Titel: Neuerungen an Kohlenstaubfeuerungen.
Fundstelle: Band 305, Jahrgang 1897, S. 294
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Neuerungen an Kohlenstaubfeuerungen. (Schluss des Berichtes S. 272 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neuerungen an Kohlenstaubfeuerungen. Nach dieser Abschweifung kehren wir zu der Beschreibung der eigentlichen Kohlenstaubverbrennungsapparate zurück, indem wir an den Bericht 1894 292 * 265 anschliessen. Zur Zeit sind nach dem Berichte von Kosmann in Stahl und Eisen drei Systeme, deren jedes durch ein oder eine Anzahl von Patenten geschützt ist, für die praktische Verwendung zur Einführung gelangt: 1) der Apparat von Friedeberg, dessen Patente von der Allgemeinen Kohlenstaubfeuerungs-Actiengesellschaft, Patente Friedeberg, übernommen worden sind; 2) der Apparat von Richard Schwartzkopff; 3) der Apparat von C. Wegener, dessen Patente von der Actiengesellschaft für Kohlenstaubfeuerung ausgebeutet werden. Sämmtliche Erfinder und Patentinhaber sind in Berlin ansässig, und es ist erklärlich, wenn das Bestreben nach einer Beseitigung der Rauchplage in der industriereichen Hauptstadt, sowie nach Verbilligung der Kosten für Brennmaterial und Heizerlöhne Anstoss zu der Erfindungsbewegung gegeben hat. Textabbildung Bd. 305, S. 294 Apparat von Friedeberg. 1) Der Apparat von Friedeberg (Fig. 5 und 6) arbeitet mit gezwungener Luftzuführung von einiger, wenn auch nur schwacher Pressung, und legt den Schwerpunkt auf eine innige Mischung des Kohlenstaubes mit der Verbrennungsluft, sowie auf eine weitgehende Vertheilung des Kohlenstaub-Luftgemisches. Diese Verdünnung und Auflockerung des Brennstoffes, welcher sich nach experimentellen und mathematisch festgestellten Erwägungen die Länge der Feuerkammer anpasst, vermeidet den Uebelstand der örtlichen Verbrennung, liefert aber durch eine rasche Verbrennung eine intensive Hitze mit hohen Temperaturen, welche sich durch die strahlende Wärme auf die Verbrennungsgase übertragen. Der Apparat besteht aus einem in den Kasten a einmündenden Schütttrichter a, welcher mittels der Rohre dd und anderer Versteifungen an der cylindrischen Hülse p befestigt ist, welche, in der Höhe verstellbar, drehbar schwingend über das oben geschlossene Hauptzuführungsrohr q aufgeschoben ist. Den im Rohr q ausgesparten Oeffnungen rr legen sich die Rohre cc vor; an das obere Rohr c schliessen sich, durch ein Drosselventil geschieden, die Rohre dd an, welche mittels der Düsen ee in die im Kasten a befindlichen, nach unten offenen Taschen bb münden. Durch den in den Düsen e eintretenden Windstrom wird der unter den Taschen b liegende Kohlenstaub, sowie der im Bereich des durch die Düsen erzeugten Streukegels befindliche Theil der Schüttsäule des Kohlenstaubes aufgewirbelt und fortgeblasen und muss dieselbe in dem Maasse, wie ihre Basis durch dieses Fortblasen im Trichter a entfernt wird, durch Nachrutschen herabgezogen werden; dieses Spiel hält so lange, als der Windstrom wirkt, mit peinlichster Regelmässigkeit an. Der Kohlenstaub wird in die Kanäle c hinein und zu dem Steigrohr g getrieben, auf dessen Boden, in Folge des Kniees, aus dem Luftstrome die bis dahin mitgerissenen schwereren Körper (Kohlenbrocken oder Staubklümpchen, Schlacken) niederfallend sich ansammeln und von dort durch Klappe i und Oeffnung h entfernt werden. Das im Rohr g hochsteigende Luft-Kohlenstaubgemisch wird