Titel: | Elektrotechnik.Fortschritte der angewandten Elektrochemie. |
Autor: | Franz Peters |
Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 63 |
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Elektrotechnik.Fortschritte der angewandten Elektrochemie.
Von Dr. Franz
Peters.
Mit Abbildung.
Fortschritte der angewandten Elektrochemie.
A. Stromquellen.
Auf dem Gebiete der Stromerzeugung bewegte sich die Erfinderthätigkeit in dem
Zeitraume der Berichterstattung wesentlich auf Bahnen, die zu einer, meist
mechanischen Vervollkommnung im Principe bekannter Ketten führen sollten.
Bei den Primärelementen sind am meisten beachtenswerth die Bemühungen zur Erzielung
einer vollkommeneren Depolarisation. Den Gasketten ist erhöhte Aufmerksamkeit
zugewendet worden. Das Studium des Problems der directen Elektricitätserzeugung aus
Kohle hält an, hat aber zu einem einigermaassen brauchbaren technischen Resultat
noch nicht geführt.
In der Accumulatorentechnik ist das Hauptbestreben auf Erhöhung der Haltbarkeit der
positiven Platten gerichtet. Der Zinksammler hat mehrere Erfinder beschäftigt. Ob
die Neuerungen wirklich Verbesserungen sind und ihn lebensfähig machen, bleibt
abzuwarten.
I. Primärelemente.
a) Gewöhnliche galvanische
Elemente.
Der beim Schliessen des Stromes eintretende schnelle Abfall der
elektromotorischen Kraft eines galvanischen Elements rührt nach B. E. Moore und H. V.
Carpenter (Phys. Revue, 1897 Bd. 4 S. 329) hauptsächlich von der
Polarisation an der Kohleelektrode, das schnelle Ansteigen beim Oeffnen des
Stromes von der Erholung der Zinkelektrode von der Polarisation her.
Doe beschreibt (Amerikanisches Patent Nr.
576095) eine aus Zink-Kohle-Elementen bestehende Batterie, W. Turner (Englisches Patent Nr. 1669/1896)
eine Circulationsbatterie. E. S. Boynton
(Amerikanisches Patent Nr. 563127) setzt mehrere Elemente, die Röhren am
Boden haben, über einen gemeinschaftlichen Trog, der leichte Füllung mit dem
Elektrolyten und Entleerung gestattet. In die nichtleitenden Gefässe der
einzelnen Elemente sind die Kohleelektroden fest eingesetzt, während die
Zinkelektroden an einem gemeinschaftlichen Bügel befestigt sind. Eine
besonders zum Beleuchten von Fahrrädern u.s.w. verwendbare Batterie aus drei
Zink-Kohle-Elementen geben Th. T. Boland, Ch. J. und
H. Ch. Hubbell an (Englisches Patent Nr. 20077/1896). C. N. Sedneff (Englisches Patent Nr.
17026/1897) beschreibt ein Zink-Kohle-Element, in dem der Sauerstoff des
Depolarisators regenerirt wird und das Diaphragma nur für Wasser und Gase
durchlässig ist. In Zink- oder Eisen-Kohle-Elementen mit Salmiak oder
Natronsalpeter als Erregerflüssigkeit bringt W.
Rowbotham (Englisches Patent Nr. 16268/1896) eine Kammer für den
aus 1 Th. Schwefelsäure vom spec. Gew. 1,79 und 1 bis 6 Th. Salpetersäure
vom spec. Gew. 1,48 bestehenden Elektrolyten und einen Ausdehnungsraum an.
Beim Arbeiten des hermetisch verschlossenen Elementes wird der Depolarisator
von den entwickelten Gasen in die Ausdehnungskammer gedrückt und gelangt von
hier in die röhrenförmigen, von porösen Rohren umgebenen Kohleelektroden.
Auf die Elemente von Brewer (Amerikanisches
Patent Nr. 576720), Badt (Amerikanisches Patent
Nr. 576936) und Burnet (Amerikanisches Patent
Nr. 577282) sei verwiesen.
