Titel: | Beiträge zur Untersuchung der Lederfette. |
Autor: | W. Schmitz-Dumont |
Fundstelle: | Band 296, Jahrgang 1895, S. 259 |
Download: | XML |
Beiträge zur Untersuchung der
Lederfette.
Von Dr. W.
Schmitz-Dumont.
(Schluss der Abhandlung S. 233 d. Bd.)
Beiträge zur Untersuchung der Lederfette.
Die Wirkung des Thranes auf Haut bezieh. Leder ist eine
doppelte, auf der einen Seite die eines Fettes, auf der anderen die eines
Gerbstoffes. Die gerbenden Eigenschaften sind nach FahrionDeutsche Gerberzeitung, 1892 Nr. 33, Zeitschr. f. angew. Chem., 1891 S.
172. darauf zurückzuführen, dass bei dem Gerben mit Thran,
dem Sämischgerbeprocess, zunächst eine Oxydation der ungesättigten FettsäurenNach neueren Untersuchungen Fahrion's kommt hier besonders die
Jecorinsäure, C18H30O2, in Betracht. Chem.-Ztg. 1893 S. 684. zu
Oxyfettsäuren stattfindet und dann diese sich mit der thierischen Faser zu Leder
verbinden. Wesentlich scheint dabei zu sein, dass diese Oxyfettsäuren im status
nascens zur Wirkung auf die thierische Faser kommen, denn mit Degras, d. i. also mit
einem Thranproduct, in welchem die ungesättigten Verbindungen bereits theilweise
oder gänzlich oxydirt sind, konnte Fahrion keine
vortheilhafte Gerbung erzielen. Da nun die Jodzahl ein Maass für den Gehalt an
ungesättigten Säuren und damit für die Oxydationsfähigkeit eines Thranes ist, so
gibt die chemische Analyse in der Jodzahl einen Anhalt zur Beurtheilung des
Gerbevermögens von Thranen. EitnerDer Gerber,
1893 S. 243 und 255. hat bei Versuchen über das
Gerbevermögen verschiedener Thransorten gefunden, dass Dorschthran sehr gut,
Robbenthran gut, Haifischthran schlecht gerbt. In den Sämischgerbereien setzt man
dem Robbenthran Walthran zu, um die Gerbung zu verlangsamen. Diese Thatsachen
stimmen vollauf zu der Abhängigkeit des Gerbevermögens von der Jodzahl; denn Dorsch-
und Robbenthrane haben Jodzahlen im Allgemeinen zwischen 120 und 160, solche von
Walfisch und Delphinen Jodzahlen unter 100Nach
Moore, J. Amer. Chem. Soc., 1889 S. 11 und
155, Benedikt, Analyse der Fette, 1892 S. 367:
Walthran 80,9, Delphin 76,8 bis 99,5, Kiefernöle von Delphinen 30,9 bis
49,6. Benedikt gibt nach Mills für Robbenthrane nur 91 bis 95, während
hier nur einer der untersuchten weniger als 120, nämlich 89,1,
zeigte.; für Haifischthran fehlen noch Angaben über die
Jodabsorption.
Desgleichen hat sich ein Zusammenhang zwischen Jodzahl und dem Ausharzen der Thrane
aus dem Leder gezeigt. Nach Fahrion's Erfahrungen sind
die harzigen Flecken auf dem Leder sehr reich an Oxyfettsäuren, es müssen somit
hauptsächlich die ungesättigten Verbindungen an dieser Erscheinung betheiligt sein,
und dementsprechend fand sich, dass Thrane mit hoher Jodzahl (150 bis 190) weit mehr
ausharzen als solche mit niederer. (Vgl. unten die Notizen über Degras.)
Aus Jodzahl, Verseifungszahl, specifischem Gewicht der Thrane oder dem Schmelzpunkte
der Fettsäuren wird sich nur in seltenen Fällen, selbst wenn frische und reine
Producte vorliegen, ein Schluss auf ihre Abstammung ziehen lassen, da diese Factoren
durch die leichte Veränderlichkeit der Thrane, insbesondere durch Oxydation und
Polymerisation der ungesättigten VerbindungenFahrion, Chem.-Ztg., 1893 S. 434. Bei einem
Thran sank die Jodzahl von 193,7 auf 163;9, während die Dichte von 0,933 auf
0,943 und der Gehalt an Oxyfettsäuren von 0,6 Proc. auf 4,8 Proc. stieg.
