Titel: Walzenmangel.
Autor: Glafey
Fundstelle: Band 293, Jahrgang 1894, S. 217
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Walzenmangel. Von C. G. Haubold jr. in Chemnitz. Mit Abbildungen. Walzenmangel. Textabbildung Bd. 293, S. 217Fig. 1.Haubold's Walzenmangel. Wenn man bisher für manche Gewerbe die Kastenmangel beibehielt, so lag dies daran, dass mit derselben noch ein besserer Effect erzielt wurde als mit der hydraulischen Mangel und Mangel mit Spindeldruck. Der Grund hiervon dürfte allein in dem bei der Kastenmangel wirkenden, vollständig elastischen und veränderlichen Druck während des Mangelns zu suchen sein. Die hydraulischen Mangeln und Mangeln mit Spindeldruck entbehren eines derartigen Druckes, ja selbst bei Einschaltung eines Windkessels. Die Wirkung ist bei der Gewichtsbelastung eine günstigere. C. G. Haubold jr. in Chemnitz hat deshalb nach D. R. P. Nr. 38713 vom 24. Januar 1886 die hydraulische Walzenmangel und Mangel mit Spindeldruck mit Hebelbelastung derart ausgeführt, dass beide Walzen durch die hydraulische Presse oder Schraubenspindel unter zunehmendem Druck so lange gegen ein auf die eine der beiden Walzen wirkendes Hebelsystem gepresst werden, bis dasselbe zum Ausschlag gelangt und hierdurch die Bewegung der hydraulischen Presse bezieh. der Schraubenspindeln eingestellt und von da ab die Belastung der Docke durch das Hebelsystem allein ausgeübt wird. Bei den in den Fig. 1 bis 3 dargestellten Ausführungsformen wirkt die Hebelbelastung auf die Oberwalze N, deren Lager unten aufsitzen, nach oben jedoch, in dem Gestell geführt, der Walze eine Parallelverschiebung nach oben gestatten. Diese Bewegung nach oben wird durch die Hebevorrichtung, bestehend aus dem Presskolben L (Fig. 1 und 2) oder der Schraubenspindel L (Fig. 3) bewirkt, wobei die ursprünglich in der punktirt gezeichneten Stellung sich befindende Unter walze M zunächst die Docke S, und sobald letztere an die Oberwalze angepresst wird, diese von den festen Stützpunkten hebt, so dass nun nur der Hebeldruck in Frage kommt; denn die Oberwalzenlager, auf welchen die Hebel H aufliegen, heben letztere und diese wiederum die mit dem Gewicht A belasteten Hebel, wie in Fig. 2 durch punktirte Linien veranschaulicht ist. Die Ungleichheit der Docke verursacht während des Ganges ein Auf- und Niederschwanken der Hebel, wodurch die für das Moire auf dem zu mangelnden Gewebe erforderlichen elastischen Stösse entstehen. Dieses Schwanken oder Spiel der Hebel muss ein begrenztes sein, ebenso wie die Hebevorrichtung bei einem bestimmten Höhepunkt der Hebel B ausser Thätigkeit treten muss. Textabbildung Bd. 293, S. 217Fig. 2.Haubold's Walzenmangel. Hierzu dient ein mit dem Hebel B in loser Verbindung stehender Ausrückapparat. Der am Hebel B befindliche Bolzen oder Anschlag w, welcher in einer bestimmten einstellbaren Entfernung von dem Arm p steht, trifft, sobald der Hebel genügend gehoben, an Arm p der Stange O und hebt mit dieser den Ausrückhebel Q des Saugventils der Presspumpe R (Fig. 2), solche ausser Function stellend, oder hebt den Ausrückhebel Q, der auf die Riemenscheibeverschiebung wirkt und damit den Hebemechanismus ausser Betrieb stellt. Es ist leicht zu ersehen, dass bei einem etwaigen Zurückgange des Presskolbens in Folge von Undichtheiten die Pumpe sofort in Betrieb kommt, denn der Ausrückhebel Q geht nieder und lässt das Saugventil aufsitzen. Der Abwärtsgang der Unterwalze wird im ersteren Falle durch Ablassen des Wassers aus dem Presscylinder in den Wasserkasten, im zweiten Falle durch Einrücken der das Abwärtssehrauben der Spindel L bewirkenden Riemenscheibe veranlasst. In Fig. 4 und 5 ist die Anordnung dargestellt, bei welcher der Hebeldruck auf die Unterwalze M wirkt. Textabbildung Bd. 293, S. 218Fig. 3.Haubold's Walzenmangel. Im Zustand der Ruhe liegt der Gewichtshebel B auf einer Stütze. Wird die mit rechtem und linkem Gewinde versehene Mutter K (Fig. 5) so gedreht, dass die Schraubenspindeln LL2 nach aussen treten, so wird die auf L ruhende Walze gehoben, und zwar um die Summe beider Spindelausweichungen; gleichzeitig findet ein Heben der Mutter K entsprechend einer Spindelausweichung statt. Hierbei darf jedoch solche nicht die Oberkante der Gestellwandaussparung erreichen. Bei