Titel: | Ueber Rauhmaschinen. |
Autor: | H. Glafey |
Fundstelle: | Band 300, Jahrgang 1896, S. 241 |
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Ueber Rauhmaschinen.
Von H. Glafey,
Ingenieur, Berlin.
Mit Abbildungen.
Ueber Rauhmaschinen.
Die auf dem Gebiete der Rauhmaschinenindustrie während der letzten 5 Jahre gemachten
Erfindungen beziehen sich zum grössten Theil auf diejenigen Rauhmaschinen, welche
mit Rauhwalzen ausgestattet sind, deren Oberfläche mit Kratzenbeschlag besetzt ist;
nur wenige Verbesserungen sind für die mit Rauhkarden arbeitenden Maschinen zu
verzeichnen.
Textabbildung Bd. 300, S. 241
Rauhmaschine von Schweinefleisch.
Ernst Schweinefleisch in Mühlhausen i. Th. hat im D. R.
P. Nr. 75247 eine Rauhmaschine in Vorschlag gebracht, welche mit einer Rauhtrommel
ausgestattet ist, deren Rauhfläche durch künstliche Rauhkarden gebildet wird, die
versetzt gegen einander mit ihren Achsen im Innern der Trommel liegen und von
paarweise zur Welle der letzteren angeordneten Nebenwellen ihren Antrieb unter
Vermittelung von Kettengetrieben empfangen.
Die besondere Ausführung der Rauhmaschine ergibt sich aus den Fig. 1 und 2.
Die Rauhtrommel a ist auf ihrem Umfange mit den
Rauhkarden b besetzt, welche durch die Wandung der
Rauhtrommel hindurchreichen und mit ihrer aus Kratzenbeschlag bestehenden Oberfläche
eine rauhe Fläche bilden, welche immer neue Rauhstellen den zu rauhenden
Gegenständen bietet, da sich die Rauhkarden b stetig
drehen. Der Antrieb b der gegen einander
versetzten Karden b erfolgt mittels der Kettenzüge c unter Verwendung zweier Kettenräder d und e, von denen eines
auf der Achse der Rauhtrommel d sitzt, während das
andere auf einer zur Achse g der Rauhtrommel a parallel liegenden Welle f sitzt.
Textabbildung Bd. 300, S. 241
Rauhmaschine von Schweinefleisch.
Die Wellen f, welche in geeigneter Anzahl um die Achse
g concentrisch angeordnet sind, werden von dem
mittleren Zahnrade h und den Zahntrieben i in Drehung versetzt. Der Kettenantrieb cde gestattet gleichzeitig das Versetzen der
Rauhkardenachsen b gegen die Wellen f, so dass in dieser Weise ein leicht gehender und
stets betriebssicherer Antrieb erzielt wird.
Im Patent Nr. 79542 hat der Erfinder die vorstehend erläuterte Rauhmaschine dahin
abgeändert, dass die Achsen der künstlichen Rauhkarden nicht im Innern der
Haupttrommel liegen, sondern, wie Fig. 3 erkennen lässt,
ausserhalb oder auf derselben gelagert sind. Durch diese Anordnung ist die Lagerung
leichter anzubringen, des ferneren betriebsfähiger und übersichtlicher, auch kann
nach Möglichkeit für gute und leichte Einsetzung der Rauhkarden gesorgt werden.
Eine weitere Ausbildung hat die Rauhmaschine in dem Patente Nr. 85 909 erfahren. Die
Neben wellen f (Fig. 4 bis 6) werden nicht durch
Zahnräder ih, sondern durch Riemenscheiben i1h1 unter Vermittelung
von Riemen h2
angetrieben, und statt der Kettenräder cde (Fig. 1, 2 und 3) kommen Schraubenräder
e1d1 zur Verwendung,
welche die Bewegung von den parallel zur Hauptwelle g
gelagerten Nebenwellen f auf die schräg zur
Trommelachse und gegen einander versetzt angeordneten künstlichen Rauhkarden
übertragen. Durch Verwendung von Stufenscheiben statt glatter Riemenscheiben kann
dann die Bewegungsgeschwindigkeit der Rauhkarden beliebig geändert werden.
