Titel: Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
Fundstelle: Band 298, Jahrgang 1895, S. 141
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Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. (Fortsetzung des Berichtes S. 42 d. Bd.) Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. Die der Hopfenpflanze schädlichen Insecten finden sich in der Allgemeinen Brauer- und Hopfenzeitung, 1894 S. 1245, 1351, 1399, 1447, 1543, 1639, von Eleonar A. Ormerod behandelt. Der hauptsächlichste Feind ist unstreitig 1) die grüne oder Aphisfliege – Aphis (Phlorodon) humuli Schrank, welche in manchen Jahren die beinahe vollständige Vernichtung der Hopfenernte bewirkt. Die Fühlhörner des Insectes sind beinahe ebenso lang, als ihr ganzer Körper. Das untere Gelenk der Fühlhörner besitzt Zähne oder Buckel, und die Tuberkeln oder Auswüchse an der Stirn haben gleichfalls einen starken Zahn. Die Larve oder Laus, wie man gewöhnlich die Larve in ihren frühesten Stadien nennt, kann man in der Mitte des Monats Mai an den Hopfenpflanzungen beobachten. Nimmt das Insect überhand, so saugen Millionen von Schädlingen die Kraft der Blätter mit ihren Rüsseln aus und die Poren des Blattwerks werden durch die Entleerungen der Insecten verstopft, so dass jene ihre natürlichen Functionen nicht erfüllen können, daher das Wachsthum der Pflanze mehr oder weniger in Frage gestellt ist, und man sagt dann: die Reben leiden an Honigthau. Die grossen Angriffe des schädlichen Insectes werden von Individuen ausgeführt, die theilweise den Schlehensträuchern und Pflaumenbäumen, theilweise aber auch der Hopfenpflanze selbst entstammen. Als Vorbeugungs- und Gegenmittel, um gegen die Angriffe der Aphisfliegen geschützt zu sein, welche während des Monats Mai aus der Erde hervorkommen und dann die jungen Hopfenranken vernichten, empfiehlt die Verfasserin die Düngung der Erden mit Paraffinöl und Asche. Es hält sich bei Anwendung dieses Mittels die Pflanze so lange frei von Aphisfliegen, bis letztere von Pflaumenbäumen in geflügelten Exemplaren erscheinen. Von unberechenbarem Nutzen für die Vernichtung der genannten Schädlinge ist das Waschen der Hopfenpflanzen, und die beste Zusammensetzung der Waschsubstanz besteht in 100 Gallonen Wasser – weiches Wasser, wenn solches erhältlich ist, oder durch Zusatz von Soda weichgemachtes Wasser –, 4 bis 5 Pfund weicher reiner Seife und 6 bis 8 Pfund gut ausgekochter Quassiaspäne. Man wäscht mit Hilfe grosser Gartenspritzen. Bei trockenem Wetter hat sich das folgende Recept gleichfalls bewährt: Zu 36 Gallonen Wasser in einem Kessel füge man 60 Pfund weiche (Schmier-) Seife, dann entweder 14 Pfund bittere Aloe oder 2 Pfund Tabaksblätter hinzu und koche das Ganze zusammen. Beim Gebrauch mische man 36 Gallonen Wasser auf jede Gallone der erhaltenen Substanz. Ein gewisser Zusatz von Paraffinöl zur Schmierseife ist von Nutzen. Als Feind der Hopfenlaus ist besonders die Coccinella septempunctata, der Herrgottskäfer, anzuführen, welcher im Zustand der Larve sich auf das gefrässigste von der Hopfenlaus ernährt. Tabakanpflanzungen geben nach der Allgemeinen Brauer- und Hopfenzeitung, 1894 S. 1928, ebenfalls ein gutes Mittel gegen Hopfenläuse. 