Titel: Die Wassermesser für Hausleitungen.
Autor: L. Sell
Fundstelle: Band 302, Jahrgang 1896, S. 25
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Die Wassermesser für Hausleitungen. Von Dr. L. Sell. (Fortsetzung des Berichtes S. I d. Bd.) Mit Abbildungen. Die Wassermesser für Hausleitungen. Messer mit in Richtung der Achse beweglichem Messrad. Wenn nicht um eine veränderliche Einströmungs-, so doch um eine veränderliche Durchströmungsöffnung handelt es sich bei denjenigen Messern, bei welchen das Messrad als Ventil ausgebildet ist. Es war bereits früher bemerkt, dass bei diesen Messern das Wasser aus dem im Ruhezustande von dem Radventil verschlossenen Raume stets unter gleichem Druck – dem durch das Gewicht des Rades bedingten – und daher auch mit constanter Geschwindigkeit austritt. Wird daher das Rad durch dieses Wasser von constanter Geschwindigkeit angetrieben, so muss, wenn trotz der constanten Geschwindigkeit des antreibenden Wassers eine richtige Registrirung bewirkt werden soll, die Angriffsfläche, welche dem Wasser durch das Messrad dargeboten wird, mit wachsendem Wasserdurchfluss wachsen, um dadurch eine Erhöhung der Umdrehungsgeschwindigkeit zu bewirken. Ein anderes Mittel zur Erzielung richtiger Messergebnisse bestände darin, die Umdrehungsgeschwindigkeit des Messrades im Wesentlichen constant zu erhalten – was keine besondere Schwierigkeit hat, da dasselbe von Wasser von constanter Geschwindigkeit angetrieben wird –, dagegen die Geschwindigkeit des Zählwerkes entsprechend der Höhenlage des Ventilrades veränderlich zu gestalten. Eine weitere Ausbildung dieses Princips würde zu einer Messerconstruction führen, bei welcher das rotirende Messrad gänzlich fortgefallen ist und das Zählwerk durch ein Uhrwerk entsprechend der Höhenlage eines lediglich in senkrechter Richtung beweglichen Ventils mit grösserer oder geringerer Geschwindigkeit fortgeschaltet wird, in welchem Falle jedoch das Princip der Flügelradmesser bereits gänzlich aufgegeben wäre. Bei dem Messer von James E. Boyle in Brooklyn (Amerikanisches Patent Nr. 148026 aus dem Jahre 1874) ist dem Körper des Messrades durchaus die Form eines Kegelventils gegeben, welches freilich auf seiner Fläche mit spiralig angeordneten Flügeln ausgerüstet ist, um dem durchströmenden Wasser Angriffsflächen zu bieten. Ventilkörper und Flügel werden vollständig von einem Ventilgehäuse umschlossen, auf dessen oberem Rand das Messrad aufliegt. Soll nun der Leitung Wasser entnommen werden, so kann das nicht anders geschehen als dadurch, dass das Ventil von seinem Sitz abgehoben wird. Das aus dem Ventilgehäuse hervorströmende Wasser setzt das Messrad in Bewegung. Es erscheint jedoch zweifelhaft, ob die Schnelligkeit dieser Bewegung mit dem wachsenden Wasserdurchfluss bezieh. mit der Erhebung des Ventils von seinem Sitze gleichen Schritt halten wird. Anstatt innerhalb des Ventilgehäuses ordnet John C. Guerrant in Danville bei seinen unter Nr. 171665 und Nr. 174671 (Fig. 72) in Amerika patentirten Messern die Flügel des Messrades ausserhalb desselben an. Das ausströmende Wasser greift somit, wenn bei geringem Durchfluss das Ventil nur ein wenig gelüftet wird, nur an den oberen Theil der Flügel an, während der unterhalb der Ausströmungsöffnung gelegene Theil derselben sich in im Wesentlichen ruhigem Wasser