Titel: Neue Beiträge zur Rauchfrage.
Autor: v.Schroeder, W. Schmitz-Dumont
Fundstelle: Band 300, Jahrgang 1896, S. 111
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Neue Beiträge zur Rauchfrage. Von † Prof. Dr. v.Schroeder und Dr. W. Schmitz-Dumont. (Fortsetzung des Berichtes S. 65 d. Bd.) Mit Abbildung. Neue Beiträge zur Rauchfrage. II. Wirkt die schweflige Säure des Rauches lediglich deswegen schädlich, weil sie in der Luft mit den Blattorganen in Berührung kommt, oder findet zugleich auch auf die Wurzeln eine schädliche Säurewirkung statt, die durch den Boden vermittelt wird? Die sauren Gase und Dämpfe, wie sie gemengt mit den Producten der Verbrennung aus den Essen und Rauchfängen bei Hütten und Fabriken entweichen, können entweder direct mit den in der Luft ausgebreiteten Blattorganen in Berührung kommen, oder sie können in den meteorischen Niederschlägen gelöst auf die Pflanzen selbst und auf den Boden gelangen. Dass die schweflige Säure direct aus der Luft von den Blattorganen aufgenommen wird und dass dadurch ein Erkranken und Absterben der Pflanzen veranlasst werden kann, wird nach den zahlreichen darüber vorliegenden Versuchen wohl Niemand bezweifeln. Die Voraussetzung einer Beschädigung, die dadurch bewirkt wird, dass die sauren Gase in den meteorischen Niederschlägen gelöst auf die Pflanzen gelangen, und dass das auf diese Art entstandene „saure Wasser“ die Blätter und überhaupt alle oberirdischen Pflanzentheile benachtheiligt, ist nicht ganz von der Hand zu weisen, es muss aber entschieden in Abrede gestellt werden, dass solche Wirkungen bei den Rauchschäden irgend eine Rolle spielen. Derartig vermittelte Beschädigungen könnten nur ganz ausnahmsweise und beim Zusammentreffen besonders ungünstiger Umstände vorkommen. Dafür sprechen sowohl die vorliegenden Regen Wasseruntersuchungen aus Rauchgegenden, sowie auch die direct nach dieser Richtung hin von Freytag angestellten Versuche. Freytagv. Schroeder und Reuss, S. 65. begoss und besprühte während einer ganzen Vegetationsperiode im freien Lande stehende Hafer-, Erbsen- und Weizenpflanzen täglich mehrmals mit Wasser, welches in einer Versuchsreihe 0,02 bis 0,04 Proc. schweflige Säure, in einer anderen Versuchsreihe 0,025 bis 0,05 Proc. Schwefelsäure enthielt, – ein nachtheiliger Einfluss konnte dabei aber nicht constatirt werden. Bei einem zweiten Versuche behandelte Freytag im Juni ausgesäte Pflanzen von Sommerweizen, Hafer und Erbsen in derselben Weise, nur begann er hier mit Wasser, das 0,04 Proc. schweflige Säure und 0,05 Proc. Schwefelsäure enthielt. Von Woche zu Woche wurde der Gehalt an Säure um 0,01 Proc. gesteigert, so dass im August die noch grüne Saat täglich 2mal mit 0,08 Proc. schwefliger Säure und 0,10 Proc. Schwefelsäure begossen wurde. Auch hier konnte bis zum 12. August keine nachtheilige Veränderung der Pflanzen wahrgenommen werden. Am 12. August Abends, kurz nach dem Begiessen, erhob sich nach einer drückenden Gewitterschwüle plötzlich ein sehr starker heisser Wind, dem die Versuchspflanzen ausgesetzt waren. Am folgenden Morgen waren alle Pflanzen stark beschädigt und die gekrümmten, aufgerollten Blätter zeigten vielfache gelbe und braune Flecken. Diese Erscheinung zeigte sich bei den mit Schwefelsäure begossenen Pflanzen weit stärker, als bei den mit schwefliger Säure begossenen, und Freytag erklärt dieselbe dadurch, dass durch den heissen trockenen Wind das Wasser sehr rasch zur Verdunstung gelangte und so die Säure auf den Blättern so concentrirt wurde, dass jetzt eine Corrosion und Substanzveränderung der Chlorophyllmassen die nothwendige Folge war. Mit dieser Erklärung wird man gewiss einverstanden sein, wenn aber eine entsprechende Wirkung in der Natur vorausgesetzt werden soll, wird man danach zu fragen haben, welche Säuremengen in den meteorischen Niederschlägen in Rauchgegenden überhaupt vorkommen. Aus den zahlreichen darauf bezüglichen Analysen ist zu ersehen, dass die Regenwässerv. Schroeder und Reuss, S. 59, 60; vgl. auch S. 21, 130, 285 bis 287. in Rauchgegenden niemals sehr erhebliche Säuremengen mit sich führen, und dass ein Theil der Säure sich zudem in denselben im gebundenen Zustande befindet. Als Maximum des Gehaltes an freier Säure kann, nach den Untersuchungen in den grossen englischen Industriebezirken, auf Schwefelsäure berechnet, die Zahl 0,0015 Proc. gelten. Freytag hat mit der 33fachen Concentration (0,05 Proc.) gar keinen Effect erzielt, und erst bei der 66fachen Concentration (0,10 Proc.) zeigten sich unter ungünstigen begleitenden Umständen Beschädigungen an den Versuchspflanzen. Freytag leugnet daraufhin überhaupt die Möglichkeit einer Beschädigung der Vegetation durch schweflige Säure bei Regenwetter. Das ist natürlich zu weit gegangen, denn die Säure wird bei Regenwetter nie vollständig aus der Luft ausgefällt, – wohl aber leuchtet ein, dass die Benachtheiligung der oberirdischen Pflanzentheile durch saures Wasser bei Rauchschäden keine Rolle spielen kann. Ebenso wenig wird man auf Grund des vorliegenden Materials geneigt sein, die Möglichkeit einer Beschädigung durch Vermittelung des Bodens anzunehmen, indem man voraussetzt, dass das saure Wasser der meteorischen Niederschläge in den Boden eindringt und hier mit den Wurzeln in Berührung kommt.v. Schroeder und Reuss, S. 59, 60; vgl. auch S. 51, 52, 53, 57. Schweflige Säure ist im Boden niemals und