Titel: Neuerungen an Oefen für keramische Zwecke.
Autor: L. Sell
Fundstelle: Band 298, Jahrgang 1895, S. 54
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Neuerungen an Oefen für keramische Zwecke. (Schluss des Berichtes S. 28 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neuerungen an Oefen für keramische Zwecke. Während bei den bisher beschriebenen Trockenvorrichtungen das Hauptbestreben darauf gerichtet war, das Trockengut möglichst allseitig von der Trockenluft umspülen zu lassen, begnügt sich Gustav Weigelin in Stuttgart bei seinem Verfahren und Einrichtung zum Trocknen feuchter Massen oder von Formstücken aus solchen in continuirlichem Betriebe (D. R. P. Nr. 61159 vom 19. August 1890), Fig. 47 und 48, im Wesentlichen damit, die Trocken- und Rauchgase über den Einsatz hinwegzuführen, wobei die sich bildenden Wasserdämpfe von der Rauchmasse absorbirt und dem Schornstein zugeführt werden. Dementsprechend werden die Feuergase, welche den von einem die beiden Kammerreihen von einander trennenden Mittelgang b aus bedienten Feuerherden c entströmen, durch mit Eisenplatten abgedeckte Kanäle d unter der Ofensohle hinweg in den oberen Kammertheil geleitet und durch den Rauchkanal e zum Schornstein abgeführt. Textabbildung Bd. 298, S. 55 Trockenvorrichtung von Weigelin. Die benachbarte, bereits leicht vorgewärmte Kammer erhält ihre Wärme dadurch, dass die nach derselben führenden Circulationsöffnungen i, am Boden und an der Decke befindlich, geöffnet werden, während in die nächst benachbarte Kammer aus der letzt getrockneten warme Luft hinüberflutet. Ausser den die benachbarten Kammern verbindenden Circulationsöffnungen i besitzt nämlich jede Kammer untere und obere Thüren m, welche nach dem Mittelgang b führen. Nach erfolgtem Trocknen einer Kammer werden nun diese Thüren m geöffnet; die Folge davon ist, dass kalte Luft von unten in die Kammer einströmt und dieselbe abkühlt, während warme Luft durch die oberen Thüren entweicht, den Mittelgang erfüllt, durch die geöffneten Thüren der anzuwärmenden Kammern eindringt und durch die Kanäle d entweicht. Dadurch, dass die energischer wirkende Ventilation immer über den feuchten Einsatz geleitet ist, statt durch denselben hindurch, wird die Gefahr des Reissens empfindlicher Fabrikate beseitigt, wobei freilich dahingestellt bleiben muss, inwieweit dieses auf Kosten der Schnelligkeit des Trocknens geschieht. An Stelle der gebräuchlichen Trocknung durch Hindurchleitung direct erhitzter Trockenluft durch die Ofenkammern wendet Rud. Jäger in Köln a. Rh. bei seinem Ziegeltrockenofen für ununterbrochenen Betrieb (D. R. P. Nr. 63535 vom 5. Juni 1891; vgl. auch Thonindustrie-Zeitung, 1892 S. 844), Fig. 49, ein ähnliches Verfahren, wie das bei dem Beschwitz'schen Ofen (D. R. P. Nr. 62782) benutzte, an: Verbrennungsgase und Trockengut bleiben streng von einander geschieden. Textabbildung Bd. 298, S. 55 Fig. 49.Ziegeltrockenofen von Jäger. Die Verbrennungsgase, in über den Heizschächten s beweglich oder fest angeordneten Oefen erzeugt, werden durch die Heizschächte, von denen stets nur ein einziger im Betriebe ist, in einen unter der Ofensohle liegenden Heizkanal geleitet. Der letztere kann durch Schieber in den Ofenkammern entsprechende Abtheilungen zerlegt werden, von denen jede, ebenso wie die Ofenkammern, mit dem Rauchsammler r in Verbindung gesetzt werden kann. Die Heizgase streichen zunächst unter derjenigen Kammer hin, deren Trocknung beendigt werden soll (in der Zeichnung Kammer II; der Weg der Heizgase ist durch punktirte Pfeile angedeutet), und werden unter der mit frisch eingesetztem Material angefüllten Kammer in den Rauchsammler abgeleitet. Die Trockenluft durchzieht die getrocknete Kammer (in der Zeichnung Kammer I), erwärmt sich hier und nimmt dann denselben Weg wie die Verbrennungsgase, von letzteren nur durch die Ofensohle getrennt. Textabbildung Bd. 298, S. 55 Vorrichtung zum Trocknen künstlicher Steine von Diesler und Maring. Als ein eigenthümliches Beiwerk des Ofens mögen noch Entwässerungshauben genannt werden, deren Ränder rinnenförmig umgebogen sind, so dass das an der oberen Wand der Hauben sich ansammelnde Wasser von den Rinnen aufgefangen und abgeleitet wird. Es bleibt noch ein Verfahren und Vorrichtung zum Trocknen künstlicher Steine zu erwähnen übrig, das von Christian Diesler und Wilhelm Maring in Coblenz a. Rh. angegeben und unter Mitwirkung von Heinrich Hubaleck in Steeden a. d. Lahn weiter ausgebaut worden ist (D. R. P. Nr. 62453 vom 9. November 1890 bezieh. die Zusatzpatente Nr. 67252 vom 26. Februar 1892 und Nr. 71670 vom 8. Juli 1892), Fig. 50 und 51 bezieh. Fig. 52 und 53. Es handelt sich hier nicht lediglich um Ausübung einer