Titel: | Neue Erdölkraftmaschinen. |
Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 246 |
Download: | XML |
Neue Erdölkraftmaschinen.
Mit Abbildungen.
Neue Erdölkraftmaschinen.
Verhältnissmässig lange hat es gedauert, bis die wissenschaftliche Forschung sich mit
der Prüfung und ziffermässigen Feststellung der ökonomischen Leistung und
praktischen Betriebsbrauchbarkeit der Gasmaschinen befasste, welche mit vergasten
und entzündeten flüssigen Brennstoffen betrieben wurden. Es war schon ein
Fortschritt, als einwandfreie genauere Versuchsergebnisse mit einzelnen
Sonderausführungen dieser Maschinen bekannt wurden und dadurch wenigstens die
Leistungsfähigkeit einzelner Maschinen klargestellt wurde; wir haben darüber
berichtet (vgl. D. p. J. 1895 295 105). In diesem Berichte wurde bereits der mit so grosser Erwartung
entgegengesehenen Berichte über die Vergleichsversuche mit Erdölmaschinen
gelegentlich der letzten landwirthschaftlichen Ausstellung in Treptow bei Berlin
gedacht. Diese Berichte liegen nunmehr vor und sollen eingehend bekannt gegeben
werden, weil sie nicht nur auf vollste Zuverlässigkeit und Gründlichkeit Anspruch
machen, sondern weil sie zum ersten Mal vergleichende Ziffern über die
Leistungsfähigkeit der hervorragendsten Erdölmaschinenconstructionen bieten. Erst
auf Grund dieser Versuche ist es möglich, sich ein klares Bild von der technischen
und wirthschaftlichen Bedeutung der Erdölmaschinen zu verschaffen.
Die landwirthschaftliche Gesellschaft hatte sich der Frage nach der
Leistungsfähigkeit der Erdölmaschinen zugewandt, weil diese Maschinen besonders in
der Form von Locomobilen eine hervorragende Bedeutung für die Landwirthschaft
gewinnen, falls sie sich eben praktisch bewähren. Hierüber war aber nur durch
gewissenhafte Versuche ein sicheres Ergebniss zu erzielen, weil der starke
Wettbewerb auf dem Erdölmaschinenmarkt dazu geführt hatte, dass manche übertriebene
Angabe über die Leistung, die Kosten und namentlich den Betrieb in das Publicum
gelangte, andererseits aber auch unrichtige Vorstellungen von dem Wesen der
Erdölmaschine Missdeutungen hervorbrachten, welche von den Mittheilungen solcher
noch genährt wurden, deren Traum von der steten Bereitschaft einer nicht zu
beaufsichtigenden und nicht zu wartenden Betriebsmaschine durch böse Erfahrungen mit
dieser „unruhigen“ Erdölmaschine gestört wurde.
Die Prüfungen schlössen alle Maschinen aus, welche mit Benzin, Naphta u.s.w.
arbeiteten; sie erstreckte sich nur auf Maschinen, welche mit Erdöl von 0,8 spec.
Gew. gespeist wurden. Man schloss sich mit dieser Bestimmung der Meinung an, dass
eben gerade der Betrieb mit dem fast ungefährlichen und billigen Erdöl für die
Maschine von hervorragender Bedeutung sei.
Ueber die Ausführung der Prüfung enthielt das Preisausschreiben vom 15. November 1895
eingehende Bestimmungen, von denen folgende für die Beurtheilung der
Prüfungsergebnisse wichtig sind:
„Der erste Theil der Prüfung wird ausgeführt durch Betrieb des Motors unter der
Bremse bei gleichzeitiger Entnahme von Indicatordiagrammen, und zwar
a) bei der vollen vom Fabrikanten angegebenen
Kraftleistung;
b) bei der halben Kraftleistung;
c) beim Leergange.
Hierbei wird festgestellt: Verbrauch an Erdöl, Schmieröl und Kühlwasser, Temperatur
des ein- und ausströmenden Kühlwassers, Leistungsfähigkeit der Apparate, in denen
das benutzte Wasser für erneute Verwendung abgekühlt wird; Gleichmässigkeit des
Ganges durch Messung der Geschwindigkeitsunterschiede; höchste Kraftleistung.
Der zweite Theil der Prüfung wird ausgeführt durch praktischen Betrieb einer oder
mehrerer landwirthschaftlicher Maschinen von einer Transmission aus (Dreschmaschine,
Schrotmühle u. dgl.).
