Titel: Einiges über Säemaschinen.
Autor: Victor Thallmayer
Fundstelle: Band 303, Jahrgang 1897, S. 193
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Einiges über Säemaschinen. Von Victor Thallmayer, Professor an der landwirthschaftlichen Akademie in Ungarisch-Altenburg. (Fortsetzung des Berichtes S. 169 d. Bd.) Mit Abbildungen. Einiges über Säemaschinen. Antrieb der Saatwelle. Die Saatwelle wird gewöhnlich vom rechtsseitigen Fahrrade mit Zahnradübersetzung angetrieben; endlose Ketten werden hierfür seltener verwendet. Die Uebersetzung kann variabel sein oder auch nicht. Textabbildung Bd. 303, S. 193 Fig. 92.Antrieb der Saatwelle. Ist die Uebersetzung variabel, so kann der Säewelle verschiedene Geschwindigkeit ertheilt und damit auch ihre Streufähigkeit variirt werden, so, dass dieselbe nach Befinden dichter oder weniger dicht anbaue. Bei Maschinen mit nicht variablem Antrieb der Säewelle kann das dichtere oder weniger dichte Ausstreuen durch Veränderung der Grösse der Streuöffnung erreicht werden. Die Saatwelle dreht sich mit den Fahrrädern entweder in der gleichen oder mit ihnen in entgegengesetzter Richtung. Saatwelle und Fahrrad drehen sich dann nach einer Richtung, wenn das auf der Nabe des Fahrrades befindliche Zahnrad mit dem auf der Säewelle befindlichen Zahnrad nicht unmittelbar im Eingriff steht, und zwischen genannte Räder ein, drei oder im Allgemeinen eine unpaarige Anzahl Zwischenräder eingeschaltet sind. Nach entgegengesetzter Richtung drehen sich Säewelle und Fahrrad in dem Falle, wenn das auf der Nabe des Fahrrades befindliche Zahnrad unmittelbar in das auf der Säewelle befindliche eingreift (Fig. 92), oder aber, wenn die Anzahl der Zwischenräder eine paarige ist, also z.B. zwei oder vier. Es kommt hierbei in Betracht, dass aussenverzahnte Räder den Sinn der Drehung immer in den entgegengesetzten umändern; innenverzahnte, den Drehungssinn nicht ändernde Zahnräder werden bei Säemaschinen gewöhnlich nicht verwendet. Die Fahrradwelle gleichzeitig als Saatwelle zu benutzen ist nicht gebräuchlich, nur eine einzige Fabrik thut dies und zwar die von Selby, Starr und Co. in Peoria, Illinois, Nordamerika. Directer und indirekter Antrieb. Der Antrieb ist dann direct, wenn das auf der Nabe des Fahrrades befindliche Zahnrad unmittelbar in das auf der Säewelle befindliche eingreift. Indirect nennen wir den Antrieb dann, wenn zwischen dem Zahnrad auf der Fahrradnabe und jenem auf der Säewelle ein oder mehrere Zwischenräder eingeschaltet sind. Zunächst hängt es von der Art der verwendeten Streuelemente ab, welcher Antrieb zur Anwendung zu kommen hat. Den directen Antrieb verwenden wir in dem Falle, wo die Saatwelle, um den Samen richtig zu vertheilen, entgegengesetzt den Fahrrädern rotirt; dies ist z.B. bei den Löffelscheiben und Schöpfrädern der Fall (Fig. 93 I), die den Samen von unten aufnehmen und rückwärts in die Saatleitungsrohre fallen lassen. Der indirecte Antrieb ist dann am Platze, wenn, wie bei den amerikanischen Maschinen, die Saatwelle mit dem Fahrrade in gleicher Richtung zu rotiren hat (Fig. 93 II). Bei solchen Streuapparaten, bei denen es einerlei ist, nach welcher Richtung die Saatwelle rotirt, kann die Uebersetzung ebenso gut direct wie indirect sein (Fig. 93 III). Textabbildung Bd. 303, S. 193 Fig. 93.Löffelscheiben und Schöpfräder. Arten des directen und indirecten Antriebes. Damit bei directem sowohl als auch bei indirectem Antrieb die Geschwindigkeit der Säewelle variirt werden könne, ist es nothwendig, dass in dem zum Antrieb verwendeten Räderwerk Räder einzeln oder paarweise ausgewechselt werden können. Im ersten Falle wird nur das auf der Säewelle befindliche Rad S (Fig. 92) ausgewechselt. Zu diesem Behufe muss der Saatkasten zum Heben (wenn statt eines kleineren ein grösseres Wechselrad zur Verwendung kommt) und zum Senken (wenn statt