Titel: Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Fundstelle: Band 292, Jahrgang 1894, S. 139
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Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. (Letzter Bericht Bd. 291 S. 296.) Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. I. Rohmaterialien und Malz. Ueber den Stärkemehlgehalt verschiedener Kartoffelvarietäten veröffentlicht Petermann umfangreiche Untersuchungen im Bulletin de la Station Agronomique de l'Etat à Gembloux, 1892, welche sich auch auf die Widerstandsfähigkeit gegen die Kartoffelkrankheit, sowie auf die Ertragsfähigkeit erstreckt. Der Verfasser macht darauf aufmerksam, dass es nach seinen Untersuchungen sehr wohl möglich ist, Spielarten zu züchten, welche sich gleichzeitig durch einen hohen Ertrag und einen hohen Stärkemehlgehalt auszeichnen, und dass vor allem die in Deutschland gemachten Anstrengungen zur Erzeugung werthvoller neuer Kartoffelvarietäten von Erfolg gekrönt sind. (Nach Biedermann's Centralblatt, 1893 S. 263.) Untersuchungen über den Einfluss des Alters auf die Keimfähigkeit der Samen, welche Müller in der Deutschen landwirthschaftlichen Rundschau, 1892 Nr. 27, veröffentlichte, ergaben die Maximalzahl an Keimungsprocenten bei: Gerste nach etwa 8 Wochen Weizen 5 Roggen 3 Hafer 3 Bei einigen Gräsern trat die Maximalzahl nach 4 bis 9 Wochen ein. (Nach Biedermann's Centralblatt, 1893 S. 284.) Alexander v. Asboth theilt in der Chemiker-Zeitung, 1893 S. 725, eine von ihm ausgearbeitete Methode zur vollständigen Analyse der Kartoffeln und anderer Knollengewächse und im Anschluss daran die Zusammensetzung der Zulukönigkartoffel (Solanum tuberosum Cetewayo) mit, welche die folgende war: Wasser 72,66 Asche 1,68 Fett 0,16 In Wasser unlösliches Proteïn 0,87 In Wasser lösliches Proteïn 0,29 Asparagin 1,02 Dextrin 0,60 Andere Extractstoffe 3,11 Stärke 16,77 Cellulose (aus der Differenz) 2,84 Zucker konnte nicht nachgewiesen werden. Wie aus der Zusammensetzung hervorgeht, besitzt die Kartoffel bei gleichem Stärkegehalt einen höheren Proteïngehalt. In der Kartoffel findet sich ein blauvioletter Farbstoff, welcher in Wasser und Weingeist löslich ist, mit Säuren sich hellroth, mit Lauge grün färbt, dessen Zusammensetzung und Menge jedoch nicht bestimmt werden konnte, da er sich bei Tageslicht, sowie beim Kochen theilweise zersetzt und dann weder auf Säuren noch auf Lauge reagirt. Die Kartoffel nimmt beim Kochen eine rothe Färbung an und wird in Berührung mit Essig roth, die daraus dargestellte Stärke ist jedoch schön weiss. Der Geschmack ist angenehm, und da auch der Stärkegehalt nicht geringer als bei anderen Kartoffeln ist, so könnte der Anbau dieser Kartoffel grössere Verbreitung finden. Ueber das zweite Preisausschreiben über die Herstellung des besten Malzes theilt Hayduck in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 117, die analytischen Zahlen mit, welche bei Untersuchung der Preismalze ermittelt wurden, sowie die daraus sich ergebenden Resultate, über welche wir bereits an dieser Stelle 1894 291 162 berichtet haben. An derselben Stelle, S. 126, theilt Hayduck ferner die Berichte über die Herstellung einiger der wirksamsten Preismalze mit. S. 157 bestätigt B. Majunke aus seiner Praxis die von Hayduck gemachte Beobachtung, dass ein Malz mit stark entwickelten Blattkeimen viel wirksamer ist, als ein solches, das in seiner Entwickelung nicht