Titel: Untersuchungen über lohgare Leder und deren Zusammensetzung.
Autor: A. Bartel
Fundstelle: Band 305, Jahrgang 1897, S. 185
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Untersuchungen über lohgare Leder und deren Zusammensetzung. Von A. Bartel in Tharand. (Schluss des Berichtes S. 161 d. Bd.) Untersuchungen über lohgare Leder und deren Zusammensetzung. Bei den Unterledern haben wir bei Ermittelung des Rendements zu unterscheiden, ob die gegerbte Blösse durch den Schwitzprocess oder im Kalkäscher enthaart worden ist, da erstere Art der Vorbereitung die Haut weniger Tabelle XVIII. Mittelwerthe für ungefettete lohgare Leder. Textabbildung Bd. 305, S. 186–187 Bezeichnung der Leder; Anzahl der Analysen; Berechneter Normalwassergehalt; Rohasche; Fett; Organische Extractstoffe Ledersubstanz; Gerbstoff; Nichtgerbstoffe; Gebundener Gerbstoff; Hautsubstanz; Extractasche; Zucker; Gesammtgerbstoff; N im Leder; N in trockener, aschefreier Ledersubstanz; Durchgerbungszahl; Rendementzahl; Dicke; A. Sohlleder; I. Reine Eichengrubengerbung; II. Wenig fremde Gerbstoffe; III. Brühgerbung; IV. Norddeutsche Sohlleder; V. Oesterreichische Terzen- und Pfundleder; VI. Verschiedene; A. I bis VI.; B. Vacheleder und unzugerichtete Riemenleder.; VII. Alte Grubengerbung; VIII. Brüh- oder combinirte Gerbung; IX. Verschiedene; B. VII bis IX.; D. XI. Blank-, Zeug- und Geschirrleder; E. XII. Oberleder; a Rindsleder; b Kipse; c Fahlleder Textabbildung Bd. 305, S. 188–189 Bezeichnung der Leder; Anzahl der Analysen; Berechneter Normalwassergehalt; Rohasche; Fett; Organische Extractstoffe Ledersubstanz; Gerbstoff; Nichtgerbstoffe; Gebundener Gerbstoff; Hautsubstanz; Extractasche; Zucker; Gesammtgerbstoff; N im Leder; N in trockener, aschefreier Ledersubstanz; Durchgerbungszahl; Rendementzahl; Dicke; E. XII. Oberleder; d Kalbleder; e Juftenleder; f Rossleder; E. XII a bis f; Mittlere Zusammensetzung eines ungefetteten lohgaren Leders; C. X. Riemenleder; D. XI. Blank- und Geschirrleder; E. XIII. Oberleder; a Rindsleder; b Kipse; c Fahlleder; d Kalbleder; e Juftenleder; f Bossleder; E. XIII a bis f; Mittlere Zusammensetzung eines gefetteten lohgaren Leders. stark angreift und weniger stark schwellt, mithin eine Blösse von geringerem Wassergehalt und demnach grösserem Gehalt an Hautsubstanz liefert, die dann wiederum unter sonst gleichen Umständen ein höheres Rendement nach der Gerbung ergeben wird. Diese Verhältnisse kommen deutlich durch die Zahlen der Tabelle XXI zum Ausdruck. Sowohl die Mittelzahlen, als auch die gefundenen unteren wie oberen Grenzwerthe sind für geschwitzte Unterleder höher als für gekalkte, wie auch die Praxis gleiche Verhältnisse aufweist. Tabelle XX. Kalk- u. Schwefelsäuregehalt ungefetteter lohgarer Leder im mittleren lufttrockenen Zustand (mit 18% H2O). BezeichnungderLeder Anzahl derAnalysen CaO% SO3% Bemerkungen Normale Leder. A. Sohlleder.I. Reine Eichen-grubengerbungII. Wenig fremdeGerbstoffeIII BrühgerbungV. Oesterr. Ter-zen- und Pfund-lederVI Verschiedene 186776 0,0900,010–0,1500,1240,076–0,1710,1320,058–0,2120,0820,057–0,1480,1200,053–0,244 0,0990,040–0,2010,1200,041–0,1870,1260,061–0,1900,1180,076–0,1710,0640,035–0,097 Nr. 1–18.Nr. 21–23,25  bis 27.Nr. 29, 30, 33  bis 36, 39.Nr. 46–49,54  bis 56.Nr. 61, 62, 66,  78, 83, 84. A I bis VI. 44 0,1040,010–0,244 0,1040,035–0,201 B. Vache- undRiemenleder.VII. VIII. IX. 16 0,1640,047–0,269 0,1600,039–0,289 