Titel: Faserstoffe.Neuerungen in der Papierfabrikation.
Autor: Alfred Haussner
Fundstelle: Band 310, Jahrgang 1898, S. 205
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Faserstoffe.Neuerungen in der Papierfabrikation. Von Prof. Alfred Haussner, Brünn. (Schluss des Berichtes Seite 189 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neuerungen in der Papierfabrikation. d) Geprägte und gewellte Papiere. Spitzenpapiere werden gewöhnlich so hergestellt, dass die eigentliche Spitze geprägt und der zwischenliegende Theil ausgestossen wird. Es ist nicht zu leugnen, dass auf diese Weise ein duftiges, zartes Erzeugniss zu gewinnen ist. Aber leider mangelt demselben die Widerstandsfähigkeit, weil der Zusammenhang zwischen den einzelnen Spitzentheilen fast oder ganz durchbrochen ist. Beachtung verdient deshalb das D. R. P. Nr. 94042, worin Krotoschiner und Co. in Berlin ein Verfahren angeben, um Spitzenpapiere von beinahe gleichem äusseren Ansehen, wie bisher, aber doch wesentlich widerstandsfähiger dadurch zu machen, dass die sonst ausgestossenen Theile des Papiers nur tief geprägt und mit dunkler Farbe versehen werden, so dass die eigentliche Spitzesich doch so darstellt, als ob sie vollständig frei wäre, weil in einiger Entfernung die Zwischenräume doch dunkel aussehen. In Fig. 127 und 128 sind Theile einer solchen Spitze dargestellt. Die Thäler e sind mit dunkler Farbe versehen. Was das Wesen der Erzeugung anbelangt, so sehen wir in Fig. 129 zwei, wie Zahnräder in einander greifende Prägewalzen a und b1 welche das dazwischen gelangende Papier f in die gewünschte Spitze verwandeln. Für die Thäler e in Fig. 128 sind bei der Walze a Erhöhungen e, in der Walze b entsprechende Vertiefungen mit gegen den Halbmesser schiefen Wänden vorgesehen, so dass, wie bei g zu erkennen ist, das Vertiefte hergestellt und, weil die Erhöhungen e von der Farbwalze c mit Farbe versehen werden, auch dunkel gefärbt wird. Für den übrigen Theil der Spitze sind in a weniger weit nach aussen ragende Theile d herausgearbeitet, welche den hell bleibenden Theil der Spitze prägen, weil die Theile d, wie unmittelbar an der Stelle h zu erkennen ist, von c keine Farbe empfangen. Textabbildung Bd. 310, S. 206 Spitzenpapier. Textabbildung Bd. 310, S. 206 Fig. 129. Prägewalzen für Spitzenpapiere. Textabbildung Bd. 310, S. 206 Prägeverfahren von Hofmeier. Das Verfahren von Dr. Julius Hofmeier in Wien (vgl. 1896 301 173), bei welchem mit Hilfe von galvanisch abgelagerten Platten die zartesten und der natürlichen Gestaltung täuschend ähnliche Formen geprägt werden, hat bisher insofern befriedigt, als das Aussehen der fertigen Nachahmungen, z.B. der Ledernarbe, nichts zu wünschen übrig liess. Aber die Kosten waren so gross, dass die Producte nicht im Stande waren, trotz ihrer überlegenen Schönheit, mit den Erzeugnissen gravirter Walzen zu concurriren. Das Aufbringen der galvanisch hergestellten Prägeplatten auf die Walzen, und zwar sicher und zuverlässig, ohne allzu grossen Zeitaufwand, war bis vor kurzer Zeit nicht möglich. Sowohl dicke, wie dünne Platten verursachten die mannigfachsten Verlegenheiten. Neuestens gibt aber Joseph Heim in Offenbach a. M. in einem D. R. G. M. ein Verfahren an (vgl. Papierzeitung, 1896 S. 3170), nach welchem verhältnissmässig dünne, also nicht zu theuere Platten, doch zuverlässig auf die Walzen gebracht werden. Hofmeier hat die nach dem Umfange der so grossen Walze, dass dieselbe auch zwei Galvanos aufnehmen kann, gebogenen Platten einerseits an eine eiserne Leiste festgeschraubt, welche genau in eine in die eiserne Walze gehobelte Nuth passt. An den anderen Stellen wird die Prägeplatte durch, an die Enden des Walzenbundes w geschobene Ringe s, die sich um die Zapfen z legen (Fig. 130), so festgehalten, dass noch ein kleiner Spielraum zur seitlichen Ausdehnung bleibt. Diese Ringe gut und richtig aufzubringen, kostet viel Zeit, weshalb Heim versucht hat, abzuhelfen (Fig. 131 bis 133). Die Platte wird nämlich um die Walze w gelegt und mit dem Bande c umschlungen, welches einerseits bei der Welle d gelenkig festgehalten ist, andererseits sich um die auf l lose Rolle i wickelt, i wird nun mittels des um i lose drehbaren Hebels g gedreht, indem die an g befindliche Sperrklinke k in das mit i zusammenhängende Sperrad greift. Dadurch wird das Band c auf i gewickelt und die Prägeplatte auf w glatt aufgepresst. Damit aber all dies nicht vorzeitig verloren gehen kann, finden wir auf l, mittels Federkeil verbunden, den Ring m mit der Gegen klinke n. Die Längsnuth in l gestattet es, diesen Aufziehapparat zu verstellen. Hat man solcherart die Prägeplatte glatt aufgezogen, dann schiebt man die Ringe s an, klemmt sie mittels der angedeuteten Schrauben auf den Zapfen z (Fig. 130), worauf Band c entfernt werden kann. Textabbildung Bd. 310, S. 206 Fig. 134. Maschine von Cantin. Gewelltes, bezw. gekrepptes Papier erzeugt B. F. Cantinin Paris gemäss D. R. P. Nr. 95040 in folgender Weise. Von der Rolle a0 (Fig. 134) geht das Papier p durch die Zugwalzen b0 c0 und die Vorschubwalzen d0 e0, welch letztere das Papier in einen durch Leisten qq1 gebildeten Kanal drängen. Dieser leitet unmittelbar über in den zwischen den endlosen, uni die Leitwalzen a bis d gehenden, Tüchern f und g belassenen Raum. Da nun die