Hierbei wird festgestellt: Handhabung, Zeitdauer der Inbetriebsetzung,
Einstellbarkeit und selbsthätige Regulirbarkeit für wechselnden Kraftbedarf;
Verschmutzung nach einem mehrfach unterbrochenen Betriebe von zusammen 60 Stunden
Arbeit bezieh. bis zum vorzeitigen Stillstand des Motors; Betriebsstörungen;
Zeitdauer und Handhabung bei einer Reinigung einschliesslich der Zeit für
Auseinandernehmen und Zusammensetzen; Geruch, Geräusch, Belästigungen durch Auspuff
u. dgl.; bei fahrbaren Motoren das Gewicht unter Berücksichtigung der
Kühlvorrichtungen; Gang der Maschine, ob ruhig oder stossend.
Zwecks Ausführung dieser Prüfung muss jede Maschine ausgerüstet sein:
1) mit der Einrichtung zum Ansetzen eines Indicators;
2) mit einer Riemenscheibe, gerade gedreht; von 600 mm Durchmesser und 150 mm Breite
zum Aufsetzen des Bremsdynamometers.
Ausserdem ist eine besondere zweitheilige Riemenscheibe mit Flachkeil beizugeben
für eine Transmissionswelle von 65 mm Durchmesser. Der Durchmesser dieser
Riemenscheibe ist so zu bemessen, dass bei einem Riemenbetrieb vom Motor nach der
Transmissionswelle die letztere 180 Umdrehungen in der Minute macht. Die Breite der
Scheibe kann beliebig sein; sie wird im Allgemeinen durch die Grösse der zu
übertragenden Kraft bestimmt werden.
Die Prüfungsbestimmungen wurden vervollständigt durch Ausführungsbestimmungen nach
den Beschlüssen der Preisrichter vom December 1893. Von diesen letzteren Beschlüssen
sind folgende von Wichtigkeit:
Auf Antrag einiger Fabrikanten wurde beschlossen, dass die Deutsche
Landwirthschaftsgesellschaft für die Prüfung nicht allein amerikanisches, sondern
auch russisches Erdöl unentgeltlich liefert und es den Fabrikanten überlässt, mit
welcher Erdölsorte sie ihre Motoren während der Prüfung betreiben wollen. Das
specifische Gewicht des amerikanischen Erdöls beträgt etwa 0,80, das des russischen
etwa 0,825.
Die Motoren sollen gebremst werden unter gleichzeitiger Entnahme von
Indicatordiagrammen, und zwar in einer Zeitdauer von
a)
beim Leergange
½
Stunde
b)
bei normaler vom Fabrikanten ange-gebener
Kraftleistung
1
„
c)
bei der Hälfte dieser Kraftleistung
1
„
d)
bei der höchstmöglichen Kraftleistung
vorübergehend, mindestens aber 5 Minuten.
Die Dauerprüfungen zur Feststellung der Verschmutzung sollen durch den Betrieb von
landwirthschaftlichen Arbeitsmaschinen (Schrotmühlen, Pumpen, Dreschmaschinen)
ausgeführt werden, und zwar in einer grössten Ausdehnung von 60 Stunden Arbeitszeit
bezieh. bis zum vorzeitigen Stillstand der Maschine.
Für Prüfung auf Einstellbarkeit und selbsthätige Regulirbarkeit der Motoren bei
wechselndem Kraft verbrauch ist der Betrieb einer Dynamomaschine in Aussicht
genommen. Der Antrieb der Dresch- und der Dynamomaschine wird von einer Transmission
aus erfolgen, an welche der Reihe nach die einzelnen Erdölmotoren angeschlossen
werden. Als Getreideart für die Dreschmaschine wird Roggen zur Verwendung
kommen.
Zu der Dauerprüfung können nur die Motoren zugelassen werden, welche bei den
Bremsversuchen unter a), b), c) und d) die besten Ergebnisse gezeigt haben.
Wenn ein Fabrikant zwei Motoren gleicher Construction und gleicher Grösse in
feststehender und fahrbarer Ausführung zur Prüfung einsendet, so sollen beim festen
Motor sämmtliche Bremsversuche, beim fahrbaren Motor dagegen nur die unter normaler
Kraftleistung gemacht werden. Die Dauerversuche werden in diesem Falle nur mit dem
fahrbaren Motor ausgeführt.
