Titel: | Neuere Nietmaschinen. |
Fundstelle: | Band 297, Jahrgang 1895, S. 269 |
Download: | XML |
Neuere Nietmaschinen.
Mit Abbildungen.
Neuere Nietmaschinen.
Seit dem Jahre 1838 sind Nietmaschinen im Gebrauch. William
Fairbairn in Manchester gilt als erster, welcher die Nietmaschine erdacht
und gebaut hat. Demselben folgten 1844 Schneider in
Creusot; 1854 Roberts in Manchester; 1859 Sparrow in Nordamerika; 1862 Cook in Glasgow; 1863 Donald zu Johnston,
Schottland.
Im Wesentlichen wurden diese Nietmaschinen mittels Excenter-, Hebel- und
Räderübertragung und zwar durch Riemen betrieben. Unmittelbarer Dampfbetrieb wurde
bei Nietmaschinen 1845 von Garforth zu Dukinfield in
Cheshire, Presswasser 1846 von May in Ipswich,
Druckluft 1860 von Shanks in London angewendet.
Die Nietmaschinen kamen zunächst zum Nieten von Brücken- und sonstigen
Fachwerksträgern, später zu Dampfkesselarbeiten in Verwendung. Lemaitre in Paris 1844 bezieh. 1846 Ledru, ebenfalls in Paris, bauten Nietmaschinen zur
Herstellung von Röhren (vgl. K. Karmasch, Geschichte der
Technologie, 1872 S. 377).
Textabbildung Bd. 297, S. 270
Nietmaschinendiagramm.
Seit 1870 ist das mechanische Nieten in den englischen Kesselschmieden fast allgemein
geworden, während Nietmaschinen in Deutschland langsam aber stetig fortschreitende
Aufnahme finden. Beim Bau grosser Schiffskessel ist die Nietmaschine wohl nicht mehr
zu entbehren, dagegen können gewöhnliche Dampf- und Locomotivkessel
verhältnissmässig billig mit Handarbeit genietet werden, woraus auch die verzögerte
Einführung der Nietmaschinen erklärt ist. Durch die Einführung der Nietmaschine ist
die Verwendung von Stahlmaterial bei grossen Brückenbauten und im Schiffsbau erst
möglich geworden, denn das fehlerfreie Schliessen 50 mm starker Nieten überschreitet
wohl die Grenzen der Menschenkraft. – So wird zum Schliessen 38 mm starker
Stahlnieten in 33 mm starke Stahlbleche ein Druck von 30 t für den Blechschluss, von
45 t für die Nietkopfbildung und zuletzt ein Schlussdruck von 45 + 30 = 75 t
angenommen, was einer Flächenpressung von 40 k/qmm auf den Schaftquerschnitt bezieh. beim
Schlussdruck von 23 k/qmm auf die Kopfprojection gleichkommt. In Wirklichkeit werden diese
Drücke um ein bis zwei Drittheile überschritten, wie aus dem Diagramm (Fig. 1 bis 3) ersichtlich, weil bei
Anwendung eines Gewichtsaccumulators (Stossaccumulators) durch die lebendige Kraft
des niedergehenden Belastungsgewichtes eine Bewegungspressung in der
Druckflüssigkeit hervorgerufen wird, welche die statische Pressung um den oben
angegebenen Betrag überschreitet.
Diese lebendige Kraft hängt von der raschen Wasserentnahme bei unzulänglichem
Widerstandsdruck ab und stellt in der Gesammtwirkung nichts weiteres als eine
theilweise Rückgabe der vorher unvollständig ausgenutzten Wasserkraft vor.
Nun tritt beim Anstauchen des Nietstiftes dieser Bewegungsvorgang in vollem Maasse
ein, so dass beim Fertigstellen des Schliesskopfes ein Enddruck wirksam wird,
welcher unter Umständen dem Schlussdruck gleicht, welcher aus der Entlastung des
Blechschlusskolbens entwickelt wird.
