Titel: Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers durch Maschinen.
Autor: E. Wentscher
Fundstelle: Band 298, Jahrgang 1895, S. 266
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Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers durch Maschinen. Von E. Wentscher, Ingenieur in Berlin. (Schluss des Berichtes S. 252 d. Bd.) Mit Abbildungen. Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers durch Maschinen. Textabbildung Bd. 298, S. 265 Fig. 134.Typograph von Rogers und Bright. 4) Eine durchaus eigenartige und nur im allgemeinen Princip mit den vorbeschriebenen übereinstimmende Giesssetzmaschine ist der „Typograph“ der Amerikaner Rogers und Bright, welcher sich durch seine geradezu phänomenale Einfachheit und absolute Betriebssicherheit auszeichnet. Diesen Umständen verdankt es der Typograph, dass sich die Berliner wohlbekannte Firma von Ludwig Loewe und Co. zu seinem Bau und seiner Einführung in Deutschland entschlossen hat. Beim Typograph erfolgt nur die Ausführung des Ausschliessens, Giessens und Ablegens selbsthätig, während diese Operationen unter Vermeidung zeitlich nach einander und auf einander wirkender Auslösungsvorrichtungen einfach durch Hand eingeleitet werden, und zwar das Ausschliessen und Giessen durch einen Handgriff und das Ablegen durch einen zweiten Handgriff. Abgesehen von der hierdurch erzielten Einschränkung selbsthätig wirkender Mechanismen auf das denkbar geringste Maass, ergibt sich eine weitere wesentliche Vereinfachung daraus, dass das Sammeln, Ausschliessen, Abgiessen und Ablegen der Maternzeile an einer und derselben Stelle stattfindet, nach welcher die durch Tastendruck ausgelösten Matern unmittelbar durch die eigene Schwere herabgleiten, sowie ferner darin, dass ein besonderer Ablegeapparat und Ablegesignaturen der Matern in Fortfall kommen, indem das Ablegen als natürliche Folge der eigenartigen Maternführung sich sozusagen von selbst vollzieht. Die absolute Betriebssicherheit ist dadurch gewährleistet, dass die Matern weder in der Ruhelage, noch in der Arbeitslage, noch endlich auf dem Wege von der einen nach der anderen ihre Führungen jemals verlassen, d.h. völlig zwangläufig geführt sind, während alle Matern beim Setzen gleich lange Wege bis zur Sammelstelle zu durchlaufen haben. Die Folge davon ist, dass die Matern beim Setzen daselbst mit absoluter Sicherheit in der richtigen Reihenfolge anlangen und beim Ablegen ein Fehler nie stattfinden kann, ohne dass irgend welche Controlvorrichtungen erforderlich sind. Dabei zeichnet sich die Maschine durch eine überaus vortheilhafte Gesammtanlage aus, bei welcher die Matrizen, ihre Samrael-, Ausschliess-, Giess- und Ablegestelle für Auge und Hand durchaus frei zugänglich angeordnet sind, während der Schmelztiegel völlig frei und abseits von sämmtlichen übrigen Theilen der Maschine liegt und somit jede schädliche Einwirkung seiner Hitze ausgeschlossen ist. Textabbildung Bd. 298, S. 266 Fig. 135.Typograph von Rogers und Bright. Die Fig. 134 und 135 zeigen den Typograph in perspectivischer Gesammtansicht, und zwar erstere während des Setzens und Giessens, letztere während des Ablegens; Fig. 136 ist eine schematische Oberansicht des Rahmens mit den Führungsdrähten und dem Tastenbrette. Die Fig. 137 bis 139 sind der Fig. 134 entsprechende Schnitte durch die in Gusstellung befindliche Matrizenzeile, und zwar ist Fig. 137 ein senkrechter Längsschnitt nach x-x der Fig. 136, Fig. 138 ein dazu senkrechter Querschnitt mit theilweiser Vorderansicht, und Fig. 139 ein wagerechter Schnitt nach y-y der Fig. 138 (die beiden letzteren in vergrössertem Maasstabe). Fig. 140 bis 146 stellen Einzelheiten dar. Die Matrizenstangen (Fig. 140 links) bestehen aus Messingstreifen mit einem Einschnitt auf hoher Kante für das Maternbild, dessen Breite die Dicke des Streifens bestimmt. An ihrem oberen Ende ist eine Oese c angebogen (Fig. 138 und 142), mittels welcher die Matrizenstange a auf ihrem Führungsdraht b gleitet, am unteren Ende befindet sich ein Ausschnitt, der zum Ausrichten der Matrizenzeile in der Höhe vor dem Abgüsse dient. Die Hälfte sämmtlicher Matrizenstangen eines Satzes hat die obere Führungsöse c auf der rechten, die andere Hälfte auf der linken Seite (Fig. 138), während die Stangen jeder Gruppe für die verschiedenen Buchstaben verschiedene Längen haben. Das Maternbild und der Ausschnitt zum Ausrichten der Matrizenstangen vor dem Gusse befinden sich bei allen Stangen auf derselben Seite und in denselben Abständen vom unteren Ende. Die Ausschlusstücke Fig. 140, rechts unten, bestehen aus zwei drehbar gegen einander angeordneten Theilen (Fig. 143, 144), nämlich aus einer keilförmig gestalteten Scheibe f1 mit keilförmiger Randrippe f4 und bei f3 vierkantig durchbrochenem Zapfen f2, und aus einem Ringe f6 mit kreisförmiger Oeffnung f5 und einem gleichfalls keilförmig gestalteten sectorartigen Ansatz f7 mit Vorsprung f8. Werden die beiden Theile derart zusammengesetzt, dass der Ring f6 mit seiner Oeffnung f5 den Zapfen f2 umschliesst, während sie sich mit den dem Beschauer zugekehrten Seiten berühren, wie in Fig. 140 dargestellt, so bilden Sector f7 und Scheibe f1 bezieh. Scheibenrand f4 auf der Strecke, wo sie sich berühren, ein zweitheiliges Stück von durchweg gleicher Stärke mit parallelen Aussenseiten, dessen Dicke allmählich zunimmt, wenn der Keilsector f7 gegen die Keilscheibe f1 nach deren dickerem Ende zu verdreht wird. In Fig. 140 befinden sich die beiden Theile in ihrer gegenseitigen Normallage, Vorsprung f8 in Anlage an dem Anschlage f9 der Rippe f4, und das aus beiden gebildete Ausschlusstück hat seine geringste Dicke. Ein auf f9 angenieteter Deckel, der sich mit seiner kreisförmigen Oeffnung über den in Fig. 143 sichtbaren Absatz des Zapfens f2 legt und mit seinem äusseren Rande über diesen Zapfen hinausragt, hält die beiden Theile des Ausschlusstückes zusammen. Die Führungsdrähte b sind frei über einen Rahmen pq (Fig. 136, Oberansicht und Fig. 137, Längsschnitt nach x-x der Fig. 136) gespannt, der um eine wagerechte Achse t nach vorn und nach hinten gekippt werden kann. Der hintere Bügel p des Rahmens ist doppelt gekrümmt, einmal kreisbogenförmig in der Oberansicht (Fig. 136), sodann derartig, dass er von der Mitte aus nach den Enden zu absteigt (Fig. 137). Vorn trägt der Rahmen eine Stütze w2, mit der er sich auf ein Widerlager stützt, wenn er während des Setzens nach vorn gekippt ist (Fig. 134). Textabbildung Bd. 298, S. 267 Fig. 136.Typograph von Rogers und Bright. Textabbildung Bd. 298, S. 267 Fig. 137.Typograph von Rogers und Bright. Die Führungsdrähte b (Fig. 136 und 137) sind mit je einem ihrer Enden an dem hinteren Bügel p befestigt, derart, dass die einzelnen auf einander folgenden Drähte von der Mitte des Bügels nach seinen Enden zu leitersprossenartig absteigen. Mit ihren vorderen Enden stecken die Drähte b in einem von den Bügelarmen q getragenen Steg d, und zwar die linksseitige Hälfte der Drähte auf der linken Seite, die rechtsseitige Hälfte auf der rechten Seite des Steges d (Fig. 138), so dass zwischen beiden Drahtsystemen ein freier mittlerer Raum bleibt. Mit ihren dem Stege d