2) Die rothe Spinne, Tetranychus telarius Linnaeus, gehört zu den spinnenden Milben (Familie Trombidinae, Ordnung Acarina, Klasse Arachnida); sie hat im Zustand der Reife eine ovale Gestalt und besitzt dann vier Paar Füsse, von denen zwei Paar vorwärts, zwei Paar rückwärts streben, während der Kopf, der Rumpf und der Hinterleib eine zusammenhängende Masse bilden. Die Färbung ist verschieden und wechselt von durchsichtig weissgelber, orange und röthlicher bis in das Ziegelrothe. Die Spinne befestigt an der Unterseite der Blätter ihre Fäden und legt in das gebildete dichte Gewebe ihre Eier; wenn letztere dann ausschlüpfen, entsteht eine Colonie von Spinnen, welche die Unterseite der Blätter weisslich und glänzend erscheinen lässt, während die Oberseite ins Graue oder Gelbliche spielt. Die kleine Milbe verursacht der Hopfenpflanze in trockenen Jahreszeiten sehr erheblichen Schaden. Als Winteraufenthalt wählen die Schädlinge Steine und Mauerritzen, auch scheinen sie in den Fugen der Hopfenstange ihren Wohnsitz aufzuschlagen. Als Verhinderungsmittel gilt das Herumlegen von warmem Kalk oder anderen kaustischen Substanzen um die Pflanzenstöcke. Es empfiehlt sich auch, Drahtgerüste und Stangen mit einer starken Lösung von Schmierseife und Wasser zu waschen, dem Quassia zugesetzt worden ist, oder die Fugen mit Paraffin oder Erdöl gut auszubürsten. Das beste Gegenmittel, welches die praktischen englischen Landwirthe gebrauchen, sind Waschungen der Pflanzen mit Handspritzen oder besonderen Waschmaschinen; dem Waschwasser sollen auf 100 Gallonen 4 bis 6 Pfund Schmierseife und der Extract von 4 bis 6 Pfund Quassiaspänen beigemischt sein. Bewährt hat sich auch das Bespritzen der Hopfenpflanzungen mit Schwefellösungen, die man sich durch Kochen von 1 Pfund Schwefelblumen und 2 Pfund frischem Kalk in 4 Gallonen Wasser bereitet. Man mischt der Lösung Schmierseife bei. 3) Die Hopfen-Kuckucksfliege, Froschfliege oder Springer, Euacanthus interruptus Linnaeus, ist von gelber Farbe, verschiedentlich braun oder schwarz markirt oder bebändert; die oberen Flügel, obgleich nicht bei allen Exemplaren gleich gezeichnet, haben für gewöhnlich einen langen, dreieckigen, braunen Fleck und eine andere braune Marke, welche sich im Hintertheil des Flügels befindet. Charakteristisch sind der breite, froschartige Kopf und die überraschend weiten Sprünge, welche das Thier ausführt. Die Insecten sind Ende Juli vollständig ausgebildet. Die Fliegen verursachen in den verschiedenen Stadien ihrer Entwickelung dadurch grossen Schaden, dass sie den Saft der Hopfenpflanze aussaugen. Es empfiehlt sich, zur Vertilgung der Thiere engmaschige, getheerte Stücke Sackleinwand unterhalb der Hopfenpflanze auszubreiten und dann die Stangen zu schütteln, so dass die Schädlinge herunterfallen und im Gastheer zu Grunde gehen. 4) Von der Fieber fliege, Dilophus febrilis Linnaeus (sogenannt, weil sie von Linné auch oft in den Zimmern Fieberkranker beobachtet wurde), finden sich Larven Anfang April an den Hopfenwurzeln, von denen sie sich ernähren; sie saugen aber auch die Säfte der Pflanzen selbst aus. Die Larven sind ¼ Zoll lang, von cylindrischer Form; sie besitzen keine Beine, ihr Kopf ist von dunkel- oder kastanienbrauner Farbe. Von den Fliegen sind die Männchen intensiv schwarz gefärbt, während die Weibchen einen braunen Unterleib und schwarze oder bräunliche Flügel besitzen. 5) Die Raupe des Hopfenspinners oder die Ottermotte Hepialus humuli Linné, greift die Wurzeln des Hopfens stark an. Sie hat eine sahnengelbe Farbe, braunen Kopf und einen schuppen artigen Fleck an dem nächsten Segment. Sie gräbt sich in dem Erdboden ein und sucht ihre Nahrung in demselben, bis sie ungefähr 1,5 bis 2 Zoll Länge erreicht hat. Nach dem vollkommenen Auswuchs spinnt sie sich zwischen den Wurzeln ein und wird zu einer starken, an den Enden abgestumpften dunkelbraunen Puppe, die mit zwei Reihen von Stacheln besetzt ist. Diese Umwandlung geht im Mai vor sich; die Schmetterlinge sind Mitte Juni auf grasreichen Plätzen sehr häufig; dieselben haben ein eigenthümliches Aussehen, da die Flügel gerade sind und enge bei einander liegen. Die Flügel sind beim Männchen weiss gefärbt, während der Kopf, der Rumpf und der Unterleib von hei loh gelber Farbe mit Orangezeichnungen versehen sind. Beim Weibchen sind die vorderen Flügel gelb mit Orangezeichnungen, die hinteren bräunlich gefärbt mit hellohgelbem hinterem Rand. Zur Vernichtung des Schädlings thut man gut, die Wurzeln sorgfältig nachzusehen, man kann die Raupe leicht finden. Es ist räthlich, nicht nur alles Unkraut in der nächsten Umgebung der Hopfenpflanzen, sondern auch die grossen und kleinen Grasflecken auszurotten, welche dem Schmetterlinge über Tag einen angenehmen Aufenthalt gewähren. 