Titel: | Kraftmaschinen.Neuerungen an Dampfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 1 |
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Kraftmaschinen.Neuerungen an Dampfmaschinen.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 306 S.
244.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Dampfmaschinen.
Dampfmaschinen mit Hahnsteuerungen.
Eine liegende 200pferdige Eincylindermaschine der Firma Weyher et Richemond in Pantin, deren Einzeltheile bemerkenswerthe
Neuerungen aufweisen, beschreibt Revue industrielle vom
27. Juni 1896.
Textabbildung Bd. 307, S. 1
Eincylindermaschine von Weyher et Richemond.
Textabbildung Bd. 307, S. 1
Fig. 3.Eincylindermaschine von Weyher et Richemond.
Ein auf der Kurbelwelle befestigtes Excenter bethätigt mittels Stange eine Schwinge,
deren Bewegungen mittels Lenkstange einer auf der rechten Seite des Cylinders
drehbar befestigten Steuerscheibe mitgetheilt werden, an der die nach den Hebeln der
Schieberspindeln führenden Lenkstangen angreifen. Die Ausströmschieber bieten nichts
Neues. Die Einlasschieber setzen sich, wie Fig. 1 und 2 erkennen lassen, aus je
zwei Theilen zusammen. Der äussere Theil c bildet einen
gewöhnlichen Corliss-Schieber, der von der Schwingscheibe aus hin und her bewegt
wird, während der andere Theil jedes Einlassorgans aus einer unabhängig von dem
äusseren Schieber bewegten dreiflügeligen Klappe d
besteht, die sich im Ruhezustande der Schieber über einen Schlitz des Grundschiebers
c legt. Die Klappe ist auf einer Spindel befestigt,
die sich im Schieber c frei dreht; an ihrem
äusseren Ende trägt die Spindel eine Scheibe c1 (Fig. 3 und 4), die mit einem Anschlag für die Klinke f versehen ist und mit einem Luftbuffer e in Verbindung steht.
Textabbildung Bd. 307, S. 1
Fig. 4.Eincylindermaschine von Weyher et Richemond.
Wird der Schieber in Richtung des in Fig. 2 ersichtlichen
Pfeiles gedreht, so schliesst er den Einströmkanal im Cylinder und hebt die Klappe
d an. Letztere würde auch bei der Umkehr der
Schieberbewegung unter dem Einflüsse des Luftbuffers dem Schieber folgen, wenn nicht
die Klinke f sie hieran verhinderte. Die Klinke ist am
Schieberkastendeckel drehbar befestigt und durch ein Gestänge mit dem Regulator
verbunden. Im gegebenen Augenblicke trifft sie mit dem Anschlag an der Scheibe q zusammen und verhindert damit deren Weiterbewegung.
Da aber der Schieber c seine schwingende Bewegung
fortsetzt, wird der Schlitz im Grundschieber immer mehr geöffnet und es kann, da
letzterer den Einlasskanal im Cylinder nach und nach freilegt, Dampf in den Cylinder
einströmen. Sobald die Klinke f den Anschlag der
Scheibe c1 freigibt,
springt die Klappe d unter Wirkung des Luftbuffers in
ihre normale Lage zurück und sperrt, da der Schlitz im Grundschieber jetzt
geschlossen ist, den Dampfzutritt nach dem Cylinder ab. Der Regulator (Fig. 5) beherrscht die Geschwindigkeit der Maschine
innerhalb weiter Grenzen. Er wird von der Kurbelwelle aus mittels Schnecke und
Schneckenrades angetrieben, deren Bewegungen durch eine wagerechte Welle auf ein
konisches, in einem Oelbade laufendes Räderpaar übertragen werden. Auf der halben
Höhe der Regulatorspindel ist eine Schnecke festgekeilt, welche mit einem
eingekapselten Schneckenrade p auf der kurzen Welle a (Fig. 5) im Eingriff
steht. Auf der letzteren sitzen ferner zwei ungleich grosse Stirnrädchen, von denen
das grössere h auf der Welle a festgekeilt, das andere f mit verlängerter
Nabe auf dieser frei beweglich ist. Die Rädchen stehen mit Rädern einer kurzen Welle
a1 derart in
Verbindung, dass die Bewegung der Regulatorspindel auf die Nabe des Rädchens f übertragen wird. Diese ist als Kurbelscheibe
ausgebildet und mit einem excentrischen Zapfen versehen, an welchem eine Stange
angreift, die mittels eines zweiarmigen Hebels und anschliessender Stange die
Bewegungen des Regulators auf die Klinken f (Fig. 3) überträgt. Um veränderliche Stellungen der
letzteren bezieh. veränderliche Füllungen zu erhalten, ist die Welle a1 nicht fest am
Regulatorständer, sondern in einem um die Welle a
drehbaren Gestell gelagert, so dass die auf ihr sitzenden Räder als Planetenräder
anzusehen sind. Ueber den Regulatormuff greift ein Gewichtshebel, der an dem einen
Ende mittels kurzer Lenkstangen, die an einem Arm des Regulatorständers angreifen,
gestützt, am anderen Ende mit einer Schraubenspindel verbunden ist, über welche eine
in dem Traggestell der Welle a1 gelagerte Mutter greift.