Textabbildung Bd. 297, S. 270
a Handnietung; b
Maschinennietung, Loch nicht aufgerieben; c
Maschinennietung, Loch aufgerieben.
Bei tragbaren Nietmaschinen mit Druckwasserbetrieb werden nicht nur die
Kolbenabmessungen, sondern auch die Wasserpressungen auf das Nothwendigste und zwar
letztere aus dem Grunde beschränkt, um die Rohrleitungen nicht zu sehr anzustrengen.
Bei standfesten Nietmaschinen entfällt zum Theil diese Beschränkung, weshalb der
Wirkungsgrad bei leichter Arbeit bedeutend abfällt, sofern nicht die Spannung der
Arbeitsflüssigkeit geregelt werden kann, was bei Gewichtsaccumulatoren zwar möglich,
doch immer umständlich ist, sobald der Kraftsammler zum Betriebe verschiedener
Maschinen dient. – So kann es vorkommen, dass der Schaftquerschnitt eines
Nietbolzens mit s = 80 bis 140 k/qmm und die
Projection des Schliesskopfes beim Schlussdruck mit k =
50 bis 90 k/qmm
gepresst wird, was doch überflüssig viel ist, sofern Pressungen von s = 40 bis 70 k/qmm auf den Schaftquerschnitt einer Stahlniete als
zureichend ermittelt worden sind. Uebrigens liegt der wesentliche Vorzug einer
mittels Maschine geschlossenen Niete in der völligen Ausfüllung des Nietloches durch
den mit stetig ansteigendem Druck gestauchten Nietstift und in einem sauberen
Anlegen des Schliesskopfes, was in Fig. 4 bis 6 anschaulich gemacht
ist.
Wird nur der Nietstift glühend gemacht, der Setzkopf aber kalt erhalten, so ist ein
richtiger Anschluss des Setzkopfes an das Blech auch beim Maschinennieten nicht
immer gewährleistet. In Fig.
7 und 8 sind
durch versetzte Löcher geschlagene fehlerhafte Nieten gezeigt.
Das Nieten mittels durchgehends erhitzten Nieten birgt aber die Gefahr in sich, dass
bei vorzeitiger Entlastung im Nietstift gefährliche Zugspannungen eintreten, welche
bei scharfen Lochrändern das Einreissen der Köpfe oder auch das Abspringen derselben
im Gefolge hat. Beim Kesselnieten darf daher der Arbeitsbetrieb nicht zu sehr
beschleunigt werden, weshalb eine allzu grosse Nietleistung nicht immer als Vortheil
anzusehen ist.
Textabbildung Bd. 297, S. 270
Fehlerhafte Nieten.
Wenn auch beim Nieten von Trägern das Zusammenpassen der Theile gleichzeitig mit der
Nietkopfbildung vorgenommen wird, so ist dies beim Kesselnieten entschieden zu
vermeiden. Schon vor der Bindung des Schliesskopfes müssen die zu vernietenden
Bleche zum strengen Anschluss gebracht werden, wobei vorhandene Unebenheiten am
Lochrand sich ausgleichen. Gefährlich sind aber eingekeilte Bohrspäne (Fig. 9), die beim gleichzeitigen Durchbohren zweier
Bleche in die Fuge sich einlegen, weshalb vor dem Nieten die Blechplatten aus
einander gehoben und von Bohrspänen gereinigt werden sollen. Selbstredend werden die
äusseren Lochränder abgefast, während das Abfasen der innenliegenden Ränder (Fig. 10) aus dem Grunde nicht empfehlenswerte erscheint, weil
das Herausschlagen fehlerhafter Nieten dadurch erschwert wird. Auch bildet das in
die durch Abfasen entstandene Lochfuge eintretende Nietmaterial einen Keilring,
welcher die Blechplatten von einander zu treiben sucht und den Verband eher lockert
als fördert.
Textabbildung Bd. 297, S. 271
Fig. 9.Fehlerhafte Niete.
Textabbildung Bd. 297, S. 271
Fig. 10.Niete mit innerer Randfase.
