Titel: | Fabrikation von Feilen in Sheffield, Birmingham und Remscheid. |
Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 56 |
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Fabrikation von FeilenAuszüglich nach Jernkont. annaler, 1897
III. in Sheffield, Birmingham und Remscheid.
Fabrikation von Feilen in Sheffield, Birmingham und
Remscheid.
Zur Feilenfabrikation werden vorzugsweise Tiegelstahl und deutscher Flusstahl
verwendet, aber auch schwedischer Flusstahl ist dazu geeignet, sobald er mit
Sorgfalt bearbeitet wird. Seine grössere Geneigtheit, sich zu verziehen, erschwert
allerdings seine Verwendung zu breiten, halbrunden Feilen und die Grenze, über die
hinaus das Resultat unsicher wird, liegt bei einer Breite der Feilen von 25 mm.
Man wendet alle Kohlegehalte an zwischen 0,70 und 1,70, am meisten die von 1,00 bis
1,20 Proc; die Wahl wird bedingt dadurch, ob man mit den daraus erzeugten Feilen
weiche oder harte Gegenstände zu bearbeiten gedenkt. Für jede besondere Feilensorte
pflegt man deshalb überhaupt den gleichen Kohlegehalt bezieh. Härtegrad anzuwenden,
weil jede einen fest bestimmten Anwendungszweck hat. Die kleinsten Kohlegehalte
werden zur Raspelfabrikation genommen und der dazu verwendete Stahl wird nach
erfolgter Abnutzung der Raspeln sehr häufig zu den verschiedensten Verstählungen
benutzt.
Schwedischer Feilenstahl wird sicher eine grössere Anwendung haben, als den
Feilenschmieden bekannt ist; er wird häufig als englischer Gusstahl verkauft, der
einen besonders guten Ruf bei ihnen besitzt. Es kommen mehrere Qualitäten desselben
in den Handel.
Die Herstellung der verschiedenen Feilenkörper erfolgt entweder unter dem Hammer oder
im Walzwerke. Ausgewalzt werden fast ausschliesslich die schwächeren Sorten,
besonders wenn dieselben eine aussergewöhnliche Form haben. Dagegen werden starke
vierkantige und flache Feilen im Gewichte von 1 k und darüber aus dem Groben unter
dem Hammer, meist unter einem kleinen Dampfhammer, so geschmiedet, dass das
geschmiedete Stück zwei Feilen gibt, die mit den Handgriffen (Zangenenden)
zusammenhängen. Geschmiedeter Feilenstahl wird von den Feilenfabrikanten als best
angesehen; in schwächeren Abmessungen aber stellt er sich zu theuer.
Kantiger Feilenstahl muss durchaus voll- und scharfkantig sein, namentlich sobald er
zu schwächeren Sorten verarbeitet werden soll; Kantengrat ist zulässig, nicht volle
Kanten dürfen niemals vorkommen; sie verursachen stets Extra arbeit.
Der gewalzte Feilenstahl muss exacte Abmessungen haben, eine schöne dunkelblaue, ganz
fehlerfreie Oberfläche besitzen, durchaus eben sein, wo es sich um ebene Flächen handelt, weil im
anderen Falle der Hieb ungleich ausfällt, und volle, scharfe Kanten ohne Kerben oder
Grat zeigen; völlige Gänze und Gesundheit des Stahles sind dabei Voraussetzung. Der
gewalzte englische Feilenstahl soll diesem Ideale von Feilenstahl näher kommen als
jeder andere.
Feilenstahl wird rund und quadratisch, flach, flach mit schwach runder Oberseite,
halbrund, flach als Maschinenfeilenstahl, mittel halbrund u. dgl. als Messer-,
Schwert-, Brettsäge-, Dreiecksägefeilenstahl und noch in anderen Formen den
Schmieden zur Verarbeitung zu Feilen geliefert; sie zerschroten denselben zu Stücken
von passender Länge zu einer bezieh. zwei Feilen und geben ihm in zweimaliger Wärme
die gewünschte Form. Sie schmieden zuerst sämmtliche Spitzen aus und dann alle
Griffenden einer grösseren Zahl Feilen; man spart auf diese Weise erheblich an Zeit
gegen Fertigschmieden jeder einzelnen auf einmal. Das Wärmen erfordert Vorsicht,
soll der Stahl nicht verdorben werden, es muss möglichst gleichförmig erfolgen und
darf besonders bei stärkeren Dimensionen nicht überhastet werden.
