Titel: | Gasglühlicht, dessen Geschichte, Wesen und Wirkung. |
Autor: | Wilh. Gentsch |
Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 266 |
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Gasglühlicht, dessen Geschichte, Wesen und
Wirkung.
Von Wilh.
Gentsch.
(Schluss des Berichtes S. 241 d. B.)
Mit Abbildungen.
(Abdruck untersagt.)
Gasglühlicht, dessen Geschichte, Wesen und Wirkung.
Lampen, Glocken, Laternen.
Das Auer'sche Glühlicht ist eine energische Lichtquelle,
welche ihren Ursprung in einer kleinen Fläche hat; das Licht ist deshalb blendend.
Dieser Umstand wird bei Ausführung einer derartigen Beleuchtungsanlage stets in
Berücksichtigung gezogen werden müssen; mit ihm zu rechnen, gestatten zahlreiche
technische Hilfsmittel, so dass die Verwendung des Glühlichtes durch diese
Eigenschaft keine Einschränkung erfährt, während sie noch durch die verminderte
Wärmeentwickelung begünstigt wird. Da die Brenner selbst mit dem normalen Gewinde
versehen werden, so ist man in der Lage, jede Gaslampe, sei es eine Steh-, sei es
eine Hängelampe, durch Auswechseln der Brenner für Glühlicht einzurichten. Die
Tischlampe macht lichtstreuende Mittel (Augenschützer) erforderlich; man wird sich
derselben bei der grossen Lichtfülle ohne Rücksicht auf den von den Blendern
verursachten, oft 50 Proc. betragenden Verlust an Helligkeit bedienen. Auch der
Argand-Brenner beansprucht den Deflector, der hier überdies noch die Wärmestrahlen
aufzufangen hat; zieht man die grössere Lichtmenge des Auer-Brenners in Betracht, so
verliert der letztere durch den Schützer gegenüber dem offenen Argand-Brenner
nichts. Wo ein grösserer Lichtbedarf von Hängelampen gedeckt werden muss, wird die
Aufhängung im Interesse der Lichtvertheilung so hoch geschehen, dass die Lichtquelle
nach unten ungedeckt bleiben kann und muss. Vortragsräume, Schulzimmer, in denen
weder die Schüler beim Sehen nach der Tafel geblendet werden dürfen, noch der
Vortragende in der entgegengesetzten Sehrichtung belästigt werden darf, stellen ihre
selbständigen, nicht allgemein zu erledigenden Ansprüche an die Lampenanordnung. In
diesem Falle ist der neuerdings in den Vordergrund getretenen indirecten Beleuchtung
zu gedenken, bei welcher bekanntlich durch für Lichtstrahlen ganz oder zum Theil
undurchlässige Reflectoren die nach unten gerichteten Strahlen aufgefangen und nach
der Decke o. dgl. reflectirt werden, so dass die Lichtquelle ganz oder zum Theil
verdeckt bleibt und nur gestreutes Licht zur Wirkung gelangt. Die Arbeit der
Lichtbrechung geht natürlich nicht ohne Verlust vor sich, der sich je nach der
Vollständigkeit der Streuung zwischen 30 bis 66 Proc. hält. Für die doch nur mit der
Milchglasglocke verwendbare elektrische Bogenlampe ist die Einbusse gleichbedeutend
mit der durch die Glocke bewirkten; für die bisher als stärkstes Gaslicht angesehene
Regenerativgaslampe, welche gerade die nach unten gerichteten Lichtstrahlen zur
directen Beleuchtung benutzt, bedeutet die Lichtstreuung einen empfindlichen
Verlust. Das Gasglühlicht dagegen, welches wiederum des abblendenden Glases bedarf,
hat in dem Ersatz des letzteren durch die streuenden Mittel kaum einen Effectverlust
zu befürchten.
Für die Gestalt, die Farbe, das Material der Glocke irgend welche Vorschriften zu
machen, ist zwecklos, da in jedem einzelnen Falle der Geschmack mit dem Bedürfniss
die Wahl beeinflussen wird. Ob roth oder blau gefärbtes, klares, ob Milchglas oder
nur mit Arabesken geätztes Glas den Glühkörper verdecken soll, ist der Bestimmung
des Lichtes gemäss zu entscheiden, wobei zu beachten bleibt, dass, je mehr die
Lichtstrahlen durch künstliche Mittel verändert werden, desto mehr im Allgemeinen an
Effect verloren geht.
Anscheinend der Täuschung wegen hat beispielsweise die sonst für elektrische
Bogenlampen gebräuchliche Milchglaskugel für das Gasglühlicht Verwendung gefunden;
eine besonders geschmackvolle Wahl ist hierin wohl kaum zu erblicken.
In eigener Weise ist auch die klare Glasglocke der Lichtbrechung dadurch dienstbar
gemacht worden. dass ihre Oberfläche eine Bearbeitung erfahren hat. So formt FrédureauLe Gaz, Bd. 38 S. 68. (Fig. 66) aussen wagerechte, im Querschnitt dreieckige
Ringe an, welche die von innen auf die Glocke fallenden Lichtstrahlen vorwiegend
nach unten zu streuen bestimmt sind.
Textabbildung Bd. 295, S. 265
Fig. 66.Glasglocke von Frédureau.
Einen grossen Rechenapparat setzen HoserD. R. P. Nr. 56863. zur Ermittelung
ihrer Construction in Bewegung. Während ältere GlockenU. S. P. Nr. 258759. Brit. Spec. 13893 v. J.
1889. auf der äusseren oder inneren Seite vierseitige, das Licht
nach allen Seiten streuende Pyramiden aufweisen, lassen Hoser ihre Kugelglocke aussen glatt; die innere Fläche besteht jedoch aus
zahlreichen, mit ihrer Spitze radial nach der Lichtquelle gerichteten Pyramiden.
Letztere werden von Flächen begrenzt, welche nach einem mit Rücksicht auf eine
gleichmässige Lichtzerstreuung gezeichneten Wellenprofil gekrümmt sind.
Abweichend hiervon ordnen Psarondaki und BlondelD. R.
P. Nr. 78866. auf der Innen- sowohl wie der Aussenseite der
Glocke Furchen an (Fig. 67), welche einander
senkrecht kreuzen; so verlaufen beispielsweise die äusseren Rillen a wagerecht, die inneren b
dagegen senkrecht.
Als Laternen können für das Gasglühlicht nur diejenigen Constructionen in Frage
kommen, welche selbst bei heftiger äusserer Luftbewegung einen ruhigen,
gleich-massigen Lufteinlass bieten, mit anderen Worten sturmsicher sind. Es gibt
bekanntlich eine ganze Reihe von Ausführungen, welche den obigen Zweck verfolgen und
von denen viele den Ansprüchen genügen dürften; sie alle hier zu verzeichnen, würde
zu weit führen. Deshalb möge nur erwähnt werden, dass sie im Allgemeinen einen dicht
geschlossenen Kasten besitzen und die Luft durch den Hut eintritt. Der Weg derselben
wird thunlichst in der Weise geführt, dass mit wachsendem Aussendruck der Widerstand
im Innern zunimmt, so dass der Eintritt in den Kasten unter gleicher Geschwindigkeit
erfolgt.