im Regenwasser nur ganz kurze Zeit nach dem Aufsammeln in Spuren aufgefunden worden. Selbst wenn kleine Mengen schwefliger Säure durch Regenwasser in den Boden kommen sollten, müssen sie hier sehr schnell zu Schwefelsäure oxydirt und gebunden werden. Die Mengen an freier Säure im Regenwasser sind viel zu gering, um schaden zu können, und beim Eindringen in den Boden müssen diese sehr schnell gebunden werden. Freie Schwefelsäure konnte daher von Freytag und Stöckhardt in allen von ihnen untersuchten Bodenproben aus Rauchgegenden nicht aufgefunden werden. Endlich sprechen auch die angeführten Freytag'schen Begiessungsversuche, bei welchen sehr viel höhere Säureconcentrationen, als sie im Regenwasser gefunden werden, zur Verwendung kamen, direct dafür, dass eine schädliche Wirkung auf die Wurzeln nicht anzunehmen ist. Wir selbst haben früher in Töpfen eingewurzelte Fichtenbäumchen längere Zeit hindurch statt mit Wasser, mit ganz verdünnter schwefliger Säure begossen, ohne dass nachtheilige Wirkungen zu beobachten waren. Unserem Dafürhalten nach spricht, wie in Vorstehendem begründet worden ist, die Gesammtheit aller von früher her vorliegenden Versuche mit Bestimmtheit dafür, dass die schädliche Wirkung der schwefligen Säure, und dasselbe gilt für alle anderen sauren Gase, in der grossen Hauptsache durch eine directe Berührung mit den Blattorganen in der Luft zu Stande kommt. Eine Verletzung der oberirdischen Pflanzentheile durch Säure, die denselben mit den meteorischen Niederschlägen zugeführt wird, mag hin und wieder vorkommen, spielt aber sicher bei den Rauchschäden keine Rolle. Die Beschädigung der Wurzeln durch Säuren des Rauches, durch Vermittelung der meteorischen Niederschläge und des Bodens erscheint vollständig ausgeschlossen. Obgleich diese Verhältnisse, wie uns scheint, ganz klar liegen, so haben wir in Anbetracht der grossen Wichtigkeit der betreffenden Fragen doch noch eine Anzahl weiterer Versuche angestellt, welche so angeordnet waren, dass durch dieselben gleichzeitig die alleinige Beschädigung durch die Luft, sowie die Unschädlichkeit der in den Boden eindringenden Säure bewiesen wird. Was den letzteren Punkt anbetrifft, so muss man sich bei Versuchen natürlich an die durch die Verhältnisse in der Natur gegebenen Concentrationen halten, denn dass man mit grösseren Mengen concentrirterer Lösungen aller Säuren und jedes beliebigen Salzes jede Pflanze schliesslich todtgiessen kann, liegt ebenso auf der Hand, wie es nichts beweist. 1) Versuche mit 5jährigen Fichten. Textabbildung Bd. 300, S. 112 Zu diesem und den folgenden Versuchen wurden immer vier möglichst gleich entwickelte Pflanzen ausgewählt, die in Töpfen eingewurzelt waren. Die Räucherungen geschahen unter Glaskästen und wurde bei der einen Pflanze (a) die Räucherung derart ausgeführt, dass die schweflige Säure nur den oberirdischen Theil, nicht aber den Boden treffen konnte. Der Ausschluss des Bodens wurde durch Anwendung eines in zwei Theile zerlegbaren niedrigen Tischchens erreicht, welches nach der Zusammenstellung in der Mitte eine Oeffnung liess, um den Stamm der Pflanze aufzunehmen. Die beiden Hälften des Tischchens fügten sich durch zwei Zapfen an einander, sie waren auf den Berührungsflächen mit Filz belegt und konnten durch Haken fest mit einander verbunden werden. Dieses Tischchen wurde unmittelbar über dem Rande des Topfes, in dem die Pflanze wurzelte, derart fest zusammengesetzt, dass der Topf mit dem Boden unter der Tischplatte sich befand, während der oberirdische Theil sich über derselben ausbreitete. An der Stelle, wo der Stamm durch die Tischplatte hindurchging, wurde der Zwischenraum zwischen Stamm und Tisch mit Watte fest verstopft. Auf den Tisch über den oberirdischen Theil der Pflanze wurde dann das Glasgehäuse gestellt. Zur Räucherung wurde das den mit Alkohol verdünnten Schwefelkohlenstoff enthaltende kleine Porzellanschälchen durch die untere Thür in das Glasgehäuse gebracht und nach Entzündung der Flüssigkeit die Thür sofort geschlossen. Die Zusammenstellung ist aus Fig. 1 zu ersehen. Eine zweite Pflanze (b) wurde mit dem Topfe unter ein gleich grosses Glasgehäuse gesetzt und bei den Räucherungen immer dieselbe Menge schwefliger Säure verwendet, – hier konnte die Säure also nicht nur den oberirdischen Theil der Pflanze, sondern zugleich auch den Boden treffen. In beiden Fällen wurde zwischen das die brennende Flüssigkeit enthaltende Porzellanschälchen und die Versuchspflanze ein dünnes Brettchen gestellt, und so verhindert, dass die Verbrennungsgase direct, noch ehe sie sich mit der Gehäuseluft vermischt hatten, einzelne Theile der Pflanze treffen konnten. Von einem störenden Einfluss erhöhter Temperatur kann bei diesen Versuchen, wo ja immer nur sehr kleine Mengen des verdünnten Schwefelkohlenstoffes in dem Gehäuse verbrannt wurden, nicht die Rede sein. Durch Abbrennen von 2,5 cc der Flüssigkeit wurde die Temperatur in der Luft unserer Glasgehäuse um nicht mehr als 2° C. gesteigert, und das war das Maximum, das überhaupt bei einer Räucherung zur Anwendung kam. Bei jeder Räucherung blieben die Pflanzen 1 bis 2 Stunden unter den Glasgehäusen, dann wurden sie herausgenommen und die Töpfe auf ein Fenster gesetzt. Das Volumen der zu diesen Versuchen verwendeten Glasgehäuse betrug 174,93 l. Eine dritte Pflanze (c) erhielt jedes Mal dieselbe Menge schwefliger Säure, welche bei den Pflanzen a und b zu einer Räucherung verwendet wurde, in Form einer verdünnten wässerigen Lösung, mit welcher der Boden begossen wurde, zugeführt. Die Concentration wurde hier so gewählt, dass dieselbe das bei den Regenwasseranalysen beobachtete Maximum noch ziemlich stark übertraf. Es wurde zunächst eine concentrirte wässerige Lösung schwefliger Säure hergestellt und diese in kleinen, 50 cc fassenden, vollständig gefüllten, gut verschlossenen Fläschchen vorräthig gehalten. Zum sofortigen Gebrauch wurde jedes Mal durch Mischen mit Wasser eine verdünnte Lösung hergestellt und der Titer controlirt. Nach einer alkalimetrischen und jodometrischen Bestimmung enthielt die concentrirte Vorrathslösung zu Anfang in 1 cc 0,0384 bezieh. 