Titel: Bauwesen.Neuerungen auf dem Gebiete des Bauwesens.
Fundstelle: Band 308, Jahrgang 1898, S. 100
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Bauwesen.Neuerungen auf dem Gebiete des Bauwesens. Mit Abbildungen. Neuerungen auf dem Gebiete des Bauwesens. I. Fenster und Thüren. Bei dem lebhaften Streben nach Vervollkommnung unserer Wohnungen bezüglich Behaglichkeit und Gesundheit ist es befremdlich, dass den Fenstern, als den Zubringern von Luft und Licht, bisher nicht eine grössere Aufmerksamkeit geschenkt worden ist. Die Mängel, welche den am meisten verbreiteten Penstern – den Flügelfenstern – anhängen, sind nach Sümmermann hauptsächlich folgende: Ein luft- und regendichter Verschluss ist selbst bei der besten Bauweise der Fenster dauernd nicht zu erzielen, weil die Flügel nur in denjenigen Punkten, wo die Beschläge angreifen, an die feststehenden Rahmen gepresst werden, sich im Uebrigen aber abbiegen können und damit dem Winde und dem Regen Eingang gestatten. Ferner ruhen die Flügel nur an einer der senkrechten Seiten in Gehängen, so dass, da eine genügende Verstrebung nicht angebracht werden kann, ein Senken derselben unvermeidlich ist, und durch Werfen, Ziehen, Eintrocknen und Aufquillen ein undichtes Schliessen und ein Klemmen der Flügel entsteht. Die Flügelfenster sind stets ein Spiel des Windes, der häufig Fenster zertrümmert, Vorhänge zerreisst und Gegenstände von den Fensterbänken herabwirft. Auch ist die Zuführung frischer Aussenluft durch die Flügelfenster sehr erschwert und ein Einstellen derselben auf ein bestimmtes Maass nur schwer zu erreichen, so dass sich ein freier Durchzug der Luft beim Staubputzen fast verbietet; und doch ist es von grosser. Wichtigkeit, dass der beim Putzen und Klopfen aufgewirbelte Staub rasch und gründlich fortgeführt werde. Ferner möge noch erwähnt werden, dass die Vorhänge beim Oeffnen der Flügel leicht eingeklemmt und zerstört werden; dass die Fensterbänke nicht mit Blumen, die oft den einzigen grünen Schmuck bilden, bestellt werden können, und dass beim Oeffnen der durch Regen, Schnee oder Niederschlagswasser angenässten Fenster das Wasser auf die Umgebung tropft. Es ist daher das Bestreben der Technik darauf hingewiesen, eine bessere Bauweise zu erfinden. Es sind auch bereits Versuche gern acht worden, durch senkrecht verschiebbare Fenster eine Besserung zu erreichen, und es finden sich diese Fenster in England, Amerika und auch an der deutschen Nordküste vielfach in Gebrauch. Dieselben haben jedoch den Nachtheil, dass nie das ganze Fenster geöffnet werden kann. Die Fenstertafel ist entweder so getheilt, dass die untere Fensterhälfte vor die obere, feststehende geschoben wird, in welchem Falle das Hochschieben der Fenster meistens durch Gegengewichte erleichtert wird, oder es schieben sich die mittels Schnur und Rolle abgewichteten unteren und oberen Fensterhälften so vor einander, dass im geöffneten Zustande das untere und obere Viertel der Fensterhöhe geöffnet ist. Bei der ersteren Bauweise ist die Lüftung der Räume mangelhaft, weil die obere Hälfte des Fensters stets geschlossen ist. Die letztere Bauweise hat den Nachtheil, dass das Fenster, da es nur bis auf ¼ der Fensterhöhe geöffnet werden kann, in Kopfhöhe keinen freien Ausblick ermöglicht. Auch die Bewegungsvorrichtungen dieser Fenster werden leicht abgenutzt. Ein einigermaassen dichtes Schliessen kann, da in geschlossenem Zustande kein allseitiges, festes Anpressen der Fenstertafel an die feststehenden Rahmen erzielt wird, nur durch Dichtungseinlagen erreicht