weiterer Drehung der Mutter K wird schliesslich zwischen der Ober- und Unterwalze der auf die Docke wirkende Druck erzeugt. Ist derselbe gleich dem von den Gewichtshebeln ausgeübten, so findet eine Bewegung der Spindeln LL2 nebst Mutter nach unten statt, den Hebel B nebst Gewicht A aushebend, so dass nun der Hebeldruck auf die Walzen zur Geltung gelangt. Textabbildung Bd. 293, S. 218Fig. 4.Haubold's Walzenmangel. Aehnlich ist die Wirkungsweise der Anordnung nach Fig. 4. Sobald in dem Presscylinder K Druck entsteht, wird zunächst der Kolben L nebst Walze M gehoben, während der Kolben L2 in Ruhe bleibt, bis der Druck, welcher schliesslich nach erfolgtem Aufeinanderpressen der Walzen NM und Docke S1 im Cylinder entsteht, gleich wird dem durch den Hebel B auf den Kolben L2 ausgeübten. Sodann findet einerseits eine kleine Bewegung des Presscylinders nach oben, des Hebels H nach unten statt. Textabbildung Bd. 293, S. 218Fig. 5.Haubold's Walzenmangel. Da der Cylinder nun frei im Gestell, weder unten noch oben anliegt, so wirkt dann lediglich die Gewichtshebelbelastung. Eine Druckvergrösserung ist durch die mit dem Hebel B in Verbindung stehende Ausrückvorrichtung der Presspumpe oder des Antriebsmechanismus ausgeschlossen. Die Vorrichtung zur Veränderung des Druckes ist folgende. Vom Gewicht A aus geht eine über die Kettenräder D laufende, in sich geschlossene Kette, welche durch Drehung der in den Hebeln B gelagerten Kettenräder D mittels des Handrades X das Gewicht auf den Hebeln dem gewünschten Druck entsprechend hin oder her transportirt. Eine am Hebel B befindliche Scala (Fig. 1) lässt die Höhe des Druckes erkennen. Textabbildung Bd. 293, S. 218Fig. 6.Haubold's Walzenmangel. Bei Anordnung der Fig. 4 geschieht die Verstellung des Gewichts durch ein kleines Rädervorgelege mit Handkurbel X, welches mit einer Zählscheibe in Verbindung steht, auf welcher der Zeiger Z die Druckhöhe angibt. Die Einführung der Docken zwischen die Walzen, sowie deren Ausführung wird durch den in Fig. 6 und 7 dargestellten Apparat bewirkt. Mit 1, 2, 3 sind drei Docken bezeichnet, von denen die mit 1 bezeichnete sich zwischen den Walzen befindet, mit ihren Zapfen, in den senkrecht stehenden Führungen f gelagert, auf den Schienen m ruht. Die Führungen f sind um ihre Mitten drehbar, werden aber, in wagerechter Stellung an den Knaggen k fest anliegend, von der an der Führung angreifenden Zugstange e in Verbindung mit den Hebeln d und b festgehalten. Der letztere, ein Handhebel, liegt über der Knagge c, die Festhaltung der Führungen f bewirkend. Sobald man den Handhebel b frei macht und nach innen dreht, nehmen die Führungen eine geneigte Stellung ein, die darin befindliche Docke kann heraus und auf den Schienen m abwärts rollen. Bei weiterer Drehung der Führungen bis zu der in der Zeichnung (Fig. 6) punktirten Stellung wird zunächst durch die Nase n der Führung, welche auf den Stift v der Schutzklinke s trifft, letztere niedergedrückt, so dass nun Docke 2 in die Führungen hinabrollen kann. Der Anschlag l verhindert ein Durchrollen der Docke durch die Führungen, während die Nase q der Klinke s das Hinabrollen der Docke 3 verhindert. Sobald man die Führung zurückdreht, wird die Klinke s in die ursprüngliche Lage mittels der Feder t zurückspringen und die Nase p wird dann das Hinabrollen der Docke 3 verhindern, während Docke 2 in den senkrecht festgestellten Führungen f lagert. Textabbildung Bd. 293, S. 219Fig. 7.Haubold's Walzenmangel. Durch die Fig. 6 und 7 ist die Wirkungsweise der Ein- und Ausführung der Docken in drei verschiedenen Stadien veranschaulicht. Fig. 6. Die Dockenführung steht senkrecht, wie während des Mangelns erforderlich. Die Docke 1 hat sich während des Niederganges der Unterwalze auf Schiene m aufgelegt. Durch Drehung der Welle z und des auf dieser befestigten Hebels d, welcher mittels Zugstange e an die Dockenführung f angreift, wird letztere um den Zapfen a gedreht und erreicht die in Fig. 7 dargestellte Position, in welcher die Docke 1 frei wird und auf der geneigten Schiene m2 abläuft. Zu gleicher Zeit drückt die Führung f mit ihrer Nase n den Stift v der Schutzklinke s, welche um einen Bolzen drehbar ist, nieder und bewirkt, dass die vor der Nase p der Klinke 8 