D. Mathieu (Englisches Patent Nr. 20035/1896)
verwendet an Stelle der porösen Thoncylinder in Leclanché-Elementen einen
aus Kohlestäben und -scheiben zusammengesetzten Behälter. V. Jeanty (Englisches Patent Nr. 12827 von
1897) will dadurch ohne poröse Scheidewand auskommen, dass er die Elektroden
wagerecht stellt und die Depolarisationsflüssigkeit und den Depolarisator an
den Boden des Gefässes bringt. Von dieser Art der Trennung der Flüssigkeiten
und des Depolarisators hat man schon früher Gebrauch gemacht.
Um ohne Vergrösserung des Raumes bei Primärelementen möglichst grosse
Elektrodenflächen anwenden zu können, lassen C.
Shrewsbury und F. Marshall (Englisches
Patent Nr. 20843/1895) das Zink, das die hohle Kohle umgibt, auch in deren
Inneres hineinragen. Die Kohle steht in dem ringförmigen Raume zwischen den
doppelten Wänden eines porösen Thoncylinders. Aus demselben Grunde versieht
K. W. Hertel (Elektrochem. Zeitschr., 1897
Bd. 4 S. 174) die Kohleelektrode mit Hohlräumen, die mit durchbrochenen
Kupferhülsen ausgefüttert sind. Mit letzteren stehen kupferne Ableiter, die
unter einander verbunden und mit depolarisirenden Stoffen umgeben sein
können, in leitender Verbindung. Ein geschlossenes Element des
Leclanché-Typus mit Magnesiumammoniumchlorid als Elektrolyten und
Cellulose zwischen den oder um die Elektroden beschreiben R. M. J. Heurtey und P.
Germain (Englisches Patent Nr. 16597/1896). In galvanischen
Elementen aus Amalgam (z.B. des Zinks), einem von einem hohen Oxyd des
Bleies umgebenen Metallstab und verdünnter Schwefelsäure hüllt J. Kitsée (Englisches Patent Nr. 14508/1897)
die Elektroden in ein widerstandsfähiges poröses Material, wie Holz oder
Stuck, ein. Caesar Vogt (D. R. P. Nr. 89922)
setzt auf den Zinkcylinder flache federnde Isolirklammern mit Nasen, die
unten nach innen vorspringen, als Stützen für die Ableitungselektrode. Die
vortheilhafte Befestigung der Elektroden bei tragbaren galvanischen
Batterien beschreibt William Morison (D. R. P.
Nr. 91049).
Als Mittel zur Verhütung der Verdunstung des Elektrolyten empfiehlt die Chemische Fabrik Busse das Calciumoxychlorid (?
oder nur Chlorid) unter dem Namen Calcidum. Es soll auch die Leitfähigkeit
der Salmiaklösung verbessern und die Polarisation bis auf eine Wenigkeit
herabdrücken. Die Lösung gefriert auch bei –30° nicht. Die Verwendung von
Calciumchlorid zu dem erstgenannten Zwecke ist schon alt. Ferricyankalium
will G. Platner (Elektrochem. Zeitschr., 1897
Bd. 3 S. 265) in Primär- und Secundärelementen als Elektrolyten gebrauchen.
Das durch Einwirkung des Zinks gebildete Kaliumhydroxyd wird durch
Turnbull's Blau unschädlich gemacht, der polarisirende Wasserstoff durch
Kaliumchlorat oxydirt. Die Spannung beträgt 1,6 Volt. Das in ausgebrauchten
Batterieelektrolyten in alkalischer Lösung enthaltene Zink fällen W. Walker jr., F. B. Wilkins, Jabez und Joseph Lones (Englisches Patent Nr. 19308/1896)
als Sulfid, erhitzen dieses nach dem Waschen und Trocknen mit 3 Proc.
Schwefel ½ Stunde auf Dunkelrothglut, schütten in Wasser und verwenden das
Product als Farbe. In der zinkfreien Lösung wird das Thiosulfat durch
Wasserstoffsuperoxyd, Bariumsuperoxyd oder den elektrischen Strom oxydirt.
Die auf 1,05 spec. Gew. gebrachte Flüssigkeit wird mit Kalk gekocht. Zum
Schlusse wird Barythydratlösung zugefügt und nach dem Klären
concentrirt.