eines grösseren ein kleineres Wechselrad verwendet werden soll) eingerichtet sein. Hierfür dient bei der in Fig. 92 dargestellten Anordnung der Hebel e. Wenn bei directem Antrieb zur Veränderung der Säewellengeschwindigkeit die Räder paarweise ausgewechselt werden, so muss ausser dem Rade auf der Säewelle noch jenes auf der Fahrradnabe abgenommen werden. Obwohl hierbei der Saatkasten weder gehoben noch gesenkt zu werden braucht, ist dieses Verfahren dennoch nicht praktisch, weil das Abnehmen des Fahrradnabenzahnrades mit Umständlichkeiten verbunden ist. Textabbildung Bd. 303, S. 194 Fig. 94.Räderwerk der Firma Nicholson. Diese Art der Zahnradauswechselung hat, obwohl von einer renommirten Fabrik vielfach angewendet, wenig Nachahmer gefunden, was auch natürlich erscheint, denn weshalb soll man sich mit dem Abziehen des Nabenzahnrades plagen, wenn dies nicht unbedingt nöthig ist; ausserdem sind, um z.B. siebenerlei Geschwindigkeit der Säewelle zu erreichen, nicht nur sieben Wechselräder für die Saatwelle, sondern auch sieben für die Nabe nothwendig, oder es müssen die Saatwellenzahnräder, um an Wechselrädern zu sparen, so construirt sein, dass sie sich auch auf der Nabe des Fahrrades verwenden lassen. Textabbildung Bd. 303, S. 194 Fig. 95.Räderwerk der Firma Clayton-Shuttleworth. Der indirecte Antrieb kann zweierlei Art sein und besteht der Unterschied in der Art der Auswechselung der Zahnräder. Bei der einen Art, wie dieselbe in Fig. 94 veranschaulicht erscheint, wird nur das auf der Säewelle befindliche Zahnrad S ausgewechselt, bei der anderen, in Fig. 95 veranschaulichten Art kann man ausser dem auf der Säewelle befindlichen Zahnrad S auch noch das auf einem Zapfen befindliche Zahnrad A auswechseln. Die zur Auswechselung kommenden Zahnräder sind in den Abbildungen durch den schwarz gefärbten Zahnkranz markirt. Das in Fig. 94 abgebildete Räderwerk verwendet die Firma Nicholson in Budapest, das in Fig. 95 abgebildete verwendet die Firma Clayton-Shuttleworth u.a. Textabbildung Bd. 303, S. 194 Fig. 96.Pohl's Räderwerk. Den in Fig. 94 abgebildeten directen Antrieb betreffend, ist zu bemerken, dass die Anzahl der Wechselräder gleich sein muss mit der Anzahl der beabsichtigten Säewellengeschwindigkeiten. Beim Auswechseln ist das mit Z2 bezeichnete Zahnrad, indem dasselbe mit dem Hebel e zur Seite gezogen werden kann, nicht im Wege; beim Auswechseln werden die Räder N, Z und Z2 auf ihrem Platze belassen. Mit dem Hebel E werden beim Wenden mit der Maschine (wenn angebaut wird) die Schare aus dem Boden gehoben und gleichzeitig auch die Saatwelle dadurch zum Stillstand gebracht, dass der Excenter des Hebels E das Rad Z1 ausser Eingriff mit dem Nabenrad bringt. Pohl in Steinamanger verwendet an seinen Schöpfräderdrills zum Antrieb der Säewelle das in Fig. 96 abgebildete Räderwerk. Bei diesem wird das an der Säewelle befindliche Zahnrad W ausgewechselt und lassen sich die an einem Hebel befindlichen Zwischenräder mit Hilfe der Stange Z und einer Schraubenspindel, sobald es zum Auswechseln des Zahnrades W kommt, verschieben. Der in der Abbildung ersichtliche Excenter E, der mit der Stange Z zusammenhängt, bringt beim Ausheben der Schare gleichzeitig auch die Zahnräder ausser Eingriff mit der Säewelle. Textabbildung Bd. 303, S. 194 Fig. 97.Siedersleben's Antrieb. In Fig. 97 sehen wir den von Siedersleben in Bernburg verwendeten Antrieb abgebildet, wo zwei Zahnräderpaare verwendet sind und die Saatwelle demnach nach derselben Richtung sich dreht wie das Fahrrad. Wegen der Auswechselbarkeit befinden sich zwei Zahnräder auf einem einarmigen Hebel, der mit einer geschlitzten Schiene entsprechend zum Säewellenrade gestellt werden kann. Der an den Saatkasten aufruhend gezeichnete Hebel dient zum Ausheben der Schare und gleichzeitig auch dazu, die Säewelle zum Stillstande zu bringen, was