gelegene Docke 2 auf der geneigten Schiene entlang in die Führung einrollen kann. Fig. 6 (punktirte Linien) zeigt die entsprechende Position, gleichzeitig veranschaulichend, wie der Anschlag l das Durchrollen der Docke durch die Führung verhindert. Liegen mehrere Docken auf der Schiene m zum Mangeln bereit, so würde beim Abrollen der ersten Docke die zweite und dritte folgen. Dies zu verhindern, ist die Schutzklinke s mit einer zweiten Nase q versehen, welche während des Niederganges des Anschlages p unter die Oberkante der Schiene m1, über die letztere emporsteigt und, wie aus Fig. 6 ersichtlich, das Abrollen der Docke 3 verhindert. Dreht man den Hebel d in die ursprüngliche Stellung (Fig. 6, ausgezogene Linien) zurück; so wechselt Nase q mit p, welch letztere die Docke 3 schliesslich an dem Abrollen verhindert, während Docke 2 in der senkrecht stehenden Führung f gelagert ist. Fig. 1 veranschaulicht diejenige Ausführungsform der vorbesprochenen Walzenmangel, welche von der Firma C. G. Haubold hergestellt wird. Dieselbe wird entweder für einen Druck von 30000 k und 450 mm Walzendurchmesser oder 60000 k Druck und 600 mm Walzendurchmesser gebaut. Die Pumpe steht separat, was den Vortheil leichter Zugängigkeit hat und ferner noch den, dass sie vom Walzbetriebe unabhängig ist. Die Pumpe wird dabei nicht gleichzeitig mit der Mangel ausgerückt, was den Vortheil bietet, dass bei kleineren Unterbrechungen des Mangelns der Druck in dem durch das Sicherheitsventil abgestellten Windkessel constant bleibt und beim Mangeln einer neuen Docke der erforderliche Druck sofort da ist. Der Antrieb der Mangel erfolgt durch ein Zahnrädervorgelege ohne Lenkhebel, sowie ein Frictionsvorgelege mit einem Riemen. Es wird hierdurch ein sehr ruhiger Gang selbst bei schneller Umsteuerung bewirkt, da zwischen Vorwärtsgang und Stillstand, zwischen diesem und Rückgang eine kleine Bremsung der leerlaufenden Räder stattfindet. Textabbildung Bd. 293, S. 219Haubold's Walzenmangel. Bei denjenigen hydraulischen Mangeln mit Hebeldruck, bei welchen das Hebelsystem auf die obere Mangelwalze, der hydraulische Druck von unten auf die untere Mangelwalze wirkt (Fig. 1 und 2) oder bei denen die untere Mangelwalze auf Schraubenspindeln ruht (Fig. 3), bewegen sich beide Mangelwalzen auf und nieder; während bei den in den Fig. 4 und 5 dargestellten Ausführungsformen einer Walzenmangel mit Hebelbelastung nur eine Walze und zwar die untere auf- und niedersteigt. Aehnlich verhält es sich bei der in den Fig. 8 bis 10 dargestellten Mangel, welche Gegenstand des Patents Nr. 75580 vom 2. Juli 1893 ist. Hier wirken Hebel- und hydraulischer Druck nicht auf die untere, sondern die obere Walze allein. C. G. Haubold erreicht dies dadurch, dass er zwischen die obere Mangelwalze und das Hebelsystem einen Presscylinder einfügt und zwar entweder in der Weise, dass: 1) der Presscylinder mit dem Lager l der Oberwalze in feste Verbindung gebracht wird, dagegen der Presskolben k mit dem Hebelsystem hh1 gelenkig verbunden ist. In diesem Fall steigt der Presscylinder mit der Oberwalze auf und nieder, während der Presskolben k keine grössere Bewegung macht, als sie das Hebelsystem zulässt (Fig. 8); 2) dadurch, dass der Presscylinder mit dem Hebelsystem hh1 gelenkig verbunden ist, während der Kolben h mit dem Lager l auch fest verbunden ist. In diesem Falle bewegt sich der Kolben k mit der Oberwalze auf und nieder, während sich der Presscylinder nicht mehr auf und nieder bewegt, als wie das Hebelsystem zulässt (Fig. 9); 3) der Presscylinder p ist unverrückbar fest mit der Gestellwand w verbunden und zwei Presskolben bewegen sich in demselben. Der untere Presskolben ist mit dem Lager der Oberwalze fest verbunden und bewegt sich mit derselben auf und nieder (Fig. 10). Der obere Presskolben ist mit dem Hebelsystem gelenkig verbunden und bewegt sich nicht mehr, als wie das Hebelsystem es gestattet. Die hydraulische Druckgebung wird dadurch erreicht, dass man durch die Einströmungsöffnung a Wasser in den Presscylinder einlässt, während das Heben der Walze mittels Einlassens des Wassers durch die Einströmungsöffnung bei e geschieht. Der Hebeldruck wird regulirt durch das auf das Hebelsystem hh1 einwirkende verstellbare Gewicht g. Glafey.