so weit vorgeschritten ist. Derselbe lässt mit gutem Erfolge den Blattkeim mindestens die 3- bis 4fache Kornlänge erreichen. Bezüglich des Hafermalzes berichtet er, dass er mit demselben stets eine ausgezeichnete Vergährung, jedoch nicht mehr Alkohol als mit Gerstenmalz erreicht habe, was er auf den geringeren Stärkegehalt des Hafermalzes zurückführen zu müssen glaubt. Steinhäuser bestätigt an derselben Stelle die andere bei der Preismälzung gemachte Beobachtung, dass kleinkörnige stickstoffreiche Gersten ein wirksameres Malz liefern. Kahnke, S. 175, räth mit Bezug auf die Beobachtung Majunke's, mit der Entwickelung des Blattkeimes nicht zu weit zu gehen, und hält schon die 3- bis 4fache Länge für übertrieben. Darauf bemerkt Majunke, S. 198, dass es nach seinen Beobachtungen nicht schade, wenn sogar viele Malzkörner eine mehr als 3- bis 4fache Länge des Blattkeimes zeigen. Ein Waschen des Malzes im Quellbottich hält er für absolut nothwendig, ebenso wie die peinlichste Reinhaltung der Tenne, um sich namentlich in der wärmeren Jahreszeit vor Schimmel zu schützen, welcher sich bei dem nothwendigen starken Spritzen des Malzes gern breit macht. Jedoch kann Schimmel nur dann ins Malz gelangen, wenn das Wasser nicht zweimal täglich im Quellbottich durch frisches ersetzt wurde. II. Dämpfen und Maischen. III. Gährung und Hefe. Ueber die Anwendung der Fluorverbindungen in den Gährungsgewerben veröffentlicht Effront im Moniteur scientifique Quesneville, 1893 VII S. 182 (auch Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 109), eine Entgegnung auf die Untersuchung von Jörgensen und Holm, über welche wir bereits berichtet haben (vgl. 1894 291 284). Effront hält den Laboratoriumsversuch nicht für berechtigt zur Entscheidung über die Brauchbarkeit seines Verfahrens in Rücksicht auf die mit demselben in der Praxis so vielfach gemachten Erfolge, durch welche folgende Thatsachen festgestellt sind: 1) Reine Brennerei- oder Brauereimaische kann ohne die Gefahr der Säuerung bei Anwendung von Fluorverbindungen bei jeder Temperatur der Luft ausgesetzt werden. 2) Ein Zusatz von Fluoriden zu Maischen, in denen bereits eine Säuerung eingeleitet ist, hält die Entwickelung dieser Fermente auf und verhindert eine weitere Zunahme der Säuerung. 3) Die Betriebshefen, welche Essigsäure- und Milchsäurefermente enthalten, und welche in Folge dessen eine starke Vermehrung dieser Fermente und ihrer Säuerungsproducte erfahren, können durch eine Behandlung mit Fluoriden sichtlich verbessert und einer normalen Gährung ohne Erzeugung von Säuren unterworfen werden. Der Verfasser verkennt nicht die Verdienste Hansen's um die Hefereinzucht, glaubt aber ferner, dass das Studium des Einflusses chemischer Agentien auf die Entwickelung der Hefezellen in qualitativer wie quantitativer Beziehung neue Eigenschaften werde enthüllen können, die ihre Anwendung in der Industrie finden werden. Auf diese Ausführungen Effront's antworten Jörgensen und Hohn in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 150. Sie halten daran fest, dass sie nachgewiesen haben: 1) dass die Hefe von ihren Krankheitskeimen durch die Behandlung mit Flussäure nicht befreit wird, und dass 2) die Krankheitskeime sich sogar oft durch die Behandlung mit Flussäure in sehr hohem Grade vermehren. Diese Resultate habe Effront durch directe Versuche nicht entkräften können, ferner sei Effront in der Wiedergabe