werden, welche aber nach einiger Zeit sich abnutzen und ihren Dienst versagen, so dass die frei in den Führungsfalzen hängenden Fenster vom Winde hin und her getrieben werden und Knarren und Klopfen verursachen. Diese Mängel traten besonders hervor beim Baue eines von drei Seiten frei liegenden Gartenzimmers, das mit möglichst grossen, dichtschliessenden Schiebefenstern zu versehen war, und wurden Veranlassung zur Lösung dieser Aufgabe durch Einrichtung von wagerecht verschiebbaren Fenstern, welche sich in 4jähriger Probezeit bei Sturm, Regen und Kälte bewährt haben. Wenngleich der Patentträger, Carl Sümmermann in Münster, das Patent, das als D. R. P. Nr. 73585 in Kl. 37 eingetragen ist, hat verfallen lassen, so halten wir den Grundgedanken doch für so beachtenswerth, dass wir die Beschreibung hier eingehender mittheilen: Die Erfindung besteht darin, dass wagerecht verschiebbare Verschlusstafeln (Fenster, Thüren, Thore, Läden) in der Schlusstellung dicht geschlossen werden. Dies wird dadurch erreicht, dass die schliessende Tafel kurz vor der Schlusstellung gehoben oder gesenkt, seitlich und nach aussen bezieh. nach innen geführt wird. Textabbildung Bd. 308, S. 101 Schiebefenster von Sümmermann. Als tragende Theile der Verschlusstafel können Rollen, Kugeln oder Schlitten benutzt werden. Der Führungsweg (Laufschiene) der tragenden Theile kann unterhalb oder oberhalb der Verschlusstafel liegen. Beim Auf- oder Zurollen läuft die Verschlusstafel vollständig frei und leicht ohne Reibung an den feststehenden Theilen der Umrahmung. Unmittelbar vor der Schlusstellung aber wird die Verschlusstafel entweder gehoben (s. Fig. 1) oder gesenkt (s. Fig. 2) und gleichzeitig seitlich und nach aussen bezieh. nach innen geführt (s. die Schlusstellungen der Fig. 1 bis 3). Die Bewegung der Tafel wird erzielt durch folgende Mittel: Gesenkt oder gehoben wird die Tafel durch Einschnitte bezieh. Erhöhungen auf dem Führungswege, in bezieh. auf welchen die tragenden Theile der Verschlusstafel laufen. Durch diese Bewegung der Tafel wird die obere und untere Stirnfläche der Verschlusstafel (s. die Schlusstellung der Fig. 1 und 2) fest an die feststehende Umrahmung der Oeffnung gepresst. In ähnlicher Weise werden auch die senkrechten Stirnflächen der Verschlusstafel durch die seitliche Bewegung der Tafel zum Schlusse mit der festen Umrahmung gebracht (s. die Schlusstellung Fig. 3a). Die dritte Bewegung der Verschlusstafel, welche unmittelbar vor der Schlusstellung gleichzeitig mit einer der vorbeschriebenen Bewegungen ausgeführt wird, ist nach aussen oder nach innen gerichtet, je nachdem verlangt wird, dass die Verschlusstafel mit der Aussen- oder Innenfläche an die feste Umrahmung gepresst werden soll (s. die Schlusstellungen Fig. 1 bis 3a). Erzielt wird diese Bewegung dadurch, dass die Führungsschiene an den Stellen, an welchen die tragenden Theile der Verschlusstafel in der Schlusstellung stehen, nach aussen oder nach innen gebogen ist. Durch diese Vorrichtung wird die Verschlusstafel nach aussen bezieh. nach innen getragen und legt sich mit ihrer Breitseite an die äusseren bezieh. inneren Flächen der feststehenden Umrahmung an. Die Berührungsflächen der Stirnseiten der Verschlusstafel und der festen Umrahmung sind, entsprechend der schrägen Bewegung, welche die Tafel vor der Schlusstellung ausführt, abgeschrägt, so dass dieselben klauenformig in einander greifen. Durch die Bewegung in die Schlusstellung werden nicht allein die schrägen Verschlusskanten, sondern auch die Breitseiten der Rahmen fest an