nun von dem im unteren Rohr anlangenden Secundärluftstrom erfasst und auf den in der erweiterten Düse m aufgesteckten Pyramidenkörper geworfen, auf dem es sich vertheilt, um in innigster Mischung mit Luft durch die zwischen dem Düsenmantel und Konoïd gebildeten Spalten o in die Feuerung R einzuströmen. In den an der Feuerung anliegenden Apparat strömt der Wind bei geöffneten Löchern r durch die Rohre c ein; wird der Apparat von der Feuerung abgeschwenkt (Fig. 6), so legen sich die Rohre c auf die volle Wandung des Hauptrohres q und der Wind ist damit gleichzeitig abgesperrt. Auf diese Weise kann das Feuer plötzlich abgestellt werden; zu gleicher Zeit wird die Feuerkammer zugänglich für Reinigung (Auskratzen der Schlacken) und Reparaturen. Ausserdem kann der Apparat in der Höhe verstellt werden, um unter dem vorderen Düsenrahmen noch einen Spalt in der Feuerungsöffnung zu erzeugen und zur Vermehrung der Verbrennungsluft den natürlichen Essenzug der Feuerungsanlage zu Hilfe zu nehmen. Die Pressung des Luftstromes im Apparat wird durch Drosselung geregelt und so eingestellt, dass an dem zwischen den Rohren aufgestellten Manometer die Pressung der Primärluft 3 bis 4 mm Wassersäule, diejenige der Secundärluft das 3- bis 4fache der ersteren beträgt. Der Wind wird mittels eines Flügelventilators oder Rootgebläses erzeugt, zu dessen Betrieb je nach der Menge des geschütteten Kohlenstaubes (3 bis 5 k in der Minute) 1 bis 1,5 erfordert werden. Textabbildung Bd. 305, S. 295 Tiegelschmelzöfen von Friedeberg. Die Verbrennung des so eingeführten Kohlenstaubes ist eine so gleichmässige und kräftige, dass der Feuerungsraum binnen kurzer Zeit in Weissglut versetzt wird. Der Apparat hat seine besten Erfolge in Verbindung mit Tiegelschmelzöfen erzielt, wie solche von Friedeberg eigens zur Erhitzung von Schmelztiegeln für Metallguss angeordnet worden sind (Fig. 7 und 8). Der aus Ziegelmauerwerk aufgeführte Ofen hat einen mit Chamottesteinen ausgesetzten Herdraum von 3 m Länge und eine der Grösse der Tiegel entsprechende Höhe und Breite; der Rost ist fortgefallen und wird durch einen Gestellstein (Käse) zum Aufsetzen der Tiegel eingenommen. In der Decke des Ofens sind zwei bis drei Einsatzlöcher ausgespart, welche mit losen abhebbaren oder an Ketten mit Gegengewicht befestigten, aufzuklappenden Deckeln bedeckt werden; in den Deckeln sind Schaulöcher ausgespart, welche auch zum Nachsetzen von Metall dienen. Der Herdraum ist in zwei Hälften durch eine Querbrücke getheilt, deren vordere die zum Schmelzen fertigen Tiegel aufnimmt, während die hintere Abtheilung zum Vorwärmen der Tiegel dient (Fig. 8), welch letztere je nach Erforderniss an Stelle ausgegossener Tiegel in die Vorderkammer eingehoben werden; diese Arbeit bedingt kaum eine Unterbrechung des Schmelzbetriebes, da der Wind nur zeitweise abgestellt und nach dem Einheben des Tiegels wieder angelassen wird. An der Stirnwand der vorderen Ofenabtheilung ist der Feuerungsapparat aufgestellt, an die hintere Herdabtheilung schliesst sich der Fuchs an. In der Eisengiesserei der Gebrüder Arndt zu Berlin war in einem solchen Ofen bei einem Einsatz von drei Tiegeln von je 50 k Metallinhalt vom Anheizen an im vordersten Tiegel das Metall (Kupfer bezieh. Messing) nach 45 Minuten eingeschmolzen und zum Ausgiessen fertig; die beiden anderen Tiegel gelangten dahin im Verlauf der nächsten halben Stunde. Der Verbrauch