Textabbildung Bd. 307, S. 2
Fig. 5.Eincylindermaschine von Weyher et Richemond.
Textabbildung Bd. 307, S. 2
Fig. 6.Eincylindermaschine von Weyher et Richemond.
Wenn die Regulatorkugeln ihre normale Stellung verlassen, wird
auch die Spindel mit der zugehörigen Mutter in senkrechter Richtung verschoben, so
dass die auf der Welle a1 des Traggestelles sitzenden Räder entsprechende Drehbewegungen
ausführen, wodurch die Lage des excentrischen Zapfens der Kurbelscheibe verändert
wird. Da sich die Regulatorkugeln aber um so weiter aus ihrer normalen Lage
entfernen, je mehr die Widerstände der Maschine zu- bezieh. abnehmen, ist es
nothwendig, unter Beibehaltung der den jedesmaligen Widerständen entsprechenden
Stellungen der Klinken f, den Gewichtshebel in
diejenige Lage zurückzuführen, welche der festgesetzten Geschwindigkeit der Maschine
entspricht. Dies geschieht durch einen sogen. Compensator (Ausgleichvorrichtung),
der, in dem Gehäuse h untergebracht, von der Welle a aus mittels einer über Rollen geführten Gall'schen Kette betrieben wird. Die Vorrichtung
besteht aus einem konischen Rade, welches mit zwei anderen diametral
gegenüberliegenden, in umgekehrter Richtung drehbaren Rädern in Eingriff steht. Je
nachdem der Regulator steigt oder fällt, kommt das eine oder andere dieser Räder mit
einer zwischenliegenden Kuppelung der Regulatorspindel in Eingriff und dreht die
letztere in dem entsprechenden Sinne. In Folge dessen führt auch die Spindel eine
aufsteigende oder abwärts gerichtete Bewegung aus und der Gewichtshebel gelangt in
die wagerechte Lage, der Compensator in seine Ruhestellung zurück. Ein an dem
Traggestell der Welle a befestigter Zeiger gibt die
jedesmalige Füllung der Maschine auf einer Scala an. Dieselbe schwankt zwischen Null
und 75 Proc. des Kolbenhubes, während die Geschwindigkeit der Maschine nahezu
constant bleibt. Beim Arbeiten mit Condensation leistet die Maschine mit 85
minutlichen Umdrehungen, bei 7,5 at Anfangsdruck des Arbeitsdampfes und 0,1 Füllung
ungefähr 200 .
Die Luftbuffer arbeiten trotz ihrer nur geringen Abmessungen äusserst
zuverlässig und bringen die Klappen der Expansionsschieber mit genügender
Entschiedenheit auf die Sitzflächen zurück. Die an der Scheibe c1 angreifende Stange
jedes Luftbuffers (Fig. 6) ist mit einem hohlen
Plungerkolben verbunden, der unten eine kleine, durch eine Kugel verschlossene
Oeffnung hat und sich in einem äusseren Metallcylinder hin und her bewegt. Der Hub
des Kugelventils ist durch eine darüber liegende Stange begrenzt. Der untere Theil
des äusseren Cylinders ist, wie auch der Kolben, mit Oel angefüllt. Die
Wirkungsweise des Luftbuffers ist aus der Abbildung leicht erkennbar.