ihrer Resultate ungenau gewesen. Die Verfasser sind der Ansicht, dass, wenn auch die von ihnen nachgewiesene gefährliche Wirkung, welche darin besteht, dass das im Patent angegebene Verfahren eine kräftige Entwickelung solcher Hefearten hervorruft, die man nicht wünscht, nur in vereinzelten Fällen nachzuweisen wäre, diese Fälle doch hinlänglich sein würden, um das Verfahren unmöglich zu machen. Es hat in dieser Beziehung keine Bedeutung, dass man praktische Versuche mit günstigen Resultaten aufweisen kann, denn es liegen auch nicht wenige Berichte über ungünstige Resultate vor, so dass die ganze Sache das Gepräge der Zufälligkeit trägt. Nur die exacte Untersuchung könne Klarheit darin bringen. Effront stehe auf einem veralteten Standpunkt, die rationelle Arbeit in der Praxis könne nur durch die planmässige Auswahl der einzelnen Art, die Methode Hansen's, erreicht werden, nicht aber durch eine chemische Behandlung einer unbekannten Mischung, deren Elemente bald in der einen, bald in der anderen Richtung von dem ausgewählten Stoff beeinflusst werden können. Die Verfasser schliessen ihre Ausführungen mit folgendem Satz: „Unser Hauptzweck bei dieser ganzen Sache war es, einen Protest zu erheben gegen Effront's Versuche, ein falsches Princip in die Wissenschaft und Praxis einzuführen, nämlich dieses, dass man eine Reincultur aus einer unreinen Hefe mittels einer chemischen Behandlung der letzteren darstellen könne. Alle Versuche dieser Art werden nur Verwirrung hervorbringen und Schaden machen.“ Ueber die Anwendung der Flussäure in Russland bringt die Chemiker-Zeitung, 1893 Nr. 74 bis 76, in einem Artikel über die Brennereicampagne 1892 bis 1893 in Russland einige sehr günstige Berichte, aus denen sich wieder der grosse Werth des Flussäureverfahrens bei mangelhaftem Betrieb ergibt. In dem einen Falle wurde in der Kunsthefebereitung mit grossem Vortheil die Milchsäure durch Flussäure ersetzt. Ueber das Preisausschreiben zur Lösung der Schaumgährungsfrage bei Reinzuchthefe Rasse II berichtet G. Heinzelmann in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 301. Von drei Arbeiten, welche gemäss Beschluss der letzten Generalversammlung einer besonderen eingehenden Prüfung unterzogen werden sollten, konnte der Verfasser der vorgerückten Campagne wegen nur diejenige von Brennereiverwalter Hecke in Dzialin prüfen. Er fand dabei die von Hecke beschriebenen Verhältnisse, dass dünnere Hefe und geringe Vergährung derselben Schaum erzeugend wirken, vollständig bestätigt, denn trotzdem das Material sehr mangelhaft war, gelang es doch, lediglich durch die Art der Hefeführung, nach Belieben Schaum zu erzeugen oder nicht. Die Schaum erzeugende Hefe war eine in voller Sprossung, welche noch durch das Vorstellen angeregt wird, befindliche, also äusserst geile, während die Schaum nicht erzeugende Hefe eine reife, ausgemästete und träge Hefe darstellte, bei welcher selbst das Vorstellen des hohen Alkoholgehaltes wegen eine Anregung zur Sprossung nicht hervorrufen kann. Der Verfasser machte bei diesen Versuchen noch folgende interessante Beobachtungen: Wenn man Hefe von 22 bis 23° Saccharometer bis auf 4 bis 5° vergähren lässt, so erzeugt diese Hefe nachher in der Hauptmaische eine Deckengährung; die Treber werden durch die nur langsam sich entwickelnde Kohlensäure an die Oberfläche gehoben, und erst wenn die Gährung lebhafter wird, verschwinden sie wieder und die