Titel: | Bauwesen.Neuerungen auf dem Gebiete des Bauwesens. |
Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 100 |
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Bauwesen.Neuerungen auf dem Gebiete des Bauwesens.
Mit Abbildungen.
Neuerungen auf dem Gebiete des Bauwesens.
I. Fenster und Thüren.
Bei dem lebhaften Streben nach Vervollkommnung unserer Wohnungen bezüglich
Behaglichkeit und Gesundheit ist es befremdlich, dass den Fenstern, als den
Zubringern von Luft und Licht, bisher nicht eine grössere Aufmerksamkeit geschenkt
worden ist. Die Mängel, welche den am meisten verbreiteten Penstern – den
Flügelfenstern – anhängen, sind nach Sümmermann
hauptsächlich folgende:
Ein luft- und regendichter Verschluss ist selbst bei der besten Bauweise der
Fenster dauernd nicht zu erzielen, weil die Flügel nur in denjenigen Punkten, wo die
Beschläge angreifen, an die feststehenden Rahmen gepresst werden, sich im Uebrigen
aber abbiegen können und damit dem Winde und dem Regen Eingang gestatten.
Ferner ruhen die Flügel nur an einer der senkrechten Seiten in Gehängen, so dass, da
eine genügende Verstrebung nicht angebracht werden kann, ein Senken derselben
unvermeidlich ist, und durch Werfen, Ziehen, Eintrocknen und Aufquillen ein
undichtes Schliessen und ein Klemmen der Flügel entsteht.
Die Flügelfenster sind stets ein Spiel des Windes, der häufig Fenster zertrümmert,
Vorhänge zerreisst und Gegenstände von den Fensterbänken herabwirft.
Auch ist die Zuführung frischer Aussenluft durch die Flügelfenster sehr erschwert und
ein Einstellen derselben auf ein bestimmtes Maass nur schwer zu erreichen, so dass
sich ein freier Durchzug der Luft beim Staubputzen fast verbietet; und doch ist es
von grosser. Wichtigkeit, dass der beim Putzen und Klopfen aufgewirbelte Staub rasch
und gründlich fortgeführt werde.
Ferner möge noch erwähnt werden, dass die Vorhänge beim Oeffnen der Flügel leicht
eingeklemmt und zerstört werden; dass die Fensterbänke nicht mit Blumen, die oft den
einzigen grünen Schmuck bilden, bestellt werden können, und dass beim Oeffnen der
durch Regen, Schnee oder Niederschlagswasser angenässten Fenster das Wasser auf die
Umgebung tropft. Es ist daher das Bestreben der Technik darauf hingewiesen, eine
bessere Bauweise zu erfinden.
Es sind auch bereits Versuche gern acht worden, durch senkrecht verschiebbare Fenster
eine Besserung zu erreichen, und es finden sich diese Fenster in England, Amerika
und auch an der deutschen Nordküste vielfach in Gebrauch. Dieselben haben jedoch den
Nachtheil, dass nie das ganze Fenster geöffnet werden kann. Die Fenstertafel ist
entweder so getheilt, dass die untere Fensterhälfte vor die obere, feststehende
geschoben wird, in welchem Falle das Hochschieben der Fenster meistens durch
Gegengewichte erleichtert wird, oder es schieben sich die mittels Schnur und Rolle
abgewichteten unteren und oberen Fensterhälften so vor einander, dass im geöffneten
Zustande das untere und obere Viertel der Fensterhöhe geöffnet ist. Bei der ersteren
Bauweise ist die Lüftung der Räume mangelhaft, weil die obere Hälfte des Fensters
stets geschlossen ist. Die letztere Bauweise hat den Nachtheil, dass das Fenster, da
es nur bis auf ¼ der Fensterhöhe geöffnet werden kann, in Kopfhöhe keinen
freien Ausblick ermöglicht. Auch die Bewegungsvorrichtungen dieser Fenster werden
leicht abgenutzt. Ein einigermaassen dichtes Schliessen kann, da in geschlossenem
Zustande kein allseitiges, festes Anpressen der Fenstertafel an die feststehenden
Rahmen erzielt wird, nur durch Dichtungseinlagen erreicht werden, welche aber nach
einiger Zeit sich abnutzen und ihren Dienst versagen, so dass die frei in den
Führungsfalzen hängenden Fenster vom Winde hin und her getrieben werden und Knarren
und Klopfen verursachen.