zugekehrten Enden liegen die Drähte b jedes der beiden Systeme in je einer senkrechten Ebene, und zwar sowohl in jedem System einzeln als auch in beiden Systemen parallel zu einander. Sämmtliche Drähte b haben bei b1 (Fig. 137) einen Knick, von dem aus sie aus der gegen einander convergirenden Lage in die Parallellage übergehen. Sie bilden auf diese Weise ein fächerartiges Gewölbe, das nach vorn zu in zwei senkrechte Ebenen ausläuft. Die Folge dieser Anordnung ist, dass sämmtliche Drähte annähernd dieselbe Länge und bei jeder Lage des Rahmens pq dieselbe Neigung gegen den Horizont haben. In Folge dessen haben alle Matrizen dieselbe Strecke unter gleicher Beschleunigung zu durchlaufen und langen daher mit Sicherheit in richtiger Reihenfolge an der Sammelstelle an. In der Nähe des hinteren Rahmenbügels p befindet sich ein diesem ähnlich geformter Bügel u, welcher je ein Echappement (Fig. 145) für je einen Draht b trägt. Jedes Echappement steht mit einer der Tastenstangen s1 durch einen Draht s2 in Verbindung. Textabbildung Bd. 298, S. 267 Fig. 138.Typograph von Rogers und Bright. Das Echappement besteht aus einem von einer Spiralfeder umgebenen Bolzen v1 der in einem Bügelchen u1 am Bügel u drehbar gelagert ist. Der Zugdraht s2 ist durch einen Stift s3 mit einem Hebel s4 am oberen Ende des Bolzens v gelenkig verbunden, während das untere Ende v1 des Bolzens v hakenförmig ausgeschnitten ist (Fig. 146a und 146b, Schnitte nach z-z der Fig. 145). Die Bolzen v gehen seitlich an den Führungsdrähten b vorbei und halten so die mit ihren Oesen c an den Drähten aufgehängten Maternstangen zurück. Es bildet sonach die zwischen dem Bolzenende v1 und dem Bügel p liegende Drahtstrecke eines jeden Führungsdrahtes das Magazin für die Matrizenstangen je eines Buchstabens. Textabbildung Bd. 298, S. 267 Fig. 139.Typograph von Rogers und Bright. Das obere Ende jeder Matrizenstange a ist bei c1 schneidenförmig gestaltet (Fig. 142) und das Hakenende v1 des Bolzens v befindet sich in Fig. 146a in der Normallage, in welcher es sich hemmend vor die vorderste Matrizenstange legt. Wird jetzt eine Taste s (Fig. 145) niedergedrückt, so macht der mit ihrer Stange s1 durch den Zugdraht s2 verbundene Bolzen v einen Ausschlag (Fig. 146b), wodurch nur die äusserste Maternstange frei wird, indem sich das andere Hakenende sofort vor die nächste Matrizenstange legt und diese sammt den folgenden Stangen zurückhält, während die freigegebene Stange durch ihre eigene Schwere auf ihrem Führungsdraht b entlang nach der Sammelstelle, d.h. nach dem anderen Drahtende herabgleitet. Hört der Tastendruck auf, so schwingt der Bolzen v vermöge der um ihn gewickelten Spiralfeder in seine hemmende Normallage (Fig. 146a) zurück. Textabbildung Bd. 298, S. 268 Fig. 140.Einzelheiten des Typographen von Rogers und Bright. Die Ausschlusscheiben sitzen auf einem vierkantigen Führungsdraht b2 (Fig. 137), der lose mit der vierkantigen Welle e (Fig. 138) verbunden ist, so dass er mit ihr in stetem Zusammenhang verbleibt, ohne an ihren Drehungen Theil zu nehmen. Eine besondere Taste s5 (Fig. 136) vermittelt durch ein ganz ähnliches Echappement wie das beschriebene die Freigabe je einer Scheibe, welche nun durch ihre Schwere auf die Vierkantwelle e herabgleitet. Auf diese Weise ordnen sich Matern und Ausschlüsse zur Zeile (Fig. 137 und 138). Hat dieselbe annähernd die richtige Länge erreicht, so schwingt der bis dahin zur Seite gehaltene Verschlussarm z (Fig. 137) in die Zeilenbahn, um bei der nunmehr erfolgenden Spreizung der Zeile auf ihre normale Länge als Anschlag für