Titel: Dauerversuche mit Erdölmaschinen.
Autor: Mg.
Fundstelle: Band 294, Jahrgang 1894, S. 246
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Dauerversuche mit Erdölmaschinen. Mit Abbildung. Dauerversuche mit Erdölmaschinen. Der Haupteinwand gegen die praktische Brauchbarkeit der Erdölmaschinen beruht in dem Umstände, dass sich im Betriebe die Wandungen des Cylinders und der Schieber bezieh. Ventile mit einer so dicken zähen Masse verharzen, dass in Folge dessen ein Stillstand der Maschine durch die zu stark werdende Reibung erfolgt. Dieser Uebelstand hing wohl allen älteren Constructionen an, da es eben erst im Laufe der Zeit gelingen konnte, die Verbrennung des Erdölluftgemisches so vollständig zu erzwingen, dass der ausschliesslich aus mangelhafter Verbrennung und Niederschlägen an kalten Maschinentheilen herrührende Bezug der Innentheile nicht mehr oder wenigstens nicht in so hohem Maasse auftrat, dass derselbe den Fortbetrieb der Maschine gefährdete. Im Allgemeinen wurde es als wesentlicher Fortschritt bezeichnet, dass die Erdölmaschinenfabrikanten gewährleisteten, eine gründliche Reinigung würde erst nach 60 Betriebsstunden erforderlich. Ausser diesem Uebelstande war die Erkenntniss der Arbeitsvorgänge in der Erdölmaschine nicht so weit gediehen, dass Klarheit über die den guten Betrieb beeinflussenden Dinge vorhanden war. Blieb doch die Erdölmaschine oft stehen, ohne dass man den Grund ermitteln konnte; blieb sie doch stehen und war nicht wieder gangfähig zu machen, trotzdem man alle Theile nachsah, reinigte, die Maschine sogar aus einander nahm u.s.w. u.s.w.; ging die Maschine doch plötzlich dann wieder, ohne dass man ebenfalls einen Grund dafür erkennen konnte. Diese Umstände veranlassten die Fachmänner, die Erdölmaschinen „nervös“ zu nennen. Jetzt ist es jedoch gelungen, die Erdölmaschine so weit auszubilden und die Arbeitsvorgänge und Beeinflussungen so zu erforschen, dass mit grösserem Vertrauen ihre Empfehlung für den praktischen Gebrauch bewirkt werden kann. Um aber das gegen den Betrieb dieser Maschinen naturgemäss eingewachsene Misstrauen zu beseitigen, wurden sogen. Dauerversuche veranstaltet, bei denen die Maschinen nach allen Richtungen des praktischen Betriebes geprüft wurden. Die ausführlichsten Versuche dieser Art, welche überraschend günstige Ergebnisse zeitigten, wurden in Berlin gelegentlich der diesjährigen landwirthschaftlichen Wanderausstellung ausgeführt. Leider sind zur Zeit noch keine genauen Berichte über die Ergebnisse veröffentlicht. Ebenfalls sehr anerkennenswerthe Versuche wurden vom Petersburger polytechnischen Verein angestellt, allerdings nur mit drei verschiedenen Maschinen. Immerhin sind die Versuche so genau erfolgt und gewähren für die Beurtheilung der geprüften Maschinen so vortreffliche Grundlagen, dass über dieselben genauer berichtet werden muss, um sie einem grösseren Leserkreise zu unterbreiten. Wir verweisen hierbei als unsere Quelle auf die Verhandlungen des genannten Vereins, Jahrg. 