bewegt und daher eine hemmende Wirkung ausübt. Die Hemmung wird um so geringer, je mehr das Rad angehoben wird, während gleichzeitig die früher hemmenden Theile der Flügel die Angriffsfläche des Wassers vermehren. Was den hier abgebildeten späteren Messer von dem früheren unterscheidet, ist der Deflector a am Ende des Zuflussrohres, welcher das Wasser in nahezu wagerechter Richtung gegen die Flügel des Rades leitet, an dessen Stelle die ältere Construction lediglich eine in das Zuflussrohr hineinragende, mit dem Rade fest verbundene Kegelfläche aufwies. Textabbildung Bd. 302, S. 25 Fig. 72.Wassermesser von Guerrant. Auch bei dem Messer von W. Park in Norwich (Amerikanisches Patent Nr. 187233) kann das Wasser nur nach Hebung eines auf der das Zählwerk treibenden Achse sitzenden, kegelförmigen Ventilkörpers hindurchströmen. Doch ist hier der mit geneigten Antriebsflächen ausgerüstete Ventilkörper nicht das eigentliche Messrad, vielmehr ist derselbe im Wesentlichen nur dazu bestimmt, die Registrirung sehr geringer Durchflussmengen zu vermitteln, während bei stärkerem Durchfluss ein gewöhnliches Flügelrad in Function tritt. Von wesentlich anderer Form wie bei den letztgenannten Messern ist das Messrad bei einem Messer von Ernst Lompert in Buckau-Magdeburg (D. R. P. Nr. 7953 vom 25. Mai 1879; 1880 237 Taf. 31 Fig. 6 und 7); zu gleicher Zeit besitzt dasselbe besondere Einrichtungen, um das Zählwerk entsprechend der Hubhöhe des Messrades verschieden schnell in Bewegung zu setzen. Bei diesem Messer wird das Ventilgehäuse bezieh. der Einlasstutzen ringsum von einem oben geschlossenen Cylinder mit schlitzförmigen Oeffnungen umgeben. Sobald eine Druckverminderung oberhalb des Messrades durch Oeffnung des Auslasshahnes eintritt, wird das Rad gehoben, das Wasser tritt durch die schlitzförmigen Oeffnungen aus und versetzt das Rad durch den Rückstoss in Umdrehung. Die Zunahme der Radgeschwindigkeit hält nun aber mit der Steigerung der Durchflussmenge nicht gleichen Schritt. Um das Missverhältniss auszugleichen, trägt die Deckplatte des Radcylinders eine kegelförmige Erhebung, welche sich gegen ein aufschwingender Achse sitzendes Frictionsrad des Zählwerks anlehnt. Im Ruhezustande des Apparates berührt das Frictionsrad die Spitze des Kegels, während es sich bei steigender Erhebung des Rades der Grundfläche desselben nähert. Textabbildung Bd. 302, S. 26 Fig. 73.Messer von Claret. In anderer Weise ist das Missverhältniss zwischen der Erhebung des Rades und der Umdrehungsgeschwindigkeit desselben bei dem unter Nr. 426919 in Amerika patentirten Messer von Claret ausgeglichen (Fig. 73). Hier sind von dem Gewinde der Schraubenspindel, welche die Bewegung des Messrades auf das Zählwerk überträgt, einzelne Theile fortgeschnitten, so dass das Zählwerk, je nach der Höhenlage des Messrades, nur während eines grösseren oder geringeren Theiles der Umdrehung der Schraubenspindel fortgeschaltet wird. Diese Einrichtung stellt eine weitere Ausbildung der unter Nr. 2243 im Jahre 1888 in England patentirten Form des Messers dar, die mit Rücksicht darauf getroffen worden ist, dass bei der letztgenannten Messerform bei geringer Durchflussgeschwindigkeit die Angaben relativ zu hoch, bei grosser Durchflussgeschwindigkeit dagegen zu niedrig ausfielen. Auch im Uebrigen besitzt der Messer