die feststehende Umrahmung gepresst, so dass weder Luft und Regen eintreten, noch auch die Tafel erschüttert werden kann. Auch ein Ziehen des Fensterrahmens ist ausgeschlossen, da derselbe in der Schlusstellung in jedem Punkte durch das Gewicht der Tafel gleichmässig stark an die feste Umrahmung des Fensters gepresst, und somit in seiner geraden Lage erhalten wird. Das Oeffnen des Fensters geschieht von der Innenseite durch einen Hebel. Ein leiser Zug an einer Zugschnur genügt, um den Fensterrahmen von dem feststehenden Rahmen abzubiegen und zu heben. Ist das Fenster aus der Schlusstellung gehoben, so kann dasselbe beliebig weit eingestellt oder ganz geöffnet werden. In der Schlusstellung steht die Tafel so fest, dass ein Oeffnen von aussen nicht möglich ist. Ein besonderer Verschluss ist also nicht nothwendig, kann aber in einfacher Weise, z.B. als Ueberfallhaken, leicht angebracht werden. Dieses Schiebefenster ist frei von den den Flügelfenstern und den bisher gebräuchlichen Schiebefenstern anhaftenden Mängeln. Es zeichnet sich aus durch luft- und regendichtes Schliessen, bequeme Handhabung, leichten Gang und geht ohne jedes Klemmen der sonst häufigen Folge von Senken u. dgl. Die Ventilation ist gut, weil sich das Schiebefenster in seiner ganzen Höhe öffnet und die senkrechte Ausdehnung der Lüftungsspalte die wirksamste ist, da sie getrennte Ein- und Ausströmung der Luft gestattet. Ferner muss in Betracht gezogen werden dass das Fenster als eine grosse Tafel angeordnet werden kann, wie es in reicher ausgestatteten Häusern häufig gewünscht wird. – Die Schwere des Fensters ist von keiner Bedeutung, so dass, ohne den leichten Gang zu beeinträchtigen, die Fenster in beliebiger Grösse ausgeführt und Doppelscheiben angewendet werden können. Schliesslich lässt sich die Anbringung von Schiebeläden aus einer Tafel mit den Schiebefenstern mit geringen Kosten vereinigen, wodurch gleichzeitig für die Rollenläden ein ausgezeichneter Ersatz geschaffen ist. – Anwendbar ist die Bauweise an Fenstern oder Thüren bei massiven wie bei Fachwerkbauten. Die Tafeln können beim Oeffnen in Mauerschlitze bezieh. Hohlwände eintreten, durch besondere Verkleidungen gedeckt werden, oder frei vor die Wandflächen treten. Bei Massivbauten lässt man in der bei besseren Bauten wohl ausnahmslos vorkommenden Luftschicht in der Grösse der Fenstertafel die Binder fehlen, und ermöglicht auf diese Weise den Eintritt der Tafel in die Mauer. Eine Schwächung der Mauer kann durch Cementmörtel beseitigt werden. Bei Fachwerkbauten, wie z.B. bei den schwedischen und Schweizerbauten, lässt man die Fenster in die beiderseitig mit Brettern verkleideten Wände eintreten. Auch die modernen dünnen Hohlwände in Eisenfachwerk mit Putz- oder Gypsdielenverkleidung gestatten eine sehr zweckmässige Anwendung. Bei einfachen Nutzbauten, wie z.B. bei Schulen, Krankenhäusern, Schutzhallen, Fabriken, Lagerhäusern u. dgl. kann man die Fenstertafeln beim Oeffnen frei vor die inneren Wandflächen treten lassen. Soll die ganze Wandfläche möglichst in Lichtöffnungen aufgelöst werden, so können die Fenstertafeln vor einander geschoben werden, so dass sich dieselben in geöffnetem Zustande zur Hälfte decken. Auch für Schiebethüren an Eisenbahnwagen, geschlossenen Güterwagen, Pferdebahn wagen, wasserdichten Schiffsthüren und Luken, bei Thoren an Viehställen, wo der Kälte wegen ein dichter Verschluss verlangt werden muss, u.s.w., findet die neue Construction passende Verwendung. Die Fenster sind so eingerichtet, dass sie jederzeit herausgenommen und