0,0396 g schweflige Säure, im Mittel 0,0390 g. Dieser Gehalt erhielt sich in den kleinen Vorrathsflaschen sehr lange unverändert. Beim ersten Versuch wurden 10 cc dieser concentrirten Lösung mit Wasser auf 1 l verdünnt, die jedes Mal zum Begiessen frisch hergestellte verdünnte Lösung enthielt demnach 0,039 Proc. schweflige Säure, das ist etwa das 26fache des beim Regenwasser in Rauchgegenden beobachteten Maximalgehaltes an freier Säure. Eine vierte Pflanze (d) diente als Controlpflanze. Zu dem ersten der hier zu beschreibenden Versuche dienten vier Stück 5jährige Fichten aus dem Forstgarten, die Mitte Mai mit Erde ihres Standortes in Töpfe von 4 l Wurzelraum umgesetzt waren. Die Pflanzen waren vollkommen gesund, aber etwas kleinnadelig. Die Höhe der Pflanzen betrug etwa 50 cm und hatten dieselben zu Beginn des Versuches Triebe von etwa 2 bis 6 cm Länge. Der Versuch begann den 3. Juni und wurden die Räucherungen und das Begiessen mit schwefliger Säure bis zum 7. Juni fortgesetzt. Während dieser Zeit standen die Pflanzen alle vier an einem Südfenster und wurden nur die beiden zu räuchernden Exemplare für die Dauer der Räucherung jeden Tag von dem Fenster fortgenommen und in der beschriebenen Weise unter die Glasgehäuse gebracht, dann aber nach Beendigung der Räucherung wieder auf das Fenster zurückgestellt. Die Bezeichnung der Pflanzen war, wie vorher angegeben: a) Nur der oberirdische Theil wird von der schwefligen Säure getroffen. b) Die schweflige Säure trifft den oberirdischen Theil der Pflanze und den Boden. c) Dieselbe Menge schwefliger Säure wie bei a und b wird dem Wurzelraume in verdünnter wässeriger Lösung zugeführt. d) Controlpflanze. Die zugeführten Mengen schwefliger Säure und die bei den Räucherungen angewendeten Concentrationen stellten sich folgendermaassen: Am 3. Juni: Beginn des Versuches. Vormittags von 8 bis 10 Uhr werden a und b zu 1/20000 geräuchert, entsprechend 8,75 cc oder 0,0237 g schwefliger Säure. Den 4. Juni: a und b Vormittags von 9 bis 11 Uhr zu 1/10000 geräuchert, entsprechend 0,0474 g schwefliger Säure. Die Pflanze c wird mit 200 cc der verdünnten Lösung (0,039 Proc.) begossen, entsprechend 0,0780 g schwefliger Säure. Den 5. Juni: Vormittags von ½9 bis ½11 Uhr a und b zu 1/5000 geräuchert, entsprechend 0,0948 g schwefliger Säure. Pflanze c mit 244 cc verdünnter Lösung oder 0,0952 g schwefliger Säure begossen. Den 6. Juni: Genau wie am 5. Juni. Den 7. Juni: Letzter Versuchstag. Räucherung Vormittags von 8 bis 10 Uhr wie am 5. und 6. Juni. Pflanze c wird mit 223 cc verdünnter Lösung, entsprechend 0,0871 g schwefliger Säure, begossen. Jede der Versuchspflanzen a, b und c hat demnach vom 3. bis 7. Juni im Ganzen 0,3555 g schweflige Säure zugeführt erhalten, – der Effect war aber ein sehr verschiedener. Bis zum 5. Juni Abends war eine Wirkung überhaupt nicht zu constatiren. Am 6. früh sind einige Triebe bei a und b mehr oder weniger fahl geworden und sehen wie welk aus. Die Wirkung ist im Allgemeinen aber noch gering. Bis zum Abend haben die Krankheitssymptome besonders bei a stark zugenommen. Viele Triebe hängen wie welk herab, die Nadeln sind fahl, gelblich und weisslichgrau. Auch ein Theil der überjährigen Nadeln hat den Glanz verloren und sieht mattgrün aus, was ganz deutlich beim Vergleich mit c und d hervortritt. Die Pflanze b zeigt im Allgemeinen dieselben Erscheinungen wie a, nur ist sie weniger stark afficirt. Die Pflanze c ist vollkommen gesund. Am 7. Abends sind die Krankheitssymptome dieselben wie am 6., nur hat die Zahl der beschädigten Nadeln bei a und b zugenommen. Von einer Röthung der kranken und abgestorbenen Nadeln ist noch nichts wahrzunehmen. Die Pflanzen bleiben nach Beendigung der letzten Räucherungen vom 7. bis 12. Juni auf dem Fenster stehen, um das Krankheitsbild noch weiter beobachten zu können. Ein Theil der abgestorbenen Nadeln fällt im Laufe der Zeit bei a und b ab. Ein grosser Theil der todten Nadeln bleibt aber auch an den Bäumchen sitzen, und bei diesen, sowie bei den kranken, nur an den Spitzen verletzten Nadeln verändert sich die ursprüngliche Missfärbung mehr und mehr, indem zuerst röthliche Farbentöne auftreten, die zuletzt in ein ausgesprochenes Roth übergehen. Am 12. Juni ist dieses für stark rauchbeschädigte Fichten so überaus charakteristische Krankheitsbild vollständig ausgebildet. Am stärksten beschädigt sind die Triebe mit den heurigen Nadeln. Einzelne Triebe sind fast ganz roth, andere haben rothe, rothspitzige und grüne Nadeln, einige wenige Triebe sind aber auch ganz grün geblieben. Die überjährigen Nadeln haben weniger gelitten, doch finden sich unter ihnen auch