Textabbildung Bd. 295, S. 266
Fig. 67.Psarondaki und Blondel's Glocke.
Die Riedinger'sche schattenlose GlühlichtlaterneSchilling Journ. f.
Gasbel, 1893 Bd. 36 S. 633. (Fig. 68) besitzt einen dichten Glaskörper B,
welcher zwischen den durch zwei Stangen mit einander verbundenen Rahmen A gehalten wird. H ist der
aufklappbare Hut, unter welchem der nach unten gewölbte Reflector P festgeschraubt ist. Die Luft tritt unter die Haube
b in Richtung des Pfeiles x, passirt Löcher d e f und gelangt zwischen
Reflector und Cylinder in den Laternenraum, könnte allerdings mit demselben Recht
wieder nach oben entweichen. Die Verbrennungsproducte streichen durch den
Schornstein K und treten durch Löcher y aus.
Textabbildung Bd. 295, S. 266
Fig. 68.Riedinger's Glühlichtlaterne.
Auch die Baumgarten'sche LaterneD. R. P. Nr. 35776., bei welcher
die Luft im Wesentlichen zwischen einem konischen Reflector und der Haube in den
Oberraum eintritt, zum Theil aber auch durch die hohlen Eckstäbe in den Unterraum
des Kastens geführt werden mag, soll hier Erwähnung linden.
Die Bedingung des dichten Schlusses, welche eine mit einer seitlichen Thür versehene
Laterne nicht erfüllt, macht gerade hier besondere, von aussen zu bedienende
Zündvorrichtungen erforderlich, welche schon früher besprochen worden sind.
Es haben sich daneben Constructionen entwickelt, welche den Fall vorsehen, dass
der Brennerhahn dicht unter dem Brenner selbst, also innerhalb der Laterne
verbleibt, während das Oeffnen und Schliessen von aussen zu erfolgen hat. Eine mit
Erfolg benutzte Lösung dieser Aufgabe hat beispielsweise VolkD. R. G. M. Nr.
12944. in der Ausführung gefunden, dass er das Hahnküken und
einen am Gasrohr unterhalb des Laternenbodens drehbaren Wirbel mit correspondirenden
Bögen versieht, welche paarweis durch Kettchen o. dgl. mit einander verbunden sind,
so dass die Drehung des Wirbels eine gleiche Drehung des Hahnkükens bewirkt. Die
Bögen sichern hierbei eine geradlinige Bewegung der Ketten durch den Laternenboden,
weshalb nur enge Durchlässe in dem letzteren nöthig sind. Während in einem Zimmer
nach den Seiten und nach oben gesandte Strahlen für die Beleuchtung nicht verloren
gehen, sondern je nach der Reflexionsfähigkeit der begrenzenden Theile mehr oder
weniger wieder gewonnen werden, ist der Verlust der von der Strassenlaterne nicht
nach unten gerichteten Lichtstrahlen uneinbringbar. Ein Reflector ist deshalb in
diesem Falle nicht zu umgehen; derselbe hat den Zweck, die den Raum unter der
Laterne nicht direct treffenden Strahlen aufzufangen und dahin zu brechen. Ein
schwacher Konus, dessen unten befindliche Basis etwa 5 mm über der Lichtquelle
liegt, hat sich anscheinend als beste Form des Reflectors erwiesen, welcher übrigens
aus Porzellan hergestellt wird. Auch ebene Ringscheiben mit nach unten gezogenen
äusseren Rändern wirken gut; doch muss hier der Cylinder zu tief in den Reflector
hineingesteckt werden, wenn nicht anders directe Strahlen an dem letzteren vorbei
nach oben streichen sollen. Als wenig vortheilhaft müssen jedoch die convexen
Reflectoren bezeichnet werden, welche ja einen Theil der Strahlen gerade nach oben
streuen, also das begünstigen, was man durch Anwendung des Strahlenbrechers zu
verhindern anstrebt.
Die Wirkung des Auer'schen Gasglühlichtes.
Jede technische Neuerung gewinnt erst dann den Charakter eines Fortschrittes, wenn
sie sich aus dem Bereiche der Wissenschaftlichkeit mit Erfolg auf das Gebiet
praktischen Wirkens hinüber wagen darf. In dem ersten Abschnitt sind verschiedene
Gasglühlichtsysteme erläutert worden, welche zum Theil mehrfach in Benutzung
genommen worden sind und überraschende Beleuchtungseffecte erzielt haben. Ihr Erfolg
war aber ein vorübergehender; und ebenso rasch, wie sie aufgetaucht, verschwanden
sie zumeist; es fehlte ihnen die praktische Verwerthbarkeit, welche eben nicht
allein auf der glänzenden Lichtwirkung, sondern auf noch vielen anderen
Voraussetzungen beruht.
Auch das Auer'sche Gasglühlicht, ein Kind der neuesten
Zeit, ist rasch zu grossem Ansehen gelangt, welchem jedoch auf Grund der bereits
vorliegenden Erfahrungen keineswegs ein Sinken, vielmehr ein Steigen vorauszusagen
ist, weil das System auf einer weit gesunderen und unseren Verhältnissen
entsprechenderen Grundlage fusst, als es bei seinen Vorgängern der Fall gewesen ist.
Um den Schein eines Gasglühlichttaumels abzuwälzen, sei gleich bemerkt, dass, wie
nichts auf Erden vollkommen ist, auch die hier zur Beurtheilung gezogene Beleuchtung
ihre Mängel aufweist. Will man aber feststellen, ob man in dem Licht thatsächlich
einen Fortschritt in der Beleuchtungstechnik zu erblicken hat, so kann dies nicht lediglich
dadurch erwiesen werden, dass den zu stellenden absoluten Forderungen an eine gute
Beleuchtung genügt wird, sondern vielmehr aus der Betrachtung hergeleitet werden, ob
das Auer-Licht den heutzutage gebräuchlichen besten Lichtquellen überlegen ist. Und
selbst in diesem letzteren Sinne ist die Bejahung sowohl von Experimentatoren, wie
durch die Praxis im Wesentlichen erfolgt.
Um einen Vergleich ziehen zu können, ist es erforderlich, festzustellen, wie viel und
was für Licht durch das Auer'sche System entwickelt
wird. Die
Leuchtkraft
hängt von mehreren Factoren ab, welche verschiedene
Combinationen ermöglichen und deshalb auch von einander abweichende Producte
liefern. Es ist schon früherS.
