Titel: | Neuerungen an Dampfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 306, Jahrgang 1897, S. 244 |
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Neuerungen an Dampfmaschinen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 222 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Dampfmaschinen.
Eine kleine stehende Verbund-Schraubenschiffsmaschine mit Auspuff war von der Deutschen
Elbschiffahrts-Gesellschaft Kette in Uebigau bei Dresden auf der diesjährigen Sächsisch-Thüringischen Industrie- und
Gewerbeausstellung in Leipzig ausgestellt.
Die mit der bekannten Klug'schen Umsteuerung versehene Maschine hat Cylinder von 140 bezieh. 250 mm
Durchmesser, 200 mm Hub und leistet mit 325 bis 350 minutlichen Umdrehungen, entsprechend einer Kolbengeschwindigkeit
von 2,17 bis
2,33 m, bei 10 at Anfangsspannung des Arbeitsdampfes etwa 44 i. Die Cylinder werden durch je
einen einfachen Muschelschieber gesteuert; sie bilden ein gemeinsames Gusstück, wobei der dazwischen liegende Raum
als Aufnehmer
dient. An der Grundplatte sind seitlich Lenz- und Kesselspeisepumpe angeschraubt. Beide Pumpen werden gemeinschaftlich
durch ein
Schneckengetriebe von der Kurbelwelle direct in Bewegung gesetzt und arbeiten in Folge der hierbei erzielten massigen
Kolbengeschwindigkeit ganz geräuschlos.
Die bewegten Maschinentheile – Kolben, Kolbenstangen, Pleuelstangen, Kreuzköpfe, Maschinenkurbeln u.s.w. – sind durch Anbringung
von
Gegengewichten fast vollständig ausbalancirt. Um die Wirkung der Gegengewichte zu veranschaulichen, war die in Leipzig
ausgestellte
Maschine mit ihrer überhobelten Grundplatte auf einem ebenfalls überhobelten Fundamentrahmen, ohne jede Befestigung, lose aufgestellt. Trotzdem arbeitete die Maschine tadellos und zeigte während des Ganges keinerlei
Bewegungen. Das Ausbalanciren schnell gehender Schiffsmaschinen ist für die Beanspruchung des Schiffskörpers von
grossem Vortheil, da
anderenfalls die durch die Massenwirkungen der bewegten Theile auftretenden Stösse Schwingungen verursachen, deren
schädliche
Wirkungen auf den Schiffskörper nur durch entsprechend kräftige Schiffsconstructionen gemildert werden können.
Die nach Angabe des Directors Mudd in den Central Marine Engine Works of William
Gray and Co., Limited, in West Hartlepool erbaute Schiffsmaschine des Dampfers Inchmona
arbeitet, behufs Vermeidung der vorgenannten Uebelstände, mit einer fünfkurbeligen Propellerwelle.
Wie Industries and Iron vom 22. Mai 1896 berichten, wurde bei der Wahl der Schiffskessel und der Maschine
des Dampfers Inchmona das Hauptaugenmerk auch auf die Erzielung eines möglichst ökonomischen Betriebes
gelegt. Die auf 35,8 at geprüften Wasserröhrenkessel arbeiten mit einer Dampfspannung von 18,0 at. Als höchste Ziffer
für den
Kohlenverbrauch wurden etwa 0,52 k für 1 und Stunde festgesetzt. Bei angestellten Versuchen konnte in den Kesseln nur eine
Dampfspannung von 15,8 at gehalten werden, während die Maschine 80 minutliche Umdrehungen machte. Um der Maschine
möglichst trockenen
Dampf zuzuführen, ist der Ueberhitzer mit einem Apparat vereinigt, den Mudd als Anfangsaufnehmer (initial
receiver) bezeichnet; ferner sind sämmtliche Cylinder von Dampfmänteln umgeben. Das Speisewasser durchzieht vor dem
Eintreten in die
Kessel mehrere Vorwärmer, in denen es stufenweise auf eine immer höhere Temperatur gebracht wird, bis es nahezu diejenige
des
Kesseldampfes erreicht hat. Auf einigen Versuchsfahrten zeigten die Thermometer eine Temperatur des Speisewassers
vor dem Eintritt
desselben in die Kessel von ungefähr 204° C. Die Maschine arbeitet mit einer vierfachen Expansion des Arbeitsdampfes.
Da zwei
Niederdruckcylinder vorhanden, werden die um gleiche Winkel gegenseitig versetzten fünf Kurbeln von je einem Cylinder
betrieben.