Man schmiedet anfangs mit leichten Schlägen, um den Glühspan zum Abfallen zu bringen;
dies wird befördert durch Schmieden mit nassem Hammer auf nassem Amboss, wobei der
Aufschläger mit nassem Wisch über Amboss bezieh. Gesenke streicht. Auch hierbei ist
Vorsicht erforderlich, soll der Stahl nicht durch Abkühlung zu hart werden. Starke
Schläge befördern, sobald die Feile zu erkalten beginnt, ebenfalls das Hartwerden.
Der Abbrand beim Ausschmieden hängt von der Dauer des Wärmens und von der
Feuerführung des Schmiedes ab, er beläuft sich einschliesslich des Schrotes auf 5
bis 6 Proc. im Mittel. Um unvermeidlichen Abbrand zu verhüten, wird die Temperatur
so niedrig gehalten, als es mit einem guten Schmiederesultate und mit Erreichbarkeit
guter Qualität der Feile zulässig ist. Die Länge des abzuschmiedenden Stückes ist
sorgsam abzumessen, damit es genau ausreicht, ohne dass die Feilenspitze noch
nachträglich zu kürzen bleibt. Es liegt im Interesse des Feilenschmiedes als
Verkäufer bei Dutzendfeilen knappes Gewicht einzuhalten, der Käufer aber fordert
Einhalten der Dimensionen.
Der Feilenschmied arbeitet in gewöhnlichen Kleinschmiedsherden und meist allein. Der
Herd muss so placirt sein, dass der Schmied bei Beurtheilung der Temperatur des
wärmenden Stahles durch das Tageslicht nicht getäuscht wird, dagegen wird der Amboss
ins volle Licht gestellt, damit der Schmied den Gang seiner Arbeit ohne
Schwierigkeit übersehen kann.
Im Herde wärmen am besten Holzkohlen, leidlich Koks, am schlechtesten Steinkohlen;
letztere werden trotzdem fast ausschliesslich ihres billigeren Preises halber zum
Wärmen benutzt, jedoch sucht man stets Kohlen mit geringen Schwefelgehalt. Ausserdem
mischt man in der Weise Koks bei, dass diese mit dem Stahle in Berührung kommen.
Koks ist somit den Kohlen vorzuziehen, muss aber zerkleinert werden, damit die
Aussenluft nicht durch zu grosse Zwischenräume leichten Zutritt zum Stahle findet
und ihn zerstört; zu kleiner Koks brennt nur schwierig und fordert zum Brennen viel
Luft, die wieder die Oxydation des Stahles befördert.
Holzkohlen wärmen gleichmässig, mild und geben ein umfangreiches Feuer, sie
brennen leicht ohne grosse Windzufuhr und schwächen dadurch die Oxydationsgefahr
ab.
Der Amboss der Feilenschmiede weicht in der Form von dem der Kleinschmiede ab; es
fehlt ihm das Hörn, dagegen besitzt er einen oder zwei Ausschnitte zum Einsetzen von
Gesenken. Er wird am besten aus Schmiedeeisen hergestellt und mit aufgeschweisster
Stahloberfläche versehen; sein Gewicht beträgt 300 bis 350 k; zur Stahloberfläche
wird vorzugsweise leichtschweissbarer Schwedenstahl gewählt. Stahlambösse sind nicht
beliebt, sie entsprechen weniger als die schmiedeeisernen verstählten. Im Gesenke
werden alle Feilensorten geschmiedet, die der Schmied ohne dasselbe nicht
herzustellen vermag, als ∆, ⌓ und ◯; zum Rundschmieden wird auch ein Obergesenke
erfordert. Die Gesenke werden aus Schmiedeeisen gefertigt, ihre Formflächen werden
verstählt. Die Form der Gesenke ist für den Feilenschmied von Wichtigkeit und ihre
Herstellung, insbesondere die der ∆, ist nicht leicht.
Schmiedehammer und Aufschlaghammer erinnern in ihrer Form an den Hammer des
Feilenhauers; das Auge sitzt weit nach hinten, nahe dem Nocken. Erfahrungsgemäss ist
diese Form die vortheilhafteste für einen kräftigen Schlag ohne Neigung zum
Abweichen. Der Hammer wird vorzugsweise ganz aus Stahl gefertigt, weil er das
Umstählen nicht erfordert, sein Gewicht beträgt bis 6 k.