Trockenwirkung durch Entziehen von Wasserdampf, sondern zugleich um Erhöhung der Wirkung (bei kalkhaltigem Material) durch Zuleitung von Kohlensäure in der Form der Abgase, insbesondere von Kalkbrennöfen und somit um Nutzbarmachung solcher entweichenden Kohlensäure. Bei einem derartigen Trockenverfahren mittels Kohlensäure ist es nothwendig, in geeigneten Zwischenräumen den Steinen Wasserdampf und Wasser zuzuführen, welche die Verbindung des Kalkes mit der Kohlensäure ermöglichen helfen. Damit ist im Wesentlichen die Ofenform gegeben. Textabbildung Bd. 298, S. 56 Vorrichtung zum Trocknen künstlicher Steine von Diesler und Maring 1 Kalksteine; 2 Sägespäne; 3 Bimssteinstücke; 4 Koks. Mit seinem einen Ende ist der Ofen an einen Kalkbrennofen angeschlossen, während sich am anderen Ende ein Ventilator befindet, der die Abgase durch die Trockenkammern hindurchsaugt. Zur Führung der Gase dienen Kanäle in den seitlichen Kammerwänden. In diese Kanäle f eingebettet, befinden sich Dampfleitungen w, welche den in einem Dampfkessel D erzeugten Dampf einem gleichfalls von den heissen Gasen umgebenen Windkessel w entnehmen. Jeder Trockenkanal hat am Boden unter dem Wagen einen 50 bis 60 cm tiefen Kanal, welcher ständig mit Wasser gefüllt ist und den Zweck hat, überflüssiges Kohlensäuregas zu absorbiren und zu ermöglichen, die Steine zeitweilig zu bespritzen und zu befeuchten. Die Wasserdämpfe können von diesen Kanälen durch seitlich in der Höhe der Trocken wagen befindliche Verschlussplatten abgehalten werden. Die Schmauchgase entweichen in über den Trockenräumen angeordnete Schmauchkanäle und werden von hier durch einen Ventilator abgesogen. Nun ist aber die unmittelbare Berührung der Abgase mit dem Trockengut nur dann möglich, wenn der Brennofen mit gereinigten Generatorgasen geheizt wird. Um das Verfahren einer allgemeineren Anwendung fähig zu machen, ist es daher nothwendig, die Abgase einer Reinigung zu unterziehen, bevor dieselben in die Trockenräume eintreten. Da der Reinigungsprocess eine mehr oder weniger völlige Abkühlung zur Folge hat, muss die Wärme der Gase schon vor der Reinigung nutzbar gemacht werden. Diesen Bedingungen genügt folgende Einrichtung (Fig. 52 und 53): Die Abgase des Kalkofens werden durch einen Ventilator v1 abgesogen. strömen in dem Kanal g mitten durch den Trockenraum hindurch, wobei sie durch Oeffnungen eines den Kanal g umgebenden Blechmantels p ihre Wärme in den Trockenraum ausstrahlen, und werden dann durch einen Ventilator v2 zum Zweck der Reinigung der Reihe nach durch einen Wasserbehälter k und durch weitere Behälter r hindurchgedrückt, welche mit nassem Koks, Bimssteinstücken, Sägespänen und kleinen Kalksteinstücken angefüllt sind. Hierauf gelangen die Gase bei b in die durchlöcherte Röhre a, durch deren Oeffnungen sie in den vom Blechmantel p umschlossenen Raum treten, um darauf von unten her die auf den Wagen aufgestapelten Mörtelsteine zu durchstreichen. c1 ist ein Wasserbehälter, welcher die Reinigungsräume r mit Wasser versieht und ebenso wie der Behälter k aus einem Hauptreservoir w gespeist wird. Textabbildung Bd. 298, S. 56 Brennofen für Kalk, Cement, Gyps u. dgl. von Diesler und Maring. Bei einer weiteren Ausbildung der Trockenvorrichtung sind neben den Trockenräumen luftdicht verschliessbare Wasserbehälter zur Aufnahme der zu erhärtenden Steine angeordnet, in welche Kohlensäure unter Druck aus den Trockenräumen eingeleitet wird. Während nämlich die beiden ersten Formen der Vorrichtung im Wesentlichen nur zur Trocknung poröser leichter Mörtelsteine geeignet sind, die aus poröser Schlacke oder Bimssand oder Sägemehl oder Kork u.s.w. mit 10 bis 15 Proc. Kalk als Bindemittel bestehen, können mit Hilfe der letztbeschriebenen Einrichtung, welche die Möglichkeit bietet, die Mörtelsteine abwechselnd mit kohlensäurehaltiger Luft und mit kohlensäurehaltigem Wasser zu behandeln, auch dichte Mörtelsteine, Werk- und Formsteine hergestellt werden, die aus 15 bis 30 Proc. Kalk und Fluss-, Quarz- oder Kalksteinsand bestehen. Textabbildung Bd. 298, S. 57 Brennofen für Kalk, Cement, Gyps u. dgl. von Diesler und Maring. Auch ein Verfahren und Vorrichtung zum Brennen von Kalk, Cement, Gyps u. dgl. mit Dampf und ein Ofen zum continuirlichen Brennen von Kalk u. dgl. derselben Erfinder (D. R. P. Nr. 67306 vom 9. November 1890 bezieh. Zusatzpatent Nr. 69266 vom 26. Februar 1892), Fig. 54 bis 57 bezieh. Fig. 58, mögen an dieser Stelle Erwähnung finden, weil der zu Grunde liegende, an sich freilich nicht neue Gedanke eine gewisse Verwandtschaft mit demjenigen besitzt, der zur Construction der soeben beschriebenen Trocken Vorrichtung führte. Wie dort das Trocknen, so soll hier das Brennen durch