an Kohlenstaub (von englischen Steam smalls und von Friedenshoffnung-Grube bei Waldenburg) stellte sich auf 0,375 k für 1 k Metall, während in gewöhnlichen Windöfen an Schmelzkoks 1 bis 1,7 k für 1 k Metall erfordert werden. Ein anderer derartiger Ofen ist in der Metallgiesserei von Bernh. Joseph zu Berlin in Betrieb gekommen, welchem zur Seite einer der bisher gebräuchlichen sogen. französischen Windöfen mit fünf Feuern angelegt ist. Hier ist die Gelegenheit zu unmittelbarem Vergleich in den Leistungen und den Vortheilen der Bewartung und Beschickung zwischen beiden Oefen geboten, und erwies sich der Ofen von Friedeberg derart überlegen, dass derselbe mit drei Tiegeln Einsatz mehr leistete als jene fünf Einzelfeuerungen zusammengenommen, wiewohl auch bei der Benutzung dieser letzteren alle Erfahrungen und Verbesserungen des seitherigen langjährigen Fabrikbetriebes zu Hilfe genommen wurden. Hier geschah der Antrieb des Rootgebläses für den Apparat von Friedeberg mittels elektrischer Dynamomaschine, deren Kräftebedarf direct am Voltameter des Schaltbrettes abgelesen werden konnte. Eine weitere Anwendung hat der Apparat von Friedeberg zur Beheizung von Schweissöfen auf westpreussischen Werften erfahren, auf welchen gleichzeitig eingehende Versuche mit der Beheizung von Schiffskesseln mittels dieses Apparates gemacht wurden. Es sind ferner damit Wärmöfen in den Werkstätten mehrerer westfälischer Fabriken (unter anderen in Hagen) zum Vorwärmen der Halbfabrikate für Sensen- und Schraubenfabrikation beheizt worden. Endlich hat man den Apparat an Tiegelöfen für Stahlgiesserei angebracht, um für jede Stahlcharge 20 Centner Siliciumeisen, welches der Stahlgattirung behufs Entgasung zugesetzt wird, niederzuschmelzen, und hat sich hierbei herausgestellt, dass die Grösse des Ofens in keiner Weise hinsichtlich der Anzahl der Tiegel beschränkt ist. Als die normalen Temperaturen, welche bei diesen Schmelzversuchen, und zwar ohne jede Luftvorwärmung erzielt wurden, sind in mehreren Betrieben diejenigen von 1450° C. mittels Seger'scher Schmelzkegel erprobt worden, welche von der königl. Porzellanmanufactur bezogen waren und daher als zuverlässig gelten können. Hinsichtlich des Brennstoffverbrauches stellte sich heraus, dass die Hälfte des sonstigen Bedarfs an Feuerungsmaterial erspart wurde; die Schmelzzeit zu beschleunigen, erschien nicht rathsam mit Rücksicht auf den Widerstand und die Dauerhaftigkeit der Schmelztiegel. Die bisherigen Ergebnisse geben einen Fingerzeig, welcher weiteren Entwickelung die Kohlenstaubfeuerung mittels des Apparates von Friedeberg fähig ist, wenn für die Verbrennung die Vorerhitzung der Luft zu Hilfe genommen wird, und welche Leistungen im Vergleich zur Gasfeuerung dann zu erzielen sind. Die in den Gasregenerativöfen erreichbaren, mittels Seger'scher Schmelzkegel bestimmten Temperaturen betragen bis zu 1630° C., wobei die Luft auf 800 bis 1000° C. vorgewärmt wird; bei dem Friedeberg'schen Apparat, welcher ohne Vorerhitzung der Luft Temperaturen von 1450° C. erzielte, würde es einer Vorerwärmung der Luft nur um 300° bedürfen, um die Leistung des Gasofens zu erreichen; die Feuerung würde dann aber, so weit es die Ofenmaterialien gestatten, noch weit darüber hinausgehende Temperaturen zu liefern im Stande sein, sofern hocherhitzte Verbrennungsluft dem Kohlenstaub zugeführt wird. Die Friedeberg'schen Apparate sind durch eine Reihe von Patenten im Inlande und Auslande geschützt. 