das vorschreitende freie Ende der Zeile zu dienen, welche sich mit dem anderen Ende gegen das Widerlager g1 legt. Die Spreizung des Ausschlusses und damit der Zeile wird dadurch ermöglicht, dass die beim Setzen der Maternzeile in dieselbe eingefügten Ausschlusscheiben in der gegenseitigen Normallage ihrer Theile mit ihrem Doppelkeilstück von der Hinterseite zwischen die Matrizenstangen treten (Fig. 138 und 139), während die über die Scheibe f1 hinausragenden Vorsprünge f8 der Keilsectoren f7 in einer Nuth f10 stecken und die Keilscheiben f1 auf der vierkantigen Welle e sitzen. Macht letztere nun eine Drehung im Sinne des in Fig. 138 eingezeichneten Pfeiles, so nehmen die Keilscheiben an dieser Drehung Theil, während die Keilsectoren mittels ihrer Vorsprünge f8 in der Nuth f10 festgehalten werden. In Folge dessen tritt eine Spreizung der Ausschlusstücke und damit auch der Zeile ein. Um bei der damit verbundenen Verschiebung der Ausschlüsse längs der Welle e Eckungen und Klemmungen zu vermeiden, erhält diese Welle neben der Drehbewegung gleichzeitig eine fortschreitende in der Längsrichtung. Textabbildung Bd. 298, S. 268 Fig. 141.Einzelheiten des Typographen von Rogers und Bright. Hat die Spreizung stattgefunden, so tritt ein Schwingarm h (Fig. 138) in Wirkung, welcher sich mit seiner nasenförmigen Leiste h1 in die von den unteren Ausschnitten der Maternstangen gebildete Nuth einlegt und dadurch ihren Fuss und die Rückseite ihres unteren Endes zur scharfen Anlage gegen die entsprechenden Flächen der Richtstücke g und h2 bringt. Die Ausrichtung wird endlich durch die Giessform k vollendet, wenn diese sich kräftig gegen die Maternzeile legt, wobei letztere rückseitig von den Richtstücken g gestützt wird. Textabbildung Bd. 298, S. 268 Einzelheiten des Typographen von Rogers und Bright. Textabbildung Bd. 298, S. 268 Fig. 145.Einzelheiten des Typographen von Rogers und Bright. Die Giessform (Fig. 138, 139 und 141) besteht aus einem schwingenden Stück k mit dem an drei Seiten offenen Giesschlitz m, dessen Länge, Tiefe und Weite mit den entsprechenden Grössenabmessungen der zu giessenden Zeile (Fig. 140 rechts oben) übereinstimmt. In der Giesstellung Fig. 138 ist die Form k hochgeklappt und legt sich mit ihrem Giesschlitz m vor die aus den Vertiefungen für die Maternbilder gebildete Nuth der Maternzeile, während die in Fig. 139 und 141 sichtbaren Seitenbacken o die Enden des Formschlitzes abschliessen. Auf ihrer Hinterseite hat die Form eine Aussparung für den Eintritt der Ausgussdüse l des schwingenden Schmelztiegels (Fig. 138 und 139). Diese Düse ist kugelförmig abgerundet und tritt mit ihren radial gerichteten Ausgussöffnungen zum Theil in den Formschlitz ein. Das flüssige Metall wird in Folge dessen radial in die Form gepresst, wie die Pfeile in Fig. 139 andeuten, was einen gleichmässigen Guss verbürgt, und die Gusszeile erhält dadurch in der Mitte ihres Fusses den in Fig. 140 sichtbaren kreisförmigen Ausschnitt, in welchem Grat und Anguss ohne Schaden stehen bleiben können, während der eigentliche Fuss von einer sauberen Gussfläche gebildet wird. In Folge dieses Ausschnittes wird Material gespart und das Gewicht einer solchen Zeile bezieh. einer aus solchen Zeilen gebildeten Columne verringert. Textabbildung Bd. 298, S. 269 Einzelheiten des Typographen von Rogers und Bright. Ist der Guss vollendet, so schwingt der in Fig. 134 und 135 links sichtbare Schmelztiegel zunächst nach links, um die Ausgussdüse aus der Form k zu bringen, welch letztere nun in Richtung des Pfeiles (Fig. 138) in die punktirte Tieflage