viele, die ihren Glanz verloren haben, die fahl und braunspitzig sind, – theilweise fangen auch alte Nadeln an, abzufallen. In Folge des stattgehabten Nadelabfalles ist die ganze Benadelung von a und b jetzt dünner und spärlicher als bei einer gesunden Pflanze. Beim Vergleich von a und b geht ganz deutlich hervor, dass a stärker gelitten hat. Die Pflanze c dagegen, die die schweflige Säure nur durch Begiessen des Bodens mit dem schwach sauren Wasser erhalten hat, ist bis zuletzt vollständig gesund geblieben, – sie sieht ebenso frischgrün und normal aus wie die Controlpflanze d. Am 12. Juni wurden die vier Bäumchen abgeschnitten und zur chemischen Untersuchung entnadelt. Die Menge der auf diese Art erhaltenen Nadeln betrug in Gramm auf Trockensubstanz berechnet: a 60,89 c 95,90 b 78,47 d 92,80 Das geringere Nadelgewicht bei a und b im Vergleich zu den beiden gesunden Pflanzen c und d ist auf Rechnung des stattgehabten Nadelfalles zu setzen, und es drückt sich auch in diesen Zahlen aus, dass der Nadelverlust dabei bei a grösser gewesen ist als bei b. Wie in den Nadeln, so wurde der Schwefelsäuregehalt auch in den Böden der vier Pflanzen bestimmt. Die Resultate dieser Untersuchung sind, auf Trockensubstanz berechnet, aus folgender Zusammenstellung zu ersehen: Für die Nadeln wurden gefunden Im BodengefundeneSchwefelsäure Schwefel-säure Asche Schwefel-säure auf100 Th.Ascheberechnet Proc. Proc. Proc. Proc. a 0,5820,580 Mittel 0,581 5,72 10,16 0,0199 b 0,4370,439 Mittel 0,438 5,47   8,01 0,0186 c 0,4370,437 Mittel 0,437 5,67   7,71 0,0242 d 0,4060,408 Mittel 0,407 5,60   7,27 0,0184 Das Hauptresultat dieses Versuches ist einerseits die starke Beschädigung der Pflanze a, bei welcher die schweflige Säure nur mit dem oberirdischen Theil, d.h. mit den Blattorganen in Berührung gekommen war, und andererseits das vollständige Gesundbleiben der Pflanze c, welcher dieselbe Menge schweflige Säure als verdünnte wässerige Lösung durch Begiessen des Bodens zugeführt war. Die Steigerung des Schwefelsäuregehaltes der Nadeln ist bei der ersteren Pflanze eine sehr starke, bei der letzteren ist dagegen, wie zu vermuthen war, eine merkbare Erhöhung der Schwefelsäuremenge im Boden nachzuweisen und dementsprechend eine wenn auch geringere Zunahme des Schwefelsäuregehaltes der Nadeln. Der Grund, warum die Pflanze b weniger beschädigt erschien als die Pflanze a, ist unserer Ansicht nach darin zu suchen, dass hier ein Theil der in der Luft verbreiteten Säure von den oberen Schichten des Bodens absorbirt und dadurch unschädlich gemacht worden ist. Dasselbe Resultat zeigt sich auch bei allen folgenden Versuchen. Eine Steigerung des Schwefelsäuregehaltes der Nadeln ist bei der Pflanze b nachzuweisen, dieselbe ist aber verhältnissmässig gering. 2) Versuche mit 3jährigen Fichten. Diese Versuche sind in der Hauptsache nur eine Wiederholung des vorigen Versuches, um das dort erhaltene Resultat zu bestätigen. Verwendet wurden 3jährige Fichten aus dem Pflanzgarten beim Laboratorium, die in Töpfe von 2 1 Wurzelraum umgesetzt waren. Die Pflanzen waren gesund und sehr kräftig. Die Anordnung der Versuche und die Bezeichnung der Pflanzen a bis d war ganz dieselbe wie beim ersten Versuch. Mit 12 Stück dieser 3jährigen Pflanzen wurde der vergleichende Versuch 3mal wiederholt. Erste Reihe. Die Höhe der vier Pflanzen betrug zu Beginn des Versuches 55 bis 58 cm, die Länge der Triebe 17 bis 25 cm. Am 11. Juni Vormittags wurden die Pflanzen a und b einmal in der beschriebenen Weise zu 1/20000 geräuchert, entsprechend 0,0237 g schwefliger Säure, die in den Glasgehäusen zur Wirkung kamen. Gleichzeitig wurde der Boden der Pflanze c mit 240 cc einer verdünnten Lösung schwefliger Säure von 0,00985 Proc. begossen, entsprechend 0,0236 g Säure. Schon etwa 4 Stunden nach der Räucherung tritt bei Pflanze a eine Wirkung hervor, indem an einer Anzahl Nadeln der Triebe sich ein beginnendes Verbleichen zeigt. Dieselbe Erscheinung, aber in viel geringerem Maasse, ist am Abend dieses Tages auch an der Pflanze b wahrzunehmen. Weitere Räucherungen werden nicht vorgenommen, die Pflanzen aber zur Beobachtung stehen gelassen. Am 12. Juni haben die Krankheitserscheinungen bei beiden geräucherten Pflanzen, besonders aber bei a, stark zugenommen, erstrecken sich aber vorläufig nur auf die heurigen Nadeln. Die vollständig und an den Spitzen verletzten Nadeln sind fahl, hell, weisslichgrau. Im Laufe der Zeit fällt ein Theil der letzteren ab, bei den an den Bäumchen sitzen bleibenden tritt ein Farbenwechsel ein, so dass am 19. schon sich ein deutlicher Stich ins Rothe zeigt. Obgleich die meisten alten Nadeln grün bleiben, ist bei einigen derselben die Spitzenverfärbung nicht zu verkennen. Am 24. Juni ist das charakteristische Bild stark rauchkranker Fichten bei a und b vollständig ausgebildet. An den Trieben finden sich neben grünen Nadeln mehr oder weniger rothe und rothspitzige, von den alten Nadeln ist eine ganze Anzahl braun und bis zur Hälfte braunspitzig. Die Pflanze b sieht wesentlich besser als a aus, indem bei derselben die Anzahl grün und anscheinend unverletzt gebliebener Nadeln viel grösser ist. Die Pflanze c ist vollständig gesund geblieben und unterscheidet sich in nichts von der Controlpflanze d. Zweite Reihe. Die Höhe der vier Fichten betrug 49 bis 57,5 cm, die Länge der Triebe 15 bis 20 cm. Am 11. Juni Vormittags wird mit