Gestaltung der Glühkörper. der Zusammenhang zwischen der
Bunsen-Flamme, dem Glühkörper und der erzielten Lichtmenge entwickelt worden;
wechseln die beiden ersteren, so muss auch die letztere sich ändern. Ohne Zweifel
wird nun die Beschaffenheit der einzelnen Glühkörper selbst nicht genau die gleiche
sein; indessen ist die Herstellungsweise heutzutage derart durchgebildet, dass die
Abweichungen als ein Spiel des Zufalles und jedenfalls nicht höher zu veranschlagen
sind, als bei den anderen fabrikmässig hergestellten Leuchtkörpern. Immerhin ist es
zur Prüfung der übrigen Verhältnisse nothwendig, mehrere Glühkörper derselben Serie
unter gleichen Bedingungen zu brennen.
Die Flamme eines Brenners richtet sich nach dem Gasverbrauch bei einem bestimmten
Gasdruck, aber auch nach dem Gasdruck bei demselben Gasconsum, ihre Heizwirkung
überdies noch nach der Natur des Gases (arm oder reich). Die beste Combination für
eine bestimmte Gassorte und den käuflichen Auer'schen
Strumpf zu bestimmen, ist Gegenstand vieler gründlicher Versuche gewesen.
Die physikalisch-technische Reichsanstalt (Charlottenburg) hatte 1892 einen ihr von
der Deutschen Gasglühlicht-Actiengesellschaft (Berlin) zugesandten Glühkörper bei einem Gasdruck von
34 mm Wassersäule und einem stündlichen Gasverbrauch von 112 l geprüft und als
mittlere
wagerechte
Leuchtkraft
= 66
H.-L.
= 57
N.-K.1
Hefner-Licht (H.-L.) = 0,862 Normalkerzen (N.-K.).
grösste
„
„
= 74
„
= 64
„
niedrigste
„
„
= 60
„
= 52
„
ermittelt.
Fähndrich (Wien) gibt einmal bei 95 l Gasconsum 50 N.-K.
und bei 120 l Gasverbrauch 80 N.-K. an, ohne den hierbei beobachteten Gasdruck zu
notiren. Dagegen hat er ein andermal die Lichtstärke bei
22
mm
Druck
und
95
l
Verbrauch
mit
41,4
N.-K.,
48–50
„
„
„
125
„
„
„
72,4
„
bestimmt. Er citirt überdies Ergebnisse städtischer
PrüfungscommissionenSchilling Journ. f. Gasbel, 1892 S. 527
f., welche
bei
133
l
Gasverbrauch
117
N.-K.,
ja sogar
„
75
„
„
75
„
gefunden hätten.
Vorbildlich sind die v. Oechelhäuser'schen VersucheVerhandlungen des Ver. z. Beförd. des
Gewerbefl. 1892., weil sie einen guten Einblick in die
Verhältnisse gewähren. Es gelangten vier verschiedene Brenner, d.h. solche von
verschiedenem Gasverbrauch (von 100, 110, 120, 130 l) bei demselben Gasdruck
zur Anwendung, von denen jeder bei einem Gasdruck von 20 bezieh. 25, 30 und 40 mm
geprüft wurde, so dass 16 Combinationen stattfanden, v.
Oechelhäuser ermittelte nun als die besten Bedingungen für das Dessauer
Gas, welches im Falle vollständigen Verbrennens 5200 bis 5600 Wärmeeinheiten pro
Cubikmeter entwickelt.
110 l Consum, 40 mm Druck und 74 H.-L. = 63,8 N.-K. Lichtstärke. Des Weiteren kamen
drei Berliner und drei Wiener Brenner an die Reihe, welche nach einander unter 20,
30, 40 mm Druck bei 110 l Consum gebrannt wurden. Hierbei ergaben sich für die
Berliner Sorte 50,2, für die Wiener 64,5 N.-K. Eine Drucksteigerung von 20 auf 40 mm
hatte bei dem
Berliner
Brenner
eine
Leuchtkraftzunahme
um
26
Proc.,
Wiener
„
„
„
„
30
„
zur Folge. Der Experimentator weist übrigens darauf hin, dass
es vortheilhaft ist, den unteren Rand des Glühstrumpfes am Brennerkopf dicht
anliegen zu lassen, den ersteren selbst nach oben zu nicht einzuziehen, sondern
Cylindrisch verlaufen zu lassen. Es deckt sich dies mit der Thatsache, dass der
Mantel der mit höherem Druck arbeitenden Bunsen-Flamme sich dem Cylinder nähert, v. Oechelhäuser macht auch eine Angabe über Salzenberg's (Bremen) Ergebnisse, nämlich
bei 36 mm Druck, 90 l Consum 64 H.-L. = 55,2 N.-K.
Renk's Resultate haben ihren Ursprung in vergleichenden
Versuchen, bei denen die Leistungen von sechs Gasglühlichtbrennern mit denen anderer
Gasapparate verglichen wurden. Es sind die Grundlagen, nämlich durchweg 77 mm
Gasdruck und 150 l Consum, etwas ungewöhnlich und dem besten, mit dem Auer-Licht zu
erreichenden Effecte nicht entsprechend. Immerhin erhielt Renk noch Werthe von
62,59; 57,71; 55,46; 55,44; 53,93; 51,43 N.-K., also im Mittel 55,98 N.-K.
Ja, LangChemiker-Zeitung, 1893 S. 1034. will
sogar in der Lage gewesen sein, bei 801 stündl. Cons. und 22 mm Druck 75 H.-L. = 64
N. K. zu erzielen.
Zieht man aus diesen Versuchen das Facit, so ergibt sich, mit Ausnahme der unter
besonders ungünstigen Verhältnissen (selten hoher Gasdruck) angenommenen Resultate,
als geringster Gasverbrauch 1,00 l, als grösster 2,29 l und im Mittel für die
gebräuchlichen Gasdrucke von 20 bis 50 mm: 1,7 l Gas für 1 N.-K. Licht.
Einige Vergleiche mit anderen guten Gasbrennern lassen sich auf Grund der Fähndrich'schen und Renk'schen Zusammenstellung anstellen.
Nach Fähndrich beträgt:Schilling Journ. f.
Gasbel. u. Wasservers., 1892 S. 527.
Brennergattung
Gasverbrauchin der StundeLiter
Leuchtkraftin Kerzen
EineKerze LichtbeanspruchtLiter
Gas
1) Hohlkopf
150
13
11,5
2) Argand, gewöhnl.
160
16
10,0
Intensiv-3) lampen von Siemens
VIIIIIII000
200 350 600140020002400
33 60130300500650
6,0 5,8 4,6 4,6 4,0 3,7
4) Alter Auer-Brenner
70 100
13 20
5,4 5,0
5) Neuer Auer-Brenner
95 120
50 80
2,0 1,5
Es ist hieraus zu entnehmen, dass der neue Auer-Brenner nicht allein den
Argand-Brenner, sondern auch die Siemens'sche
Intensivlampe, doch die beste ihres Princips, um ein Mehrfaches übertrifft.
Gleichzeitig sei auf den. Abfall der alten Auer'schen
Glühkörper gegenüber den neuen aufmerksam gemacht, welcher allein schon den seit der
Erfindung gemachten Fortschritt documentirt.