6) Die Raupen der Hopfenrüsselmotte, Pyralis rostralis, vernichten die Hopfenpflanze, indem sie sich von den Blättern derselben ernähren. Diese schlank gebauten, nach dem Kopf zu allmählich spitz zulaufenden Schädlinge haben eine grüne, mit helleren Flecken untermischte Farbe; eine weissliche Linie zieht an den Seiten, sowie an dem Rücken hin. Die Raupen besitzen als besonderes Merkmal nur drei Paar falsche oder Säugefüsse, mit denen sich die Larven fest an die Pflanzentheile heften. Die Motte erscheint gewöhnlich im Juni oder Juli und besitzt in gut gezeichneten Exemplaren graubraune, von der Grundfläche bis ungefähr zur Mitte dunklere vordere Flügel, die mit einem schwärzlichen, im Zickzack verlaufenden, in der Nähe der Spitzen quer durchgeführten Streifen und mit einigen erhabenen Büscheln schwarzer Schuppen ungefähr im Mittelpunkt versehen sind, während der Hintertheil am hellsten ist. Die hinteren Flügel sind bräunlich. Am leichtesten erkennt man die Motte an dem rüsselartigen Aussehen des Vorderkopfes. Als bestes Mittel zur Vertilgung der Rüsselmotte gilt das Waschen der Hopfen pflanze mit Fischölschmierseife. Man kann auch die Stangen schütteln, so dass die Raupen in untergestellte flache Schalen fallen, wo sich ätzende Substanzen befinden. Als Hauptregel bei der Vertilgung gilt auch hier, alles Unkraut, besonders aber die Nesseln, aus dem Hopfenfeld fortzuschaffen. 7) Als rothe Spinne, Tetranychus telarius Claparede, ist S. 1448 eine in ihrem Aussehen von Nr. 2 abweichende mikroskopisch kleine Acarine dargestellt, welche ihr Gewebe sowohl über die Stämme und Zweige, als auch unterhalb der Blätter und Bäume hinzieht und dadurch der Oberfläche eine gewisse Glasur und seidenartigen Glanz verleiht. Die Eier sind am Gewebe befestigt. Die Spinne kann keine Feuchtigkeit vertragen; man wird daher da, wo man gelben Staub am Grund der Bäume antrifft, gut thun, diese mit einem Wall zu umgeben, wodurch man einen Raum erhält, den man mit feuchtem Schlamm ausfüllt, über welchen die Spinne nicht hinkriecht. Zu vermeiden sind die Lindenbäume in der Nähe von Hopfenpflanzungen. Wie bei anderen Insecten hilft auch hier das Wasser mit Schwefelseife. 8) Der Drahtwurm ist die Made eines gestreiften Käfers, Ayriotes lineatus Linné, welcher graubraun oder schwarz gefärbt ist und dadurch auffällt, dass er, auf den Rücken gelegt, unter Hervorrufung eines scharfen Geräusches sich schnell wieder mit einem Sprung auf die Beine hilft. Der Drahtwurm selbst besitzt ockergelbe Farbe und hat Aehnlichkeit mit einem Stückchen Draht. Er ernährt sich mit furchtbarer Gefrässigkeit von den Pflanzentheilen, welche in der Nähe der Oberfläche des Erdbodens liegen. Er kann 5 Jahre lang in der Erde leben. Er hat wie alle echten Drahtwürmerarten (welche der Landwirthschaft gefährlich sind) sechs wirkliche Füsse, ausserdem einen Saugfuss am Ende des Schwanzes. Der Hopfendrahtwurm ist besonders jungen Setzlingen gefährlich. Es empfiehlt sich, bei der Vorbereitung des Bodens für Hopfensetzlinge den Boden mit Spaten auszustechen, dann auszujäten und das Unkraut zu verbrennen und zwar noch ehe es kalt wird. Durch Behandeln des Bodens mit Gasasche oder frischem Kalk wird man ebenfalls einen Nutzen constatiren