Titel: Bogenlampe von Fritz Pühler.
Autor: Rr.
Fundstelle: Band 306, Jahrgang 1897, S. 18
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Bogenlampe von Fritz Pühler. Mit Abbildungen. Bogenlampe von Pühler. Die Lampe (D. R. P. Nr. 92205) gehört ihrer Construction nach zu derjenigen Gruppe, bei welcher die Kohlen mit einander durch ein über Rollen geführtes Zugorgan in Verbindung stehen, oder durch ein Zahngetriebe zu gleichförmiger Näherung oder Entfernung gekuppelt sind, wobei der Antrieb im Sinne der Näherung der Kohlen durch das Uebergewicht der oberen Kohle bewerkstelligt wird. Die Regelung der Bewegung wird durch ein eigenthümliches Klemmschaltwerk unter Beeinflussung durch ein Solenoid nach Maassgabe des Lichtbogenwiderstandes bewirkt. Textabbildung Bd. 306, S. 18 Bogenlampe von Pühler. Jeder obere Kohlenhalter a (Fig. 1 und 2) läuft zwischen zwei parallelen Führungsstangen bb, und die jeder unteren Kohle oder deren Fassung c zugehörige Halterstange d ist an einem Schieberjoche e befestigt, welches an den zwei parallelen Stangen ff geführt ist. Die beiden Schiebertheile a und e jedes Kohlenpaares sind mit einander durch Leitungsschnüre a1e1 verbunden, die über Rollen h zu Befestigungspunkten an denselben führen. Zweckmässig wird die Rollengrösse so bemessen, dass bei einer vollen Umdrehung der Rolle die Kohlen durch Schnuraufwickelung bezieh. -Abwickelung den Vorschub entsprechend ihrer Verbrauchslänge erfahren. Die Rollen h sind lose auf derselben Spindel i angebracht, welche innerhalb eines Pfostens l über der Grundplatte m festgelegt ist. Die Führungsstangen b werden von den Platten b1 gehalten (Fig. 3), die Stangen f sind durch sattelförmige Stege f1 quer über den Platten b1 verbunden. Damit die Schnüre a1e1 zur Leitung des Arbeitsstromes nach den Kohlen hin dienen können, sind die Umfange oder Kränze h der Rollen aus Vulcanit oder ähnlichem Stoff ausgeführt; die Rollenkörper h1 mit Rillenflanschen bestehen dagegen aus Metall. In jedem dieser Rollenkörper ist von der inneren Seite her ein ringförmiger Hohlraum ausgedreht, in welchem ein ausgeschnittener, aus zwei im Scharnier bei o1 verbundenen Theilen bestehender Ring o (Fig. 4) lose so lagert, dass er seine nach Art von Bremsklötzen ausgebildeten Aussenvorsprünge o2 gegen den inneren Umfang des Rollenkörpers richtet. Zur Spreizung des Ringes o, welche die Anlegung der Bremsklötze o2 zur Folge hat, dient ein Hebel n. Wird dieser Hebel aus der durch den Anschlag n2 (Fig. 1) bestimmten unteren Grenzlage gehoben, so wird derselbe zunächst um den Gelenkpunkt gedreht und bewirkt dadurch die Spreizung des Ringes o. Beim weiteren Heben werden Ring und Hebel zusammen um die Rollenachse gedreht und die Rolle selbst durch die am inneren Umfang anliegenden Bremsbacken mitgenommen, so dass sich die Kohlen aus einander bewegen. Die Brems- oder Schalthebel n beider den Kohlenpaaren einzeln zugehöriger Klemmschaltwerke werden mittels Lecker p1 von demselben Arm eines Solenoidhebels p beeinflusst, der auf einer wagerechten, am Pfeiler l angebrachten Drehachse p3 schwingt. Der andere Arm des Hebels p trägt den Kern s1 des Solenoids, welches hier aus einer Nebenschlusspule besteht. Durch das Gewicht des Solenoidkernes s1 werden, wenn die Lampe stromlos ist, die Lenker p1 emporgehalten und die Kohlen unter Hebung der Hebel n von einander getrennt. Wird die Lampe eingeschaltet, so zieht die Nebenschlusspule s ihren Kern s1 aufwärts. Dadurch werden die Lenker p1 und die Bremshebel n zum Niedergang veranlasst, die Hebel n kommen nach einander mit ihren Anschlägen in Berührung, wodurch der Nachschub der Kohlen im Sinne der Näherung freigegeben wird. Nunmehr geht ein geringerer Strom durch die Nebenschlusspule und der Kern s1 sinkt herab, die Lenker p1 bewegen sich nach oben und die Hebel n werden nach einander von ihren Anschlägen abgehoben. Das Kohlenpaar, welches auf diese Weise zuletzt getrennt wird, bildet den Lichtbogen. Nach Maassgabe des mit dem Kohlenabbrande sich vergrössernden Lichtbogenwiderstandes nimmt der Solenoidhebel eine mittlere Stellung so ein, dass der eine Hebel n von seinem Anschlage abgehoben ist und dass der andere Hebel n gerade an seinem Anschlage ruht und die Bremsvorrichtung genügend ausser Eingriff hält, um der Rolle des ersten Kohlenpaares die langsame Drehung für regelmässige Näherung der Kohlen nach Maassgabe des Abbrandes zu gestatten. Sobald das erste Kohlenpaar aufgebraucht ist, kommt der untere Kohlenhalter gegen einen Anschlag, so dass nun die Näherungsbewegung dieser beiden Kohlen nicht mehr stattfinden kann und der zweite Hebel n, indem er sich auf seinen Anschlag auflegt, in Wirkung tritt. In Folge dessen wird das zweite Kohlenpaar in Benutzung genommen. Um die Bewegungen der Vorrichtung zu vergleichmässigern, wird eine Flüssigkeitsbremse r angewendet. Das beschriebene Klemmschaltwerk kann durch andere, ähnlich wirkende Vorrichtungen ersetzt werden, wie ebenso eine anderweitige Verbindung mit den Solenoiden möglich ist. Bei der Abänderung nach Fig. 5 sind zwei Solenoide, ein Nebenschlussolenoid s und ein Hauptschlussolenoid s4, angewendet. Die beiden Solenoidkerne s1 und s3 sind an die gegenüberliegenden Enden des Hebels p angehängt, und in diesem Falle lagert der Hebel n für gewöhnlich an seinem Anschlag, während die Kohlen sich berühren. Sobald der Strom in das Hauptschlussolenoid s4 eintritt, zieht dieses seinen Kern an und bewirkt die Lichtbogenbildung; das Nebenschlussolenoid wirkt in üblicher Weise zur Regelung und Vergleichmässigung der Lichtbogenlänge mit. Bei dieser abgeänderten Anordnung ist also dem Hauptschlussolenoid diejenige Arbeit übertragen, welche bei der vorbeschriebenen Anordnung die Schwere des Solenoidkernes s1 erfüllt. Rr.