die Laufschienen abgeschraubt werden können, ohne die Anschlussleisten zwischen Tapeten und den inneren Deckrahmen zu lösen.Zu weiteren Mittheilungen ist der Patentbesitzer F. J. Schärmann in Münster (Westfalen) gerne bereit. Bei seinem Spangenfenster (Fig. 4) (D. R. P. Nr. 80244 und D. R. G. M. Nr. 29143 und 37236) sucht Franz Spengler, Berlin, alte Jakobsstrasse, dem Uebelstande abzuhelfen, dass man beim Oeffnen und Schliessen mehrere Verschlüsse nach einander zu drehen hat. Bei dem Spangenfenster bewirken „Gelenkspangen“ die gleichzeitige Drehung eines zu diesem Zwecke gefalzten Flügelpaares. Diese beim Reinigen aushängbaren Spangen dienen in Verbindung mit einem Stellbogen und mit Klemmspangen dazu, ein geöffnetes Fensterpaar in beliebiger Lage festzustellen. Die Stellschraube bewirkt, dass die Haltevorrichtung bei Stössen etwas nachgibt. Beim Schliessen des rechten Innenflügels werden auch die Aussenflügel, und zwar unten durch die Spangen, oben durch den Puffer, so fest an ihren Falz gedrückt, dass für die warme Jahreszeit das Schliessen des Reserveverschlusses nicht nothwendig erforderlich ist. Der letztere Verschluss kann ausser zum Festschliessen der Aussenflügel noch zum Festhalten des linken Flügelpaares benutzt werden. Die Verklemmungen der Wasserschenkel werden somit vermieden. Auf einfache und sinnreiche Weise sind die Gelenkstangen auch zum Feststellen der geöffneten Fenster nutzbar gemacht, indem ihre Drehung durch Knopfschieber, die in concentrische Zahnbogen eingreifen, zu hindern bezieh. zu reguliren ist. Diese übrigens das Lüften der Zimmer ungemein erleichternde Einrichtung lässt sich auch an den nach bisheriger Art construirten Fenstern und Balkonthüren ohne Schwierigkeiten anbringen. Textabbildung Bd. 308, S. 103 Fig. 4.Spangenfenster von Spengler. Das österr.-ungarische Privilegium vom 28. August 1893 von Matthäus Maurer in Pörtschach a. See, Kärnten, betrifft Einrichtungen an Fenstern, durch welche mittels eines einzigen Griffes das Oeffnen oder Schliessen der oberen Fensterflügel sowohl zum Zwecke der Lüftung als auch das Feststellen der unteren Fensterflügel in geöffneter Stellung und ein Verschluss derselben nach dem Schliessen ermöglicht ist. Zum gleichzeitigen Oeffnen und Schliessen der oberen Flügel dient ein Gestänge, dessen Arme in die durch Lenker gegenseitig verbundenen Fensterflügel eingelenkt sind und durch einen im unteren Theile des Fensterstockes auf und ab bewegbaren Handhebel verschwenkt werden können, wobei die Anordnung derart getroffen ist, dass das Oeffnen der Fensterflügel durch Bewegung eines Handhebels erfolgen kann. Das Feststellen der unteren Fensterflügel in geöffneter Stellung erfolgt durch einen an jedem Flügel drehbar angebrachten, federnden Arm, welcher hinter eine Nase oder einen Falz des Fensterstockes einschnappt, während der Verschluss der geschlossenen unteren Fensterflügel durch einen Fenstertrieb bewirkt wird. Fig. 5 zeigt eine Ansicht des Fensters mit geschlossenen Flügeln. Fig. 6 und 7 zeigen im Querschnitte die zum Oeffnen und Schliessen der oberen Fensterflügel dienenden Einrichtungen bei geschlossenen und geöffneten Flügeln. Fig. 8 ist ein Schnitt durch die oberen geschlossenen Flügel. Wie aus den Fig. 5 bis 8 ersichtlich, sind die oberen Fensterflügel a0a0' um Scharniere a beweglich, so dass der Flügel a0 unten und Flügel a0' oben drehbar ist. An den Flügeln sind Lenker b drehbar befestigt, welche mit den Enden der zu beiden Seiten des Fensterstockes drehbaren doppelarmigen Hebel c verbunden sind. Auf den