1893 und 1894. Der erste Versuch fand statt mit einer in Petersburg gebauten Maschine nach der Bauart von Langensiepen in Buckau-Magdeburg; es ist dies die unter dem Namen Vulcan eingeführte Maschinenart. Textabbildung Bd. 294, S. 247Vulcan-Motor. Die Versuche wurden von Reichmann, Hemp und v. Doepp ausgeführt. Die Construction der Maschine geht aus Fig. 1 hervor. Eine am Vorderende des Cylinders angeordnete Pumpe I drückt, das Erdöl, das ihr aus dem über dem Cylinder angebrachten Reservoir P zufliesst, durch ein Rohr R abwärts in den Vergaser V, einen kugelförmigen, mit dem vorderen Cylinderraum in Verbindung stehenden Behälter. Dabei stösst die Flüssigkeit gegen eine geneigte Fläche im Vergaser, welcher vor Ingangsetzung der Maschine erhitzt werden muss, später aber genügend heiss bleibt, um sie sofort in Dampf zu verwandeln. In den Rohransatz mündet das Luftzufuhrrohr N, dessen Oeffnung, durch ein Ventil C geschlossen, sich erst im erforderlichen Moment öffnet, um die eintretende Luft sich mit dem Erdölstrahl mischen zu lassen. Das überschüssige Erdöl wird aus der Pumpe durch das Röhrchen O in das Reservoir zurückbefördert, indem die Oeffnung zum Rohr, welches aus dem Pumpenstiefel in den Vergaser führt, durch einen von Hand zu verstellenden Kegel mehr oder weniger geschlossen werden kann. Ein Ventil B lässt die Explosionsgase aus dem Cylinder in das Auspuffrohr M treten. Beide Ventile, sowie die Pumpe werden durch zwei Hebel S und T bewegt, welche durch unrunde Scheiben von einer Hilfswelle aus betrieben werden. Selbstverständlich findet der Eintritt des Erdöldampf- und Luftgemisches in den Cylinder während der Ansaugeperiode des Kolbens statt, der darauf nach vorn zurückgehende Kolben comprimirt das eben angesaugte Gemisch, so dass es zum Theil in die an den Vergaser angeschraubte, durch einen darunter gestellten Brenner in Rothglut erhaltene Porzellanröhre eintritt, und an den Wänden derselben sich entzündet. Die Zündung schreitet rasch fort, sich dem übrigen Gemisch mittheilend, und es erfolgt durch die Expansion des Gases der Stoss auf den Kolben, der ihn zurücktreibt und damit der Maschine den Impuls gibt. Beim Vorgang des Kolbens gehen die Gase, da sich gerade das Auspuffventil geöffnet hat, in das Auspuffrohr M, welches sie in das hohle Postament der Maschine (um das Geräusch des Auspuffs zu verhindern) und sodann durch ein Rohr L in die Atmosphäre führt. Die frische Luft erwärmt sich, indem sie durch seitliche Oeffnungen in das Postament eintritt und durch den Lampenträger zum Rohre N strömt. Dabei sind sie durch eine wagerechte Scheidewand von den unterhalb entgegengesetzt strömenden Abgasen getrennt. Das Rohr N krümmt sich, ein Doppelknie bildend, zu dem Einlassventilgehäuse C. Die Hülse eines Achsenregulators dient zum Verdrehen einer senkrechten Achse, die durch Hebelübertragung einen Mitnehmer nach vorn, d.h. zum Arbeitsende des Cylinders, oder umgekehrt, verschiebt. In ersterem Falle trifft der Mitnehmer, dessen unteres Ende mit einem um eine feste Achse drehbaren Hebel H verbunden ist und durch eine unrunde Scheibe von der Hilfswelle aus eine senkrechte hin und her gehende Bewegung erhält, einen anderen Mitnehmer, welcher an dem Hebel S sitzt, der am vorderen Ende die Pumpe und das Lufteinlassventil regiert. Ist aber der Mitnehmer nach hinten verschoben, so trifft er beim Hochgehen den Mitnehmer des Hebels nicht, und