Der Bericht über diese sorgfältig vorbereiteten und ausgeführten Versuche liegt
nunmehr vor (Hartmann und Schöttler: Prüfung von
Erdölmotoren, Berlin 1895). Wir verweisen auf dessen umfangreiche
Erörterungen, die theilweise auch durch bildliche Darstellungen der einzelnen
Ausführungen erläutert werden, und geben nur eine Uebersichtstabelle über die
Abmessungen der untersuchten Maschinen und eine Uebersicht über die erzielten
Ergebnisse im Folgenden wieder.
Tabelle I. Die wichtigsten Verhältnisse der geprüften
Maschinen.
Textabbildung Bd. 303, S. 248
Nr.; Erbauer.;
Cylinderdurchmesser.; Hub.; Minutliche Umdrehungen.; Länge.; Breite.; Gewicht.;
Preis.; Anordnung.; Locomobilen von 8 bis 12 .; Altmann.; Deutz.; Grob.;
Hille.; Langensiepen.; Schwartzkopff.; Locomobilen von 2 bis 4 .;
Daimler.; Grob.; Januscheck.; Robey.; Seck.; Swiderski.; Feste Motoren von 8 bis
12 .; Altmann.; Dürkopp.; König Friedrich August-Hütte.; Langensiepen.;
Swiderski.; Feste Motoren von 2 bis 4 .; Butzke.; Daimler.; Deutz.;
Dürkopp.; Hille.; Januscheck.; Körting.; Robey.; Schwartzkopff.; Seck.;
liegend.; stehend.
Tabelle II. Ergebnisse der Leistungsversuche.
Textabbildung Bd. 303, S. 248
Nr.; Erbauer.; Leergang.; Halbe
Leistung (1 Stunde).; Ganze Leistung (1 Stunde).; Grösste Leistung (Minuten).;
Locomobilen von 8 bis 12 .; Altmann.; Deutz.; Grob.; Hille.;
Langensiepen.; Schwartzkopff.; Locomobilen von 2 bis 4 .; Daimler.;
Grob.; Januscheck.; Robey.; Seck.; Swiderski.; Feste Motoren von 8 bis 12
.; Altmann.; Dürkopp.; König Friedr.; August-Hütte.; Langensiepen.;
Swiderski.; Feste Motoren von 2 bis 4 .; Butzke.; Daimler.; Deutz.;
Dürkopp.; Hille.; Januscheck.; Körting.; Robey.; Schwartzkopff.; Seck.
Die Priestmann'sche Erdölkraftmaschine wird von der
Firma Paul Behrens in Magdeburg für Deutschland
vertrieben. Die Maschine besitzt einen eigenartigen Zerstäuber, dessen gute Wirkung
die angeblich grosse Verbreitung der Maschine in England veranlässt haben soll.
Textabbildung Bd. 303, S. 249
Fig. 1.Zerstäuber an dem Verdampfer der Priestmann'schen
Erdölkraftmaschine.
a Auspuffgase; b Verdunster.
In Fig. 1 ist der Zerstäuber an dem Verdampfer
dargestellt. Das eine Rohr, welches von dem Erdölbehälter ausgeht und mit dem
Oelraume in Verbindung steht, führt nach K, während ein
zweites Rohr, welches mit dem Luftraume in Verbindung steht, zu dem Raume I führt. Das Erdöl tritt durch einen kleinen Kanal M in dem Hahn H in den
Kanal E und trifft hier auf den Luftstrom, welcher
durch die Form der Düse von seiner geradlinigen Bewegung so abgelenkt wird, dass er
sich unter einem stumpfen Winkel auf den Flüssigkeitsstrahl stürzt, diesen in einen
feinen Nebel verwandelt und diesen durch eine dem Kanal E gegenüberliegende Oeffnung in den Verdampfer treibt. In dem Verdampfer
findet die Erwärmung des Gemisches von Erdöldunst mit atmosphärischer Luft statt. Da
die Menge der Luft für die Verbrennung im Cylinder noch nicht ausreichend ist, so
wird beim Ansaugen des Gemisches durch den Kolben während der Saugperiode das Ventil
L geöffnet, so dass Luft durch den Kanal F bei geöffneter Drosselklappe C in den Kanal B treten kann, der
concentrisch um die Düse E angeordnet ist. Durch kleine
Oeffnungen D tritt die Luft in den Verdampfer und mit
dem Gemisch in den Cylinder. Die Anordnung des Kanales B ermöglicht es, dass die Luft sich innig mit dem Gemisch des Verdampfers
vermengen kann.