Zwei angeblich neue galvanische Elemente beschreibt H. Pauling (Zeitschr. f. Elektrochemie, 1897 Bd. 3 S. 332). Das
eine, mit Diaphragma, besteht aus Kohle in Chlorwasser und
Natriumthiosulfatlösung; E = 0,64 Volt, nach 50 Minuten langem Kurzschluss,
wobei J = 0,7 Ampère, = 0,47 Volt etwa 5 Stunden lang. Praktisch ist diese
Kette kaum verwerthbar. Die andere Batterie enthält Kohle und Eisen in
concentrirter Eisenchloridlösung, liefert E = 0,9 Volt und 900 Watt-Stunden
für 25 Pf. Das Element ist nichts weiter als das altbekannte Pabst'sche (D. R. P. Nr. 23994; vgl. meine Angewandte Elektrochemie, Bd. 1 S. 278). Nach
F. W. Küster (Zeitschr. f. Elektrochemie,
1897 Bd. 3 S. 383) wird darin nur etwa der sechste Theil des gelösten Eisens
für die Stromarbeit nutzbar gemacht, da das Eisen stets in feiner
Vertheilung Kohlenstoff oder Eisencarbide enthält, sich also beim Eintauchen
in Eisenchloridlösung schon selbst wie ein Conglomerat von kleinen, durch
Eisen kurz geschlossenen Eisen-Eisenchlorid-Kohle-Elementen verhält. Deshalb
wird auch die Lebensdauer der Batterie nur kurz sein. Das Eisen löst sich
einzig und allein zu Ferro-, nicht zu Ferrisalz. Sehr geeignet als
Depolarisationsmittel sind nach Fr. Mayer (D.
R. P. Nr. 92102) die Halogenadditionsproducte des Hexamethylentetramins. Sie
enthalten das Halogen, dessen Gehalt sehr gross ist (50 bis 79 Proc), in
sehr lockerer Bindung. Der entstehende Halogenwasserstoff hält die Wirkung
des Erregersalzes constant. Man mischt poröse Substanzen mit den
Halogenverbindungen oder tränkt die Substanzen mit Hexamethylenaminlösung
und schlägt das Halogen in Dampfform, in Lösung oder auch elektrolytisch
darauf nieder. H. N. Warren (Zeitschr. f.
Elektrochemie, 1897 Bd. 4 S. 276) verwendet in seinem Luftelement
als Kathoden poröse Graphitplatten, deren oberes, mit der Luft in Berührung
befindliches Viertel platinirt ist. Der untere Theil taucht in eine stark
angesäuerte Ferrisulfatlösung. Die Anode besteht aus amalgamirtem Zink. Ein
18 × 12,5 cm grosses Element lieferte 24 Stunden lang einen Strom von 2 Volt
und 3 Ampère. Lässt die Wirksamkeit des Elementes nach, so zieht man das
Zink heraus. Das entstandene Ferrosulfat oxydirt sich dann wieder zu
Ferrisalz. Mit erwärmter Luft will de Rufz de
Lavison (D. R. P. Nr. 94141) depolarisiren. Die scheibenförmigen
Kupferelektroden drehen sich und werden an dem aus der Flüssigkeit
herausragenden Theile erhitzt. Die Zinkelektroden haben Scheiben- oder
Kastenform. Eine 4 k schwere Batterie lieferte bei einer Spannung von 0,8
Volt 30 Ampère. Oskar Rothmund, Edler von
Burgwall und Leopold Ofenschüssel (D.
R. P. Nr. 93427 und Englisches Patent Nr. 27262/1896) trocknen die mit
concentrirter Schwefelsäure oder concentrirten Lösungen von Potasche,
Natron- oder Kalihydrat oder Chromsäure durchfeuchteten
Bleisuperoxydelektroden ihres Primärelements, um sie bequemer verschicken zu
können. Am Gebrauchsorte wird Wasser aufgegossen. P.