Bei der Bearbeitung auf dem Amboss entstehen innere Spannungen in der Feile; schon
daraus entstehen sie, weil die Feile zweimal gewärmt werden muss, zuerst an der
einen, sodann an der anderen Seite, andere Spannungen folgen aus dem Hämmern, denn
kein Schmied vermag so durchaus gleichmässig zu schmieden, dass seine Arbeit nicht
Spannungen entstehen lässt.
Um diese Spannungen aufzuheben und die ungleichen Verdickungen des Materiales in den
verschiedenen Theilen der Feilen auszugleichen, glüht man dieselben stets aus und
benutzt dazu besondere Oefen. Zwei Arten derselben sind: der englische und der
deutsche Ausglühofen. Der erstere hat einen unteren Feuerraum und einen oberen Raum
zum Einlegen der Feilen. Aus der Feuerung laufen sechs Kanäle, drei auf jeder Seite,
nach oben und leiten die Verbrennungsproducte in den oberen Raum; die
Verbrennungsgase entweichen durch eine Oeffnung in der Decke. Der deutsche Glühofen
hat nur einen Raum, in welchem drei bis vier starke Eisenstangen wagerecht eingelegt
sind, die die Feilen tragen; unterhalb dieser Tragstangen erfolgt die Befeuerung mit
Buchenholz während 4 bis 6 Stunden, worauf alles zusammen einer etwa 12 Stunden
andauernden Abkühlung überlassen wird, nachdem die glühenden Kohlen und Brände auf
und über die Feilen aufgeworfen wurden. Zu diesen Oefen wird lediglich natürlicher
Zug angewendet und die Temperatur möglichst niedrig gehalten. Bei den deutschen
Oefen soll die Gefahr ungleicher und zu hoher Wärme grösser sein, als bei den
englischen, wogegen die letzteren mit höherem Brennmaterialaufgange arbeiten. Die
Feilen werden ohne irgend welche Bedeckung oder Zwischenlage eingelegt und die Gase
werden in Folge dessen an der Durchströmung des Ofenraumes nicht gehindert; man muss
jedoch besonders darauf achten, dass die Zuglöcher nicht überdeckt werden.
Man legt grosse und kleine Feilen zusammen ein, die ersteren, da sie gegen die
Flamme weniger empfindlich sind, unter die letzteren.
Sind die Feilen erkaltet, so werden sie aus dem Ofen herausgenommen; sie haben dann
einen Ueberzug von Glühspan, stellenweise von rothem, sammetartigem Aussehen. Meist
haben sie sich verzogen und müssen vor dem Schleifen mit leichtem Schlage auf den
Amboss gerade gerichtet werden, anderenfalls sind sie nicht schleifbar.
Die Oxydhaut, welche nach dem Ausglühen die Oberfläche der Feilen bedeckt, muss vor
dem Hiebe entfernt werden; man verwendet dazu gewöhnlich Schleifsteine oder auch
feilt sie ab. Je feiner und werthvoller die Feilen sind, desto sorgsamer muss dieser
Process zur Ausführung gebracht werden; für gewisse Arten gröberer Feilen begnügt
man sich, den Glühspan so gut wie möglich abzufeilen.
Die benutzten Schleifsteine gehören einer Art rothen Sandsteines an und werden an
mehreren Orten im Elsass, in Lothringen, am Rhein, in der Eifel, bei Trier und
anderenorts gebrochen; ihr Durchmesser misst 2 bis 2,5 m, ihre Dicke 0,26 bis 0,31
m, und man nutzt sie ab, bis sie auf einen Durchmesser von 0,8 m verbraucht sind.
Die Umlaufsgeschwindigkeit erreicht 70 Umdrehungen in der Minute.
Man schleift unter Anwendung von Wasser und presst dabei die Feilen mittels eines
hölzernen Handgriffes gegen den Stein. Der Schleifstein ist gerauht durch zahlreiche
zur Rotationsachse nicht völlig parallele Hiebe durch eine breite Hacke.
Die Feilen werden entweder quer zur Länge oder längs, oder aber erst quer und dann
längs geschliffen, letztere Schleifart findet nur dann statt, wenn es sich um ein
nachheriges dichtes und theures Aufhauen handelt, sie gibt gleichmässigste und beste
Oberflächen. Platte „feine“ und „feinste“ Feilen schleift man erst
schräg quer, sodann längs; rechtwinklig quer zu schleifen ist beträchtlich schwerer
und wird selten geübt. Billigere Sorten dieser Art werden nur quer, halbrunde auf
der abgerundeten Seite quer, auf der ebenen längs, dreikantige gewöhnlich erst quer,
dann längs, kleine dreikantige nur quer geschliffen; auch die Schmalseiten der
flachen Feilen werden nur quer geschliffen.