RenkBericht vom
12. November 1892. normirte einen Gasdruck von 77 mm, bei dem
acht Auer-Brenner im Durchschnitt je 148½ l consumirten, so dass Renk den weiteren, mit sechs Apparaten ausgeführten
Versuchen einen Verbrauch von je 150 1 zu Grunde legen konnte, ohne Gefahr zu
laufen, rosig gefärbt zu haben. Von den hinzugezogenen zwei Schnitt- und fünf
Argand-Brennern consumirte jeder durchschnittlich 285 l, also 135 l mehr. Unter
diesen Umständen photometrirte Renk als
Helligkeiten:
1)
bei
Schnittbrenner A
14,53
Normalkerzen
„
grösster Helligkeit
15,72
„
„
grösstem Consum
12,44
„
2)
bei
Argand-Brenner
A
25,13
„
„
„
B
27,82
„
„
„
C
30,41
„
„
„
D
30,98
„
„
„
E
33,71
„
3)
bei
Gasglühlicht
A
62,59
„
„
„
B
57,71
„
„
„
C
55,46
„
„
„
D
54,44
„
„
„
E
53,93
„
„
„
F
51,43
„
im Durchschnitt also
für Schnittbrenner
14,27
„
„ Argand-Brenner
29,61
„
„ Gasglühlicht
55,98
„
Diese Ergebnisse lehren, dass das Gasglühlicht bei 50 Proc.
Gasersparniss gegenüber
dem Schnittbrenner etwa 4- (genauer 3,9) mal mehr Licht entwickelt, d.h. das
Leuchtgas 8mal besser ausnutzt,
dem Argand-Brenner etwa 2- (genauer 1,9) mal mehr Licht entwickelt, d.h. das
Leuchtgas 4mal besser ausnutzt.
Es ist nach alledem die Thatsache erhärtet, dass in dem Auer'schen Brenner das Leuchtgas mehr als doppelt so gut, als in der
besten Gaslampe mit leuchtender Flamme, der Siemens'schen Intensivlampe, verwerthet wird, und dass das Verhältniss
natürlich nach dem Schnittbrenner zu steigt. Da die Lichtwirkung aus dem
Verbrennungsprocess hervorgeht, ist ohne weiteres der Schluss statthaft, dass bei
dem Glühlicht auch die Umsetzung von Wärme in Licht in entsprechend höherem Maasse
vor sich geht.
Nach DewarEngineer, 1895 S. 77. gehen bei der
Umsetzungsarbeit bei:
KerzeOelGas
98
Proc.
als
Wärme,
2
Proc.
als
Licht,
Geissler'sche Röhre
97
„
„
„
3
„
„
„
elektr. Glühlampe
95
„
„
„
5
„
„
„
Bogenlampe
90
„
„
„
10
„
„
„
Magnesiumlampe
85
„
„
„
15
„
„
„
Sonnenlicht
70
„
„
„
30
„
„
„
Johanniskäfer
1
„
„
„
99
„
„
„
Die für Gas angegebenen Werthe decken sich mit anderen,
speciell für den Argand-Brenner ermittelten. Da für den letzteren auf die
Stundenkerze 10 l Gas (Fähndrich), für den Auer-Brenner
im Durchschnitt jedoch 1,7 l zu rechnen sind, so würden sich die Verhältnisse für
das Auer'sche Glühlicht zu etwa 88 Proc. Wärme und 12
Proc. Licht ergeben.
Es sei eingefügt, dass angesichts der an sich grossen Lichtmenge, welche der
Gasglühkörper liefert, die Abweichungen der Anfangsleistungen der Körper unter
einander nicht von Belang, jedenfalls aber im Verhältniss nicht so hoch zu
veranschlagen sind, wie es beim elektrischen Glühlichte geschehen müsste. v. Oechelhäuser untersuchte drei Gruppen im Handel als
16kerzig bezeichnete elektrische Glühlampen, von denen die ersten je 17, die anderen
je 18,5 bezieh. 16,8 H.-L. entwickelten, so dass als Mittel 17,4 H.-L. = 15,0 N.-K.
(Normalkerzen1 deutsche
Vereinskerze (1 N.-K.) = 1,162 Hefner-Einheiten (H.-E.).)
resultirten. Auch die von Thomas, Martin und Hasler geprüften 127 Lampen verschiedener Fabrikanten
von nominell 16 Kerzen ergaben einen Anfangsdurchschnitt von nur 15 Lichtstärken.
Noch grössere Differenzen hat Ch. HaubtmannL'Electricien,
1892 S. 201. festgestellt, nämlich von zehn Lampensorten
verschiedener Nationen 15 bis 21 Kerzen anstatt nominell 16 Kerzen (bei 102
Volt).
Für die Bestimmung der
Leuchtkraftdauer
eines Auer'schen Präparates würde
zunächst die Feststellung wichtig sein, wann das Leuchtmittel seine Fähigkeit, Licht
zu emittiren, verliert. Bisher sind einzelne Strümpfe bis zu 2400v.
Oechelhäuser., ja 4000Schilling Journ. f. Gasbel., 1894.
Brennstunden benutzt worden, ohne dass hätte gefolgert werden können, dass selbst
nach dieser langen Periode ein Ersterben des Vermögens zu erwarten gewesen wäre. Ja,
es ist die Annahme sogar gezeitigt worden, dass die lichtemittirende Eigenschaft des
Glühkörpers überhaupt nicht verloren gehe. Da auch eine mechanische, in der
Gewichtsabnahme sich zeigende Abnutzung des letzteren, wie dies beispielsweise den
aus alkalischen Erden hergestellten Glühkörpern in hohem Grade eigen, nicht zu
constatiren ist, könnte die Dauer theoretisch vorläufig als unmessbar gelten.
Hierbei würde die beobachtete Leuchtkraftabnahme nicht in Betracht kommen, da diese
offenbar nicht in dem Verhalten des Stoffes, sondern in anderen, später zu
betrachtenden Ursachen zu suchen ist; dies lehrt. auch die Erscheinung, dass des
Oefteren nach erfolgter Abnahme wieder eine Zunahme zu bemerken gewesen ist.
Praktisch zeigen sich jedoch die Verhältnisse in einem wesentlich anderen Bilde; hier
spielt die Haltbarkeit des Auer'schen Glühkörpers die Hauptrolle; sie ist der wundeste Punkt des
Systems, ist in Folge dessen von den Gegnern zumeist in Missverkennung der Fehler
ihrer eigenen Schützlinge stets als Angriffswaffe benutzt, von den betheiligten
Kreisen aber mit Energie und gutem Erfolge behandelt worden. Die älteren Strümpfe
vermochten kalt keine Erschütterung auszuhalten, ohne staubartig in sich zusammen zu
fallen. Auch heute bedarf der Glühkörper einer behutsamen Handhabung; indessen ist
dank der vervollkommneten Fabrikation (Scharfbrennen mittels Pressgases bei der Deutschen Gasglühlicht-Actiengesellschaft) eine erhebliche Verbesserung zu
verzeichnen; man ist im Stande, den Körper selbst in die Hand zu nehmen und auf den
Tisch zu legen, die nöthige Vorsicht ist auf das Maass reducirt worden, welches man
auch den elektrischen Beleuchtungsapparaten gegenüber einzuhalten pflegt.