Flügel a0 wirken die auf einer drehbar gelagerten Welle d sitzenden Hebelarme, deren Enden in am Fensterrahmen befestigten Platten angeordneten Längsschlitzen eingelenkt sind. Eine weitere Erörterung der Hebelübertragung ist ohne weiteres aus der Figur ersichtlich. Textabbildung Bd. 308, S. 103 Stellfenster von Maurer. Neu und Gegenstand des Privilegiums ist: An Fenstern, deren untere Flügel um senkrechte Angeln drehbar sind, während die oberen Flügel auf wagerechten Angeln ruhen: 1) Eine Vorrichtung zum gleichzeitigen Oeffnen und Schliessen der oberen Fensterflügel a0a0', bestehend aus den an einem der um Scharniere a drehbaren Flügel eingelenkten Armen c0 und einem Gestänge c2, welches durch die Kurbel d1 mit der Drehachse d dieser Arme und durch die Kurbel e mit einem verschwenkbaren Handhebel e2 derart verbunden ist, dass die durch Lenker bcb mit einander in Verbindung gebrachten Flügel a0a0' durch Ab- und Aufwärtsschwenken des Handhebels gleichzeitig geöffnet oder geschlossen werden und ein Oeffnen der Flügel ohne Bewegung dieses Handhebels nicht stattfinden kann (Fig. 5 bis 8). 2) Eine Vorrichtung zum Feststellen der unteren Flügel d0d0' in geöffneter Lage, bestehend aus dem am unteren Rahmentheile i drehbaren, durch eine Feder nach einwärts schwenkbaren Arme an jedem dieser Flügel, dessen Vorderende hinter eine Nase des Fensterstockes oder in den Schliessfalz des letzteren einschnappt. 3) Eine Vorrichtung zum Verriegeln der unteren Flügel d0d0', bestehend aus einem Fenstertrieb, dessen Olive f eine Scheibe trägt, in welche ein Stift der mit Schliesshaken g versehenen Riegelstange eingreift und auf einen, die Flügel in der Mitte verbindenden Schliesshaken einwirkt. Eine selbsthätige Sicherung von Rolläden gegen Abstürzen will nach D. R. P. Nr. 88260 Ludwig Dihm in Friedenau-Berlin bewirken. Bei der üblichen Construction der Rolläden für Thüren und Fenster besteht die fortwährende Gefahr des Herunterfallens dieser Läden, sobald der Gurt reisst oder die Klemmvorrichtung, die den Gurt festhalten soll, versagt. Textabbildung Bd. 308, S. 104 Fig. 9.Sicherung von Rolläden gegen Abstürzen von Dihm. In der vorliegenden Vorrichtung (Fig. 9) ist der Kasten k in das Futter der Thür oder des Fensters eingelassen, der Winkel w in das Rahmenholz des beweglichen Flügels und das Schliessblech s in die äussere Wandung der Nuth für den Laden. Auf dem Boden des Kastens ist das Excenter e mit seiner einen Ecke befestigt; an den beiden anderen Ecken des Excenters sind der Stift a und die Zunge b mit beweglichen Gelenken angebracht. Hinter dem Excenter steht eine Feder f, die mit ihrem freien Ende gegen die den Stift a mit dem Excenter verbindende Schraube drückt. Schliesst man den Thür- oder Fensterflügel, so drückt der an dem Flügel befestigte Winkel w den Stift a in den Kasten zurück. In Folge dessen geht die Zunge b so weit in den Kasten zurück, dass die Nuth für den Rolladen frei ist. Der Laden kann also bei geschlossenem Flügel nach Belieben bewegt werden. Wird hingegen der Flügel geöffnet, so drückt die Feder f den Stift a heraus, das Excenter überträgt die Bewegung auf die Zunge b, und diese schiebt sich nun über die ganze Breite der Nuth für den Rolladen und greift noch eine kurze Strecke durch das Schliessblech s hindurch in die gegenüber liegende Wandung der Nuth. Es ist nunmehr für den zum Fenster Hinaussehenden oder die Thür Durchschreitenden jede Gefahr ausgeschlossen, weil der Laden nur bis auf die Zunge h fallen kann. Selbstverständlich muss die Vorrichtung hoch angebracht