Diese Mängel traten besonders hervor beim Baue eines von drei Seiten frei liegenden
Gartenzimmers, das mit möglichst grossen, dichtschliessenden Schiebefenstern zu
versehen war, und wurden Veranlassung zur Lösung dieser Aufgabe durch Einrichtung
von wagerecht verschiebbaren Fenstern, welche sich in 4jähriger Probezeit bei Sturm,
Regen und Kälte bewährt haben.
Wenngleich der Patentträger, Carl Sümmermann in Münster,
das Patent, das als D. R. P. Nr. 73585 in Kl. 37 eingetragen ist, hat verfallen
lassen, so halten wir den Grundgedanken doch für so beachtenswerth, dass wir die
Beschreibung hier eingehender mittheilen:
Die Erfindung besteht darin, dass wagerecht verschiebbare Verschlusstafeln (Fenster,
Thüren, Thore, Läden) in der Schlusstellung dicht geschlossen werden. Dies wird
dadurch erreicht, dass die schliessende Tafel kurz vor der Schlusstellung gehoben
oder gesenkt, seitlich und nach aussen bezieh. nach innen geführt wird.
Textabbildung Bd. 308, S. 101
Schiebefenster von Sümmermann.
Als tragende Theile der Verschlusstafel können Rollen, Kugeln oder Schlitten benutzt
werden. Der Führungsweg (Laufschiene) der tragenden Theile kann unterhalb oder
oberhalb der Verschlusstafel liegen. Beim Auf- oder Zurollen läuft die
Verschlusstafel vollständig frei und leicht ohne Reibung an den feststehenden
Theilen der Umrahmung.
Unmittelbar vor der Schlusstellung aber wird die Verschlusstafel entweder gehoben (s.
Fig. 1) oder gesenkt
(s. Fig. 2) und
gleichzeitig seitlich und nach aussen bezieh. nach innen geführt (s. die
Schlusstellungen der Fig.
1 bis 3). Die Bewegung der
Tafel wird erzielt durch folgende Mittel: Gesenkt oder gehoben wird die Tafel durch
Einschnitte bezieh. Erhöhungen auf dem Führungswege, in bezieh. auf welchen die
tragenden Theile der Verschlusstafel laufen.
Durch diese Bewegung der Tafel wird die obere und untere Stirnfläche der
Verschlusstafel (s. die Schlusstellung der Fig. 1 und 2) fest an die
feststehende Umrahmung der Oeffnung gepresst.
In ähnlicher Weise werden auch die senkrechten Stirnflächen der Verschlusstafel durch
die seitliche Bewegung der Tafel zum Schlusse mit der festen Umrahmung gebracht (s.
die Schlusstellung Fig.
3a).
Die dritte Bewegung der Verschlusstafel, welche unmittelbar vor der Schlusstellung
gleichzeitig mit einer der vorbeschriebenen Bewegungen ausgeführt wird, ist nach
aussen oder nach innen gerichtet, je nachdem verlangt wird, dass die Verschlusstafel
mit der Aussen- oder Innenfläche an die feste Umrahmung gepresst werden soll (s. die
Schlusstellungen Fig. 1
bis 3a). Erzielt wird
diese Bewegung dadurch, dass die Führungsschiene an den Stellen, an welchen die
tragenden Theile der Verschlusstafel in der Schlusstellung stehen, nach aussen oder
nach innen gebogen ist. Durch diese Vorrichtung wird die Verschlusstafel nach aussen
bezieh. nach innen getragen und legt sich mit ihrer Breitseite an die äusseren
bezieh. inneren Flächen der feststehenden Umrahmung an.
Die Berührungsflächen der Stirnseiten der Verschlusstafel und der festen Umrahmung
sind, entsprechend der schrägen Bewegung, welche die Tafel vor der Schlusstellung
ausführt, abgeschrägt, so dass dieselben klauenformig in einander greifen.