Ansaugen, Zünden und Explosion erfolgt nicht. Dagegen wird der Hebel J, welcher das Auspuffventil bewegt, zwar auch von der Hilfswelle durch eine unrunde Scheibe gehoben, allein seine Bewegung setzt nicht aus. Eine Doppellampe hat den Zweck, dem Vergaser den erforderlichen Hitzegrad zu geben und das Zündröhrchen in beständigem Glühen zu erhalten. Ein besonderer, an der Wand aufgehängter Behälter speist die beiden Lampen, welche aus der Doppelwindung eines Kupferrohrs bestehen. Zur Regelung der Erdölzufuhr dient ein Kegel, welchermehr oder weniger ins Pumpengehäuse eingeschraubt wird, und die Erdölzufuhr ganz absperrt oder entsprechend verkleinert. Das Verschieben geschieht mit Hilfe eines Hebels, der umgelegt wird und in der gewünschten Stellung durch eine Feder an einem Zahnsegment gehalten, wird. Eine Spiralfeder am Ende des längeren Hebels S kann mehr oder weniger angezogen werden, um dadurch das Einlassventil langsamer oder rascher zu schliessen. Eine Spiralfeder am Mitnehmer kann angezogen werden, um unabhängig vom Regulator die Zahl der Aussetzer zu vermehren und damit die Tourenzahl zu ermässigen. Die Hauptabmessungen der geprüften Maschine waren: Cylinderdurchmesser: 180 mm, Kolbenhub: 200 mm, Kolbenfläche: 254,47 qc. Der Cylinderinhalt vom Deckel bis zum Kolben schwankt je nach der Kolbenstellung von 254,47(25,7 + 0,2) = 6590,77 cc bis 254,47 (5,7 + 0,2) = 1501,37 cc. Dabei ist die Dicke der Dichtungsscheibe zwischen Cylinder und Deckel mit 0,2 cm angenommen. Volumen des Vergasers mit Verticalrohr und Deckelhöhlung 235 + 20,83 × 3,3 = 303,74 cc. Folglich Compressionsgrad =\frac{6590,77+303,74}{1501,37+303,74}=\frac{6894,51}{1805,11}=3,82. Im Verlauf des Versuchs wurde der Compressionsgrad verkleinert durch Einsetzen von zwei weiteren Dichtungsscheiben von Asbestpappe zwischen Cylinder und Deckel, und betrug: \frac{254,47\,.\,26,3+303,74}{254,47\,.\ \ 6,3+303,74}=\frac{6692,56+303,74}{1603,16+303,74}=\frac{6996,9}{1906,3}=3,66. Durchmesser des Schwungrades: 1000 mm. Dieses Schwungrad war während der Versuche mit der Bremse abgenommen, um die Bremsscheibe anbringen zu können. Durchmesser der Riemenscheibe mit dem Regulator: 400 mm. Länge der Kurbelstange: 600 mm, Querschnitt H-förmig 55 × 55 mm; Dicke des Steges 10 mm. Durchmesser und Länge der Welle: 70 × 921 mm. Durchmesser und Länge des Halszapfens der Welle: 70 × 150 mm. Durchmesser und Länge des Lagerzapfens: 42 × 100 mm. Länge des Kolbens 300 mm. Der Kolben enthielt 4 Paare von gusseisernen Kolbenringen von den Dimensionen 10 × 5 mm. Höhe der Maschine mit Schwungrad 1330 mm. Grösste Länge 1800 mm. Grösste Breite 1100 mm. Der Sockel hat 820 mm Breite, 1025 mm Länge, 510 mm Höhe. Gewicht des Motors mit Fundament und Schwungrad 84 Pud = 1875 k. Durchmesser des Auspuffrohrs 60 mm. Durchmesser des Lufteinlassrohrs 56 mm. Durchmesser des Wasserzufuhrrohrs 19 mm bei Anwendung eines Reservoirs. Man nimmt dagegen 10 bis 13 mm bei Wasserleitungsanschluss. Für die Versuche waren die folgenden Anordnungen getroffen: Zum Bremsen diente ein Bremszaum. Derselbe bestand aus einem oberen und einem unteren eisernen Bügel, von denen der letztere einen im Gleichgewichtszustand senkrecht