bemerkenswerthe Eigenschaften, unter welchen an erster Stelle die Regulirung der Einströmungsöffnungen, d.h. derjenigen Oeffnungen, durch welche sich das Wasser gegen das Flügelrad ergiesst, zu nennen ist. Diese Regulirung geschieht durch einen in dem Cylinder I gleitenden Kolben L, der durch ein Gewicht N belastet ist. Durch den Druck des Wassers wird dieser Kolben angehoben und legt dabei die Oeffnungen K mehr oder weniger frei. Auf der Spitze der Kolbenstange läuft das Messrad, welches somit gleichzeitig in die Höhe gehoben wird, wodurch die Flügel D dem aus den Oeffnungen K ausströmenden Wasser eine grössere Angriffsfläche bieten und eine grössere Geschwindigkeit erlangen. Hinsichtlich der allgemeinen constructiven Verhältnisse besitzt dieser Claret'sche Messer eine grosse Verwandtschaft mit dem älteren Messer von Robt. Creuzbaur in Brooklyn (Amerikanisches Patent Nr. 350619). Auch hier hebt das von unten einströmende Wasser ein Ventil, an dessen Spindel das Messrad hängt. Die Angriffsfläche, welche das letztere dem aus den Oeffnungen austretenden Wasser bietet, wächst daher in derselben Weise wie bei dem Claret'schen Messer mit der Hubhöhe des Ventils. Um Uebereinstimmung zwischen den Umdrehungszahlen des Flügelrades und der Menge des geförderten Wassers zu erzielen, ist den Oeffnungen eine unregelmässige Gestalt gegeben, in der Weise, dass die Breite der Oeffnungen von unten nach oben oder von oben nach unten wächst. Zu weiterer Regulirung dienen Stauflügel auf dem Ventilgehäuse und an der Flügelraddecke. Die Einrichtung dieses Messers zur Reinhaltung des Deckglases wurde bereits früher erwähnt. An dieser Stelle mag auch der unter Nr. 8313 vom 7. März 1879 ab patentirte Messer von Julius Schülke in Berlin (Fig. 74) Erwähnung finden, bei welchem das Messrad im Ruhezustände zwar nicht wie ein Ventil den Einlasstutzen verschliesst – da es durch einen Schwimmer so leicht gemacht ist, dass es auf dem Wasser schwimmt –, aber doch von dem durchfliessenden Wasser angehoben wird. Das Wasser strömt übrigens vom Einlasstutzen durch die gekrümmten Schaufeln der Turbine zum Ausgang und setzt die Turbine durch Rückstoss in Umdrehung. Textabbildung Bd. 302, S. 26 Fig. 74.Messer von Schülke. Bei den Messern von Edward Marsland in Sing Sing, N. Y. (Amerikanische Patente Nr. 126974, Nr. 164852 und Nr. 186014), kommt das von unten in den Messer einströmende Wasser nur am Rande des Messrades zur Wirkung. Das letztere liegt im Ruhezustande mit seiner ganzen Fläche auf einem Einsatz, dessen seitliche Auslassöffnungen es mit seinem umgebogenen Rande verschliesst. Strömt nun Wasser in den Einsatz ein, so sucht dasselbe durch die seitlichen, schrägen Oeffnungen zu entweichen und hebt dabei das diese Oeffnungen verschliessende Rad an, indem es dasselbe, da es ihm in Folge von Einkerbungen bezieh. einer Zahnung die nöthige Angriffsfläche bietet, gleichzeitig in Umdrehung versetzt. Zur Regulirung dienen einerseits auf dem Messrade angeordnete, also bewegliche, und andererseits fest mit dem Gehäuse verbundene Stauflügel. Von den beiden späteren Constructionen zeichnet sich die eine (Nr. 164852) insbesondere durch eine von der mittleren Vertiefung der Einsatzdecke in den äusseren Gehäuseraum führende Röhre zur Ableitung etwa sich ansammelnden Schlammes und durch eine Entlüftungsvorrichtung