Durch die Bewegung in die Schlusstellung werden nicht allein die schrägen
Verschlusskanten, sondern auch die Breitseiten der Rahmen fest an die feststehende
Umrahmung gepresst, so dass weder Luft und Regen eintreten, noch auch die Tafel
erschüttert werden kann. Auch ein Ziehen des Fensterrahmens ist ausgeschlossen, da
derselbe in der Schlusstellung in jedem Punkte durch das Gewicht der Tafel
gleichmässig stark an die feste Umrahmung des Fensters gepresst, und somit in seiner
geraden Lage erhalten wird. Das Oeffnen des Fensters geschieht von der Innenseite
durch einen Hebel. Ein leiser Zug an einer Zugschnur genügt, um den Fensterrahmen
von dem feststehenden Rahmen abzubiegen und zu heben. Ist das Fenster aus der
Schlusstellung gehoben, so kann dasselbe beliebig weit eingestellt oder ganz
geöffnet werden.
In der Schlusstellung steht die Tafel so fest, dass ein Oeffnen von aussen nicht
möglich ist. Ein besonderer Verschluss ist also nicht nothwendig, kann aber in
einfacher Weise, z.B. als Ueberfallhaken, leicht angebracht werden.
Dieses Schiebefenster ist frei von den den Flügelfenstern und den bisher
gebräuchlichen Schiebefenstern anhaftenden Mängeln. Es zeichnet sich aus durch luft-
und regendichtes Schliessen, bequeme Handhabung, leichten Gang und geht ohne jedes
Klemmen der sonst häufigen Folge von Senken u. dgl. Die Ventilation ist gut, weil
sich das Schiebefenster in seiner ganzen Höhe öffnet und die senkrechte Ausdehnung
der Lüftungsspalte die wirksamste ist, da sie getrennte Ein- und Ausströmung der
Luft gestattet. Ferner muss in Betracht gezogen werden dass das Fenster als eine grosse Tafel angeordnet werden kann, wie es in
reicher ausgestatteten Häusern häufig gewünscht wird. – Die Schwere des Fensters ist
von keiner Bedeutung, so dass, ohne den leichten Gang zu beeinträchtigen, die
Fenster in beliebiger Grösse ausgeführt und Doppelscheiben angewendet werden
können.
Schliesslich lässt sich die Anbringung von Schiebeläden aus einer Tafel mit den
Schiebefenstern mit geringen Kosten vereinigen, wodurch gleichzeitig für die
Rollenläden ein ausgezeichneter Ersatz geschaffen ist. – Anwendbar ist die Bauweise
an Fenstern oder Thüren bei massiven wie bei Fachwerkbauten. Die Tafeln können beim
Oeffnen in Mauerschlitze bezieh. Hohlwände eintreten, durch besondere Verkleidungen
gedeckt werden, oder frei vor die Wandflächen treten.
Bei Massivbauten lässt man in der bei besseren Bauten wohl ausnahmslos vorkommenden
Luftschicht in der Grösse der Fenstertafel die Binder fehlen, und ermöglicht auf
diese Weise den Eintritt der Tafel in die Mauer. Eine Schwächung der Mauer kann
durch Cementmörtel beseitigt werden.
Bei Fachwerkbauten, wie z.B. bei den schwedischen und Schweizerbauten, lässt man die
Fenster in die beiderseitig mit Brettern verkleideten Wände eintreten. Auch die
modernen dünnen Hohlwände in Eisenfachwerk mit Putz- oder Gypsdielenverkleidung
gestatten eine sehr zweckmässige Anwendung.
Bei einfachen Nutzbauten, wie z.B. bei Schulen, Krankenhäusern, Schutzhallen,
Fabriken, Lagerhäusern u. dgl. kann man die Fenstertafeln beim Oeffnen frei vor die
inneren Wandflächen treten lassen. Soll die ganze Wandfläche möglichst in
Lichtöffnungen aufgelöst werden, so können die Fenstertafeln vor einander geschoben
werden, so dass sich dieselben in geöffnetem Zustande zur Hälfte decken.
Auch für Schiebethüren an Eisenbahnwagen, geschlossenen Güterwagen, Pferdebahn wagen,
wasserdichten Schiffsthüren und Luken, bei Thoren an Viehställen, wo der Kälte wegen
ein dichter Verschluss verlangt werden muss, u.s.w., findet die neue Construction
passende Verwendung.
Die Fenster sind so eingerichtet, dass sie jederzeit herausgenommen und die
Laufschienen abgeschraubt werden können, ohne die Anschlussleisten zwischen Tapeten
und den inneren Deckrahmen zu lösen.Zu weiteren
Mittheilungen ist der Patentbesitzer F. J.