abwärts gerichteten Arm besass. An diesem Griff, durch einen Führungsbogen tangentiell gerichtet, griff Schnur an, deren anderes Ende über eine Rolle geführt war und die Belastung trug. Die Bügel konnten durch zwei Schrauben mit Flügelmuttern angezogen werden. Die hölzerne Bremsscheibe von 395 mm Durchmesser war mit der auf der Welle verkeilten Nabe verschraubt. Die Länge des Bremshebels war 679 mm. Beständiger Wasserzufluss aus der Wasserleitung zum oberen Bügel liess keine Erwärmung aufkommen. Ein Mann stand stets an der Bremse, um mittels eines Hammers durch leichte Schläge auf die Flügelmuttern das Gleichgewicht zu unterhalten. Der hölzerne Kasten für die Gewichte, der am Seile hinter der Rolle hing, wog 2 Pfund 75 Sol. = 1,14 k. Behufs Controle des Erdölverbrauchs waren sowohl am Reservoir für die Lampe als auch am Reservoir für die Maschine selbst mit ihnen communicirende Glasrohre angebracht. Bei Beginn des Versuchs wurde auf der auf das Rohr aufgezogenen Papierhülse mit Längsschlitz ein Strich gemacht, und zum Schluss eine abgewogene Menge Erdöl bis zum Strich nachgefüllt. Bei dem Lampenreservoir war dies nur einmal nöthig, nämlich am Schluss der Versuche am dritten Tage. Das Kühlwasser wurde in der ersten Hälfte der Zeit aus einem senkrechten, cylindrischen Blechbehälter von 0,874 mm Durchmesser und 2 m Höhe entnommen, welches 1198 l oder 97,41 Wedro enthielt. Die Temperaturen des Wassers wurden an der Oberfläche des Wassers im Reservoir, beim Ausfluss des Wassers aus dem Reservoir und beim Austritt aus dem Cylinderhemd gemessen. Es erwies sich, dass die Geschwindigkeit des umlaufenden Wassers im Behälter eine so geringe war, dass eine leicht fühlbare Grenze zwischen der schon erwärmten und der kühlen Wassermasse vorhanden war. Diese Grenze senkte sich natürlich von Stunde zu Stunde abwärts. Die Thermometer zeigten Grade Reaumur. Der Verbrauch an Brennspiritus zum Anlassen und an Schmieröl wurde nicht ermittelt. Das specifische Gewicht des Erdöls betrug bei 14° R. rund 0,827. Die Versuche begannen am 30. April um 10¼ Uhr früh mit dem Anlassen der Maschine. Um 10¾ Uhr wurde der Stand des Erdöles im Lampenreservoir, – um 10 Uhr 47 Minuten das Niveau im Hauptbehälter zum Speisen der Maschine bezeichnet, und die Bremse gleichzeitig mit 20 Pfund belastet. Nach wenigen Minuten war die Belastung auf 30 Pfund erhöht, um 3 Uhr auf 40 Pfund. Mit dieser Belastung arbeitete der Motor ununterbrochen bis 6 Uhr, einige kurze Stillstände (in Summa 18 Minuten) abgerechnet, welche erforderlich waren, um den Motor wieder in Gang zu bringen, wenn er in Folge zu starken Anziehens der Bremse still stand. Die Behandlung der Bremse ist bekanntlich eine delikate Sache, und wenn der mit der Regulirung derselben betraute Beobachter nicht beständig aufpasst, so kommt es nur zu leicht vor, dass die Bremse durch einen zu starken Schlag mit dem Hammer auf die Flügelmutter so stark angezogen wird, dass der Motor seine Geschwindigkeit verliert und stehen bleibt, wenn die Mutter nicht sofort gelöst wird. Während dieser Zeit war die Temperatur des zufliessenden Kühlwassers von 4,5 auf 5,5° gestiegen, während es den Motor mit79° im Mittel verliess. Die Temperatur der