können, desgleichen soll mit nicht zu viel Paraffin oder Paraffinöl getränkter Sand gute Dienste thun. 9) Der Hopfen floh, Haltica concinna Curtis, ist von schwärzlichgrüner Farbe mit einem kupferigen Schein untermischt. Dieses Insect überwintert in vollkommen ausgebildetem Zustand in der Erde, kriecht in den ersten Frühlingstagen heraus und fängt sofort an, sich von Sprösslingen zu ernähren, wobei es namentlich, wenn durch kalte Witterung das Wachsthum des Hopfens ein langsames ist, sehr viel Schaden stiftet. Im vorgerückten Sommer, bei trockener Witterung, schlüpfen diese Schädlinge in den Hopfenzapfen hinein und legen daselbst ihre Eier ab, woraus dann nach 10 Tagen weisse kleine Maden mit sechs Pectoralfüssen auskriechen, die sogleich anfangen sich einzugraben und von den Stengeln zu ernähren. Als Gegenmittel wird empfohlen, auf das allersorgfältigste alle Stücke der alten Ranken nach dem Hopfenpflücken aus den Gärten wegzuräumen und alle Abfälle nach dem Abschneiden im Frühjahr dem Feuer zu übergeben, sowie die Erde, sobald als nur möglich, zu zertheilen. Es soll auch gut sein, wenn man die Flöhe auf ein ausgespanntes, mit Erdöl getränktes Baumwolltuch durch Schütteln der Stangen fallen lässt. Als Streumittel, das man am besten früh auf die bethauten jungen Blättchen mit der Streumaschine (Strawsonizer heisst eine pneumatische Spritzmaschine von Strawson) gibt, empfiehlt sich eine Mischung von frischer weisser Gasasche, frischem Kalk, Schwefel und Russ; man kann auch ein Gemisch von Schwefel, frischem Kalk und Chausseestaub nehmen. 10) Die Stengelmade, Cecidomya, hat eine rein weisse bis sahnenartig gelbe Farbe. Sie besitzt an ihrem spitz zulaufenden Kopfende einen hornigen Auswuchs, welcher am freien Ende gespalten ist. Die Made bohrt sich in den Stengel der Dolde oder Blüthe ein, bahnt sich innerhalb des Stengels einen Weg von unten nach oben, indem sie sich durchfrisst, und verursacht hierdurch das Verwelken und Braun wer den der Hopfendolde. Gegen Ende September verlässt die Made ihren Platz und lässt sich auf die Erde fallen, um dort ihr Winterquartier aufzuschlagen. In der Erde macht das Insect die bekannten Wandlungen durch. Um den Schädling zu vernichten, wählt man den Zeitpunkt zwischen dem Herabfallen auf den Erdboden und der Entwickelung zu einem voll ausgebildeten Insect. Es empfiehlt sich das Bestreuen des Bodens mit einem Gemisch von Paraffin und trockenem Material; auch kaustischer Dünger dürfte angebracht sein. Ein neuer Hopfenschädling, Plinthus porcatus Paus., ist nach der Allgemeinen Brauer- und Hopfenzeitung, 1894 S. 2201, in den Hopfengärten Steiermarks aufgetreten. Es ist dies ein brauner Rüsselkäfer, welcher, gleich seinen weissen, braunköpfigen Larven in dem untersten Theil der Fechser und in den Wurzelstöcken sich findet. Der Käfer tritt von Mai bis inclusive September auf. Um gegen die Schädigung durch das Insect anzukämpfen, ist es vor allem nothwendig, die Verbreitung desselben dadurch zu verhindern, dass man die verseuchten Felder von anderen durch Isolirgräben trennt. Da der Käfer höchstens drei Finger hoch über der Erde die Pflanze anbohrt, um seine Eier abzulegen, so kann man ihn durch mehrmalige Häufelung der Hopfenpflanzen bekämpfen. Der Käfer wird dadurch gezwungen, seine Eier hoch hinauf zu legen. Die Larve, die sich dann immer den Fechser hinab in den Wurzelstock arbeiten will, ist zur Erntezeit, wo man die Fechser tief am Boden abschneidet, noch nicht bis zum Wurzelstock gedrungen und wird deshalb der Vernichtung preisgegeben. Fritz Lutz hält in der Allgemeinen Brauer- und Hopfenzeitung, S. 1448, die Hopfenwanze, welche beim Zerdrücken einen üblen Geruch verbreitet, für identisch mit der oben beschriebenen Kuckucksfliege. Nach