Titel: | Maschinenelemente. |
Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 221 |
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Maschinenelemente.
(Fortsetzung des Berichtes S. 177 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Maschinenelemente.
III. Zahnräder.
Das Bestreben des neueren Maschinenbaues, die Geschwindigkeit möglichst zu steigern,
hat erheblichen Einfluss auf die Construction der Zahnräder ausgeübt. Der wichtigste
Schritt nach dieser Richtung war wohl die Einführung der sogen. Winkelzähne.
Eine weitere Folge dieser Bestrebungen war die Einführung von Rohhauträdern, welche
man bei hoher Geschwindigkeit gewöhnlich mit gefrästen Eisenrädern zusammen laufen
lässt. Diese Rohhauträder werden bis zu 600 mm Durchmesser und in jeder gewünschten
Breite hergestellt. Als Rohstoff dienen rohe, ausgesuchte Büffelhäute, welche unter
starker Pressung zusammengekittet werden und dem Verschleisse nur wenig unterworfen
sind. – In vielen Fällen genügt es schon, zur Erzielung eines geräuschlosen Ganges
ein Lederrad zwischen zwei Eisenrädern einzuschalten. (Natürlich ist hierbei auf die
Richtungsänderung Rücksicht zu nehmen.)
Die Zahnräder aus Rohhaut müssen mit Sorgfalt auf die Welle gepasst werden, so dass
sich weder an der Bohrung, noch an dem Keile etwas zwängt.
Textabbildung Bd. 300, S. 220
Lederräder von Piat.
Die Firma A. Piat et ses Fils in Paris, Rue St. Maur,
hat sich um die Einführung der Lederräder verdient gemacht. Fig. 23 und 24 zeigen die Formen für
ein kleines und ein grösseres Rohhautrad. Die Herstellung der Rohhautscheiben
geschieht mittels scharfer Schneidstähle oder Fräser, mittels deren zunächst die
äussere Form hergestellt wird; die Zähne werden wie bei Metallrädern mit dem Fräser
eingeschnitten, den man mit erhöhter Geschwindigkeit laufen lässt. Nach dem Fräsen
wird das Rad mit einer leichten Schellacklösung überstrichen, um es gegen die
Einwirkung von Feuchtigkeit zu schützen. In Folge der Zähigkeit der Rohhaut ist das
Ausbrechen von Zähnen eine Seltenheit, auch wird das bei raschem Gange sonst
unvermeidliche Vibriren der Getriebe kaum empfunden. Die Zahnform kann die bei
Rädern bisher übliche sein.
Die genannte Firma Piat führt an, dass Oel, Erdöl und
Feuchtigkeit wenig Einfluss auf die Rohhauträder ausüben, indessen sei doch ein
stetiges Laufen in Wasser zu vermeiden. – Um bezüglich der Festigkeit sicher zu
gehen, schlägt Piat vor, die Breite der Rohhauträder
etwa 20 Proc. grösser als üblich zu nehmen.
Die Rohhauträder werden besonders empfohlen für den Betrieb der Dynamomaschinen, für
Spinnereien, für elektrische Transmissionen, für Mühlen (Walzenstühle) u.s.w.
Die elektrischen Strassenbahnen bewegen sich, wie sich an zahlreichen Ausführungen
gezeigt hat, bei Anwendung von Rohhautgetrieben fast geräuschlos. Es sind bereits
Rohhauträder zur Uebertragung von 50 zur Verwendung gekommen.
Textabbildung Bd. 300, S. 220
Lamellenräder von Lieb.
Sie können ganz ohne Seitenbefestigung laufen, werden aber für hohe Beanspruchung mit
mehreren durchgehenden Nieten oder mit vernieteten Stahlscheiben versehen, welche
bis zum Zahnfusse reichen. Die Lederräder, welche lose auf ihrer Achse laufen,
werden mit Metall ausgebüchst.
Erwähnenswerth sind auch die Lamellenräder, wie sie in Fig. 25 bis 31 nach einer Ausführung
von Lieb dargestellt sind. Sie bestehen aus
wellenförmig gepressten Lederscheiben, die in rechtwinkliger oder geneigter Lage zur
Achsrichtung angebracht, von seitlichen Scheiben BB
zusammengehalten und durch Bolzen D gehalten werden.
Diese Befestigungsweise gestattet den Scheiben einen gewissen Grad von Elasticität.
Die Triebräder werden gezahnt oder sie bleiben glatt, je nach ihrer Verwendungsart.