Falle (Englisches Patent Nr. 22142/1895) verwendet als
Depolarisator im porösen Kohlecylinder ein mit Schwefelsäure befeuchtetes
Gemisch von Kaliumbichromat, Alaun und Zinksulfat. Das Zink steht in
Natrium- oder Zinkchloridlösung. L. W. Pullen
(Englisches Patent Nr. 16069/1897) depolarisirt durch ein mit concentrirter
Schwefelsäure gleichmässig durchfeuchtetes Gemisch aus einem Mangansalz
(z.B. dem Sulfat) und fein vertheilter Kohle (Koks oder Graphit). Das
Element von Fuchs (D. R. P. Nr. 94140) enthält
als Elektrolyten Alkalichloridlösung mit Bleisulfat, das sich in einem
Filterbehälter befindet. W. S. Doe (Englisches
Patent Nr. 995/1897) will in Zink-Kohle-Elementen in einer durchlöcherten
Hartgummiröhre geschmolzenes Natriumnitrat als Depolarisator anbringen. B. Essick (Englisches Patent Nr. 8131/1897)
erhitzt in Zink-Kupfer- und Zink-Kohle-Elementen den aus 20 Th. Wasser und
je 1 Th. Schwefelsäure und Kupfersulfat bestehenden Elektrolyten zur
Erzielung von Depolarisation. Die Menge der Flüssigkeit wird automatisch
constant erhalten.
Die Concentrationskette von Bleekrode hat L. Silberstein (D. R. P. Nr. 90020) bei seinem
galvanischen Element als Vorbild gedient. In mehreren Kammern befinden sich
Lösungen verschiedener Concentration. Ausschnitte im oberen Rande der
isolirenden Scheidewände stellen die leitenden Verbindungen her.
b) Normalelemente.
Ueber den Temperaturcoëfficienten des Potentials der Kalomelelektrode mit
verschiedenen gelösten Elektrolyten hat Th. W.
Richards (Zeitschr. f. physikalische Chemie, 1897 Bd. 24 S. 39)
Untersuchungen angestellt. Clark-Elemente sind in ihrer
elektromotorischen Kraft nach W. E. Ayrton und
W. R. Cooper (Electrician, 1897 S. 303)
empfindlich gegen Temperaturänderungen. Häufig, namentlich bei kleinen
Temperaturunterschieden, wird die Wirkung verzögert, da die
elektromotorische Kraft nur langsam wieder auf die normale zurückgeht.
Dieser durch Diffusionserscheinungen in der Zinksulfatlösung hervorgerufene
Uebelstand wird nach H. L. Callendar und H, T, Barnes (Electrician, 1897 Bd. 39 S. 638)
vermieden, wenn man das Zink, das vortheilhaft als 10procentiges Amalgam
verwendet wird, mit einer Schicht feuchter neutraler Zinkvitriolkrystalle
bedeckt. Darauf folgt die Quecksilbersulfatpaste mit darin eingebetteter
Spirale aus amalgamirtem Platindraht. Analog kann das Cadmium-Normalelement
construirt werden. Fischer (Electrician, 1896
Bd. 38 S. 177) hat den Temperaturcoëfficienten von Hibbert's Ein-Volt-Normalelement zu 0,0001 Volt, zwischen 16 und
31° zu 0,0000733 Volt gefunden, so dass eine Temperaturschwankung von 10°
einen Fehler von kaum 0,1 Proc. bei der Ablesung gibt.
c) Trockenelemente.
Um die Luft von Trockenelementen abzuschliessen und doch den Gasen Austritt
zu gestatten, setzt C. Chr. Lesenberg
(Englisches Patent Nr. 13079/1896) in das Gefäss ein mit Nuthe und
Gummikappe versehenes Rohr ein. Entsteht Ueberdruck im Element, so wird die
Kappe gehoben und lässt die Gase durch die Nuth ausströmen. In
Trockenelementen verwendet T. Clark (Englisches
Patent Nr. 11212 von 1896) eine Mischung aus 3 Th. Gummitraganth und 1 Th.
Sägespänen o. ä. Axel F. Peters (Dänisches
Patent Nr. 991) bringt um den aufgeschnittenen Zinkcylinder eine Paste aus
Kaolin o. ä. mit gesättigter Lösung von Natriumthiosulfat an. In der porösen
Zelle steht Kohle in einem vorher bis zum Dunkelroth werden erwärmten
Depolarisator aus 3 Th. Kaliumbichromat und 1 Th. Salpetersäure. Thiosulfat
ist bereits früher von Imchenetzki (vgl. meine
Angewandte Elektrochemie, Bd. 1 S. 114),
Kaliumbichromat und Salpetersäure von Ruhmkorff
u.a. (vgl. ebenda S. 107) vorgeschlagen worden.
d) Gasketten.