seiner Ueberzeugung überwintern die Wanzen in den in Neutomischel häufig als Schutz gegen Sturm zwischen den Hopfengärten gepflanzten Erlen. Dass Drahtanlagen von Wanzen verschont bleiben, erklärt Lutz damit, dass der Wind in diesem Fall die Ranken hin und her bewegt, so dass der Regen das schädliche Insect abwaschen kann. Bei Löschner's Hopfendarre (D. R. P. Nr. 74881, Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung, 1894 S. 974) sind die einzelnen mit Gewebe überspannten Rahmen so angeordnet, dass die trocknende Luft auf alle Schichten gleichmässig einwirkt. Ueber das Erwärmen und die Conservirung des Hopfens macht J. Behrens im Wochenblatt des landwirthschaftlichen Vereins im Grossherzogthum Baden (Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 1476) Mittheilungen. Wir entnehmen denselben Folgendes: Gefährlicher als Schimmel ist ein Hopfenverderber, den Behrens als Urheber der beim Hopfen bekanntlich so leicht eintretenden Selbsterwärmung erkannte und näher untersuchte. Es gehört derselbe zur Klasse der Spaltpilze und ist mit dem Namen Bacillus vapuliperda belegt. Er haftet für gewöhnlich an den trockenen Dolden, scheinbar leblos, im Ruhezustand. Sein ursprünglicher Wohnort ist der Erdboden, von dem aus er mit dem Staub auf die Hopfendolden getragen wird. Werden die letzteren feucht, so nehmen die an ihnen haftenden Bakterien ihre Lebensthätigkeit wieder auf, vermehren sich ausserordentlich schnell und erzeugen eine Gährung des Hopfens, die sich, wenn der letztere fest zusammengepresst ist, in einer Temperatursteigerung im Inneren des Hopfenballens äussert. Der Hopfenbacillus bildet dabei aus den Eiweisstoffen eine nach Heringslake riechende Substanz, Trimethylamin, und aus dem im Hopfen vorhandenen Zucker die übelriechende Buttersäure. Das Aussehen des Hopfens wird gleichzeitig durch die Lebensthätigkeit des Hopfenbacteriums gründlich verdorben. Es ist deshalb das Hauptaugenmerk derjenigen, die grosse Hopfenmengen aufzubewahren haben, auf die stete Controle der Lagerwaare bezüglich der Temperatur gerichtet. Sowie ein Ballen oder ein Haufen Zeichen einer Erwärmung (Angehen) aufweist, muss er schleunigst aus einander gerissen und event. von Neuem getrocknet und geschwefelt werden. Auf das Anziehen von Feuchtigkeit dürften wohl im Allgemeinen die Fälle der Selbsterwärmung zurückzuführen sein. Ohne Feuchtigkeit gedeihen die niederen Organismen nicht. Um das Anziehen von Wasser aus der Luft möglichst zu verhindern, andererseits aber auch, um den directen verderblichen Einfiuss des Luft Sauerstoffs auf die Hopfenbestandtheile zu vermindern, wird der Hopfen getrocknet, geschwefelt und dann eingepresst. Behrens hält das neue Verfahren, das darin besteht, dass man die Luft in den mit Hopfen gefüllten Büchsen durch Kohlensäure ersetzt, zur Erreichung des angeführten Zwecks für vollkommen. Ein Apparat, der diesem Zwecke dient, ist unter D. R. P. Nr. 72529 Matthew Algernon Adams in Maidstone, England, patentirt. Man benöthigt hierzu zwei Behälter, ein Vacuumgefäss zum zeitweiligen Gebrauch, in welchem der Hopfen zur Lagerung vorbereitet wird, und eine permanente Lagerkammer, in welcher der Hopfen gelagert und conservirt wird. Botanische Beiträge zur Kenntniss des Hopfens geben Lermer und Holzner, indem sie in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1894 S. 179, die Entwickelung der Rebe ausführlich besprechen. Aubry bringt in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1894 S. 1, einiges über die Zusammensetzung des Hopfens und das Verhalten des Hopfens zur Würze. Aus Analysen, Koch- und Gährversuchen mit verschiedenen Hopfenproben, die zum Theil vor der Verwendung entharzt wurden, geht hervor, dass die Bestimmung des Alkohol- und