Titel: Neuerungen in der Tiefbohrtechnik.
Autor: E. Gad
Fundstelle: Band 304, Jahrgang 1897, S. 87
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Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. Von E. Gad. Mit Abbildungen. Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. Die wichtigste Neuerung in der Tiefbohrtechnik zeigt sich auf dem Gebiete des Schachtbohrens, dessen grosse Schwierigkeiten im schwimmenden Gebirge diesseits (D. p. J. 1894 291 265) und auch von anderer Seite (D. p. J. 1894 294 102) gebührend gewürdigt worden sind. Es handelt sich um ein neues Spülverfahren beim Schachtbohren, das geeignet erscheint, mit dem von Honigmann (D. p. J. 1896 301 153) in Wettbewerb zu treten. Die grosse Schachtbohrfirma Haniel und Lueg in Düsseldorf hat nachstehenden Vorschlag des Directors Pattberg von Zeche Rheinpreussen zum Patent angemeldet: Es sollen in die Innenwand des zu verbohrenden Senkschachtes, je nach dem Durchmesser 16 bis 24 Röhren in 3 bis 4 Gruppen eingegossen werden, die zum Aufsaugen des Bohrschmandes bestimmt sind. Die Lockerung der Gebirgsmassen findet durch Instrumente statt, die den Sackbohrern gleichen, nur dass sie keine Säcke tragen. Ausserdem sind die Messer so gestellt, dass die Schachtmitte am höchsten bleibt und die Vertiefung konisch nach den Schachträndern zu sinkt. Die Röhrengruppen sind zudem mit ihren unteren Mündungen verschieden hoch auf die untersten Tübbings vertheilt, so dass meist nur eine oder die andere Gruppe zum Aufsaugen des Schlammes dient, je nachdem der Senkschacht mit seinem Senkschuh mehr oder weniger der Gebirgslösung vorauseilt. Kräftige Saugpumpen sind erfahrungsmässig im Stande, nicht nur Kies und Geröll, sondern auch Steine, die die Röhren überhaupt passiren können, aufzusaugen. Bleibt ein Stein im Rohr stecken, so muss er durch Gegenspülung beseitigt oder durch Stossbohrer zertrümmert werden; es hat auch nichts zu sagen, wenn einmal hier und da eins der vielen Rohre eine Zeitlang verstopft bleibt. Grössere Steine, die auf der Schachtsohle zurückbleiben, sind nach Bedarf, wohl auch unter Unterbrechung der Bohrarbeit, mit den bekannten Mitteln zu entfernen. Da ein künstliches Niederpressen des Senkschachtes die Regel sein wird, sind hydraulische Pressen angeordnet, die mit dem Wasser der Bohrtrübe arbeiten können, nachdem diese den Schlamm in einem grossen Absatzgefäss niedergeschlagen hat. Es liegt auf der Hand, dass die Pattberg'sche Methode, falls sie richtig functionirt, schneller fortschreiten muss, als das alte Verfahren mit Sackbohrern. Dies hat nicht allein Zeit- und Geldersparniss zur Folge, sondern bewirkt auch, dass meist ein und derselbe Senkschacht, da er in einem Zuge niedergebracht wird, tiefer niederzubringen ist, als wenn an ihm mit Unterbrechungen gepresst wird. Man kann mithin mit grösseren Durchmessern auch in grössere Tiefen gelangen und spart an dem so lästigen Einsetzen immer engerer Senkcylinder. Da das Verfahren für mehrere Schächte in Steinkohle, Braunkohle und Salz in sichere Aussicht genommen ist, wird es bald an Erfahrungen nicht fehlen. Ein anderes Bohrsystem, dem die Möglichkeit einer unausgesetzten Bohr arbeit sehr zu statten kommen würde, ist das Diamantbohren. Die Unterbrechung der Bohrarbeit nach Anfüllung des Kernrohrs, um die Kerne zu gewinnen, ist bisher als schwerer Uebelstand empfunden worden. Es bedarf bekanntlich des Hebens und Zerlegens des ganzes Bohrgestänges, um das Kernrohr mit seinem Inhalte für das Entleeren zugänglich zu machen, sowie des darauffolgenden Zusammenfügens und Versenkens des Bohrgestänges mit dem