In glühendem Zustande ist der Mantel geschmeidig und zähe; er bleibt aber das zarte
Gewebe, und das Springen des Cylinders hat auch seine Vernichtung zur Folge.
Letzteres ereignete sich früher verhältnissmässig häufig; ist aber, wie schon
gezeigtVgl.
Cylinder., bis zum Unauffälligen einschränkbar geworden.
Es sind Auer'sche Glühkörper schon bis zu 4000
Brennstunden benutzt wordenSchilling Journ. f. Gasbel., 1894 S.
619.
(Schridde). Fähndrich wollte 1892 nur eine
Durchschnittsdauer von 350 Brennstunden gelten lassen, v.
Oechelhäuser berichtet im selben Jahre von 500, 800 und 2400 Stunden; von
14 Brennern waren 3 Körper nach 1170, 1950 und 2340 Stunden verunglückt, Dem
gegenüber wird das Verhalten von 20 elektrischen Glühlampen hervorgehoben, von denen
8 Stück in der Zeit von 59 bis 533 Stunden durchbrannten. Bereits beim Einschalten
wurden von 10 Lampen 4 durch Kurzschluss in der Lampe zerstört. Schon 1892 hatten
sich also die Zufälligkeiten, welche ein vorzeitiges Unbrauchbarwerden der
Leuchtkörper verursachen könnten, bei der elektrischen Glühlampe in mindestens
demselben Maasse gezeigt, wie in Bezug auf den Auer-Brenner. Seitdem haben sich
durch Verstärkung des Glühstrumpfes, Verbesserung der Cylinder u.s.w. die
Verhältnisse wesentlich zu Gunsten des Gasglühlichtes verschoben, so dass die
Angaben Muchall'sSchilling Journ. f. Gasbel., 1894 S.
273. und anderer, welche als sicheren Durchschnitt 550 Brennstunden
selbst für die gerade im spröden Zustande den meisten Erschütterungen ausgesetzten
Strassenlaternenkörper ermittelt haben, nicht zu hoch erscheinen.
Eine
Leuchtkraftabnahme
der Auer'schen Glühkörper ist
nicht ausnahmslos beobachtet worden. Es sind vielmehr Fälle bekannt, in denen
während mehrerer Brennstunden keine Lichtabnahme, andere, in denen nach einer
gewissen Zeit sogar eine Zunahme zu constatiren war.Schilling Journ. f.
Gasbel., 1893 S. 309 f. Ais Kegel muss jedoch eine
Abnahme angesehen und diese auf zwei Umstände zurückgeführt werden, nämlich auf die
pressende Wirkung der Flamme und auf das Anfritten von Staubtheilchen an den Mantel.
Der Druck der Flamme bewirkt zweifellos eine allmähliche Deformation des weichen
Glühkörpers, welcher aus dem Bereiche der heissesten Zone entrückt wird; während die
angeschmolzenen Staubtheilchen, welche von aussen einfallen oder durch den Gasstrom
angesaugt werden können, das Gewebe nach und nach verdecken. Auch hier sind ebenso
viel verschiedene Ergebnisse, wie Versuche zu constatiren. Die bemerkenswerthesten
der letzteren seien in nachfolgender Tabelle chronologisch zusammengestellt.
Hiernach befinden sich die elektrischen Glühlampen keineswegs im Vortheil. v. Oechelhäuser constatirte bei diesen im Mittel nach
500 Brennstunden eine Leuchtkraft abnähme von 28,7 Proc. nach 800 Stunden eine
solche von 38,5 Proc.
Textabbildung Bd. 295, S. 269
Versuche von; Gasverbrauch in Liter
in der Stunde; Druck Millimeter Wasser; Anfangslichtstärke H.-L.;
Beobachtungszeit Brennstunden; Endlichtstärke H.-L.; Abnahme der Lichtstärke
Proc.; Durchschnitt; von Brennstunden; Lichtstärke H.-L.; Fähndrich: v.
Oechelhäuser; für Berliner Brenner II; Salzenberg: Muchall: Schridde
wobei der Energieverbrauch um 2,2 Watt gesunken war. Ja, Thomas, Martin und HaslerJourn. of Gaslighting, 1892 S. 153.
ermittelten sogar als durchschnittliche Lichtstärke der als 16kerzige käuflichen
Lampen nach 1000 Brennstunden nur 8½ engl. Kerzen, was einem Abfall von 43,3 Proc.
gleichkommt. Der Durchschnitt der Leuchtkraft aus 1000 Brennstunden betrug 11 engl.
Kerzen, oder 30 Proc. weniger als die nominelle anfängliche Lichtemission. Diese
Ergebnisse werden auch von HaubtmannL'Electricien,
1892, S. 201. bestätigt, welcher bei 10 Sorten 16kerziger Lampen,
die eine anfängliche Lichtstärke von 15 bis 21 Kerzen entwickelten, nach 1000
Brennstunden 5,08 bis 14,98 Kerzen und als Durchschnitt dieser Brennzeit 8,50 bis
16,00 Kerzen fand. Legt man beiden Glühlichtsystemen 500 Brennstunden zu Grunde, was
ja, wie gezeigt, beim Gas weit eher zulässig als beim elektrischen Lichte, so würden
schon nach den älteren v. Oechelhäuser'schen
Ermittelungen als durchschnittliche Lichtstärke
beim
elektrischen Glühlichte
14,8
H.-L.
= 12,7
N.-K.
„
Auer-Licht
57,1
„
= 50,0
„
zu rechnen sein.
Für die
Strassenbeleuchtung,
welche wetterbeständiger und gegen Erschütterungen
widerstandsfähiger Lichtquelle bedarf, werden sturmsichere Lampen und kräftige
Glühkörperköpfe erforderlich. Die ersteren sind in guten Ausführungen vorhanden;
aber auch der Strumpf ist durch die Behandlung mit Pressgas, auch durch
nachträgliches Imprägniren des Kopfes mit einem besonderen Fluid selbst gegen
stärkere Erschütterungen wenig empfindlich gemacht worden. Die Ergebnisse der vom 7.
Februar bis 24. April 1893 in München angestellten
VersucheSchilling Journ. f. Gasbel., 1893 S. 609
f., nach denen drei Glühkörper für den Brenner und das Jahr als nicht
ausreichend befunden worden waren, sind in der That später durch die Muchall'schen. in Wiesbaden gewonnenen
ErfahrungsresultateSchilling Journ. f. Gasbel, 1894 S.