Im letzteren Falle kann man sie als Reibungsräder betrachten.
Textabbildung Bd. 300, S. 220
Holzzahnrad von Nuttal.
Räder mit Holzzähnen bieten für den Betrieb manche Vortheile, die einzeln zu erwähnen
wir hier wohl unterlassen können; in der Herstellung bieten sie dagegen manche
Schwierigkeit, denn es lässt sich nicht wohl die Lücke für die Aufnahme und
Befestigung der Holzzähne so genau durch Giessen herstellen, dass nicht noch viele
Hand- und Passarbeit erforderlich wäre. Ein Holzzahnrad, welches lediglich mittels
Maschinenarbeit (Fräse) fertig gemacht werden kann, ist von R. D.
Nuttall und Co. in Allegheny, Pa., angegeben und im American Machinist vom 26. Februar 1891 beschrieben. Das Rad Fig. 32 und 33 besteht aus drei
Haupttheilen von Gusseisen, nämlich dem Kranze mit der Nabe und zwei seitlichen
Scheiben. Der Kranz kann wegen seiner Zugänglichkeit von allen Seiten bearbeitet
werden, auch die Zahnsitze sind von dem Fräser allseitig erreichbar, so dass die
Sitze in einem völlig freien Durchgange geschnitten werden können. Nach dem
Einsetzen der Zähne werden die Seiten- und Stirnflächen abgedreht, die seitlichen
Scheiben angeschraubt, worauf das Ausfräsen bezieh. Nachfräsen der Zahnlücken
erfolgen kann. Wie leicht ersichtlich, ist das alles ganz glatte Arbeit, auch das
Einsetzen eines neuen Zahnes macht durchaus keine Schwierigkeit. Die Zähne werden in
Folge der etwas konischen Form des Kranzes am Herausfliegen verhindert. Die
Verbindung der drei Haupttheile geschieht mittels durchgehender Bolzen.
Die Nuttall'schen Räder haben sich wegen ihrer genauen
Arbeit und der als Folge dieser Eigenschaft entstandenen Geräuschlosigkeit rasch
eingeführt und werden beispielsweise zum Betriebe der Dynamo bei Strassenbahnen
allem anderen vorgezogen. Um das Holz widerstandsfähiger zu machen, werden die
Holzzähne in kochendes Leinöl getaucht. Die Dauer derartiger Räder wird zu 6 bis 8
Monaten angegeben und der Ersatz der Zähne für die Strassenbahnwagendynamo zu 7 bis
8 Francs für ein Triebrad.
Wie bei anderen Maschinenelementen, so geht auch bezüglich der Zahnräder das
Bestreben dahin, allgemeine Einführung gewisser Normalien anzubahnen. Von Seiten
hervorragender Fabriken, die den Bau der Zahnräder als Specialität betreiben, sind
bereits beachtenswerte Vorschläge gemacht und durchgeführt worden. Indess ist eine
allgemeine Gleichförmigkeit noch nicht erzielt worden und wird auch dieser
wünschenswerthe Fortschritt wohl noch eine Weile auf sich warten lassen. Vielleicht
ist eine Einigung eher zu erwarten, wenn erst bei den hauptsächlichsten
Culturvölkern das metrische Maassystem allgemein Annahme gefunden haben wird. Zur
Zeit befürworten auch gewichtige Stimmen für England die Einführung desselben.
Nach den vielen Vorarbeiten wird alsdann eine internationale Einigung über
Zahnradnormalien kaum noch Schwierigkeit bereiten, um so weniger, da das Princip,
die Theilungen nach Vielfachen von n zu wählen,
inzwischen sich wohl allgemeine Geltung verschafft haben wird. Damit wäre die
wichtigste Grundlage zur Einführung von Normalzahnrädern gesichert. Die Einigung
über die Zahnform wird weniger Schwierigkeit bieten, da hier die geometrischen
Verhältnisse einen maassgebenden und zwingenden Einfluss ausüben.
IV. Schwungräder und Schwungscheiben.
Textabbildung Bd. 300, S. 221
Schwungrad der Bass Foundry Works.