Kernrohr, um die Bohrarbeit wieder fortsetzen zu können. Wie bedeutend der damit verbundene Zeitverlust, besonders bei grossen Bohrtiefen, oft über 1000 m, sein muss, liegt auf der Hand. Der russische Ingenieur Gramoff glaubt nun durch seinen Kernheber (Fig. 1) diesen Uebelstand gehoben zu haben. Die cylindrische Büchse, deren Wände oben zum Theil offen sind, verjüngt sich in ihrem unteren Theil b konisch nach unten. Ein zweiter Cylinder c innerhalb des ersten, ebenfalls oben mit ausgeschnittenen Wänden, geht unten in die Krone d mit inneren Reifelungen e aus. Die Krone ist senkrecht innerhalb einer der Rillen durch einen Schlitz gespalten und federt vermöge ihrer Elasticität. Wenn man nun den Cylinder a bis zum inneren Absatze der Bohrkrone f über dem Bohrkerne g niederlässt und den inneren Cylinder c mittels seiner Schwere niederfallen lässt, so fasst die federnde Krone d mit ihren Feldern den Kern, reisst diesen beim Anheben des ganzen Instrumentes ab und fördert ihn zu Tage. Grundbedingung für Benutzung dieses Instrumentes ist nun allerdings, dass die innere Weite des ganzen Bohrgestänges von oben bis unten das Passiren des Geräthes gestattet. Diese Bedingung trifft jedoch in der Regel nicht zu, denn es liegt im System des heutigen Diamantbohrgeräthes, dass das gesammte Bohrgestänge von weit engerem innerem Durchmesser als dem des Kernrohrs ist. Die Wirksamkeit des Instrumentes, besonders bei grossen Tiefen und hartem Gestein, steht ausserdem dahin. Textabbildung Bd. 304, S. 87 Fig. 1.Kernheber von Gramoff. Tiefbohrungen von besonderem wissenschaftlichen Interesse haben neuerdings englische Gelehrte mit australischem Bohrgeräth auf Korallenriffen nördlich der Fidschi-Inseln angestellt, um die innere Structur und die Tiefe der Korallenbildungen zu ermitteln. Obwohl man sich auf Tiefen von 200 bis 300 m gerüstet hatte, traf man schon wiederholt mit 20 m Tiefe auf Triebsand, der nicht zu durchteufen war. Es lässt sich danach annehmen, dass die Korallenthiere auf vorhandenen seichten Bänken bauen, und die steilen Korallenriffe vulkanischen Ursprungs sind und nur einen Aufbau von Korallenbänken erhalten. Bei der überaus regen Bohrthätigkeit auf Kohle, Salze, Wasser u.s.w. in allen Welttheilen nimmt das Bohren auf Erdöl durch einen besonderen Umstand ein erhöhtes Interesse in Anspruch. Es handelt sich nämlich darum, dass Erdöl mit seinen Verwandten immer mehr zur Heizung der Dampfkessel von Kriegsschiffen herangezogen wird. Das ist im Frieden von keiner grossen Bedeutung, kann aber im Kriegsfalle von einer solchen werden. Jede Kriegsmacht hat sich darauf zu rüsten, dass ihr auch bei abgeschnittener Zufuhr das zum Heizen nöthige Erdöl nicht ausgeht. Russland, die Vereinigten Staaten von Nordamerika, Oesterreich-Ungarn werden schwerlich in Verlegenheit kommen, auch England nicht, so lange es Verbindung mit Kanada, Indien und anderen Erdöl producirenden Colonien hat; schlimmer sind Deutschland, Italien und Frankreich daran. Wenn den beiden erstgenannten Ländern im Kriegsfall wohl Oesterreich, dem letztgenannten Russland aushelfen wird, so ist es doch immer besser, auf eigenen Füssen zu stehen. Es würde mithin der deutschen Kriegsverwaltung zu rathen sein, der bescheidenen, aber nicht werthlosen Erdölgewinnung im Inneren des Deutschen Reichs, d.h. im Elsass und in der Provinz Hannover, ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Wenn sich nun aber Erdöl im Nothfall durch andere Brennstoffe ersetzen lässt, so ist ein gutes Trinkwasser ganz unersetzbar. Die Beschaffung eines solchen wird nicht nur für die unmässig anschwellenden