2) Die Richard Schwartzkopff'sche Kohlenstaubfeuerung haben wir bereits 1894 292 267 erläutert. Ueber eine Kohlenstaubfeuerung nach System Cornelius (D. R. P. Nr. 78587), ursprünglich von Schmitz in Berlin, theilen Glaser's Annalen Folgendes mit: Wir hatten Gelegenheit, diese Anlage in der Leipzigerstrasse Nr. 4 in Berlin im Betriebe zu sehen und scheint uns dieselbe zweckmässig zu sein. Ganz hervorragend ist die Leistung, dass die Kohle nicht als Staub, sondern in Griessform verbrannt wird. Während andere Systeme der Kohlenstaubfeuerung daran kranken, dass bei der Verbrennung ein nicht nutzbarer und daher schädlicher Luftüberschuss entsteht, ist dieser Uebelstand beim System Cornelius dadurch beseitigt, dass die zu Pulver gemahlene Kohle als ein inniges, mit atmosphärischer Luft vereinigtes Gemisch einem Feuerungsraum zugeführt wird, der eine vollständige Verbrennung der Kohlenpartikelchen bedingt. Der Vorgang erhellt aus der beistehenden Fig. 9. Textabbildung Bd. 305, S. 296 Fig. 9.Kohlenstaubfeuerung, System Cornelius. Aus dem Behälter A wird die gemahlene Kohle mittels einer Speisewalze B einem durch den Ventilator C erzeugten Luftstrom zugeführt. – Dieser Luftstrom trägt die Kohle durch den Kanal D. In diesem Kanal schon lässt der Luftstrom, entsprechend der Geschwindigkeit, mit der er sich bewegt, alle gröberen Theile fallen, welche nach unten in den Raum E fallen. Sollte mehr Kohlenstaub zugeführt werden, als die bewegte Luft in der Schwebe zu erhalten vermag, so fällt auch dieses Mehr auf den Boden des Raumes E, von wo es je nach Bedürfniss entleert wird. Dagegen wird das Kohlenstaub-Luftgemisch in Folge des natürlichen Zuges, unterstützt durch die Wirkung des Ventilators, durch die Leitungen J hindurch dem Feuerungsraume zugeführt, wo die vollständige Verbrennung an den glühenden Chamotteflächen erfolgt. Sinnreich ist die senkrechte Anordnung des Feuerungsraumes. Das Kohlenstaub-Luftgemisch wird an der tiefsten Stelle eingeblasen und steigt in senkrechter Richtung auf. Es entzündet sich hierbei an den Chamotteflächen des Feuerungsraumes, die in kurzer Zeit in Weissglut kommen. Da der Feuerungsraum sich nach oben bedeutend erweitert, wird der Strom des Kohlenstaub-Luftgemisches in seiner Geschwindigkeit verringert, zugleich die Flamme ausgedehnt und stark durch einander gewirbelt. Um dieses Durcheinanderwirbeln noch zu verstärken, ist quer durch den Feuerungsraum ein Gewölbe gespannt, an das die Flamme anprallt. Durch die Erweiterung des Feuerungsraumes und die Ausbreitung der Flamme ist aber der Vortheil erreicht, dass eine Stichflamme sich nicht bilden kann. Der Flamme und den Feuergasen wird im Verbrennungsraum ein grosser Querschnitt geboten, der sich erst von der Feuerbrücke an auf das bei Dampfkesseln übliche Maass beschränkt. Die Asche hat in Folge der Grössenabmessungen des Feuerungsraumes und der dadurch bedingten geringen Geschwindigkeit der Feuergase Gelegenheit, sich vollständig auszuscheiden, wodurch die grosse Aschenablagerung in den Feuerzügen vermieden wird. Sie fällt auf die obere schiefe Ebene des Feuerraumes, schmilzt hier und fliesst zusammen mit der im untersten Theil des Feuerungsraumes sich bildenden flüssigen Schlacke in das Schlackenloch S, welches täglich einmal abgestochen wird. Bei Anlagen, wo ein öfteres Anheizen des Kessels geboten ist, wird mit