Nr. 88, 104,  105, 108 bis  115,146,151  bis 154. D. Geschirr-leder.XI. 3 0,1470,078–0,276 0,1420,123–0,162 Nr. 163–165. A + B + D. 63 0,1210,010–0,276 0,1200,035–0,289 Mit Schwefelsäure geschwellte oder sonst behandelteLeder. A. Sohlleder.IV NorddeutscheVI. Verschiedene 514 0,1050,068–0,2210,1580,026–0,470 0,4750,246–0,7040,4850,123–1,244 Nr. 41–45.Nr. 59, 60, 63  bis 65, 72 bis  75, 77, 79 bis  82. A. IV und VI. 19 0,1440,026–0,470 0,4820,123–1,244 B. Vache- undRiemenleder.VII, VIII, IX. 5 0,2160,112–0,330 0,5980,316–0,932 Nr. 98–100,  106, 107. A + B. 24 0,1600,026–0,470 0,5060,123–1,244 Tabelle XXI. Auf Weissgewicht bezogene Rendements ungefetteter lohgarer Leder. Bezeichnung derLeder. Anzahl derAnalysen Der Berechnungzu Grunde ge-legter Procent-satz an Haut-substanz in derBlösse GefundeneRendement-zahlen BerechneteRendements,bezogen aufgerbfertigeBlösse (Weiss-gewicht) Geschwitzte Sohl-leder.Reine Eichengruben-gerbung nach altemSystemNorddeutsche Sohl-lederVerschiedene   18    5  41 282828 2,232,04–2,402,562,42–2,802,292,14–2,87 62,457,1–67,271,767,8–78,464,159,9–80,4 Mittel   64 28 2,292,04–2,87 64,157,1–80,4 Gekälkte Sohl-leder.Oesterr. Terzen- undPfundlederVerschiedene   12    8 2525 2,452,20–2,932,252,02–2,63 61,355,0–73,356,350,5–65,8 Mittel   20 25 2,372,02–2,93 59,350,5–73,3 Vache- und Rie-menleder.Alte GrubengerbungCombinirte GerbungVerschiedene   17  35  18 252525 2,292,10–2,612,422,04–2,872,362,06–2,78 57,352,5–65,360,551,0–71,859,051,5–69,5 Mittel   70 25 2,382,04–2,87 59,551,0–71,8 Allgemeines Mittelfür Unterleder 154 26 2,342,02–2,93 60,850,5–80,4 Blank-, Zeug- und Geschirrleder.   11 25 2,272,05–2,53 56,851,3–63,3 Oberleder.RindslederKipslederRosslederFahllederJuftenlederKalbleder     4    7    7  12    2  19 222222222219 2,182,01–2,332,141,91–1,242,241,99–2,571,961,71–2,341,831,76–1,912,161,92–2,52 48,044,2–51,347,142,0–49,349,343,8–56,543,137,7–51,540,338,7–42,041,036,5–47,9 Allgemeines Mittelfür Oberleder   51 21 2,131,71–2,57 44,736,5–56,5 Appretirte LederNr. 238–240Alter GrubendeckelNr. 241OchsenstirnhautNr. 242Schafleder Nr. 243WildschweinlederNr. 244Walrossleder Nr. 245Nilpferdleder Nr. 246RhinoceroslederNr. 247Beschwerte Unter-leder Nr. 234–237     3    1    1    1    1    1    1    1    4 252925112330 (ange-nommen)30 (ange-nommen)3025 2,18–2,692,592,321,942,102,732,652,212,34–3,07 54,5–67,375,158,021,348,381,979,566,358,5–76,8 Tabelle XXII. Auf Weissgewicht bezogene Rendements gefetteter lohgarer Leder. Bezeichnung derLeder Anzahl derAnalysen Der Berechnungzu Grunde ge-legter Procent-satz an Haut-substanz in derBlösse GefundeneRendement-zahlen BerechneteRendements,bezogen aufgerbfertigeBlösse (Weiss-gewicht) Riemenleder. 28 25 2,552,11–3,47 63,852,8–86,8 Blank-, Zeug- und Geschirrleder.   4 25 2,972,27–3,99 74,356,8–99,8 Oberleder.RindslederKipslederRosslederFahllederJuftenlederKalbleder   4  7  511  218 222222222219 2,822,56–3,442,692,32–3,123,052,42–3,922,412,03–2,971,921,84–1,992,662,25–3,14 62,056,3–75,759,251,0–68,667,153,2–86,253,044,7–65,342,240,5–43,850,542,8–59,9 Mittel für Oberleder 47 21 2,611,84–3,99 54,840,5–99,8 Beschwerte Rie-menleder.Nr. 217–233 17 25 2,64–4,35 66,0–108,8 Doch auch innerhalb dieser Kategorien machen sich nicht unerhebliche Unterschiede geltend insofern als diejenigen Lederarten, welche nach neuerem Verfahren in starken Brühen oder überhaupt, wie die österreichischen Sohlleder, unter sehr