Vgl. auch Eitner, Der Gerber, 1890 S. 171, 1893
S. 257., während der Gewinnung, Verarbeitung (Kochen des Thranes)
und Aufbewahrung stark verändert werden, z.B. nimmt mit fortschreitender Oxydation
bezieh. Polymerisation die Jodzahl ab und die Dichte zu. Noch weniger sind die
vielfach empfohlenen Färbungen der Thrane mit Salpetersäure, Schwefelsäure,
Phosphorsäure, Zinnchlorid u.s.w. geeignet, Aufschluss über die Gattung des Thranes
zu geben, da sie an und für sich schon wenig verschieden durch Cholesterin,
Lippochrome und andere zufällige Beimischungen verursacht werden. Geschmack und
Geruch sind bei einiger Uebung noch am ehesten geeignet, Robben-, Leber- und Fisch
thran unterscheiden zu lassen. Die hier untersuchten Robbenthrane zeigten alle einen
specifischen, unangenehmen Geruch und einen unangenehmen, fast etwas süsslichen
Geschmack. Die Fischthrane besassen schwachen am in artigen Geruch und die
Leberthrane gleichfalls einen specifischen, nicht näher definirbaren Geruch und
Geschmack. Durch Alter und Unreinigkeiten werden jedoch auch diese Merkmale oft
verdeckt.
Nur die Fischthrane zeigen sich hier durch höhere Dichte und höheren Schmelzpunkt der
Fettsäuren von den übrigen verschieden. Diese auf dem höheren Gehalt an Stearin und
Palmitin beruhenden Merkmale werden indess bei solchen Fischthranen fehlen, welche
zwecks Gewinnung von Fischtalg durch Kälte und Absetzenlassen möglichst von jenen
beiden festen Fetten befreit worden sind.
Für den Gerber ist die Frage nach der Abstammung des Thranes nebensächlich, und die
Untersuchung braucht ihn im Allgemeinen nur aufzuklären über enthaltene
minderwerthige Zusätze und allenfalls noch über Gerbevermögen und Neigung zum
Ausharzen.
Zu Verfälschungen kommen wohl ausschliesslich Mineral- und Harzöle in Verwendung, da
Pflanzenöle im Preise höher stehen als die geringeren Thrane. Für den Nachweis der
Mineral- und Harzöle im Thran ist der natürliche Gehalt der Thrane an unverseifbarem
Fett nicht störend, da er nur bei dunklen Thranen 1 Proc. übersteigt. Sehr dunkle
zeigten 2 bis 3 Proc. Zu gleichen Zahlen führten die Bestimmungen von FahrionZeitschr. f. angew. Chem., 1893 S.
140.; nur bei zwei Haifischthranen fand er einen abnorm
hohen Gehalt von 4;44 und 5,27 Proc. Letzteres sind indessen Ausnahmen, und man wird
bei einem 3 Proc. übersteigenden Gehalt an unverseifbarem Fett eine Fälschung
annehmen dürfen. Uebrigens werden die in betrügerischer Absicht gemachten Zusätze
von Mineralöl kaum weniger als 10 bis 5 Proc. betragen, da sonst der durch die
Fälschung zu erzielende Gewinn illusorisch wird.