Hermann Schiedges in Aix-la-Chapelle wendet an
Stelle einzeln auf dem Trommelumfang drehbar gelagerter Rauhkarden aus Rauhkarden
zusammengesetzte Walzen an und will hierdurch nach dem englischen Patent Nr. 13587
A. D. 1895 eine glatte Rauhfläche erzielen und so die Karden von jeder reissenden
Wirkung befreien. Der Erfinder stellt zwecks Anfertigung der Rauhwalzen zunächst
durch Abschneiden der Kopf- und Fusstücke cylindrische Karden her und reiht diese
auf starke Drähte a (Fig. 8). Eine bestimmte
Anzahl solcher mit Karden besetzter Drähte d wird
spiralförmig in Abständen neben einander um die aus einem Rohr gebildete hohle Achse
b der herzustellenden Rauh walze gewunden. Dabei
werden die beiden Enden der die Karden lose drehbar tragenden Drähte in Scheiben c befestigt, die auf der Achse b sitzen (Fig.
8 und 9). Um
ferner ein Durchbiegen der Kardenträger und Verschieben derselben gegen einander zu
verhindern, ist auf die Achse b noch ein Blech e aufrecht stehend angeordnet, dessen Windungen
entgegengesetzt zu denjenigen der Kardenträger laufen und dessen Kante mit
Aussparungen f versehen ist, in die sich die Drähte a einlegen (Fig. 8). Zwecks Gewinnung
einer Rauhtrommel werden mehrere der in vorstehend erläuterter Weise gewonnene
Rauhwalzen zwischen zwei Stirnscheiben parallel zu deren Achse gelagert (Fig. 7). Sollen die Rauhwalzen gebremst oder
angetrieben werden, während sich die Trommel dreht, so erhält jede eine
Riemenscheibe und diese werden sämmtlich von einem Riemen oder deren mehreren
bethätigt.
Textabbildung Bd. 300, S. 242
Fig. 7.Rauhmaschine von Schiedges.
Von denjenigen Rauhmaschinen, bei welchen die Rauhkarden nicht in Form von
Rollkarden, sondern in Form von Kardenstäben zur Verwendung kommen, ist zunächst die
in Fig. 10 wiedergegebene Maschine von George Burns and Sons, Burnside Works, Galashiels, zu
erwähnen. Diese Rauhmaschine ist mit einem muldenförmig gestalteten, endlosen
Lattentuch ausgestattet, auf welches das gerauhte Gewebe mittels eines Faltenlegers
gelegt wird, der mittels eines Schaltgetriebes vier unter einander durch
Kegelradgetriebe verbundene Transportwalzen für das endlose Lattentuch bethätigt.
Auf dem das Lattentuch aufnehmenden Gestell sitzt ein Tisch, welcher durch Drehung
einer mit Handrad ausgestatteten Welle in Folge Eingriffs zweier auf dieser
sitzender Zahnräder in zwei am bezeichneten Gestell sitzende Zahnstangen in eine
derartige Stellung gebracht werden kann, dass der Faltenleger das Gewebe nicht auf
das Lattentuch, sondern auf den Tisch legt, und dieses dann leicht aus der Maschine
entfernt werden kann. In gleicher Weise dient der bezeichnete Tisch dazu, das
Zusammennähen der Endkanten eines Gewebes oder auch mehrerer solcher zu ermöglichen
bezieh. zu erleichtern. Von dem endlosen Lattentuch gelangt das Gewebe in bekannter
Weise über die vor der Rauhtrommel angeordnete Führungswalze zur Rauhtrommel selbst
und verlässt diese durch die oberhalb derselben angeordneten Transportwalzen,
von denen aus es zu dem Faltenleger läuft. Die Führungswalze ruht in zwei Lagern,
welche auf concentrisch zur Trommelachse verschiebbar angeordneten Zahnstangen
befestigt sind, die mittels einer mit zwei Triebrädern ausgestatteten, durch
Schneckenradvorgelege in Drehung zu versetzenden Welle verschoben werden können.
Wird die Führungswalze gesenkt, so umspannt das Gewebe einen kleineren Theil der
Rauhtrommel, wird sie gehoben, so wird ein grösserer Theil des Umfanges der
bezeichneten Trommel wirksam ausgenützt.
Textabbildung Bd. 300, S. 242
Rauhmaschine von Schiedges.