Vortheil vor oder seitwärts von dem Feuerungsraum K ein gewöhnlicher Planrost angebracht. Nachdem das Anfeuern mittels desselben beendet ist und das Einblasen des Gemisches begonnen hat, wird er durch einen Chamotteschieber vom Feuerungsraum K abgesperrt. Zur Erprobung des Verfahrens und insbesondere des vorstehend beschriebenen Versuchsapparates war in Friedrichsberg bei Berlin eine Versuchsanstalt angelegt. Sie lieferte den Beweis, dass die Mängel der bisherigen Systeme vermieden und die erstrebten Vorzüge erreicht wurden. Ein Zweiflammenrohrkessel mit 5 at Druck und 12,5 qm Heizfläche diente zum Betrieb einer kleinen Dampfmaschine. Es wurde mit 1 k Kohle im Durchschnitt 8,5 k Wasser verdampft. Die Kohle wurde ungefähr mit 80 Proc. ihres Heizwerthes ausgenutzt und auf 1 qm Heizfläche etwa 30 k Wasser verdampft. Die Verbrennungstemperatur betrug – durch Schmelzkegel gemessen – zwischen 1800 bis 2100°, und dennoch besassen die abziehenden Rauchgase im Fuchs nur eine Temperatur von 200 bis 225°. Der Schornstein dieser Anlage hatte eine Höhe von nur 10 m. Selbst an diesem niedrigen Schornstein waren kaum sichtbare Spuren von Rauch zu entdecken. Durch Vermittelung des Geheimen Oberregierungsraths Freiherrn v. Broich wurde dem Patentträger Cornelius zur weiteren Ausprobung des Systems im grösseren Maasstabe das Maschinenhaus mit zwei Kesseln im alten Reichstagsgebäude zur Verfügung gestellt. Diese Anlage ist im März 1896 in Betrieb gesetzt und hat vom ersten Tage an tadellos functionirt. Jeder dieser Kessel besteht aus einem Cylinder von 6385 mm Länge und 1482 mm äusserem Durchmesser, von denen jeder mit zwei durchgehenden Feuerröhren von der gleichen Länge und 420 mm Durchmesser versehen ist. Die auf den Kesseln befindliche Dampfhaube hat 665 mm Höhe und 620 mm Durchmesser. An dem vorderen Ende eines jeden Kessels befindet sich ein cylindrischer Stutzen von 650 mm Länge und 400 mm Durchmesser. Die Kessel liefern Dampf von 4½ at Ueberdruck. Sie dienen zum Betriebe einer Dampfmaschine von 25 , und diese wiederum zur Erzeugung von elektrischem Licht, Ventilation und zum Betrieb von Kohlenmühlen. Von diesen Kesseln wurde vorläufig nur der der Dampfmaschine zunächst liegende mit einer Kohlenstaubfeuerung des neuen Systems eingerichtet, und zwar unter Beibehaltung des Planrostes. Die weitere Anordnung entspricht im Princip der oben gegebenen Beschreibung und Zeichnung, ist aber neuerdings ganz wesentlich vereinfacht, so dass der ganze Apparat nur noch etwa 1 qm Raum einnimmt. Wenngleich ganz genaue Messungen und Daten bezüglich des Nutzeffectes dieser Anlage noch nicht vorliegen, so kann man doch bis jetzt an dem neuen Verfahren, abgesehen von den übrigen, allen Kohlenstaubfeuerungen zukommenden Vortheilen, schon folgende Vorzüge als unbestritten gelten lassen. 1) Die Rauchverbrennung ist fast vollständig. Trotz des niedrigen Schornsteins von nur 25 m Höhe ist eine Raucherscheinung kaum wahrzunehmen. 2) Der Kohlenverbrauch lässt auf eine Ersparniss von mindestens 20 Proc. schliessen. Ein noch bedeutenderer Nutzeffect dürfte bei Anwendung von minderwerthigem Material (Kohlengrus) erzielt werden, dem hierdurch ein wichtiges Absatzgebiet erschlossen wird. 3) Die Bedienung ist sehr einfach, da die Beschickung der Kessel mit Kohlenstaub automatisch geschieht und der betreffende Wärter des Apparates nur darauf zu achten hat, dass der Wasserstand des Kessels stets in der normalen Höhe erhalten wird. Da diese Arbeit von dem Maschinenführer mit überwacht werden kann, so wird der Heizer des Dampfbetriebes entbehrlich, was einer Ersparniss von etwa 1000 M. pro Heizer und Jahr gleichkommen dürfte. 