Die unverseifbare Fettsubstanz besteht meistens nur theilweise aus Cholesterin. Bei
einigen Thranen blieb diese Substanz nach Abdestilliren des Petroläthers hellgelb
bis farblos in blättrig-krystallisirtem Zustande zurück und schmolz erst über 100°;
bei anderen zeigte sie sich manchmal als gelbe, wachsartige, überwiegend aber als
braungelb bis dunkelbraun gefärbte syrupdicke Masse. Wenn auch bei den erstgenannten
Thranen das Aeussere des Unverseiften und der Schmelzpunkt auf Cholesterin deuteten,
so wurde doch bei diesen gleich wie bei den anderen das Unverseifte im Reagenzglase
mit Essigsäureanhydrid acetylirt und aus Alkohol umkrystallisirt. Den geringen
Mengen des Unverseiften entsprechend wurden diese Operationen mit sehr kleinen
Mengen des Anhydrids und Alkohols (0,5 cc etwa) ausgeführt. Nach einmaligem
Umkrystallisiren aus Alkohol wurde, mit Ausnahme von zwei Fällen, eine
flockig-krystalline Substanz erhalten. Dieselbe wurde auf minimalen Filtern (0,5 cm
Radius) gesammelt, mit einigen Tropfen Alkohol gewaschen, mit Aether gelöst, die
Lösung auf einem Uhrglas verdampft und aus dem gegewogenen
Tabelle V. Degras.Vgl. „Analysen“ von R. Ruhsam, D. p. J. 1883 285 233.
Textabbildung Bd. 296, S. 261
Sämischdegras für Ziegenleder;
gelbbraun; thranig; grieslicher Brei der Thran theilweise aus der Emulsion
abgeschieden; bräunlichgelb, fest; wenig krystallinisch; Sämischdegras für
Rossleder; schwach thranig; dickbreiig; flüssig; gelb; fest; nicht
krystallinisch; Sämischdegras für Oberleder; seimiger Brei; gelb; weich;
grobkrystallin.; Sämischdegras; schwach thranig; etwas stechend; dünnflüssiger
Brei; scheidet sich bald in Trhran und gelbweisses festes Fett; Sämischmoellon;
dunkel gelbbraun; grieselig; etwas seimig; dunkelgelb; fest; sehr wenig
krystallinisch; Sämischmoellon; dunkel gelbbraun; grieselig; etwas seimig;
dunkelgelb; fest; sehr wenig krystallinisch; dunkelbraungelb; fest; nicht
krystallinisch; etwas körniger Brei; Moellon purum; ockergelb; Moellon de
buffle; schmutziggelb; Prima Moellondegras; dünnflüssig; syrupös; Oxydirter
Thran; Oxydirtes Emulsionsleder fett; Degras; Degras für Lackleder;
Degrasmoellon; Moellon de mouton; Fett aus einem alten gekneteten
Weissgerberdegras; dunkelbraune Flüssigkeit; in welcher ein gelbweisses; sehr
fein zertheiltes Fett suspendirt; seimig; dickbreiig; zähflüssig; dünnflüssig;
breiig; dunkelbraun; ranzig; schwach thranig; dickflüssig; mit Fettkrystallen
durchsetzt; Wollfett vorhanden; wahrscheinlich Wollfett vorhanden; Vgl. Analyses
von R. Ruhsam, D. p. J. 1883 285 233.
Rückstand unter der Annahme, dass er aus
Cholesterylacetat bestehe, der Cholesteringehalt berechnet. Die so gefundenen Zahlen
sind in der Tabelle aufgeführt, sollen indessen nicht den eigentlichen
Cholesteringehalt (vgl. im analytischen Theil über Cholesterinbestimmung) bedeuten,
sondern nur die Anwesenheit dieses Körpers beweisen. Diese acetylirten Substanzen
gaben ausnahmslos schon direct, mit besonderer Schärfe aber nach dem Verseifen mit
alkoholischer Kalilauge die Salkowsky'sche
Cholesterinreaction. Die Verseifung wurde ausgeführt durch Zugabe von etwa 0,5 cc
alkoholischer Kalilauge zu der von der Wägung her auf dem Uhrglase befindlichen
Substanz und Eindampfen auf dem Wasserbade.
Die flüssigen Bestandtheile des Unverseifbaren sind jedenfalls Kohlenwasserstoffe,
entstanden durch geringe Zersetzung der Thrane, insbesondere beim Kochen.Vgl. E.