Tücher f und g sich wohl in den gezeichneten Pfeilrichtungen, aber langsamer als der Umfang der Walzen d0 und e0 bewegen, so wird das Papier zurückgestaucht und legt sich so lange in Falten und Wellen, bis der Widerstand dagegen grösser wird, als die Reibung, der Widerstand gegen das Fortbewegen, so dass dann schliesslich p gewellt, bezw. gekreppt, gegen rechts herausquillt. Um den Vorgang einzuleiten, stopft man das Papier in den Raum zwischen f und g. e) Gepresste Gegenstände aus Papierstoff. Vulcanisirte Fasern (Vulcanfibre) heisst ein eigenthümliches, fadenförmiges Product, welches nach dem D. R. P. Nr. 83745 von George Kimball Littlefield in Boston erzeugt und zur Herstellung von Schachteln, Triebrädern, Röhren u. dgl. verwendet werden soll. Die Rohfasern werden mit Zinkchlorid, Chlorcalcium, Chlormagnesium oder Schwefelsäure unter Erwärmung behandelt, hiernach in eine Trommel gebracht, deren Boden mit einer Anzahl kleiner Löcher oder feiner Schlitze versehen ist, und mittels eines Kolbens durch diese Oeffnungen des Bodens gepresst. Man erhält solcherart feine Fäden, welche in noch feuchtem Zustande in dem herzustellenden Gegenstande entsprechende Formen gebracht und festgestampft werden. Darauf wird das Erzeugniss der Wirkung eines Wasserbades ausgesetzt und schliesslich getrocknet, wobei aber der Gegenstand in der Regel 50 bis 60 Proc. schwindet. Die Art der Behandlung der Rohfasern, insbesondere mit Schwefelsäure, lässt annehmen, dass es sich dabei um einen dem echten Pergament ähnlichen Stoff handelt. Die Erfinder erwarten, dass durch die Verschlingung der Fäden, welche in der Form zusammengebracht werden, der hergestellte Gegenstand besonders grosse Widerstandsfähigkeit und Haltbarkeit erlange, was besonders bei tafelförmigen Erzeugnissen werthvoll erscheint. Aus einem ähnlichen Grundkörper scheint Benzion Karfiol in Brooklyn nach U. S. P. Nr. 547438 die nachgiebigen und doch festen Walzen seiner Prägewalzwerke herzustellen. Nach dem Verfahren von Léon Lebrun in Verviers (D. R. P. Nr. 79287 und 84663) werden hohle Gegenstände aus Papiermasse dadurch erzeugt, dass man gelochte Formen, die geeignet an Kästen angebracht sind, in eine mit Papierstoff versehene Flüssigkeit bringt und aus dem Inneren der Hohlformen Luft absaugt. Dadurch wird, ähnlich wie es bei Cylindersiebmaschinen geschieht, auf der durchlässigen Form Papierstoff so lange abgesetzt, bis eben in Folge der Dickedder abgelagerten Schicht diese undurchlässig wird. Um den so hergestellten Gegenstand äusserlich ansehnlicher zu machen, wird er entweder von aussen mittels, unter Umständen mehrtheiliger Formen nachgepresst, oder nach dem neueren Patent durch Glättrollen bearbeitet. Sogar künstliche Dachschieferplatten aus Papierstoff werden als „norwegische Ziegel“ von der Firma Ambrosius Hausen in Christiania in den Handel gebracht und u.a. in Fjeldhammer Brug erzeugt. Diese Platten bestehen nur aus gepresstem Holzschliff, der mit einer geheim gehaltenen Mischung getränkt worden ist. Die Dächer sollen 35 Proc. billiger gegenüber den gewöhnlichen (vermuthlich sind Schieferdeckungen gemeint) sein und sich sehr gut bewähren. Was die geheimnissvolle Tränkflüssigkeit anbelangt, so wäre es nicht gerade unmöglich, dass etwas Aehnliches benutzt wird, wie von Richard Lissauer im D. R. P. Nr. 84994. Danach sollen zellstoff-faserhaltige Materialien in eine lederähnliche Masse dadurch umgestaltet werden, dass die vorher mit Kupferoxydammoniak und mit Albuminsubstanzen behandelten Materialien nach einander mit Lösungen von kieselsaurem Kali und Chlorkalk versetzt werden. Hierauf folgt die Trocknung und das Tränken mit Harzlösung. Textabbildung Bd. 310, S. 207 Fig. 135. Erzeugung des Steiner'schen Verpackungsstoffes. Einen eigenthümlichen Verpackungsstoff erzeugt Ernst Steiner in Mulda nach D. R. P. Nr. 87114 aus Holzstoff. Dieser wird (Fig. 135) in den Einfülltrichter a gegeben, von der Transportschnecke b erfasst und durch Rohr a1 als rechteckig geformter Strang abwärts geleitet. So gelangt er zwischen die Gestellwangen d, das endlose, über Walzen f1 f2 gehende Tuch (Filz) f und das endlose Sieb e. Auf dieses werden von rückwärts durchlochte Bleche g (in ununterbrochener Folge) aufgeschoben, deren Erhöhungen in dem weichen Stoff Vertiefungen hervorrufen. Durch den Filz f und die geschilderte Siebunterlage wird die Entwässerung des Stoffes befördert, der dann durch die eigenthümliche, mit Erhöhungen ausgestattete Walze k auch von oben Eindrücke bekommen kann. Wenn man Schachteln u. dgl. aus Pappe erzeugt, so muss dieselbe oft recht scharf gebogen werden. Das geht nun nicht gut anders, als derart, dass man das Material an der Biegestelle auf der einen Seite streckt, auf der anderen Seite staucht. Das Stauchen der Pappe ist nun ein recht heikler Arbeitsvorgang, besonders dann,wenn auf ein gefälliges, den ziemlich hoch gespannten Forderungen entsprechendes, gefälliges Aussehen hingearbeitet werden soll. Von den zahlreichen einschlägigen Apparaten seien nur zwei betrachtet. Die Patente T. Remus in Dresden (D. R. P. Nr. 67121, 69987 und 77325) sind von der Sächsischen Kartonnagen-Maschinen-Actiengesellschaft angekauft und zu der in Fig. 136 skizzirten Vorrichtung zum Biegen der Pappe gestaltet worden. Die Pappe wird zwischen, dem