Textabbildung Bd. 307, S. 2
Eincylindermaschine von Weyher et Richemond.
Ausser seiner sonstigen Thätigkeit hat der Regulator bei Hahnsteuerungen in der Regel
noch das sofortige Abstellen der Maschine im Falle eintretender Gefahr zu besorgen.
Um den Regulator zu entlasten und die sichere Wirkung desselben nicht zu
beeinträchtigen, ist im vorliegenden Falle ein besonderer Arretirungsmechanismus
angeordnet. Zu dem Zwecke sind auf der Nabe und dem Felgenkranz der Steuerscheibe
b ein excentrischer Körper i (Fig. 7 und
8) und ein
gekrümmter Hebel k gelenkig befestigt. Die Scheibe b trägt einen Ansatz, gegen welchen diese Theile in der
Ruhelage gehalten werden, und zwar ersterer durch den Zug einer Schraubenfeder i0, letzterer unter der
Druckwirkung einer Blattfeder l. So lange die
Geschwindigkeit der Maschine ein gewisses Maass nicht überschreitet, nehmen die
genannten Theile an den Schwingungen der Steuerscheibe Theil. Wenn aber aus irgend
welchem Grunde eine Geschwindigkeitsvermehrung eintritt, überwindet die wachsende
Energie der Masse i die Spannung der Feder i0, während der
gekrümmte Hebel k unter dem Druck der Flachfeder eine
fallende Bewegung ausführt und sich vor die fliehende Masse i legt. Das andere Ende dieses Hebels erhebt sich in Folge dessen und
trifft bei der ersten rückläufigen Bewegung der Steuerscheibe b auf den Anschlag eines geradlinigen Balanciers m. Letzterer dreht sich sofort um seinen Zapfen und
zieht die Stange n, deren anderes Ende mit einer auf
der Spindel des Dampfeinlasschiebers sitzenden Kurbel verbunden ist, an. Dadurch
wird der Schieber geschlossen und der Zugang frischen Dampfes in den Cylinder
abgesperrt.
Thatsächlich gehört zum Abstellen der Maschine nur eine geringe Kraftäusserung, die
übrigens noch mittels der Schraubenfeder i0 geregelt werden kann und von der Maschine selbst
geleistet wird.
Der Kesseldampf gelangt durch eine Rohrleitung in den Mantel des Dampfcylinders, von
hier nach Oeffnen des vorgenannten Einlasschiebers in den Vertheilungskasten. Der Fig. 9 und 10 ersichtliche Schieber
sitzt zwischen den Oeffnungen v und v1 im Dampfmantel
bezieh. Vertheilungskasten. Er besteht aus einem hohlen Schiebergehäuse o und der -förmig gestalteten Schieberspindel
f, welche in ihrem in dem Gehäuse o liegenden Theile rechteckigen Querschnitt hat. Das
Gehäuse spielt lose auf der Schieberspindel und wird durch den Dampf unter
Zuhilfenahme kleiner Federn auf seine Sitzfläche gedrückt. Beim Beginn der
Drehbewegung der Schieberspindel von rechts nach links (Fig. 10) mittels des
Handhebels l entfernt sich das Gehäuse von seinem Sitz,
wird aber, weil es an der Drehung der Spindel noch nicht theilnimmt, durch den in
Bewegungsrichtung wirkenden Dampf wieder lose auf den Sitz angepresst und führt dann
seine weitere Drehung aus. Auf diese Weise wird die Reibung zwischen Schieberspiegel
und Drehschieber auf einen kleinen Betrag herabgemindert. Die zur Bethätigung des
Schiebers am Hebel l auszuübende Kraft ist genau
bestimmt. Beim Oeffnen von Hand ist der Widerstand des auf dem Schiebergehäuse
ruhenden Dampfdruckes zu überwinden, während das Schliessen des Schiebers, da der
Druck des Dampfes auf beiden Seitenflächen des Gehäuses derselbe ist, nur eine
unbedeutende Kraftäusserung erfordert, die durch den selbsthätigen
Arretirungsmechanismus ausgeübt werden kann. Im letzteren Falle ist nur der
Widerstand der Federn, welche das Gehäuse gegen seine Sitzfläche drücken, zu
überwinden.
Textabbildung Bd. 307, S. 3
Eincylindermaschine von Weyher et Richemond.