In Bezug auf die Arbeitsgenauigkeit ist die Maschinennietung bei vorsichtiger
Behandlung der Handnietung zweifellos überlegen (Fig. 4 bis 6). Auch wird bei der
Maschinennietung das Verstemmen der Schliessköpfe erspart, während das Verstemmen
der Blechränder auch hier selten zu umgehen ist.
Ist der nach aussen zu um 1 bis 1,5 mm verjüngte Nietstift zu lang, so wird das
überflüssige Material am Schliesskopfrand hervorquellen (Fig. 9). Ist die Druckkraft zu gross, so presst der Nietstempel eine
scharfe Ringnuth in das Blech, was einer Schwächung und Beschädigung gleichkommt.
Ist der Nietstift nicht frei von Zunder, so bleibt die Verbindung zwischen
Nietschaft und Blech mangelhaft.
Wird jedoch die Nietung mit einfacher Druckwirkung vorgenommen, so kann das Material
des weissglühenden Nietstiftes zwischen die Blechplatten zum Ausfliessen gebracht,
wodurch die Blechplatten trotz des hohen Arbeitsdruckes aus einander getrieben
werden (Fig. 9). Bei Verwendung kalt gehaltener
Setzköpfe wird bei scharfen Lochrändern ein Aufsetzen in der Holzkehle des Nietes
und ein Abstehen der Kopffläche die Folge sein. Dies wird dadurch verhindert, dass
die Blechplatten vor dem Schliessen des Nietkopfes stark zusammengepresst und unter
diesem Druck bis zur Beendigung des Nietkopfes gehalten werden. Erst nachher wird
dieser Druck auf den Nietkopf übertragen. Bei vollkommenen Nietmaschinen werden die
Arbeitsdrücke in drei Vorgänge, und zwar in den Blechschluss, in die Nietkopfbildung
und den Schlussdruck, gegliedert.
In der Hauptsache sind die Nietmaschinen Pressen, seltener Hammerwerke. Sie sind
standfest, fahrbar oder tragbar und mit Gestellen versehen, die ganz bestimmten
Arbeitserfordernissen angepasst sind, wobei die Beherrschung eines gegebenen
Arbeitsfeldes die Hauptrolle spielt.
Weil an das Maschinengestell der Gegenhalter angeschlossen ist, so enthält dasselbe
eine U-Form von wechselnder Maultiefe. Manchmal ist der Gegenhalter zangenartig
beweglich gemacht, doch selten ist der Gegenhalterarm zur Begrenzung der Kraftstärke
herangezogen. Wie bereits erwähnt, sind die Nietmaschinen einfach und doppelt
wirkend, also mit Einrichtung zum Blechschluss versehen. Vereinzelt kommt
Handbetrieb vor, der unmittelbare Riemenbetrieb ist nur selten zu finden.
In England dient als Betriebsmittel für Nietmaschinen das von einem Accumulator oder
von einem Druckübersetzer gelieferte hoch gespannte Presswasser; in Amerika ist
dagegen niedrig gespannte Druckluft, welche auf grosse Kraftkolben wirkt, die
mittels Kniehebel werke mit dem Nietstempel in Beziehung stehen, allgemein
verbreitet. In Frankreich wirken unmittelbar Presspumpen, die bei standfesten
Maschinen mit Riemen, bei tragbaren mit Hand oder elektrischem Strom durch
Kraftmaschinen bethätigt werden. In Deutschland herrscht der Betrieb mit
Druckflüssigkeit vor, die entweder von Gewichts- oder Druckluftaccumulatoren oder
von directen Dampfpresspumpen geliefert wird.
Bei Druckluftaccumulatoren ist die Druckflüssigkeit Eismaschinenöl, welches bei
niedrigen Temperaturen nicht erstarrt oder gefriert. Bei kleineren Anlagen wird als
Druckmittel statt Luft hoch gespannte Kohlensäure verwendet, welche im Handel
erhältlich ist.