Millionenstädte, sondern auch für andere, bescheidenere Wohnstätten eine immer schwierigere Frage. Nur wenige Hauptstädte sind in der glücklichen Lage von Wien, das sein vorzügliches Hochquellwasser aus den Ausläufern des Hochgebirges bezieht. Gebirgswasser wird in Folge seiner chemischen und mechanischen Reinheit, sowie wegen seines richtigen Härtegrades das beste Wasser für die Wohnstätten sein. In zweiter Linie tritt aber Grundwasser auf, insofern es durch natürliche Filtration im Gebirge die dem Hochquellwasser ähnlichen Eigenschaften erreicht hat. Erst in dritter Linie steht Fluss- und Seewasser, das in den meisten Fällen erst durch künstliche Filtration einen für den Gebrauch hinreichenden Grad von Unschädlichkeit erlangt. In welchem Verhältniss zur Zeit einige hauptsächliche Städte auf die verschiedenen Arten von Wassergewinnung angewiesen sind, ergibt nachstehende Tabelle: Stadt Einwohnerzahlin Tausenden Durch-schmit-licher Stärk-ster Gering-ster Art der Wasser-gewinnung täglicher Wasser-verbrauch pro Kopfin Litern Berlin 1645   67 100   46 F/1 Hamburg   581 219 278 172 F/2 Amsterdam   494   79 107   53 G/1 u. F/1 Leipzig   378   60   95   39 G/2 Breslau   342   83 124   60 F/1 Kopenhagen   330   65   97   35 Q/1, G/1 u. F/1 Dresden   296   83 143   50 G/2 Köln   278 156 234 111 G/2 Stockholm   249   84 123   49 G/1 u. S/1 Charlottenburg   230   47 116   18 G/1 Magdeburg   198   97 130   49 F/1 Hannover   190   98 165   62 G/2 Frankfurt a. M.   186 144 228   91 Q/3, G/3 u. F/3 Dortmund   170 191 265 104 G/2 Königsberg   162   66 105   25 G/1 u. F/1 Altona   155 108 155   81 F/1 Düsseldorf   155   95 165   53 G/2 Bremen   147   80 136   47 F/1 Elberfeld   142 112 159   59 G/2 Chemnitz   142   45   78   25 Q/1, G/1 u. F/1 Bochum   140 170 221   95 G/2 Essen (Stadt)   130 140 210   64 G/2 Barmen   120 133 166   63 G/2 Stettin   120 126 196   86 F/1 Halle a. d. S.   120   81 123   51 G/2 Braunschweig   108   73 120   39 F/1 Crefeld   106   73 118   35 G/2 Zürich   100 222 314 130 Q/1 u. S/1 Q – Quelle, G – Grundwasser, F – Flusswasser, S = Seewasser. 1 = Wasserwerke mit künstlicher Hebung und künstlicher Filtration. 2 – Wasserwerke mit künstlicher Hebung und ohne künstliche Filtration. 3 – Wasserwerke mit natürlichem Gefälle. Von diesen 28 Städten sind mithin 12 ganz auf Grundwasser, also auf Tiefbohrungen, angewiesen, während sechs weitere wenigstens zum Theil noch ihr Nutzwasser erbohren müssen. Ueber viele allgemeine Fragen der Wasserversorgung grosser Städte gibt der höchst dankenswerthe Bericht des Oesterreichischen Ingenieur- und ArchitektenvereinsBericht des Ausschusses für die Wasserversorgung Wiens, Wien 1895. Verlag des Oesterreichischen Ingenieur- und Architektenvereins. über die Erhebungen, die sein Ausschuss betreffs der besonderen Wasser Verhältnisse Wiens angestellt und veröffentlicht hat. Veranlasst wurde diese Untersuchung durch die Erkenntniss, dass die vortreffliche Hochquellwasserleitung vom Gebirge her, trotz fortgesetzter Hereinziehung einzelner neuer Quellen, ohne umfassende Ergänzungsarbeiten bald nicht mehr im Stande sein würde, den für erforderlich erachteten Wasserbedarf von etwa 140 l Tag für Tag, auch in wasserarmen Jahreszeiten, pro Kopf der stark anwachsenden Bevölkerung Wiens sammt seinen angegliederten Vororten zu liefern. Ein Ausschuss von 17 Mitgliedern hat nun in 63 Sitzungen in den Jahren 1892/93 43 Fragen der Wasserversorgungen unter Heranziehung der höchsten Autoritäten auf den Gebieten der Geologie, Mineralogie, Meteorologie u.s.w. als Experten theils gelöst, theils so weit geklärt, als