Die Cylinder liegen, wie auch die zugehörigen Schieber, in ein und derselben Ebene in Mitte des Schiffes; letztere werden
von
gewöhnlichen Stephenson'schen Coulissensteuerungen bethätigt. Da, wie bereits bemerkt, die fünf Kurbeln
um gleiche Winkel gegenseitig versetzt sind, erhält der Propellerschaft bei jeder Umdrehung 10 Antriebe, in – was
besonders
hervorzuheben – gleichen und regelmässig wiederkehrenden Zeitabschnitten. Damit gleichen sich aber die Massenwirkungen
der bewegten
Theile nahezu vollständig aus und es wird ein geräuschloses Arbeiten der Maschine, frei von störenden Bewegungen,
erreicht.
Die einen Zeitraum von über 2 Tagen in Anspruch nehmenden vier Versuchsfahrten ergaben mit 80 minutlichen Umdrehungen der
Propellerwelle einen sorgfältig ermittelten Kohlen verbrauch von 0,518, 0,489, 0,453 und 0,485, durchschnittlich
von 0,486 k für 1 und Stunde. Es ist anzunehmen, dass sich der durchschnittliche Kohlenverbrauch
während der Dauer von ein oder zwei längeren Seereisen noch unter denjenigen der Versuchsfahrten, die immerhin nur
von
verhältnissmässig kurzer Dauer waren, stellen wird.
Eine von A. and J. Inglis in Glasgow erbaute Dreifach- Expansionsschiffsmaschine, wie sie bisher für vier Schaufelraddampfer der River
Steam Navigation Company in Calcutta geliefert wurde, beschreibt Engineering vom 30. April 1897,
S. 566.
Aus der nachstehenden Tabelle sind die Grössenverhältnisse der vier Dampfer sowie die Hauptabmessungen der Maschinen und Kessel
zu
entnehmen.
Namen des Schiffes
RamapooraRasmara
Paris
Iverna
Länge
m
78,120
89,000
77,720
Höhe bis zum Deckbalken
m
9,450
10,980
9,140
Höhe bis zum Deckbalken über dem Radkasten
m
18,430
19,860
17,170
Raumtiefe
m
4,150
3,960
4,900
Durchmesser des Hochdruck- cylinders
m
0,740
0,760
0,710
Durchmesser des Mitteldruck- cylinders
m
1,195
1,245
1,195
Durchmesser des Niederdruck- cylinders
m
1,780
1,905
1,830
Kolbenhub
m
1,980
2,135
1,980
Anzahl der Kessel
2
4
2
Heizfläche
qm
429
478
430
Rostfläche
qm
16,720
13,006
16,720
Indic. Leistung d. Maschine
2300
2200
2200
Mittlere Geschwindigkeit in der Stunde
mk
26,24
25,76
23,18
Die Cylinder sind von Dampfmänteln umgeben. Die Dampfvertheilung des Hochdruckcylinders regelt ein Kolbenschieber mit Einströmung
von
innen, während der Mitteldruck- und Niederdruckcylinder entlastete Flachschieber hat, die behufs leichter Zugänglichkeit
auf den
Aussenseiten der Cylinder liegen. Den äusseren Steuerungsmechanismus bilden Coulissensteuerungen von Gooch. Die Kolben sind aus Stahl gefertigt und mit einer besonderen Art von Liderungsringen umgeben, die nur geringe
Reibungen verursachen. Kolben- und Schieberstangen haben Metallpackungen. Die zur Absteifung des Maschinengestelles
dienenden Säulen
sind aus geschmiedetem Stahl hergestellt; sie bilden gleichzeitig die Führungen für die Kreuzköpfe. Die Kurbelwelle
hat 420 mm
Durchmesser und läuft in langen Lagerschalen aus Kanonenmetall. Die Arme und Schaufeln der Räder von je 6,4 m Durchmesser
über den
zumeist beweglichen Schaufeln, deren acht von 4,880 m Breite und 1,220 m Höhe vorhanden, sind aus Siemens-Martin-Stahl
gefertigt. Am
Condensator, aus Gusseisen, sind die Lager für die Steuerhebel, ausserdem die Pumpen befestigt. Er enthält eine Anzahl
Messingrohre
von 19,0 mm Durchmesser. Die aus Muntz-Metall gefertigte Rohrplatte ist 38 mm stark. Die von dem Kreuzkopf des Hochdruckcylinders
aus
betriebenen Luftpumpen sind von Messing. Die Circulationspumpen – Centrifugalpumpen der Gwynne-Type (1895 297 66) – werden durch eine besondere Maschine betrieben.