Behandlung des Materials mit einem Gas befördert werden, nur mit dem Unterschiede, dass statt der Kohlensäure überhitzter Wasserdampf zur Anwendung kommt. Zur Erzeugung des letzteren ist über dem Brennkanal, der von sogleich zu beschreibenden Brennwagen gebildet wird, ein mit einem Dampfsammler verbundener Dampfkessel mit zwei Siederöhren eingemauert (s. Fig. 54 und 55). Aus dem Dampfsammler geht der Wasserdampf durch die Röhren egh, in denen er stark erhitzt wird, nach dem parallel zum Brennkanal liegenden Vorwärmer, um das Brenngut vorzuwärmen und vorzubereiten; dabei sättigt sich das letztere mit dem heissen Wasserdampf und bringt es zu einer gewissen Lösung und Halbgare, wodurch ein ganz rasches Austreiben der Kohlensäure bewirkt wird. Auch geht Wasserdampf nach dem Gasgenerator, um eine rasche Zuleitung des Gases nach dem Brennofen zu bewirken. Die auf Schienen laufenden Wagen bestehen aus doppelwandigen schmiedeeisernen Behältern, deren Zwischenraum zum Schutz der Wandungen mit Wasser ausgefüllt wird. An der Sohle der Brennwagen befindet sich ein feuerfester Rost c mit Gasdurchlässen und aufrecht stehenden Pfeifen p, welche durch Oeffnungen eine gleichmässige Vertheilung der Hitze ermöglichen. Ein rascher Betrieb beginnt erst, wenn die ersten Wagen im Brennofen gebrannt sind und die Vorwärmwagen in den Brennofen genommen werden können. Die Wagen mit gebranntem Kalk werden alsdann zwischen dem Ventilator v1 und den Feuerungswagen gewechselt und Wagen mit frisch gefülltem Kalkstein in den Vorwärmer genommen. Der Ventilator v1 bläst jetzt Luft in den heissen Kalk, welche sich an demselben erhitzt und als heisser Zug in den Brennkanal geht. Bei einer zweiten Ausführungsform (s. Fig. 56 und 57) besitzt die Vorrichtung die Gestalt einer Art Schachtofen. Das Brenngut wird durch die Oeffnung e in einen senkrechten Vorwärmschacht V eingebracht und gelangt aus diesem in den Brennofen B, einen aus zwei concentrischen Röhren bestehenden Dampfkessel, welcher an seinem oberen Ende drei Siederohre hat und zwei Dampfsammler d trägt. In dem Brennofen, in welchen die Gaszuleitung z mündet, wird das Material durch ein Sperrgetriebe s festgehalten, bis es zur Rothglut erhitzt ist, und gleitet dann nach Zurückziehen des Sperrschiebers s in den Garbrenner G, während gleichzeitig vorgewärmtes Material in den Brennraum nachfällt. In dem Garbrenner werden durch Zuleitung von in den Röhren r überhitztem Dampf die in dem Material enthaltenen Gase vollends ausgetrieben. An die letztere Form des Ofens knüpft das Zusatzpatent an, welches insbesondere eine bessere Ausnutzung der Heizgase zum Gegenstande hat. Zu diesem Zweck werden zwei völlig gleiche Oefen Z und W (s. Fig. 58) mit gemeinsamem Vorwärmer neben einander angeordnet und der Dampferzeuger in der Mitte zwischen denselben eingebaut. Textabbildung Bd. 298, S. 57 Fig. 58.Brennofen für Kalk, Cement, Gyps u. dgl. von Diesler und Maring. Während in dem einen Ofen, etwa Z, Kalksteine über Rothglut erhitzt werden und die Abgase desselben bei k unter die Röhren des Kessels treten, wird der bis zu diesem Hitzegrad gebrannte Kalkstein des Ofens W mit – in den Ueberhitzungsrohren ü – bis zu 800 bis 1000° erhitztem Wasserdampf behandelt und hierdurch gezwungen, seine Kohlensäure abzugeben, welche durch Rohre c entweicht; die Abgase des Ofens Z treten bei i1 unter den Ofen W, dessen Sohle sie bis zu ihrer Ableitung folgen. Ist das Material in Z genügend erhitzt und das in W fertig gebrannt, so wird Z hermetisch abgeschlossen und mit Wasserdampf behandelt, während W aus dem Vorwärmer neu gefüllt und mittels durch Leitungen g zugeführten Generatorgases erhitzt wird. Oefen zum Brennen von Kalk, Cement u. dgl., insbesondere Schachtöfen. Zum Brennen nicht geformten Materials, wie Kalk, Cement, Gyps u. dgl., sind vorzugsweise Schachtöfen im Gebrauch, d.h. Oefen, bei denen das Brenngut, eventuell mit Feuerungsmaterial vermischt, an dem oberen Ende eines Schachtes in rohem Zustande aufgegeben und am unteren Ende gebrannt abgezogen wird. Allbekannte Uebelstände dieser Oefen, bei Aufführung derselben aus massivem, starkem Mauerwerk mit innerer Ausfütterung von feuerfestem Material, sind: beträchtlicher Verlust an der von den starken Wänden aufgenommenen Wärme, Erschwerung der Abkühlung des gebrannten Materials durch die heissen Wände und schnelles Durchbrennen, Verschlacken bezieh. Abschmelzen der feuerfesten Verkleidung. Um diese Uebelstände zu vermeiden, wird der Schachtofen zum continuirlichen Brennen von Portlandcement mit Darreinrichtung von Hans Hauenschild in Berlin (D. R. P. Nr. 52504 vom 8. November 1889), Fig. 59, aus feuerfestem Material von so geringer Wandstärke aufgeführt, dass die