oberen Schicht des Wassers im Reservoir hatte von 4,5° bis 54° zugenommen. Um 6 Uhr wurde der Motor angehalten, weil man beabsichtigte, ihn während der Nacht mit der Dynamomaschine zu verbinden, um die ermüdende Arbeit der Regulirung der Bremse in der Nacht nicht leisten zu müssen. Zu diesem Zwecke wurde die Bremse abgenommen und der Motor durch Riementrieb mit einer Dynamomaschine verbunden, was im Ganzen 1 Stunde 16 Minuten erforderte. Dieser Zeitaufwand ist dadurch begründet, dass der Riemen zweimal umgenäht werden musste. Der Aufenthalt wurde zur Einsetzung eines zweiten Dichtungsringes benutzt, um die Compression zu vermindern und dadurch die Stösse zu mildern, die von Zeit zu Zeit auftraten und nach Ansicht des Betriebsingenieurs davon herrührten, dass die Schrauben der Kurbelstange eine Kleinigkeit zu wenig angezogen wären. Es sei bemerkt, dass diese Stösse übrigens keinen weiteren Einfluss auf den Gang des Motors hatten. – Da gleich nach Anlassen der Dynamomaschine eines der Lager warm lief, wurde die Verbindung sofort gelöst und die Maschine lief anfangs leer, später seit 8¼ Uhr Abends mit 40 Pfund Belastung, von 11 Uhr 10 Minuten an mit 30 Pfund. Um 6 Uhr 13 Minuten früh am 1. Mai wurde der Motor des Schmierens wegen für 13 Minuten angehalten. Während dieser ganzen Zeit hatte der Motor viermal (im Ganzen 7½ Minuten lang) wegen zu starken Anziehens der Bremse und zweimal (38 Minuten total) zur Reparatur des Tourenzählers gestanden. Um 8 Uhr 24 Minuten endlich erfolgte ein Stillstand von 49 Minuten behufs Anschlusses der Wasserleitung an das Zuflussrohr zum Cylindermantel; die Temperaturen im Reservoir waren in der untersten Schicht auf 23°, in der obersten auf 56° gestiegen. Die Belastung betrug nun 40 Pfund von 9 Uhr 53 Minuten an, wurde um 1 Uhr auf 42, nach 6 Minuten auf 45 Pfund und um 1 Uhr 20 Minuten auf 50 Pfund erhöht, um 2 Uhr 10 Minuten auf 52 Pfund, sehliesslich von 3 Uhr 1½ Minuten an bei 50 Pfund belassen. Von 5 Uhr bis 6¼ Uhr stand der Motor wegen Einschaltens der Dynamomaschine, mit welcher er bis zum 2. Mai 11 Uhr 35 Minuten Vormittags lief. Während der Morgenstunden des 2. Mai konnten eine Reihe von Indicatordiagrammen genommen werden. Endlich liess man die Maschine noch bis 12 Uhr 6 Minuten leer laufen. Während dieser ganzen Periode schwankte die Temperatur des austretenden Kühlwassers zwischen 19 und 36°, die Zahl der Ampère – zwischen 25 und 30, der Volt um 79 herum. Kurze Stillstände kamen ebenfalls vor, – wegen starken Anziehens der Bremse, wegen Reissens der Bremsschnur, wegen Reparatur des Tourenzählers, welcher die letzten 6 Stunden vollständig aussetzte, und schliesslich um 9 Uhr 15 Minuten Abends am 1. Mai, also 35 Stunden nach Beginn des Versuches, wegen Ausgehens einer Zündflamme. In 3 Minuten war die Lampe gereinigt und der Motor wurde wieder angelassen. Am 2. Mai musste der Motor aus ähnlichen Gründen dreimal (im Ganzen 7 Minuten lang) stehen; eine Lampe russte in Folge Undichtheit an einer Stelle. Arbeit der Maschine. Die Arbeit der Maschine ist in der Quelle bis in die Einzelheiten angegeben. Nach derselben ergibt sich eine Arbeitszeit von im Ganzen 2568 Minuten = 42 Stunden 48 Minuten. Die Leistung ist ausgerechnet nach der Formel: N=\frac{D\,\pi\,n}{75,60}\,.