den Pflanzen a und b eine Räucherung zu 1/20000 vorgenommen und Pflanze c erhält 240 cc verdünnte schweflige Säure genau wie in der ersten Reihe. Auch hier ist die erste Einwirkung am Fahlwerden einiger Nadeln der Triebe schon am ersten Tage zu sehen. Am folgenden Tage tritt die Beschädigung der Triebe aber viel stärker hervor, und auch an den alten Nadeln macht sich theilweise Missfärbung geltend. Es erfolgt dann das allmähliche Rothwerden der verletzten Nadeln der Triebe und das Hervortreten der Braunfärbung an den alten Nadeln, bis zur vollständigen Ausbildung des definitiven Krankheitsbildes am 24. Juni. Als Unterschied kann hervorgehoben werden, dass die beiden geräucherten Pflanzen hier noch viel stärker beschädigt aussehen als bei der ersten Reihe, und dass sich hier auch ein wesentlicher Unterschied im Grade der Erkrankung bei den Pflanzen a und b nicht geltend machte. Die mit Säure begossene Pflanze c ist vollständig gesund geblieben. Dritte Reihe. Die zu diesem Versuche verwendeten Fichten hatten eine Höhe von 42,5 bis 49,5 cm, die Länge der Triebe betrug 15,5 bis 20 cm. Zu der Räucherung wird hier eine noch stärkere Verdünnung genommen als in den beiden vorigen Reihen. Am 11. Juni werden die Pflanzen a und b zu 1/40000 geräuchert, entsprechend 0,0119 g schwefliger Säure. Die Pflanze c wird mit 120 cc Wasser, enthaltend 0,0119 g schweflige Säure, begossen. Eine Wirkung ist an diesem Tage nicht zu constatiren. Am 12. Juni Morgens zeigt Pflanze a das Fahlwerden einiger heurigen Nadeln an den Trieben, bei Pflanze b ist nichts zu sehen. Die Räucherungen und das Begiessen werden Vormittags wie am Tage vorher wiederholt. Den 13. Juni hat die Zahl der beschädigten Nadeln bei a zugenommen und eine entsprechende, aber schwächere Wirkung ist auch bei b hervorgetreten. Den 14. Juni erscheint a stark beschädigt, während die Beschädigung bei b auch zugenommen hat, aber entschieden schwächer als bei a ist. Die Pflanze c ist gesund. Es erfolgt nun das allmähliche Roth werden der zuerst hellen, beschädigten heurigen Nadeln und das Hervortreten der Bräunung an einer Anzahl der alten Nadeln. Am 24. Juni ist das definitive Krankheitsbild bei a und b entwickelt, während c gesund bleibt. Das Ergebniss dieser drei Versuchsreihen ist dem Ergebnisse des ersten Versuches also vollständig entsprechend. Die Rauchkrankheit tritt ein, wenn die schweflige Säure den oberirdischen Theil der Pflanze mit den Blattorganen trifft, – die Pflanzen bleiben aber gesund, wenn dieselbe Menge schwefliger Säure in verdünnter wässeriger Lösung dem Boden zugeführt wird. Das Aussehen dieser Fichten war so charakteristisch und das Resultat der Versuche so schlagend, dass drei Stück der Pflanzen (a bis c der ersten Reihe) zum 1. Juli 1895 nach Löbau mitgenommen wurden, um dort bei der Besprechung der Rauchfrage auf dem sächsischen Forstverein als Demonstrationsmaterial zu dienen.Vgl. den citirten Löbauer Vortrag S. 66. Als Unterschied der Resultate des ersten Versuches mit den 5jährigen Fichten und der folgenden Versuche mit den 3jährigen Fichten ergibt sich die sehr viel grössere Empfindlichkeit der letzteren. Bei den 3jährigen Fichten bedurfte es einer viel geringeren Säuremenge bei den Räucherungen, um denselben Grad der Erkrankung hervorzurufen. Es erklärt sich das jedenfalls daraus, dass bei diesen jüngeren, zarteren Pflanzen mit ihren langen, stark entwickelten Trieben die heurigen Nadeln einen sehr viel grösseren Theil der ganzen Benadelung ausmachten als bei den älteren Pflanzen, die viel überjährige Nadeln und nur kurze, schwächer entwickelte Triebe hatten. Zum Theil mag das aber auch damit zusammenhängen, dass die Massenentwickelung der Pflanzen eine sehr verschiedene war. Die gesammte Nadelmenge einer der 5jährigen Pflanzen war sehr viel grösser als die Nadelmenge der 3jährigen. Bringt man Pflanzen mit so ungleicher Nadelmenge in die gleich grossen Glasgehäuse und verbreitet in denselben die gleiche Menge schwefliger Säure, so wird auf jede einzelne Nadel bei der grösseren Pflanze eine geringere Menge Säure als bei der kleineren entfallen. Man wird daher auch unter diesen Verhältnissen bei grösseren Pflanzen mehr Räucherungen oder stärkere Concentrationen brauchen als bei kleineren Pflanzen. Dieses bezüglich der Empfindlichkeit verschiedene Verhalten der ungleichaltrigen Fichten in den beiden Versuchen ändert natürlich an der ganzen Sache nichts, denn das Hauptergebniss ist ein vollkommen übereinstimmendes. 3) Versuche mit 3jährigen Kiefern. Zu diesem Versuche dienten 3jährige Kiefern von demselben Beet des Pflanzgartens beim Laboratorium, von welchem die Kiefern zum Versuche Nr. 2 des ersten Abschnittes dieser Abhandlung (S. 68) hergenommen worden waren. Von diesen Kiefern war ein Theil schon zu Anfang des Mai in Töpfe von 4 l Wurzelraum umgepflanzt. Ein anderer Theil war zu derselben Zeit für Versuchszwecke auf ein besonderes Beet in Abständen von 0,5 m versetzt worden. Zum Räuchern (Pflanzen a und b) sowohl wie als Controlpflanzen (d) dienten die auf diesem Beete im freien Lande stehenden Pflanzen, während zum Begiessen dos Bodens mit verdünnter Säure (c) eine Topfpflanze genommen wurde. Die Kiefern waren alle kräftig und gesund, hatten aber ausser den heurigen Nadeln nur vorjährige Nadeln. Die Höhe der Pflanzen betrug 53 bis 64 cm, die Länge des Endtriebes 21 bis 29 cm. Der Ausschluss des