Titel: Elektrische Thurmuhr der Standard Electric Time Co.
Fundstelle: Band 291, Jahrgang 1894, S. 160
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Elektrische Thurmuhr der Standard Electric Time Co. Mit Abbildung. Elektrische Thurmuhr der Standard Electric Time Co. Zu den neuesten Verwendungen elektrischer Motoren gehört die von der Standard Electric Time Co. in New Haven, Conn., in ihren Uhren durchgeführte; eine solche hat die Company kürzlich in dem Thurme des neuen Gebäudes der Waterbury Clock Co. zu Waterbury, Conn., aufgestellt. Nach dem New Yorker Electrical Engineer, 1893 Bd. 16 * S. 461, erhält jede Uhr zwei Motoren. Der eine, welcher die Zeiger treibt, steht mittels Schnecke und Schneckenrad mit einer lothrechten Achse in Verbindung, an deren oberem Ende sich das gewöhnliche Räderwerk zum Treiben der Zeigerwerke befindet. Der Motorstromkreis wird jede Minute mittels eines Paares Magnete geschlossen, welche mit einem feinen, selbstaufziehenden Regulator verbunden sind, und wenn der Motor die zur Bewegung der Zeiger um den Weg einer Minute auf den Zifferblättern nöthige Anzahl von Umdrehungen gemacht hat, so unterbricht er den eigenen Stromkreis auf so lange, bis der Regulator ihn in der nächsten Minute wieder schliesst. Ein grosser Motor setzt das Schlagwerk in Thätigkeit; seine Grösse richtet sich nach dem Gewichte des zu benutzenden Hammers. Hier wird der Stromkreis nur einmal in der Stunde geschlossen und unterbricht sich von selbst, nachdem die erforderliche Zahl von Schlägen gegeben sind; der Motor ruht dann, bis der Stromkreis wieder geschlossen wird. Textabbildung Bd. 291, S. 160Thurmuhr der Standard Electric Time Co. Die hierdurch ersparte Arbeit lässt sich abschätzen, wenn man sich erinnert, dass bei gewöhnlichen Uhren, welche vier Paar Zeiger von 6 Fuss (1,83 m) Länge treiben und die Stunden auf einer 1000 Pfund (454 k) wiegenden Glocke schlagen, ein Gewicht von 1500 bis 2000 Pfund nöthig ist, das alle 8 Tage aufgezogen werden muss, abgesehen von der zum richtigen Gange erforderlichen Regulirung und von der durch den Temperaturwechsel bedingten Unmöglichkeit genauer Zeitangabe. Wichtig ist die Verwendung von gewöhnlichen Batterien in offenen Stromkreisen zum Betriebe der Motoren. Die Motoren sind so bewickelt, dass nur wenig Strom gebraucht wird, und die Elemente brauchen erst nach 1 bis 2 Jahren erneuert zu werden, was sich bloss auf das Ammoniaksalz und das Zink bezieht. Nur zehn Zellen sind zum Treiben der Zeiger von vier 6fussigen Zifferblättern nöthig. Die für das Schlagwerk erforderliche Zahl richtet sich nach dem Hammergewichte. Die Motoren laufen sehr langsam; ihr Wirkungsgrad ist hoch und sie sind so eingerichtet, dass sie jederzeit angehen, selbst mit todter Last. Wegen des Wegfalls der schweren Gewichte der gewöhnlichen Uhren fällt das Gewicht im Thurme viel kleiner aus. Die abgebildete Uhr wiegt etwa 400 Pfund, während eine Gleiches leistende Gewichtsuhr 1500 bis 1800 Pfund wiegt, ausschliesslich der Gewichte. Vortheilhaft ist es ferner, dass Nebenzeiger im ganzen Gebäude von demselben Regulator getrieben werden können, welcher in einem mit möglichst wenig wechselnder Temperatur behafteten Zimmer aufgestellt werden kann und daher die Zeit besser einhält, als eine im Thurme befindliche, grossen Wechseln ausgesetzte Uhr. Gang- und Schlagwerk sind beide sehr einfach; unmittelbar durch das Räderwerk getrieben, sind sie keinen Störungen ausgesetzt.