Textabbildung Bd. 300, S. 242
Fig. 10.Rauhmaschine von Burns.
Das Dämpfen gewisser Wollenwaaren in feuchtem bezieh. nassem Zustande während des
Rauhens oder Verstreichens ist in neuerer Zeit immer mehr in Aufnahme gekommen.Wollengewerbe,
1892 S. 5. In erster Linie sind es Meltons und verwandte Stoffe,
sowie verschiedene Arten von Strichwaaren, denen diese Behandlung zu Theil wird und
welche dadurch neben weichem Griff eine elegante Oberfläche und schönen Glanz
erhalten. Während man sonst die Waare abwechselnd auf der Rauhmaschine und der
Dämpfwalze behandelte, welche Procedur sehr umständlich und zeitraubend ist, hat man neuerdings die
Aufwickelwalzen der einfachen Rauhmaschine aus perforirten Kupfercylindern
hergestellt, aus welchen man abwechselnd kaltes Wasser und Dampf auf die
aufgewickelte Waare einwirken lässt.
Textabbildung Bd. 300, S. 243
Fig. 11.Rauhmaschine von den Cleveland Machine Works.
Fig. 11 veranschaulicht eine Rauhmaschine dieser Art,
wie sie von den Cleveland Machine Works in Worcester,
Mass., gebaut wird. Die beiden perforirten kupfernen Aufwickelwalzen von 7 Zoll
Durchmesser am oberen und unteren Ende der Maschine stehen mit einer Dampf- und
einer Kaltwasserleitung in Verbindung. Die Einführung von Dampf und Wasser geschieht
durch die Lager der Walzen, welche mit den Zuführrohren durch Stopfbüchsen verbunden
sind. Der sehr umfangreiche Rauhtambour hat 38 Zoll Durchmesser und kann je nach
Erforderniss mit 24 Kardenstäben oder 12 Verstreichbürsten versehen werden.
Ausserdem besitzt die Maschine eine Bremsvorrichtung für die Aufwickelwalzen und
eine Aufdockvorrichtung.
Die regulären Wirkwaaren, z.B. Strümpfe, wie sie die Wirkmaschine liefert, bilden
eine unregelmässige Fläche mit vortretenden Ecken (Fig. 14), und es ist
daher unmöglich, diese Waarenfläche auf den bisher bekannten Rauhmaschinen zu
rauhen, da dieselben nur ein rechteckiges, flachliegendes gewirktes Stoffstück, wie
es zum Beispiel der Rundstuhl liefert, bearbeiten können. Das reguläre Waarenstück
legt sich zufolge seiner Elasticität und des Bestrebens, sich zusammenzurollen,
beliebig über einander, wodurch an manchen Stellen die Waare sehr dick ausfällt, so
dass hier die Einwirkung der Karden so kräftig wird, dass entweder die Waare
zerrissen oder die aufgerauhte Haardecke mit fortgenommen wird, während andere
Theile durch die darüber liegende Waare nicht getroffen werden können.
Wenn nun schon die ungenähte Waare ein Rauhen auf den bekannten Maschinen unmöglich
macht, so ist dies in erhöhtem Maasse bei genähten Waaren der Fall, und doch muss
das Rauhen nach dem Nähen erfolgen, weil sonst das Zusammennähen sehr erschwert und
die Nähte nicht von den aufgerauhten Fasern verdeckt werden. Es erfolgt daher
das Rauhen der Strümpfe u.s.w. bis jetzt nur durch Handarbeit; um dasselbe auch
mechanisch ausführen zu können, hat Heinrich Theodor Körner
jun. in Chemnitz eine Maschine vorgeschlagen, die die in Fig. 12 im Querschnitt
und durch Fig. 13 in
Vorderansicht dargestellte Einrichtung hat.
Eine Holztrommel a erhält durch Riemenbetrieb ihre
Umdrehungen. Auf dem Umfange dieser Trommel a sind eine
Anzahl T-förmiger Leisten aufgeschraubt, die die Karden
c festhalten. Zwei zur Seite angeschraubte
Blechscheiben b verhindern das Herausfallen der
Karden.