dadurch geschieht, dass ein auf diesem Hebel befindlicher Daumen auf einen mit dem Hebelwerke der Zahnräder in Verbindung stehenden Daumen derart einwirkt, dass hierdurch der einarmige Hebel die Zahnräder ausser Eingriff bringt. Bei der in Fig. 95 abgebildeten Anordnung des Triebwerkes können mit Belassung der Räder N, Z1 und Z2 beide Räder S und A oder auch nur eines ausgewechselt werden. Die Räder A und Z2 sitzen auf einem gemeinschaftlichen Achsstummel, welcher, damit Räder von verschiedenem Durchmesser an die Stelle von S kommen können, sich in einem Schlitze nach rechts und links verschieben lässt (Fig. 107). Bei dieser Art des Antriebes ist die Anzahl der zur Verwendung kommenden Wechselräder gewöhnlich fünf oder sechs. Das ist zumeist mehr als genügend, indem man mit nur fünf Wechselrädern allein der Saat welle zwanzigerlei Geschwindigkeit geben kann, je nachdem wir das eine oder das andere dieser Räder an Stelle der Räder A und S verwenden. Wenn z.B. die Wechselräder mit B, C, D, E, F bezeichnet sind, so können diese fünf Räder auf zwanzigerlei Weise zum Betriebe der Saatwelle combinirt werden; diese Combinationen sind: BC, BD, BE, BF CD, CE, CF DE, DF EF FE, FD, FC, FB ED, EC, EB DC, DB CB. Bei diesen Combinationen bedeutet der erste Buchstabe jenes Rad, welches an die Stelle des Rades A, der zweite hingegen jenes, welches an die Stelle des Rades S kommt. Im Allgemeinen ist, wenn bei der in Fig. 95 abgebildeten Anordnung die Anzahl der Wechselräder n beträgt, die Möglichkeit vorhanden, der Saatwelle n (n – 1)-erlei Geschwindigkeit zu geben oder aber eine gewisse Samenart mit n (n – 1)-erlei Dichtigkeit auszusäen. Auch bei dieser Anordnung dient der Hebel E zum Ausheben der Schare sowohl als auch zum Einstellen des Betriebes der Säewelle. Welchen von drei im Obigen behandelten Arten des Antriebes der Vorzug zu geben sei, ist eine Frage, die nicht schwer zu beantworten ist. Wenn wir auf grösstmöglichste Einfachheit und nicht umständliche Einstellbarkeit der Saatwelle auf eine gewisse Geschwindigkeit Gewicht legen, und wenn die Dichtigkeit der Saat nicht innerhalb sehr weiter Grenzen variirt zu werden braucht, so greifen wir nach dem in Fig. 92 abgebildeten Antrieb, weil für solche Verhältnisse einen einfacheren, verlässlicheren und jeden Irrthum ausschliessenden wir überhaupt nicht finden können, und wenn einzelne Fabrikanten bis zur Stunde bei diesem einfachen Antriebe geblieben sind, so kann ihnen dies nicht als Zurückbleiben hinter dem Fortschritt, sondern nur als Rechnen mit dem Bedürfnisse der Praxis angerechnet werden. Wenn wir hingegen mit Bezug auf die Dichtigkeit der Saat zu experimentiren haben, so ist es zweckmässig, eine Maschine mit dem in Fig. 95 abgebildeten Antrieb zu gebrauchen, weil es uns dieser ermöglicht, zwischen weiten Grenzen und auf vielerlei Weise die Geschwindigkeit der Säewelle variiren zu können, insofern nämlich, als die acht Räder, welche beim directen Antrieb nur siebenerlei verschiedene Geschwindigkeit gestatten, bei indirectem Antrieb zu zwanzigerlei Geschwindigkeit combinirt werden können. Es können deshalb wegen eventueller Versuchsvornahme in einer Wirthschaft ausser den gewöhnlichen Säemaschinen mit directem Antrieb auch einige mit indirectem gehalten werden. Anzahl der Zwischenräder. Die Anzahl derselben kann verschieden, nämlich grösser oder kleiner sein. Je mehr Zwischenräder zwischen das Saatwellen- und das Nabenzahnrad eingeschaltet sind, um so mehr Zeit vergeht – von dem Momente an, wo das Fahrrad sich zu bewegen beginnt, bis zu jenem, wo das Säewellenrad sich zu drehen anfängt. Deshalb ist eine zu grosse Anzahl Zwischenräder zu vermeiden. Bei directem Antrieb, wo nur zwei Zahnräder im Eingriff stehen, fängt die Saatwelle gleichzeitig mit dem Fahrrade an, sich zu drehen; sind aber z.B. zwischen Fahrrad und Säewellenrad