Titel: | Mac Arthur's und Forrest's Cyanidmethode zur Goldextraction. |
Autor: | Leo |
Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 88 |
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Mac Arthur's und Forrest's Cyanidmethode zur
Goldextraction.
(Nach C. G. Särnström
in Teknisk Tidskrift, 1895, 3.)
Mac Arthur's und Forrest's Cyanidmethode zur
Goldextraction.
In Afrika machte man den ersten Versuch mit Mac Arthur's
Cyanidprocess im J. 1889 bei Barbarton im De Kaap-Districte; aber da Witwatersrand
schnell der hauptsächlichste Golddistrict wurde, verlegte man den ausgedehntesten
Betrieb dahin. Die Goldsucher in Südafrika brachten demselben tiefes Misstrauen
entgegen, welches erst verschwand, als die neue Gesellschaft African Gold Recovering Co. anfing, Abfälle von anderen Werken,
„Tailings“, aufzukaufen, und darauf eine gewinnbringende Golderzeugung
begründete. Von da an beurtheilten auch die älteren Gesellschaften den Cyanidprocess
günstiger. Derselbe geht davon aus, das im Erze enthaltene metallische Gold mittels
einer verdünnten Lösung von Cyankalium in KAuCy2
umzusetzen und aus derselben das Gold mittels metallischen Zinkes auszufällen.
So einfach dieser Process anscheinend ist, so ist er doch mit verschiedenen
Schwächen behaftet, die ihn in zahlreichen Fällen weniger passend hinstellen zufolge
der geringen Haltbarkeit des Lösungsmittels und der Unmöglichkeit, das Cyankalium
aus den zinkischen Niederschlägen wieder zu regeneriren; er eignet sich nur für
solche Erze, die folgende Bedingungen erfüllen:
1) Das Gold muss in fein zertheiltem Zustande vorkommen, mag man Erze, Schliche oder
Abfälle verarbeiten; gröbere Körner werden vom Cyankali nur sehr langsam gelöst.
2) Das Material darf solche Stoffe nicht enthalten, welche KCy absorbiren, wie
Kupferverbindungen und Silbererze, Oxydationsproducte von Kiesen, d.h. Eisensulfat,
freie Schwefelsäure u.s.w.
3) Das Material muss vor allen Dingen leicht auslaugbar und waschbar sein, also eine
passende Korngrösse oder Feine besitzen; Erze, welche beim Zerkleinern in Staub
überzugehen pflegen, sind nicht geeignet für den Process, weil sie im Lösungsgefäss
teigig werden und weder die lösende Flüssigkeit, noch das Waschwasser durchlassen, –
Zeitaufwand und Verbrauch an Cyankalium werden dadurch unvortheilhaft
vergrössert.
Die südafrikanischen Golderze entsprechen diesen Bedingungen in ganz ungewöhnlichem
Umfange und der Mac Arthur-Process ist in Folge dessen vorzüglich zu ihrer
Zugutemachung geeignet.
Was die Lösung des Goldes angeht, so scheint aus Faraday's eben aufgeführten Wahrnehmungen hervorzugehen, dass der
Sauerstoff der Luft dabei eine gewisse Rolle spielen mag oder dieselbe wenigstens
erleichtert; in diesem Falle würde sich der chemische Verlauf durch die Formel
ausdrücken lassen:
2Au + 4KCy + O + H2O = 2KAuCy2 + 2KOH,
die auch für Silber gilt, während Kupfer, Blei, Eisen und Zink
in einer Lösung von Cyankalium auf Kosten des Sauerstoffes des Wassers, somit unter
Wasserstoffgasentwickelung gelöst werden. Mac Arthur
und Janin behaupten indessen, dass die Lösung des
Goldes nach der Formel vor sich geht:
Au + 2KCy + H2O = KAuCy2 + KOH + H.