Der Schleifverlust beträgt im Mittel 10 Proc. des Feilengewichtes. Zum Nachputzen
geschliffener Feilen übergeht man dieselben oft auch nur mit der Feile, das Gleiche
findet statt bei Dreikantfeilen, um sie zum Hieb passend zu machen.
Häufig pflegt man die vorgeschliffenen Feilen zum Schütze gegen Rostbildung beim
Lagern in Kalkwasser zu tauchen.
Feilen, die durch des Schleifers Schuld in gewissem Grade sich härteten oder
überhaupt sehr hart sind, müssen vor dem Hauen nochmals ausgeglüht werden.
Man unterscheidet in Bezug auf Hieb zwischen
grob (rough),
halbgrob (coarse),
bastard (bastard),
halbschlicht (second cut),
schlicht (smooth),
doppelschlicht (death smooth).
Je länger eine Feile ist, desto gröber ist der Hieb der ganzen Sorte, je kürzer
dagegen, um so feiner; in Folge dessen kann der Fall eintreten, dass der
„feinste“ Hieb einer längeren Feile bei einer kürzeren
„mittelfein“ genannt wird.
Die Feilen werden mit der Hand oder mit der Maschine gehauen, erstere Hauart ist die
allgemeinere und soll allgemein bessere Resultate geben, als der Maschinenhieb, der
grosse Geschicklichkeit beim Führen der Maschine erfordert, wenn sie gute Arbeit
liefern soll. Wird diese Bedingung erfüllt, so kann man mit der Maschine sehr wohl
Feilen hauen, und zwar besonders schnell, auch andere Sorten, als platte und
vierkantige.
Man sieht es als misslich an, dass beim Hauen mit der Maschine, wenn ein
Meisselwechsel während der Bearbeitung einer Feilenfläche nöthig wird, eine
Verschiedenheit des Hiebes allzu merkbar hervortritt, und es kann nicht in Abrede
gestellt werden, dass sich das Auge an einer solchen Feilenfläche stösst. Diese
Unannehmlichkeit ist aber doch kaum nennenswerth und thatsächlich kann man wenige
Feilen mit dichtem Hieb mit ganz einwandfreien Flächen vorweisen, seien sie mit der
Maschine oder mit der Hand gehauen.
Der Grat des Aufhiebes ist entweder einfach oder doppelt, bei den Raspeln besteht er
aus zahlreichen Graten. Der einfache Aufhieb wird bei gewissen Arten platter und
dreikantiger Sägefeilen, bei Schwertfeilen u.a. angewendet; am häufigsten wird
doppelter Aufhieb gegeben. Bei diesem darf Ober- und Untergrat nicht rechte Winkel
mit der Längsrichtung der Feile bilden, weil, wenn dies der Fall wäre, die durch den
Hieb gebildeten Zähne in mit dieser Richtung parallelen Linien lägen und beim
Befeilen von Gegenständen deren Oberfläche riffeiförmig ausfallen würde, auch würden
die Feilen nicht auf jedem Punkte greifen. Der Untergrat bildet Winkel von etwa 50°,
der Obergrat von etwa 65° zur Längsrichtung der Feile; beim Hauen wird dem Meissel
eine etwa um 80° schräge Richtung gegen die Spitze hin gegeben, die Zähne der Feile
erhalten somit zum Theil einen Angriffswinkel gegen die Basis von etwa 115°,
theilweise aber auch eine Neigung nach vorwärts, beides ist vortheilhaft für das
Arbeitsvermögen wie auch für die Haltbarkeit.
Zum Feilenhauermeissel wird bester Tiegelstahl mit 0,75 bis 1,25 Proc. C verwendet.
Man härtet ihn ganz im Wasser, lässt auf rothwarmen Eisen die Schneide gelb, das
Schaftende blau anlaufen und schärft ihn durch Schleifen auf dem Schleifsteine.
Sobald die breitere Partie der Schneide abgenutzt ist, schmiedet man ihn zum
Aufhauen schmälerer Feilen schmäler aus.