es nach Maassgabe der obwaltenden Verhältnisse möglich war. In letzterer Beziehung fehlte es nicht an Hinweisen auf Mittel und Wege, sowie auf etwaige Kostenbeträge, welche die völlige Klärung der Fragen herbeiführen könnten, während jede Erörterung bereits vorliegender Projecte betreffs der Erweiterung der Wasserzufuhr in technischer Beziehung grundsätzlich ausgeschlossen blieb. Eine besondere Rolle spielten bei den Vorschlägen Versuchsbohrungen auf dem sogen. „Steinfelde“ bei Wiener Neustadt, um die dortigen Grundwasserverhältnisse nach Qualität und Quantität genauer festzustellen. In Bezug auf die Qualität des Leitungswassers wurde der Grundsatz aufgestellt, dass als Wasser für alle städtische Zwecke, für Trink- und Kochgebrauch, für Wasch- und Badebenutzung, sowie für Strassenreinigung und Closetschwemmung u.s.w. das beste Wasser gerade gut genug sei und beschafft werden müsse, wo es sich eben beschaffen lasse. Im Nothfall dürfe wohl für einzelne Aufgaben ein minderwerthiges Wasser in Gebrauch kommen; dann müsse aber eine Noth vorliegen, die kein Gebot kenne. Als Ansprüche an die Güte des Trinkwassers legte der Experte Hofrath Bauer folgende Aufstellung verschiedener Congresse, z.B. auch des von Brüssel vor: Gutes Trinkwasser soll möglichst wenig in Temperatur und Zusammensetzung während der verschiedenen Jahreszeiten schwanken. Die Härte beträgt am besten 6 bis 8°, doch nicht über 18° (während viele Hausbrunnen deren 20 bis 30° haben). Trinkwasser soll freien O enthalten, wenn das Verhältniss der gelösten Luftbestandtheile 2 Vol. N zu 1 Vol. O ist (8° in 1 l ist bereits schlecht). Die zulässigen Grenzwerthe gelöster Stoffe gelten nach folgender Tabelle: Summe der gelösten Stoffe: 100–500 mg im 1 = also 1–5 in 10000 Organische StoffeNH2Salpetrige SäureSalpetersäureChlorSchwefelsäure etwaRückstand etwa 2–100–0,2–0,5–    2–152–2080500 mg im 1„    „„    „„    „„    „„    „„    „ ======= 0,02–    0,10,002–0,005  0,02–  0,15  0,02–  0,20             0,80             5,00 in 1000 N : 0,05 in 1000000 (N : 0,1–0,2 in 1000000 auch für Nutzwasser schädlich!) Von besonderer Wichtigkeit ist die Frage nach dem Gehalt an Bakterien, von denen kein Wasser wenig genug enthalten kann. Erbohrtes Grundwasser aus entsprechenden Tiefen pflegt sich in dieser Beziehung besonders günstig zu gestalten. Es sind aber nicht allein grosse Städte, die ihren Wasserbedarf zum Theil aus artesischen Bohrbrunnen decken, es gibt auch grosse Länderstrecken, z.B. in Australien, Amerika und Afrika, deren ganze Cultur von künstlich zu hebenden Grundwassern abhängt. Behufs solcher Wassergewinnung entstehen immer von Neuem, besonders in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, geeignete fahrbare Seilbohrmaschinen, die zum Theil, wie die von George D. Loomis, Tiffin, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 565909 vom 18. August 1896), Fig. 2, mit einem Dampfkessel auf dem zugleich als Bohrgerüst dienenden Fahrzeuge ausgerüstet sind. Textabbildung Bd. 304, S. 88 Fig. 2.Loomis' Brunnenbohrapparat. Der Seilbohrapparat von George Zink, Clear Spring, Md. (Amerikanisches Patent Nr. 569012 vom 6. October 1896), Fig. 3, zeigt das System des federnden Bohrschwengels, wie wir es in anderer Weise schon von Raky bezieh. Liebendorfer (D. p. J. 1896 301 152 bezieh. 