Schärmann in Münster (Westfalen) gerne bereit.
Bei seinem Spangenfenster (Fig. 4) (D. R. P. Nr. 80244
und D. R. G. M. Nr. 29143 und 37236) sucht Franz
Spengler, Berlin, alte Jakobsstrasse, dem Uebelstande abzuhelfen, dass man
beim Oeffnen und Schliessen mehrere Verschlüsse nach einander zu drehen hat. Bei dem
Spangenfenster bewirken „Gelenkspangen“ die gleichzeitige Drehung eines zu
diesem Zwecke gefalzten Flügelpaares. Diese beim Reinigen aushängbaren Spangen
dienen in Verbindung mit einem Stellbogen und mit Klemmspangen dazu, ein geöffnetes
Fensterpaar in beliebiger Lage festzustellen. Die Stellschraube bewirkt, dass die
Haltevorrichtung bei Stössen etwas nachgibt. Beim Schliessen des rechten
Innenflügels werden auch die Aussenflügel, und zwar unten durch die Spangen, oben
durch den Puffer, so fest an ihren Falz gedrückt, dass für die warme Jahreszeit das
Schliessen des Reserveverschlusses nicht nothwendig erforderlich ist.
Der letztere Verschluss kann ausser zum Festschliessen der Aussenflügel noch zum
Festhalten des linken Flügelpaares benutzt werden. Die Verklemmungen der
Wasserschenkel werden somit vermieden.
Auf einfache und sinnreiche Weise sind die Gelenkstangen auch zum Feststellen der
geöffneten Fenster nutzbar gemacht, indem ihre Drehung durch Knopfschieber, die in
concentrische Zahnbogen eingreifen, zu hindern bezieh. zu reguliren ist. Diese
übrigens das Lüften der Zimmer ungemein erleichternde Einrichtung lässt sich auch an
den nach bisheriger Art construirten Fenstern und Balkonthüren ohne Schwierigkeiten
anbringen.
Textabbildung Bd. 308, S. 103
Fig. 4.Spangenfenster von Spengler.
Das österr.-ungarische Privilegium vom 28. August 1893 von Matthäus Maurer in Pörtschach a. See, Kärnten, betrifft Einrichtungen an
Fenstern, durch welche mittels eines einzigen Griffes das Oeffnen oder Schliessen
der oberen Fensterflügel sowohl zum Zwecke der Lüftung als auch das Feststellen der
unteren Fensterflügel in geöffneter Stellung und ein Verschluss derselben nach dem
Schliessen ermöglicht ist.
Zum gleichzeitigen Oeffnen und Schliessen der oberen Flügel dient ein Gestänge,
dessen Arme in die durch Lenker gegenseitig verbundenen Fensterflügel eingelenkt
sind und durch einen im unteren Theile des Fensterstockes auf und ab bewegbaren
Handhebel verschwenkt werden können, wobei die Anordnung derart getroffen ist, dass
das Oeffnen der Fensterflügel durch Bewegung eines Handhebels erfolgen kann.
Das Feststellen der unteren Fensterflügel in geöffneter Stellung erfolgt durch einen
an jedem Flügel drehbar angebrachten, federnden Arm, welcher hinter eine Nase oder
einen Falz des Fensterstockes einschnappt, während der Verschluss der geschlossenen
unteren Fensterflügel durch einen Fenstertrieb bewirkt wird.
Fig. 5 zeigt eine Ansicht
des Fensters mit geschlossenen Flügeln.
Fig. 6 und 7 zeigen im Querschnitte
die zum Oeffnen und Schliessen der oberen Fensterflügel dienenden Einrichtungen bei
geschlossenen und geöffneten Flügeln.
Fig. 8 ist ein Schnitt
durch die oberen geschlossenen Flügel.
Wie aus den Fig. 5 bis
8 ersichtlich, sind
die oberen Fensterflügel a0a0' um Scharniere a
beweglich, so dass der Flügel a0 unten und Flügel a0' oben drehbar ist.
An den Flügeln sind Lenker b drehbar befestigt,
welche mit den Enden der zu beiden Seiten des Fensterstockes drehbaren doppelarmigen
Hebel c verbunden sind. Auf den Flügel a0 wirken die auf einer
drehbar gelagerten Welle d sitzenden Hebelarme, deren
Enden in am Fensterrahmen befestigten Platten angeordneten Längsschlitzen eingelenkt
sind.