drei Zwischenräder A, B, C angeordnet, so bringt beim Beginne der Bewegung das Fahrrad erst das Rad A, dieses das Rad B, und dieses wieder das Rad C in Drehung, und erst, wenn dieses sich dreht, kann die Säewelle anfangen sich zu drehen; es vergeht demnach immer eine gewisse Zeit, bis sich die Drehbewegung vom Fahrrade auf die Säewelle fortpflanzt, die Säewelle kann somit nicht gleichzeitig mit dem Fahrrade sich umzudrehen anfangen, dies ist jedoch für die Ausführung des Anbaus von keinerlei Nachtheil, höchstens müssen bei vielen Zwischenrädern etwas breitere Vorbeete genommen werden. Wechselräder. So werden jene Räder genannt, welche wegen der Variirung der Dichtigkeit des Ausstreuens auf die Säewelle gesteckt werden. Bei directem Antrieb ist die Anzahl der Wechselräder gewöhnlich sieben, bei indirectem vier bis fünf. Gewöhnlich werden die Wechselräder mit fortlaufenden Nummern bezeichnet, mitunter aber auch durch eine Zahl, welche der Zähnezahl gleich ist; hat z.B. ein Wechselrad 22 Zähne, so wird es mit Nr. 22 bezeichnet. In der Praxis werden die Wechselräder oft nach der Samengattung benannt, welche vorzugsweise mit denselben angebaut wird, so z.B. unterscheidet man Weizen-, Mais- und andere Räder. Bei den Wechselrädern nimmt die Zähnezahl gewöhnlich von Nummer zu Nummer um zwei Zähne zu; so sind z.B. die Zähnezahlen der bei den Säemaschinen (mit directem Antrieb) von E. Kühne in Wieselburg der Reihe nach 16, 18, 20, 22, 24, 26 und 28 und hat hierbei das auf der Fahrradnabe befindliche Zahnrad 36 Zähne. Bei den Säemaschinen mit indirectem Antrieb der Firma Clayton-Shuttleworth hat (Fig. 95) das Nabenrad N 24 Zähne, das erste Zwischenrad Z1 12, das zweite Z2 15 Zähne. Die sechs Wechselräder weisen 14, 16, 17, 18, 20 und 24 als Zähnezahlen auf. Die Zwischenräder Z1 und Z2 beeinflussen mit ihren Zähnezahlen das Uebersetzungsverhältniss in keinerlei Weise. Bei der in Fig. 94 veranschaulichten Art des indirecten Antriebs hat auf die Geschwindigkeit der Säewelle nur das Rad S Einfluss; bei der in Fig. 94 abgebildeten Art ist ausser dem Rade S auch noch das Rad A ein solches, welches von Einfluss auf die Uebersetzung ist. Dass die übrigen Räder (Zwischenräder) auf die Uebersetzung nicht von Einfluss sind, kommt daher, weil sie sämmtlich in einer Ebene liegen. Regulirung der Saatmenge mit Wechselrädern. Wollen wir, dass die Säewelle das Saatgut dichter ausstreue, so stecken wir auf dieselbe ein kleineres Wechselrad, weil dann die Welle sich schneller dreht; entgegengesetztenfalls, wenn die Säewelle weniger anbauen, demnach sich langsamer drehen soll, so ist auf dieselbe ein grösseres Wechselrad aufzustecken. Wo zur Regulirung der Saatmenge Wechselräderpaare dienen (Fig. 95 und 97), kann entweder ein oder können beide Räder des Paares ausgewechselt werden. Damit die Maschine am dichtesten anbaue, ist (Fig. 95) an Stelle von S das kleinste, an Stelle von A hingegen das grösste Wechselrad zu verwenden; wenn die Maschine so wenig wie möglich, am wenigsten dicht, anbauen soll, so ist umgekehrt an Stelle von A das kleinste, an Stelle von S hingegen das grösste Wechselrad zu benutzen. Auswechselung der Wechselräder bei directem Antrieb. Bei directem Antrieb werden zur Auswechselung der Wechselräder gewöhnlich solche Hebelconstructionen verwendet, mit welchen der Saatkasten, je nachdem ein grösseres oder kleineres Wechselrad auf die Säewelle zu stecken kommt, gehoben oder gesenkt werden kann. Das Maass, innerhalb dessen die Verstellbarkeit des Saatkastens der senkrechten Richtung nach nothwendig ist, hängt von dem Durchmesser des kleinsten und grössten Wechselrades insofern ab, als es zum mindesten der Differenz der Radien dieser beiden Räder gleich sein muss. Im Nachfolgenden sind einige ältere und neuere der erwähnten Hebeconstructionen abgebildet, natürlich sind dieselben zu