Um die beweglichen Theile einer stehenden Dreicylindermaschine mit nach beiden Seiten hin und her gehenden Kolben, wie sie
in den D. R.
P. Nr. 53267 und 62552 gekennzeichnet sind, vollständig auszubalanciren und eine gleichmässige Uebertragung der Kolbenkräfte
auf die
Kurbelwelle zu erreichen, verwendet E. E. Wigzell in London ⊤-förmig
gestaltete Pleuelstangen, die, wie aus Fig. 12 ersichtlich, je an drei Punkten von den Kolben ee1, ff1 und
gg1 der drei Cylinder a, b und c0 angegriffen werden. Die Kolbenstangen der unteren Kolben e, f und g gehen durch Stopfbüchsen i der
unteren Cylinderdeckel und werden durch Kreuzköpfe i0kz geführt. Die beiden äusseren Führungsköpfe i0 und z sind durch kurze Lenkstangen m und n bei o und p mit der ⊤-förmig
gestalteten Pleuelstange b1 verbunden, so dass die Punkte o und p mit dem Mittelpunkte der Kurbelwelle d,
wenn sie durch Linien verbunden wären, ein Dreieck bilden würden. Der mittlere Führungskopf k ist bei q direct an der Pleuelstange b1 an gelenkt,
während der Pleuelstangenkopf mit der mittleren Kröpfung der dreimal gekröpften Welle d verbunden ist.
Die oberen Kolben e1f1g1 sind mit nach oben gerichteten
Kolbenstangen s versehen, welche durch die Stopfbüchsen t der oberen
Cylinderdeckel treten und an ihren Enden Kreuzköpfe u, v und w tragen, von
denen der zum Kolben e1 gehörige Kreuzkopf v
mit zwei Stangen verbunden ist, die seitlich des Cylinders a nach unten geführt sind. Dies geschieht
durch je einen Klotz, der mit dem mittleren Zapfen der zugehörigen ⊤-förmig gestalteten Pleuelstange a1 verbunden ist; letztere greifen mit ihrem unteren Kopf an den äusseren
Kröpfungen der Welle d an. Die beiden Kreuzköpfe u und w sind durch Lenkstangen mit den Pleuelstangen a1 verbunden. Zur Dampfvertheilung dient im vorliegenden Falle ein Kolbenschieber mit drei Kolben, der sich in einem hinter
dem Hochdruckcylinder liegenden Schieberkasten bewegt.
Textabbildung Bd. 306, S. 245
Fig. 12.Stehende Dreicylinder-Ausbalancirmaschine von Wigzell.
Der Dampf tritt zunächst durch einen mittleren Kanal in den Hochdruckcylinder zwischen die Kolben e und
e1, während das Ausströmen des Dampfes aas der oberen und unteren
Seite des Cylinders durch an den Enden desselben liegende Kanäle ermöglicht wird. Es kann jedoch auch jede andere
Steuerungsvorrichtung Verwendung finden.
In Folge Ausgleichung der bewegten Massen können heftige Vibrationen nicht mehr auftreten und da auch die Kolbendrücke in
durchaus
gleichmässiger Weise auf die Kurbelwelle übertragen werden, ist eine hohe Umdrehungsgeschwindigkeit derselben zulässig.
Eine direct wirkende Eincylindermaschine mit Verbundwirkung des Arbeitsdampfes von Howl, Dudley und
Attwood in Tipton, Grafschaft Warwick, England, zeigt die
Engineering vom 4. December 1896, S. 724, entnommene Abbildung (Fig.
13).
Textabbildung Bd. 306, S. 246
Fig. 13.Direct wirkende Eincylindermasch. von Howl, Dudley und Attwood.