strahlende Wärme zum Vortrocknen von Rohmaterial ausgenutzt werden kann, während umgekehrt das im Darraume zwischen den Mänteln m und n befindliche Rohmaterial die Ofenwandung kühlt. Zur Fortbewegung des letzteren kann insbesondere eine schraubenförmige Bahn a mit Schraubenbahngängen Anwendung finden, auf welcher das zu darrende Rohmaterial in Körben k von oben nach unten herabgleitet, um unten in getrocknetem Zustande anzulangen. Die zur Vortrocknung nöthige Wärme erhält das Rohmaterial ausser durch Strahlung zum Theil auch durch ringförmig angeordnete Schlitze l aus dem unteren Theil h des Ofenschachtes von dem in der Abkühlung befindlichen gebrannten Material. Dieser untere Theil h des Ofens ist, zur Beförderung der Abkühlung, nicht mehr von dem Mantel n umschlossen. Textabbildung Bd. 298, S. 58 Fig. 59.Schachtofen v. Hauenschild. Das Abziehen der gebrannten Massen erfolgt am unteren Ende des Ofenschachtes durch Feuerzugsöffnungen, welche zweckmässig mit Rosten g ausgestattet sind. Zu diesen Feuerzugsöffnungen gleitet das Material auf den schrägen Flächen p eines pyramidenförmigen, mittleren Einbaues hinab. Der letztere ist mit einem durch ein Schutzdach d nach oben abgedeckten centralen Luftzuführungskanal c versehen. Bei dem soeben beschriebenen Ofen geht, wie erwähnt, der Ofenzug aus dem unteren Theil h des Schachtes zum Theil durch den Darraum f. Wenn nun dieser Darraum, im Gegensatz zu dem mit Brenngut gänzlich angefüllten Ofenschacht, dem Ofenzuge nur geringen Widerstand bietet, so kann durch die Anordnung eines derartigen seitlichen Raumes, der mit dem Ofenraume in seinem unteren Theil in Verbindung steht, eine Erhöhung des Ofenzuges unterhalb der Verbindungsstelle des Ofenraumes und des Darrraumes, hier also im Raume h, bewirkt werden. Textabbildung Bd. 298, S. 58 Fig. 60.Darrvorrichtung von Hauenschild. Textabbildung Bd. 298, S. 58 Fig. 61.Schachtofen von Hauenschild. Dieser Gedanke bildet den Gegenstand eines Zusatzpatentes (D. R. P. Nr. 73302 vom 22. Januar 1893), Fig. 60, zu dem soeben erwähnten. Dabei ist die Absicht, den einen Theil des Ofenraumes umgebenden Raum f selbst als Darraum zu benutzen, aufgegeben, vielmehr wird derselbe nur zur Erwärmung von Luft benutzt, die dann entweder zwecks Vergrösserung des Schornsteinzuges in den Schornstein geführt oder in einen ausserhalb angeordneten Darraum geleitet wird. Das Wesentliche dabei ist, dass ein Theil des Ofenschachtes mit dem Widerstände, den derselbe dem Ofenzuge entgegensetzt, ausgeschaltet wird. Hierbei kann die Einrichtung insbesondere so getroffen werden, dass der ausgeschaltete Theil ein mittleres Stück des Schachtes ist; in diesem Falle steht der Raum f an seinem unteren (bei l) und an seinem oberen Ende (bei l1) mit dem Schachte in Verbindung (s. d. Figur), oder das obere Schachtende wird ausgeschaltet, wie bei der Einrichtung nach dem Hauptpatente. Textabbildung Bd. 298, S. 58 Fig. 62.Schachtofen von Hauenschild. An dieser Stelle mag noch ein Schachtofen zum Brennen von Cement, Kalk u. dgl. desselben Erfinders (D. R. P. Nr. 74116 vom 24. Januar 1893), Fig. 61 und 62, erwähnt werden, der eine Vorrichtung zum gleichmässigen Ziehen des garen Materials besitzt, welche als eine Ausbildung der entsprechenden Vorrichtung des soeben beschriebenen Ofens betrachtet werden kann. Der bei dem letzteren vorgesehene pyramidenförmige Einbau macht es zwar möglich, ein gleichmässiges Niedergehen im Centrum des Ofens zu erzielen, ohne jedoch zu gestatten, die Bewegung an den Ofen wänden zu beherrschen. Bei dem in Rede stehenden Ofen sind nun diese Uebelstände vermieden und ausserdem eine gut zu beherrschende Zufuhr der Speiseluft an jeder Stelle des Querschnittes, unabhängig von jeder anderen Stelle, ermöglicht. Dieses Resultat wird dadurch erzielt, dass der pyramidenförmige, centrale Einbau durch einen Einbau von anderer Gestalt ersetzt wird. Der letztere besitzt eine centrale Oeffnung c, von der ein Kanal d, der durch eine Thür verschlossen werden kann, durch die Ofenwand nach aussen führt. Von der oberen Mündung der Oeffnung c gehen zwei (wie in der Zeichnung) oder mehr nach dem Boden geneigte Flächen e und m ab, welche nach Oeffnungen in der Ofenwandung führen, die ebenso wie der Kanal d durch Thüren h verschlossen werden können. Die centrale Oeffnung c ist nun durch ausziehbare Roststäbe abgedeckt; auch gehen von dem Rande von c, wo die Flächen e und m sich ansetzen, Roststäbe h nach den Seitenwänden aus, nach deren Entfernung ebenso wie durch den Rost über der Oeffnung c das Material abgezogen werden kann. Um ein Nachrutschen des Materials, falls aus den Seitenöffnungen abgezogen werden soll, nach diesen hin zu befördern, sind schräge Flächen