bewegte Platine, bis die Broschirlade
wieder eingelegt worden ist, erst dann gelangt die andere, unten befindliche Platine
in den Bereich seiner Wirkung. Ein Bremshebel t7 mit Feder t8 sorgt für die sichere Stellung des Schlagcylinders
(Fig. 17).
Bei der Herstellung schnüren artiger Längsstreifen mittels der Broschirlade, bei
denen die Kettenfäden gewissermaassen von den Fäden der Broschirschiffchen umsponnen
werden, ist es der Zeitersparniss halber erwünscht, dass die Broschirschiffchen auch
in der Ruhelage der Broschirlade eine Bewegung ausführen können, während der
Hauptschützen durch das Fach geht. Durch die bei der vorstehend beschriebenen
Schlagvorrichtung getroffene Anordnung des Schlagmuffes r2, zwischen dessen Knaggen die Nase r1 der Schlagschiene
r bei Drehung der Broschirlade um n1 schwingen kann, ist
diese Schiffchenbewegung dadurch möglich, dass für diesen Fall nur ein von dem
Einlenken der Broschirlade unabhängiges Schalten des Cylinders t2 vorgesehen zu werden
braucht.
Textabbildung Bd. 291, S. 158Fig. 21.Schroers' Broschirwebstuhl. Die beschriebene Broschirvorrichtung gestattet eine seitliche Verschiebung
der ganzen Broschirlade innerhalb des Maasses einer Schiffchentheilung, wie dieselbe
zumal für Herstellung zweifarbiger Muster wünschenswerth ist. Diese seitliche
Verschiebung findet durch Verschiebung der Broschirladenwelle n1 statt, die entweder
durch die Hand des Arbeiters oder auch auf mechanischem Wege erfolgen kann. Die
Einleggabeln f sind an ihren vorderen Enden mit
seitlichen Verlängerungen versehen, die auch bei seitlicher Verschiebung der Lade
ein sicheres Einsetzen in die Mäuler der Einleghebel m
ermöglichen. Auch die Schlagvorrichtung kann bei seitlicher Verschiebung der Lade
arbeiten, weil die Platinen s2
s3 und die Wendegabel
t5 zwischen den
Fingern des Schlaghebels v in einer Weise geführt sind,
dass die Platinen auch in diesem Falle der sicheren Einwirkung des Schlaghebels
unterliegen und die Wendegabel t5 zuverlässig auf dem Schlagcylinder t2 arbeiten kann.
Die Fig. 20 zeigt einen von der Sächsischen Webstuhlfabrik in Chemnitz ausgeführten
Kurbelzeugwebstuhl, Bradforder System, mit Broschirlade und Doppelkurbel für Jacquard, bei welchem die Broschirlade eine Theilung
von 6 cm hat, so dass also alle 6 cm ein Broschireffect erzielt werden kann; durch
Auslassung eines oder mehrerer Schiffchen lässt sich auch die Quertheilung auf 12
bezieh. 18 cm einstellen. Dabei kann das Broschirmuster eine Breite von bis zu 2 cm
haben, während die Längstheilung des Musters beliebig und von der Schaft- oder Jacquard-Maschine abhängig ist. Die rechte Seite des
Gewebes kommt nach unten zu liegen. Der Stuhl macht 90 Touren in der Minute.
Der grösseren Leichtigkeit wegen werden die Schiffchen aus Aluminium hergestellt und
die Broschirspulen sind nach dem Rücklaufsystem ausgeführt.
Textabbildung Bd. 291, S. 158Schroers' Broschirwebstuhl. Zur Auf- und Niederbewegung der Broschirlade hat man auch das Knowles-Getriebe verwendet. H.
Schroers in Crefeld hat bei dem mechanischen Broschirwebstuhl nach D. R. P.
Kl. 86 Nr. 71077, Fig. 21 bis 23, an diesem Getriebe
die Einrichtung getroffen, dass die Einstellung des Getriebes von der Jacquard-Maschine aus nicht mehr durch Hebung des
Hebels 1 am Punkt 2
erfolgt (Fig. 21), sondern durch Einstellung eines
Hebels 3, welcher mittels Bolzens 4 in dem Hebel 1 gelagert
ist. In demselben Hebel 1 ist eine Zunge 5 gelagert, in deren Einschnitt 7 sich der Hebel 3 stellt, sobald durch die von der Jacquard-Maschine ausgehende Schaltung des Sternes 6 der Hebel 3 nach rechts
gezogen wird. Vor dieser Einstellung des Hebels 3
konnte die Hubscheibe 8, indem sie unter den
bogenförmigen Ansatz der Zunge 5 trat, diese allein
heben; sobald aber der Hebel 3 sich über dieselbe
gestellt hat, ist die Zunge im Hebel 1 festgestellt,
hebt also auch diesen mit auf. Dadurch ist man bezüglich der Einstellung des Knowles-Getriebes weder von dem Zeitpunkt der Auslösung
der Falle 9 durch die Daumenscheibe 10, noch von dem Zeitpunkt des Hubes der Jacquard-Maschine abhängig, kann also die Hubscheibe
8 diese Einstellung genau zu dem Zeitpunkt bewirken
lassen, welcher für eine Hebung oder Senkung der geeignetste ist.