In dem durch eine Scheidewand C in zwei Hälften getheilten Cylinder B bewegt
sich ein als Differentialkolben ausgebildeter Trunkkolben A1. Der Dampf
strömt durch die Kanäle DD1 in den zwischen der Scheidewand C und den Köpfen des Kolbenkörpers liegenden ringförmigen Raum jeder Cylinderhälfte, dann durch Kanäle
EE1 gegen die Aussenflächen des Kolbenkörpers und, nachdem er
nochmals Arbeit verrichtet hat, durch die Kanäle FF1 des Cylinders ins
Freie bezieh. in einen Condensator. Die in dem Kolbenschieber HH1
befindlichen Hohlräume GG1 bezieh. KK1 vermitteln die Verbindungen der genannten Kanäle unter einander und zwar regeln erstere die
Ausströmung des im Cylinder wirksam gewesenen Dampfes, letztere diejenige des im ringförmigen Cylinderraum eingeschlossenen
Dampfes
nach den Aussenflächen des Kolbenkörpers hin. Die hin und her gehende Bewegung des Kolbenschiebers wird durch Rohre
LL1, die von den Enden des Cylinders nach denjenigen des Schieberkastens
führen, vermittelt. Dabei sind die Oeffnungen in der Cylinderwandung so angeordnet, dass, wenn der Kolbenschieber
das Ende seines
Hubes in der einen oder anderen Bewegungsrichtung erreicht hat, die betreffende Oeffnung für den Eintritt des Hochdruckdampfes
frei
liegt, der in Folge der auf die Endflächen des Schiebers wirkenden ungleichen Drücke den letzteren umsteuert und
damit eine Aenderung
in der Dampfvertheilung bewirkt.
Eine einfach wirkende Dampfmaschine von R. Hoffmann in Finsterwalde, dadurch gekennzeichnet, dass, behufs
grösstmöglicher Dampfökonomie, der Abdampf während des Rückganges des Kolbens nicht direct ins Freie, sondern unter
Vermittelung eines
besonderen Steuerungsmittels und mit möglichst geringem Spannungsabfall in den hinter den Kolben gelegenen Cylinderraum
geführt wird,
von wo er erst beim nächsten Hube entweicht, zeigt Fig. 14.
Textabbildung Bd. 306, S. 246
Fig. 14.Einfach wirkende Dampfmaschine von Hoffmann.
Der Kesseldampf gelangt zunächst oberhalb des Kolbens zur Wirkung. Beim Rückwärtshub stellt der Doppelschieber be eine Verbindung der Cylinderräume rr1 her, während sowohl
der Einströmkanal c als auch der Ausströmkanal f geschlossen wird. Der Dampf
strömt in Folge dessen auf die andere Seite des Kolbens. Damit werden die Temperaturunterschiede des Dampfes auf
der Arbeitsseite des
Kolbens bezieh. die Abkühlungsverluste desselben verringert und zwar wird dies um so vollständiger erreicht, je geringer
der
Spannungsabfall des Dampfes während seines Uebertritts in den Raum r1
ist. Zu dem Zwecke ist es vortheilhaft, den zwischen Kolben und Deckel gelegenen Raum wie auch den Kanal g so klein als möglich zu machen. Kanal d und Schieberkasten b
dienen als Aufnehmer.
Um die Wärmeüberleitung durch den Kolben hindurch zu verringern, wird derselbe hohl hergestellt.
Wilhelm Schmidt in Ballenstedt a. H. wurde unter D. R. P. Nr. 90130 die Construction einer
Kleinkraftmaschine patentirt, bei der der Dampfcylinder so in den Wasser- und in den Feuerraum eingebaut ist, dass
aus gleichem
Grunde, wie bei der vorstehend beschriebenen Dampfmaschine von Hoffmann, der Arbeitsdampf bei seinem
Eintritt in den vor Abkühlung durch die Feuerung und vor zu starker Erhitzung durch das Kesselwasser geschützten
Cylinder vor
Niederschlägen bewahrt bleibt.
Die Erfindung umfasst im Wesentlichen einen eigenartigen Field-Kessel, dessen Decke und Feuerbuchsrohrwand durch den Dampfcylinder
verankert sind, wobei der Boden desselben in den Feuerraum hineinragt. Der obere Theil des Cylinders wird von dem
Kesselwasser stetig
umspült und damit bis auf die Höchsttemperatur des Dampfes abgekühlt, während der Boden des Cylinders so kräftig
erwärmt wird, dass
mindestens völlig trockener Dampf im Cylinder zur Wirkung kommt.
Zur Führung der Feuergase ist eine Chamottewand angeordnet, welche die Feuerbüchse in zwei Theile theilt. Der Boden des Dampfcylinders
ist vor zu starker Einwirkung der Feuergase durch eine Haube geschützt. Trotzdem kann es schliesslich vorkommen,
dass der Boden durch
Abbrand geschwächt wird. Um denselben dann leicht auswechseln zu können, ist der vom Kesselwasser umspülte Theil
des Cylinders, in dem
die Kolbenringe arbeiten, von dem eigentlichen Füllungstheil getrennt ausgeführt. Dadurch theilen sich auch die wechselnden
Erhitzungen des unteren Theiles nicht dem oberen Cylindertheil in dem Maasse mit, wie dies bei einem aus dem Ganzen
gegossenen
Cylinder der Fall sein würde.