l oberhalb der Roste h vorgesehen. Textabbildung Bd. 298, S. 59 Fig. 63.Schachtofen von Dauber. Dem gegenüber bleibt August Dauber in Bochum bei seinem Schachtofen zum Rösten, Brennen und Reduciren (D. R. P. Nr. 66276 vom 17. März 1892), Fig. 63, im Wesentlichen bei der beschriebenen ursprünglichen Form des Hauenschild'schen pyramidenförmigen Einbaues stehen und richtet vorzüglich sein Augenmerk darauf, durch angemessene Luftzuführung durch denselben ein gleichmässiges Verbrennen zu erreichen. Der centrale pyramidenförmige Einbau ist zu einem auf Trägern D ruhenden Abrutschkonus E zusammengezogen, oberhalb dessen im Sockel rings herum die sechs Löschungsöffnungen F eingebaut sind, und darüber schliesst sich der konische oder pyramidale Brennschacht A an mit darauf gebautem Schornstein G. Ueber den Abrutschkonus E setzen sich laternenartig gleichfalls kegelförmige Lufteinlasskappen L und die Schlusskappe M auf, welche durch Arme N an einer Welle O drehbar befestigt sind. Die Luftzufuhr erfolgt durch mit Hilfe von Drehschiebern regulirbare Oeffnungen einer Scheibe I. Die zum Verschluss der Löschungsöffnungen F dienenden Thüren R bilden in geöffnetem Zustande die Fortsetzung des Abrutschkonus und dienen so zugleich als Laderutschen; an den Angelbolzen der Thüren R sind Stäbe T mit Zinken U befestigt, welch letztere beim Niederklappen der Thüren durch den Abrutschkonus hindurch in den Ofenraum eintreten und so einen Abstützrost gegen das darüber befindliche Gut bilden. Wenn der Ofen anstatt mit festem Brennmaterial mit Gas geheizt werden soll, so wird rings um den Schacht eine Gaskammer a angelegt; auch können im Mantelraum Gichtgaskanäle d zwecks Auffangung und Verwendung der Gichtgase für Heizzwecke vorgesehen werden. – Zur Verstärkung des Zuges bezieh. um eine Verminderung der Schornsteinhöhe zu ermöglichen, befindet sich über der Aufgabethür W eine Wasserverdampfungsschlange X. Ein von einem Dampfkessel umgebener Brenn- oder Schmelzofen aus Blech von Albrecht Stein in Wetzlar (Schweizerisches Patent Nr. 6690 vom 29. März 1893) beruht im Wesentlichen auf demselben Gedanken wie der Hauenschild'sche Ofen (D. R. P. Nr. 52504). Auch er ist dünnwandig hergestellt unter Benutzung der strahlenden Wärme zur Erwärmung eines ihn umgebenden Raumes, der seinerseits wiederum mit seinem Inhalt die Ofenwandung kühlt. Doch ist die Benutzung von Mauerwerk bei der Herstellung der Ofenwandung gänzlich aufgegeben, vielmehr kommt lediglich Eisen- oder Stahlblech zur Verwendung; während die strahlende Wärme nicht zur Vorwärmung, sondern zur Erzeugung von Dampf in einem den Ofen umgebenden Wasserbehälter bezieh. Dampfkessel benutzt wird. Textabbildung Bd. 298, S. 59 Fig. 64.Schachtofen von Stein. Auch bei einem anderen Ofen von Albrecht Stein (D. R. P. Nr. 74277 vom 9. Juli 1893 und Schweizerisches Patent Nr. 7488 vom 25. October 1893), Fig. 64, wird der Ofenschacht, ohne Verwendung von Mauerwerk, aus gut leitendem Material, zweckmässig Eisen- oder Stahlguss, hergestellt. Die Anwendung von Kühlwasser wird bei demselben dadurch entbehrlich gemacht, dass der Ofenschacht aus Rippenkörpern zusammengesetzt wird. Der Zweck dieser Verwendung von Rippenkörpern ist dem bei Heizkörpern dadurch angestrebten gerade entgegengesetzt: bei Heizkörpern wünscht man eine Vergrösserung der Fläche für die Wärmeausstrahlung, hier für die Luftkühlung. Textabbildung Bd. 298, S. 59 Fig. 65.Schachtofen von Wulf. Bei den bisher beschriebenen Schachtöfen war eine einfache, insbesondere cylinderförmige Gestalt eine hervorstechende Eigenthümlichkeit; dabei folgt in der Vorwärmung befindliches, dem Brennprocesse unterworfenes und abkühlendes Material stetig, ohne erkennbare Grenze auf einander. Ein Mittel der Abhilfe gegen einen bei dieser Anordnung hervortretenden Uebelstand: die Beeinträchtigung des Ofenzuges, das durch das Hauenschild'sche Patent Nr. 73302 angegeben wird, wurde bereits erwähnt. Auch bei dem Schachtofen zum Brennen von Cement, Kalk u. dgl. in ununterbrochenem Betriebe von Heinr. Wulf in Lägerdorf, Holstein (D. R. P. Nr. 68906 vom 2. November 1892), Fig. 65, besteht das Wesentliche darin, dass er die Uebelstände einer stetigen Aufeinanderfolge von in verschiedenen Brennstadien befindlichem Material zu vermeiden sucht. Zu diesem Zweck ist zwischen dem Vorwärmer C und dem Brennraume A eine durch Schieber L absperrbare Kammer I angeordnet. Durch diese Kammer I wird es möglich, dem Brennraume die demselben zuzuführende Masse an Rohmaterial und Brennstoff gewissermaassen zuzumessen, wobei der Brennstoff durch die Oeffnung K in die Kammer I eingeführt wird. Zur Ableitung der Gase aus dem Brenn- in den Vorwärmraum dient der Gaskanal B; derselbe