Case (Electrical Review vom 1. September 1897)
hat mit einem Element, bei dem die eine Elektrode aus einer von Chlor
durchströmten porösen Kohleröhre, die andere aus vorher erhitzter Kohle und
der Elektrolyt aus Salzsäure bestand, eine elektromotorische Kraft von 0,5
Volt erhalten. Bei Anwendung von Kohle und Platin am negativen Pol wird sie
auf 0,6 Volt erhöht. Die Combination Kohlenoxyd: Chlor gibt 0,38 Volt,
Arsenwasserstoff: Chlor 0,6 bis 0,7 Volt. Einem alten Gedanken geben E. Commelin und R.
Vivan (D. R. P. Nr. 90641) eine etwas neue Ausführung. Sie hängen
zwei glockenförmige, oben mit Gasometern versehene Hohlelektroden aus Kohle
in verdünnter Schwefelsäure über Metallplatten auf. Mit den beim
Stromdurchgange entwickelten Gasen beladen sich die porösen Kohlen, die dann
als Elektroden einer Gasbatterie dienen. Payson
(Amerikanisches Patent Nr. 567721) leitet zu der einen unlöslichen
Elektrode, die in Ammoniak- oder Ammoniumsulfidlösung steht,
Schwefelwasserstoff unter Druck, zu der anderen, davon durch ein poröses
Gefäss getrennten, die sich in alkalischer Lösung befindet, Luft oder andere
Oxydationsmittel. Der Ueberschuss an Gas wird abgelassen.
Bei dem Kohlengaselemente von W. Borchers (Zeitschr.
f. Elektrochemie, 1897 Bd. 4 S. 42), das nach früheren Angaben aus
Kohlenoxyd, Kupferchlorür und Sauerstoff mit Kupfer und Kohle als Elektroden
besteht, müssen die Umsetzungsproducte des Elektrolyten, welche die Reaction
bedingen, räumlich von einander getrennt sein, z.B. durch Glasplatten, die
nur unten Communication gestatten; auch die besten Diaphragmen genügen
nicht. Eine beschleunigtere Absorption des Kohlenoxyds lässt sich durch
Anwendung beweglicher oder feststehender Elektroden erreichen, deren Flächen
in stetem Wechsel mit dem zu lösenden Gase und dem Lösungsmittel in
Berührung gebracht werden. Die nach diesem Grundsatze unter Verwendung einer
Art von Gasuhr, von Glocken, die als Gasheber sich abwechselnd mit Gas und
Flüssigkeit füllten, oder der Gebr.
Borchers'schen Laugencirculation construirten Apparate litten aber
wegen der lebhaften Bewegung des Elektrolyten an dem Uebelstande, dass die
an den verschiedenen Elektroden gebildeten Lösungsproducte sich vermischten.
Die Trennung der beiden Flüssigkeiten durch einen gelatinirten Elektrolyten
(z.B. Wasserglas mit Salzsäure) ergab einen zu grossen inneren Widerstand
des Elements. Auch der Ersatz der Gelatineschicht durch Quecksilber lieferte
kärgliche Resultate. Viel besser wurden sie, wenn in den Anodenzellen das
aus Kupferchlorür und Sauerstoff sich bildende Kupferchlorid durch
Weldon-Schlamm (Mangansuperoxyd in basischer Calciumchloridlösung) ersetzt
wurde.Bleisuperoxyd
ist nicht verwendbar. In dem jetzt nothwendig werdenden
Diaphragma mussten unlösliche, aber ionendurchlässige Niederschläge gebildet
werden, die eine Vermischung der Reagentien verhinderten. Der Apparat
besteht aus einem als Kathode dienenden eisernen oder bleiernen Kasten k (Fig. 1), der
den Weldon-Schlamm e2 und in einer Thonzelle d die
Kupferchlorürlösung e1 enthält. Die auf einen Kohlestab aufgesetzte Kohleplatte a bildet die Anode. In den Anodenraum wird
Kohlengas, in den Kathodenraum Luft geleitet.
Textabbildung Bd. 307, S. 65
Borchers' elektrolytischer Apparat.
Letzteres kann man auch unterlassen. Man arbeitet in diesem Falle mit dem
Elemente so lange es Strom liefert, hebt dann die Thonzelle heraus, und
schickt nun unter massiger Erwärmung einen kräftigen Luftstrom durch den mit
etwas frischem Kalkbrei versetzten Schlamm, bis er wieder regenerirt ist.