niederklappt. Die Seitenbacken o geben gleichzeitig die Enden des Formschlitzes frei, und ein von hinten vorgehender Schieber stösst die gegossene Zeile der Länge nach aus dem Formschlitz und zwischen Messern zur Entfernung des Grates an den Kegelseiten hindurch in das auf der Vorderseite der Maschine (Fig. 134 und 135) angeordnete Schiff. Gleichzeitig kehren Schwingarm h und Verschlusstück z in ihre Normallage zurück, während die Vierkantwelle e unter Lockerung der Zeile zurückgedreht wird. Dadurch werden die Ausschlusstücke auf ihre normale, d.h. geringste Dicke gebracht. Nach diesen sich selbsthätig vollziehenden Vorgängen kommt die Maschine durch gleichfalls selbsthätig erfolgende Entkuppelung zum Stillstand. Nun erfasst der Arbeiter den Rahmen pq am vorderen Ende mit der Hand und kippt ihn hoch (Fig. 135). Dabei zieht er zunächst die bereits gelockerten Matrizenstangen zwischen den Ausschlusscheiben hervor, welche alsbald durch einen auf der Vierkantwelle e geführten und mit dem Rahmen durch einen Zugdraht verbundenen Mitnehmer oder Abstreifer hinter ihr nachgebendes Echappement zurückgeschoben werden, während die Matrizenstangen auf ihren Führungsdrähten b, die sie nicht verlassen haben, durch die Schwere nach dem Bügel u hin zurückgleiten. Dieser die Echappements tragende Bügel ist inzwischen durch Spannung der in Fig. 134 und 135 sichtbaren Ketten, welche mit einem Ende am Maschinengestell, mit dem anderen an Hebeln u2 des Bügels (Fig. 137) befestigt sind, so weit angehoben worden, dass die unteren Enden der Bolzen v den Durchgang für die zurückgleitenden Matrizenstangen freigeben, die sich somit am hinteren Ende ihrer Führungsdrähte wieder sammeln. Nun kippt der Arbeiter den Rahmen pq wiederum in die Lage Fig. 134 nieder und beginnt mit dem Satze der nächsten Zeile u.s.w. Jedesmal wenn eine Zeile zusammengestellt ist, wird der Handgriff w1 (Fig. 136) bethätigt, welcher mittels der Stütze w2 die Maschine einrückt, die dann nach einer Umdrehung der in Fig. 134 und 135 unten sichtbaren Hauptwelle, wie beschrieben, selbsthätig zum Stillstand kommt. Der Guss einer Zeile, das Hochklappen und Niederklappen des Rahmens verursacht einen Aufenthalt von etwa 5 Secunden. Der Kraftbedarf des Typograph ist ausserordentlich gering; ein Motor von ½ genügt für den Betrieb von sechs Maschinen. Es kann daher auch erforderlichenfalls Handbetrieb gewählt werden, zu welchem Zweck der Typograph mit einer Handkurbel (Fig. 134 und 135 rechts sichtbar) versehen ist. Aber auch bei Motorenbetrieb ist diese Einrichtung insofern von grosser Wichtigkeit, als der Betrieb des Apparates bei etwaiger Abstellung des Motors mit annähernd gleicher Leistung durch Hand fortgesetzt werden kann.Vielleicht liesse sich noch vortheilhafter elektrischer Betrieb einrichten, wie das in letzter Zeit erfolgreich mit Rundwirkmaschinen geschehen ist. Der von einem Typograph beanspruchte Raum ist etwa derselbe wie der eines Setzerstandes. Behufs Schrift- bezieh. Kegelwechsels sind Matrizenträger und Form auswechselbar, während durchschossener Satz wie bei der Linotype durch Guss der Schrift auf stärkeren Kegel hergestellt wird. Die Leistung des Typograph beträgt etwa das Fünffache der Handarbeit. Der Typograph ist ursprünglich als Matrizenprägmaschine gebaut worden und wird in dieser Ausführungsform in Amerika noch mehrfach angewendet. Letztere stimmt bezüglich des Setzens, Ausschliessens, Ablegens und der Form und Anordnung der Prägestempel mit der vorbeschriebenen Ausführungsform als Zeilengiessmaschine völlig überein. Die Stempelstangen