273. bis zum 1. Januar 1894 berichtigt worden, indem sich hier als
Werthe für die längste Brenndauer 1493 und 1741 Stunden, als mittlere Dauer 705 und
579 Stunden und für die für 1000 Brennstunden erforderliche Anzahl Glühkörper 1,42
bezieh. 1,73 vorfinden. Bemerkt sei, dass Muchall hierbei
Glascylinder verwandt hatte. Welchen Einfluss übrigens gerade die Erschütterungen
auf die Lebenslänge der Strassenlaternenglühkörper ausüben, lehren sowohl die von
Teller angegebenen Münchener, wie auch die Muchall'schen Angaben; im ersteren Fall soll der
Verbrauch der Consollaternen nur ¼ desjenigen der Candelaber gewesen sein, im
letzteren habe das Verhältniss 1,6 : 1,1 geherrscht. Jedenfalls ist die auch von
anderer Seite empfohlene Annahme einer Brenndauer der Auer-Körper von 550 Stunden
für die Strassenlaternen sicher.
Nach SchillingSchilling Journ. f. Gasbel., 1893 S.
608. ergab die in München anfangs (6. Dec. 1892) beobachtete
Entfernung von 45 m zwischen je zwei Brennern ungenügende Effecte; erst die
Verminderung der Distanz auf 38 m hatte Erfolg. Die Flächenhelligkeit, welche,
beiläufig bemerkt, mit einem Körper von sehr geringer Leuchtkraft gemessen wurde,
konnte als sehr gleichmässig bezeichnet werden. Denn es betrug dieselbe unter
verschiedenen Winkeln, also auch in entsprechender Entfernung von der Laterne auf
Flächen senkrecht zu den Lichtstrahlen gemessen:
für den Auer-Brenner
für die gewöhnl. Laterne
bei
30°
0,86
0,35
MeterkerzenVgl.
Fussnote 154 S. 271.
„
40°
1,19
0,58
„
„
50°
1,36
0,74
„
„
70°
1,29
1,1
„
„
80°
0,89
0,9
„
Die vereinte Wirkung zweier benachbarter, mit Auer-Brennern
versehener Laternen kann demnach auf dem Boden zwischen beiden 2 Meterkerzen
erzeugen; es würde dies etwa die Helligkeit sein, welche am Boden zwischen zwei 8 m
hoch hängenden, 40 m von einander entfernten elektrischen Bogenlampen von je 500
Kerzen herrscht, während zwischen je zwei gewöhnlichen 16kerzigen Strassenflammen am
Boden nur 0,012 Meterkerzen zu ermitteln sind. Schilling empfiehlt für Hauptstrassen eine Laternenentfernung von 25 m und
die Combination je dreier Auer-Brenner für eine Laterne, so dass im Minimum 0,8, im
Maximum 8 Meterkerzen erzeugt werden. Nach diesen Gesichtspunkten ist beispielsweise
eine Strasse in München mit Erfolg beleuchtet worden.
Muchall berichtet übrigens von eigenartigen
Betriebsstörungen in den ersten Zeiten, welche dadurch verursacht worden waren, dass
kleine Insecten durch die vier, den Zutritt der Luft vermittelnden Oeffnungen eines
jeden Brenners in das Innere desselben gelangt, hier von dem ausströmenden Gas
getödtet worden waren und so nach und nach den Brenner innen angefüllt hatten. Es
machte sich ein Umhüllen der Mischdüse mittels eines feinen Drahtgeflechtes
erforderlich, durch welches die Luftöffnungen verdeckt wurden, ohne dass man die
Durchtrittsweite für die Luft beengt hätte.
Zur Zeit haben die in einer grossen Anzahl von Städten in Betrieb befindlichen
Strassenlaternen erwiesen, dass die anfänglichen Befürchtungen nicht mehr zutreffend
sind, das Auer'sche Licht vielmehr auch hier die
gleiche Ueberlegenheit wie im geschlossenen Raume zeigt.
Es möge noch darauf hingewiesen werden, dass kürzlich ein Theater (mit Ausnahme der
Bühne) mit Auer-Brennern ausgestattet worden ist. Die Anwendung von
Zündflämmchen ermöglicht in diesem Falle das Verdunkeln und Wiedererhellen des
Zuschauerraumes in tadelloser Weise.
In
gesundheitlicher Beziehung
lassen die beiden Factoren, die vollständige Verbrennung des
Gases in dem Bunsen-Brenner und der erheblich verringerte Gasverbrauch für die
Stundenkerze, ohne weiteres die Schlussfolgerung zu, dass die Entwickelung
schädlicher Producte und belästigender Wärme beim Auer-Licht theils ganz behoben,
theils auf ein hygienisch zulässiges Maass eingeschränkt worden ist. Vorangeschickt
sei, dass der Glühkörper selbst eine vollständig neutrale Rolle spielt, d.h. keine
Bestandtheile absondert; insbesondere muss der früher verbreitet gewesenen Meinung,
es stäube vom Strumpf Magnesia ab, entgegengetreten werden, um so mehr, weil
Magnesia im Auer'schen Glühkörper nicht enthalten
ist.
Als unvollständiges Verbrennungsproduct entwickelt die gewöhnliche leuchtende Flamme
das giftige, auf das Hämoglobin des Blutes zersetzend wirkende Kohlenoxydgas; nach Gruber
liegt die Grenze der Schädlichkeit bei einem Gehalt der Luft an Kohlenoxyd von 0,2
pro Mille (0,2 Theile Kohlenoxyd auf 1000 Theile Luft). RenkGutachten vom 30.
Sept. 1894. konnte nun unter Benutzung der Fodor'schen Methode, mittels deren sich weniger als 1
Theil Kohlenoxyd in 20000 Theilen Luft nachweisen lässt, selbst nach einem
13stündigen Versuche in den Producten des Auer-Brenners keine messbaren Mengen des
Gases ermitteln; auch von anderer Seite erzielte Ergebnisse stimmen mit dem Renk'schen darin überein, dass das Auer-Licht bei
Beurtheilung der Luftverderbniss durch Kohlenoxydentwickelung gar nicht in Betracht
kommt. Damit sind die entgegenstehenden Angaben Gréhaut's widerlegt.
Für das Maass der Luftverschlechterung ist bekanntlich von v.
Pettenkofer als praktische Regel der Kohlensäuregehalt der Luft und als oberste Grenze 1 pro Mille
vorgeschlagen und allgemein acceptirt worden. Die Entwickelung dieses Gases erfolgt
natürlich, ist bei dem Auer-Brenner jedoch wegen des geringen Gasverbrauchs auf die
Kerze erheblich eingeschränkt. RenkVgl. Fussnote 154 S. 271. hatte
beispielsweise ermittelt, dass ein Argand-Brenner den Kohlensäuregehalt eines
Zimmers in 4 Stunden um 3,394 pro Mille, ein Auer-Brenner jedoch um 1,427 pro Mille
vermehrte. Da bei vollständiger Verbrennung des Gases die gebildete Kohlensäuremenge
proportional dem Verbrauch an Gas ist, letzteres aber im Auer-Brenner rund 4mal
besser als im Argand-Brenner ausgenutzt wird, so ist auch für ersteren nur die halbe
Kohlensäureentwickelung in Anrechnung zu bringen. Von KarstenNaturwissenschaftl.