Die Anwendung eines solchen Drehschiebers als Ersatz des Dampfeinlassventils
gestattet bei eintretenden Gefahren ein leichtes und sofortiges Abstellen der
Maschine mittels einfacher Mittel von beliebigen Stellen einer Fabrikanlage aus.
Textabbildung Bd. 307, S. 3
Fig. 11.Kurbelzapfenschmierung von Weyher et Richemond.
Eine grosse Sorgfalt ist auf die selbsthätige Schmierung der bewegten Maschinentheile
verwendet. Besonders bemerkenswerth ist die Schmierung des Kurbelzapfens. Dieselbe
erfolgt von einem vorn am Kurbellager befestigten Behälter aus. Das in diesem
befindliche Oel fliesst durch Röhrchen mit eingeschaltetem Einstellhahn in den an
der Kurbelscheibe befestigten Schmierring und aus diesem durch die Centrifugalkraft
in die mittlere Bohrung q (Fig. 11) des Kurbelzapfens.
Von hier führen radiale Bohrungen r, r1 und r2 nach dem Umfange des Kurbelzapfens, von denen die
Bohrung r durch ein bis auf die Achse der mittleren
Bohrung q führendes Röhrchen verlängert ist. Beim
Anlassen der Maschine füllt das Oel zunächst die obere Hälfte der Zapfenbohrung q
an und kann in Folge dessen nur in die Bohrungen r1 und r2, nicht aber in diejenige r eintreten. Das Oel schmiert den Umfang des Kurbelzapfens und tritt
hierauf in das Innere einer den vorderen Theil desselben umschliessenden Kappe. Von
hier wird das Oel durch ein als Schöpflöffel wirkendes gebogenes Rohr s, welches an einem Winkelstutzen des Kurbelzapfens
befestigt ist, in die mittlere Bohrung q desselben
zurückgeschleudert und gelangt, da diese nun ganz mit Oel gefüllt wird, zum Theil
auch durch die Bohrung r des Zapfens in die vordere
Abtheilung eines über die Kurbelscheibe gelegten Fangringes r0. Letzterer ist durch eine
Leiste in zwei Hälften getheilt, welche durch mehrere Bohrungen so mit einander in
Verbindung stehen, dass das Oel bei der tiefsten Lage einer jeden Bohrung aus der
vorderen in die hintere Abtheilung übertreten kann. Aus dieser wird es, immer noch
unter Einwirkung der Centrifugalkraft, durch ein Sammelrohr z in einen auf dem Deckel des Kurbellagers befestigten hohlen Ständer und
von hier durch ein Rohr wieder in den Ausgangsbehälter zurückgeführt.
Textabbildung Bd. 307, S. 3
Fig. 12.Kurbelachsenlager von Weyher et Richemond.
Die Kurbelwelle ruht in zwei Lagern, von denen das äussere als Kugellager ausgebildet
ist. Die beiden Schalen sind mit Weissmetall ausgegossen. Ein mittlerer Ring bringt
das Schmiermaterial aus dem Untertheil des Lagerkörpers auf den Zapfen.
Das Fig. 12 ersichtliche, mit dem Bajonnetrahmen
zusammengegossene Kurbellager hat fünf mit Weissmetall gefütterte Schalen aus
Gusseisen, eine Unterschale a, zwei gleichzeitig als
Keile wirkende Seitenschalen b und zwei Oberschalen c, welch letztere durch je eine Schraube in ihrer Lage
gehalten werden. Die Verstellung der beiden Seitenschalen geschieht von oben mittels
zweier Druckschrauben, die sich in Metallbüchsen h des
hohl ausgeführten Lagerdeckels führen und deren vierkantige Köpfe durch kurze
Lenkstangen mit den Seitenschalen verbunden sind. Das Nachstellen der Schrauben
erfolgt durch die mit einer Gradtheilung versehenen Muttern i. Jeder Theilstrich entspricht einem Anzug der Seitenschalen von 0,1 mm.
Ein Ring d dient auch hier zum Fördern von
Schmiermaterial aus dem unter dem Lager angeordneten Oelbehälter auf den Umfang des
Achsschenkels. Zum Entleeren des Oelbehälters ist eine Schraube angeordnet.