aus, während bei der weiteren Umgestaltung des Messers der Einsatz nicht mehr von dem Einlasstutzen getragen wird, sondern glockenförmig die Einlassöffnung umschliesst und die freie Verbindung zwischen Gehäuseinnerem und Auslassöffnung aufgegeben ist, derart, dass das aus dem Einsatz austretende Wasser zunächst in eine an ihrem unteren Ende mit dem Gehäuseinneren verbundene Ringkammer treten muss, bevor es den Messer verlassen kann. Diese Ringkammer soll zum Schütze des Messermechanismus gegen Rückstösse dienen. Auch bei dem Messer von Edmund Anthony in Albany, N. Y. (Amerikanisches Patent Nr. 199397 vom Jahre 1877),. wirkt das Wasser nur auf den Rand des Messrades, indem es aus einem Ringkanal durch schräge Oeffnungen gegen den auf seiner Unterseite mit einer Zahnung versehenen wagerechten Radrand strömt und dabei das Rad gleichzeitig anhebt und in Umdrehung versetzt. Nach ausgeübter Wirkung strömt das Wasser entweder direct nach der Messermitte oder gelangt dahin durch Oeffnungen in der Raddecke, um darauf nach unten abzufliessen. Bei den Marsland'schen Messern und bei dem Messer von Anthony liegen die Antriebsflächen zur Bewegung des Rades nicht jenseits des Ventilschlusses (von der Einströmungsstelle aus gerechnet), sondern diesseits bezieh. fallen damit zusammen. Bei diesen Messern wird daher, ganz wie bei den Messern mit fester Radachse, das Messrad durch Wasserströme von veränderlicher Geschwindigkeit, je nach der Stärke der Wasserentnahme, angetrieben. Das Rad wird sich daher auch ohne weitere Vorrichtungen bei stärkerem Durchfluss schneller bewegen als bei schwächerem. Da ferner die Kraft des Wasserstosses bei starkem Durchfluss durch die Entfernung des Rades von der Angriffsstelle vermindert wird, so kann durch passende Wahl der Dimensionen der Radzahnung und des Gewichtes u. dgl. innerhalb gewisser Grenzen auch ohne weitere Regulirvorrichtungen ein richtiger Gang der Messer erreicht werden. Bei sehr starkem Wasserdurchfluss, bei dem das Rad ungewöhnlich stark gehoben wird, wird freilich ein Zurückbleiben des Messers nicht zu vermeiden sein. Diese allgemeinen Erwägungen über die Messer von Marsland und Anthony gelten auch für den unter Nr. 3098 vom 12, März 1878 ab patentirten Messer von Schäffer und Budenberg in Buckau-Magdeburg (1880 237 Taf. 18). Im Querschnitt hat dieser Messer vollkommen das Aussehen eines gewöhnlichen Flügelradmessers; aber der Verticalschnitt lässt erkennen, dass das Schaufelrad an seinem oberen Ende durch eine Ventilplatte abgeschlossen ist, welche im Ruhezustande des Messers ringsum auf die Oberkante des mit symmetrisch liegenden Einlassöffnungen versehenen Einsatzes aufliegt. Hier wird bei starkem Wasserdurchfluss die Kraft der durch die Einlassöffnungen eintretenden Wasserstrahlen zwar nicht dadurch abgeschwächt, dass sich die Radschaufeln von der Eintrittsstelle des Wassers entfernen, aber es wird doch dieselbe Wirkung wie bei den früheren Messern erreicht, dadurch, dass die wirksame Schaufellänge durch Heraustreten des Rades aus dem Einsatz vermindert wird. Im Anschlusse hieran mögen zwei Messer erwähnt werden, welche mit den zuletzt genannten das gemein haben, dass auch bei ihnen zwischen Ein- und Auslass ein Ventil angeordnet ist. Dieses Ventil hat den Zweck, das Wasser nur dann zum Messrad gelangen zu