Wird in der Thonzelle eine Lösung verwendet, die in 500 cc 80 g
Kupferchlorür, 100 g Salmiak und 50 g Schwefelsäure enthält, so gibt das
Element, durch einen äusseren Widerstand von 100 Ohm geschlossen, eine
elektromotorische Kraft von 0,610 Volt und einen Strom von 0,0100 Ampère;
bei Schluss durch 5 Ohm 0,500 Volt und 0,1000 Ampère; durch 0,5 Ohm 0,07
Volt und 0,4200 Ampère. Mit zwei Platin- oder zwei Kohleelektroden wurden
wenig abweichende Resultate erhalten, so dass die Elektrodensubstanzen nicht
an der Stromerzeugung betheiligt sind. Lösungen, die kein so grosses
Lösungsvermögen für Kohlenoxyd wie Kupferchlorür besitzen, deren gelöster
Bestandtheil aber auch höher oxydirbar ist (wie Zinnchlorür, Manganchlorür,
Manganosulfat, Ferrosulfat), geben viel geringere elektromotorische Kräfte.
An den erhaltenen Resultaten ist der Strom, der durch Neutralisation
zwischen Kalk und Säure entsteht, nur in ganz geringem Maasse betheiligt. Es
konnte nachgewiesen werden, dass OH-Ionen zur Anode wandern. Das Kohlenoxyd
geht bei weitem nicht vollständig in Kohlendioxyd über, sondern es bildet
sich auch Oxalsäure. Dieser Vorgang erklärt die geringen Strom ausbeuten,
gibt aber zugleich Aussicht auf den synthetischen Aufbau von Carbonsäuren.
Vortheilhaft dürfte es sein, das den Weldon-Schlamm enthaltende Gefäss als
drehbares Rohr auszubilden, da nach Ostwald
beim Einleiten des Gases in den oberen Theil der Flüssigkeit seine
Wirksamkeit nur gering sein kann. L. B.
Atkinson und F. G. Treharne
(Englisches Patent Nr. 8906/1896) verwenden Elektroden, die verschiedene
Affinität zum Sauerstoff haben, in einem Sauerstoff übertragenden
Elektrolyten. Die elektronegative Platte wird direct oder indirect durch
chemische Uebertragung durch die Luft oxydirt. Bei Stromschluss erfolgt
Reduction, während die positive Platte sich oxydirt. Zur elektronegativen
Platte wird ständig Luftsauerstoff, zur elektropositiven Kohlenoxyd,
Wasserstoff, Kohlenwasserstoff oder ein anderes reducirendes Gas zugeführt.
Die Elektroden können aus Metallen oder Metalloxyden bestehen, geschmolzen
sein oder sich bewegen. Der Elektrolyt besteht aus gelösten oder
geschmolzenen Hydraten oder Salzen, wie Nitraten, Chloraten, Phosphaten,
Boraten oder Oxyden (z.B. des Bleis). Poröse Scheidewände können angewendet
werden.
e) Directe
Elektricitätserzeugung aus Kohle.
In einem Aufsatze über die Umwandlung der Energie des Kohlenstoffs in andere
nutzbare Formen behandelt C. J. Reed (Journ. Frankl
Institute, 1896 Bd. 142 S. 1) besonders die thermochemische
Methode. Allgemein wird sie so ausgeführt, dass in einer geschlossenen
Kammer Kohle mit einem Metalloxyd erhitzt wird. So können auf Zink ungefähr
31 Proc. der Kohleenergie übertragen werden. Es gibt aber in galvanischen
Elementen im besten Falle nur 1,3 Proc. weiter. Die Nebenproducte und
Oxydationsmittel (SO4, Cl) müssen verloren
gegeben werden. Deshalb kann bei Anwendung von Zink als Energieumwandler die
thermochemisch-galvanische Methode in grossem Maasstabe nie mit der
thermodynamischen in Wettbewerb treten. Es wird sogar so lange keine
wesentliche Verbesserung zu erwarten sein, als die Umwandlungssubstanz
zugleich Elektrode ist. Dass die Energie einzig und allein aus der
Zerstörung von Batterietheilen selbst herrührt, ist ein viel schwerer
wiegender Uebelstand als die mangelhafte Umformung. Das ideale Element
sollte aus zwei unzerstörbaren oder wenigstens einigermaassen dauerhaften
festen Leitern in Berührung mit einem flüssigen Elektrolyten bestehen. Den
letzteren sollten zwei durch eine poröse Wand geschiedene Lösungen bilden.