Gährung wird normal. Die Hefe ist dann zu träge geworden und hat sowohl an Vermehrungskraft, als auch an Spaltungskraft von Zucker in Kohlensäure und Alkohol eingebüsst. Die Hefe braucht wieder längere Zeit zur Ausübung ihrer früheren Wirksamkeit. Die Deckengährung ist demnach das directe Gegentheil der Schaumgährung und sie lässt sich auch leicht wieder in normale Gährung überführen, wenn man die Hefe nur auf 14 bis 15° Saccharometer vergähren lässt. Die normale Gährung können wir demnach durch geeignete Hefeführung nach der einen Richtung hin in Deckengährung und nach der anderen Richtung in Schaumgährung umwandeln. Der Verfasser ist durch diese Versuche zu der Ueberzeugung gekommen, dass man in der Reinzuchthefe Rasse II eine Hefe besitzt, die den weitgehendsten Anforderungen in vollem Maasse genügt; sie ist eine starke Hefe, und ein Ausdruck ihrer Stärke und Unbändigkeit in gewissem physiologischen Zustande ist die Schaumgährung. Diese lässt sich aber beeinflussen durch höhere Concentration des Hefeguts und starke Vergährung desselben, wodurch man sie in eine sanftere Form überführen kann, ja sie kann sogar sanfter werden, als man wünscht. Der Verfasser glaubt, dass man in dieser Arbeitsweise ein Mittel gegen die Schaumgährung besitzt, welches auch bei dem hartnäckigsten und schlechtesten Material vor grösserem Schaden schützen wird, indem es, wenn es auch die Schaumgährung nicht vollständig beseitigen kann, diese doch bis zu einem ungefährlichen Uebel herabmindert. Ueber die Schaumgährungsfrage liegen weitere Mittheilungen vor in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1893 Bd. 16 S. 135 und 166 von Bredlow, und S. 174 von Tietze. Ersterer theilt die von Hesse-Wutzig ausgesprochene Ansicht, dass man die Hefe in solch extremen Verhältnissen züchten muss, dass sich darin beim Verbrauch nur noch gute widerstandsfähige Bestandtheile vorfinden, behauptet aber dessenungeachtet, dass indirect Schaum entstehen kann durch das Rohmaterial selbst, und ferner, dass die Zubereitung der Hauptmaische wesentlich sei. Die Schaumgährung bleibt in jedem Falle aus 1) beim Dämpfen bei blasendem Ventil bis zu 4 at, 2) bei Ausmaischendtemperatur von 65°, 3) beim Einhalten hoher Temperaturen in dem Hefegut und 4) beim Vergähren der Hefe auf 3 bis 4° Balling. Will man Schaum erzeugen, so lasse man die Hefe nur um die Hälfte ihres Gehaltes vergähren und koche das Hefegut nicht so oft und hoch an; dämpft man dann die Kartoffeln noch schwach, so gewinnt der Schaum überhand; die Hauptursache ist jedoch in der Hefe zu suchen. S. 166 theilt der Verfasser Versuche mit, welche er ausführte, um festzustellen, in wie weit 1) der Gährungsgrad und die Concentration im Hefegut auf die Schaumbildung Einfluss haben, und 2) von wie grossem Einfluss auf den Schaum ein hoher oder niedriger Vergährungsgrad der Hefe sei. Diese Versuche zeigten, dass in erster Linie die Säuerung des Hefeguts am wesentlichsten ist, und dass der Vergährungsgrad der Hefe zwar auch sehr wesentlich ist, aber doch erst in zweiter Linie in Betracht kommt. Der niedrige Vergährungsgrad habe hauptsächlich den Zweck, Alkohol in der Hefe selbst zu entwickeln, welcher die Hefe im Bottich vor schlechten Nebenfermenten schützt, während die schlecht vergohrene Hefe gleich zu Anfang im Bottich im Kampf um Dasein unterliegt, was alsdann die Schaumgährung zur Folge hat. Tietze dagegen konnte bei Anwendung