Eine der verantwortlichsten Aufgaben des Maschineningenieurs bildet die Berechnung
der Schwungräder und Schwungscheiben. Die Bestimmung und Feststellung des
Ungleichförmigkeitsgrades birgt gewöhnlich schon eine Menge schwer zu bestimmender
Grössen, für die man lediglich auf praktische Erfahrung bezieh. Beobachtung
angewiesen ist. Bei ruhigem und voraus bestimmbarem Geschwindigkeitswechsel, wie
etwa beim Abstellen gewisser Arbeitsmaschinen, lässt sich die Sache schon
einigermaassen rechnerisch behandeln, wo aber Stösse und unerwartete plötzliche
Hindernisse auftreten, wird die mathematische Grundlage stets unsicher. Solche Fälle
sind aber nicht selten, wir erinnern nur an den Betrieb von Walzwerken. Hier wird
man stets gezwungen sein, von vorhandenen Erfahrungen auszugehen, bewährte
Constructionen nachzubauen, und der Ursache nicht bewährter Constructionen
nachzuforschen, um die begangenen Fehler zu vermeiden. In jedem Falle ist eine
genaue Berechnung jedes einzelnen Radelementes nach den Regeln des Maschinenbaues
geboten. An Beispielen von Berechnungen zerstörter Schwungräder fehlt es in der
technischen Litteratur nicht.Revue universelle des mines, 3. Serie Bd. 22
1893 S. 229.
Textabbildung Bd. 300, S. 221
Fig. 36.Schwungrad der Bass Foundry Works.
Wir brauchen wohl kaum zu erwähnen, dass nach Einführung grösserer Riemen- und
Seilbetriebe die Scheiben dieser Betriebe in vielen Fällen zugleich als Schwungmasse
dienen, so dass bloss zur Geschwindigkeitsregulirung dienende Schwungräder mehr und
mehr zu den Seltenheiten zählen. – Bei Arbeitsmaschinen, die einen sehr wechselnden
Kraftbedarf zeigen, sucht man diese mit besonderen Schwungmassen zu versehen, wie es
zum Beispiel bei Steinbrechern üblich ist. Man erhält dadurch die Transmission
stossfrei.
Ein Beispiel einer grossen Kraftübertragung durch eine zugleich als
Schwungrad dienende Seilscheibe ist nach American
Machinist vom 27. Februar 1896 von den Bass Foundry
and Machine Works in Fort Weyne, Ind., gegeben. Die Seilscheibe (Fig. 34 bis 36) besteht aus zwei gleichen, neben einander
liegenden Scheiben, deren jede aus zwei Hälften zusammengesetzt ist. Der Durchmesser
von Seilmitte zu Seilmitte beträgt 25 engl. Fuss (7,62 m), die Breite ist 2,25 m und
zeigt 32 Seilrinnen für ein 2zölliges Seil; das Gesammtgewicht beträgt 200 000 Pfund
(= 91 metr. Tonnen). Den Figuren sind die englischen Maasszahlen nach der Ausführung
eingeschrieben. Die Umfangsgeschwindigkeit ist in der Quelle leider nicht angegeben;
bekanntlich wechseln die Constructeure zwischen 10 bis 30 m/Sec., also
innerhalb Grenzen, die für den vorliegenden Fall einen Anhalt nicht bieten.
Nach Revue industrielle vom 23. November 1895 ist von
H. Bollinckx eine Riemenscheibe gebaut worden, die
gleichzeitig als Schwungrad dient. Als Baumaterial wurde, mit Ausnahme der
Nabenscheiben, Schmiedeeisen benutzt, wodurch das Gewicht von 16000 k auf 8000 k
reducirt werden konnte, was zum Kegeln der Geschwindigkeit ausreichend erschien. Der
Durchmesser des Rades beträgt 7,5 m, die 24 Speichen bestehen aus ⊔-Eisen, die
Seiten sind durch Holzfüllung abgeschlossen, damit der Luftwiderstand vermindert
werde, der sonst etwa 2 bis 3 in Anspruch nehmen würde.
V. Stopfbüchsen und Kolbendichtungen.
Mehr und mehr brechen sich bei Stopfbüchsen und Kolben die metallischen Dichtungen
Bahn, da sie den früher gebräuchlichen Dichtungen gegenüber den Vorzug leichter
Auswechselbarkeit und längerer Haltbarkeit bieten. Ebenso lässt sich bei
Metallkolben viel leichter die Nachgiebigkeit den Bewegungen der Kolbenstange
gegenüber erzielen. Diese Vorzüge treten um so mehr hervor, je grössere
Dampfspannung zur Verwendung kommt.
Die beiden nachstehenden Stopfbüchsen, die in Amerika sehr verbreitet sind,
beschreibt Le Génie Civil; beide Büchsen gewähren der
Kolbenstange etwas Spiel, um den Bewegungen der Stange nachgeben zu können. Zu ihrer
Herstellung ist ausschliesslich Metall benutzt worden.