Jede der beiden Lösungen sollte ein chemisches Reagens enthalten, das sich
bei Berührung der Flüssigkeiten mit dem anderen in exothermischer Reaction
verbindet. Die arbeitende oder umformende Substanz müsste bei möglichst
niedriger Temperatur so auf Kohlenstoff wirken können, dass ohne
Entwickelung oder Absorption von viel Energie eine unbeständige, leicht zu
Kohlensäure oxydirbare Kohlenstoffverbindung entstände. Die arbeitende
Substanz müsste auch unter den oben angegebenen Verhältnissen eine
unbeständige Sauerstoffverbindung bilden können. Diese Kohlenstoff- und
Sauerstoffverbindung, die die wirksamen Reagentien des Elementes sein
würden, sollten sich bei ihrer Berührung in dem kalten Elektrolyten unter
Entwickelung von Kohlensäure und Rückbildung der Umwandlungssubstanz
vereinigen können. Der ausgenutzte Elektrolyt müsste ständig aus dem Element
abfliessen, und regenerirte Lösung einfliessen. Eine solche Reihe von
Reactionen liesse sich durch folgende Gleichungen ausdrücken, worin T ein
Aequivalent der Umwandlungssubstanz, C ein Aequivalent Kohlenstoff und O ein
Aequivalent Sauerstoff ist:
1) T + O = TO
2) C + T = CT
3) 2TO + CT = CO2 + 3T.
Alle drei Reactionen sollten exothermisch, die beiden
ersten möglichst athermal sein. Die den oben aufgestellten idealen
Bedingungen entsprechenden Umwandlungssubstanzen finden sich unter den
Nichtmetallen. In den meisten Fällen ist es vortheilhaft, nicht genau die
Reactionen 1 bis 3, sondern indirect eine gleichwerthige Reihe von
Reactionen durchzumachen. Es mögen die Umwandler Schwefel und Wasser, der
Brennstoff Kohle und das Oxydationsmittel Luftsauerstoff sein. Der Schwefel
wird zunächst zu Dioxyd verbrannt, dieses wird in Wasser geleitet, während
die Verbrennungswärme zur Heizung einer Retorte dient. In dieser entsteht
durch Ueberstreichen von Schwefeldämpfen über glühende Kohle
Schwefelkohlenstoff, dessen Dämpfe sich mit Wasserdämpfen zu
Schwefelwasserstoff und Kohlensäure umsetzen. Das erstere Gas wird in Wasser
geleitet. Dienen nun die Schwefligsäure- und Schwefelwasserstofflösung in
getrennten, Kohleelektroden enthaltenden Gefässen, die zu einer Batterie
vereinigt sind, als wirksame Reagentien, oder werden Schwefeldioxyd und
Schwefelwasserstoff als Gase abwechselnd in hohle Kohleelektroden geleitet,
die in verdünnter Schwefelsäure stehen, so ist es theoretisch möglich, von
den 97000 im Kohlenstoff vorhandenen Energieeinheiten 59000 oder 61 Proc. in
Form von Elektricität zu erhalten. Da aber statt der theoretisch zu
erwartenden elektromotorischen Kraft von 0,63 Volt praktisch nur eine von
0,36 Volt erzielt wurde, so beträgt der Wirkungsgrad des Processes nur 35
Proc. Die physikalischen Veränderungen der Stoffe während des Processes
brauchen nicht mit Nothwendigkeit die Nutzleistung zu beeinflussen. Wenn
auch der hier als Beispiel angeführte Process praktisch kaum bedeutend ist,
zeigt er doch den einzigen Weg, auf dem gegenüber den thermodynamischen
Methoden ein wesentlicher Erfolg zu erzielen wäre. Die bei den Versuchen zur
directen Umwandlung der Energie der Kohle in elektrische Energie erhaltenen
Resultate schiebt Verfasser theilweise auf die Einwirkung der
angewandten Reagentien auf einander, theilweise (wie bei Jacques' Batterie) auf thermoelektrische
Erscheinungen. Die Erzeugung der elektrischen Energie durch Verbrennung von