Unterhalb dieser Trommel a liegt ein halbrundes
Holzstück d, welches als Auflage für den zu rauhenden
Gegenstand dient. Damit aber die Einwirkung der Karden auf die Waare niemals zu
kräftig erfolgen kann, wenn sich etwa dieselbe beliebig vielfach zusammengeschlagen
hat, ist die Auflage federnd angeordnet, wobei sich die Federspannung der Waare
anpassen lässt. Hierzu stehen auf Querriegeln e des
Gestelles zwei Schrauben g1 und g2,
welche die gewundenen Federn f1 und f2 tragen, auf denen die Auflage ruht, während
letztere oberhalb durch Flügelschrauben f3 und f4 gehalten wird, durch die die Federspannung
regulirt werden kann. Um aber hierauf die Höhe der Auflage d gegen die Kardentrommel wieder genau einstellen zu können, ist der in
den Gestelltheilen k geführte Querriegel e mit der links- und rechtsgängigen Schraube h1 und h2 verbunden, die
gleichzeitig durch das Handrad i umgedreht werden
können. Es ist Bedingung, dass die Trommel oberhalb der Auflage angeordnet ist, weil
im entgegengesetzten Falle das freie Waarenende auf der Kardentrommel liegen bleibt
und die Haardecke dadurch wieder weggenommen würde.
Textabbildung Bd. 300, S. 243
Rauhmaschine von Körner.
Die Waarenstücke werden einzeln mit der Hand eingeführt, und man kann durch Höher-
oder Tieferhalten derselben bei x die Einwirkung der
Karden auf eine grössere oder zufolge der Form der Unterlage auf eine ganz geringe
Fläche ausdehnen. Hierbei soll aber nicht gesagt sein, dass man nicht auch
Zuführwalzen wie bei anderen Rauhmaschinen anwenden kann.
Das Waarenstück lässt man so oft in verschiedenen Lagen die Maschine passiren (zwei-
bis dreimal), bis die Haardecke befriedigend ausgefallen ist.
Den Uebergang von den mit natürlichen Rauhkarden arbeitenden Rauhmaschinen zu
denjenigen Rauhmaschinen, welche mit Rauhwalzen ausgestattet sind, bilden diejenigen
Maschinen, welche an Stelle der natürlichen Rauhkarden künstliche Rauhkarden
besitzen. Die künstlichen Rauhkarden sind entweder aus Metallscheiben mit seitwärts
abgebogenen Zähnen
zusammengesetzt oder kleine mit Kratzenbeschlag bezogene Cylinder. Der
Kratzenbeschlag kommt in Form von Kratzenblättern oder Kratzenbändern zur
Verwendung.
Eine Rauhkarde der ersteren Art veranschaulichen die Fig. 15 bis 18. Dieselbe ist
Gegenstand des D. R. P. Nr. 58758 und rührt von H. F.
Baumann in Calw. (Württemberg) her.
Textabbildung Bd. 300, S. 244
Rauhkarde von Baumann.
Der Beschlagstoff A hat die Form eines an den schmäleren
Seiten, deren Dimension dem Umfange des Holzcylinders entspricht, auf welchen dieser
Beschlag aufgebracht werden soll, mit mehreren Lappen a
versehenen Rechtecks. Die auf der einen Seite gelegenen Lappen a sind aus weiter unten zu erklärenden Gründen mit
Löchern a1 versehen. An
den längeren Seiten des Rechtecks, deren Dimension der Länge des vorerwähnten
Holzcylinders entspricht, ist eine Anzahl von Löchern a2 angeordnet. Durch die letzteren wird
eine Schnur b in der durch die Fig. 15
veranschaulichten oder einer anderen Weise, aber derart hindurchgezogen, dass die
beiden Längsseiten dicht an einander gepresst werden. Bei diesem Zusammennähen ist
der Holzcylinder c nicht in dem zu einem Hohlcylinder
aufgebogenen Beschlag hineingeschoben zu denken. Wird aber der Holzcylinder
eingeführt, so geschieht dies von derjenigen Seite, an welcher die nicht gelochten
Lappen a sich befinden. Wird dann die Spindel d in den Holzcylinder c
hineingeschoben, so tritt dieselbe durch die Oeffnungen a1 der nach der Mitte hin
zusammengebogenen Lappen a hindurch. Man schiebt die
Spindel d so weit in der angegebenen Richtung vor, dass
das hintere Ende derselben nahezu in den Holzcylinder hineintritt. Sind darauf auch
die nicht gelochten Lappen nach der Mitte hin zusammengelegt, so wird die Spindel
unter Anlegen der hinteren Stirnseite an ein Widerlager kräftig zurückgetrieben. Auf
diese Weise wird die Verschiebung des Beschlages auf dem Holzcylinder c bezieh. der Spindel d in
dem letzteren für gewöhnlich verhindert, ohne dass das Auseinandernehmen mit der
Zerstörung irgend eines Theiles verknüpft wäre.
