Titel: Kraftmaschinen.Neuerungen an Dampfmaschinen.
Fundstelle: Band 310, Jahrgang 1898, S. 121
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Kraftmaschinen.Neuerungen an Dampfmaschinen. (Fortsetzung des Berichtes S. 102 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neuerungen an Dampfmaschinen. 6. Verschiedene Einzeltheile. a) Vorrichtungen zum schnellen Anhalten von Dampfmaschinen. Textabbildung Bd. 310, S. 121 Fig. 64. Elektrische Abstellvorrichtung. Eine elektrische Abstellvorrichtung zur Sicherung gegen Unfälle beim Dampfbetrieb beschreibt Le Génie civil, 1898 S. 145. Um von jeder beliebigen Stelle einer Werkstätte die Abstellung der Betriebsdampfmaschine vornehmen zu können, sind elektrische Leitungen vorhanden, die mit einem seitlich an der Maschine angebrachten Apparat in Verbindung stehen. Derselbe besteht, wie Fig. 64 erkennen lässt, aus einem Elektromagneten ff, der, sobald durch leichten Druck auf Knöpfe, die in bequem zugänglicher und leicht sichtbarer Weise überall angebracht sind, der elektrische Strom geschlossen wird, einen Hebel b anzieht, dessen äusseres Ende sich in Folge dessen von dem Hammer d entfernt. Letzterer wird durch eine Feder c zurückgeschnellt und stösst hierbei derart gegen den Anschlag einer Klinke e, dass sich diese aus dem Sperrad f auslöst. Auf derselben Welle, auf der das Sperrad sitzt, ist noch eine Trommel g, über welche ein am freien Ende mit Gewichten belastetes Seil in mehreren Windungen geschlungen ist, und ferner eine Kettenrolle h befestigt, über welche wie auch über eine entsprechende Rolle auf der Spindel des Dampfabsperrventils eine Galle'sche Kette gelegt ist. Sobald der elektrische Strom eingeschaltet und die Auslösung der Klinke erfolgt ist, wird die Trommel g unter der Wirkung der herabsinkenden Gewichte und demzufolge auch die Welle und h in schnelle Umdrehungen versetzt, die sich mittels Kette auf die Spindel des Absperrventils übertragen und dasselbe auf seinen Sitz zurückführen. Damit die Schlussbewegung des Ventils nicht zu schnell erfolgt und ein heftiges Auftreffen desselben auf seinen Sitz vermieden wird, ist die Trommelwelle noch mit einem Gewinde k versehen, über welches ein Kolben l greift, der bei der Drehbewegung der Welle mit geringerem Spiel in den Cylinder m eintritt. Die in dem letzteren befindliche Luft wird dann comprimirt und bildet einen Widerstand, welcher die Drehbewegungen der Trommelwelle verzögert. Textabbildung Bd. 310, S. 121 Elektrische Abstellvorrichtung von Meyer. Auch ein Durchgehen der Dampfmaschine lässt sich mittels des beschriebenen Apparates verhüten. In solchen Fällen ist noch nöthig, einen kleinen Kugelregulator anzuordnen, der mit einem Contacthebel o. dgl. in Verbindung steht, welcher bei einer gewissen Stellung – entsprechend der höchst zulässigen Geschwindigkeit der Maschine – den elektrischen Strom schliesst. Die der vorigen ähnliche elektrische Abstellvorrichtung von Lucien Meyer in Paris besteht nach den dem Bulletin de la Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale, April 1895, S. 342, entnommenen Abbildungen (Fig. 65 und 66) aus einem in Nähe der Dampfmaschine in die Frischdampfleitung eingeschalteten Gehäuse a, in dem ein auf der Welle c befestigtes Klappenventil b liegt. Das durch die Gehäusewandung tretende Ende der Welle c trägt einen mit Gegengewicht e versehenen Hebel d, der