Mag dies sein, wie ihm wolle, unter normalen Verhältnissen
würden 130 Gewichtstheile KCy 196 Theilen Gold entsprechen, oder 2 Theile KCy würden
3 Theile Gold lösen können. Thatsächlich aber werden nicht weniger als 40 und noch
mehr Gewichtstheile KCy auf 1 Gewichtstheil Au erfordert. Grund dieses unerhört
grossen Verbrauchs ist in der leichten Zersetzbarkeit des Cyankaliums gelegen und in
dem Einflüsse der verschiedenen fremden Stoffe in den Erzen: es wird zum Theil schon
bei der Auflösung im Vorrathsgefässe durch die Einwirkung von Luft und Licht und
durch die Unreinigkeiten des Wassers zersetzt. Es ist eine bekannte Sache, dass
Cyankalium an der Luft Blausäure entwickelt unter Aufnahme von Wasser und
Kohlensäure, der Formel entsprechend:
KCy + H2O = KOH + HCy
und 2KCy + CO2 + H2O = K2CO3 + 2HCy,
und wahrscheinlich enthält eine Cyankaliumlösung wenigstens
theilweise KCy und freies KOH in Folge der geringen Affinität des HCy zu Alkalien,
woraus sich die leichte Zersetzung der Lösung und der starke Geruch nach Blausäure
in ihrer Nähe erklärt. Ausserdem wird das Cyankalium vom Sauerstoff der Luft zu
Kaliumcyanat oxydirt, welches allmählich in Kaliumbicarbonat und Ammoniak sich umsetzt, wie aus
folgender Formel hervorgeht:
KCN + O = KCNO und KCNO + 2H2O =
KHCO3 + NH3.
Schwefelkieshaltige Erze, längere Zeit der Einwirkung von Atmosphärilien ausgesetzt,
enthalten in Folge der Oxydation sowohl Eisensulfat, wie freie Schwefelsäure, die
beide auf KCy zerlegend einwirken. Mit Ferrosulfat bildet KCy unter Beihilfe des
Luftsauerstoffes Fe7Cy18 – Berlinerblau –, Fe2(OH)6 und Kaliumsulfat, und mit Ferrisulfat werden
Eisenoxydhydrat, Kaliumsulfat und Cyanwasserstoff gebildet:
Fe2(SO4)3 + 6KCy + 6H2O = Fe2(OH)6 + 6HCy + 3K2SO4.
Ausgefälltes Eisenoxyd wirkt auch auf KCy unter Bildung von Kaliumeisencyanür:
Fe(OH)2 + KCy = K4FeCy6 + 2KOH.
Hat dagegen der Kies Veränderung nicht erlitten, so wirkt er nur unbedeutend
zerlegend auf Cyankalium; ebenso verhält es sich mit Bleiglanz, Zinkblende, Hämatit
und Limonit führenden Golderzen. Grosse Schwierigkeiten erwachsen dagegen aus einem
2 bis 3 Proc. übersteigenden Kupfergehalte, mag er als Kies oder in anderer Form
vorkommen, weil er durch KCy gelöst wird und den Verbrauch daran erheblich
vergrössert, so dass man stärkere Lösung als ¼procentige nicht benutzen soll. Das
Gleiche ist der Fall mit Silber, soweit es nicht als Schwefelsilber vorkommt,
welches in KCy unlöslich ist.
Der Verlust an Cyankalium kann wesentlich verkleinert werden durch möglichste
Beseitigung der vorhandenen Verlustquellen; dazu sind wirksam: die Anwendung reinen
Cyankaliums und reinen Wassers, zweckmässige Vorbereitung der Erze (passende
Korngrösse, Waschen mit Alkali oder Kalkwasser vor der Auslaugung mit Cyankalium
u.s.w.) und Abschluss von Luft.
Das Auslaugen von Erzen oder Abfall geschieht in grossen, zirkelrunden Holzbottichen,
die bis zu 400 t fassen; dieselben sind mit falschen Böden versehen, über denen
Kokosmatten und eine Schicht groben Sandes als Filter ausgebreitet sind; die
filtrirte Lauge wird am Boden des Gefässes abgezapft.
Man übergiesst zuerst mit starker Lauge, die 0,6 bis 0,8 Proc. KCy enthält, lässt
dieselbe 12 Stunden lang auf dem Erze stehen und lässt alsdann neue Lösung gleicher
Stärke zulaufen, die je nach dem Goldgehalte 6 bis 12 Stunden wirken muss. 1 t Erz
erfordert in der Regel ½ t Lösung vorher genannter Stärke; nachdem diese abgelassen,
wird eine schwächere, 0,2- bis 0,4procentige, zugelassen, welche 8 bis 10 Stunden
wirken muss; diese letztere besteht aus der stärkeren Abfallauge nach erfolgter
Ausfällung des Goldes mit Zink, von welchem ebenfalls etwa ½ t gebraucht wird.
Zuletzt wäscht man das Erz mit reinem Wasser aus, leert den Bottich und besetzt ihn
wieder mit einer neuen Charge. Der Verbrauch an Cyankalium beläuft sich auf 1,25 bis
1,50 k für 1 t Erz, bis auf 2 k bei Erzen geringerer Qualität.