unterscheiden sich von den Matrizenstangen nur dadurch, dass sie ein erhabenes Buchstabenbild, eine Patrize, tragen, während an Stelle der Giessvorrichtung ein Apparat tritt, der nach einander vorher gegossene Bleistreifen gegen die jeweilig gesetzte und ausgeschlossene Stempelzeile presst und auf diese Weise in den Bleistreifen vertiefte Buchstabenzeilen (Zeilenmatern) erzeugt. Die geprägten Bleistreifen ordnen sich gleichzeitig in richtiger Reihenfolge zu einer Columne. Diese wird sodann einer zweiten Maschine, der eigentlichen Giessmaschine, übergeben, welche von den Zeilenmatern in richtiger Reihenfolge einzelne Typenzeilen abgiesst und letztere endgültig zur druckfertigen Columne zusammenstellt. Die Zeilenmatern werden nach dem Abgüsse wieder zu Streifen umgegossen, während die Typenzeilen nach dem Abdrucke in den Schmelztiegel der Giessmaschine zurückwandern. Die nach diesem Verfahren hergestellten Druckzeilen liefern einen fast ebenso scharfen Druck wie unmittelbar gegossene Typenzeilen. Die Mängel des Ausschliessverfahrens nach dem Keilprincip sind bei Besprechung der Linotype erörtert worden. Die Monoline vermeidet diese Mängel theilweise dadurch, dass der behufs Spreizung in die Zeile einzutreibende Keil sich zwischen zwei äusseren Deckplatten verschiebt, welche keine Längsbewegung ausführen, sondern nur aus einander gespreizt werden. Indem das Ausschlusstück nun mit diesen Deckplatten die benachbarten Matrizen berührt, ist bei der Monoline jegliche Reibung zwischen Mater und Ausschlusstück vermieden. Die erwähnten Eckungen und Klemmungen dagegen bestehen auch hier. Letztere kommen bei dem Typograph einigermaassen in Fortfall, da die Vierkantwelle, auf der die Ausschlusscheiben sitzen, sich bei ihrer Drehung gleichzeitig der Länge nach in der Richtung des Zeilenvorganges verschiebt. Dagegen findet hier wieder Reibung zwischen Ausschluss und Mater statt. Beide Mängel sind bei dem elastischen Ausschlusstück von Fowler vermieden, dafür tritt hier aber die Schwierigkeit einer dauerhaften Dichtung auf. Textabbildung Bd. 298, S. 270 Fig. 147.Chase's Ausschlussvorrichtung. Der Amerikaner Chase glaubt nun sämmtliche Uebelstände bezüglich des Ausschliessens bei Zeilengiessmaschinen dadurch gänzlich zu beseitigen, dass er als Ausschluss feste Stücke mittlerer Dicke verwendet, welche indessen so geformt sind (Fig. 147), dass sich zwischen den einzelnen Wörtern a der gegossenen Zeile Durchbrechungen o bilden, während dünne Stege c die einzelnen Abtheilungen a zusammenhalten. Die solchergestalt gebildeten Zeilen fallen nun entweder etwas kürzer oder länger aus als die normale Zeilenlänge. Im ersteren Falle sollen sie durch Zug in der Längsrichtung oder durch seitlichen Druck auf die Stege c um den fehlenden Betrag verlängert, im letzteren Falle durch Compression in der Längsrichtung auf die normale Länge gebracht werden. Dass sich die hier geforderte Adjustirung der Zeile in befriedigender Weise, d.h. schnell und so, dass die Buchstabenbilder genau in einer Ebene verbleiben, nicht ohne weiteres, sondern nur mit einem geeigneten Apparat ausführen lässt, ist selbstverständlich. Ein solcher Apparat ist aber bisher nicht bekannt geworden; es kann daher vorderhand nicht angegeben werden, ob das Chase'sche Verfahren sich bewähren wird. Auf die in der eingangs gegebenen allgemeinen Uebersicht über die Methoden der Herstellung von Druckflächen erwähnten Einzelprägmaschinen gehe ich nicht näher ein. Die dort nachgewiesene definitive Erfolglosigkeit der betreffenden Bestrebungen dürfte diese Unterlassung rechtfertigen.