\,\frac{P\,.\,L}{1/2\,D} worin n = die Tourenzahl, D = 0,395 m der Durchmesser der Bremsscheibe, L = 0,679 m die Länge des Hebelarmes, an welchem die Gesammtbelastung P wirkt, bestehend aus den aufgelegten Gewichten plus Gewicht des Kastens, in welchem die Gewichte sich befanden. Der Kasten wog 2 Pfund 75 Sol. = 1,14 k. Setzt man die Constanten ein, so ergibt sich: N=\frac{\pi\,n\,.\,P\,.\,0,679}{75\,.\,60\,.\,0,5}=\frac{P\,n}{1053} Ermittelung des Erdölverbrauches. In das Lampenreservoir wurden während des Versuches 15 Pfund 84½ Sol. = 6,49 k eingefüllt. Da die Lampe ununterbrochen von 10 Uhr 45 Minuten am 30. April (Beginn der Ablesung für den Oelverbrauch der Lampe) bis 12 Uhr 6 Minuten am 2. Mai brannte, d.h. 49 Stunden 21 Minuten lang, so ergibt sich ein stündlicher Erdölverbrauch für die Lampe von \frac{6490}{49,35}=132\mbox{ g}=31,2\mbox{ Sol.} Leerlaufverbrauch: Am 2. Mai wurde für den Leerlauf während 31 Minuten 2 Pfund 46½ Sol. = 1,01 k Erdöl verbraucht; somit in 1 Stunde: \frac{1,01}{31}\,.\,60 = 1,95 k = 4,8 Pfund Dazu für die Lampe 0,132 = 0,3 –––––––––––––––––––––––––––– Total 2,082 k = 5,1 Pfund. Verbrauch bei Belastung: 1) Am 30. April von 10 Uhr 47 Minuten früh bis 3 Uhr verbraucht 23 Pfund 52 Sol. = 9,6 k. Zeitdauer 4 Stunden 13 Minuten – 2 Minuten = 4 Stunden 11 Minuten = 251 Minuten. Stündlicher Verbrauch \frac{9,6\,.\,60}{251}=2,3\mbox{ k}. Mittlere Leistung während dieser Zeit N=\frac{9,15+18,50+771,68+264,74}{251}=\frac{1064,07}{251}=4,24 Somit Erdölverbrauch für 1 : für den Motor \frac{2,30}{4,24} = 0,542 für die Lampe \frac{0,132}{4,4} = 0,031 ––––– 0,573 k = 1,4 Pfund. 2) Nehmen wir die Zeit von 10 Uhr 47 Minuten früh am 30. April bis 8 Uhr 24 Minuten am 1. Mai, so betrug der Verbrauch an Erdöl für den Motor 110 Pfund 48 Sol. = 45 k. Dieser Zeitraum entspricht 21 Stunden 37 Minuten; davon sind die Stillstände mit 2 Stunden 34½ Minuten abzuziehen, es bleiben 19 Stunden 2½ Minuten = 1142,5 Minuten. Darunter sind 66 Minuten Leerlauf. Mittlere Leistung: N=\frac{1064,07+3795,86}{1076,5}=\frac{4859,93}{1076,5}=4,51. Während den 66 Minuten Leerlauf wurden nach Obigem verbraucht: \frac{66}{60}\,.\,1,95=2,15\mbox{ k.} Somit Verbrauch für 1 : \frac{45-2,15}{4,51}\,.\,\frac{60}{1076,5} = 0,529 k für die Lampe \frac{0,132}{4,51} = 0,029 ––––– 0,558 k = 1,35 Pfd. 3) Von 10 Uhr 51 Minuten bis 11 Uhr 28 Minuten während 37 Minuten wurden 5,34 entwickelt und verbraucht: 1,492 k = 3 Pfund 62 Sol. Erdöl. Somit stündlich: für den Motor \frac{60}{37}\,.\,1,492 = 2,43   k für die Lampe = 0,132 „ –––––– 2,562 k oder für 1 : \frac{2,562}{5,34}=0,48\mbox{ k }=1,18\mbox{ Pfund.} 4) Von 9 Uhr 13 Minuten bis 2 Uhr 3½ Minuten wurden verbraucht: 19 Pfund 81,5 Sol. = 8,1285 k. Zeitdauer 4 Stunden 50,5 Minuten – 1 Stunde 40,5 Minuten = 190 Minuten, darunter 4 Minuten Leerlauf. N=\frac{1050,39}{186}=5,65. Verbrauch beim Leerlauf: 1,95\,.\,\frac{4}{60}=0,13\mbox{ k}; während der Arbeitsleistung: 8,1285 – 0,13 = 7,9985 k. Erdölverbrauch in 1 Stunde: für den Motor 7,9985\,.\,\frac{60}{186}= 2,57   k für die Lampe 0,132 „ –––––– 2,702 k oder für 1 : \frac{2,702}{5,65}=0,478\mbox{ k}=1,17\mbox{ Pfund.