Die heutige Form des Feilenhauerhammers ist das Resultat aus den Verbesserungen
langer Zeiten und für den besonderen Zweck sehr passend; sein Gewicht wechselt von ⅓
bis 3 k und er wird aus schwedischem Stahl gefertigt. Die Form des Ambosses ist
gleich der des Feilenschmiedes; er wiegt etwa 35 k. In den Ausschnitt der Ambossbahn
wird eine Einlage aus Blei oder Zink eingefügt, gegen welche die Feile durch zwei
endlose Riemen festgepresst wird, die unter dem Tische vom Feilenhauer mit dem Fusse
gespannt werden. Die Unterlage muss die bereits fertig gehauene, nach unten
gewendete Fläche der Feile gegen Beschädigung auf dem harten Ambosse sichern.
Beim Hauen liegt die Feile mit der Spitze abwärts gerichtet vom Hauenden und der Hieb
erfolgt, bei der Spitze beginnend, gegen den Griff hin. Bei stärkeren Feilen werden
minutlich 60, bei feineren 100 Schläge und und darüber geleistet. Halbrunde Feilen werden zuerst
auf der ebenen Seite gehauen, alsdann folgen die abgerundete Fläche und die
Uebergänge zur ebenen, zuletzt die Kanten.
Die Kanten der Dreieckseiten werden ebenfalls gehauen, bei schwächeren Feilen
einreihig, bei groben mit abgerundeten Kanten zwei- und dreireihig. Bevor der obere
Grat bei einer Feile angesetzt wird, wird die äusserste Partie des Untergrates
abgestrichen, dessen grössere oder geringere Ungleichmässigkeit anderenfalls
verschieden grosse Zähne oder Einbuchtungen beim Ansetzen des Obergrates veranlassen
würden.
Nach erfolgtem Aufhieb überstreicht man die Feile mit einer Holzkohle; die anhaftende
Kohle nimmt beim nachfolgenden Abbürsten im Aufhiebe sitzenden Schmutz und Span mit
fort.
Das Härten der Feilen vollzieht sich in zwei Vorgängen: Aufwärmen und Untertauchen in
die Härteflüssigkeit.
Die Aufwärmung wird entweder im Herde oder im Bleibade ausgeführt. Das Bleibad
ermöglicht sicheres und gleichmässiges Wärmen, aber es muss zur Verhinderung der
Oxydirung und zu jederzeitiger Erhaltung ein und derselben Temperatur mit Holzkohlen
gedeckt gehalten werden.
Im Herde kommen die Feilen lediglich mit der Flamme des Brennmateriales – Koks – in
Berührung. Grössere Feilen liegen auf passend angebrachter Unterstützung direct in
der Flamme, kleine Feilen werden im offenen Eisenkasten gewärmt, dessen Boden mit
einer schwachen Schicht Holzkohlenpulver bedeckt ist, welches auch über und zwischen
die Feilen gestreut wird. Jede Feile erhält vor dem Einsetzen einen schützenden
Ueberzug, die einen wenden dazu ein Gemisch von Hufmehl und Salz an, andere Hufmehl,
Thon und Salz, und noch andere Bodensatz aus Brauereien und Salz. Vermuthlich werden
jedem dieser Gemische noch andere Beimischungen gegeben. Hauptsache ist der
Ueberzug, der die empfindlichen feinen Zähne der Feilen gegen Entkohlung und Abbrand
schützt und sie eine grössere Härte durch Abgabe von Kohle und Stickstoff erreichen
lässt. Jene Gemische werden durch Zusatz von Wasser in eine teigige Schlempe
verwandelt, die mit der Bürste fest auf die Feilen aufgetragen wird. Alle
Vertiefungen werden auf diese Weise mit Masse ausgefüllt, aber die Schicht ist zu
dünn und die Feilen werden deshalb noch in trockener Masse gleicher Zusammensetzung
hin und her gerollt, um dieselbe zu einem genügend dicken Ueberzuge zu machen.
Häufig trocknet man die so überzogenen Feilen einfach durch Einlegen unter den Rost
des Härteofens; fallen dabei Stücke des Ueberzuges ab, so werden diese durch
abermaliges Aufstreichen ersetzt.