155) kennen gelernt haben. Der Bohrwagen a trägt an seinem hinteren Ständer b den Schwengel c drehbar verlagert. Nach dem vorderen Ende zu steht der Bohrschwengel mittels der federnden Zugstange d, die rechts oben in der Abbildung besonders dargestellt ist, mit dem Kurbelrade e in Verbindung. Das Bohrgeräth f hängt an der Bohrkette g vom Schwengelkopf herab, in dessen Innerem die Kette über ein Sperrad führt, das mit der mit Federn versehenen Sperrstange h verbunden ist und den Nachlass der von der Stange i gehaltenen Bohrkette bewirkt. Ausser der Bohrarbeit ist auch das Löffeln durch die Ventilbüchse k am Löffelseil l, auf halber Höhe des Bohrmastes m, sowie das Fördern des Bohrgeräthes durch das Förderseil n, das über die Seilscheibe o an der Spitze des Mastes führt, vorgesehen, ohne dass diese Anrichtungen mit ihren Vorgelegen besondere Eigenthümlichkeiten böten. Einfacher, doch nicht weniger Vertrauen erweckend, ist der für gleiche Verhältnisse bestimmte Brunnenbohrapparat von Henry Kelly, Waterloo, Iowa (Amerikanisches Patent Nr. 570130 vom 27. October 1896), Fig. 4, hergestellt. Textabbildung Bd. 304, S. 89 Fig. 3.Zink's Brunnenbohrapparat. Das Bohrseil a führt hier über die Seilrolle b unterhalb der Spitze des Bohrmastes c nach einer Leitrolle am Bohrschwengel d und von dort über die Leitrolle e nach der Seiltrommel f. Der vorn am Bohrrahmen g drehbar gelagerte Bohrschwengel wird durch sein Hintergewicht und das Gewicht des Bohrgeräthes hoch gezogen und in seiner Aufwärtsbewegung durch den Querbalken h des Bohrgerüstes begrenzt. Textabbildung Bd. 304, S. 89 Fig. 4.Kelly's Brunnenbohrapparat. Das Herabdrücken des Schwengels und das Anheben des Bohrgeräthes bewirkt das Treibrad i bei seiner Drehung mittels der einstellbaren Rollenpflöcke k. Hierbei ist zu bemerken, dass dasselbe Treibrad statt der Pflöcke k auch eine Kurbel mit Zugstange tragen und auf diese Weise einen über ihm gelagerten Bohrschwengel bewegen kann. Den Nachlass des Bohrseils regelt die parallel der Seiltrommel angeordnete Welle l mit Sperr Vorrichtung m und Hebel n. Diese Vorrichtung versieht zugleich das Fördern des Bohrgeräthes. Zum Löffeln dient die Ventilbüchse o am Löffelseil p. Dieses führt über die beiden Rollen q und r nach der Löffelseiltrommel am hinteren Theil der Maschine, woselbst die Seilbewegung durch die Bremsscheibe s mit dem Bremsband t mittels des Hebels u geregelt wird. Ein ähnlicher Brunnenbohrapparat nach dem Seilbohrsystem, der aber auffallende Neuerungen nicht bietet, ist von Joseph J. Dues, Chickasaw, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 566383 vom 25. August 1896), construirt. Von wesentlich anderer Einrichtung ist der neue, mit Drehbohrung betriebene Brunnenbohrapparat von Joseph M. Geisinger, Warsaw, Ind. (Amerikanisches Patent Nr. 565343 vom 4. August 1896), Fig. 5. Das Bohrgestänge a, das im Bohrrahmen b geführt und Oben am Förderseil c gehalten wird, erhält Drehung von der Gegenwelle d her, deren Getriebe e mit dem Getriebe f auf dem Bohrgeräth aus- und einzustellen geht. Das Förderseil führt über die oberen Leitrollen g und h nach der unten gelagerten Seiltrommel t, deren Aus- und Einstellung eventuell durch den Hebel k erfolgt. Nach Bedarf kann auch der besonders dargestellte Rammklotz l am Förderseil angebracht und zum Einrammen des Bohrgestänges durch Handhabung der Fördervorrichtung benutzt werden. Textabbildung Bd. 304, S. 89 Fig. 5.Geisinger's Brunnenbohrapparat. Für untiefe Brunnenbohrungen im weichen Boden scheint der neue Erdbrunnenbohrapparat für Handbetrieb von Richard N. Wiggins und Emmet L. Davis, Dardanelle, Ark. (Amerikanisches Patent Nr. 568467 vom 29. September 1896), Fig. 6, recht geeignet. Textabbildung Bd. 304, S. 89 Fig. 6.Wiggins' und Davis' Brunnenbohrapparat. Das Bohrgestänge a mit der Spitze b wird im Bohrgestell c geführt und an den Krückeln d gedreht. Ueber das