Hat man mit guten Erzen zu thun, so lässt man dieselbe Lauge durch mehrere
Extractionsbottiche nach einander gehen; sie reichert sich dadurch mit Gold mehr an
und wird ärmer an Cyankalium – Erfolg: verminderter Aufwand daran. Die nöthige
Cyankaliumlösung wird in besonderen Behältern in Vorrath fertig gestellt unter
Zusatz von concentrirter Lösung zu sogen. Abfallauge oder Waschwasser bis zur
erforderlichen Haltigkeit; an manchen Stellen setzt man auch KCy in fester Form
direct in die Laugapparate zu.
Die sonst gewöhnlichen Fällungsmittel sind für die Ausfällung von Gold aus
Cyankaliumlösung nicht verwendbar; man benutzt dazu fast ausschliesslich Zinkspäne
mit, frischer Oberfläche. Die Reaction erfolgt nach der Formel:
2KAuCy2 + Zn = K2ZnCy4 + 2 Au;
danach sollten 65,1 Gewichtstheile Zn 393,4 Gewichtstheile Au
oder 1 Zn 6 Au ausfällen. In praxi wird nicht weniger als 14mal soviel Zn als Gold,
d.h. 84mal mehr als die chemische Formel ergibt, gebraucht, wenn man absieht von den
dabei eintretenden Nebenreactionen.
Weil das Gold sich in Pulverform auf dem Zink niederschlägt, zerlegt sich durch
galvanische Wirkung Wasser; das Zink oxydirt sich unter Entwickelung von
Wasserstoffgas nach Formel:
Zn + 2H2O = Zn(OH)2 + 2H;
es wird aber nicht allein Gold ausgefällt, und dieses nicht
allein veranlasst die genannten Nebenreactionen, sondern auch As, Sb, Ag und Cu
spielen dieselbe Rolle.
Durch die Einwirkung des Zinkoxydhydrats auf das überschüssige Cyankalium entsteht
Kaliumzinkcyanid und Kalihydrat in folgender Weise:
Zn(OH)2 + 4KCy = K2ZnCy4 + 2KOH;
das hierbei wie bei mehreren vorhergehenden Veranlassungen
gebildete kaustische Alkali löst neuerlich Zink unter Wasserstoffgasentwickelung und
Bildung einer Zinkalkaliverbindung nach Formel:
Zn + 2KOH = Zn(OK)2 + 2H,
welche wieder auf die KCy-Lösung wie folgt wirkt:
Zn(KO)2 + 4KCy + 2H2O = K2ZnCy4 + 4KOH
Kaliumzinkcyanid löst kein Gold und da bis jetzt eine Regenerirung des Cyankaliums
aus dieser Verbindung noch nicht gelungen ist, so ist dieses für den Process
verloren.
Starke und schwache Goldlösungen gehen durch verschiedene Systeme von Fällgefässen,
und die Endlaugen werden ebenso in getrennte „Behälter“ aufgesammelt, von wo
aus die cyanhaltigen nach den Vorrathsgefässen oder direct in die Auslaugebottiche
zurückgepumpt werden, während man die erschöpften Laugen weglaufen lässt.
Durch die angeführten Reactionen wird in den Fällgefässen viel Cyankalium verloren
und die Lösung verlässt dieselben viel ärmer daran, als sie dahin gelangte. Der
Goldschlamm enthält ausser Gold und Silber erhebliche Mengen Pb, Zn, Cu, Sb und As.
Zur Decomponirung der Cyanverbindungen und zur Oxydirung der unedlen Metalle wird
der Schlamm geröstet und in Tiegeln ausgeschmolzen. – Die Gesammtkosten des
Cyanidprocesses belaufen sich auf 4 bis 8 Shilling für 1 t; davon entfallen 2 bis
2,5 Shilling auf Chemikalien.
Zink als Fällungsmittel veranlasst somit verschiedene Ungelegenheiten einerseits
durch die Bildung von Kaliumzinkcyanid, welches weiter unverwendbar bleibt,
fortgeschafft und unschädlich gemacht werden muss – eine üble Arbeit wegen der
Entwickelung giftiger Gase – andererseits aber auch, weil das Zink in Form von Dreh-
und Bohrspänen mit frischen Oberflächen zur Verwendung kommen muss. um dieser
Uebelstände ledig zu werden, hat man andere Fällungsmethoden anzuwenden versucht –
bis jetzt keine mit durchschlagendem Erfolg. Man versuchte unter anderen Molloy's Fällverfahren mit Natriumamalgam; die Scheideanstalt zu
Frankfurt a. M. empfahl zur Mac Arthur-Methode Aluminium an Stelle von Zink, und Siemens und Halske fällen mittels Elektrolyse das Gold
aus der Cyankaliumlösung.
