Titel: | Ellipsograph in Zirkelform. |
Autor: | -r. |
Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 14 |
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Ellipsograph in Zirkelform.
Mit Abbildung.
Ellipsograph in Zirkelform.
Ellipsographen, die sich wie Zirkel hantiren lassen, sind bisher in der deutschen
Litteratur nur von Rittershaus in den Verhandlungen des
Vereins zur Beförderung des Gewerbfleisses in
Preussen, 1874, und zwar mit vorzüglichen Abbildungen ausgestattet, gegeben
worden. Es dürfte daher nicht unangezeigt erscheinen, wenn wir hier eine von den
genannten abweichende Form, welche der Erfinder A. J.
Wiley in den Engineering News, 1892 S. 473,
erörtert, in Kürze behandeln. Das Instrument (s. Figur) beruht einfach auf dem
Princip der schrägen Projection des Kreises, mit anderen Worten: Die Zeichnungsebene
schneidet den Kreiscylinder schief ab.Eines
müssen wir aber hier noch vorausschicken: In Carl,
Repertorium der Mathematik und Physik, 1877 Bd. 13 S. 528, ist
schon ein Ellipsograph von L. Burchard,
Königsberg in O.-Pr., beschrieben und angegeben worden, dass derselbe vom
dortigen Mechaniker Otto Moewig für 15 M. zu
beziehen sei. Dieses einzige Instrument ist dem hier zu beschreibenden etwas
ähnlich, beruht auf derselben Grundidee, nur ist es unseres Erachtens
complicirter gebaut.
Textabbildung Bd. 297, S. 13
Wiley's Ellipsograph.
Die continuirliche Projection des Kreises auf die Ellipsenebene wird von dem
Instrument auf folgende Weise ausgeführt: Die Achse des Instruments, eine stählerne
Stange, welche an einem Ende zu einer Nadelspitze geschärft ist, bildet die Achse
eines Cylinders. Sie wird unter jedem Winkel mit der Ellipsenebene von einem ein T bildenden Arme in ihrer Lage erhalten. Der Arm ist mit
einer eingesteckten Schleife am oberen Ende der Achse eingehängt. Eine zweite
Schleife, welche einen kleineren angehängten Arm trägt, an dessen unterem Ende der
Punkterzeuger angebracht ist, bewegt sich frei an der Achse des Instruments.
Wenn eine Ellipse, deren Achsen gegeben sind, gezeichnet werden soll, so wird der
Nadelpunkt der Instrumentenachse auf den Mittelpunkt der Ellipse eingestellt. Indem
man die Nadelspitze des Unterstützungsarmes auf der verlängerten grossen Achse fortführt, setzt man
dann den Punkterzeuger auf die kleine Halbachse und gibt der Instrumentenachse
mittels ihres Unterstützungsarmes eine derartige Neigung, dass der Punkterzeuger den
Endpunkt der grossen Achse berührt. Die Instrumentenachse fällt nun mit der Achse
des abgeschnittenen Cylinders zusammen und die Zeichnungsebene repräsentirt die
Schnittebene. Die Ellipse wird beschrieben, indem man die Schleife, welche den
Punkterzeuger trägt, dreht und diesen gleichzeitig auf die Zeichnungsfläche drückt.
Die Ellipse kann direct vom abgeschnittenen Cylinder gezeichnet werden, indem man
den Punkterzeuger an den Radius des Cylinders setzt und den Winkel zwischen der
Instrumentenachse und der grossen Achse der Ellipse gleich der betreffenden Neigung
der Schnittebene macht.
Um die Ellipse in Bleistift herzustellen, kann man den gewöhnlichen Bleistifteinsatz
der Zirkel benutzen, aber um dieselbe mit Tusche zu zeichnen, ist es nothwendig,
dass sich der Federpunkt in einer Ebene bewegt, welche senkrecht zum Papier ist.
Dies wird erreicht, indem man die Feder an ein Fahrgestell befestigt, das sich am
Erzeugungsarm befindet und zwei Räder trägt. Unsere kleine Figur erläutert dies
näher. Die Zeichenfeder wird durch eine Druckfeder leicht gegen das Papier gedrückt
und ist mit einer feinen Correctionsschraube verbunden, um die genaue Einstellung
vorzunehmen, nachdem die grobe Einstellung mittels des Erzeugungsarmes besorgt
worden ist. Die scharfe Einstellung der Achsenneigung sollte ebenfalls vorgenommen
werden, indem man die Achse in der angehängten Schleife, an welche der
Unterstützungsarm befestigt ist, in Drehung versetzt.
Das Instrument hat die gleiche Eigenschaft für Ellipsen, wie sie der gewöhnliche
Zirkel für Kreise besitzt, und dasselbe kann wie der Zirkel durch Anwendung einer
Verlängerungsstange ausgedehnt werden. Es ist speciell zur Herstellung sehr kleiner Ellipsen von Werth; die Umdrehung des
Punkterzeugers um eine feste Achse ist die vollkommenste Methode zur Beschreibung
genauer Kreise und ebenso gut erzeugt er kleine Ellipsen. Beim isometrischen
Zeichnen, wobei alle Kreise in den isometrischen Ebenen zu Ellipsen von derselben
Excentricität werden, ist die Neigung der Instrumentenachse immer dieselbe und man
braucht nur den Punkterzeuger auf die kleine Halbachse zu setzen, deren Einheit der
isometrische Durchmesser multiplicirt mit 0,707 ist. Dadurch erreicht man, dass die
Herstellung isometrischer Ellipsen ebenso schnell und genau geschieht, wie das
Zeichnen von Kreisen mit dem einfachen Zirkel, wodurch dieses sehr werthvolle
Zeichensystem noch populär werden wird. – Zu Proben hatten wir selbst noch keine
Gelegenheit, da uns der betreffende Apparat noch nicht zur Verfügung stand.
-r.