4) Die Schlacke fliesst in besondere Kästen selbsthätig ab, wodurch das Reinigen der Roste und Feuerzüge fast ganz in Fortfall kommt. 5) Die in dem Chamottefutter aufgespeicherte Glut genügt meistens, um den Kessel über Nacht auf normalem Druck zu erhalten. 6) Die Zuführung des Kohlenstaubes zur Feuerung kann aus einem vom Maschinenraum völlig abgetrennten Raum automatisch erfolgen, wodurch die wiederholt gerügte Belästigung durch den feinen Kohlenstaub für die Bedienungsmannschaften in Fortfall kommt, zum mindesten sehr beschränkt wird. Bei kleineren Anlagen, bei denen eine automatische Zuführung nicht rentabel sein sollte, dürfte es angebracht sein, den Kohlenstaub für den Tag oder die Woche in einen am Apparat angebrachten Behälter zu bringen. 7) Man ist nicht mehr gezwungen, die Kohle zu einem so hohen Feinheitsgrade, etwa 900 bis 1200 Maschen auf 1 qc, zu vermählen. Es genügt die Zerkleinerung mittels eines einfachen Desintegrators (500 bis 600 Maschen auf 1 qc), bis zu welcher Korngrösse, wie Kario nachgewiesen hat, der Kohlenstaub am vortheilhaftesten im freien Fluge verbrennt. Das so erzeugte Product braucht nicht noch durch feine Seidengaze cylindert zu werden. In Folge der vorstehend beschriebenen Anordnung des Feuerraumes, durch welche das eintretende Kohlenstaub-Luftgemisch gezwungen ist, senkrecht aufzusteigen, ist es sogar möglich, Kohlenstaub bis zu 200 Maschen auf 1 qc zu verwenden. 8) An dem Apparat ist eine Vorkehrung getroffen, die alle Fremdkörper, wie gröbere und specifisch schwerere Bestandtheile, als der Kohlenstaub es ist, automatisch nach unten ausscheidet oder solche derartig zerkleinert, dass sie von dem Luftstrome in den Verbrauchsraum hineingezogen und dort verbrannt werden. 9) Die Anbringung des Apparates ist mit Leichtigkeit bei jedem Kesselsystem möglich. Derselbe kann auch in einem beliebigen benachbarten Raum untergebracht werden, von wo aus der Betrieb ebenso sicher functionirt, wie wenn der Apparat unmittelbar an der Feuerung montirt wäre. 10) Die Zuführung des Kohlenstaubes mittels Ventilators beansprucht eine nur ganz geringe Kraft von ¼ bis ½ . 11) In dem Feuerraum befinden sich keinerlei Theile, die zu einem schnellen Verschleiss und daraus bedingten häufigen Reparaturen Veranlassung geben könnten. 12) Man kann den Schornstein bedeutend kleiner gegenüber den gewöhnlichen Dimensionen bauen, weil der Ventilator den Zug des Schornsteins ersetzt und der Rauch so wie so in Fortfall kommt. Textabbildung Bd. 305, S. 297 Fig. 10.Apparat von Runi. Apparat von Runi (Fig. 10). Der Kohlenstaub wird in einem verschlossenen Troge durch Transportschnecken b herbeigeführt, fällt, mittels durch Kurbel a zu bewegenden Schiebers regulirbar, durch die Lutte c in einen mit der Feuerthür h fest verbundenen Kanal d und wird durch die in diesen eintretende Zugluft in den Verbrennungsraum f geschafft. Behufs Regulirung der Luftzuführung kann der Querschnitt des Kanals d durch eine Stellvorrichtung g veränderlich gemacht werden. Hierdurch wird auch die Ablagerung der Flugasche auf den Feuerraum beschränkt, welcher durch Auskleiden mit Chamottesteinen in eine Verbrennungskammer umgewandelt