Ist der Verdampfer vorgewärmt, so wird er durch die Auspuffgase, welche vor ihrem
Eintritt in den Auspufftopf den Verdampfer umspülen, warm erhalten. Die Temperatur
der Auspuffgase um den Verdampfer beträgt etwa 300° C.
Versuche, welche in Glaser's Annalen, 1896 S. 52, veröffentlicht sind, haben ergeben, dass der Priestmann'sche Motor innerhalb 12 Minuten
betriebsfähig ist. Ein Motor von 273 mm Cylinderdurchmesser und 355 mm Hub, welcher
als 9 pferdig verkauft wird, verbraucht 2,4 l Erdöl im Leergang bei 174 Umdrehungen.
Bei halber Belastung unter Leistung von 8,3 wurden 5,75 l Erdöl verbraucht,
d.h. 0,55 k für die stündliche Pferdekraft. Bei stärkerer Belastung unter Leistung
von 10,92 braucht die Maschine 0,476 k für die stündliche Pferdekraft.
Das Pyrometer zeigte für die Auspuffgase eine Temperatur von 298° C. an. Der
Auspuff selbst war tadellos. Ein unangenehmer Geruch wurde an den Auspuffgasen nicht
wahrgenommen.
Bei einem Dauerversuch von mehreren Stunden leistete der Motor 8,81 effective
und verbrauchte für die effective Pferdestärke in 1 Stunde 0,53 k Erdöl.
Der Motor arbeitete während dieser Zeit ohne Wartung tadellos. Eine irgendwie
nennenswerthe Verschmutzung ist nicht gefunden worden.
Die Erdölmaschine von B. Loutzky in Nürnberg (D. R. P.
Nr. 81530) besitzt zwei starr verbundene Kolben, welche drei Arbeitsflächen bieten,
um die Maschine im Eintact arbeiten zu lassen. Fig. 2
erläutert diese Maschine.
Zwei Verdichtungs- und Explosionsräume A und B sind von den Wassermänteln a und b umgeben. Um die äusseren Doppelmäntel
dieser Verdichtungskammern greifen die Kolben k1 und k2, welche unter
einander fest verbunden sind und so einen Hohlcylinder darstellen. Dieser
cylindrische Doppelkolben besitzt Ausschnitte s und
durchdringt den unteren Cylinderdeckel C2 mittels Lamellen. Er dichtet von innen gegen die
Aussenwände der Explosionsräume ab und ist ausserdem in dem Gestell G geführt. In die Räume A
und B bei e1 und e2 wird ein Gemisch von Luft und Erdöl oder
Benzindampf eingeleitet und dort in geeigneter Weise, z.B. durch Glührohr,
entzündet. Die auftretenden Explosionen wirken abwechselnd auf die Wände w1 und w2 des gemeinsamen
Kolbens K1K2, welche durch die bei M
angreifende Schubstange auf die Kurbel wirken. Die Maschine erfährt auf diese Weise
bei jeder Umdrehung der Kurbel einen Kraftschub und arbeitet somit unter Verwendung
einer Schubstange als Zweicylindermaschine.
Textabbildung Bd. 303, S. 249
Fig. 2.Erdölmaschine von Loutzky.
Der Doppelkolben kann in Folge seiner eigenartigen Construction zugleich als
Luftpumpe dienen. Zu diesem Zweck trägt der untere Cylinderdeckel C2 einen mit
Ventil v versehenen cylindrischen Kasten O, welchen der unter Wand w1 angeordnete hohlcylindrische Theil w des Kolbens K1K2 beim Abwärtsgange umgreift. Die sich verdichtende
Luft wird durch Ventil v in den Kasten O und von da in einen Behälter B gedrückt, wo sie dazu dient, das Erdöl oder Benzin ausfliessen zu
lassen.