Endzweck entsprechend gestellte Schienen auf den Tisch t gelegt und sowohl von oben wie von unten geeignet bearbeitet. Von oben wirkt der mechanisch oder mittels Fusstritt bewegte Stempel e. In diesem befinden sich die etwas drehbar gelagerten Stahlschienen f, welche die Feder g aus einander drückt, während die Platten h die Schienen f zusammen halten. Der Wirbel f1 gestattet, die Messer f bequem weiter oder enger zu stellen. Drückt man nun den Stempele auf die Pappe, so pressen sich die Schienen f ein wenig in die Pappe, während von unten die etwas über die Tischoberfläche t vorstehende Zunge b2 eine kleine Erhöhung der Pappe bewirkt. Bei weiterem Druck drehen sich die Längsschienen b, welche auf Pfannengelenken des in der Höhe stellbaren Körpers b1 ruhen, und die Schienen f stauchen das Pappenmaterial zusammen, so dass ein Wulst entsteht. Wenn der Stempel e zurückgegangen ist, kehrt die Pappe fast vollständig in die ebene Lage zurück. Nichtsdestoweniger verträgt sie als Folge der geschilderten Behandlung selbst eine Drehung um 180°, ohne besonderen Widerstand zu verursachen. Dadurch, dass von unten der Druck der Federt im Gestelle a mittels Schraube i, Mutterrad u. dgl. geregelt werden kann, ist man im Stande, weitgehenden Forderungen zu genügen. Textabbildung Bd. 310, S. 208 Fig. 136. Vorrichtung zum Biegen der Pappe von der Sächsischen Kartonnagen-Maschinen-Actiengesellschaft. Textabbildung Bd. 310, S. 208 Fig. 137. Biegepresse von Mansfeld. In anderer Weise kommt Chr. Mansfeld in Leipzig-Reudnitz nach D. R. P. Nr. 92787 zum Ziele, obzwar, wenn man auf den Kern der Sache eingeht und von äusseren Formen absiebt, viel Aehnlichkeit mit der eben geschilderten Vorrichtung vorhanden ist. Vorausgeschickt sei aber, dass die Mansfeld'sche Ausführung den Vorzug bedeutenderer Einfachheit für sich beanspruchen darf. Auf die Pappe p (Fig. 137) drückt von oben der Presskopf a mit der Schneide a1, wobei Einstellung von a möglich ist, um verschiedenen Pappendicken zu genügen. Von unten wird dann Pappenmaterial durch die beiden Backen b an den Schenkeln c gefasst und gegen a1 geschoben, also die Pappe bei a1 gestaucht. Die Stellschraube h regelt dabei in höchst einfacher Weise den Grad der Stauchung, die Menge des gegen a1 geschobenen Materials. Die Backen b machen um d Bogenbewegung, sie heben sich also bei der Annäherung an a1 etwas und pressen die Pappe an den Widerhalt a. Die Bogenbewegung der Arme c ruft die unrunde Scheibe f hervor, welche ihrerseits durch den Hebelarm g gedreht wird. Dabei ist der Zug der Schraubenfeder e zu überwinden, welche die Hebel c unten zu nähern, also oben, ebenso wie die Backen b zu entfernen sucht. Das Resultat, welches solcherart erzielt wird, ist eine ⋃-förmige Durchbiegung der Pappe, also ganz ähnlich, wie eben vorher beschrieben. Es entspricht auch die Kante a1 hier, der Zunge b2 bei Fig. 136, den Zangenbacken b hier, die Schienen f dort. Papierprüfung. Erfreulicher Weise dringt die Erkenntniss immer weiter vor, dass durch eine von richtigen Grundsätzen geleitete Papierprüfung allen Theilen gedient ist: Dem Verbraucher durch eine gewisse Gewähr, dass die Papiere, an welche er bestimmte Forderungen, insbesondere hinsichtlich der Dauerhaftigkeit, stellen muss; dem Erzeuger durch Erkenntnisse über Papierbildung, durch den Ansporn, wirklich gutes Papier zu liefern und dafür einen entsprechenden Preis zu erzielen, sowie durch die Sicherheit, gegen unberechtigte Angriffe sich vertheidigen zu können. Die Ansicht eines italienischen Abgeordneten, dass man in streng parlamentarisch regierten Staaten es nicht ungerne sehe, wenn die Papiere, welche die Staatsacten enthalten, recht bald zerfallen, steht wohl heute ebenso vereinzelt da, wie die eines französischen Papierfabrikanten, der behauptet, dass noch keine sicheren Grundlagen für eine sachgemässe Papierprüfung vorhanden wären. Es ist ja gewiss auch nur Menschenwerk und daher verbesserungsfähig, was an einschlägigen Untersuchungsmethoden von der Anstalt in Charlottenburg geübt wird. Aber Beweis genug dafür, dass in vieler Beziehung von dieser Anstalt nach unseren heute vorhandenen Kenntnissen und Erfahrungen das Richtige getroffen wurde, ist, dass deren Vorschriften und „Normalien“ zum Muster für eine Anzahl von Prüfungsanstalten in anderen Ländern, sogar in Frankreich, angenommen und nur einige Punkte abgeändert worden sind. Ein Haupteinwand kehrt sich, wie bereits in früheren Aufsätzen hervorgehoben worden ist, gegen das ausschlaggebende Knittern von Hand. Nun, einige Aussichten für einen annehmbaren Ersatz, für ein mechanisches Knittern, ist durch den Apparat von Prof. Pfuhl, von welchem weiter unten noch ausführlicher zu sprechen ist, doch vorhanden. Auch ist man so vorgegangen, dass man in einigen neu angelegten Prüfungsvorschriften das Knittern entweder unter die Bestimmungen gar nicht aufgenommen, oder dem Knittern doch keinen so ausschlaggebenden Einfluss gewährt hat, wie es bei der Charlottenburger Anstaltgeschieht. So berichtet der Moniteur de la Papétrie française, 1895 Nr. 17, dass unter Leitung des Prof. Persoz ein Papier-Untersuchungslaboratorium der Pariser Handelskammer errichtet worden ist, dessen Verfahren mit denen der Charlottenburger Prüfungsanstalt übereinstimmen. In Oesterreich