Dieckhoff,
„Entstehung von Kohlenwasserstoffen aus ungesättigten Bestandtheilen der
Thrane“, D. p. J. 1893 287 41. Engler und
Singer, Ber. d. d. chem. Gesellsch., Bd. 26
S. 1449.
Degras (Tabelle V) ist zur Zeit ein Sammelname für
Lederschmiermittel sehr verschiedener Zusammensetzung, deren gemeinschaftliche Basis
eine Emulsion von oxydirtem Thran und Wasser ist. Der Fabrikation nach lassen sich
drei Arten unterscheiden: Degras nach französischem Verfahren, Weissgerberdegras und
Kunstdegras.Wie schon erwähnt,
wird in Amerika auch das Wollfett als Degras bezeichnet.
Degras nach französischem Verfahren, als Moellon, Sämischmoellon, Moellon pure im
Handel, soll eigentlich nur die wässerige Emulsion des durch den Sämischgerbprocess
oxydirten Thranes sein, wie sie gewonnen wird durch Auspressen der vorher in Wasser
eingelegt gewesenen fertig gegerbten Häute. Dieses Product der einmaligen Pressung,
„premier torse“, zeigt einen besonders hohen Gehalt an Oxyfettsäuren
(Degrasbildnern). Sein eigenthümlicher, manchmal fast aromatisch zu nennender Geruch
erinnert nur noch schwach an den des Thranes. Vielfach wurden die abgepressten
fertigen Leder nochmals mit Thran getränkt und wieder abgepresst, um eine weitere
Menge des werthvollen Degras aus dem Leder zu gewinnen; selbstverständlich war diese
Pressung weniger reich an Oxyfettsäuren. Als nun die im Rückgang befindliche
Sämischgerberei den Bedarf an Degras nicht mehr decken konnte, wurde derselbe in
eigenen Fabriken auf Grund des Sämischprocesses dargestellt, wobei für
Ledererzeugung geringwertige Büffel-, Schaf- und Ziegenfelle immer wieder mit Thran
getränkt und nach genügend vorgeschrittener Oxydation des Thranes abgepresst wurden.
Derartig gewonnener Degras bildet gegenwärtig den Hauptbestand des Handelsartikels.
Seitdem durch die Arbeiten Fahrion'sDeutsche
Gerberzeitung, 1892 Nr. 33 u. f.: Fahrion erhielt Degras auch bei Anwendung von
Baumwollentricotstoff an Stelle der thierischen Haut.
klargestellt ist, dass die typischen Bestandtheile des Degras, die Degrasbildner, stickstoffreie, durch Oxydation der
ungesättigten Fettsäuren des Thranes entstandene Oxysäuren sind, und dass die
Bildung derselben nicht auf eine specifische Wirkung der Hautfaser, sondern auf die
der Oxydation durch den Luftsauerstoff günstige, feine Vertheilung des Thranes in
der Haut zurückzuführen ist, hat man versucht, die Oxydation des Thranes auch auf
anderem Wege durchzuführen. Zu diesem Zwecke wird durch den mit oder ohne Wasser
erhitzten Thran Luft hindurchgepresst; bei einem anderen Verfahren wird der
Thran mit erhitzter Luft in Kammern fein zerstäubt; bei den Degras einer Fabrik,
welche Oxyfettsäuren nach patentirtem Verfahren darstellt, lässt sich aus der hohen
Säurezahl vermuthen, dass sie durch Mischen von Thran mit diesen Oxyfettsäuren
erhalten werden. Diese auf anderem Wege als durch Sämischgerbung fabricirten
Lederschmieren kommen als Degras, Kunstdegras, oxydirter Thran, Emulsionslederfett
und unter anderen Bezeichnungen auf den Markt. Analytisch lassen sie sich von den
eigentlichen Degras nicht unterscheiden. Ueber die Verwendbarkeit und die Erfolge
dieser Präparate in der Lederindustrie konnte noch kein maassgebendes Material
gesammelt werden. Nach ihrer chemischen und physikalischen Beschaffenheit ist von
ihnen jedenfalls die gleiche Brauchbarkeit wie von Sämischdegras vorauszusetzen, und
die verschiedentliche Agitation gegen dieselben ist wohl nur als eine geschäftliche
Polemik aufzufassen.