lassen, wenn es eine gewisse Spannung besitzt, so dass das Rad stets unter denselben Bedingungen arbeitet. Bei den Messern mit Druckregler und bei einigen Messern der zuletzt behandelten Art mit als Ventil ausgebildetem Messrade tritt das Wasser zwar auch mit constanter Spannung in den Messradraum ein; diese constante Spannung wurde hier jedoch durch Veränderung der Durchflussöffnung erreicht, so dass trotz derselben von einem Arbeiten des Rades unter gleichbleibenden Bedingungen nicht die Rede war. Die nothwendige Folge davon, dass das Messrad unter stets gleichbleibenden Bedingungen arbeitet, ist die, dass es nur bei maximaler Wasserentnahme ohne Unterbrechung in Bewegung ist, während seine Bewegung bei geringerer Wasserentnahme aus der Leitung eine intermittirende sein muss. Bei dem Flüssigkeitsmesser von Henry Rostagnat fils in Lyon (D. R. P. Nr. 68923), Fig. 75 und 76, wird die Bewegung des zwischen Einlassöffnung und Messrad angeordneten Ventils durch einen im Messergehäuse frei beweglichen, federbelasteten Kolben in Verbindung mit einer darüber angeordneten Feder bewirkt, welche letztere die das Ventil tragende Stange mit einer an ihr befestigten Platte umfasst. Für gewöhnlich wird das Ventil S durch den Druck des bei T einströmenden Wassers gegen seinen Sitz gedrückt. Durch eben dieselbe Kraft des einströmenden Wassers wird der Kolben P, entgegen dem Druck der Feder R, niedergedrückt. Die über dem Kolben angeordnete Feder r folgt der Abwärtsbewegung, bis die Platte m gegen einen Ansatz der Ventilstange M stösst. Bei weiterer Abwärtsbewegung des Kolbens wird durch die Feder r ein Zug auf die Ventilstange ausgeübt und dadurch das Ventil schliesslich von seinem Sitz losgerissen. Das Wasser vermag nun durch die Ventilöffnung zum Messrad – einem Reactionsrad – zu gelangen und dasselbe in Bewegung zu setzen. Nachdem das Wasser das Messrad verlassen, gelangt es zum Theil nach dem Auslasstutzen O, zum Theil durch Kanäle e unterhalb des Kolbens und entlastet den letzteren auf diese Weise. Da nun das Messrad mehr Wasser fördert, als durch den Einlasstutzen einzuströmen vermag, so beginnt der Kolben P sich alsbald zu heben, das Ventil wird geschlossen und das Rad steht still, bis der Druck wieder so stark geworden ist, dass das Ventil von seinem Sitz abgerissen werden und das Spiel von Neuem beginnen kann. Die Trennung zwischen Ein- und Auslass wird durch eine Kautschukmembran R bewirkt, welche mit ihrem einen Rande an dem Kolben, mit dem anderen am Gehäuse befestigt ist, so dass der Kolben ohne alle Reibung auf und ab gleiten kann. Textabbildung Bd. 302, S. 27 Flüssigkeitsmesser von Rostagnat. Der zweite hier zu erwähnende Messer, bei dem das Messrad von dem Wasser unter stets gleichbleibenden Bedingungen durchströmt wird, ist ein unter Nr. 82929 in Deutschland patentirter Messer von Paulino Casals y Buch in Barcelona (Fig. 77 und 78). Auch bei diesem Messer wird das Oeffnen und Schliessen des zwischen der Einlassöffnung und dem Reactionsmessrade angeordneten Ventils durch einen auf und ab gleitenden Kolben bewirkt, der hier zugleich Träger des Messrades und des Zählwerkes ist. Im Ruhezustande befindet sich der Kolben A in seiner tiefsten Stellung; dabei stehen die Schrauben B auf der Platte C und das Ventil ist durch die Platte B gegen seinen Sitz gedrückt. Wird