wurde dem Vereine der österreichisch-ungarischen Papierfabrikanten ein Vorschlag des technologischen Gewerbemuseums behufs zu erlassender „Papier-Normalien“ zur Begutachtung übergeben. Hervorzuheben wäre darüber, dass nur drei verschiedene Stoffklassen ins Auge gefasst werden. Es mag der Ansicht Ausdruck geliehen werden, dass dies eine zu begrüssende Vereinfachung ist. Denn heute, bei der so sehr vervollkommneten Herstellung des Zellstoffs genügt es wohl vollständig, wenn man nur eine Stoff klasse für reine Hadernpapiere, eine für Papiere beliebiger Zusammensetzung, Holzschliff ausgenommen, und eine dritte Stoff klasse für ganz beliebige Stoffe, also auch mit Holzschliff, wählt. Aus dem ungarischen „Statut betreffs Lieferung und Untersuchung von Papier“ sei als besonders erwähnenswerth hervorgehoben, dass die „Dauerhaftigkeit“ durch die Reissarbeit in Kilogramm auf 1 qm vorgeschrieben erscheint. Vom theoretischen Standpunkte möchte diesem Vorgange nur beigepflichtet werden. Aber die praktische, genügend verlässliche Ermittelung dürfte manchen Schwierigkeiten begegnen und viele Reclamationen veranlassen. Es kommt da eben auch sehr viel auf die Art an, wie gearbeitet wird. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass, trotz des, nach meiner Ansicht, unzweifelhaft richtigen Grundgedankens, alle anderen Prüfungsanstalten diese Art der Bestimmung der „Dauerhaftigkeit“ nicht anwenden (vgl. 1894 294 81). In Besprechung verschiedener Einzelheiten der Papierprüfung seien die Papierfasern zuerst betrachtet. Wenn man die ausserordentliche Kleinheit der dabei in Frage kommenden Theilchen beachtet, so vermag man wohl kaum den Aeusserungen des allerdings als sehr gewiegten Praktiker bekannten W. Schacht (vgl. Papierzeitung, 1896 S. 794 und 1514) beizupflichten, dass auch der Erfahrenste die Lagerung der Fasern ebenso gut oder sogar noch besser schon bei der Bildung des Papiers auf der Maschine, sowie auch (etwa im durchfallenden Lichte) im fertigen Papiere zu erkennen und daraus fest begründete Schlüsse zu ziehen vermag, als der Mikroskopiker. Die recht mühseligen und anstrengenden Beobachtungen des Berichterstatters nach beiden Richtungen haben denselben eines anderen belehrt. Die Ansicht, dass für solche Untersuchungen, welche sich nach irgend einer Richtung mit dem Fasermateriale des Papieres näher befassen, das Mikroskop das geeignete Hilfsmittel sei, ist auch, von solchen vereinzelten Ausnahmen abgesehen, allgemein verbreitet. Um die Fasern leichter zu erkennen, werden auch gewisse Reagentien gebraucht, welche charakteristische Färbungen erzeugen. Zu den hierfür bereits bekannten Mitteln fügte Dr. Paul Klemm (vgl. Papierzeitung, 1896 S. 1417) schwefelsaures Rosanilin in saurer Lösung hinzu. Mit diesem Mittel soll es möglich sein, die verschiedenen Zellstoff arten von einander zu unterscheiden. Ungebleichter Sulfit Zellstoff wird tief violettroth; die Farbe ist mit freiem Auge und mikroskopisch zu erkennen. Gebleichter Sulfitzellstoff wird, weniger ins Violett spielend, roth. Ungebleichter Natronzellstoff färbt sich durchschnittlich noch etwas weniger stark, wie gebleichter Sulfitzellstoff. Gebleichter Natronzellstoff erhält nur einen schwach röthlichen Schimmer; unter dem Mikroskop erscheinen die Sommerholzfasern meist vollständig farblos, nur die Herbstholzfasern färben sich manchmal ein wenig, ebenso wie die Reste der etwa noch vorhandenen Markstrahlzellen. Danach wären wohl Verwechselungen und Irrthümer nicht ausgeschlossen. Um diese zu vermeiden, wird auch noch Malachitgrün benutzt. Zellstoff, welcher sich mit Rosanilinsulfat roth, mit Malachitgrün deutlich grün färbt, ist ungebleichter Natronzellstoff; färbt sich Zellstoff mit Rosanilinsulfat wohl auch roth, dagegen mit Malachitgrün schwach blau oder gar nicht, so ist auf gebleichten Sulfitstoff zu schliessen. Sehr beachtenswerth erscheint ein Vorschlag von W. Herzberg in den Mittheilungen der königl. mechan.-techn. Versuchsanstalten in Charlottenburg, 1896 Heft 5/6, weil der Vorschlag geeignet scheint, die Vortheile verlässlicher mikroskopischer Untersuchungen einem grösseren Kreise, insbesondere auch unmittelbar der Fabrikation des Papieres, werthvoll zu machen. Nach Herzberg sollen nämlich gewissenhafte Normalbilder von „rösch“ und „schmierig“ gemahlenen Stoffen mit verschiedenen Zwischenstufen hergestellt, als mikroskopische Lichtbilder vervielfältigt und so der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. In den bezeichneten „Mittheilungen“ sind auch solche mikrophotographische Proben in sehr gelungenen Bildern enthalten, welche für sich selbst sprechen. Auf etwas Aehnliches kommt schliesslich auch der Vorschlag von Gustav Smidth hinaus (vgl. Papierzeitung, 1896 S. 1479). Smidth erzeugte nämlich mittels eines Projectionsapparates in 40facher Vergrösserung Bilder von Holzschliff, welche ganz vorzüglich über die Eigenheiten des Holzschliffs aufklärten und eine Versammlung von Praktikern, denen diese Bilder vorgeführt worden sind, hoch befriedigten. Auf gewissenhafte mikroskopische Untersuchungen, denen sich auch Festigkeitsproben anschlössen, stützt sich die Habilitationsschrift von Director Max Schubert in Dresden über die „Lagerung von Fasern im Papier“ (vgl. Papierzeitung, 1896 S. 458). Es sind wohl schon