gewisser Kartoffelsorten den Schaum durch die Hefeführung nicht beseitigen, denn die Verminderung des Schaums war kaum bemerkbar, wenn er die Hefe von 15° bis auf 32,5° kommen und auf 2 bis 3° Saccharometer vergähren liess. Ein Gährungsverfahren ist Julius Kunemann in Haag (Holland) vom 10. April 1891 ab im Deutschen Reich patentirt (D. R. P. Nr. 70141). Das Verfahren besteht 1) in der Einleitung einer freiwilligen Alkoholgährung in der Maische und 2) in der ununterbrochenen Bereitung einer besonderen Hefe für die zu gährende Flüssigkeit. Die Reinhefe und ihre Anwendung. In einem Aufsatz in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 245 und 301, werden die wichtigsten Punkte besprochen, welche bei Anwendung der Reinhefe zu beachten sind, um sich die guten Erfolge dauernd zu sichern. Hierhin gehört zunächst die äusserste Reinlichkeit in allen Räumen der Brennerei. Besondere Sorgfalt ist zu verwenden auf die Reinhaltung der Leitungen und Pumpen, welche am leichtesten den Herd für Infectionen bilden können. Vormaischbottich, Maischpumpe und die festliegenden Theile der Maischleitung sind durch kochendes Wasser zu reinigen, oder aber man streiche den Vormaischbottich täglich nach beendigtem Betrieb mit Kalkmilch aus, pumpe auch die Leitungen mit Kalkwasser aus und lasse namentlich die Maischpumpe mit Kalkwasser gefüllt bis zum anderen Morgen stehen, wo alsdann vor Beginn des Betriebes der Kalkanstrich aus dem Bottich, sowie das Kalkwasser aus der Pumpe entfernt wird. In Bezug auf die Rohrleitungen empfiehlt es sich, dass dieselben so kurz wie möglich sind, und dass Biegungen, Winkel und todte Punkte so viel wie möglich vermieden werden. Die zweite Bedingung ist die Bereitung reiner Maischen sowohl durch Zerstörung der den Rohmaterialien anhaftenden Fermente, sowie durch Verhütung des Hineindrängens neuer Fermente in die Maische. Zur Erreichung dieses Zweckes dient neben Herstellung reinen Malzes vor allem eine höhere Abmaischtemperatur von 62 bis 65°. Auch bei der Hefemaischung wähle man die Maischtemperatur lieber einen Grad höher als niedriger; die Säuerungstemperatur liege nicht unter 50°, das fertig gesäuerte Hefegut wird vor dem Abkühlen noch einmal auf 75° angewärmt, eine Stunde bei dieser Temperatur gehalten und dann schnell auf die Stelltemperatur abgekühlt. Ferner vermeide man bei der Hefebereitung möglichst alle todten Punkte, stelle also möglichst früh mit Mutterhefe an und regele die Hefeführung so, dass die eine Hefe dann gerade reif ist, wenn die Hefe angestellt werden soll. Die Concentration der Hefe sei hoch, 22 bis 24° Saccharometer, die Gährungsdauer lange, die Anstellungstemperatur niedrig, die Vergährung so weit wie möglich. Untersuchungen über reine Hefe veröffentlicht Julius Wortmann in den Landwirthschaftlichen Jahrbüchern 1892 (siehe auch Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 165). Der Verfasser legt darin seine Ansichten über die Bedeutung des Systems der Hefereinzucht im Bereich der Weinfabrikation dar und kritisirt die Arbeiten, die bisher diesen Gegenstand behandelt haben. Ein Verfahren zur Führung von Hefemaischen ist Robert Géduld in Paris vom 21. Juli 1892 ab im Deutschen Reich patentirt (D. R. P. Nr. 68702). Dasselbe besteht im Wesentlichen darin, dass durch Einwirkung von Alkalien auf die in der Maische enthaltenen Zucker arten bei einer dem Siedepunkt der Maische nahe liegenden