Die Van Beers Mining Company in Kimberley ersuchte nach
Engineering vom 13. September 1895, S. 341, in
einem Ausschreiben um
Einreichung von Offerten auf drei Stück Dreifach-Expansionsmaschinen, die je mit
einem Kesseldruck von 8,44 at und 75 minutlichen Umdrehungen 225 i leisten sollten. Die Einzeltheile sollten so
kräftig gehalten sein, dass die Maschinen event. auch mit 10,54 at Kesseldruck
betrieben werden konnten. Ferner sollten die Abmessungen derselben so gewählt sein,
dass bei dem niederen Kesseldruck von 8,44 at noch Leistungen von je 300 i entwickelt werden könnten. Der
Speisewasserverbrauch sollte bei Leistungen der Maschine von je 225 i und 8,44 at Kesselspannung nicht mehr als 6,58 k
für 1 e und Stunde betragen. Die Lieferung
der Maschinen wurde der bekannten Firma Fräser and
Chalmers in Chicago übertragen.
Es sind stehende Dreifach-Expansionsmaschinen mit Condensation, deren Cylinder 292,
483 und 762 mm Durchmesser für 914 mm gemeinschaftlichen Kolbenhub haben. Der
Hochdruckcylinder liegt über dem Mitteldruckcylinder, so dass die drei Kolben jeder
Maschine auf eine doppelt gekröpfte Welle arbeiten. Diese Anordnung erforderte
andere Cylinderverhältnisse als bei derartigen Maschinen mit dreifach gekröpften
Kurbelwellen gebräuchlich sind. Bei den gewählten Verhältnissen weichen indess die
auf die beiden Kurbeln übertragenen Arbeiten nicht bedeutend von einander ab. Bei
geringer Belastung wird auf die Hochdruckkurbel eine etwas grössere Arbeit als auf
die Niederdruckkurbel übertragen, bei grösserer Belastung der Maschine ist dies
umgekehrt.
Die Aufnehmer sind zwischen die Cylinder gelegt und ebenso wie die letzteren sammt
zugehörigen Deckeln von Mänteln umgeben, die sämmtlich mit Kesseldampf geheizt
werden. Der Hochdruckcylinder hat ein eingesetztes Futter, während der Mitteldruck-
und Niederdruckcylinder mit ihren Mänteln aus einem Stück gegossen sind. Die
Abwässer der Mäntel treten in das Saugrohr einer kleinen, vom Balancier der
Luftpumpe betriebenen Plungerpumpe und werden von dieser in die Kessel zurück
gedrückt. Das Einströmrohr des Hochdruckcylinders hat 89 mm, das Austrittsrohr vom
Niederdruckcylinder nach dem Condensator 229 mm Durchmesser.
Die aus Stahl gefertigten Kolbenstangen haben 86 mm Durchmesser. Die Kolben tragen
selbstspannende Liderungsringe. Die Kreuzköpfe haben Stahlgehäuse mit nachstellbaren
Schuhen. Die ausgebohrten Führungsstücke sind besonders gegossen und am
Maschinenrahmen befestigt. Die Kreuzkopfschuhe sind wie auch die Schalen der
Kurbelwellenlager und Kurbelzapfen mit Weissmetall gefüttert. Die Kreuzkopfzapfen
haben 76 mm Durchmesser und 105 mm Länge. Die schmiedeeisernen Kurbeln sind mit den
Gegengewichten aus einem Stück gefertigt und auf die Stahlwelle aufgezwängt. Die
fünf Lager der letzteren haben 190 mm Durchmesser und 381 mm Länge, die Kurbelzapfen
178 mm Durchmesser und 178 mm Länge. Das als Seilscheibe ausgebildete Schwungrad hat
4,572 m Durchmesser und ist mit neun Rillen für 44,4 mm starke Baumwollenseile
versehen. Das Rad ist aus vier Theilen zusammengesetzt.
Der Mitteldruckcylinder hat eine der Firma Fraser and
Chalmers patentirte Corliss-Hahnsteuerung, welche Füllungen bis etwas über
0,4 des Kolbenhubes zulässt, während der Hochdruck- und Niederdruckcylinder mit je
einer besonderen Corliss-Steuerung für Füllungen von Null bis etwa 0,8 des
Kolbenhubes arbeitet.