Eine weitere Erörterung der Hebelübertragung ist ohne weiteres aus der Figur
ersichtlich.
Textabbildung Bd. 308, S. 103
Stellfenster von Maurer.
Neu und Gegenstand des Privilegiums ist:
An Fenstern, deren untere Flügel um senkrechte Angeln drehbar sind, während die
oberen Flügel auf wagerechten Angeln ruhen:
1) Eine Vorrichtung zum gleichzeitigen Oeffnen und Schliessen der oberen
Fensterflügel a0a0', bestehend aus den an einem der um Scharniere a drehbaren Flügel eingelenkten Armen c0 und einem Gestänge
c2, welches durch
die Kurbel d1 mit der
Drehachse d dieser Arme und durch die Kurbel e mit einem verschwenkbaren Handhebel e2 derart verbunden
ist, dass die durch Lenker bcb mit einander in
Verbindung gebrachten Flügel a0a0' durch Ab- und
Aufwärtsschwenken des Handhebels gleichzeitig geöffnet oder geschlossen werden und
ein Oeffnen der Flügel ohne Bewegung dieses Handhebels nicht stattfinden kann (Fig. 5 bis 8).
2) Eine Vorrichtung zum Feststellen der unteren Flügel d0d0' in geöffneter Lage,
bestehend aus dem am unteren Rahmentheile i drehbaren,
durch eine Feder nach einwärts schwenkbaren Arme an jedem dieser Flügel, dessen
Vorderende hinter eine Nase des Fensterstockes oder in den Schliessfalz des
letzteren einschnappt.
3) Eine Vorrichtung zum Verriegeln der unteren Flügel d0d0', bestehend aus einem
Fenstertrieb, dessen Olive f eine Scheibe trägt, in
welche ein Stift der mit Schliesshaken g versehenen
Riegelstange eingreift und auf einen, die Flügel in der Mitte verbindenden
Schliesshaken einwirkt.
Eine selbsthätige Sicherung von Rolläden gegen Abstürzen will nach D. R. P. Nr.
88260 Ludwig Dihm in Friedenau-Berlin bewirken. Bei der
üblichen Construction der Rolläden für Thüren und Fenster besteht die fortwährende
Gefahr des Herunterfallens dieser Läden, sobald der Gurt reisst oder die
Klemmvorrichtung, die den Gurt festhalten soll, versagt.
Textabbildung Bd. 308, S. 104
Fig. 9.Sicherung von Rolläden gegen Abstürzen von Dihm.
In der vorliegenden Vorrichtung (Fig.
9) ist der Kasten k in das Futter der Thür
oder des Fensters eingelassen, der Winkel w in das
Rahmenholz des beweglichen Flügels und das Schliessblech s in die äussere Wandung der Nuth für den Laden. Auf dem Boden des Kastens
ist das Excenter e mit seiner einen Ecke befestigt; an
den beiden anderen Ecken des Excenters sind der Stift a
und die Zunge b mit beweglichen Gelenken angebracht.
Hinter dem Excenter steht eine Feder f, die mit ihrem
freien Ende gegen die den Stift a mit dem Excenter
verbindende Schraube drückt. Schliesst man den Thür- oder Fensterflügel, so drückt
der an dem Flügel befestigte Winkel w den Stift a in den Kasten zurück. In Folge dessen geht die Zunge
b so weit in den Kasten zurück, dass die Nuth für
den Rolladen frei ist. Der Laden kann also bei geschlossenem Flügel nach Belieben
bewegt werden. Wird hingegen der Flügel geöffnet, so drückt die Feder f den Stift a heraus, das
Excenter überträgt die Bewegung auf die Zunge b, und
diese schiebt sich nun über die ganze Breite der Nuth für den Rolladen und greift
noch eine kurze Strecke durch das Schliessblech s
hindurch in die gegenüber liegende Wandung der Nuth. Es ist nunmehr für den zum
Fenster Hinaussehenden oder die Thür Durchschreitenden jede Gefahr ausgeschlossen,
weil der Laden nur bis auf die Zunge h fallen kann.
Selbstverständlich muss die Vorrichtung hoch angebracht werden. Die Ausführung
des Patentes ist Golde und Raebel in Charlottenburg
übertragen.