Temperatur organische Salze gebildet werden, und dass darauf die Gesammtmenge der in der so behandelten Maische enthaltenen organischen Säuren durch Zusatz von Mineralsäure frei gemacht wird. Das Verfahren läuft also darauf hinaus, das Milchsäureferment auszuschliessen und an Stelle desselben organische Säuren für die Hefemaische zu verwenden, welche, in der angegebenen Weise erzeugt, billiger sind, als die früher schon mehrfach versuchte Anwendung organischer Säuren im reinen Zustande. Verfahren zur Bereitung von Presshefegut aus Melasse u. dgl. von Gerhard Franke und Oscar Emil Nykander in Berlin. Zusatz zum Patent Nr. 67998 vom 18. Juni 1892, patentirt im Deutschen Reich vom 10. December 1892 ab, längste Dauer 17. Juni 1907 (D. R. P. Nr. 70802). Das Verfahren besteht darin, dass man die Milchsäure nicht als solche, sondern zum Theil in Form von gewöhnlicher Brennereischlempe zusetzt, und zwar entweder vor oder nach, oder auch vor und nach dem Zusatz der Proteïnstoffe. Durch Anwendung dieser Neuerung soll die Qualität des Hefeguts bedeutend verbessert werden. IV. Destillation und Rectification. V. Schlempe. Ueber den Düngerwerth und die zweckmässigste Anwendung der Melasseschlempe berichtet Maercker in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 149. Nach E. v. Wolff enthält die Melasseschlempe in 1000 Th. 3,2 Th. Stickstoff, 9,5 Th. Kali, 0,1 Th. Phosphorsäure und 0,1 Th. Kalk. Stammer gibt als Mittel von 4 Analysen folgende Zahlen an: Organische Substanz 66,0 Th. Stickstoff   4,2 Kali 16,2 Der Werth der Melasseschlempe beruht also auf ihrem Stickstoff- und Kaligehalt und deshalb ist sie ein specifisches Düngemittel für die Stickstoff und Kali bedürftigen Pflanzen und für die an Kali und Stickstoff armen Bodenarten, also vorwiegend für die leichteren Bodenarten. Eine sichere Wirkung wird jedoch nur in an Kalk und Phosphorsäure reichen Bodenarten zu erwarten sein, da der Gehalt der Melasseschlempe hieran nur ein minimaler ist. Von Werth in der Melasseschlempe ist ferner die organische Substanz und die leichte Löslichkeit der Nährstoffe, welche eine gute Vertheilung derselben ermöglicht. Jedenfalls darf man annehmen, dass die Begleitung der organischen Substanz und die Möglichkeit der ausgezeichneten Vertheilung sehr zu Gunsten der Melasseschlempe spricht und dass daher der aus dem Nährstoffgehalt berechnete Düngerwerth von 7 M. für 1000 k eher zu niedrig als zu hoch gegriffen ist. Der Verfasser bespricht alsdann eingehend die Anwendung der Melasseschlempe für die verschiedenen Feldfrüchte, von denen in erster Linie die Zuckerrüben, Futterrüben und Kartoffeln in Frage kommen. Ueber die getrocknete Getreideschlempe schreibt O. Böttger im Landwirth, 1893 Nr. 49. Er theilte eine Anzahl Analysen verschiedener Arten von Getreideschlempen mit, aus denen hervorgeht, dass der Gehalt an Proteïn und Fett in den verschiedenen Sorten grossen Schwankungen unterliegt, so dass beim Einkauf sowohl eine richtige Bezeichnung der Sorte, wie auch die Garantie eines bestimmten Gehalts an Protein und Fett getrennt und endlich auch eine Garantie für Reinheit und Frische verlangt werden muss, da Verfälschungen mit werthlosen Stoffen vielfach beobachtet sind. Die Verdaulichkeit des Proteins ist in den verschiedenen Sorten der getrockneten Schlempe eine sehr hohe. Aus den mit diesem Futtermittel bisher gemachten Beobachtungen ergibt sich, dass dasselbe ein von