Bohrgestänge fällt die Büchse e mit dem Schlammeimer f herab und klinkt am unteren Theil bei g derart ein, dass sie an der senkrechten Bewegung behindert ist und dem Bohrgeräth wagerecht in der Bohrrichtung folgt. Die flachen Schneiden ham Boden des Schlammeimers füllen diesen, wodurch der Aufzug derselben mit der Hülse, nach Lockerung derselben, am Handseil i durch das Handrad k erfolgt. Eine eigenthümliche Einrichtung hat der Erdbohrer von William R. Howard jr. und Joseph S. Howard, Brooklyn, N. Y. (Amerikanisches Patent Nr. 567271 vom 8. September 1896), Fig. 7, der in seinem Gewinde a eine breite und tiefe Oelrinne b trägt, die, sich nach unten immer mehr verflachend, dicht über der Bohrspitze c ausläuft. Eine neue Einrichtung am pennsylvanischen Bohrgeräth von Lyman S. Lewis, East Elkport, Iowa (Amerikanisches Patent Nr. 566989 vom 1. September 1896), zeigt einen gespaltenen und mit einer eingelegten Feder versehenen Bohrmeissel, der durch den Fall der unteren Schwerstange in der Rutschschere als Erweiterungsbohrer wirken soll. Sehr beachtenswerth ist der eiserne Bohrthurm von Amos C. Wilson, Butler, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 566364 vom 25. August 1896), der in seinen Theilen leicht transportirbar und zusammenstellbar ist, und bei grossen Tiefbohrungen in unwegsamen, holzarmen Gegenden besonders gute Dienste leisten kann. Textabbildung Bd. 304, S. 90 Fig. 7.Howard's Erdbohrer. Es möchte auch der Vorschlag von Delbert Erdbohrer. J. Barker, Providence, R. I. (Amerikanisches Patent Nr. 566371 vom 25. August 1896), Fig. 8, Beachtung verdienen, der dahin geht, Brunnenrohre, deren unterer Theil in zu sandigen oder weichen Schichten steht, mit einer festeren Umwandung zu versehen. Durch inneren Wasserdruck nach unten ist durch den ausserhalb Wasserstrom nach oben das leichte, schlammige Material mit nach oben zu schlemmen, während der Auftrieb der Trübe nicht stärker gehalten werden soll, als dass eben noch von oben eingefüllte schwere Steine und Kiese gegen den Strom zu Boden sinken können. Auf dem Gebiete der Gesteinsbohrtechnik tritt zunächst die neue Kohlenschrämmaschine der Jeffrey Manufacturing Co., Columbus, O., hervor, welche Maschine im Februar 1896 zuerst in Gebrauch gestellt ist, um schmale Kohlenflöze von nur 60 bis 90 cm Mächtigkeit zu unterschneiden, und die nach erprobter Tüchtigkeit in grösserer Ausdehnung in Gebrauch gekommen ist. Die neue Maschine weist gegen die ältere derselben Firma (D. p. J. 1894 294 203) einige Unterschiede bezieh. Verbesserungen auf. Ein sehr fester Stahlrahmen gewährt der Maschine bei der Arbeit einen festen Stand vor Ort und beugt starken Erschütterungen vor. Textabbildung Bd. 304, S. 90 Fig. 8.Barker's Brunnenrohrumwandung. Ein Haken hinten und eine drehbare Strebe vorn erhöhen den festen Halt. Der Schneiderahmen mit der Messerkette gleitet auf dem Bodenrahmen. Die obere Platte ist leicht abzuheben, um Zugang zu den drei Rollscheiben zu gewinnen, von denen zwei vorn, die dritte hinten die Kette leiten, die sich mithin in der Form eines Dreiecks bewegt. Gute Oelung der Rollscheiben ist vorgesehen. Die Messerkette wird hinten durch ein Getriebe bewegt, wozu die Luftdruckcylinder die Triebkraft liefern. Der Vorschub erfolgt mittels eines Getriebes und einer Zahnstange. Letztere ist aus Sectionen gebildet, damit sich einzelne schadhafte Stellen leicht austauschen lassen. Die schweren Rollräder lassen sich leicht und schnell anmachen und abnehmen. Da schmale Flöze oft vorzügliche Kohlen liefern, so machen sich diese Maschinen gerade in solchen Fällen gut