Bodens beim Räuchern (a) wurde bei den im freien Lande stehenden Pflanzen in ganz ähnlicher Weise wie bei den Topfpflanzen (vgl. die Abbildung S. 112) erreicht durch ein aus zwei Theilen fest zusammenfügbares Brett, das hier direct auf die Erde gelegt wurde und welches das Stämmchen der Pflanze umschloss. Auf das Brett kam dann das Glasgehäuse zu stehen. Beim Räuchern ohne Ausschluss des Bodens (b) wurde das Glasgehäuse über die Pflanze auf die Erde gestellt. Bei diesem Versuche sind zwei Kiefern jedes Mal auf erstere und zwei Stück auf letztere Art mit schwefliger Säure behandelt. In der Zeit vom 11. Juli bis 18. Juli wurden die Pflanzen a und b im Ganzen 6mal zu 1/20000 geräuchert, entsprechend 0,0237 g schwefliger Säure. Die Topfpflanze c ist gleichzeitig jedes Mal mit 200 cc verdünnter schwefliger Säure, enthaltend 0,0474 g, begossen. Dem Boden wurde demnach bei diesem Versuche die doppelte Menge schwefliger Säure durch Begiessen zugeführt, wie beim Räuchern zur Anwendung kam. Im Ganzen erhielten die geräucherten Pflanzen je 0,1422 g und die begossenen Pflanzen 0,2844 g schweflige Säure. Nach den beiden ersten Räucherungen am 11. und 13. Juli ist zunächst eine Einwirkung nicht wahrzunehmen. Erst am 15. Vormittags traten bei den Pflanzen a an einigen der unteren Triebe ziemlich starke fahle, gelbliche Verfärbungen der Nadeln, bis zu zwei Drittel von der Spitze aus, auf, während die übrigen Triebe nur geringe Spitzenverletzungen zeigten. Das eine Bäumchen b lässt nur an einem der oberen Triebe geringe Spitzenverfärbung erkennen, das andere Bäumchen b ist anscheinend unverletzt. Am 15. Nachmittags, am 16. und 17. Juli werden drei weitere Räucherungen vorgenommen, und an letzterem Tage stellt sich auch bei dem zweiten Bäumchen b an einem der oberen Triebe Verfärbung der Nadelspitzen ein. Am 18. Juli fand die letzte Räucherung statt, und konnte an diesem Tage beobachtet werden, dass die am 15. Juli zuerst beschädigten Nadeln von a eine röthliche Färbung anzunehmen begannen. In den folgenden Tagen mehren sich die Beschädigungen bei den geräucherten Pflanzen, die ursprünglich fahlgelbliche Färbung der beschädigten Nadeln geht nach und nach in Roth über, bis das charakteristische Krankheitsbild am 29. Juli vollständig ausgebildet ist. Bei den Pflanzen a zeigen nun fast sämmtliche heurige und auch ein grosser Theil der vorjährigen Nadeln starke Rothfärbung, die bei den ersteren meist fast bis zur Nadelbasis, bei den letzteren häufig bis zur Mitte von der Spitze aus herabgeht. Die Pflanzen b haben hauptsächlich nur an den Trieben und auch hier in weit geringerem Grade gelitten. Bei den alten Nadeln beschränkt sich der Schaden hier auf geringe Rothfärbung der Spitzen, die nur ganz ausnahmsweise bei einigen wenigen Nadeln bis zur Mitte herabreicht. Die Topfpflanze c, die mit verdünnter schwefliger Säure begossen war, ist bis zuletzt gesund geblieben und unterscheidet sich in nichts von den auf dem Beete stehenden Controlpflanzen. Am 30. Juli wurden die beiden Pflanzen a, die beiden Pflanzen b, die Topfpflanze c und ebenso am 7. August zwei Controlpflanzen d abgeschnitten und die chemische Analyse der Nadeln ausgeführt. Mit Ausnahme von c, wo das Material nicht ausreichend genug war, sind bei allen übrigen Pflanzen die heurigen und vorigjährigen Nadeln getrennt untersucht. Was das Verhältniss der Nadelmenge beider Jahrgänge anbetrifft, so ergab sich zunächst auf Trockensubstanz berechnet: a b c Heurige NadelnVorjährige Nadeln 66,034,0 61,138,9 62,437,6 100,0 100,0 100,0 Die Resultate der Schwefelsäure- und Aschebestimmungen ergeben sich für 100 Th. Trockensubstanz aus Folgendem: Schwefel-säure Asche Schwefel-säure auf100 Th.Ascheberechnet Proc. Proc. Proc. DiePflanzen a Heurige NadelnVorjährige NadelnGesammte Benadelung 0,3720,3530,366 3,333,983,55 11,17  8,8710,31 DiePflanzen b Heurige NadelnVorjährige NadelnGesammte Benadelung 0,2440,2380,242 3,053,823,35   8,00  6,23  7,22 DiePflanze c Gesammte Benadelung 0,314 DiePflanzen d Heurige NadelnVorjährige NadelnGesammte Benadelung 0,2290,2660,238 3,393,523,44   6,76  7,56  6,92 Als Controlpflanzen können hier, ausser den in Vorstehendem angeführten Pflanzen, die am 7. August vom Versuchsbeet entnommen waren, noch die Topfpflanzen des Versuches Nr. 2 im ersten Abschnitt (S. 68) dienen. Diese stammten von demselben Beet im Pflanzgarten, – sie waren den 19. Juli abgeschnitten und hatten für die gesammte Benadelung 0,229 Proc. Schwefelsäure und 3,49 Proc. Asche ergeben, was mit den hier für die Controlpflanzen gefundenen Zahlen sehr gut übereinstimmt. Ferner kann hier noch die Untersuchung zweier weiterer gesunder Kiefern herangezogen werden, die von demselben Beet am 21. August entnommen wurden, und die, mit den bereits angeführten Resultaten ebenfalls gut übereinstimmend, für die gesammte Benadelung 0,226 Proc. Schwefelsäure und 2,82 Proc. Asche ergaben. Nehmen wir für die Controlpflanzen das Mittel aus diesen drei Bestimmungen, so erhalten wir für die gesammte Benadelung der Kiefern unseres Versuches folgendes Resultat: Schwefel-säure Asche Schwefel-säure auf100 Th.Ascheberechnet Proc. Proc. Proc. a) Sehr stark beschädigte Kiefern.    Nur die Nadeln sind von der    schwefligen Säure betroffen 0,366 3,55 10,31 b) Schwächer beschädigte Kiefern.    