Bei Maschinen mit paarweise angeordneten Kolben bezieh. Cylindern, die mit Anwendung des sogen. Kurbelschleifmechanismus den
Antrieb
auf die Kurbel übertragen, hat sich herausgestellt, dass zur Ueberwindung des durch die Reibung der Cylinder auf
den Gleitflächen
entstehenden Druckes, der durch das Schleifenquerhaupt auf das Kurbellager ausgeübt wird, eine ungünstige Beanspruchung
der Maschine
entsteht. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, schlägt James Taggart Halsey in Philadelphia die Anordnung
besonderer Druckentlastungsräume an derartigen Maschinen vor (D. R. P. Nr. 91087).
Einen Kolbenschieber von Emil Hertz in Basel, bei welchem der Dampf abwechselnd in der Mitte des Cylinders
und an dessen beiden Enden ein- bezieh. austritt, zeigt Fig. 15.
Textabbildung Bd. 306, S. 246
Fig. 15.Kolbenschieber von Mertz.
b bezeichnet den Dampfcylinder, in welchem sich die beiden Kolben c und d0 bewegen, i0 den angegossenen Schieberkasten, in welchen der Dampf unten bei d eintritt. Der letztere
steht durch Kanäle efg mit der Mitte und den Enden des Cylinders b in
Verbindung. In seinem Innern bewegt sich ein hohler Kolbenschieber r mit ringförmigen Kerben hk am Umfange, von denen die eine h die abwechselnde Verbindung der Kanäle
g und e mit dem Auspuffkanal i herstellt,
die andere k durch Oeffnungen jj mit dem Innenraum l des Schiebers und abwechselnd mit den Kanälen e und f in Verbindung steht. n ist ein zweiter
Auspuffkanal, welcher durch den oberen Raum o des Schieberkastens mit f in
Verbindung gesetzt werden kann, wenn der Schieber r sich nahe seiner untersten Stellung befindet, während
der untere Raum d desselben mit g communicirt, wenn der Schieber seine obere
Endstellung nahezu erreicht hat.
Befinden sich die Kolben der Maschine in der aus der Abbildung ersichtlichen Stellung, so tritt frischer Dampf einerseits
aus d unter dem unteren Rand des Schiebers r hinweg in den Kanal g, um auf die untere Fläche des Kolbens d0
einzuwirken, andererseits von l durch j und k
in den Kanal f, um auf die obere Fläche des Kolbens c zu wirken, so dass
beide Kolben einander genähert werden, während der zwischen ihnen befindliche expandirte Dampf durch eh
zum Auspuff i gelangt. Beim folgenden Kolbenhube, d.h. wenn sich die beiden Kolben von einander
entfernen, tritt der frische Dampf durch dljke zwischen die Kolben cd0 und entfernt sie von einander, während der oberhalb des Kolbens c und
unterhalb des Kolbens d0 befindliche expandirte Dampf durch fon bezieh. ghi auspufft.
Textabbildung Bd. 306, S. 247
Fig. 16.Entlastung eines gewöhnlichen Muschelschiebers von Beer.
Behufs Entlastung eines gewöhnlichen Muschelschiebers ordnet Konrad Beer in München einen cylindrisch
gedrehten Ring a (Fig. 16) von ⌊-förmigem
Querschnitt an, welcher in den am Schieber angegossenen Mitnehmerring b0
eingepasst, ausserdem auf die cylindrische Fläche d aufgeschliffen und gedichtet ist. Der mit dem
Schieber fest verschraubte Ring e schliesst sich ebenfalls an den Entlastungsring a an. Es entstehen hierdurch sowohl unter dem Entlastungsring a bei a0, als auch unter dem Schlussring e bei b Hohlräume, von denen der erstere durch die Bohrungen g mit dem Dampfraum
d, der letztere durch Bohrungen h mit r
(Aufnehmer, Atmosphäre u.s.w.) verbunden ist. Eine Bohrung f führt ausserdem noch von r zu dem vom Schieberkastendeckel, Schieber und Entlastungsring eingeschlossenen Raum c.
(Fortsetzung folgt.)