erscheint hier zwar durch die Zwischenschaltung der Kammer I motivirt, insofern nur auf diese Weise eine Verbindung der beiden Räume überhaupt möglich ist; doch ist zugleich eine Aehnlichkeit mit dem Hauenschild'schen Zugverstärkungsmittel (D. R. P. Nr. 73302) unverkennbar, der wir auch noch an einer anderen Stelle begegnen werden. Textabbildung Bd. 298, S. 60 Fig. 66.Brennofen von Fichtner. Auch bei dem Ofen für beständigen Betrieb zum Brennen von Kalk, Cement u. dgl. von Georg Fichtner in Salder, Braunschweig (D. R. P. Nr. 62723 vom 28. September 1890), Fig. 66, ist mit dem Princip eines stetigen Ueberganges der in verschiedenen Brennstadien befindlichen Massen, und zwar auf das Gründlichste, gebrochen; hier sind es aber Brennraum und Abkühlungsraum, welche durch eine Luftkammer von einander geschieden sind. Der Grund dafür liegt darin, dass die Hitze des im Brennen begriffenen Materials, sofern dasselbe direct auf dem abkühlenden Material aufruht, sich dem letzteren mittheilt und dadurch dasselbe leicht übergar brennt. Zur Beförderung der Abkühlung sind Luftkanäle e in den Mauern des Abkühlschachtes angeordnet, durch welche dem Brennraume die nöthige Verbrennungsluft zugeführt wird, wenn, insbesondere bei zerfallendem Material, die von unten her durch den Rost g einströmende Luft nicht genügt. Textabbildung Bd. 298, S. 60 Fig. 67.Schachtofen von Schöfer. Die bisher beschriebenen Oefen nehmen auf eine angemessene Flammenentwickelung höchstens beiläufig Rücksicht. Eine solche ist nun bei dem Schachtofen für ununterbrochenen Betrieb von August Schöfer in Lägerdorf bei Itzehoe (D. R. P. Nr. 50711 vom 14. Mai 1889 und Schweizerisches Patent Nr. 1313 vom 22. August 1889), Fig. 67, in einfacher Weise dadurch erreicht, dass auf das Gewölbe eines weiten unteren Ofentheils ein engerer Schacht S aufgesetzt ist. Das aus dem engen Schacht nach unten sinkende Brenngut lässt unterhalb der Ueberkragung des weiten Ofentheils dauernd einen ringförmigen Raum m frei, in welchen Brennmaterial durch Kanäle i eingestreut wird und zur Entflammung kommt. Diese Art der Feuerung ist für sich allein hinreichend, den Brennprocess durchzuführen, sobald einmal der Ofen in vollem Betriebe ist; durch die Oeffnung A braucht in diesem Falle also nur noch Kalk, nicht aber Feuerungsmaterial aufgegeben zu werden. Zur besseren Ausnutzung der Abgase wird bei einer etwas späteren Construction dieses Ofens (D. R. P. Nr. 63112 vom 12. Juni 1891, Zusatz) der Ofenschacht oberhalb seiner Einschnürung noch einmal erweitert, wodurch eine Auflagerungsfläche für ein Drehgerüst zur Aufnahme von Trockengut gewonnen wird. Doch dürfte der Werth dieser Neuerung nicht allzu hoch zu veranschlagen sein. (Vgl. auch Thonindustrie-Zeitung, 1892 S. 700.) Diesen Gedanken, die Abgase eines Schachtofens noch im Ofen selbst zum Betriebe einer Vorrichtung zu benutzen, die mit weniger Hitze vorlieb nimmt, als der eigentliche Brennofen, bietet auch die neue Ofenconstruction zur Nutzbarmachung der den Kalk- oder Cementöfen entströmenden Wärme zum Brennen von Gypssteinen u. dgl., System Wirz, der Cement- und Gypsfabrik Solothurn in Solothurn (Schweizerisches Patent Nr. 2946 vom 12. December 1890), Fig. 68. Textabbildung Bd. 298, S. 60 Fig. 68.Ofen zum Brennen von Gypssteinen von Wirz. Bei diesem Ofen ist auf den eigentlichen Ofenschacht F ein weiter Schacht E aufgesetzt, der von dem ersten durch einen zweckmässig schräg angeordneten Rost C getrennt ist. Der von oben her beschickte und durch die Oeffnung D entleerte Schacht E wird zum Brennen von Gyps benutzt, der Hauptschacht F dagegen dient zum Brennen von Kalk oder Cement. Je nach der Menge des durch die Oeffnung B in den unteren Schacht eingeführten Materials werden die den oberen Schacht durchziehenden Abgase heisser oder kälter sein, so dass man eine Regulirung des Brennprocesses in dem letzteren in der Hand hat. In einem gewissen Sinne ein Gegenstück hierzu bietet ein Ofen zum Brennen von Cement von A. Emele jr. in Szczakowa (Galizien) (D. R. P. Nr. 62292 vom 4. März 1891), Fig. 69, dessen Wesen gerade darin besteht, die Wärme der Abgase nicht, wenigstens im Ofen selbst nicht vollständig zur Wirkung kommen zu lassen. Dieselben werden vielmehr schon unterhalb des Vorwärmraumes Z, der nach unten durch einen beweglichen Rost r abgesperrt ist, in den Fuchs F abgeführt. Textabbildung Bd. 298, S. 60 Fig. 69.Ofen zum Brennen von Cement. Durch diese Einrichtung soll bewirkt werden, dass die in den Raum Z in noch feuchtem Zustande, wie dieselbe von der Presse kommt, eingeführte Masse (Ziegel u.s.w.) einer Trocknung durch die in dieser Masse selbst sich nun entwickelnden Dämpfe unterworfen wird, weil eine solche Trocknung, wenn