Die als Weissgerberdegras bezeichneten Producte unterscheiden sich von den bisher
besprochenen durch höheren Wassergehalt und unverkennbar durch die bedeutende Menge
Asche; daneben weisen sie oft noch beträchtlichen Gehalt an Seifen und Hautresten
auf, so dass die analytische Untersuchung einen Weissgerberdegras direct als solchen
kennzeichnet. Im Weissgerberdegras sind 20 bis 40 Proc. Wasser, etwa 3 Proc. Asche
und etwa ebenso viel Seife und HautresteVgl.
die Analysen von F. Simand in Der Gerber, 1890 S. 254. vorhanden,
während in den anderen Wasser selten 20 Proc. übersteigt, Asche und Hautreste nur
einige Zehntelprocente betragen und Seife schlechthin fehlt.Spuren von Kalkseifen können allerdings durch
Einwirkung der Fettsäuren auf geringe in der Haut vom Aeschern her
zurückgebliebene Kalk mengen sich bilden und mit dem Fett ausgepresst
werden.
Diese unterschiedliche Beschaffenheit des Weissgerberdegras rührt von der anderen
Darstellung her, dem sogen. „deutschen Verfahren“ der Degrasfabrikation.
Hierbei werden die Leder zur Entfernung des Fettüberschusses in lauwarme
Potaschenlösung eingelegt und durch nachfolgendes Ausringen das von der Lauge
emulgirte Fett als Weissbrühe erhalten. Auf Zusatz von
Schwefelsäure scheidet sich eine schmierige Fettschicht aus, welche nach dem Waschen
mit Wasser den Weissgerberdegras darstellt. Die von dem Fett abgeschiedene, noch
geringe Mengen Fett enthaltende Flüssigkeit wird Urläuter genannt. Als Curiosum sei erwähnt, dass ein Gerber auch dieses
Abfallproduct zum Fetten von Leder benutzte. Eine uns von diesem zugesandte Probe
zeigte sich als trübe, hellgraugelbe, dünne Flüssigkeit von fauligem, sehr schwach
thranigem Geruch und alkalischer Reaction. Die Analyse ergab:
Wasser
96,63
Proc.
Fett
1,29
„
dunkelbraun, dickflüssig
Fettsäuren als Seife gebunden
1,44
„
Asche
0,60
„
––––––––––––
99,96
Proc.
Die Asche enthielt abzüglich der CO2:
SO3
4,06
Proc.
Cl
Spur
CaO
13,25
Proc.
MgO
1,52
„
Na2O
81,17
„
–––––––––––––
100,00
Proc.
Als gleichartiges, werthloses Product erwies sich ein Weissgerberdegras aus
einer Gerberei in Mauter, Steiermark. Diese trübe, gelbbräunliche, moderig
riechende, alkalische Flüssigkeit setzte sich zusammen aus:
Wasser
95,62
Proc.
Fett
1,82
„
dunkelbraun, zäh-schmierig
Fettsäuren als Seife gebunden
2,14
„
Asche
0,41
„
–––––––––––
99,99
Proc.
Die Asche enthielt abzüglich der CO2:
SiO2
0,60
Proc.
(Sand)
SO3
7,96
„
CaO
10,50
„
MgO
0,45
„
Na2O
80,49
„
–––––––––––
100,00
Proc.
Die eigene Wirkung des Degras auf die damit behandelten Leder ist in der Hauptsache
zurückzuführen auf drei Factoren:
1) Die vorzügliche Emulgirung des Fettes mit dem Wasser, welche das Eindringen des
äusserst fein vertheilten Fettes in das nasse Leder bedeutend befördert. Die gute
Emulgirung ist bedingt durch die Gegenwart der Oxyfettsäuren.Oxyfettsäuren besitzen die Fähigkeit, mit
Wasser dauernde Emulsionen zu bilden, in ganz hervorragendem
Maasse.
2) Auf eine durch einen Gehalt an weder oxydirten noch polymerisirten
Thranbestandtheilen bewirkte Nachgerbung des Leders, welche das Leder geschmeidig
macht.
3) Auf die Wirkung der oxydirten Fettbestandtheile (Oxyfettsäuren bezieh. deren
Verbindungen), welche, nur mechanisch von dem Leder aufgenommen, demselben den
milden vollen Griff geben.