bezahlt. Textabbildung Bd. 304, S. 90 Fig. 9.Bliss' elektrische Kohlenschrämmaschine. Nach dem gleichen Grundsatz benutzt die neue Kohlenschrämmaschine von Edward Patterson, Oakland, Cal., und William Patterson, Scranton, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 570330 vom 27. October 1896), eine im gleichseitigen Dreieck geführte Schneidekette, während die Betriebseinrichtungen anders angeordnet sind. Auch eine der neuen Kohlenschrämmaschinen von Henry H. Bliss, Washington, D. C. (Amerikanisches Patent Nr. 568937 vom 6. October 1896), verwendet die Messerkette, nur dass sie über fünf Rollen geführt ist und somit die schmale Schneideseite eines länglichen Rechtecks schneidet, während an der Spitze des sich nach hinten ansetzenden Dreiecks das Getriebe wirkt. Nach dem Princip der Legg'schen Kohlenschrämmaschine (D. p. J. 1896 300 5) arbeitet eine andere neue Kohlenschrämmaschine von Bliss (Amerikanisches Patent Nr. 568329 vom 29. September 1896), Fig. 9, mittels einer durch Längsketten bewegten Messerquerstange, wobei ein elektrischer Motor die Betriebskraft gibt. Eine neue elektrische Kohlenschrämmaschine mit im Dreieck geführter Messerkette stellt noch Robert H. Wiles, Freeport, III. (Amerikanisches Patent Nr. 568933 vom 6. October 1896), auf; Detailverbesserungen an Messerketten gibt Francis M. Lechner, Columbus, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 564705 vom 28. Juli 1896 und Nr. 569758 vom 20. October 1896), an. Textabbildung Bd. 304, S. 90 Fig. 10.Meyers' schlitzweise Kohlenschrämung. George F. Meyers, Pittsburg, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 564758 vom 28. Juli 1896), schlägt vor, in der Fig. 10 dargestellten Weise, mehrere zu einander schräg gestellte Schlitze zu gleicher Zeit auszuschrämen, wobei direct zur Gewinnung bereit liegendes loses Kohlenmaterial gewonnen werden würde. Eine einfache Kohlenratsche mit federndem Vorschub ist noch von Alfred J. Cooper, Durges, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 565840 vom 11. August 1896), zu nennen, während Verbesserungen an Gesteinsbohrmaschinen von John G. Legner, Denver, Colo. (Amerikanische Patente Nr. 565474 vom 11. August 1896 und Nr. 568089 vom 22. September 1896), sowie ein neuer Gesteinsbohrer von Albert M. Plums, Denver, Colo. (Amerikanisches Patent Nr. 568698 vom 29. September 1896), zu erwähnen sind. Textabbildung Bd. 304, S. 91 Fig. 11.Frasch's Goldgewinnung. Ganz eigenthümlich ist der Vorschlag von Herman Frasch, Cleveland, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 565342 vom 4. August 1896), um aus einer zwischen zwei undurchlässigen Schichten a und b (Fig. 11) durchlässigen Lagerstätte c edle Metalle, Gold, Silber, Platin u. dgl., zu gewinnen. Er will bis zum Liegenden der durchlässigen Lagerstätte enge Bohrlöcher d niederstossen und durch diese metallösende Flüssigkeiten, z.B. Chlorwasser, einfüllen. Es sollen sich dann flüssige Chloride von Gold, Silber u.s.w. bilden, die natürlichen Bassins zuströmen, aus denen sie durch weitere Bohrungen e zu Tage gefördert werden. Bei dieser Manipulation mag wohl viel kostbare Flüssigkeit verloren gehen. Textabbildung Bd. 304, S. 91 Fig. 12.Seanor und Mc Caskill's Goldbagger. Einen Vertrauen erweckenderen Eindruck macht das Baggerboot für Goldgewinnung von William E. Seanor und Donald A. Mc Caskill, Lytton, Canada (Amerikanisches Patent Nr. 569064 vom 6. October 1896), Fig. 12, das mit kräftigen, durch Druckluft getriebenen Pumpen den Goldsand aus der Tiefe aufholt und zugleich mit Einrichtungen an Bord zum Auswaschen des aufgeholten Sandes versehen ist.