durch eine in die Zähne des Sperrades fg greifende, um den Festpunkt,; drehbare Klinke h in der Fig. 65 ersichtlichen, durch eine Spindel i regelbaren Lage gehalten wird, wobei das Ventil b geöffnet ist. Sobald der elektrischeStrom durch leichten Druck auf einen Knopf wieder geschlossen wird, zieht der Elektromagnet k die Klinke h an und es erfolgt unter der Wirkung des herabfallenden Gewichthebels d, sowie derjenigen des zuströmenden Dampfes das schnelle Schliessen der Durchgangsöffnung a1 des Gehäuses a durch das Ventil b. Gleichzeitig wird durch den gespannten Dampf eine Signalpfeife zum Ertönen gebracht. Textabbildung Bd. 310, S. 122 Fig. 67. Vorrichtung zum selbstthätigen Stillsetzen von Dampfmaschinen von Hartwig. Um den früheren Zustand wieder herzustellen, lässt man, nach Oeffnen eines Hahnes, gespannten Dampf auf die entgegengesetzte Fläche des Ventils b wirken, worauf dann der Gewichthebel d von Hand leicht in seine ursprüngliche Lage zurückgelegt werden kann. Textabbildung Bd. 310, S. 122 Abstellvorrichtung für Fördermaschinen von Braconier, Hubert und Phillips. Ein auf das Gehäuse a geschraubtes Sicherheitsventil v verhütet ein Steigen des Dampfdruckes über die zulässige Höhe. Bei den mit Condensation arbeitenden Dampfmaschinen empfiehlt sich die Anbringung eines zweiten Apparates, der in ähnlicher Weise, wie vordem beschrieben, das Abschliessen der Kühlwasserleitung bewirkt. Ein 20pferdiger Motor, der mit 7 at Dampfspannung und 90 minutlichen Umdrehungen arbeitete, wurde mittels der Abstellvorrichtung in 7 Secunden zum Stillstand gebracht. Bei der Vorrichtung zum selbsthätigen Stillsetzen von Dampfmaschinen von W. Hartwig in Elbing (D. R. P. Nr. 94525) sitzt auf der Kurbelwelle der Maschine eine theilweise hohl ausgebildete Scheibe a (Fig. 67), welche in ihrem Innern ein um einen Bolzen b drehbares Gewicht c von sichelförmiger Gestalt trägt, welches im Ruhezustände durch eine Feder d, die an einer am Gewicht angelenkten Stange angreift, gegen einen Stift e' oder einen sonstigen Anschlag gedrückt wird und dann mit seinem Rücken nicht über den Umfang der Scheibe a vorragt. Gegen den letzteren wirkt – am zweckmässigsten unter Federdruck – eine Rolle h, die an dem einen Ende eines Winkelhebels g gelagert ist, dessen anderer Arm durch die Stange i mit einem an seinem freien Ende mit dem Ventil k verbundenen Hebel in Verbindung steht. Das Ventil k sperrt den Dampfzutritt zu einem Steuercylinder l ab, in dem sich ein Kolben m mit Umfangsnuthen s bewegt, der bei geöffneter Drosselklappe in der höchsten Stellung liegt und nach Oeffnen des Ventils k durch den eintretenden Dampf nach unten gedrückt wird. Die unter dem Kolben m befindliche Luft entweicht hierbei durch die kleine Oeffnung o, so dass eine gewisse Bremswirkung entsteht, welche die Abwärtsbewegung des Kolbens verzögert. Damit der Kolben die Drosselklappe gut schliesst und sich ferner mit der Ringfläche m1 auf seiner unteren Seite dicht auf die entsprechende Fläche des Cylinderbodens legt, ist zwischen die Kolbenstange und das diese mit dem Hebel r der Drosselklappe verbindende Zwischenglied eine kräftige Schraubenfeder p gelegt, die sowohl den elastischen Schluss der Drosselklappe vermittelt, wie auch im letzten Augenblicke für den sich auf die Ringfläche legenden Kolben als Buffer wirkt. Wird durch irgend welchen Umstand eine Vergrösserung der