Der Kipprolladen von Fuchs in Pforzheim ist in Fig. 10 bis 16 dargestellt. Fig. 10 zeigt das Profil
der Stäbe, Fig. 11 die
Aussenansicht derselben mit den Kippzapfen. Diese greifen in das Mittelglied einer
Flachstabkette ein (Fig.
12), deren Seitenglieder, mit Langlöchern versehen, eine Verlängerung der
Kette zulassen. Solche beiderseits angeordnete Ketten gleiten in
⊏-Eisenführungen.
Die inneren Zwischenketten k lassen eine solche
Verlängerung oder Verkürzung nicht zu. Soll nun der Laden in der Stellung bei
geöffneten Stäben hochgezogen werden, so schliessen sich zunächst die Klappstäbe,
alsdann erst beginnt die Aufrollung, dabei verlängert sich die Führungskette nach
Erforderniss der Mehrlänge des äusseren Durchmessers.
Beim Herablassen treten die Stäbe zunächst wieder in die Stellung nach Fig. 15 und 16 ein und bei weiterem
Nachlassen in die Stellung Fig. 13 und 14 zurück.
Bezüglich der Thüren wollen wir uns auf die Bestrebungen beschränken, welche darauf
gerichtet sind, die Feuersicherheit der Thüren zu erhöhen.
Textabbildung Bd. 308, S. 104
Kipprolladen von Fuchs.
O. Grüner wendet sich in der Schlosserzeitung gegen die früher üblichen eisernen Thüren, die man für
feuerfest hielt und aus starkem Schwarzblech anfertigte, mit aufgelegtem
Flacheisenbesatz, Bändern und Schloss versah und möglichst genau in den Falz des
steinernen Thürgerüstes einschlagen liess. Wer aber die Erprobung einer solchen Thür
beobachtete, wendet eine derartige Bauart kaum zum zweiten Mal an, denn eine solche
Thür wird bald rothglühend und strahlt zündende Hitze nach dem Raume, der geschützt
werden soll. Ferner verzieht sie sich und gestattet dem Feuer, den Brandgasen und
dem Rauche in breiten Spalten den Durchtritt.
Man zieht deshalb feuerfeste Thüren aus zwei Brettlagen mit Nuth und Feder
zusammengefügt und in Kreuzlage auf einander zu genagelt vor. Die Thür wird
beiderseits und an den Kanten mit Weissblech beschlagen, die Ränder sind
zusammenzufalzen, damit sie sich unter der Hitze weder auflöthen noch platzen.
Zuletzt werden Bänder und Schloss oder Riegel angeschlagen. – Solche Thüren haben
sich, wenn sorgfältig ausgeführt, gut bewährt.
Gute Erfahrungen hat man mit Thüren gemacht, die in Rabitz-Art ausgeführt wurden.
Diese erhielten ein Rahm werk aus leichtem Winkel- oder ⊤-Eisen, an dem Bänder und Riegel befestigt werden; die Fläche oder Füllung
der Thür besteht aus Drahtgewebe mit beiderseitigem Ueberzuge von Mörtel. Diese
Thüren schlagen in Falze, die gleichfalls aus Façoneisen hergestellt und durch
Rabitz-Putz gegen Hitze geschützt werden. Verziehen durch die Hitze oder das eigene
Gewicht tritt bei solcher Bauart um so weniger ein, als die innere Drahtfüllung wie
ein Gitterträger wirkt. Die Uebertragung der Hitze durch eine solche Thür ist so
gering, dass an ihrer Aussenseite angehängte Fasergewebe sich nicht entzünden. Zum
Schütze des Thürputzes kann ein Schutzmantel aus Holz oder Blech dienen.
Wichtig ist es, dass Abschlüsse an Brandmauerdurchbrüchen im Falle der Noth
geschlossen werden können oder schon geschlossen sind. Um etwaige Vergesslichkeit
beim Schliessen dieser Oeffnungen unschädlich zu machen, empfiehlt es sich,
feuerfeste Schutzthüren so aufzugänzen, dass sie auf einer schiefen Bahn durch ihr
eigenes Gewicht herabgleiten und die Oeffnung verschliessen, sobald ein leicht
verbrennliches Hinderniss (eine ölgetränkte Hanfschnur oder ein zwischengespreizter
Holzstab) durch die Hitze zerstört worden ist.