vor ihm diesbezügliche Versuche gemacht worden, besonders seien jene von Schacht, der schon oben erwähnt worden ist, hervorgehoben (vgl. 1892 286 157). Aber, wie dem Berichterstatter scheint, von keinem mit solchem Ansehen von Verlässlichkeit und so eingehend, wie von Schubert. Dieser fand, dass Papier, welches mit Natronlauge gekocht wird, leicht in zwei oder mehrere Schichten zerfällt, wenn es über 40 g pro qm schwer ist. Die Faserlagerung findet mit und ohne Schüttelung nicht bloss nach der Längs-, sondern auch nach der Querrichtung statt. Nur zeigt es sich, dass ein für jedes Papier und jedes Fasermaterial anderer, bestimmter Grad der Schüttelung die Fasern zwingt, sich mehr und mehr quer gegen die Maschinenrichtung zu legen, wenn auch der ideale Zustand, dass die Fasern in gleicher Zahl der Längen- und der Querrichtung nach liegen, nicht zu erreichen ist, wenn man sich auch durch hohe Schuttelungszahlen diesem Ideale nähern kann. In den oben erwähnten Schichten, in welche schon etwas dickeres Papier zerfällt und welche auf allmähliches Absetzen der Fasern hinzuweisen scheinen, ist übrigens ein wechselndes Verhältniss zwischen derLänge und der Quere nach gelegten Fasern zu bemerken. In der oberen Schichte nähert sich das Verhältniss mehr dem idealen Eins, als wie unten. Die Erklärung dürfte darin zu suchen sein, dass eben die oberste Schicht am längsten flüssig, also auch am längsten der Schüttelwirkung ausgesetzt bleibt. Auch die Festigkeitseigenschaften, Reisslänge und Dehnung, beeinflusst die Schüttelung zweifellos, wie Schubert durch Proben nachgewiesen hat. Deren Resultate, in Diagrammen verzeichnet, lassen auf einen Blick die Einwirkung erkennen. Ganz auffallend ist aber der Einfluss, welchen die Mahlungsdauer unter sonst gleichen Umständen nimmt. M. N. Reztsoff machte in der kaiserl. Expedition der Staatspapiere in Petersburg eingehende Versuche (vgl. Papierzeitung, 1897 S. 2176), welche erkennen lassen, dass bis etwa 10 Stunden Mahldauer die Festigkeit des Papieres energisch mit der Zeit gestiegen ist, während danach das Steigen nur langsam stattfand. Dr. L. Niccoli in Rom macht die Bemerkung, dass bei den heute meist üblichen Papierfestigkeitsprüfern deshalb unrichtige, zu kleine Resultate erhalten werden, weil die Belastung nicht ununterbrochen, sondern sprungweise, stossartig wächst. Deshalb erhöht Niccoli bei seinen Untersuchungen die Beanspruchung dadurch, dass er in einen Belastungsbehälter Wasser in ununterbrochenem Strahle fliessen lässt und absperrt, wenn der Riss erfolgt. Der Gedanke ist gewiss nicht schlecht, wenn auch nicht ganz neu, weil man Aehnliches bei Prüfungsapparaten benutzt. Nur muss man die Resultate Niccoli's vorläufig noch recht misstrauisch betrachten, weil er durch seine Methoden Zahlen findet, welche theilweise mehr als doppelt so gross sind, wie jene, welche mit dem Schopper'schen Apparate (vgl. 1892 286 155) erhalten werden. Man muss da unwillkürlich an einen Fehler denken, besonders wenn man überlegt, mit welcher Sorgfalt z.B. in der Charlottenburger Anstalt Schopper'sche Apparate gehandhabt werden und wie sehr deren Resultate mit jenen anderer Festigkeitsprüfer übereinstimmen. Welche Prüfer aber immer benutzt werden mochten, so galt doch die Regel, dass das Papier in der Maschinenrichtung grössere Festigkeit und kleinere Dehnung, in der Querrichtung kleinere Festigkeit und grössere Dehnung besass. Um so auffallender sind ganz vereinzelte Fälle, welche diesem Gesetze nicht gehorchen und in der Charlottenburger Anstalt beobachtet wurden, bei einem Copirseidenpapier besonders auffallend, weniger bei einem Normal-Conceptpapier. Die Festigkeitsregel blieb nämlich, aber die Dehnung in der Maschinenrichtung war grösser, als in der Querrichtung. Unter die Prüfungsmethoden auf mechanische Widerstandsfähigkeit ist auch das Knittern zu zählen. Schon in früheren Aufsätzen wurde der Abneigung gedacht (vgl. 1896 301 218), welche vielfach dem Knittern von Hand entgegengebracht wird. Begreiflich ist daher die Spannung, mit welcher auf die Resultate mit einem mechanischen Knitterer von Prof. E. Pfuhl in Riga nach D. R. P. Nr. 86331 gewartet wird, wenigstens auf jene Resultate, welche in Folge amtlichen Auftrages von der Charlottenburger Anstalt erhalten werden. Denn andere Stimmen, besonders auch aus der Praxis, von Seite des Professors und Directors der École centrale de papétrie F. Ermler in Paris, von Seite des technologischen Gewerbemuseums in Wien liegen bereits vor. Insbesondere die letzterwähnten, ausführlichen Versuche, welche von Prof. Lauboeck in den „Mittheilungen“ des genannten Instituts 1897 veröffentlicht worden sind, gewähren Einblick in ein Zahlenmaterial, welches andere, als der Erfinder, gewonnen haben. Nach Lauboeck's Ausspruch ist der Knitterer jetzt wohl noch nicht geeignet, indem der Apparat noch Constructionsmängel gezeigt hat. Prof. Pfuhl hat aber jüngst Verbesserungen in Einzelheiten veranlasst, so dass man nach Ansicht des Berichterstatters hoffen darf, einen allgemein anerkannten brauchbaren Knitterer in der Pfuhl'schen Construction zu bekommen. Textabbildung Bd. 310, S. 210 Prüfungsapparat von Pfuhl. Prof. Pfuhl sieht davon ab, die so ausserordentlich verwickelte Handknitterung mechanisch vollständig nachzuahmen, vielmehr