Umdrehungszahl der Maschine hervorgerufen, so tritt der Rücken c1 des Gewichtes c über den Umfang der Scheibe a vor und rückt die Rolle h und somit das Ende des Winkelhebels g von der Scheibe a ab. Dadurch wird die Stange i nach unten gezogen und das Ventil k gehoben, so dass Dampf über den Kolben m in den Cylinder l tritt und mittels des Gestänges die im Dampfeinströmrohreuntergebrachte Drosselklappe geschlossen wird. Um das Ventil k geöffnet zu halten, kann eine federnde Klinke o. dgl. angeordnet werden, welche unter einen auf der Ventilspindel befestigten Anschlag greift. Die Drosselklappe bleibt so lange geschlossen, bis das in die Dampfleitung eingeschaltete Hauptventil abgesperrt worden ist. Das Oeffnen der Klappe lässt sich mittels des am Hebel r vorgesehenen Handgriffes bewirken. Um aber auch die Drosselklappe nötigenfalls von Hand schliessen zu können, ist in dem Verbindungsglied zwischen Kolbenstange und Hebel der Drosselklappe ein Schlitz vorgesehen, in welchem der Hebel r mittels Zapfen geführt wird, so dass man denselben unabhängig von der selbsthätigen Absperrvorrichtung nach unten drücken kann. Eine selbsthätige Abstellvorrichtung für Fördermaschinen u. dgl. von Frédéric Braconier, J. B. Hubert und J. B. Phillips in La Neuville (Belgien) veranschaulichen Fig. 68 und 69. Zwischen dem Umsteuerungshebel c, dem Dampfhebel b und dem Bremshebel a ist eine am Ende einer senkrechten, in Hülsen ee geführten Stange e0 befestigte Bühne d (Fig. 69) angeordnet, auf welcher der Maschinist steht. Mit der Stange e0 ist durch zwei Gelenkstangen h und f ein um die Achse i drehbarer Hebel g verbunden, der am anderen Ende ein Gegengewicht j trägt, dessen Tragstange j1 oben in eine Platte p endigt und unterhalb derselben von zwei gegabelten Hebeln ll1 umschlossen ist, die auf der Bremshebelwelle r bezw. auf der Dampfhebelwelle s befestigt sind. Die Wellen r und s sind mit den Ventilen, welche sie steuern, durch geeignete Hebelwerke derart verbunden, dass bei gesenkter Bühne d die Ventile geöffnet werden können, während sich dieselben beim Heben der Bühne schliessen. In Fig. 68 ist die Welle s mit der Stange s1 des Dampfeintrittsventils t durch die Hebel s2 s3 und die Stange s4 verbunden, während die Welle r zur Bethätigung der Bremse x mit dem Ventil r1 mittels der Hebel a1 r2 und der Stange r3 in Verbindung steht. Wenn der Maschinist auf die Bühne d tritt, bewegt sich dieselbe nach unten. Dadurch hebt der Hebel g das Gegengewicht j und gibt hierbei die zur Bethätigung des Bremsventils r1 bezw. des Maschinenventils t dienenden Hebel l und l1 frei. Die Ventile können geöffnet werden, und das Gegengewicht y der Bremse wird durch den Dampfdruck gehoben gehalten. Der Maschinist hat dann nur den Hebel b zu bethätigen, um Dampf in den Cylinder der Maschine einzulassen. Verlässt der Maschinist die Bühne, so bewirkt das Gegengewicht j eine Drehung des Hebels g im entgegengesetzten Sinne, wobei die Hebel l und l1 mitgenommen werden. Hierdurch schliesst sich unter Vermittelung der Welle r, es Hebels a1 , der Stange r3 und des Hebels r 2 das Bremsventil r1 und das Gegengewicht y der Bremse x tritt unmittelbar in Thätigkeit; andererseits wird gleichzeitig mittels Welle s, Hebels s2, Stange s4 und Hebels s3 das Dampfventil t geschlossen und dadurch der Eintritt des Dampfes in die Maschine abgeschnitten. (Fortsetzung folgt.)