die feuchte Masse mit dem Feuer oder den Verbrennungsproducten direct in Berührung kommt, nicht mit Erfolg durchgeführt werden kann. Anknüpfend an den Ofen nach dem Schöfer'schen Hauptpatent (Nr. 50711) mit seinem ringförmigen freien Raum in der Brennzone zur Aufnahme des Brennmaterials ist ein Schachtofen zum Brennen von Cement, Kalk u. dgl. der Actiengesellschaft Fabrik feuerfester und säurefester Producte in Bad Nauheim zu erwähnen (D. R. P. Nr. 72868 vom 27. November 1892), Fig. 70 und 71. Der freie Raum zur Flammentfaltung, in welchen das Brennmaterial durch Kanäle h eingeführt wird, liegt hier nicht am Rande, sondern in der Mitte des Ofens. Dieser freie Raum in der Mitte des Ofens wird dadurch geschaffen, dass quer durch den oberen Cylinder des Schachtes zwei feuerfeste Formsteine D eingemauert werden, an deren Seiten das durch die Oeffnungen g aufgegebene Brenngut herabgleitet, um durch die Verengungen p in den eigentlichen Ofenschacht zu gelangen, wobei der centrale Schachttheil unterhalb der Formsteine dauernd frei bleibt. Die Formsteine D lassen einen Kanal d zwischen sich frei, der von Schiebern f ganz oder theilweise verschlossen werden kann. Bei geschlossenen Schiebern f können die erhitzten Gase nicht direct durch den Schlot F entweichen, sondern sind gezwungen, ihren Weg bei p durch das oberhalb der Formsteine D lagernde Rohmaterial zu nehmen und dasselbe vorzuwärmen. – Ausser der erwähnten centralen Feuerung wird in den Feuerstellen B ein ununterbrochenes scharfes Feuer unterhalten, durch welches die zu brennende Masse in dem unteren Schacht in Gluthitze geräth. Textabbildung Bd. 298, S. 61 Schachtofen in Nauheim. Im Anschluss an den Hauenschild'schen Ofen (D. R. P. Nr. 52504) war bereits oben von einem durch ein Zusatzpatent zu demselben geschützten Verfahren zur Verstärkung des Ofenzuges bezieh. zur Uebertragung der Hitze des gebrannten Gutes mittels Lufträume auf das im oberen Theil des Schachtofens befindliche zu brennende Material die Rede. Im Wesentlichen dasselbe Mittel wendet Friedrich Carstens in Lägerdorf (Holstein) bei seinem Schachtofen zum Brennen von Cement, Kalk u. dgl. (D. R. P. Nr. 75827 vom 12. April 1893), Fig. 72, an, um das Feuer dauernd in der richtigen Höhe zu halten und zu verhindern, dass dasselbe zu weit nach oben oder zu weit nach unten geht. Auch er schafft dem Ofenzuge von dem unteren Theile des Schachtes nach dem oberen freien Weg, und zwar durch Anlegung von Kanälen b in den Seitenwänden, welche durch Schieber nach Belieben absperrbar sind. Ist das Feuer zu hoch gestiegen, bis über die unteren Oeffnungen der Kanäle hinweg, so werden die letzteren geöffnet und der Zug zum Theil direct nach oben geleitet; in Folge der Zugverminderung im Ofen oberhalb der unteren Kanalöffnungen sinkt dann das Feuer; umgekehrt steigt es bis zu den Kanalöffnungen, wenn es bei vorher geschlossenen Kanälen unter dieselben gesunken sein sollte. Textabbildung Bd. 298, S. 61 Fig. 72.Ofen von Carstens. Auch der Schachtofen mit selbsthätiger Beschickung zum Brennen von Cement von Carl Brentano in Münchenstein bei Basel, Schweiz (D. R. P. Nr. 75785 vom 27. Juni 1893 und Schweizerisches Patent Nr. 6946 vom 19. Juni 1893), Fig. 73, ist so eingerichtet, dass der Ofenzug durch eine übermässig hohe Brenngutsäule nicht beeinträchtigt wird. Zu diesem Zweck sind im Vorwärmraum Metallröhren angeordnet, welche die Cementrohmasse, am besten in Kugelform von möglichst kleinem Durchmesser (50 bis 60 mm), aufnehmen und allmählich in den Brennraum überführen. Um die abziehenden Verbrennungsgase in möglichst innige Berührung mit dem Rohmaterial zu bringen, sind die das letztere umschliessenden Röhren durchbrochen und zweckmässig aus schmiedeeisernen Stäben hergestellt, welche durch Reifen zusammengehalten sind. Die Beschickung des Ofens erfolgt selbsthätig aus einem seitlich vom Ofen angeordneten Vorrathsbehälter, aus welchem Leitungen nach den Röhren des Vorwärmers führen. – Das aus dem Vorwärmer austretende Material gleitet an schiefen Ebenen f0ff1 hinab, wobei es durch die abziehenden Verbrennungsgase in glühenden Zustand gebracht wird, und wird dann bei g durch Thüren h mit Brennmaterial bestreut und vollends gebrannt. Textabbildung Bd. 298, S. 61 Fig. 73.Schachtofen von Brentano. Der Gedanke: das Brenngut in Röhren durch den Brennraum zu führen, findet sich weiter durchgeführt bei dem Retortenofen zum Brennen von Cement in ununterbrochenem Betriebe von Dominique Belloc und Emile Benard in Paris (D. R. P. Nr. 76139 vom 10. Januar 1894), Fig. 74. Hier bleibt das Brenngut in den Röhren, in welche es einmal eingeführt, auf seinem ganzen Wege durch den Ofen eingeschlossen. Ueberdies sind die Retortenrohre