Meistens besteht eine Nietmaschinenanlage aus standfesten und tragbaren Nietmaschinen
mit entsprechenden Krahnen für Werkstück und Nietmaschinen, einem Kraftspeicher
entsprechenden Druckübersetzer, einem Presspumpwerk und den zugehörigen
Rohrleitungen, welche bei tragbaren Maschinen besondere Sorgfalt erheischen. Bei
Druckluftbetrieb müssen statt Presspumpen Luftpumpen, Compressoren, bei
Saugluftbetrieb Vacuumpumpen vorhanden sein.
Die Spannung der Saugluft wird auf 0,2 bis 0,3 k/qc, jene der Druckluft auf 4,0 bis 6,0
k/qc, jene der
ruhenden Pressflüssigkeit auf annähernd 100 k/qc erhalten.Bemerkenswerthe und in D. p. J.
beschriebene Nietmaschinen sind:a) Mit Handbetrieb und tragbar: Varlet, 1887 265 * 497.b) Mit Maschinenbetrieb und standfest: Magna, 1891 279
* 14.c) Mit Handbetrieb des an der Maschine sitzenden
Presspumpwerkes und tragbar: Moisant,
Manglin und Laurent, 1887 263 * 73 und 74, bezieh. Delaloë-Piat.d) Mit Riemenbetrieb des Presspumpwerkes und standfest:
Le Brun, 1887 265 * 497, Husson * 498, Delaloë-Piat 498.e) Mit Dampfbetrieb des Presspumpwerkes und standfest:
Breuer-Schumacher, 1887 268 * 179.f) Mit elektrischem Kraftbetrieb des Presspumpwerkes
und tragbar: Delaloë-Piat, 1891 270 * 14 und 1893 289 * 249.g) Mit Saugluftbetrieb und Kniehebelwerk, tragbar: Lawrence, 1888 268 * 391.h) Mit Druckluftbetrieb, Kniehebel werk und tragbar:
Allen, 1887 266 * 259. 1889 271 * 438.i) Mit Presswasserbetrieb vom Accumulator, standfest,
fahrbar und tragbar:H. Smith, 1886 260 * 112. 1888 268 * 311. 270 *
528.Tweddell, Fielding und Platt, 1886 260 * 111. 1887 265 *
492.Anderson-Gallwey, 1886 260 113. 1891 279 * 15.Payne-Gallwey, 1893 289 * 247.Arrol, 1886 260 * 113. 1888 270 * 205.
1889 274 * 479.Piat, 1893 289 * 248.Schönbach, 1889 274 * 569.Wilke, 1893 289 * 246.Bazant, 1893 289 * 247.Seilers, 1893 289 * 247.Varlet, 1887 265 * 494.k) Mit Einrichtungen zum Schliessen von glatten Stiften:Jacobi bezieh. Nevole-Prazil, 1886 260 * 17.Hall, 1891 279 * 13.Eltringham-Keen, 1891 279 * 13.Schönbach, 1889 274 * 569.
Tweddell's standfeste Nietmaschine.
An dem Nietständer a (Fig. 11 und 12) war früher der
Gegenhalter b angegossen, in neuerer Zeit wird derselbe
aus Gründen der Sicherheit und leichteren Herstellung mit starken Bolzen angesetzt.
Zwischen der Nietstempelachse und der unteren Anschlusswand bleibt ein freier Raum, die Maultiefe,
welche bei grossen Maschinen bis 100 t grösste Kraft 8660 mm erreicht.
Mit zunehmender Druckkraft bis 150 t wird die Maultiefe bis auf 2000 mm
beschränkt.
Am Nietständer a ist ein Kolben c angesetzt, welcher durch einen ausgebüchsten cylindrischen Theil d1 eines Schlittens d übergriffen wird, welcher der Träger des Nietstempels
e (Döpper) ist, der an einer cylindrischen
Ansatznase des Schlittens eingesteckt wird.
Textabbildung Bd. 297, S. 272
Tweddell's standfeste Nietmaschine.