Verein f. Schleswig-Holstein Bd. X. wird das
Ausnutzungsverhältniss zwischen Siemens-Regenerativ- und dem Auer-Brenner im Mittel
zu 4,4 : 1,9 angegeben, wonach sich die Veränderung in der Kohlensäureerzeugung beim
Ersatz der einen Lampensorte durch die andere ermitteln lässt. Hierbei sind die
Fälle auszunehmen, in denen die Regenerativlampen zu Ventilationszwecken benutzt,
also auch alle Verbrennungsproducte abgeführt werden.
Die verminderte Wärmeabgabe ist dem geringeren Gasconsum
und der besseren Umsetzung in Licht zuzuschreiben. Die strahlende Wärme, welche bei
allen Gasbrennern mit leuchtender Flamme zum Nachtheil für diese schwer ins Gewicht
fällt, ist beim Auer-Brenner praktisch nicht vorhanden, v.
Oechelhäuser konnte in einer Entfernung von 50 bis 70 cm von der Lampe eine
Temperaturerhöhung durch Strahlung überhaupt nicht mehr wahrnehmen. Man ist mit
Recht gewöhnt, die elektrische Glühlampe als Licht ohne Wärme zu bezeichnen; nach
Renk gibt eine 16kerzige Lampe in der That nur 46
Wärmeeinheiten in der Stunde. Die gewöhnliche 16kerzige Gasflamme liefert etwa das
Zwanzigfache, während sich in dem Auer-Licht, für gleiche Helligkeit berechnet, der
Werth auf das Dreieinhalbfache ermässigt.
Für die Hygiene des Auges ist die Blendwirkung der
Lichtquelle von Interesse, welches inbesondere bei Verwendung des Glühlichtes in
Schulen u.s.w., wo beim Sehen nach der Wandtafel die directen Lichtstrahlen das Auge
nachtheilig beeinflussen können, wächst. Die grosse Lichtmenge lässt es zwar zu, die
Brenner hoch zu hängen (2½ bis 3 m), doch sind Lichtschützer, welche stets einen
Verlust von Licht verursachen, erforderlich. Nach v.
Oechelhäuser haben die gebräuchlichen Auer'schen Glühkörper etwa 2000 qmm glühende Fläche; unter Zugrundelegung
einer Helligkeit von 60 Kerzen erhält man auf 1 Kerze etwa 33 qmm Leuchtfläche. Dem
gegenüber steht die Bernstein'sche AngabeA. Bernstein,
Ueber die Umwandlung des elektrischen Stromes in Licht, Hamburg 1891 S.
20., gemäss welcher bei der elektrischen Glühflamme auf 1 Kerze
nur 4 qmm leuchtende Fläche kommen. Da das Verhältniss der Leuchtfläche zur
Lichtstärke das Maass für die Blendwirkung ergibt, so beträgt die letztere beim
Auer-Brenner nur ⅛ der der elektrischen Glühlampe. Wie viel das menschliche Auge
überhaupt ertragen kann, hat Weber gezeigt, dessen
Versuche auf 68000 bis 189000 Meterkerzen führten; der letzte Werth wurde auf einem
weissen, am hellen Sonnentage in wagerechter Lage Mittags und im Freien aufgelegten
Carton gemessen.
Des Weiteren ist die Erhellung der Subsellien in Hörsälen, Zeichensälen in Betracht zu
ziehen; und hierfür hat RenkGutachten vom 12. Nov. 1892.
grundlegende Vergleiche angestellt. Er benutzte zu seinen Ermittelungen einen
Argand-Brenner von 25,5 Normalkerzen, an dessen Stelle er später einen Auer-Brenner
von 52,4 Normalkerzen setzte, und erhielt auf dem unter dem Licht befindlichen
Tisch:
Bei ArgandM.-K.
Bei AuerM.-K.M.-K. = Meterkerze ist jene Helligkeit, welche eine Normalkerze
auf einer 1 m entfernten weissen Fläche
hervorruft.
Zuwachsan Helligkeitbei Auergegen Argand
Unter der Lampe
33,71
45,38
34,6 Proc.
50 cm seitlich
24,73
36,26
46,6 „
100 „ „
11,46
17,71
54,5 „
150 „ „
5,36
9,96
85,9 „
200 „ „
2,50
6,00
140,0 „
Die Gleichmässigkeit der Beleuchtung, welche von der Gestalt
der Lichtquelle abhängt, stellt sich demnach für den Glühkörper weit günstiger, da
der Unterschied zwischen der hellsten und der dunkelsten Stelle bei diesem das
7,5fache, beim Argand-Brenner dagegen das 13,5 fache betrug. Schirme und
Augenschützer beeinflussen die Wirkung des Lichtes erheblich. Nach Renk griffen folgende Verhältnisse Platz:
Milchglas-schirmohneAugen-schützerM.-K.
Augen-schützerausMischglasM.-K.
Augen-schützerausmattirtemGlasM.-K
Aenderungder Helligkeit
beiVerwendung von
MilchglasProc.
MattglasProc.
Unter der Lampe 50 cm seitlich100 „
„150 „ „200 „ „
61,6542,3220,6110,78 5,58
74,3834,2712,78 5,38 2,88
57,6033,2816,00 8,32 4,88
+ 20,6– 19,0– 37,9– 50,1–
48,1
– 12,5– 22,9– 22,4– 21,4–
6,6
im Durchschnitt
–
–
–
– 26,9
– 17,2
Das Milchglas ergibt also eine grössere Lichteinbusse als das
Mattglas. Es wird dies bei Anlage einer Schulzimmerbeleuchtung zu berücksichtigen
sein, wenn der Anforderung der Hygieine, nämlich einer Platzhelligkeit von 10
Kerzen, im Minimum aber einer solchen von 3 Kerzen, entsprochen werden soll.
Auch für Zwecke der neuerdings in Aufnahme gekommenen indirecten Beleuchtung, bei welcher bekanntlich die nach unten gerichteten
directen Lichtstrahlen von einem Reflector aufgefangen und, da dieser rationell
durchscheinend gewählt wird, zum Theil diffus durchgelassen, zum grösseren Theil
aber nach der Decke geworfen werden, ist der Auer-Brenner wegen seiner Eigenschaft,
die Lichtstrahlen im Wesentlichen schräg nach oben zu senden, mit Erfolg benutzt
worden. In dem Hörsaal des hygienischen Instituts in Halle befanden sich vier
Wenham-Regenerativlampen, welche bekanntlich ihr Licht hauptsächlich nach unten
ausstrahlen, bei Anwendung zur indirecten Beleuchtung also sämmtlicher direct
wirkenden Strahlen verlustig gehen; sie wurden von Renk
durch je zwei Auer-Brenner ersetzt. Dies hatte den Erfolg, dass die ursprüngliche
Helligkeit von 17,48 Meterkerzen auf den Subsellien im Durchschnitt auf 38,6 M.-K.,
d.h. um 121 Proc. gesteigert wurde, wobei der Gasverbrauch noch um 28 Proc.
fiel.