beiden Seiten des Saatkastens anzubringen, weil sonst bei nur einseitiger Hebung oder Senkung des Saatkastens beim Auswechseln der Wechselräder derselbe nicht auch in wagerechte Lage gebracht werden könnte. Beim Wenden mit der Maschine an den Kopfenden des Feldes muss behufs Sistirung des Betriebes der Säewelle (indem es dann nicht nothwendig ist, dass die Maschine anbaue) das an der Säewelle befindliche Rad ausser Eingriff mit den übrigen gebracht werden (r ausser Eingriff mit R), was mit Bezug auf die Abbildungen zum Theile mit dem Hebel H, zum Theile mit jenem S geschieht. Textabbildung Bd. 303, S. 196 Fig. 98.Aelteste Säemaschine. Bei den ältesten Säemaschinen (Fig. 98) wurde beim Auswechseln die Säewelle mit dem Hebel H in die Höhe gehoben, um so viel, als dies der Radius des zu benutzenden Wechselrades erheischte; die Säewelle selbst wurde durch Einsatzstücke B, die ihr untergestellt wurden, in der entsprechenden Höhe gehalten. Später wurde diese Construction dahin abgeändert, dass an Stelle der Untersatzstücke B ein mit einer Schraube einstellbares Gleitstück trat, welches mit einem hakenförmigen Ansatz die Saatwelle aufnahm (Fig. 99). Bei der in Fig. 100 veranschaulichten Construction kann mit dem Riegelhebel S und mit Hilfe des Zahnbogens Z die Saatwelle in senkrechter Richtung so eingestellt werden, als dies das zu verwendende Wechselrad eben erheischt. Zum Ausheben der Schare beim Wenden mit der Maschine dient das aus der Abbildung ersichtliche Speichenkreuz. Eine Vereinfachung der eben besprochenen Construction ist die in Fig. 101 abgebildete, indem bei dieser das Speichenkreuz zum Ausheben der Schare entfallen und an dessen Stelle der Hebel H getreten ist, welcher mit dem schwarz markirten Excenter beim Ausheben der Schare gleichzeitig auch das Rad r vom Rade R abhebt und so auch die Säewelle zum Stillstand bringt. Textabbildung Bd. 303, S. 196 Säemaschinen. Eine Vorrichtung, die ziemlich verbreitet ist und von E, Kühne in Wieselburg an seinen Drills verwendet wird, sehen wir in Fig. 102 abgebildet. Hier liegen die Enden der Saatwelle in einem Winkelhebel W, welcher mittels einer Schraubenkuppelung M und einer Zugstange Z mit dem schwarz markirten Excenter zusammenhängt. Beim Ausheben der Schare mit dem Hebel H hebt sich in Folge Einwirkung des Excenters auch das Rad r vom Rade R ab. Mit der Schraubenmutter M der Kuppelung kann der Winkelhebel in jene Lage gebracht werden, in welcher er sich befinden muss, damit ein gewisses Wechselrad zwischen Säewelle und Nabenrad Platz finde. Textabbildung Bd. 303, S. 196 Fig. 101.Säemaschine. Textabbildung Bd. 303, S. 196 Fig. 102.Säemaschine von Kühne. Eine von Michael Havas angewendete Vorrichtung zum Auswechseln der Wechselnder ist in Fig. 103 abgebildet. Bei dieser Vorrichtung wird das scherenförmige Ende des Hebels, bezieh. werden die zwei Arme GG der Schere verschieden weit geöffnet, wie es eben das zur Benutzung kommende Wechselrad erheischt. Der Hebel, dessen Drehpunkt sich an der Seitenschiene des Gestelles befindet, ist schraffirt gezeichnet, ebenso auch jener Daumen D, welcher beim Ausheben der Schare mit dem Hebel H die Gabel G niederdrückt und dadurch das Rad r aus dem Rade R aushebt, damit die Säewelle stille stehe. In Fig. 104 ist die von J. C. Weiser in Gross-Kanizsa verwendete Construction vor Augen geführt, bei welcher der Saatkasten beiderseits in einen zweiarmigen Hebel eingelagert ist. Mittels eines kleinen Kurbelarmes, der längs eines mit Löchern versehenen Bogens mittels eines Hebels in verschiedenen Stellungen fixirt werden kann, lässt sich der Saatkasten um so viel heben oder senken, als nothwendig ist, damit ein bestimmtes Wechselrad auf der Säe welle Platz finden könne. Der zum Ausheben der Schare dienende Hebel drückt mit einem Daumen auf den Saatkasten tragenden zweiarmigen Hebel und hebt