erstrebt er, das Wesentliche auf mechanischem Wege und damit bestimmte Zahlen zu erreichen, welche Vergleiche zulassen (siehe Papierzeitung, 1896 S. 2250). Wir finden beim Handknittern ein Biegen, ein Reiben und Hin- und Herziehen des Papieres. Bedeuten in Fig. 138 g und g1 zwei Gummiplatten, zwischen welchen sich das zu prüfende Papier pp1 befindet, so haben wir uns gg1 gegen einander unter entsprechendem Andruck verschoben zu denken, wie es die Pfeile andeuten. Da der Reibungscoëfficient zwischen Gummi und Papier grösser ist, als der zwischen Papier und Papier, so wird das Papier von dem Gummi mitgenommen und mit einer Reihe von sehr nahe bei einander liegenden Falz-, also Biegungsstellen wie bei f versehen; das Papier wird also gebogen und gerieben, noch nicht aber (von der Falzstelle entfernt) wesentlich gezogen. Wenn aber die Platte g1 z.B. glatt ist, so würde bei der Bewegung von g1, etwa nach der Pfeilrichtung, die Platte g1 einfach über das Papier hinweggleiten, ohne es mitzunehmen, es bliebe nur bei der einen Falzstelle bei f. Wenn wir aber das Ende p1 des Papieres etwa bei a, wie punktirt angegeben, befestigen, dann muss es auch der Bewegung von g1 folgen wegen des Zuges, der (allerdings entgegen der für g1 bemerkten Pfeilrichtung) dann ausgeübt wird; das Papier wird dann auch in dem an g1 liegenden Theil gezogen. Um dies in einer für den Gebrauch möglichst bequemen Form zu verkörpern, wurde an Stelle der Platten gg1 Cylinder gewählt (vergl. Fig. 139 bis 142). Der zu prüfende Papierstreifen pp1 wird durch eine Klemmvorrichtung bei a am Umfange einer Metallwalze g1 befestigt. Diese mittels Doppelkurbel H (Fig. 142) in Lagern drehbare Walze ist auf der Unterseite von einer Mulde k umgeben, auf deren etwas vorstehenden Rändern eine Gummiplatte g aufgeschraubt ist, die aber die Walze nicht, oder nur ganz leicht berührt. Der Zwischenraum ist in den Figuren absichtlich etwas grösser gezeichnet, um die Deutlichkeit zu erhöhen. Wenn die Klemmvorrichtung links in Fig. 139 oberhalb l gestanden ist, und p1 geklemmt worden ist, so wird das Papier in einfacher Lage durch Drehung gegen r, also gegen rechts, zwischen g und g1 gebracht. Wenn dann weiter, in der Stellung Fig. 139, durch die Pumpe D Pressflüssigkeit in den Raum zwischen k und g gepumpt wird, so rückt die Kautschukplatte g an das Papier pp1 fest heran und drückt es an g1. Wird nunmehr g1 langsam von r gegen l bewegt, so bildet sich, weil das Papier durch Reibung von g gehalten, von g1 aber bei a mitgenommen wird, zuerst eine Schleife bei f, Fig. 140, endlich eine Falzstelle f, welche bei der Weiterdrehung von g1 fortschreitet, wie in Fig. 141 zu erkennen ist, bis die Bugstelle endlich links am Rande zum Vorschein kommt und das Papier durch sehr viele Falzstellen geknittert ist. Nun lässt man die Pressluft entweichen, schaltet den Streifen verkehrt wie vorhin ein, dreht dann, wenn die Klemme a sich bei l befand und wieder Druck gegeben worden ist, in der entgegengesetzten Richtung, also von l nach unten gegen r, wodurch nochmals, und zwar verkehrt gegen früher, geknittert wird. Textabbildung Bd. 310, S. 211 Fig. 142. Prüfungsapparat von Pfuhl. Pfuhl hat nun gefunden, dass die Knitterbarkeit jedes Papieres aufhört, dass also das Papier beim ersten oder zweiten Knittern auf seinem Apparate zerstört wird, wenn ein bestimmter Andruck erreicht wird. Diesen bezeichnet Pfuhl als Reissdruck. Er wird durch ein Manometer M (Fig. 142) gemessen und als Maasstab für die Knitterbarkeit des Papieres angesehen. Für letzteres sind damit bestimmte Zahlen gegeben. Prof. Pfuhl geht sogar so weit, in diesen Zahlen die einzigen nothwendigen mechanischen Angaben zu sehen, welche die Brauchbarkeit des Papieres bestimmen können. Nur wohleingerichtete Anstalten, denen auch die Mittel zu langwierigen Versuchen zu Gebote stehen, können über diese Frage entscheiden, weshalb auch, wie erwähnt werden möge, für die Prüfung des Apparates an der Charlottenburger Anstalt zwei Jahre in Aussicht genommen sind. Es wäre lebhaft zu wünschen, dass die bezüglichen Arbeiten ein günstiges Resultat ergeben, um die über die Willkürlichkeit der Handknitterung, insbesondere aus den Fabrikantenkreisen, erhobenen Klagen, deren Berechtigung nach Ansicht des Berichterstatters nicht zu leugnen ist, verschwinden zu machen. Neben der Pfuhl'schen Vorrichtung ist auch ein Apparat von Louis Schopper in Leipzig von der Charlottenburger Anstalt in den Kreis jener Versuche einbezogen worden, welche einen Ersatz der Handknitterung bezwecken. Der Schopper'sche Apparat, vgl. Papierzeitung, 1897 S. 1963, ist in den Einzelheiten sehr hübsch durchgebildet und geht darauf hinaus, das Papier so oft zu falzen, bis es bricht, also ein Vorgang, der schon von der Leipziger Prüfungsanstalt in wesentlich gleicher Art versucht worden ist. Bis jetzt aber anscheinend ohne Erfolg. Es ist abzuwarten, ob der Schopper'sche Apparat ein glücklicheres Schicksal haben wird. Auch Hans Postl in Thalham schlägt einen Apparat zum Ersatz der Handknitterung vor. Zwischen zwei Glasplatten bewegt sich lothrecht auf und ab ein Pressbalken, in welchen ein Papierstreifen eingespannt ist, dessen anderes Ende an der unteren Hubgrenze des Pressbalkens im Gestelle geklemmt ist. Wird nun der Pressbalken, z.B. mittels