Dass das Auer'sche Gasglühlicht in Bezug auf den Kostenpunkt den anderen Gasbeleuchtungsarten überlegen
ist, ist praktisch nachgewiesen worden. Die Verhältnisse haben sich, wie gezeigt, im
Laufe der Zeit noch mehr und ganz erheblich zu Gunsten des Auer-Brenners verschoben,
woran die vergrösserte Widerstandsfähigkeit des Glühkörpers und der Cylinder den
Hauptantheil haben.
Als Kostenvergleiche mit der elektrischen Glühlampe, für welche die jeweiligen
örtlichen Preise für Gas bezieh. elektrischen Strom verschiedene Werthe ergeben,
seien folgende Beispiele angeführt.
Für 600 Brennstunden im Jahre berechnet v.
Oechelhäuser:
Auer-Licht:
600 Stunden zu durchschnittl. (bei wechseln- dem
Druck) 100 l, 60 cbm Gas à 16 Pf.
9,60
M.
12 Monate Unterhaltungskosten im Abonne- ment à
60 Pf.
7,20
„
4 Ersatzglühkörper (2 bis 3 sind für zu- fällige
Beschädigung gerechnet)
1,60
„
––––––––––––––––––
Summa
18,40
M.
für 1 Stunde 3,07 Pf.
3 elektrische Glühlampen à 16 Kerzen à 3,6 Pf.:
600 Stunden à 10,8 Pf.
64,80
M.
3 Lampengebühren à 5 M.
15,00
„
––––––––––––––––––
Summa
79,80
M.
für 1 Stunde 13,3 Pf.
1 elektrische Glühlampe a 50 Kerzen:
600 Stunden à 11,25 Pf.
67,50
M.
1 Lampengebühr
5,00
„
––––––––––––––––––
Summa
72,50
M.
für 1 Stunde 12,08 Pf.
Die elektrische Glühlampe stellt sich hiernach im Betrieb rund
4mal theurer als die Auer-Lampe.
LangChemiker-Zeitung, 1893 S. 1034.
kommt zu folgenden Ergebnissen, wenn eine Lichtstärke von 48 Hefner-Lichten verlangt
wird:
Auer-Brenner
3 Schnitt-brenner
3 elektrischeGlühlampen
Stündlicher Gasver- brauch 90 lLeuchtkraft (Mittel von
500 Brennst.) 48 H.-L.Dauer eines Strum- pfes 500
Brennst.Kosten desselben 1,50 M.Kosten eines
Glas- cylinders 30 Pf.
Stünd-licher Gas-verbrauchdes Bren-ners 120
l.
Preis des elektri- schen Stromes für 1 Ampère- stunde 8
Pf.(1 Brennst. = 4 Pf.)Preis einer elek- trischen
Glüh- lampe 1 M.Leuchkraft 16 H.-L.(Durchschnitt
bei 1000 Brennst.)
Bei 500 Brenn-stunden
Verbrauch an Glüh- körpern = 1.Verbrauch an Cy- lindern =
2.
Verbrauch an Lampen = 3.
Reine Betriebs-kosten
10 M.
31,50 M.
61,50 M.
Bei 1000 Brenn-stunden
Verbrauch an Glüh- körpern = 2.Verbrauch an Cy- lindern =
4.
Verbrauch an Lampen = 3.
Reine Betriebs-kosten
20 M.
63 M.
123 M.
Lang erhält hiernach ein Verhältniss der Betriebskosten
des Auer-Lichtes zu denen des elektrischen Glühlichtes gleich 1 : 6.
Derselbe Experimentator rechnet übrigens unter Zugrundelegung massiger Lichtmengen
niedrigere Betriebskosten für das Auer-Licht als für die elektrische Bogenlampe
heraus, nämlich:
Hefner-Lichte
Brenn-stunden
Auer-Brenner
Eine Bogen-lampe.Kosten
Anzahl
Kosten
200
5001000
4
40 80
45 90
600
5001000
12
120240
125250
Leider ist hierbei nicht bemerkt, ob beide Lichtquellen frei
oder verdeckt mit einander verglichen worden sind. Im Allgemeinen dürfte die
Bogenlampe als grosse Lichtquelle ökonomisch im Vortheil sein; sie tritt jedoch da
zurück, wo kleinere Lichtmengen erforderlich werden, auch da, wo eine gleichmässige
Vertheilung des Lichtes nothwendig ist.
Die praktischen Versuche Muchall's führten zu
nachstehender Berechnung des Selbstkostenpreises der
Gasglühlichtstrassenbeleuchtung.
Für 1000 Brennstunden:
für Gasverbrauch
10,00
M.
für Ersatz der Cylinder und Glühkörper
4,32
„
für Verzinsung und Tilgung des Anlagekapitals der
Brenner und für Abschreibungen
1,04
„
für Bedienung und Unterhaltung der
Strassen- beleuchtungseinrichtungen
7,00
„
––––––––––––––––––
im Ganzen
22,36
M.
Dem gegenüber stellte sich der Selbstkostenpreis der
gewöhnlichen Schnittbrennerflammen gleichfalls
für 1000 Brennstunden:
für Gasverbrauch (auf 1 Brennstunde 0,180 cbm) 180 cbm
zu je 10 Pf.
18,00
M.
für Bedienung und Unterhaltung der
Strassen- beleuchtungseinrichtungen
7,00
„
––––––––––––––––––
im Ganzen zu
25,00
M.
Es wurde also neben 2½- bis 3facher Helligkeit eine directe
Betriebsersparniss erzielt.
––––––––––
Alles in Allem genommen muss anerkannt werden, dass das Auer-Licht in ökonomischer
und hygienischer Beziehung einen grossen Fortschritt im Beleuchtungswesen bedeutet.
Die gegentheiligen älteren Ansichten, welche durchweg, auf die Vorläufer der Auer'schen Erfindung zurückgreifend, sich des Beweises
der Analogie bedienten, sind durch die rasch gewachsene Ausbreitung dieser
Beleuchtung, durch die erfolgreichen Bestrebungen, ihre Anwendung zu
verallgemeinern, praktisch da widerlegt, wo nackte Zahlenwerthe bemängelt wurden.
Freilich ist dieser Fortschritt nicht mit einem Abschluss auf dem
Beleuchtungsgebiete zu verwechseln; Aufgabe der Technik wird es vielmehr bleiben,
nach praktisch brauchbaren Mitteln zu suchen, welche eine noch vollkommenere
Umsetzung von Wärme in Licht gestatten, als es beim Auer'schen Glühkörper möglich ist.