nun ein Hahn geöffnet und der Leitung Wasser entnommen, so steigt der Kolben in Folge der Druckverminderung über demselben in die Höhe und treibt das Wasser vor sich her aus dem Messer heraus. Bei fortgesetztem Ansteigen des Kolbens werden die die Platte C tragenden Ketten allmählich gespannt, bis das Gewicht der Platte schliesslich zur Geltung kommt und die Hebel E dreht, worauf die Platte D niedersinkt und das Ventil V öffnet. Nun strömt das Wasser durch den Kanal F und setzt das Reactionsrad in Bewegung, welches übrigens auf dem Wasser schwimmt und nur durch einen die Verlängerung des Kanals F bildenden Rohrstutzen geführt wird. Steigt der Druck über denjenigen hinaus, unter dem das Rad zu arbeiten bestimmt ist, so wird dasselbe gehoben und dadurch der Ausfluss aus dem Reactionsrade gehemmt. Die Folge davon ist ein weiteres Ansteigen des Kolbens und ein theilweiser Verschluss der Ausströmungsöffnung durch Anheben des Rohres q und des Kegels p. Ist auf diese Weise der Druck auf denjenigen zurückgeführt, für den der Messer bestimmt ist, so sinkt das Reactionsrad und tritt wieder in Thätigkeit. Textabbildung Bd. 302, S. 28 Messer von Casals y Duch. Geht andererseits der Druck unter denjenigen zurück, bei dem der Messer arbeiten soll, so sinkt der Kolben vermöge seines Gewichtes, die Schrauben B setzen sich auf die Platte C auf, worauf der Kolben wieder in Berührung mit dem Ventil kommt, die Hebel E durch die Oeffnungen der Platte D treten und nach aussen schwingen. Damit ist wiederum der Ausgangszustand erreicht und das Messrad tritt erst dann von Neuem in Thätigkeit, wenn die Differenz der Drucke oberhalb und unterhalb des Kolbens einen entsprechenden Werth besitzt. Als Gehäuse, in welchem der Kolben arbeitet, dient übrigens ein Glascylinder, so dass das Spiel des Apparates von aussen beobachtet werden kann. Combinirte Messer. Die Empfindlichkeit eines Messers steht naturgemäss in Zusammenhang mit der normalen (oder auch maximalen) Fördermenge, für welche derselbe bestimmt ist. Ein sehr grosser Messer wird kleine Durchflussmengen nicht so genau anzeigen können, als man es von einem kleinen Messer würde verlangen müssen. Nun werden aber auch einer Leitung von beträchtlichem Querschnitt nicht immer Wassermengen entnommen, die der Leistungsfähigkeit der Leitung entsprechen. Diese geringen Wasserentnahmen würden durch einen grossen Messer nicht wohl genau registrirt werden können. Zur Beseitigung dieses Uebelstandes hat schon Ch. William Siemens vorgeschlagen, statt eines einzigen (grossen) Messers zwei Messer, einen grossen und einen kleinen, zu verwenden und dieselben so zu combiniren, dass bei geringer Durchflussmenge nur der kleine Messer in Thätigkeit ist und der grosse Messer erst dann in Wirksamkeit tritt, wenn die zu fördernde Wassermenge einen angemessenen Betrag erreicht hat. Siemens ordnet zu diesem Zweck vor den beiden Messern einen Schmutzkasten mit Ventil an, in welchen das Wasser zunächst hineingeleitet wird. Aus dem Schmutzkasten zweigt ein Umlaufrohr ab, welches nach dem kleinen Messer führt, während der Zugang zur Hauptleitung, in welche der grosse Messer eingebaut ist, für gewöhnlich durch ein auf dem Schmutzkasten ruhendes Ventil abgesperrt ist. Bei geringem Wasserdurchfluss wird nun das Wasser, da es das Ventil nicht zu heben vermag, seinen