Im Schlitten d ist ferner achsenrichtig eine zweite
cylindrische ausgebüchste Bohrung d2 vorhanden, in welcher der Schlitten f geht, der in einem Auge endigt, dabei die Ansatznase
des Schlittens d umfasst und den Ringstempel g für den Blechschluss trägt. Ein Rückzugskolben h wirkt auf den Blechschlusschlitten f, ein zweiter i auf den
Nietschlitten d. Beide Rückstellkolben vom Durchmesser
d3 stehen mit der
Druckleitung k in ständiger Verbindung und treiben
daher die Schlitten d und f stets zurück. Durch den Boden des Ständerkopfes a ist das Ansatzrohr des Ventilkörpers l als
Zuleitung zum Kolben d1
geführt. Dagegen ist seitlich am Schlitten f das
Zuleitungsrohr m stopfbüchsenartig eingeschoben und
mündet durch Winkelbohrungen n im kleinen Cylinder d2.
Das Verhältniss dieser Kolbenflächen wird gewöhnlich gewählt wie
d12 : (d12 – d22) : d22 = 10 : 6 :
4
also
d12 : d22 = 10 : 4
oder
d1 :
d2 = 3,16 : 2.
Weil aber die Rückzugskolben d3 beständig entgegen wirken, und da annähernd
d_3=\frac{1}{4}\,d_2,
also
{d_3}^2=\frac{1}{16}\,{d_2}^2
ist, so wird bei der Bemessung der Kraftstärke darauf
entsprechende Rücksicht zu nehmen sein, was auch für die Reibungswiderstände
gilt, indem man die Spannung der Druckflüssigkeit um
\frac{1}{16}+\frac{1}{8}=\frac{3}{16}\,\sim\,\frac{1}{5}
oder 20 Proc. erhöht in Rechnung setzt.
Bei einer Spannung von p = 100 k/qc stellt jedes
Liter Pressflüssigkeit (Wasser) ein Arbeitsvermögen von
A = 1000 mk
vor.
Ein Kolben von 1 qdcm Fläche beschreibt bei 0,1 m Weg einen Raum von 1 cdcm oder 1 l.
Auf dieser Kolbenfläche von 1 qdcm = 100 qc wirkt eine specifische Kraft von p == 100 k/qc, also eine Gesammtkraft von P= 10000 k, welche einen Weg von 0,1 m zurücklegt, so
dass die mechanische Arbeit A = 0,1 . 10 000 = 1000 mk
für 1 l Wasser folgt, oder es fällt 1 k Wasser von der Höhe h = 10 . p = 1000 m.
Jeder verlorene Wassertropfen ist daher einem nicht unbedeutenden Verlust an
mechanischer Arbeit gleichwertig. Man wird daher jeden unnützen Kolbenhub auf das
sorgfältigste zu vermeiden suchen, namentlich die Rückstellung der Arbeitskolben
genau zu begrenzen suchen. Hierzu dient die am Cylinderschlitten d aufgeschraubte Nase o,
welche an einen Zahnbogen p im Rücklauf anschlägt,
wodurch der Hebel q gedreht und das Ablaufventil r selbsthätig geschlossen wird. Behufs Regelung des
Rücklaufhubes ist der Zahnbogen p durch seinen
angeschlossenen Hebel s drehbar gemacht, der wieder an
dem am Hebel q sitzenden Stellbogen t spielt. Mit dem grossen Handhebel u wird das Einlaufventil v
gesteuert.
Gebaut werden diese Nietmaschinen von Fielding und Platt
in Gloucester, England, während dessen Vertretung G.
Diechmann in Berlin W., Ansbacherstrasse 5, übertragen ist.