Die getrockneten Feilen sind zum Wärmen und Härten fertig und nehmen nun die
Geschicklichkeit des Schmiedes besonders in Anspruch. Es kommt darauf an, dass der
Schmied den Zeitpunkt richtig erfasst, zu welchem die Temperatur zum Eintauchen der
Feile in die Härteflüssigkeit erreicht ist. Davon hängt ein richtiges, bestes Härten
allein ab. Es muss jedem nachtheiligen Einflüsse auf dieses Resultat vorgebeugt
werden und es bleibt dabei von grösstem Gewichte, dass das Härten stets bei
möglichster Tageshelligkeit oder bei sonstiger guter Beleuchtung vorgenommen wird.
Die Anwärmung der Feilen muss so rasch erfolgen, als sie überhaupt vollständig
und gleichförmig zu erreichen möglich ist; sie darf nicht länger andauern, als es
dem Zwecke entspricht, soll die Qualität des Stahls nicht darunter leiden. Alle
Theile der Feile müssen gleich hoch erwärmt werden; bietet dem gegenüber die Form
der Feile Schwierigkeiten, so empfiehlt es sich, die Temperatur um etwas zu hoch zu
treiben und den Ueberschuss davon vor dem Eintauchen in die Härteflüssigkeit an die
Luft abgeben zu lassen.
Die Partien, welche die Wärme schneller aufnehmen, erkalten auch schneller an der
Luft und es tritt ein Zeitraum ein, innerhalb welchem alle Theile der Feile gleiche
Temperatur besitzen; in diesem Augenblicke muss das Eintauchen erfolgen.
Als Härteflüssigkeit wird mit Kochsalz gesättigtes Wasser benutzt; das Gefäss, in
welchem sich dasselbe befindet, ist räumlich von bedeutender Grösse, damit das
Wasser während dem Härten keine erhebliche Temperatursteigerung erleidet. Um das
Wasser stets mit Salz gesättigt zu erhalten, wird ein mit Salz gefüllter Sack in
dasselbe eingehängt. Benutzt wird denaturirtes Gewerbesalz.
Die zum Härten warmen Feilen werden mit einer Bürste oder einem Pinsel von dem
schützenden Ueberzuge gereinigt und hierauf in die Härteflüssigkeit eingetaucht. Die
Art und Weise des Eintauchens ist verschieden, je nachdem es sich um zur
Centrumlinie symmetrische oder unsymmetrische Feilen handelt. Eine Feile ersteren
Schlages wird langsam mit der Spitze voran in das Härtewasser niedergetaucht; eine
der letzteren Art, die sich beim Härten immer wirft, wird zuerst in etwas
entgegengesetzter Richtung zu ihrem Verwerfen zurückgebogen und dann nicht lothrecht
eingetaucht, sondern in einer Lage, die geeignet erscheint, ihr die gerade Form zu
geben und möglichst wenige innere Spannungen in ihr zu erzeugen. Ins Vorhinein diese
Lage zu bestimmen oder allgemeine Regeln dafür zu geben, wie das Härten am besten
auszuführen, ist unmöglich; oftmals kennt der Arbeiter die beste Härteart nicht und
muss sie erst durch Versuche ermitteln.
Verschiedene Stahlsorten halten sich verschieden beim Härten, die eine wirft sich
mehr als die andere; unsymmetrischer Aufhieb symmetrischer Feilen begünstigt das
Werfen, z.B. eine platte Feile bloss auf einer Kante aufgehauen, wirft sich nach
dieser Seite. Halbrunde Feilen biegen sich mehr oder weniger nach der ebenen Seite
und werden mit der halbrunden Seite in schiefer Stellung voran in das Härtewasser
niedergetaucht.
Hat sich die Feile beim Härten gezogen, so wird sie noch warm mit leichtem Schlage
mit einem Holzkloben ausgerichtet oder durch Einbinden zwischen zwei Schienen und
hierauf zur vollständigen Abkühlung in das Härtewasser eingeführt.
Das vom Härten anhängende Salz wird durch Eintauchen der Feile in mit Schwefelsäure
angesäuertes Wasser beseitigt; man bürstet sie alsdann mit Sand völlig rein, spült
sie in reinem Wasser und zuletzt in Kalkwasser ab, um jede Spur von Schwefelsäure zu
neutralisiren. Hierauf wird sie getrocknet und lässt man den Handgriff anlaufen. Das
Anlaufen, welches im Bleibade schnell erfolgt, hebt die Härtung vollständig auf.
Zuletzt folgen nochmalige Reinigung, Probiren auf Härte mit hartem Stahl,
Besichtigung, Einölung und Verpackung.
Dr. Leo.