so das Saatwellenzahnrad vom Zahnkranz der Fahrradnabe ab, wenn beim Wenden mit der Maschine die Schare ausgehoben werden. Textabbildung Bd. 303, S. 197 Fig. 103.Havas' Vorrichtung zum Auswechseln der Wechselräder. Textabbildung Bd. 303, S. 197 Fig. 104.Vorrichtung zum Auswechseln der Wechselräder von Weiser. In mancher Beziehung abweichend von den gewöhnlichen Constructionen ist die von Wichterle in Prossnitz verwendete, deren Abbildung wir in Fig. 105 geben. Bei dieser Construction halten nach Ausheben der Schare mit dem Hebel H zwei bogenförmige Arme die Scharaushebevorrichtung dadurch fest, dass sich in einen zahnlückenförmigen Einschnitt des bogenförmigen Armes ein Zapfen einlegt, welcher aus der Seitenschiene des die Scharhebel mittels Ketten haltenden Rahmens hervorsteht. Hierbei befindet sich natürlich das Zahnrad der Säewelle vom Nabenrade R abgehoben. Sollen die Schare nach dem Wenden wieder in den Boden gelassen werden und die Säewelle wieder in Betrieb kommen, so hebt der Arbeiter die bogenförmigen Arme in die Höhe, schiebt auch den Hebel H etwas in die Höhe, worauf die Schare sich zu Boden senken und auch der Hebel E nach abwärts geht, um das Säewellenzahnrad mit dem Nabenrad in Eingriff zu bringen. Der Hebel E, welcher den Saatkasten von unten fasst, ist ein einarmiger. Wechselräder kommen hier nicht vor, weil die Maschine den Samen mittels Reid'scher Scheiben streut. Textabbildung Bd. 303, S. 197 Fig. 105.Wichterle's Vorrichtung zum Auswechseln der Wechselräder. Mit S sind Streben bezeichnet (je eine für eine Saatkastenseite), um welche der Saatkasten umgekippt werden kann. Damit der Saatkasten sich frei heben und senken könne, sind die beiden Streben oben mit einem Schlitz versehen. Der Construction, welcher Pohl in Steinamanger zum Auswechseln der Wechselräder sich bedient, haben wir schon Erwähnung gethan, dieselbe ist in Fig. 96 abgebildet. Textabbildung Bd. 303, S. 197 Fig. 106.Auswechseln der Wechselräder der Farmers Friend Company. Ganz abweichend von den bei uns gebräuchlichen Constructionen zum Auswechseln der Wechselräder sind die von den Amerikanern an ihren Säemaschinen verwendeten; dieselben sind dadurch charakteristisch, dass die Wechselräder immer beisammen bleiben. In der Abbildung Fig. 106 führen wir die Construction vor, welche die Farmers Friend Company in Dayton im Staate Ohio an ihren Drills verwendet. In besagter Abbildung, welche wir nach einer während der Centennialausstellung in Philadelphia im Jahre 1876 gemachten Skizze angefertigt haben, ist mit W die Achse der Fahrräder, mit S die Saatwelle bezeichnet. Die sieben Wechselräder befinden sich insgesammt auf einem Achsstummel C, der in dem, um die Saatwelle als Drehpunkt angebrachten Hebel H befestigt ist. Ausserdem befindet sich auf dem Stummel C gemeinschaftlich mit den Wechselrädern das Zahnrad R1, welches mit dem auf der Saatwelle befindlichen Zahnrade R2 sich im Eingriffe befindet. Mit dem Hebel K kann das Zahnrad R3 unter ein beliebiges der sieben Wechselräder geschoben und so die Geschwindigkeit der Säewelle S variirt werden. Mit dem Hebel H kann der Satz Wechselräder behufs Einstellung des Rades R3 gehoben und gesenkt werden; auch dient der Hebel zur Sistirung des Säewellenbetriebes, zu welchem Behufe bloss der Wechselräderkonus in die Höhe zu heben ist. Die in Fig. 107 abgebildete Art der Zahnräderübersetzung von der Fahrradwelle auf die Saatwelle und die zur Regulirung der Säewellengeschwindigkeit getroffene Anordnung der Zahnräder ist jene, wie dieselbe an ihren Maschinen die „Superior Drill Company“ (Springfield, Ohio) anwendet. Textabbildung Bd. 303, S. 198 Fig. 107.Zahnräderübersetzung der Superior Drill Company. Die Fahrradwelle ist mit F bezeichnet, die Säewelle mit E; zur Uebertragung der Drehbewegung von der Fahrradwelle F auf die Säewelle E dient eine mit