Anstatt die Spindel unmittelbar durch die nicht gelochten Lappen a zu treiben, kann man die letzteren auch mittels eines
geeigneten Geräthes mit Löchern versehen, nachdem man durch leichtes Anpressen der
Spindel an die einzelnen Lappen die passende Stelle angezeichnet hat.
Bei denjenigen Rauhkarden, bei welchen der Kratzenbeschlag in Form eines
Kratzenbandes zur Verwendung kommt, zeigt sich der Uebelstand, dass die Kratzenzähne
beim Aufziehen auf die kleinen Cylinder in Folge des kleinen Durchmessers derselben
und des hierdurch bedingten Durchbiegens des Rückens der Kratzenzähne einen
verschiedenen Abstand von einander einnehmen und in Folge dessen keine gleichmässige
Wirkung ergeben (Fig.
22).
Friedrich Ernst Bernhardt in Tischendorf bei Leisnig
(Sachsen) beseitigt nach der englischen Patentbeschreibung Nr. 11049 A. D. 1893
diesen Uebelstand durch ein besonderes Einsetzen der Kratzenzähne in ihren Träger.
Die Karde wird in der aus den Fig. 20 und 21 ersichtlichen Weise mit dem Kratzenbande b bezogen und in diesen werden die einzelnen Kratzenzähne entweder derart
eingesetzt, dass ihre Rücken parallel zu den Kanten des Bandes a (Fig. 21) oder nach dem
Aufziehen des letzteren senkrecht zur Tangente des Bandträgers a1 (Fig. 21) zu stehen
kommen. Erfolgt dabei das Einsetzen so, wie es Fig. 22 erkennen lässt,
also in der alten Weise, so ergibt sich nach dem Aufziehen des Bandes ein ungleicher
Abstand der Zähne. Fügt man aber – und dies thut Bernhardt
– die Zähne so in den Grundstoff ein, dass ihre Spitzen nicht die
Entfernungen cd (Fig. 22) einnehmen, also
lothrecht und parallel zu einander stehen, sondern die Entfernungen c1
d1 (Fig. 23) erhalten, also
divergiren, so nehmen die Zähne nach dem Aufziehen des Kratzenbandes einen gleichen
Abstand ein, es wirken also die Karden nicht stossweise, sondern gleichmässig.
Textabbildung Bd. 300, S. 244
Kratzenzähne von Bernhardt.
Damit der Kratzenbeschlag an den beiden Enden der Karden sich nicht vom Grundkörper
abhebt, ist um die letzteren je ein Gummiring s gelegt
und dieser wird wieder von einer Metallkapsel r
umgeben, die das Eindringen von Staub und Fasern in die beiden Lager der
Kardenspindel verhüten soll.
Das Einsetzen der Karden in die Lager erfolgt in der in Fig. 19 angegebenen
bekannten Weise. Um jedoch ein leichtes Auswechseln der Karden zu ermöglichen,
ist das eine Lager nicht mit einer Blattfeder, sondern mit einer Spiralfeder z (Fig. 24 bis 26) ausgestattet. Diese
Feder wird entweder in einer Bohrung t des Lagers u durch eine Stellschraube v (Fig. 20)
oder einen Deckel w (Fig. 26) gehalten,
während sich die Kardenspindel mittels einer Einlage gegen die Feder stützt, oder
die Feder umgibt den Bolzen t einer in das Lager
eingesetzten Büchse y (Fig. 25) oder dient
endlich einer Büchse x lediglich als Widerlager, wie
dies Fig. 24
veranschaulicht.