Dieser von Fahrion auf die unvortheilhafte Verwendung
von Degras zur Sämischgerbung gegründeten Ansicht von der rein mechanischen
WirkungZeitschrift für angewandte Chemie, 1891, und
Deutsche Gerberzeitung, 1892.
der Degrasbildner steht eine andere gegenüber, welche gerade diesen Degrasbildnern
einen nachgerbenden Einfluss zuspricht. Als Stütze dieser Vermuthung konnte in der
vorhandenen Litteratur nur eine Beobachtung von F.
SimandDer Gerber, 1890 S. 266.
aufgefunden werden.
Simand behandelte Lederstücke mit Moellon, dessen Gehalt
an Oxyfettsäuren festgestellt war; nach 6 Wochen wurde das nicht gebundene Fett mit
Petroläther extrahirt und aus seiner Menge und den darin enthaltenen Oxyfettsäuren
die Menge der vom Leder gebundenen Fettbestandtheile berechnet. Es fand sich so,
dass 66,76 Proc. des vom Leder zurückgehaltenen Fettes aus Oxyfettsäuren bestanden.
Hieraus indess den Schluss zu ziehen, dass ganz besonders die Degrasbildner des
angewandten Moellons von der Hautfaser gebunden worden seien, ist nicht zulässig, da
während der 6 Wochen, welche zwischen dem Schmieren des Leders und der Extraction
liegen, höchst wahrscheinlich noch Oxydationsvorgänge des Moellons stattfinden,
durch welche obige rechnerische Beziehung des extrahirten Fettes auf das
ursprünglich verwandte sehr fraglich wird. Jedenfalls hat zur Zeit die Ansicht Fahrion's die meiste Wahrscheinlichkeit für sich.
Als Kennzeichen eines guten Degras galt früher nur der Gehalt desselben an
Oxyfettsäuren. Im Anschluss an die Zusammensetzung des nach dem Pressverfahren aus
Sämischleder gewonnenen Abfallfettes, des eigentlichen Naturdegras, wurde von
einem guten Degras bei 20 Proc. Wassergehalt ein Minimum von 12 Proc. Oxyfettsäuren
gefordert.
Fahrion hat nun noch auf einige andere für die
Beurtheilung eines Degras wesentliche Punkte hingewiesen: Der Gehalt an
Oxyfettsäuren nimmt zu mit der Berührungsdauer zwischen Thran und Leder;
gleichzeitig reichert sich indessen auch der Gehalt an stickstoffhaltigen
Bestandtheilen, aus dem Leder stammend, im Thran an, wodurch der Degras eine
syrupöse oder gelatinöse Beschaffenheit annimmt und weniger leicht in das Leder
eindringt. Dieser die Güte des Degras herabsetzende Factor ist also zu
berücksichtigen, ehe auf Grund eines hohen Gehaltes an Oxysäuren die Qualität als
vorzüglich anerkannt wird.
Ferner soll ein guter Degras nicht mehr als 25 Proc. als Oelsäure berechnete freie
Fettsäuren in der wasserfreien Substanz enthalten, weil nach Fahrion's Erfahrungen bei höherem Gehalt ein grosser Theil der festen
Fettsäuren nicht in das Leder eindringt und verloren geht.
Da die Neigung zum Ausharzen bei Degras ebenso wie bei Thran durch die Menge der
ungesättigten Verbindungen gesteigert wird, so ist für einen guten Degras nur ein
gewisses Maximum derselben, gemessen durch die Jodzahl, zulässig; Fahrion hat diesbezüglich nach seinen Versuchen für die
Jodzahl des wasserfreien Degras als oberste Grenze 100 festgesetzt.
In der Praxis wird der reine, nur aus oxydirtem Thran und Wasser bestehende Degras
meist noch mit Talg versetzt. Mit Rücksicht hierauf werden bereits talghaltige
Degras von vielen Fabriken in den Handel gebracht. Durch diesen Zusatz werden die
Interessen des Käufers nicht geschädigt, vorausgesetzt, dass nicht durch schlechte
Arbeit während des Mischens der Talg im fertigen Product sich in Knöllchenform
ausgeschieden hat. Fahrion hat darauf aufmerksam
gemacht, dass in diesem Falle der Talg beim Schmieren auf der Oberfläche des Leders
zurückbleibt.