Wasserstoff und Kohlenwasserstoffen in Berührung mit einem Elektrolyten und
Platinschwarz gehört in ein anderes Kapitel, da die Energie dieser Stoffe
erst aus der Energie des Brennmaterials erhalten wird. Die Vorgänge im
Kohleelement basiren nach C. Liebenow und L. Strasser (Zeitschr. f. Elektrochemie, 1897
Bd. 3 S. 353) einerseits darauf, dass die Kohle in geschmolzenen
Aetzalkalien (auch im Aetzbaryt) sich löst, d.h. positive Ionen aussendet,
andererseits auf der Erscheinung der Passivität, die bedingt wird durch das
Auftreten mehr oder weniger löslicher negativer sauerstoffreicher Ionen an
der Metallelektrode. Eine vollständige Verbrennung der Kohle findet nach F. Vogel (Zeitschr. f. angewandte Chemie, 1897
S. 18) im hydroelektrischen Elemente nicht statt. Einige Referate über
Vorschläge zur directen Elektricitätsgewinnung aus Kohle, die in den letzten
Jahrzehnten gemacht, aber vielfach übersehen wurden, bringt Zeitschr. f. Elektrochemie, 1897 Bd. 4 S. 129
und 165. Die elektrolytische Lösung der Kohle (vgl. D. p. J. 1897 303 70) und ihre
Verwendung als Lösungselektrode in galvanischen Elementen hat sich A. Coehn (Englisches Patent Nr. 5584/1896)
schützen lassen. Die Jacques'sche Batterie
(vgl. D. p. J. 1897 303 70) liefert nach Untersuchungen von J.
H. Hellweg jun. (Electrical World, 1897 Bd. 30 S. 96) Strom durch
elektrolytische Lösung der Kohle, und nicht, wie C.
J. Reed behauptet hat (vgl. D. p. J.
1897 303 70), weil sie als Thermoelement wirkt,
C. J. Reed (The Electrical World, 1897 Bd.
29 S. 141) weist darauf hin, dass das Jacques'sche Kohleelement (vgl. Z). p. J.
1897 303 70), auf das auch ein deutsches Patent (Nr. 92327) ertheilt worden
ist, schon ganz genau ebenso in dem englisches
Patent Nr. 1037/1883 für H. A.
Archereau beschrieben sei. Faraday hat
bereits (vgl. meine Angewandte Elektrochemie,
Bd. 1 S. 163) ein Element vorgeschlagen, in dem Kohle, die in geschmolzenes
Bleioxyd taucht, die Lösungselektrode ist. Short (Amerikanisches Patent Nr. 569591) verwendet einen
Kohlenkörper oder ein mit Kohle gefülltes Gefäss aus leitfähigem Material,
das unten seitliche Oeffnungen hat und, soweit es in die Bleioxydschmelze
taucht, aus Thon bestehen kann. Am Boden des Schmelzgefässes scheidet sich
Blei ab, das als Kathode dient. Der zur Regenerirung nöthige Luftsauerstoff
wird nicht in den Elektrolyten eingeblasen, wie bei anderen Constructionen
(vgl. z.B. D. p. J. 1897 303 70), sondern in das Elektrodenblei und so durch Ionisirung
wirksamer gemacht. Der letztere Vorschlag ist schon in Die Primärelemente von Carhart Schoop auf S. 98 gemacht worden. In Brennstoffelementen
mit geschmolzenem Oxyd (z.B. des Bleis) als Elektrolyten regenerirt H. F. Kirkpatrick-Picard (Englisches Patent Nr.
15223/1896) letzteren durch Einblasen von Luft oder Sauerstoff. Dem
Elektrolyten kann Natriumoxyd, Alkalihydroxyd oder Soda und Kieselsäure
zugesetzt werden. Dadurch wird er leichter schmelzbar und wird die
Localwirkung und also auch die Hitzeentwickelung herabgedrückt.
f) Thermosäulen.
Ulysse Lala und A.
Fournier (Comptes rendus, 1896 Bd. 123 S. 801) haben gefunden, dass
sowohl bei Thermo- als bei galvanischen Elementen, die aus Kupfer und Eisen
bestehen, durch Magnetisirung des letzteren die elektromotorische
Kraft vermindert wird.
(Fortsetzung folgt.)