Weg durch den kleinen Messer nehmen und von diesem registrirt werden, während der grosse Messer in Ruhe bleibt; bei steigendem Wasserdurchfluss wird dagegen das Ventil angehoben werden und somit auch der grosse Messer in Wirksamkeit treten. Im Wesentlichen mit der Siemens'schen Anordnung übereinstimmend ist die in Fig. 79 dargestellte Meinecke'sche Combination zweier Messer; nur ist das durch eine Feder auf seinen Sitz niedergezogene Siemens'sche Ventil von Meinecke zweckmässiger durch ein Ventil ersetzt, das lediglich durch sein Gewicht auf seinem Sitz lastet, und das Umlaufrohr, welches Siemens mit der Hauptleitung jenseits des grossen Messers vereinigt, führt Meinecke in den grossen Messer A oberhalb des Flügelradraumes selbst ein. Textabbildung Bd. 302, S. 28 Fig. 79.Meinecke's Messer. An Stelle der Siemens'schen Anordnung ist, ohne ersichtlichen Vortheil, von A. Villeret in Mühlhausen ein anderes, in der Schweiz unter Nr. 2527 patentirtes Verfahren zur Combinirung zweier Messer angegeben. Bei der Villeret'schen Anordnung befindet sich das Ventil, welches die dem grossen Messer zugeordnete Leitung sperrt, hinter dem letzteren. Jenseits des Ventils mündet die Nebenschlussleitung, in welche der kleine Messer eingebaut ist, in die Hauptleitung. Bei geringen Durchflussmengen wird das Ventil durch das aus der Nebenschlussleitung kommende Wasser gegen seinen Sitz gedrückt, zu welchem Zweck – nämlich zur Erhöhung des Druckes auf das Ventil – in die Hauptleitung ein Cylinder eingebaut ist, in welchem sich ein Kolben bewegt, der durch das Wasser gegen das Ventil gedrückt wird. Steigt der Wasserdruck von der Einlasseite her, so überwiegt er den Gegendruck auf der hinteren Seite des Ventils und drängt das Ventil von seinem Sitz ab, so dass auch der grosse Messer in Wirksamkeit treten kann. Von diesen beiden Anordnungen unterscheidet sich die Ventilanordnung von Adolf Thiem in Leipzig (D. R. P. Nr. 77398), Fig. 80, wesentlich dadurch, dass bei derselben immer nur ein Messer in Thätigkeit ist. Auch hier ist ebenso, wie bei Villeret, das Ventil, welches die Hauptleitung, in die der grosse Messer eingebaut ist, verschliesst, hinter dem grossen Messer angeordnet. Dieses Ventil E bildet nach oben bin einen Hohlcylinder F, der sich über den Einlasstutzen schiebt, welcher das Wasser aus dem kleinen Messer von G her zuführt und in die Hauptleitung durch seitliche Oeffnungen H ergiesst. Bei geringem Wasserdruck bleibt nun das Ventil geschlossen und das Wasser geht ausschliesslich durch den kleinen Messer, da es auf diesem Wege keinen Widerstand zu überwinden hat. Steigt jedoch der Wasserdruck hinter dem Ventil, d.h. wird der Leitung mehr Wasser entnommen, so wird das Ventil angehoben und die Oeffnungen H durch den Hohlcylinder F verschlossen. Textabbildung Bd. 302, S. 29 Fig. 80.Ventilanordnung von Thiem. Diese Ventilanordnungen sind nichts, was sich auf die Flügelradmesser als solche bezöge, vielmehr besitzen sie ganz allgemeine Bedeutung für beliebige Kategorien von Wassermessern. Dieselben mögen daher auch diese Erörterungen über Flügelradmesser beschliessen und den Uebergang zu den Scheibenmessern bilden, jener zweiten Klasse von Wassermessern, die bei Hausleitungen eine weitere Verbreitung, wenn auch vorerst nur in Amerika, gefunden haben. (Fortsetzung folgt.)