Wasserextractes keinen Werth besitzt für die Beurtheilung des Hopfens, dass die Gerbsäurewirkung auch im entharzten Hopfen eintreten muss, dass ferner vom Hopfen ganz wenig stickstoffhaltige Bestandtheile in die wässerige Lösung übergehen und diese demnach in der Würze keine oder nur geringe Bedeutung erlangen werden. Die Versuche, welche mit reifem und unreifem Hopfen angestellt wurden, ergaben, dass chemisch kein Unterschied im fertigen Bier festzustellen ist; es dürfte demnach der unreife Hopfen nur geschmacklich im Product zum Ausdruck kommen und dürfte kaum Fabrikationsschwierigkeiten bereiten. Bei einem angestellten Gährversuch mit gehopfter und ungehopfter Würze wurde der Vergährungsgrad in der ungehopften Würze niederer gefunden als in der gehopften (in anderen Fällen übrigens drückt sich in den von Aubry angegebenen Zahlen das umgekehrte Verhalten aus), das Bier aus gehopfter Würze war klarer als das aus ungehopfter. Koch- und Gährversuche mit Hopfen verschiedener Qualität lassen im fertigen Product chemisch keinen Unterschied erkennen. Nach Untersuchungen über den Hopfen nach v. Briant und Meacham (Transactions of the Institute of Brewing, Bd. 7 S. 4) verwandelt sich beim Lagern das weiche, haltbar machende Harz (löslich in Petroläther) in das harte und werthlose Harz um. Es findet dieser Vorgang auch unter Verhältnissen statt, welche die Erklärung durch Oxydation ausschliessen. Einjährige Hopfen sind trotz ihres geringeren Gehaltes an Weichharz nicht zu unterschätzen in Bezug auf die Klärung und das Aroma des Bieres. Es ist eine oft gemachte Erfahrung, dass, vom Geschmack des Bieres abgesehen, neuer Hopfen nicht allein verbraut werden darf, weil die daraus hergestellten Biere leicht harztrübe werden. Während des Hopfenkochens werden nach Angabe der Verfasser etwa die Hälfte der Harze in 2 Stunden extrahirt. Beim Vergleich der antiseptischen Kraft englischer und nicht englischer Hopfen, welcher nach früheren Versuchen für letzteren die 2½fache Wirkung ergab, wurde constatirt, dass nicht der Säuregehalt, den die Würze durch das Hopfenkochen erhält, auch nicht die grössere Gerbstoffmenge von nicht englischen Hopfen den Grund bilden, sondern die bedeutendere Gesammtmenge des Harzes und insbesondere des Weichharzes bei den nicht englischen Hopfen. Die englischen Hopfen sind im Allgemeinen stickstoffreicher als die nicht englischen. So wies beispielsweise ein Kenter Hopfen 20 Proc. Eiweiss auf. Manchmal dürften die Eiweisstoffe des Hopfens bei der Klärung des Bieres eine bedeutende Rolle spielen. Ein Theil der Stickstoffverbindungen ist im kalten Wasser löslich, ein weiterer grösserer Theil wird beim Kochen gelöst. Eine beträchtliche Menge der Hopfeneiweisstoffe ist diffusibel, eine Eigenschaft, die sie als Hefennährstoffe in Betracht kommen lassen. Die Verfasser haben bei ihren Versuchen während des Hopfenkochens niemals eine Stickstoffzunahme beobachtet. Dem Hopfengerbstoff kommt keine so grosse Bedeutung als Fällungsmittel für Eiweiss zu, wie man bisher annahm. Versuche, die sie über die Verminderung des Stickstoffes beim Hopfenkochen anstellten, ergaben, dass durch den Hopfengerbstoff nur 2 Proc. des Gesammteiweissgehaltes der Würze entfernt wurden. Eine ausführliche Abhandlung über den Hopfengerbstoff von M. Hayduck findet sich in der Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 409 (siehe 1894 292 261). Unter den Hopfendestillir- und Extractionsapparaten verdient der von Eisenberg und Schmöger in Dortmund lobende Erwähnung (siehe Reinke, Wochenschrift für Brauerei, 1894 S. 1316). Der Apparat ist in der Rheinischen Brauerei Köln-Alteburg, in der Essener Actienbrauerei und in der Phönixbrauerei in Dortmund in Thätigkeit. (Fortsetzung folgt.)