} 5) Von 2 Uhr 3½ Minuten bis 2 Uhr 47½ Minuten, also während 44 Minuten, betrug der Erdölverbrauch: 4 Pfund 61,5 Sol. = 1,89 k. N=\frac{44,2+262,5}{44}=\frac{306,7}{44}=7. Verbrauch in 1 Stunde: für den Motor 1,89\,.\,\frac{60}{44}= 2,57   k für die Lampe 0,132 „ –––––– 2,702 k oder für 1 : \frac{2,702}{7}=0,386\mbox{ k }=0,94\mbox{ Pfund.} 6) Von 3 Uhr 1½ Minuten bis 5 Uhr, Zeitdauer 118,5 Minuten, betrug der Erdölverbrauch: 10 Pfund 69 Sol. = 4,37 k. Entwickelt wurden 6,51 . Verbrauch in 1 Stunde an Erdöl: für den Motor 4,37\,.\,\frac{60}{118,5}= 2,23   k für die Lampe 0,132 „ –––––– Total 2,362 k oder für 1 : \frac{2,362}{6,51}=0,364\mbox{ k }=0,89\mbox{ Pfund.} Zusammenstellung des Erdölverbrauches. Bei einerLeistungin Beobachtungs-zeit Erdölverbrauch inclusive Lampe im Ganzen für 1 Std. Min. k k Pfund 4,24   4 11 2,421   0,573 1,40 4,51 21 37 2,509   0,558 1,35 5,34 37 2,562 0,48 1,18 6,65   1    40½ 2,702   0,478 1,17 6,51 44 2,362   0,364 0,89 7,00   1    58½ 2,702   0,386 0,94 LeerlaufBei einem späteren Sonderversuch haben sich erheblich günstigere Zahlen für den Leerlauf ergeben. 31 2,073 Aus dieser Zusammenstellung ergibt sich, dass der Erdölverbrauch für 1 und Stunde zwischen 6 und 7 ein Minimum erreicht und von da aus mit abnehmender oder auch zunehmender Leistung zu steigen scheint. Der Verbrauch bei normaler Arbeit ist bemerkenswerth klein. Der Mehrconsum bei geringerer Anstrengung erklärt sich durch die ungünstige Wirkungsweise in diesem Falle; es erfolgte dann die Regulirung bekanntlich durch die Aussetzer, d.h. es finden eine Zeitlang keine Explosionen statt, dadurch muss sowohl die Gleichmässigkeit der Bewegung leiden als auch eine ungünstige Abkühlung des Cylinders vor sich gehen, wodurch bei der nun folgenden Explosion die Verbrennung nicht vollständig genug erfolgen wird. – Eigenthümlich ist, dass der Motor bei verschiedener Beanspruchung annähernd das gleiche Quantum Erdöl verbraucht; welches bei den beobachteten Belastungswerthen zwischen 2,362 und 2,702 k variirt, während der Leerlaufsverbrauch (2,073 k) einen recht bedeutenden Theil des Gesammtconsums ausmacht. Es mag noch bemerkt werden, dass es im Ganzen leichter war, wie es ja auch natürlich ist, die höhere Belastung bei Wasserzufuhr aus der Wasserleitung durchzuführen, als bei Entnahme des Kühlwassers aus dem Reservoir, wobei ja eine beständige Erwärmung des Wassers stattfand. Die Aufgabe, einen Dauerversuch mit dem Vulcan auszuführen, ist somit nicht vollständig gelöst worden. Nur das Russen der Lampe und das Schmieren der Maschine, sowie das Einlegen weiterer Dichtungsscheiben sind durch die Maschine selbst bedingt gewesen. Die genommenen Diagramme zeigten einen normalen Verlauf der Curven. Weitere Dauerversuche, welche sich je auf die Zeit von 48 Stunden beliefen, wurden seitens der genannten Gesellschaft noch mit je einer Maschine von Nobel und Jakowleff in Petersburg vorgenommen. Die Versuche verliefen im Wesentlichen in oben geschilderter Weise und bieten keine Veranlassung zu näherer Berichterstattung, so dass auf die ausgiebigen Veröffentlichungen in den Protokollen des Petersburger polytechnischen Vereins verwiesen werden kann. Mg.