werden. Die Ausführung des Patentes ist Golde und Raebel in Charlottenburg übertragen. Der Kipprolladen von Fuchs in Pforzheim ist in Fig. 10 bis 16 dargestellt. Fig. 10 zeigt das Profil der Stäbe, Fig. 11 die Aussenansicht derselben mit den Kippzapfen. Diese greifen in das Mittelglied einer Flachstabkette ein (Fig. 12), deren Seitenglieder, mit Langlöchern versehen, eine Verlängerung der Kette zulassen. Solche beiderseits angeordnete Ketten gleiten in ⊏-Eisenführungen. Die inneren Zwischenketten k lassen eine solche Verlängerung oder Verkürzung nicht zu. Soll nun der Laden in der Stellung bei geöffneten Stäben hochgezogen werden, so schliessen sich zunächst die Klappstäbe, alsdann erst beginnt die Aufrollung, dabei verlängert sich die Führungskette nach Erforderniss der Mehrlänge des äusseren Durchmessers. Beim Herablassen treten die Stäbe zunächst wieder in die Stellung nach Fig. 15 und 16 ein und bei weiterem Nachlassen in die Stellung Fig. 13 und 14 zurück. Bezüglich der Thüren wollen wir uns auf die Bestrebungen beschränken, welche darauf gerichtet sind, die Feuersicherheit der Thüren zu erhöhen. Textabbildung Bd. 308, S. 104 Kipprolladen von Fuchs. O. Grüner wendet sich in der Schlosserzeitung gegen die früher üblichen eisernen Thüren, die man für feuerfest hielt und aus starkem Schwarzblech anfertigte, mit aufgelegtem Flacheisenbesatz, Bändern und Schloss versah und möglichst genau in den Falz des steinernen Thürgerüstes einschlagen liess. Wer aber die Erprobung einer solchen Thür beobachtete, wendet eine derartige Bauart kaum zum zweiten Mal an, denn eine solche Thür wird bald rothglühend und strahlt zündende Hitze nach dem Raume, der geschützt werden soll. Ferner verzieht sie sich und gestattet dem Feuer, den Brandgasen und dem Rauche in breiten Spalten den Durchtritt. Man zieht deshalb feuerfeste Thüren aus zwei Brettlagen mit Nuth und Feder zusammengefügt und in Kreuzlage auf einander zu genagelt vor. Die Thür wird beiderseits und an den Kanten mit Weissblech beschlagen, die Ränder sind zusammenzufalzen, damit sie sich unter der Hitze weder auflöthen noch platzen. Zuletzt werden Bänder und Schloss oder Riegel angeschlagen. – Solche Thüren haben sich, wenn sorgfältig ausgeführt, gut bewährt. Gute Erfahrungen hat man mit Thüren gemacht, die in Rabitz-Art ausgeführt wurden. Diese erhielten ein Rahm werk aus leichtem Winkel- oder -Eisen, an dem Bänder und Riegel befestigt werden; die Fläche oder Füllung der Thür besteht aus Drahtgewebe mit beiderseitigem Ueberzuge von Mörtel. Diese Thüren schlagen in Falze, die gleichfalls aus Façoneisen hergestellt und durch Rabitz-Putz gegen Hitze geschützt werden. Verziehen durch die Hitze oder das eigene Gewicht tritt bei solcher Bauart um so weniger ein, als die innere Drahtfüllung wie ein Gitterträger wirkt. Die Uebertragung der Hitze durch eine solche Thür ist so gering, dass an ihrer Aussenseite angehängte Fasergewebe sich nicht entzünden. Zum Schütze des Thürputzes kann ein Schutzmantel aus Holz oder Blech dienen. Wichtig ist es, dass Abschlüsse an Brandmauerdurchbrüchen im Falle der Noth geschlossen werden können oder schon geschlossen sind. Um etwaige Vergesslichkeit beim Schliessen dieser Oeffnungen unschädlich zu machen, empfiehlt es sich, feuerfeste Schutzthüren so aufzugänzen, dass sie auf einer schiefen Bahn durch ihr eigenes Gewicht herabgleiten und die Oeffnung verschliessen, sobald ein leicht verbrennliches Hinderniss (eine ölgetränkte Hanfschnur oder ein zwischengespreizter Holzstab) durch die Hitze zerstört worden ist.