Dieselbe Menge schwefliger    Säure wie bei a hat auf die    Nadeln und zugleich auf den    Boden eingewirkt 0,242 3,35   7,22 c) Gesunde Kiefer. Die doppelte    Menge schwefliger Säure wie    bei a und b ist dem Boden in    verdünnter wässeriger Lösung    zugeführt 0,314 d) Gesunde Kiefern. Control-    pflanzen 0,231 3,25   7,11 Dieses Resultat stimmt mit dem Ergebniss des ersten Versuches mit den 5jährigen Fichten vollständig überein und spricht ebenfalls ganz bestimmt dafür, dass von einer Vermittelung der Beschädigung durch den Boden nicht die Rede sein kann. Obgleich die Pflanze, bei welcher der Boden begossen wurde, hier die doppelte Menge schwefliger Säure wie die geräucherten Pflanzen erhalten hat, so ist sie doch vollständig gesund geblieben. Die mit Ausschluss des Bodens geräucherten Pflanzen zeigen eine sehr starke Beschädigung und zugleich eine sehr starke Zunahme des Schwefelsäuregehaltes der Nadeln, – es kann also hier kein Zweifel sein, dass die Aufnahme des sauren Gases aus der Luft erfolgte und dass das Absterben und Erkranken der Nadeln hierauf zurückzuführen ist. Bei den Pflanzen, bei welchen dieselbe Menge schwefliger Säure zugleich auf die Blattorgane und auf den Boden eingewirkt hat, kann daher auch nur ersteres als Ursache der hervorgetretenen Beschädigung angesprochen werden. Dass diese Beschädigung eine wesentlich geringere gewesen ist, kann im Gegentheil nur dadurch erklärt werden, dass der Boden einen Theil der schwefligen Säure absorbirt und unschädlich gemacht hat. Wie bei den 5jährigen Fichten, so zeigen diese Pflanzen auch hier eine nur sehr geringe nachweisbare Steigerung des Schwefelsäuregehaltes der Nadeln. Da nun hier über die Ursache der Beschädigung gar kein Zweifel aufkommen kann, so wird man schliessen müssen, dass bisweilen schon sehr geringe Mengen von den Blattorganen aufgenommener saurer Gase genügen müssen, um sichtbare Krankheitserscheinungen hervorzubringen, und dass die Pflanzen a in diesem Falle einen grossen Ueberschuss durch die Nadeln absorbirt haben. Allerdings ist dabei auch nicht zu vergessen, dass selbst bei solchen Versuchen, wo man den ursprünglichen Schwefelsäuregehalt der Blattorgane doch ziemlich annähernd kennt, die Differenz zwischen dem Gehalte bei den Controlpflanzen und Versuchspflanzen die Menge der wirklich aufgenommenen Säure nicht genau angeben kann. Bei den drei Untersuchungen der Controlpflanzen ergab sich der Schwefelsäuregehalt der gesammten Benadelung hier zu 0,226 bis 0,238 Proc. Es wäre sehr gut denkbar, dass in Folge der in dieser Beziehung auch auf demselben Standorte immer vorkommenden individuellen Verschiedenheiten der ursprüngliche Schwefelsäuregehalt bei den Pflanzen b noch etwas geringer als 0,226 Proc. und bei den Pflanzen a noch höher als 0,238 Proc. gewesen sein könnte, wonach dann die wirklich erfolgte Aufnahme an schwefliger Säure bei den ersteren thatsächlich etwas grösser, bei den letzteren dagegen thatsächlich kleiner gewesen sein würde, als es nach den Resultaten dieses Versuches den Anschein hat. Diese Möglichkeit stellt indessen nichts Wesentliches im Ergebniss des Versuches in Frage. Die mit Ausschluss des Bodens geräucherten Pflanzen haben sehr viel schweflige Säure aufgenommen, bei den anderen hat der Boden dagegen den grössten Theil der gebotenen Säure unwirksam gemacht und die Erkrankung ist erfolgt bei einer verhältnissmässig sehr geringen Säureaufnahme durch die Blattorgane. Während die begossenen, gesund gebliebenen Fichten eine nur geringe Steigerung der Schwefelsäure der Nadeln zeigten, ist die Zunahme bei der begossenen Kiefer hier sehr merkbar. Darin liegt natürlich nichts Auffallendes. Wie aus den früheren Fichtenversuchen hervorgeht und wie von vornherein klar ist, kann der Schwefelsäuregehalt des Bodens sowohl durch Zufuhr von in Wasser gelöster schwefliger Säure wie auch durch Absorption aus der Luft vergrössert werden. Findet nun auf diese Art eine Erhöhung des Schwefelsäuregehaltes des Bodens statt, so wird eine gewisse Zunahme des Schwefelsäuregehaltes in allen Theilen einer Pflanze, die auf dem betreffenden Boden wächst, die natürliche Folge sein. In Rauchgegenden, wo die Säuren des Rauches nicht nur auf die oberirdischen Theile der Pflanzen, sondern zugleich auch auf den Boden einwirken, kann man daher immer mit der Möglichkeit rechnen, dass nachgewiesene höhere Schwefelsäuregehalte der Blattorgane zum Theil auch von dem Boden herrühren. Der aus dem Boden aufgenommene Antheil ist aber jedenfalls unschädlich, während selbst kleine Mengen, die von den Blattorganen direct aus der Luft absorbirt werden, sehr nachtheilig auf den Gesundheitszustand der Pflanzen einwirken können. Im Allgemeinen erscheint es aber nicht sehr wahrscheinlich, dass der Boden bei der Erhöhung der Schwefelsäuregehalte der Blattorgane eine bedeutende Rolle spielt. Die Schwefelsäuremengen, welche dem Boden bei Hütten und Fabriken durch die schweflige Säure des Rauches zugeführt wird, bedingt meist nicht einmal eine merkbare Steigerung des Gesammtschwefelsäuregehaltes des Bodens, denn die von Stöckhardt, Freytag und uns bei Mansfeld, Freiberg und im Oberharze gefundenen Zahlen bewegen sich innerhalb ziemlich normaler Grenzen.Vgl. v. Schroeder und Reuss, S. 51, 52, 53, 57, 60. Es ist daher auch eine Schädigung des Acker- und Waldbodens durch die Säuren des Rauches ganz entschieden in Abrede zu stellen. 