Die einfach wirkende Luftpumpe ist so beschaffen, dass die Maschine mit
Einspritz- oder Oberflächencondensation arbeiten kann. Sie hat 381 mm Durchmesser
bei 305 mm Kolbenhub. Der Einspritzcondensator ist mit der Luftpumpe aus einem Stück
gegossen und steht mit dem Niederdruckcylinder durch eine directe Leitung in
Verbindung; eine Abzweigung der letzteren führt nach dem Oberflächencondensator. Die
Absperr- und Einspritzventile werden von derselben Stelle aus bethätigt.
Die Kurbelwellenlager werden durch eine besondere Pumpe mit Schmiermaterial versehen;
dieselbe arbeitet continuirlich und drückt das gebrauchte Oel, nachdem es ein Filter
passirt hat, immer von Neuem wieder nach den Wellenlagern. Die von der Van Beers Company angestellten Versuche ergaben einen
Verbrauch an Speisewasser von nur 6,12 k für 1 e und Stunde. Damit war den Lieferungsbedingungen vollständig Genüge
geleistet.
Textabbildung Bd. 307, S. 4
Fig. 13.Dampfvertheilung von Wolf und Pond.
G. L. Wolf in Detroit, Mich., und G. H. Fond in Ashburnham, Mass., wurde nach The Engineer vom 20. November 1896, S. 532, in
Nordamerika unter Nr. 565063 die Fig. 13 ersichtliche
Anordnung der Dampfvertheilung an einer mit Corliss-Hähnen arbeitenden stehenden
Verbundmaschine patentirt. Aus dem zwischen den beiden Cylindern A und B liegenden
Schieberkasten C führen Kanäle cc nach den Enden der Cylinder bezieh. bei entsprechender Stellung der
Hahnschieber FF von einem Cylinder in den anderen. Der
Kesseldampf strömt durch Oeffnungen b am oberen und
unteren Ende des Schieberkastens in den Hochdruckcylinder, nach vollbrachter Arbeit
in diesem durch den Kanal des einen oder anderen Schiebers F in den Niederdruckcylinder, danach durch eine mittlere Oeffnung des
Schieberkastens ins Freie.
Textabbildung Bd. 307, S. 4
Hahnschieberentlastung von Hargreaves und Hudson.
Um den auf den Rücken eines Hahnschiebers ausgeübten Dampfdruck während der Bewegung
eines solchen Steuerorgans zu verringern, schlagen J. H.
Hargreaves und J. G. Hudson in Bolton nach Engineering vor, Kanäle A
(Fig. 14 und 15) in Gestalt einer
Anzahl kleiner Löcher, die von der Gleitfläche des den Cylinderkanal K überdeckenden Schiebertheiles B nach einer Nuth C auf dem Rücken des
Schiebers führen, anzuordnen. In einer zweiten Abänderung des Patentes bestehen die
Kanäle A aus Oeffnungen, deren Länge derjenigen der
Cylinderkanäle entspricht. Der Schieber wird in der gewöhnlichen Weise durch eine
Spindel G hin und her bewegt, die sich mehr oder
weniger dicht gegen die Nuth C auf dem Schieberrücken
anlegt. Die senkrecht zur Gleitfläche stehenden Schieberlappen sind, um eine
Klemmung der Schieberspindel zu verhüten, durch Bolzen H mit einander verbunden, die behufs gehöriger Absteifung der
Schieberlappen von Rohrstücken J umgeben sind. Wenn
sich der Schieber
bewegt und die Löcher A über den Kanal K zu liegen kommen, steht dieser mit der Nuth C auf dem Rücken des Schiebers in Verbindung und es
verringert sich in Folge dessen der auf den letzteren ausgeübte Dampfdruck nicht
unerheblich, so dass auch die Weiterbewegung des Schiebers entsprechend leichter
bewerkstelligt werden kann. Auch die wie gewöhnlich unter dem Einflüsse einer Feder,
eines Luftbuffers o. dgl. bewirkte Schlussbewegung des Schiebers wird entsprechend
den verminderten Widerständen im gegebenen Augenblicke sicher und schnell erfolgen,
da der volle Dampfdruck nur am Ende dieser Bewegung in Wirkung tritt.
(Fortsetzung folgt.)