Textabbildung Bd. 300, S. 222
Stopfbüchse der United States Co.
Die Stopfbüchse der United States Co. (Fig. 37 und 38) erhält ihre Spannung
von der in der Büchse frei liegenden Rankenfeder H,
welche die konischen Ringe von Weissmetall, G und D, an die fest liegende Brille A andrückt. EFF sind Ringsegmente, denen der
Ring G, der auch die Rankenfeder stützt, als Unterlage
dient. Die Schmiervorrichtung wird ringförmig um die Anzugsschraube der Brille
herumgeführt. Die Brille ist bei L durch zwei
Kupferdrähte gedichtet. Nachstellung ist, dank der Wirkung der Rankenfeder H, nicht erforderlich; die Auswechslung der
Dichtungsringe nach etwaigem Verschleiss bietet keine Schwierigkeit.
Textabbildung Bd. 300, S. 222
Fig. 39.Stopfbüchse von Jerome.
Aehnlich ist die Stopfbüchse von Jerome eingerichtet,
bei derselben ruht die kürzere Rankenfeder G (Fig. 39) auf dem Grundringe H und stützt sich gegen den Ring F, von dem
sie auch ihre Führung erhält. Die Dichtungsringe sind aufgeschnitten, wie die
Nebenfigur zeigt, so dass man die Ringe auswechseln kann, ohne andere Theile zu
demontiren. Der in der Längsrichtung gehaltene Ring B
ist nach einem Bogen ausgebohrt. Die Brille ist wie bei der vorhergehenden
Construction fest und nicht nachstellbar. Zum Schmieren dient eine vorgelegte
Flechte N, die von einer Blechkapsel gehalten wird.
Beiden Stopfbüchsen wird nachgerühmt, dass sie bei geringem Verschleiss vollständig
dicht halten und den Abweichungen der Kolbenstange leicht folgen können.
Auf denselben Grundsätzen beruht die Stopfbüchsendichtung von T. Keene in Birkenhead (Englisches Patent Nr. 21768 vom 29. November
1892). Die Brille ist fest, jedoch kann die Feder I
mittels der Schraube des Stückes G angespannt werden.
Wie aus Fig. 40 ersichtlich, ist das
Stopfbüchsensystem auf Nachgiebigkeit gegen die Bewegung der Kolbenstange
eingerichtet.
Textabbildung Bd. 300, S. 222
Fig. 40.Stopfbüchsendichtung von Keene.
Textabbildung Bd. 300, S. 222
Fig. 41.Schleusenliderung von Boulet.
Die mehrfache Schleusenliderung mit abnehmender Kammerpressung für Kolben und
Kolbenstangen von E. T. Boulet in Montluçon, Frankreich
(D. R. P. Nr. 78301), Fig. 41, ist dadurch
gekennzeichnet, dass der Raum zwischen zwei Liderungselementen von Flüssigkeit
erfüllt ist, die auf einer stufen weisen, vom innersten zum äussersten Zwischenraum
abnehmenden Pressung erhalten wird, und dass zugleich die Liderungselemente mit
verschiedenen, vom innersten zum äussersten Element abnehmenden Pressungen gegen die
abzudichtende Fläche gedrückt werden.
Letzteres erreicht man bei hydrostatischen Liderungen in der Weise, dass man die
Zwischenraumflüssigkeiten zugleich zur Herstellung der hydrostatischen Drucke auf
die
Liderungselemente wirken lässt, bei den Stopfbüchsenliderungen aber dadurch, dass
der von dem Stopfbüchsendeckel ausgeübte Druck in Folge verschieden grosser
Durchmesser der Liderungselemente von diesen mit verschieden grossen Flächen
aufgenommen wird.
Textabbildung Bd. 300, S. 223
Fig. 42.Stopfbüchse von Strassburger.
Die Unterschiede in der Pressung der Flüssigkeit in den verschiedenen Zwischenräumen
werden dadurch hervorgebracht, dass je ein enger Kanal von grosser Länge die
benachbarten Zwischenräume unter einander, sowie den innersten mit dem Cylinder und
den äussersten mit der Atmosphäre verbindet, so dass eine geringe Flüssigkeitsmenge
vom Cylinder durch die Zwischenräume an die freie Luft oder in einen
Niederdrucksammler tritt und dabei in jedem Verbindungskanal einen dem Widerstände
entsprechenden Druckverlust erleidet.