Kurbel und Schubstange, auf und ab bewegt, so muss sich der Papier streifen ähnlich wie die Seitenwände einer Ziehharmonika falten, endlich wird er vom Pressbalken gegen die Unterlage gedrückt und die Falten werden geknickt. Aus der zur Zerstörung nothwendigen Umdrehungszahl gewinnt man eine ziffermässige Angabe für die Widerstandsfähigkeit des Papieres. Was nun den Vergleich der Resultate aller dieser Apparate mit jener Erkenntniss, welche die Handknitterung vermittelt, betrifft, so ist klar, dass eine Uebereinstimmung deshalb nicht immer zu erwarten ist, weil denn doch diese mechanischen Vorgänge nicht vollständig mit der Handknitterung übereinstimmen. Am nächsten steht dieser noch der Arbeitsvorgang im Pfuhl'schen Apparate, und es ist daher nur begreiflich, wenn sich in einer grossen Anzahl von Fällen Uebereinstimmung in der Klassificirung ergeben hat, welche einerseits die Charlottenburger Anstalt mit der Handknitterung, andererseits Prof. Pfuhl mit seinem mechanischen Knitterer veranlasst hat. Ein bedeutsames Moment, welches mehr wie je darauf hinweist, die Handknitterung durch einen richtig eingeleiteten mechanischen Process zu ersetzen, ist die Erscheinung, dass bei Controlversuchen, welche Prof. Pfuhl behufs Erprobung seines Apparates veranlasst hat, sehr viele und theilweise hohe Differenzen sich ergaben zwischen den Handknitterungen derselben Papiere, welche einerseits in der Leipziger Papierprüfungsanstalt, andererseits in der Charlottenburger Anstalt gemacht worden waren. Sehr häufig traf es sich auch, dass die LeipzigerAnstalt überhaupt im Zweifel war, in welche Knitterklasse ein geprobtes Papier einzureihen sei. Bei der Prüfung auf Leimfestigkeit hat sich herausgestellt, dass das Licht und wahrscheinlich auch in manchen Fällen die Luft höchst verderblichen Einfluss auf sonst gute Papiere ausüben kann. Nach den Mittheilungen aus den königl. technischen Versuchsanstalten, 1896 Heft 5 bis 6 hat directes Sonnenlicht, welches auf Versuchspapiere der verschiedensten Zusammensetzung eingewirkt hat, und zwar in einem zweijährigen Zeitraume, die Leimung durchweg zerstört, gleichgültig, ob diese vegetabilische Harzleimung, thierische oder Doppelleimung war. Auch Vergilben wurde nachgewiesen. Um festzustellen, ob wirklich nur das Sonnenlicht in dieser Richtung schädlich wirke, wurden Papiere von der Einwirkung desselben, nicht aber vor dem Zutritt der Luft geschützt. Da zeigten sich die harzgeleimten Papiere vollständig-widerstandsfähig, so dass also bei diesen nur dem Sonnenlichte die entleimende Kraft zuzuschreiben ist, während thierisch geleimte Papiere auch bei dem alleinigen Zutritt von Luft sehr litten. Bei thierisch geleimten Tapieren haben also neben dem Sonnenlicht noch andere Factoren schädigenden Einfluss auf die Leimung. Textabbildung Bd. 310, S. 212 Fig. 147. Der vorgeschriebene Aschengehalt bei Normalpapieren gibt auch zu mancherlei Klagen Anlass. Denn, wenn die Prüfung auf Aschengehalt auch nur 0,1 Proc. mehr ausweist, als nach den Normalien in einer Klasse zulässig ist, so muss das Papier in die nächst niedrigere Klasse versetzt werden. Es ist dies eine recht drückende Bestimmung, weil sie oft ausserordentlich schwer zu erfüllen ist und auch keine besondere Sicherheit, wenigstens bis zu einem gewissen Grade, für eine besondere Dauerhaftigkeit des Papieres zu bieten vermag; vielmehr verleiht der Füllstoff in manchen Fällen dem Papiere willkommene Eigenschaften. Zu erfüllen ist die erwähnte Bestimmung schwer, weil, wie schon in früheren Berichten berührt, die Lumpen selbst leicht so viel an unorganischen Begleitern besitzen, dass die Grenze von 3 Proc. Aschengehalt schon erreicht wird. Wo soll man aber dann mit jenen unorganischen Stoffen hin, welche auf die Vorgänge beim Bleichen, Leimen u. dgl. zurückzuführen sind? Einer so scharfen und so niedrig gestellten Begrenzung bedarf es aber beim Aschengehalt gar nicht, weil er in so niedrigen Ziffern keineswegs schädliche Eigenschaften beim Papiere veranlasst, wie durch ausserordentlich viele Proben auf Festigkeit, Dehnung und Knittern nachgewiesen worden ist. Selbst bei Löschpapieren, wo man denken könnte, dass die Saugporen durch die Füllstoffe verlegt werden, hat eine Arbeit von Prof. Lauboeck nachgewiesen, vgl. Mittheilungen des technolog. Gewerbemuseums in Wien, 1896, dass bis zu etwa 12 Proc. der Füllstoff die Saugfähigkeit keineswegs beeinträchtigt, und dass selbst weiter hinauf bis zu etwa 33 Proc. kein sehr starker Abfall der Saugfähigkeit fühlbar ist. Aus dem beigegebenen Diagramme, Fig. 143, bei welchem die Ordinaten die Saugfähigkeit in Millimeter Steighöhe, die Abscissen die Füllstoffgehalte in Procenten zeigen, ist für zwei Gruppen von Löschpapieren, durch die dicke und die dünne Diagrammlinie unterschieden, der Einfluss sofort zu erkennen. Für Feuchtigkeitsbestimmungen empfiehlt R. W. Sindalt in einem Vortrage im Verein für chemische Industrie eine endgültige Vereinbarung über die Probeentnahme, um dadurch Streitigkeiten vorzubeugen. Danach soll je ein Bogen in einem Stosse genommen werden: aus der Mitte, aus der Mitte der oberen und unteren Hälfte, endlich ganz in der Nähe der Ober- und Unterseite. Aus diesen Bogen sollen dann kleine Fetzen oder Streifen, und zwar auch wieder ähnlich vertheilt (aus jedem Bogen) zur Feuchtigkeitsprüfung gerissen oder geschnitten werden. Aus der Gewichtsdifferenz zwischen dem feuchten und dem bis zur Beständigkeit des Gewichts bei einer Temperatur von etwas über 100° getrocknetem Stoffe folgt dann der Feuchtigkeitsgehalt. Um solche Trocknungen im Laboratorium bequem ausführen zu können, hat L. Schopper in Leipzig jüngster Zeit einen sehr praktischen Trockenprüfer gebaut (vgl. Papierzeitung, 1896 S. 1119). Wenn wir den Apparat von Plaschke, Kähler und Knöfler (1892 286 156) betrachten, so finden wir manche Aehnlichkeit. Allerdings ist der Schopper'sche entschieden vollkommener. Das Cylindersieb, in welches das Trockengut kommt, ist unmittelbar an das eine Ende eines Wagebalkens zu hängen. Die Wage ist unmittelbar mit dem Gestelle des Trockenprüfers verbunden und haben Versuche der Anstalt in Charlottenburg dargethan, dass, vielleicht in Folge der guten Wärmeschutzhüllen aus einer Art Filz, die im Apparate entwickelte Wärme die Wage nur kaum merkbar beeinflusst, so weit nur, dass dieser Fehler zu vernachlässigen ist. Die Erhitzung durch ein Wasserbad ist hier aufgegeben, und es umspült durch einen Bunsen-Brenner erwärmte und durch einen Vertheilungskörper gut geleitete Luft das Trockengut allseits. Als Resultat sei hervorgehoben, dass Lumpen mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 42,7 Proc. in 4 Stunden getrocknet worden sind. Für die zahlenmässige Ermittelung der Saugfähigkeit von Löschpapieren bleibt noch immer die in 10 Minuten erzielte Saughöhe maassgebend. Gegen dieses von Winkler angegebene Verfahren wendet sich allerdings Faviers in Paris, der eine Prüfung auf Oberflächensaugung vorschlägt, weil diese der Art und Weise, wie man Löschpapier benutzt, mehr entspricht. Aber die einwandsfreie Durchführung dieses Verfahrens ist noch nicht gelungen. Man müsste jedenfalls auf die Dicke des Papieres Rücksicht nehmen, denn dickes Löschpapier nimmt in derselben Zeit mehr Wasser auf als dünnes, auch wenn beide aus sonst gleichem Stoffe bestehen. Die ungemein langwierige Prüfung auf die Haltbarkeit der Zellstoffpapiere, besonders auch im Vergleich mit Hadernpapieren, hat in der Winkler'schen Anstalt inLeipzig, schon zu beachtenswerthen Resultaten geführt. Es hat sich nämlich gezeigt, dass wirklich gute, gebleichte Zellstoffe, deren Beschaffenheit durch die weiter oben angegebenen Mittel aufgeklärt werden kann, keineswegs ungünstig sich verändern, d.h. in der Dehnung zurückgehen müssen u. dgl., sondern die anfänglichen guten Eigenschaften dauernd gezeigt haben. Ueberdies ist schon der Nachweis gelungen, dass nicht bloss zweifelhaft gebleichte, und aus nicht gut gekochtem Zellstoff erzeugte Papiere in den Eigenschaften zurückgehen, sondern auch Lumpenpapiere sich ähnlich verhalten können. Damit ist aber die Ansicht bestätigt worden, die schon in früheren Berichten vorkam und dahin ging, wirklich vollkommen aufgeschlossenen Zellstoff, wie ihn die heute schon weit vorgeschrittene Industrie erzeugen kann, als vollberechtigtes Rohfasermaterial neben die Hadern zu stellen. Anlage von Papierfabriken. Immer mehr greift auch beim Antrieb in Papierfabriken die Anwendung der Elektricität um sich. Es ist nicht zu leugnen, dass durch die Elektricität als Kraft-Transmissionsmittel sich wesentliche Vereinfachungen ergeben. Aber dann nicht, wenn man so weit geht, wie Rouyer im Moniteur de la Papétrie, der bei einer Papiermaschine jedem Trockencylinder, jeder Presse u. dgl. gesonderten Antrieb durch je eine Dynamo ertheilt sehen will. Wenn auch dadurch die denkbar grösste Unabhängigkeit der einzelnen Theile und damit die Möglichkeit gegeben ist, sich allen Feinheiten der Fabrikation am genauesten anzupassen, so darf andererseits nicht vergessen werden, dass durch die von Rouyer vorgeschlagene Antriebsart das Reguliren an verschiedenen Orten für den Maschinenführer wegen der Unabhängigkeit des Antriebes aller Theile eine wahre Hetzjagd von einer Stelle zur anderen ergeben, und das Umschalten der Rheostatenstöpsel kein Ende nehmen würde. Ob das gerade zum Vortheile des Fabrikates ausschlagen würde, mag dahin gestellt bleiben. Vorläufig geht man aber keineswegs so weit; man vermeidet nur verwickeltere Transmissionsanlagen. Im Uebrigen ähneln neuere Papierfabriken in vieler Beziehung noch den älteren, wenn auch begreiflicher Weise von den Erfahrungen jüngster Zeit Gebrauch gemacht worden ist. Schöne Einrichtungen zeigt die für 5000 k tägliche Erzeugung bei einem Kraftverbrauche von 250 gebaute Papierfabrik der Maschinenbauanstalt Golzern, welche in Uhland's praktischer Maschinenconstructeur, 1896 S. 19, beschrieben und mit hübschen Zeichnungen begleitet ist, ebenso wie die Holzschleiferei von J. M. Voith in Heidenheim, für welche sehr hübsche Beschreibung und Zeichnungen in Uhland's technischer Rundschau, 1896 VII S. 1, zu finden sind. Man bemerkt insbesondere bei letzterer die getrennte Anlage der Holzputzerei von der eigentlichen Schleiferei. Für die Holzputzerei ist eine Turbine mit 35 , für die eigentliche Schleiferei sind drei Turbinen zu 250 und eine Turbine mit 150 , letztere für die Mahlgänge, Sortir- und Entwässerungscylinder bestimmt. Die Fabrik liefert in 24 Stunden 12000 bis 14000 k Schliff, und zwar ist das Trockengewicht zu verstehen.