concentrischen Zahnringen versehene Scheibe S und eine Kegelradübersetzung, welche aus einem an der Säewelle E sitzenden Kegelrade, einem damit im Eingriff stehenden konischen Getriebe und einem längs einer Welle in einer Nuth verschiebbaren und auf jeden der auf der Scheibe S befindlichen Zahnringe einstellbaren konischen Getriebe besteht. Die Einstellung letzterwähnten Getriebes geschieht mit der Hebelvorrichtung H, deren Griff sich längs einer mit Einkerbungen versehenen Schiene der gewünschten Einstellung entsprechend fixiren lässt. Textabbildung Bd. 303, S. 198 Fig. 108.Zahnräder zur Bewegung- und Regulirung der Geschwindigkeit von Mast und Company. Diesem ähnliche Antriebe der Säe wellen findet man auch an französischen Drills, so z.B. an jenen von Japy in Beaucourt und von Gautreau in Dourdan. Die in Fig. 108 abgebildete Weise, Zahnräder zur Bewegung und Regulirung der Geschwindigkeit zu benutzen, wird von der Firma P. P. Mast und Company (Springfield, Ohio) an ihren Drills angewendet. Hier dient zur Uebertragung der Drehbewegung von der Fahrradwelle auf die Säewelle V ein Zahnräderkonus K, dessen eine Seite ab die senkrechte Lage einnimmt. Um nun der Säewelle V verschiedene Geschwindigkeit geben zu können, lässt sich an einer senkrechten Welle ein Getriebe t auf und ab bewegen und auf die verschiedenen Zahnringe des Konus K einstellen. Von dieser senkrechten Welle überträgt dann ein Kegelräderpaar die Bewegung auf die Säewelle V. Das Getriebe t lässt sich längs einer eingetheilten Schiene, zu deren Theilungsstrichen die Aussaatmengen notirt sind, auf die gewünschte Einstellung mit einer Pressschraube fixiren. Die in Fig. 109 abgebildete Construction wird von der Champion Company (Avon, New York) verwendet. Bei dieser sind die einzelnen Zahnräder auf einer liegenden Welle T1 verschiebbar angeordnet. Die Welle T1 wird von der Fahrradwelle in Umdrehung versetzt. Um die Drehbewegung von der Welle T1 auf die Säewelle T2 zu übertragen, dazu dienen die an dem Hebel E, der sich heben und senken und dem eben passenden Zahnringe auf der Welle T1 conform einstellen lässt, befindlichen zwei Zwischenräder. Diese Art der Zahnradanordnung ist in Amerika unter dem Namen „Gere's gear“ bekannt. Textabbildung Bd. 303, S. 198 Fig. 109.Zahnräder zur Bewegung und Regulirung der Geschwindigkeit der Champion Company. Von diesen Constructionen abweichend, verwendet die Firma Bickford and Huffman (Macedon, Illinois), welche die „Farmers Favorite“ benannte Reihensäemaschine baut, zur Bewegung der Säewelle eine Anordnung, bei welcher die zur Ertheilung verschiedener Geschwindigkeit an die Säewelle nöthigen Zahnräder nicht in Kegelform aufgeschichtet, sondern in ein gusseisernes, flaches, schachteiförmiges Gehäuse eingeschlossen sind, wodurch die ganze Anordnung sehr compendiös wird. Ausserdem gibt es noch mehrfache andere derartige Constructionen, so dass man nicht sagen kann, es würden Zahnräder zur Geschwindigkeitsänderung an amerikanischen Maschinen nicht verwendet. Bei jenen amerikanischen Maschinen, bei welchen die Regulirung der Menge des Aussaatquantums nicht mittels Wechselräder geschieht, und bei denen die Säewelle sich fortwährend mit einerlei Geschwindigkeit dreht, ist die Zahnradübersetzung von der Fahrradachse auf die Säewelle eine sehr einfache. In der Fig. 110 bedeutet B das an der Säewelle befindliche Zahnrad; die Achse der Fahrräder ist mit F bezeichnet, mit A hingegen ist jenes Zahnrad bezeichnet, welches zwischen die Fahrrad- und die Säewelle als Zwischenrad eingesetzt ist. Ausserdem ist noch ein drittes Zahnrad C vorhanden zum Betriebe der Klee- oder Grassamenwelle, im Falle ausser dem Saatkasten für Getreide noch ein solcher für Klee- und Grassamen vorhanden sein sollte. Textabbildung Bd. 303, S. 199 Fig. 110.Zahnradübersetzung für die Säewelle. Mit E ist ein Hebel