Nietmaschinen von 100 und theilweise 150 t Kraftstärke mit Gestellweiten von 2 bis 3
m besitzen in Deutschland: Vulcan in Stettin; Krupp in Essen; Tecklenburg in Geestemünde; Berninghaus in
Duisburg; Flensburger Schiffbaugesellschaft in
Flensburg; Maffei in München; Germania in Wilhelmshafen, Danzig und Berlin; Rechensteig in Hamburg; Gutehoffnungshütte in
Oberhausen; Wolf in Magdeburg; Weser in Bremen; Schwartzkopff in Berlin; Klavitter in Danzig; Kaiserl.
Werft in Kiel; Möller und Holberg in
Grabow.
H. Smith's doppelte Nietmaschine.
Von Hugh Smith in Glasgow wurde für die
Schiffsmaschinenfabrik in West Hartlepool die nach Engineering, 1893 Bd. 55 * S. 314, in Fig. 13 und 14 dargestellte doppelte
Nietmaschine gebaut.
An dem Nietständer a ist in gewöhnlicher Weise der
Gegenhalter b angebolzt, der jedoch eine stehende
aufwärts wirkende Nietmaschine c erhält, welche gegen
das am Hauptständer a bezieh. am Kopfstück d angesetzte Nasenstück e
arbeitet, durch welche Anordnung es möglich wird, Kesselböden an die Mäntel
anzunieten.
Besondere Einrichtungen zum Wassersparen besitzt die in Fig. 14 gezeichnete
Nietpresse. Es ist bereits wiederholt bemerkt worden, dass durch den Leergang der
Stempelkolben mittels hoch gespannten Presswassers der Wirkungsgrad der Nietmaschine
am meisten herabgedrückt wird.
Nun ist eine Begrenzung der Rückstellung der Kolben schon mit Vortheilen begleitet,
die aber nur theilweise erreichbar sind, weil der zum Einführen des glühenden Nietes
in das Werkstück erforderliche Spielraum gewöhnlich doch grösser ist, als die freie
Nietstiftlänge. Es ist daher vortheilhafter, die Rücklage der Kolben reichlich zu
bemessen, dafür aber den Leergang im Vorlauf mittels niedrig gespannten Wassers
durchzuführen.
Textabbildung Bd. 297, S. 273
Smith's doppelte Nietmaschine.
Dies ist an sich nicht einfach, denn es bedingt nicht nur eine Verdoppelung der
Ventilsätze, sondern auch eine doppelte Accumulatoranlage für hohe und niedere
Spannung.
Besser ist jedoch die in Fig.
14 vorgeführte Anordnung von H. Smith, wobei
nur mit hoch gespanntem Wasser gearbeitet wird. Am Rückenstück f des Nietständers a ist
ein Kolben g angesetzt, welcher von der hinteren
Abtheilung des Doppelcylinders h übergriffen wird,
während in der vorderen Abtheilung der Kolben i spielt,
an dessen Kolbenstange Je der Nietstempel sitzt. Der
vordere feste Deckel l dieses Cylinders h ist zu einem langen Rohr m erweitert, woran der Blechschlussringstempel n seinen Platz findet.
Dieses Rohr m erhält in einem Auge o entsprechende Führung, sowie der ganze Cylinder h in Gleitbahnen des Gestellkopfes sich bewegt. In
einer Aussparung dieses Gestelles liegt der kleine Cylinder p für den Rückstellkolben q, dessen hohle
Kolbenstange r, durch den Kolben i geführt, als Zuleitung dient. Nun ist die Rückfläche
des Doppelcylinders h zu einer Nase s einseitig erweitert, an der ein kleiner Kolben t drückt, der in einer in der Gestellrückwand
eingeschraubten cylindrischen Büchse geht, und hinter welche durch das am Deckel
angebrachte Rohr Pressflüssigkeit eingeleitet werden kann, sowie durch die Rückwand
f die Zuleitung u für
die hintere Cylinderabtheilung h gelegt ist.
Durch diese im Cylinder h vorgesehene Scheidewand wird
die Kraftleistung in zwei annähernd gleiche Theile zerlegt, die in einer abhängigen
Wechselbeziehung stehen.