Um die Füllung der Liderungszwischenräume mit von aussen zugeführter Flüssigkeit zu
ermöglichen, kann in jedem Verbindungskanale ein auf der Umfangsfläche mit einer
engen gewundenen Nuth versehenes Kegelventil angeordnet sein, welches als
Rückschlagventil wirkt.
Textabbildung Bd. 300, S. 223
Fig. 43.Stopfbüchse von Martin.
Stopfbüchse mit radialer Anpressung von Hermann
Strassburger in Bochum, Westfalen (D. R. P. Nr. 82561 vom 13. Februar 1895,
Zusatz zum Patente Nr. 70044 vom 7. Februar 1893). Bei dieser Stopfbüchse (Fig. 42) wird durch axiales Anziehen eines Keilringes
r die hülsenförmige Feder mittels aussen an ihr
befestigter Keile k radial angepresst.
Stopfbüchse mit gegen die Stange durch Dampfdruck angepressten, radial verschiebbaren
Dichtungsringen von F. P. Martin in Eaton und J. T. Martin in Scranton (D. R. P. Nr. 76378), Fig. 43. Zur inneren Stangenabdichtung sind
aufgeschnittene metallene Dichtungsringe a zwischen die
in seitlichen Spaltfugen abgedichteten Anlegeringe b
angeordnet, während Scheideringe c durch ihre seitlich
vortretenden Ansätze d bezieh. durch aufgesetzte
Hilfsringe die axiale Anpressung der Stopfbüchsenbrille f derart begrenzen, dass die radiale Beweglichkeit der Dichtungs- und
Anlegeringe nicht leidet und erstere durch den Dampfdruck die Kolbenstange g dicht
umschliessen. Zur äusseren Topfabdichtung dient entweder eine auf die gewöhnliche
Brille aufgesetzte Hilfsbrille h oder eine in den Topf
direct einzupassende gewöhnliche Brille.
So wie hier die Stopfbüchse beschrieben ist, scheint sie uns nicht die nöthige
Dichtung für den in den ausserhalb der Dichtungsringe tretenden Raum zu bieten. Auch
erscheint die ganze Büchse als unbeweglich gegenüber den stets vorkommenden
Biegungen der Kolbenstange.
Die Stopfbüchse von T. Winter und Co. in Blackburn wird
bei Dampfmaschinen für hohen Dampfdruck verwendet, bei denen sie gutes Abdichten und
eine Abstützung der Kolbenstange bewirken soll. Sie besteht aus Metallstaub,
welcher, mit anderer elastischen Substanzen vermischt, zu einer plastischen Masse
verarbeitet wird. In dieselbe sind einzelne Metallringe gelagert, die so abgedreht
sind, dass sie vermöge ihrer Form beim Zusammenpressen das Dichtungsmaterial gegen
die Kolbenstange drücken. Sind die Ringe nach innen abgeschrägt, so erfolgt das
Abdichten gegen die Kolbenstange; bei nach aussen gehender Schrägung wird die
Dichtung an die Stopfbüchsenwand gepresst.
Textabbildung Bd. 300, S. 223
Fig. 44.Stopfbüchse von Buderus.
Die Metallpackung für Stopfbüchsen von H. R. Buderus in
Hirzenhain (Oberhessen) besteht aus einem kegelförmigen Ring a (Fig. 44), mehreren trichterförmigen
Ringen b und dem oberen geschlossenen Ringe c. Die Ringe a und b sind schräg durchschnitten, um beim Anziehen der
Stopfbüchse die nöthige Dichtung zu erzielen. Für die Packung ist ein weiches
Compositionsmetall verwendet.
Textabbildung Bd. 300, S. 223
Fig. 45.Stopfbüchse von Thomas.
Beim Verpacken legt man vorerst als Unterlage, je nach Grösse der Packung, einen
Gummiring a von 2 bis 5 mm Dicke auf den Grund der
Stopfbüchse, dann die Metallpackung und auf diese wieder einen Gummiring von 4 bis
10 mm Stärke. Die Packungsringe werden vor dem Einlegen etwas eingefettet. Die
Stopfbüchsenschrauben sollen allmählich und gleichmässig angezogen werden und nur so
weit, dass Fig 45 gerade eine richtige Abdichtung
erreicht wird.
Textabbildung Bd. 300, S. 223
Fig. 46.Stopfbüchse von Green und Boulding.
Die metallische Dichtung für Kolbenstangen und Plunger von D.