bezeichnet, mittels dessen die Klauenkuppelung K zusammen- oder aus einander geschoben werden kann, um die Säewelle in Betrieb zu setzen oder zum Stillstehen zu bringen. Zahlreich ist jene Gattung von Constructionen, bei welchen, um die Saatmenge zu reguliren, die Säewelle nach rechts und links verschoben wird. Von diesen Constructionen heben wir jene zwei hervor, deren Abbildungen die Fig. 111 und 112 uns vor Augen führen. In Fig. 111 ist jene Construction abgebildet, welche bei den alten, auch bei uns bekannten „Buckeye“-Drills in Anwendung ist, und welche zugleich eine der ältesten Anordnungen dieser Art repräsentirt, und bei welcher durch Verschiebung der Säewelle S und der mit K bezeichneten Streuräder, sowie auch, durch Verschiebung der Riegel a mit dem Zeigerarm Z, welcher längs eines mit Graden bezeichneten Bogens spielt, die Auslauföffnung des Säegehäuses grösser oder kleiner gemacht werden kann, wodurch die Saat bezieh. dichter oder weniger dicht ausfällt. Textabbildung Bd. 303, S. 199 Fig. 111.Säewelle der Buckeye-Maschine. Am Ende der Säewelle S befindet sich die Muffe N mit Schraubennuth, in welche ein an die Muffenhülse befestigter Stift eingreift, damit bei Verdrehung der Welle S mit dem Zeiger Z sich erstere auch ihrer Länge nach verschiebe. Die schwarz angezeichnete Muffenhülse steckt in einer Führungsplatte, die zur Führung des Zeigers Z bei dessen Verdrehung dient, und die aus der einen Seite des Saatkastens von der Saatkastenstirnseite mehr hervortritt wie aus der anderen. Bei der zweiten in Fig. 112 abgebildeten Anordnung braucht man zur Erzielung einer weniger dichten Aussaat mit dem Handrade R bloss die Muffen M mehr in die Säegehäuse zu schieben, wodurch von den cannelirten Walzen ein kleinerer Theil frei bleibt und dieselben dann nur weniger Saatgut nach auswärts schieben können. In der Abbildung bedeutet W die Säewelle, S die Schiene, welche mit einer Schraubenspindel von dem Handrade R verschoben wird, Z einen Zeiger, welcher längs einer Scala, nach deren Anzeigen die Einstellung geschieht, spielt. Diejenigen, welche nicht Freunde der Anwendung von Wechselrädern sind, führen gegen dieselben an, dass mittels dieser die Regulirung der Aussaatmenge eine umständliche und mit Zeitvergeudung verbundene Manipulation sei; sie können jene Constructionen, bei welchen die Regulirung der Aussaatmenge durch Verschiebung der Saatwelle geschieht, nicht genug loben, und heben besonders die Einfachheit, Bequemlichkeit und Schnelligkeit dieses letzteren Verfahrens hervor. Textabbildung Bd. 303, S. 199 Fig. 112.Säewelle der Buckeye-Maschine. Es ist dies alles recht schön, aber trotzdem wäre es bloss wegen dem bisschen Bequemlichkeit, welche das Verschieben der Saatwelle bietet, schade, jene Genauigkeit und Sicherheit aufs Spiel zu setzen, mit welcher mittels auswechselbarer Zahnräder das Saatquantum regulirt werden kann. Die geringe Arbeit, welche das Abziehen und Anstecken der Wechselräder erfordert, könnte nur dann als ungelegen ernstlich in Betracht kommen, wenn dasselbe oft wiederholt werden müsste; dies kommt aber nicht vor, da ein schnell auf einander folgendes Variiren der Aussaatmenge, während die Maschine über den Acker fährt, in der Praxis nicht nothwendig ist. Die Aussaatmenge ist nur dann zu ändern, wenn wir das Saatgut wechseln, d. i. wenn, nachdem mit der einen Körnergattung die Saatbestellung beendigt wurde, wir anfangen wollen, eine andere Körnergattung zu bauen. Bei dieser Gelegenheit gibt aber schon das Entleeren und Reinmachen des Saatkastens, die Einstellung der Schare auf eine andere Reihen weite, sowie jene der Vorderräder auf eine andere Entfernung von der Mitte der Maschine so viel zu thun, dass das bisschen Arbeit, welches mit dem eventuell nothwendigen Auswechseln der Zahnräder verbunden ist, gar nicht ins Gewicht fällt. (Fortsetzung folgt.)