allen Viehgattungen gern genommenes, leicht verdauliches und gut bekömmliches Futtermittel darstellt, welches seines angemessenen Preises wegen nicht nur als ein vorzügliches Milch producirendes Futter, sondern auch als Mast- und Pferdefutter sehr empfohlen werden kann. Zahlen über die Zusammensetzung und den Futterwerth der getrockneten Maisschlempe bringt ferner die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 223, nach einem Aufsatz des Pester Lloyd. Auch aus diesen Zahlen ergibt sich der hohe Werth und die Preiswürdigkeit dieses Futtermittels, denn es stellt sich z.B. das Werthverhältniss zwischen Mais und Trockenschlempe wie 1 : 1,376 und zwischen Hafer und Trockenschlempe wie 1 : 1,39. VI. Apparate. Ueber den Ilges'schen Automat (nicht zu verwechseln mit dem Feinspritautomat, welcher direct aus der Maische Feinsprit liefert) berichtet Wendt in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 134, sehr günstig. Der Apparat ist für 90procentigen Spiritus und stündlichen Abtrieb von 1100 bis 1200 l Maische gebaut; er functionirt in allen Theilen vorzüglich, die Stärke des Spiritus betrug 91 bis 92 Proc. der Abtrieb 1200 bis 1300 l in der Stunde. Der Apparat hat gegen ältere Constructionen wesentliche Verbesserungen aufzuführen, welche sich auf den Dampfregulator, den Maischregulator, den Spirituskühler und die Dephlegmatoren beziehen, ferner ist neu hinzugekommen der Wasserregulator; sehr zweckmässig ist auch der kleine Schlempenprober, welcher mit einem sehr empfindlichen kleinen Alkoholometer versehen ist, welches anzeigt, ob die Schlempe alkoholfrei ist. Ueber einen Nachzerkleinerungsapparat für Maischmaterialien, sowie über ein Maischbottichrührwerk berichtet Assmann in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 221. Beide Apparate werden von der Maschinenfabrik Warneck in Oels i. Schl. angefertigt, sind nicht patentirt, daher billig und sollen sehr befriedigend arbeiten. Ein neuer Spiritusmessapparat ist Hornung und Scheibner patentirt (D. R. P. Nr. 69260). Nach einer Mittheilung in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 238, soll der Apparat wesentlich billiger sein, als alle anderen automatischen Messvorrichtungen; derselbe soll auch die Spiritusausbeute eines jeden Bottichs mit grosser Sicherheit festzustellen gestatten. Ein Dämpf- und Maischapparat ist Stephan Klemm in Szegedin, Ungarn, patentirt (D. R. P. Nr. 69167 vom 13. August 1892). Der Apparat functionirt in folgender Weise: Die in einem Gefäss vorbereiteten Getreidekörner werden durch einen Lederschlauch in ein anderes Gefäss eingeführt, darin gedämpft und durch eine Mahlvorrichtung zerkleinert und dann als fertige Maische alle 10 Minuten durch momentanes Oeffnen eines Ventils in ein anderes Gefäss ausgeworfen, aus welchem, nachdem alle Maische sich dort angesammelt hat, dieselbe gemeinsam alsdann ausgeblasen wird. Einen elektrischen Säuremesser zur Bestimmung des Säuregehaltes in in Gährung übergehenden Flüssigkeiten hat Demichel nach Angaben von A. Kolette construirt. Derselbe besteht aus einem Zinkkupferelement, welches mit einem Galvanometer in Verbindung steht, welches ein Zifferblatt besitzt, sowohl für solche Ströme, wie sie von stark säurehaltigen Flüssigkeiten geliefert werden, sowie eine mittlere Theilung, welche einer normalen Flüssigkeit entspricht. (Nach Zeitschrift für angewandte Chemie, 1893 S. 210.) (Fortsetzung folgt.)