Thomas (Englisches Patent Nr. 24754 vom 20. December 1894), Fig. 45, bringt eine nach beiden Seiten konisch
geformte Rankenfeder E zur Anwendung, deren innere
Fläche an die Stange anschliesst und nach dieser ausgebohrt ist. Der konische Theil
ist in zwei entsprechend ausgebohrten Töpfen F
gelagert. Die Ausstattung mit Grundring und Stopfbüchsenbrille ist die übliche. Die
Töpfe F ruhen auf der weichen Einlage L, ebenso sind weiche Einlagen I auf dem Grunde der Spiralfeder angebracht. Der Boden der Töpfe bietet
der Feder einigen Spielraum H, auch haben die Töpfe
gegen einander etwas Spiel, so dass sie dem Anziehen der Stopfbüchsenbrille kein
Hinderniss bieten.
Engineer vom 9. März 1894 beschreibt eine von Green und Boulding ausgeführte
Stopfbüchse (Fig. 46). Der Grundring ist mit einer
weichen Unterlage versehen, die inneren konischen Ringe sind getheilt, die
Anstellung erfolgt durch den Brillenschrauben untergelegte nachstellbare
Rankenfedern.
Textabbildung Bd. 300, S. 224
Fig. 47.Stopfbüchse von Bangs.
Die Packung für Stopfbüchsen von Edwin D. Bangs in
Milwaukee (Amerikanisches Patent Nr. 506028 vom 3. Januar 1893), Fig. 47, verwendet als Dichtungsmaterial Ringe gff1 aus Lagermetall,
welche paarweise mit ihren konischen Flächen auf einander liegen und von denen
mindestens einer eines jeden Paares spiralförmig geschlitzt ist, um die
erforderliche freie Beweglichkeit im Zusammenziehen oder Ausdehnen zu sichern.
Textabbildung Bd. 300, S. 224
Fig. 48.Nachdichtbarer Kolben.
Einen leicht nachdichtbaren Kolben (Fig. 48)
beschreibt Metallarbeiter vom 8. April 1893. Er besteht
aus mehreren auf die Kolbenstange aufgeschobenen Metallscheiben, deren hinterste
sich gegen einen Bund der Kolbenstange anlegt. Zwischen die einzelnen Metallscheiben
sind Scheiben aus Wolle, Filz o. dgl. eingelegt, die durch eine in die Kolbenstange
eingeschraubte und gegen die vorderste Metallscheibe drückende Schraubet
zusammengepresst und dadurch nach aussen zwischen den Metallscheiben herausgedruckt
werden. Die Scheiben werden mit Vaseline oder Oel getränkt. Man kann den Kolben
durch Anziehen der Schraube A und dadurch bewirktes
Auseinänderpressen der Dichtung leicht wieder abdichten. Bei Unbrauchbar werden der
Dichtung wird die Schraube A losgeschraubt, die
Metallscheiben abgenommen und neue Dichtung eingelegt.
Textabbildung Bd. 300, S. 224
Fig. 49.Buckley's Metallpackung.
Textabbildung Bd. 300, S. 224
Fig. 50.Bollinckx' Kolben.
Unter D. R. P. Nr. 77030 ist William Buckley in
Millsands, Cheffield, Yorkshire (England) eine Metallpackung für Kolben und
Stopfbüchsen mittels kegelförmig eingestülpter Schraubenringfedern patentirt worden.
Bei dieser Packung (Fig. 49) wirken radial geneigte,
kegelförmig eingestülpte, schraubenförmig gewundene Ringfedern d, welche in mit rechtwinkligen Flanschen versehene
Liderungsringe c eingelegt sind, bei axialem
Zusammendrücken wie ein Ringhebel, so dass eine axiale und diametrale Wirkung der
Ringfedern auf die Liderungsringe entsteht.
Bekanntlich ist es schwierig und stets unsicher, hohle Dampfmaschinenkolben aus
einem Stück zu giessen; leicht kann es vorkommen, dass die Wände eine ungleiche
Wandstärke bekommen, auch ist der Gusskern schwer vollständig zu entfernen. Bollinckx in Brüssel fertigt deshalb den Kolben aus
zwei Theilen A und B (Fig. 50) an; dann liegt das ganze Innere zu Tage und
kann bequem gereinigt werden; die Berührungsflächen bei C und D werden abgedreht und mittels einer
hydraulischen Presse in die Lage gebracht, wie die Fig. E zeigt. Ein Manometer gibt die Kraft an, unter der die Vereinigung
erfolgt, und der vorkommenden Falles erforderlich wäre, wenn die Theile getrennt
werden sollten.