4) Versuche mit Laubhölzern. Zu diesen Versuchen dienten 3jährige Linden- und 4jährige Spitzahornbäumchen, die aus dem Pflanzgarten beim Laboratorium in Töpfe von 2 l Wurzelraum umgesetzt waren. Die Ausführung geschah genau in der Weise, wie das früher bei dem Versuche mit den 5jährigen Fichten beschrieben worden ist. Die Bezeichnung der je vier Pflanzen ist ebenfalls dieselbe wie bei den ersten Versuchen. Die jungen Linden, die alle gesund und kräftig entwickelt waren, zeigten bezüglich der Höhe und Anzahl der Blätter nachstehenden Befund: a b c d Gesammthöhe in cm 43   43 41 47 Anzahl der Blätter 43 108 28 67 Geräuchert wurden die Pflanzen a und b nur ein einziges Mal, am 20. Juni, und zwar bei der Verdünnung von 1/10000, entsprechend 0,0474 g schwefliger Säure für eine Pflanze. Dieselbe Menge schwefliger Säure in 200 cc Wasser gelöst wurde gleichzeitig dem Boden der Pflanze c zugeführt. Schon am folgenden Tage, den 21. Juni, zeigte sich die Pflanze a ziemlich stark beschädigt, indem bei sämmtlichen Blättern mehr oder weniger umfangreiche Verfärbungen hervortraten. Die am meisten verletzten Blätter waren fast ganz fahl geworden, während bei den weniger beschädigten eine grössere oder geringere Anzahl über die Blattfläche verbreitete Flecken vorhanden war. Die Pflanze b zeigte nur an sieben Blättern meist kleinere randständige Flecken. Innerhalb einiger Zeit veränderte sich das Aussehen der beschädigten Blätter insofern, als der zuerst fahle Ton der Verfärbungen in ein ausgesprochenes helles bis dunkles Rothbraun überging. Die Pflanzen boten zuletzt genau dasselbe Krankheitsbild dar, wie wir es bei rauchbeschädigten Linden vielfach auch in der Natur gefunden haben. Die Pflanze c war vollständig grün geblieben und erhielt sich auch weiterhin gesund wie die Controlpflanze d. Die zum Versuche verwendeten vier Ahornbäumchen hatten folgende Höhe und Blätteranzahl: a b c d Gesammthöhe in cm 45 57 49 52 Anzahl der Blätter 34 30 43 36 Bei den Räucherungen wurde hier 1/20000 Verdünnung, entsprechend 0,0237 g schwefliger Säure für eine Pflanze, angewendet. Dieselbe Menge schwefliger Säure, in 200 cc Wasser gelöst, wurde gleichzeitig mit jeder Räucherung dem Boden der Pflanze c zugeführt. Mit den vorgenommenen fünf Räucherungen von a und b hat jede Pflanze im Ganzen 0,1185 g schweflige Säure bekommen und dieselbe Menge hat der Boden der Pflanze c durch Begiessen erhalten. Nach der ersten Räucherung am 22. Juni war eine Einwirkung zunächst noch nicht zu constatiren, am 24. Juni Morgens traten aber auf einigen Blättern randständige, fahle, helle Flecken hervor. Die zweite Räucherung wird an demselben Tage und die dritte am 25. Juni vorgenommen. Am 26. Juni hat die Anzahl und Grösse der hellen Flecken auf den Blättern der Pflanze a sehr zugenommen und ein Theil derselben beginnt zugleich eine gelbliche Färbung anzunehmen. Die Blätter der Pflanze b sind weniger fleckig. Die allerjüngsten zarten Blättchen an der Spitze beider Pflanzen fangen an zu verwelken. Die vierte Räucherung findet noch am 26. und die fünfte, letzte Räucherung am 27. Juni statt. Am 27. sind alle Blätter von a stark beschädigt, über und über mit Flecken besetzt. Bei b breitet sich die Beschädigung noch bis zum 28. Abends weiter aus, ist aber auch zuletzt nicht so stark und umfangreich wie bei a. Die ursprünglich fahle, helle, dann schmutziggelbliche Färbung der Flecken geht im Laufe der folgenden Woche allmählich in Rothbraun über und am 4. Juli ist das charakteristische Krankheitsbild stark verletzter Ahornblätter, wie man es in der Natur bei Rauchschäden findet, vollständig entwickelt. Die begossene Pflanze c zeigt bis zuletzt nicht die geringste Beschädigung, sie ist gesund und grün wie die Controlpflanze d. Die vollständige Uebereinstimmung aller hier beschriebenen Versuche ist in die Augen springend. Die Beschädigung der Vegetation durch die schweflige Säure des Rauches ist nach denselben darauf zurückzuführen, dass das Gas, mit den Blattorganen der Pflanzen in der Luft in Berührung kommend, von denselben aus der Luft absorbirt wird. Eine Vermittelung der Beschädigung durch den Boden, indem von den meteorischen Niederschlägen gelöste schweflige Säure oder Schwefelsäure auf das Wurzelsystem der Pflanzen nachtheilig einwirkt, ist vollkommen ausgeschlossen. Es muss im Gegentheil angenommen werden, dass die schweflige Säure, soweit sie von dem Boden absorbirt oder demselben gelöst mit den meteorischen Niederschlägen zugeführt wird, für die Vegetation unschädlich gemacht ist. Eine Steigerung des Schwefelsäuregehaltes der Blattorgane kann ebenso wohl durch die Absorption von schwefliger Säure aus der Luft, wie auch durch eine Mehraufnahme aus dem Boden veranlasst werden. Es ist aber nur die durch die Blattorgane absorbirte schweflige Säure (oder Schwefelsäure) als schädlich zu betrachten, während derjenige Antheil der Säure des Rauches, der mit den meteorischen Niederschlägen gelöst in den Boden kommt, auch wenn dadurch der Schwefelsäuregehalt der ganzen Pflanze und der Blattorgane gesteigert werden sollte, eine nachtheilige Wirkung auf den Gesundheitszustand nicht haben kann. Dieselben Schlüsse haben wir alle schon aus unseren früheren Untersuchungen gezogen, und es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass dieselben nicht nur für die schweflige Säure, sondern auch für andere saure Gase, wie namentlich für die Salzsäure, Geltung haben werden. (Schluss folgt.)