Ist der bewegliche Doppelcylinder h durch den unter
beständigem Druck stehenden Rückstellkolben q in die
äusserste Grenzstellung (Fig.
14) durch Mitwirkung bezieh. Anschlag des Kolbens i an die Zwischenwand gebracht, so kann nach Einführung des glühenden
Nietes mit dem Arbeitsgang begonnen werden. Zuerst wird mittels eines der drei
Steuerhebel v Druckflüssigkeit hinter dem kleinen
Kolben t eingeleitet, durch welchen die Kraft des
Rückstellkolbens q überwunden und der Doppelcylinder
h im Leergang so weit vorgeschoben wird, bis der
Ringstempel n zur Anlage an der Blechplatte gelangt,
worauf die Bewegung selbstverständlich aufhört. Im Verlauf dieser Bewegung ist durch
die Zuleitung u freie, also ungespannte Flüssigkeit
nachgesaugt worden, so dass der frei gewordene Raum in der hinteren
Cylinderabtheilung h mit Flüssigkeit gefüllt wird.
Damit eine vollständige Füllung gewährleistet wird, ist das Zuleitungsrohr als Knie
bis zur oberen Cylinderkante geführt. Darauf findet durch Steuerung mittels des
zweiten Hebels v (Fig. 13) die Einleitung
von Pressflüssigkeit durch das Rohr u statt, was den
Blechschluss hervorruft und eine starke Kraftäusserung bei verhältnissmässig
geringem Verbrauch an Pressflüssigkeit hervorbringt, weil das Zusammenpressen der
Bleche bei kleinem Kolbenweg stattfindet. Hierbei ist der von dem Ringstempel um den
Betrag der freien Stiftlänge zurückstehende Nietstempel an den Nietstift angelangt.
Wenn nun durch den dritten Steuerhebel v gesteuert
wird, so findet Zuleitung durch das Kolbenrohr nach der vorderen Abtheilung des
Cylinders h statt, was zur Nietkopfbildung führt,
während der Blechschluss ununterbrochen fortdauert. Weil die Zuleitung für beide
Cylinderräume von einem gemeinschaftlichen Hauptrohr geleistet wird, so wird während
der Stauchung des Nietstiftes in Folge des starken Verbrauches an Pressflüssigkeit
die Spannung zeitweise fallen, was natürlich auch eine Entlastung des
Blechschlusstempels im Gefolge hat, ein Umstand, der bei allen doppelt wirkenden
Nietmaschinen mit Beschluss eintritt.
Ein Schlussdruck auf den Nietkopf ist bei dieser Nietmaschine nicht möglich, da mit
der Entlastung der hinteren Cylinderabtheilung unmittelbar eine theilweise
Entlastung des Nietkolbens mit bedingt wird, ja sogar eine Rückstellung desselben
mit verbunden sein kann. Besonders hervorgehoben zu werden verdient die centrale
Anordnung des Niet- und Blechschlusstempels zu den Kraftkolben, welche nur durch die
langen Ausführungen der beiden Kolbenstangen ermöglicht werden kann.
R. D. Wood's Nietmaschine.
Textabbildung Bd. 297, S. 274
Wood's Nietmaschine.
Am Nietständer a (Fig. 15 und 16) ist ein mit Rothguss
ausgebüchster Cylinder b aufgeschraubt, in dem ein
Zwischencylinder d mittels eines Rohrzapfens c achsenrichtig und ein wenig axial beweglich
eingeschoben ist. Durch die Bohrung dieses Mittelzapfens c ist ein Zuleitungsrohr e geführt, während
in den frei bleibenden Ringraum beider Cylinder b und
d das Zuleitungsrohr f
mündet. Im kleinen Cylinder d bewegt sich der Kolben
g, welcher als -förmiger Schlitten
weitergebildet in einem Auge endigt, in welches der Ringstempel h für den Blechschluss eingesetzt ist. Dieser Schlitten
wird durch den grösseren Schlitten i übergriffen,
welcher ebenfalls einen -formigen Querschnitt erhält und in einem Zapfen
ausgeht, in welchem der Nietstempel k sitzt. Das
hintere Ende dieses Schlittens i ist rohrförmig
erweitert und passt mit seinen Stulpringen abgedichtet in den freien Ringraum beider
Cylinder b und d. Ein
Rückstellkolben mit stetiger Pressung l vervollständigt
das Werk. Beide Schlitten g und i gleiten auf Rothgussplatten m, über welche
die Führungsleisten n geschraubt sind, ganz unabhängig
von einander.