An diejenigen Rauhmaschinen, bei denen der Rauhprocess durch künstliche Rauhkarden zu
Stande kommt, reihen sich, wie bereits erwähnt, diejenigen, welche an Stelle der
bezeichneten Rauhkarden mit Kratzenbeschlag besetzte Walzen aufweisen. Diese Rauh
walzen sind entweder fest in einem Gestell gelagert, d.h. sie führen nur eine
Drehbewegung um ihre Achse aus, oder sie machen neben dieser Drehbewegung noch eine
hin und her gehende bezieh. fortschreitende Bewegung in Richtung des Gewebelaufes.
Die Rauhwalzen sind dabei in beiden Fällen entweder in geraden oder kreisbogenförmig
gekrümmten Ebenen gelagert und bearbeiten den Stoff erstens alle in einer Richtung,
zweitens nach einander in zwei entgegengesetzten Richtungen, oder drittens endlich
in diesen beiden Richtungen gleichzeitig.
Textabbildung Bd. 300, S. 245
Fig. 27.Rauhmaschine von Greene.
Fig. 27 veranschaulicht eine Rauhmaschine von Henry S. Greene in Lawrence, Mass., welche Gegenstand
des amerikanischen Patents Nr. 449 620 ist. Bei dieser Rauhmaschine wird der Stoff
im Zickzack mittels der Führungsrollen bb1b2... derart um die nur
drehbar im Gestell gelagerten Rauhwalzen a geleitet,
dass jede Walze das Gewebe zweimal berührt und gleichzeitig auf beiden Seiten
bearbeitet.
In Fig. 28 ist eine Rauhmaschine von Robert Hall and Sons in Bury wiedergegeben, welche mit
vier in einem Gestell lothrecht über einander drehbar angeordneten Rauhwalzen
ausgestattet ist, die ihren Antrieb von einer gemeinsamen Seilscheibe derart
empfangen, dass sich alle Walzen nur in einer Richtung drehen. Unmittelbar vor den
Rauhwalzen ist die Maschine mit einem Gestell ausgestattet, das, auf Rollen auf
Schienengleisen des Hauptgestelles ruhend, in seinem unteren Theil zwei Streckbarren
und über diesen eine Reihe von eisernen Führungsstangen besitzt. Die ersteren können
in lothrechter Richtung gegen einander verstellt werden, die letzteren dagegen
können mittels Stellschrauben eine Verschiebung in wagerechter Richtung erfahren und
schliesslich kann das ganze Rollengestell mittels des aus der Figur ersichtlichen
Kegelradgetriebes und der durch Handrad zu bewegenden Spindeln den Rauhwalzen
genähert oder von denselben entfernt werden.
Das zu bearbeitende Gewebe wird durch die Streckbarren in die Maschine eingeführt und
läuft von diesen aus derart über die eisernen Leitstangen, dass es immer zwischen
zwei solchen mit einer umlaufenden Rauhwalze in Berührung kommt. Die Stärke des
Eingriffes der einzelnen Walzen wird durch die Einstellung der Führungsstangen
bestimmt, während das gleichzeitige Ein- und Ausrücken aller Rauhwalzen durch
Verschiebung des die Gewebeführung tragenden Gestelles ermöglicht wird.
Textabbildung Bd. 300, S. 245
Fig. 28.Rauhmaschine von Hall and Sons.
Den Durchzug des Gewebes durch die Maschine bewirkt eine im oberen Theil derselben
gelagerte Kratzenwalze, welche ihren Antrieb von der oberen Rauhwalze empfängt.
Diese treibt mittels Riemens eine Vorgelegewelle und diese steht wieder mittels
eines Systems von Wechselrädern mit der Abzugswalze in Verbindung. Von der letzteren
gelangt das Gewebe unter einer glatten Führungswalze, welche nach Belieben gebremst
werden kann, hinweg über eine zweite Kratzenwalze, und diese überliefert es dem
Faltapparate.
An Stelle des Seiltriebes wendet die genannte Firma nach Textil-Manufacturer für schwere Gewebe Rädergetriebe für die Rauh walzen
an, ordnet die letzteren auch in wagerechter Ebene an, wenn solches erforderlich
werden sollte. Im letzteren Falle liegt natürlich auch die Stofführung
wagerecht.
(Fortsetzung folgt.)