reichlicher Zugabe von Gerbstoff gegerbt werden, gegenüber den in Grubengerbung nach alter Methode hergestellten ein erhöhtes Rendement aufweisen, welche Thatsache von den Praktikern meist dadurch erklärt wird, dass nach ihrer Meinung die neuen, fremden Gerbstoffe selbst ein höheres specifisches Gewicht haben, als die altgebräuchlichen Lohgerbstoffe. Dass diese Annahme sehr unwahrscheinlich und bisher völlig unerwiesen ist, wurde schon erwähnt und wir können das erhöhte Lederrendement z.B. der norddeutschen Sohlleder und der österreichischen Terzen- und Pfundleder sehr wohl durch verschiedene andere Factoren, welche einzeln oder zusammen zur Geltung kommen können, genügend erklären. Solche sind vor allen der höhere Durchgerbungsgrad und die grössere Menge aufgesaugter Stoffe, welche derartige Leder, wie oben gezeigt, aufweisen; dazu kommt dann noch die Güte der Rohhaut, d.h. der Gehalt derselben an Hautsubstanz als maassgebender Factor für das Rendement an Leder hinzu. Im Mittel können wir für Unterleder ein Rendement von etwa 61 Proc. des Weissgewichts annehmen. Als Grenzwerthe können rund 50 bis 80 Proc. angenommen werden unter der Voraussetzung, dass eine Blösse von mittlerem Wassergehalt als Ausgangsproduct diente. Für Blank-, Zeug- und Geschirrleder stellt sich das mittlere Rendement auf etwa 57 Proc. und schwankt in den Grenzen zwischen 51 bis 63 Proc. des Weissgewichts. Bei den Oberledern finden wir ein erheblich niedrigeres Rendement, indem sich das Mittel auf nur rund 45 Proc. stellt und das Maximum bloss auf rund 57 Proc. steigt, während als Minimum 36,5 Proc. berechnet wurden. Für die stärkeren Leder ergibt sich, wie die Tabelle XXI zeigt, dabei ein etwas höheres mittleres Rendement (bis zu 49 Proc.) als für die schwächeren, wofür eine Erklärung wohl am ehesten in der zarteren Structur der Blösse und mithin in deren grösserem Wassergehalt bei den letzteren zu finden ist, wozu noch kommt, dass bei der Zurichtung dieser ein höherer Procentsatz des ganzen Leders in den überdies am besten durchgegerbten Abfällen verloren geht. Die beiden Juftenleder zeigen wohl hauptsächlich in Folge sehr mangelhafter Durchgerbung ein so niedriges Rendement. Das niedrigste Rendement wurde bei dem untersuchten Schafleder gefunden, wo es eine Folge der äusserst losen Beschaffenheit der Blösse ist, die in dem vorliegenden Falle noch ausserdem einen ziemlich geringen Durchgerbungsgrad zeigt. Im Gegensatz dazu zeigen die bis zu mehreren Centimeter dicken Leder von Walross, Nilpferd und Rhinoceros ziemlich hohe Rendements, wobei bemerkt sein mag, dass der für die Rhinocerosblösse wirklich bestimmte Procentsatz an Hautsubstanz in der Blösse für die beiden anderen ebenso kernigen und noch dickeren Blössenarten eher zu niedrig angenommen sein dürfte. Die Lohterzen Nr. 234 und 236 geben den Beweis, dass selbst bei einem recht niedrigen Durchgerbungsgrad durch eine verhältnissmässig geringe Beschwerung doch noch ein Durchschnittsrendement erzielt werden kann, welches sich bei den normal durchgegerbten beschwerten Ledern Nr. 235 und 237 sogar bis fast zur oberen Grenze für reelle Leder erhebt. Für gefettete Leder schwankt das erzielte Rendement naturgemäss, da der Fettzusatz ja ein so ausserordentlich verschiedener sein kann, in noch erheblich weiteren Grenzen als bei den ungefetteten lohgaren Ledern, weshalb die in Tabelle XXII berechneten Zahlen nur einen ganz allgemeinen Ueberblick