Textabbildung Bd. 297, S. 274
Fig. 17.Arrol's Nietmaschine.
Nun ist an dieser Nietmaschine eine selbsthätige Umsteuerungseinrichtung vorgesehen,
mit welcher nach beendeter Nietkopfbildung der Schlussdruck durch Entleerung
des kleinen Cylinders d eingeleitet und entwickelt
wird. Bei Beginn eines Nietvorganges wird durch das Mittelrohr f Presswasser in den kleinen inneren Cylinderraum
eingelassen, wodurch der Schlittenkolben g bis zur
Anlage des Ringstempels h an das Blech fortrückt, um
dann unter Druck stehen zu bleiben. Wird alsdann Presswasser hinter dem Ringkolben
i durch das Rohr f
zugeführt, so bewegt sich der Nietstempel k vorwärts
und schliesst den Nietkopf. Währenddessen muss das Presswasser aus dem kleinen
Cylinder d unter voller Pressung in das Zuleitungsrohr
zurücklaufen können.
Kurz vor beendeter Nietkopfbildung, z.B. 3 mm vor dem Schluss, trifft eine am
Nietschlitten i angesetzte Keilnase o in den Schlitz des unter Pressung stehenden Kolbens
p, der in einem am Kolbenschlitten g angeschraubten Cylinder g sich nach abwärts stellt. Dieser Kolben untergreift mittels einer Rolle
r einen Schieber s mit
Anschlagbahn, an dem das Ventilgestänge angelenkt ist. Wird nun mittels der Keilnase
o der Kolben p und
damit der Schieber s gehoben, so findet Auslass des
Presswassers aus dem kleinen Cylinder und demnach Entlastung des Blechschlusskolbens
d statt, wodurch der gesammte Druck auf den
Nietschlitten ik als Schlussdruck wirksam wird. Zudem
ist noch die Einrichtung getroffen, dass nach Wegnahme der Abstellsteuerung opq beide Kolben i und g herausgeschoben werden, so dass ein Ersatz der beiden
frei gelegten Liderungsringe jederzeit in der Maschine möglich wird, ohne die
schweren Schlitten abheben zu müssen.
Gebaut werden diese Nietmaschinen nach American
Machinist, 1893 Bd. 16 Nr. 44 * S. 3, von R. D.
Wood und Co. in Philadelphia, Pa.
W. Arrol's Nietmaschine.
Textabbildung Bd. 297, S. 274
Fig. 18.Arrol's Nietmaschine.
Gewöhnlich ist der Nietständer aus Gusseisen, der Gegenhalter aus sogen.
Façonstahlguss, wenn nicht aus Gusstahl gefertigt. Bei Arbeitsdrücken von über 100 t
und Maultiefen von 3 m werden diese Gestelltheile ausserordentlich schwer. Deshalb
wird immer versucht, die grösseren Gestelle aus Stahlblech herzustellen, wie es in
Fig. 17 zur Darstellungkommt. Am Rücken des
Nietständers ist ferner ein Druckübersetzer angebracht, dessen Einrichtung aus Fig. 18 ersichtlich gemacht ist. Im Doppelcylinder a bewegt sich der Kolben b, dessen Stange c als Taucherkolben im
Cylinder d wirkt und Pressflüssigkeit von höherer
Spannung liefert, welche im Nietcylinder zur Wirkung gelangt. Selbstverständlich
muss die Volumenleistung eines Hubes für eine Nietung zureichen.
(Schluss folgt.)