Titel: Autoclaven nach A. Pfungst für den Laboratoriumsgebrauch.
Fundstelle: Band 298, Jahrgang 1895, S. 190
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Autoclaven nach A. Pfungst für den Laboratoriumsgebrauch. Mit Abbildungen. Autoclaven nach Pfungst für den Laboratoriumsgebrauch. Die in den Laboratorien seither gebräuchlichen gläsernen Einschmelzröhren haben manchen Mangel, weshalb schon lange der Gedanke aufgetaucht ist, dieselben durch einen einfachen und dauerhaften Apparat zu ersetzen. Die wichtigsten Punkte, welche dabei zu berücksichtigen waren, sind die folgenden: Der Verschluss muss absolut dicht sein, damit sich das Gewicht des Röhreninhalts während der Erhitzung nicht verändert. Der Apparat muss dem inneren Drucke selbst bei Entbindung grosser Gasvolumina widerstehen. Er muss die Erhitzung von Substanzen im Vacuum oder in einem Medium von beliebigen Gasen oder Gasgemischen gestatten. Nach beendeter Reaction müssen die Gase gefahrlos entlassen werden können. Der Apparat selbst soll möglichst wenig von den zu erhitzenden Substanzen angegriffen werden. Ein Apparat, welcher diesen Ansprüchen genügt, ist der von Dr. A. Pfungst in Frankfurt a. M. construirte Autoclav (Fig. 1 und 2). Der Pfungst'sche Apparat besteht aus einer Aluminiumbronzeröhre (bezieh. innen emaillirten Eisenröhre) und einem dazu gehörigen Verschlusse aus Aluminiumbronze. Der Experimentator hat lediglich den Verschluss mit Hilfe von drei Muttern auf die Röhre aufzuschrauben und der Apparat ist fertig zum Gebrauch. Textabbildung Bd. 298, S. 190 Fig. 1. Textabbildung Bd. 298, S. 190 Fig. 2. Der Apparat ist bereits in einer grossen Zahl von Universitätslaboratorien in Deutschland, Oesterreich, Italien, Holland und Russland in Verwendung und hat sich seit längerer Zeit bewährt. Die „Industrielle Gesellschaft von Mülhausen“ hat dem Erfinder kürzlich ihre Silberne Medaille I. Klasse verliehen, nachdem sie den Apparat 2 Jahre lang durch eine Commission von Chemikern hatte probiren lassen. – Der Apparat kann von Dr. Pfungst, Gärtnerweg 2 in Frankfurt a. M., bezogen werden. Jedes zur Versendung gelangende Exemplar wird auf 200 at Druck kalt geprüft. Fig. 2 veranschaulicht die Construction des Apparates. Durch Drehung des Querhebels a wird der Bolzen b und damit auch die Dichtungsfläche c gehoben und gesenkt. Sobald die Dichtungsfläche c fest auf der unteren Dichtungsfläche e aufsitzt, kann aus dem Röhreninneren g kein Gas durch den Kanal f und das seitliche Röhrchen d entweichen. Um die Communication zwischen der äusseren Atmosphäre und dem Röhreninneren g herzustellen, genügt es, die Dichtungsfläche c durch Drehung des Bolzens b über das Niveau des seitlichen Röhrchens d zu heben. Soll die Röhre evacuirt werden, dann verbindet man den Gummischlauch der Luftpumpe mit dem Röhrchen d, nachdem die Dichtungsfläche c gehoben ist; nach erfolgter Evacuirung wird c gesenkt. Sollen Substanzen in einer Atmosphäre von beliebig gewählten Gasen oder Gasgemischen erhitzt werden, dann wird die Röhre evacuirt und in den luftleeren Raum strömen die betreffenden Gase aus einem Gasometer ein; auch kann eine Druckpumpe verwendet werden, um die Gase unter Druck eintreten zu lassen. Gebildete Reactionsgase werden durch Hebung der Dichtungsfläche c entlassen, indem sie durch den Kanal f und das seitliche Röhrchen d ausströmen.