Fig. 22 und 23 stellen den
Bewegungsmechanismus zum Durchtreiben der Broschirspulen dar. Die in den
Spulenträgern 2 befindlichen Broschirspulen 1 bilden mit ihrem oberen Theil eine Zahnstange, in
welche Zahnräder eingreifen, welchen durch Verschiebung der Zahnstange 8 die zur Verschiebung der Broschirspulen erforderliche
Drehung ertheilt wird. Die Bewegung der Zahnstange 3
erfolgt durch eine halbe Drehung einer Kurbelscheibe 4,
welche die erforderliche Halbdrehung nach rechts oder links durch die in ein
Zahnrad derselben eingreifenden beiden Zahnstangen 5
erhält. Die Verschiebung der Zahnstangen geschieht durch einen Schieber 10, welcher von einer auf der Kurbelwelle des Stuhles
befestigten Daumenscheibe durch Hebel eine Auf- und Abbewegung erhält. Damit nun
diese Bewegung des Schiebers 10 eine abwechselnde
Verschiebung der Zahnstangen 5 bewirkt, ist der untere
Theil jeder Zahnstange als Hülse ausgebildet, in welcher eine Falle 11 auf einem Bolzen 12
drehbar gelagert ist. Beide Fallen 11 werden durch
Federn so gestellt, dass die Nase derselben aus der Hülse hervorragt und durch den
am Schieber 10 befindlichen Stift 13 gefasst werden kann. Dieser Stift fasst nun
diejenige Nase, welche zu unterst steht, und schiebt die mit derselben verbundene
Zahnstange nach oben, während die Falle der gleichzeitig niedergehenden anderen
Zahnstange im Vorbeigehen in die Hülse zurückgedrängt und beim nächsten Hochgehen
des Schiebers alsdann von dem Stift gefasst wird. Die so erzielte abwechselnde
Verschiebung der Broschirspulen tritt selbsthätig ausser Wirkung, sobald die
Broschirlade gehoben wird, indem alsdann der Schieber 10 auch die unten befindliche Falle 11 nicht
mehr erreicht. Die Bewegung der Broschirspulen hängt daher direct von der Senkung
der Broschirlade ab, sie kann also weder in Thätigkeit treten, so lange die
Broschirlade gehoben ist, noch ist eine besondere Einstellung derselben von der Jacquard-Maschine aus erforderlich.
Textabbildung Bd. 291, S. 159Fig. 24.Broschirwebstuhl von Schaum und Uhlinger. Die Fig. 24 stellt einen von der Firma Schaum und Uhlinger in Philadelphia, Nordamerika, in
Vertrieb gebrachten mechanischen Broschirwebstuhl dar, bei welchem die Broschirlade
durch zwei ⋂-förmig gestaltete Arme gehalten wird, welche
hinter dem Rietblatt an jeder Ladenseite nach unten gehen und durch deren Hebung und
Senkung die Broschirlade in die Ruhe- bezieh. die Arbeitsstellung gebracht wird.
Eine Vorrichtung, welche eine leichte Auswechselung der Broschirspulen
ermöglicht, hat O. W. Schaum in Philadelphia,
Nordamerika, getroffen, die nach dem D. R. P. Kl. 86 Nr. 67291 darin besteht, dass
die Spulenträger aufklappbar gemacht sind, um die Schiffchen behufs Auswechselung
der Spulen freilegen zu können (Fig. 25 bis 27). Die Spulenträger
H sind an dem vorderen unteren Ende der
Broschirlade G mittels je eines Scharniers L befestigt, so dass jeder Spulenträger aus seiner
Arbeitslage emporgeklappt werden kann. Bei der in der Zeichnung dargestellten
Einrichtung enthält jeder Spulenträger vier parallel neben einander befindliche
gezahnte Schiffchen O, in welche je zwei Zahnräder I eingreifen. Der Anzahl der Schiffchen entsprechend
sind auch zu deren Bewegung vier Zahnstangen G1 vorgesehen. Die Lage der Spulenträger in der
Arbeitsstellung wird durch eine Falle N gesichert, die,
unter Wirkung einer schwachen Feder stehend, an der Rückseite der Broschirlade
drehbar angebracht ist und unter den Stift M des
Spulenträgers greift. Durch Anordnung einer Feder am Scharnier vermag der
Spulenträger selbsthätig emporzuschwingen, wenn die Auslösung der Falle N durch Fingerdruck gegen das über der Broschirlade
vorstehende Fallenende bewirkt worden ist. Der Spulenträger kann in der
emporgeklappten Stellung durch eine Falle R
festgehalten werden.
Textabbildung Bd. 291, S. 159
Auswechselung der Broschirspulen von Schaum.