Durch Zusatz des billigen Mineralöls und Wollfettes wird indess der Geldwerth des
Degras herabgesetzt, und da diese Werthverminderung wohl nie durch entsprechende
Aenderung des Verkaufspreises ausgeglichen wird, so ist der Consument derartiger
Degras geschädigt. Eitner hat öfter darauf hingewiesen,
dass gerade die so beliebten und als bestes Product bevorzugten französischen Degras
mit Mineralöl und Wollfett versetzt werden. Auch die hier untersuchten Producte
französischer Abstammung enthielten mit Ausnahme eines einzigen Mineralöl und zum
Theil auch Wollfett.Geringe Mengen
Wollfett können auf natürlichem Wege in den Degras gelangen durch Verwendung
sehr fetthaltiger Schaffelle bei der Fabrikation.
Auffallend sind die Degras Nr. 1, 2, 3, 6, 7 durch ihre ungemein hohe Säurezahl;
sämmtliche entstammen derselben Fabrik. Gegenüber der Forderung Fahrion's von weniger als 25 Proc. freien Fettsäuren
(als Oelsäure berechnet) für einen guten Degras wäre es von ganz besonderem
Interesse gewesen, etwas über die Wirkung dieser 52,38 bis 59,82 Proc. freie Säuren
haltenden Producte auf das Leder zu erfahren; leider fehlte es auch hier an
Beobachtungen aus der Praxis.
Von Zeit zu Zeit tauchen, zumeist unter sehr volltönenden Namen, Präparate auf,
welche durch die Reclame als billige und überlegene Ersatzmittel für Degras
angepriesen werden,
bei chemischer Untersuchung sich indess als werthlose, oft auch als schädliche
Producte herausstellen. Es sei hier nur auf den „consistenten Thran“, ein
Gemisch von Vaselinöl mit einem durch Kalk verseiften Thran, und auf das
„Corroϊne“Der Gerber, 1895 S. 85., ein mit
Wasser emulgirtes Gemisch von Vaselinöl und Wollfett, hingewiesen.
Im Anschluss mögen noch die gegenwärtigen Preisnotirungen einer Anzahl Lederfette
gegeben sein. Wenn auch dieselben, besonders für Thran, beträchtlichen Schwankungen
unterliegen, so erlauben doch die hier angeführten immerhin einen Einblick in das
gegenseitige Werthverhältniss der Fette.
Die folgenden Preise gelten für 100 k verzollte Waare franco Station Dresden:
Australischer Schaftalg
55
bis
57
M.
Prima-Rindstalg
56
„
65
„
Secunda-Rindstalg
52
„
58
„
Geringe hellfarbige Schweinefette
51
„
Cochin-Cocusöl
57
„
Ceylon „
52,5
„
Hamburger Cocusöl
48
„
Palmkernöl
44,5
„
Palmöl, Prima-Lagos
48,5
„
„ Popotogo
46,5
„
Cottonöl
41,5
„
47
„
Leinöl
52
„
64
„
Mineralöl
16,5
„
Russisches Lederöl
39
„
42
„
Prima-Vaselinöl
48
„
50
„
Vaselinelederfett
50
„
54
„
Robbenthran, abgeklärt gelbblank
44
„
„ braunblank
44
„
„ hell
45
„
Dreikronenthran
43,5
„
Leberthran, braun
44,5
„
Dorschthran, gelbblank medicinal- artig
57
„
Dorschthran, braunblank
51
„
Neufundlandthran, weiss
61
„
„ sehr hell,
fast geruchlos
48
„
Japan-Fischthran, röthlichtrüb
29
„
Ostsee-Fischthran, hell
43
„
„ „ braun
36
„
Walthran, braun
27
„
„ röthlich
32
„
Degras, je nach Güte des verwandten Thranes und
Talges
56
„
66
„
Oxydirter Thran
55
„
Oxydirtes Emulsionslederfett
60
„
Chemisches Laboratorium der Forstakademie Tharand.