Bei der in Fig. 3 dargestellten Zweitactmaschine von
J. Söhnlein in Wiesbaden (D. R. P. Nr. 83210)
bewegt sich in dem vorn durch eine Kammer F, hinten
durch ein Ventil v und das der äusseren Beheizung
zugängliche Ventilgehäuse (Vergaser) k geschlossenen
Cylinder der Arbeitskolben, dessen Länge so gewählt ist, dass er in der einen
Todtpunktlage die Oeffnung a, bei der entgegengesetzten
die Oeffnungen b und c
freigibt. Bei der linken Endstellung tritt durch die Oeffnung a Luft in die Kammer V
ein, welche beim Vorgehen des Kolbens zunächst verdichtet wird und, sobald der
Kolben seine rechte Endstellung erreicht hat, durch den Kanal b nach dem Cylinder übergeleitet wird. Hier verdrängt
dieselbe die verbrannten Gase aus dem Cylinder. Bevor der Kolben die Oeffnung b öffnet, gibt er schon die Oeffnung c frei, und zwar um die Strecke c-b früher als b. Während dieser Zeit strömen
daher die Verbrennungsgase ins Freie. Da hierbei in Folge des grossen Querschnittes
der Oeffnung c die austretenden Verbrennungsgase
einerseits ihre Spannung schneller verlieren, als der Kolben den Weg über die
Oeffnung c zurücklegt, so folgt jenem raschen
Spannungsabfall unmittelbar eine Depression, durch welche ein Vacuum im Cylinder
entsteht. Der Kolben wirkt in Verbindung mit diesem Vacuum auf dem Rest seines Weges
über die Oeffnung c saugend auf den Cylinderinhalt und
folglich auf das Ventil ein, welches sich dadurch öffnet, so dass durch dasselbe die
Brennstoffe eingesaugt werden können, wobei flüssige Brennstoffe an den erwärmten
Wandungen der Kammer k vergasen.
Textabbildung Bd. 303, S. 250
Fig. 3.Zweitactmaschine von Söhnlein.
Beim Rückgang des Kolbens wird die im Cylinder befindliche Luft mit den durch Ventil
v eingesaugten Brennstoffen gemischt, diese
Mischung zusammengepresst und durch Zündrohr z
entflammt. Ventil v wird und bleibt durch den von dem
zurückgehenden Kolben verursachten Druck geschlossen.
Unter Benutzung des oben geschilderten Erfindungsgedankens hat Söhnlein (D. R. P. Nr. 85944) auch eine Maschine mit
pendelnder Bewegung der Kolbenkurbel angegeben.
Der Compressionsraum der Maschine soll so klein, d.h. der Druck in der
Compressionsperiode so gross und im Verhältniss zu diesem Druck die Schwungmassen so
klein werden, dass ihre lebendige Kraft nicht ausreicht, den Kolben über den
hinteren todten Punkt zu bringen. In Folge dessen kehrt der Kolben vor der hinteren
todten Punktlage um und erhält in demselben Augenblick einen Antrieb durch die
Explosion im Verbrennungsraum, welche ganz selbsthätig in demselben Augenblick
erfolgt, in welchem der Kolben umkehrt, weil das Gemisch in diesem Augenblick
ruht. Wird die Kurbelwelle in Folge dieses Antriebes herumgeschleudert, so befindet
sich der Kolben am Ende der Schwingung wieder in der oben beschriebenen Stellung und
die Verhältnisse sind die gleichen. Es erfolgt wieder eine Explosion, welche jetzt
die Welle im entgegengesetzten Sinne antreibt, so dass dieselbe dauernd eine hin und
her gehende Bewegung erhält. Je nach Wahl der Schwungmassen und Begrenzung des
hinteren Cylinderraumes kann der Ausschlagwinkel der Pendelung beliebig verändert
werden.
Gegenüber der durch das Patent Nr. 83210 geschützten Maschine erscheint es in Fällen,
in welchen die Abgase durch eine lange Rohrleitung strömen müssen, erwünscht, die
Verzögerung des Ganges der Maschine, welche dadurch eintritt, dass durch die
elastische Rückwirkung der in dem Abgangsrohr befindlichen Gasmengen die Saugwirkung
des Vacuums im Cylinder verlangsamt wird, auszuschliessen.
Zu dem Zwecke ist diese Erdölmaschine unter Beibehaltung der übrigen Anordnung dahin
abgeändert (D. R. P. Nr. 83342), dass von dem Ansaugen der Brennstoffe mittels des
durch Ueberexpansion der Abgase sich bildenden Vacuums abgesehen und statt dessen
die Kammer, in welcher abwechselnd ein schwaches Vacuum und eine schwache
Compression erzeugt wird, mit dem Oeltopf und dem Einlassventil durch ein Rohr
verbunden, so dass die Brennstoffe über dem Einlassventil pumpenartig eingesaugt und
in den Cylinder gepresst werden.