über diese Rendementsverhältnisse geben können und sollen. Doch auch hier finden wir die schon ausgesprochenen Unterschiede in den einzelnen Lederklassen wieder und sehen, dass durch betrügerische Beschwerung das Rendement bei Riemenledern in leichteren Fällen über das Mittel und bei einigen besonders stark beschwerten Ledern sogar bis über die Maximalgrenze der für unbeschwerte Leder gefundenen Werthe sich steigern lässt. Besonders hervorzuheben und nicht ausser acht zu lassen ist bei allen diesen Betrachtungen, dass sich die hier berechneten Rendements auf Blösse von mittlerer Qualität beziehen. Durch die Schwankungen in deren Güte und Gehalt an Hautsubstanz werden natürlich auch die angeführten Grenzen noch weiter aus einander gerückt und es ist nach dem leicht verständlich, dass in der Praxis oft so auffallende Unterschiede im erzielten Rendement sich einstellen, für welche bisweilen der Gerber selbst keine Erklärung zu finden weiss, besonders wenn er sein Rendement nicht auf Blössengewicht, sondern auf das der eingearbeiteten Rohhaut berechnet, die ihm wiederum ein recht erhebliche Differenzen zeigendes Weissgewicht liefern kann. Wie nahe indes die durch Rechnung aus den analytischen Daten gewonnenen Rendements den in der Praxis wirklich erreichten und durch directe Wägung festgestellten kommen können, sollen noch einige Beispiele zeigen. In einer österreichischen Lederfabrik fand W. Eitner„Ueber Werth und Bedeutung des Blössengewichts“, Gerber, 1894 XX Nr. 464. durch Wägung von 31 Partien gekalkter Rindsblössen deren Weissgewichtsprocent im Mittel zu 81,5 Proc. (71,6 bis 90,0 Proc.) und die daraus hervorgegangenen Sohlleder ergaben auf Grünhaut bezogen ein mittleres Rendement von 49,7 Proc. (45,6 bis 56,3 Proc). Die durch die hiesigen Untersuchungen gefundenen und auf Grund der Analysen berechneten entsprechenden Werthe für österreichische Sohlleder sind für das Blössengewicht 78,0 Proc. (68,5 bis 87,5 Proc.) und für das Lederrendement 47,8 Proc. (42,9 bis 57,2 Proc), eine Uebereinstimmung, wie sie besser nicht zu erwarten ist. Ferner liegen von einigen der untersuchten Leder selbst directe Rendementsbestimmungen vor. So gab z.B. das Sohlleder Nr. 5 ein Rendement von 51 Proc. bezogen auf Grünhaut ohne Hörn. Durch Rechnung finden wir aus der Analyse 60 Proc. bezogen auf Blösse und bei der Annahme, dass 100 Th. Grünhaut ohne Hörn im Mittel etwa 82 Th. Blösse geben, 49 Proc. bezogen auf Grüngewicht ohne Hörn. Für das Sohlleder Nr. 9 finden wir durch Rechnung aus der Analyse ein Rendement von 52,3 Proc. bezogen auf Grünhaut mit Hörn, während die directe Bestimmung 52,6 Proc. geliefert hatte. Bei gefetteten Ledern wird die Uebereinstimmung meist nicht eine so auffallende sein, doch auch hier sind die Abweichungen nicht sehr bedeutend. So hatte z.B. das Kipsleder Nr. 174 ein Rendement von 53,3 Proc. bezogen auf Weissgewicht und 117,1 bezogen auf die Rohhaut ergeben, während die Rechnung uns als entsprechende Zahlen 56,6 und 124,5 Proc. finden lässt. Diese Zahlen zeigen, dass sie trotz ihrer Ungenauigkeit doch einen berechtigten Schluss auf den erzielten Erfolg bei der Gerbung eines Leders zulassen. Dass an der Hand dieser Lederanalysen auch der zu einer vollkommenen Gerbung eines Leders nöthige Gerbstoff bedarf sich theoretisch feststellen lässt, darauf sei jetzt hier nur kurz hingewiesen, da ein näheres Eingehen auf diese Frage zu weit führen würde.