Molloy stellt das Natriumamalgam mittels elektrischen
Stromes her, den er in Quecksilber eintreten lässt, welches auf dem Boden des
Fällgefässes sich befindet und in welchem ein Cylinder oder ein anderes isolirtes
Gefäss so eingestellt ist, dass es mit dem unteren offenen Ende im Quecksilber
steht. Dieses Gefäss ist mit Sodalösung gefüllt, in welche mittels Bleianode der
Strom eingeführt wird. Dabei soll der elektrische Strom Natrium abscheiden, welches
vom Quecksilber aufgenommen wird und auf die Goldlösung wirkt. Resultate, mit diesem
Verfahren erhalten, wurden bisher nicht bekannt.
Verwendet man Aluminium als Fällmittel von Gold aus Cyankaliumlösung, so fallen die
aus der Benutzung von Zink entspringenden Unbequemlichkeiten und Nachtheile weg und
das Cyankalium wird wiedergewonnen.
Allerdings ist Aluminium als Metall 12mal theurer als Zink, aber der Preisunterschied
wird reichlich ausgeglichen durch die erheblich grössere Ausbeute an Gold, welche
ein Gewichtstheil AI mehr ausfällt als Zn; immer aber liegt der grösste Vortheil in
der Möglichkeit einer vollständigen Regenerirung des Cyankaliums nicht allein beim
Cyangold, sondern auch bei den übrigen Cyanmetallverbindungen, unter Ausscheidung
von Thonerdehydrat: 6AuKCy2 + 6KOH + 2Al = 6Au +
12KCy + Al2(OH)6.
Man erzielt in Folge dessen damit einen reineren Goldniederschlag, der unter
geringeren Verlusten weiter behandelt werden kann, wenn auch das voluminöse
Thonerdehydrat gewisse Unbequemlichkeiten bereitet. Die mitfolgende Thonerde
verschlackt beim Einschmelzen leicht, während Cyanzink und metallisches Zink dabei
in Verlust gehen.
Nach Siemens und Halske's Verfahren wird das Gold
elektrisch ausgefällt, dazu werden die Anoden aus Eisenblech, die Kathoden aus
Bleiblech hergestellt. Die Spannung ist 10 Volt. Das Gold u.s.w. fällt auf dem
Bleibleche aus, während sich Eisencyanürcyanid (Berlinerblau) Fe7(CN)18 bei der
Anode bildet; wenn diese mit einem Ueberzug versehen wird, soll man den Niederschlag
von Eisencyanürcyanid bei der Anode sammeln können, anderenfalls verbreitet er sich
flockig durch die Lösung. Die Möglichkeit, Cyankalium daraus wieder zu gewinnen,
verbunden mit dem Vortheile einer zinkfreien Lösung, kann das Verfahren empfehlen,
selbst wenn es weniger ökonomisch vortheilhaft sich herausstellen sollte.
Zum Cyanidverfahren kann man auch Hannay's Vorschlag
einbeziehen, auch wenn sein sogen. allgemeiner Goldextractionsprocess noch weniger
erprobt wurde.
MacArthur's Methode ist, wie oben gesagt, nicht bei
allen Golderzen anwendbar; auch das Amalgamverfahren eignet sich nicht für alle,
weil das Quecksilber dabei in Pulverform übergeht und in diesem Zustande kein Gold
mehr aufnimmt. Hannay's Goldextractionsprocess ist
gleichzeitig ein Amalgamirungs- und ein elektrolytischer Process, bei dem Cyankalium
die Rolle des Elektrolyts spielt. Er wird in einem runden Bottich zur Ausführung
gebracht, in welchem das Quecksilber als Kathode wirkt und der Strom durch eine an
der Umwandung des Gefässes angebrachte ringförmige Anode aus Graphit, mit einem
Bindemittel hergestellt, eingeführt wird; letzterer berührt das Quecksilber
nicht. In der Mitte des Bottichs ist ein Rührwerk angebracht, durch welches das Gold
in lebhaften Contact mit dem Quecksilber gebracht wird; dadurch wird das gröbere,
wie das feinvertheilte Gold gleichzeitig aufgenommen; das feinere löst das
Cyankalium auf und fällt der elektrische Strom auf der Kathode wieder aus, welche
vom Quecksilber vertreten wird.
Dies Verfahren besitzt anscheinend grosse Aehnlichkeit mit dem oben angeführten von
Molloy, ist aber wohl mit nicht unwesentlichen
Schwächen behaftet.
Dr. Leo.