Textabbildung Bd. 303, S. 250
Fig. 4.Viertactmaschine von Küppermann.
Um die Bildung zündfähigen Gemisches in der Kammer zu verhindern, wird das Rohr so
weit gewählt bezieh. zu einer Kammer erweitert, dass die ganze jedesmal aufgesaugte
Gasmenge darin
Platz findet und kein Brennstoff in die Kammer gelangt.
Die in Fig. 4 dargestellte Viertactmaschine von F. Küppermann in Hamburg-Uhlenhorst (D. R. P. Nr.
83123) ist ausser mit dem Auslassventil A und dem
Gemischeinlassventil G, welche in bekannter Weise an
der Verbrennungskammer R angebaut sind, noch mit einem
Ansaugekanal k versehen, welcher im Arbeitscylinder C so angeordnet ist, dass er im ersten Theile des
Ansaugehubes h1
vollständig vom Cylinderkolben verdeckt wird.
Dieser Kanal erzielt für den Ansaugehub folgende Wirkungen:
1) Das gesteuerte Gemischventil wird geöffnet, kurz nachdem die Kurbel den inneren
Todtpunkt überschritten, und wird geschlossen, sobald der Cylinderkolben in seinem
Ausschube den Kanal k freigelegt hat. Nach dem
erfolgten Schluss von Ventil G beharrt daher das durch
dasselbe angesaugte Gemenge in Ruhe, während der Fehlbetrag des Saugvolumens durch
den Kanal k angesaugt wird.
Dieser Kanal kann nun so angeordnet werden, dass am Schluss des Ansaugehubes die
Verbrennungskammer R und der heizbare Einlasskanal mit
brennbarem Gemenge erfüllt sind, während der Arbeitscylinder selbst den Rest der
Rückstände aus dem vorhergegangenen Arbeitsspiel und die durch den Kanal k angesaugte frische Luft enthält. Hierdurch wird
erreicht, dass die gekühlten Cylinderwandungen im Ansaugehub möglichst vor der
Berührung mit dem Erdöldampf oder Staub geschützt werden, um Niederschläge und die
dadurch herbeigeführten Verluste zu vermeiden.
Ferner wird bei der Erdölmaschine dem in dem beheizten Kanal ruhenden Gemenge etwas
mehr Zeit zur Verdampfung und guten Zündgemischbildung gegeben, während das in der
Kammer R vorhandene Gemenge durch den eindringenden
Cylinderinhalt eine Verdünnung erfährt, wodurch die heftig eingeleitete Verbrennung
zweckentsprechend verlangsamt wird.
2) Ist das Gemischeinlassventil G ungesteuert, also
selbsthätig, so wird durch dasselbe bis zum Freilegen des Ansaugekanals k ein gleichmässig zusammengesetztes Gemenge angesaugt
werden; dagegen wird mit dem Beginne des Ansaugens durch k die Saugwirkung auf Ventil G geschwächt
oder – je nach der Belastung desselben – ganz aufgehoben werden, so dass annähernd
dieselbe Wirkung wie beim gesteuerten Ventil erreicht werden kann. Wird derselbe
Kanal k durch Oeffnen des Ventils V0 (was durch Aufsetzen
der Sperrstange s auf den Knaggen n geschehen kann) mit der äusseren Atmosphäre oder mit
dem Abgasetopf in Verbindung gebracht, so wird im Beginn des Verdichtungsspieles ein
Theil des angesaugten Cylinderinhaltes wieder ausgestossen und die Verdichtung
dementsprechend herabgezogen werden, wie dies in ähnlicher Weise für
Zweitactgasmaschinen bekannt ist.
Bei der Maschine der Compagnie internationale pour
l'exploitation des procédés Ad. Seigle in Lyon (* D. R. P. Nr. 84483)
werden schwere Kohlenwasserstoff- und Wasserdämpfe als Triebkraft benutzt; erstere
wirken nur durch Expansion, um nach befolgter Condensation durch Wasserdampf wieder
vergast zu werden.
(Fortsetzung folgt.)