d vollständig geschlossen und eventuell noch zum Schütze von Mantelrohren g umgeben, so dass das Material unter Abschluss gegen die Flammen des Feuerungsherdes und gegen die Verbrennungsproducte gebrannt wird. Textabbildung Bd. 298, S. 62 Fig. 74.Retortenofe von Belloc und Benard. Im Brennraum b, der zur Hemmung der Heizgase mit Zwischendecken b1 ausgerüstet ist, und im Vorwärmraum c besitzen die Retortenrohre nach innen gerichtete Rippen zum Zweck besserer Uebertragung der Hitze auf das durchgleitende Material, während am unteren Ende der Rohre, wo die Abkühlung statte finden soll, nach aussen gerichtete Rippen zur Vergrösserung der Kühlfläche vorgesehen sind. Zur Ableitung der sich entwickelnden Gase und Dämpfe sind in die Retorten an ihrem oberen Ende durchlöcherte Röhren q eingesetzt, die beispielsweise in die Esse münden können. – Die Beschickung erfolgt, ebenso wie bei dem Brentano'schen Ofen, auch hier selbsthätig; vor der Einführung in die Retorten wird die zur Herstellung des Cements verwandte Rohmischung durch Walzen m und eine Förderschnecke o sorgfältig gemischt. Textabbildung Bd. 298, S. 62 Oefen der Société des Ciments Français. Bei dem beschriebenen Brentano'schen Ofen wird zugleich mit der Verhinderung einer übermässigen Beeinträchtigung des Ofenzuges die Stetigkeit desselben erreicht und damit ein Vorzug gegenüber den gebräuchlichen Schachtöfen, bei welchen das vorzuwärmende Material in compacter Masse über dem Brennschachte lagert und von den aus demselben aufsteigenden Verbrennungsgasen durchzogen wird. Jedes Aufschütten neuen Materials muss nämlich bei den letzteren eine Schwenkung des Ofenzuges bewirken, wofern nicht besondere Vorkehrungen zur Beseitigung dieses Uebelstandes getroffen sind. Diesem letzteren Zweck dient ein doppelter Gasabzug für continuirliche Oefen zum Brennen von Kalk, Cement u. dgl. der Société des Ciments Français et des Portland in Boulogne-sur-Mer (D. R. P. Nr. 80655 vom 22. Mai 1894), Fig. 75 und 76. Textabbildung Bd. 298, S. 62 Fig. 77.Brennofen von Kahling. Das Wesen dieses doppelten Gasabzuges besteht darin, dass neben einem beständig in Wirksamkeit befindlichen unteren Gasabzug, der durch das oberhalb desselben stattfindende Aufschütten neuen Materials nicht oder nur in geringem Maasse beeinflusst wird, ein zweiter oberer Gasabzug, unmittelbar an der Einfüllöffnung mündend, angeordnet wird; letzterer wird jedesmal selbsthätig abgesperrt, sobald man den den Schacht verschliessenden Deckel zum Zweck der Auffüllung neuen Materials öffnet. Im Allgemeinen sind also beide Abzüge im Gange: die Verbrennungsgase treten zum Theil über den unteren Abzug hinaus und durchziehen auf dem Wege zum oberen Abzug den Füllschacht, dessen Inhalt sie vorwärmen. Bei geöffnetem Schacht und geschlossenem oberen Abzug nimmt der untere Abzug die heissen Verbrennungsgase auf und verhindert das schädliche Herausschlagen der letzteren. Die Einrichtung ist des Näheren so getroffen, dass der untere Abzug von einer gewölbartigen Rinne a an der Grenze zwischen Füllschacht und Ofen seinen Ausgang nimmt. Diese Rinne a ist durch einen senkrechten Kanal G direct mit den zum Kamin führenden Zugkanälen B verbunden; ausserdem führen senkrechte Kanäle c in einen rings um den Füllschacht herumlaufenden Ringkanal C1, dessen Oeffnungen c1 ebenfalls in den senkrechten Kanal C münden. Der obere Abzug nimmt von einem Ringkanal D am oberen Ende des Füllschachtes seinen Ausgang; jede der drei Abtheilungen dieses Kanals D mündet in eine Röhre d, die mit einem Ringkanal D1 in Verbindung steht, welcher letztere von dem Kanäle Q nur durch eine Metallplatte m getrennt ist und durch die Oeffnungen d1 in den Kanal C mündet. Durch diese Einrichtung wird erreicht, dass die von dem oberen Abzug kommenden Gase annähernd auf die hohe Temperatur der von der Rinne a kommenden gebracht werden. Zum Schluss bleibt noch ein gänzlich selbständig für sich dastehender rotirender Brennofen für Erd- und Mineralfärben, Cement, Gyps u.s.w. von Jul. Kahling in Nieder-Ingelheim (D. R. P. Nr. 74044 vom 7. Juli 1893), Fig. 77, zu erwähnen übrig. In einem rotirenden Brennrohr a, das von unten her durch eine Feuerung q erhitzt wird, befindet sich, eine bewegliche Schnecke f, welche den Zweck hat, die aus dem Trichter C durch die Einlauflöcher u zuströmenden Materialien von g nach h zu fördern; in ihrem unteren Theil ist die Schnecke entgegengesetzt gewunden, um ein zu schnelles Austreten der Materialien zu verhindern. Die sich entwickelnden feuchten Dämpfe werden durch Oeffnungen o und ein Rohr p abgeführt, die beim Brennen ausgetriebenen oder erzeugten Gase entweichen durch ein Abzugsrohr t über dem Abschlusskasten j. Dr. L. Sell.