und durch eine Feuerbrücke abgeschlossen ist. Behufs Abstellung der Feuerung werden der Kohlenschieber und der Luftkanal d geschlossen, die Feuerthür kann geöffnet und der Feuerraum von Asche gereinigt werden. Das Ausführungsrecht dieses unter Nr. 82919 patentirten Apparates ist an die Firma A. Borsig in Berlin übergegangen. In der Fabrik von Bretschneider und Krügner in Pankow ersparte man damit an 15 Proc. Brennmaterial. Bei de Camp's Apparat, ausgeführt von Leop. Ziegler in Berlin 65, fällt nach der Berg- und Hüttenzeitung der Kohlenstaub aus dem Trichter f (Fig. 11) in die konische Schnecke s, welche in Folge ihres zunehmenden Durchmessers zur Auflockerung des Kohlenstaubes beiträgt und denselben zum Trommelsieb d schafft, durch dessen Maschen der Staub hindurchgesaugt wird, da es zugleich das Luftzuführungsrohr zum Ventilator bildet. Der von diesem aufgenommene Staub wird durch das Rohr r in die Feuerung geblasen. Durch Zahnrad- und Riemenübertragung werden sowohl der Siebcylinder d als auch die Schnecke s vom Ventilator aus in Umtrieb versetzt und wird deren Geschwindigkeit durch Verschiebung der Riemen auf den konischen Riemenscheiben kk1 verändert. Der Apparat ist seit länger als ½ Jahr in der Chemischen Fabrik auf Actien vorm. Schering in Berlin an einem Zweiflammrohrkessel in Anwendung, liefert 9,5 bis 10 k Dampf auf 1 k Kohle bei 25 Proc. Ersparung an letzterer im Vergleiche zu der Befeuerung der Nachbarkessel auf Planrosten mit englischer Nusskohle. In der Feuerkammer entstehen Temperaturen von 1600 bis 2000°, bei welchen die Aschenrückstände zu einer zähflüssigen schwarzen Schlacke schmelzen. Bei einem Kohlenverbrauche von 170 k in der Stunde wurden 22 k Dampf auf 1 qm Heizfläche von 4 at Dampfdruck erzeugt. Der Ventilator erfordert zum Antrieb ½ . Textabbildung Bd. 305, S. 298 Fig. 11.Camp's Apparat. In Berlin ist ein Apparat seit 1½ Jahren in ununterbrochenem Betrieb und hat sich Fig. 11. zuverlässig und vorzüglich bewährt. Es wird dort ein 88 qm grosser Zweiflammrohrkessel mit Staub aus englischer Gruskohle befeuert und eine 9¾-bis 10¼fache Verdampfung erzielt. Kohlenstaubfeuerung von M. M. Rotten in Berlin (D. R. P. Nr. 81153). Der Kohlenstaub gelangt aus dem Trichter A (Fig. 12) mittels Förderflügels B und Schnecke C in die Mitte des Gehäuses L und wird nach Durchgang durch die am Gehäuse festsitzenden Messer H und die sich mit Scheibe D drehenden Messer F dem Feuerungsraume durch künstlichen oder natürlichen Luftzug zugeführt. Die Transportvorrichtung BC ist zur Regelung des zu verbrennenden Kohlenstaubes axial verschiebbar. Q ist eine Auflockerungsvorrichtung. Textabbildung Bd. 305, S. 298 Fig. 12.Kohlenstaubfeuerung von Rotten. Feuerungsanlage für Staubkohle, Kohlenlösche u. dgl. von C. Wülbern in Köln a. Rh. (D. R. P. Nr. 82129). Die durch Patent Nr. 68502 geschützte Feuerungsanlage ist dahin abgeändert, dass die Luftzuführung ausser durch die Sohle auch durch seitliche Düsen erfolgt. Auf diese Weise ist es keinem der von unten kommenden Pressluftstrahlen möglich, sich einen freien Durchgang durch das Brennmaterial zu verschaffen, diese Luftstrahlen durchdringen sich vielmehr gegenseitig und wird so eine innige Durchmischung von Luft und Kohlenstaub herbeigeführt, das Durchstreichen unausgenutzter Luft durch die Kohlenstaubschicht und das damit verbundene Mitreissen unverbrannter Kohlentheilchen dagegen vermieden.